Ilse Weiß, wie blicken wir auf wohnungslose Menschen?
Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#
Grazyna Wanat: Hallo, mein Name ist Grazyna Wanat und heute möchte ich Ihnen eine Veranstaltungsreihe vorstellen, die bereits seit fünf Jahren am Bildungszentrum Nürnberg existiert. In der Reihe "Ansichten und Kommentare" eine subjektive Politikschau mit Ulrich Maly ist der ehemalige Oberbürgermeister regelmäßig alle zwei Monate am Bildungszentrum Nürnberg zu Gast und spricht mal mit Gästen, mal alleine über aktuelle Ereignisse. Die Gäste kommen aus verschiedenen Bereichen Kunst, Kultur, Politik, Comedy, Sport und am 18. September 2024 war Ilse Weiß zu Gast, Trägerin der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg. Die Sozialwissenschaftlerin und Journalistin hat als langjährige Chefredakteurin die Nürnberger Sozialzeitung Straßenkreuzer geleitet und geprägt. Die heutige Podcastfolge ist ein Mitschnitt von dieser Veranstaltung. Hier trifft Ulrich Maly auf eine Gesprächspartnerin, die unglaublich schön und würdestiftend über Menschen sprechen kann, die ganz oft Ausgrenzung und Stigmatisierung ausgesetzt sind. Und wenn sie nach dieser Folge Lust bekommen, bei einem der Gespräche mit Ulrich Maly live dabei zu sein. Nichts einfacher als das. Schauen Sie auf die Webseite von Bildungszentrum Nürnberg. Die Webadresse heißt bz.nürnberg.de und tragen Sie einfach Ulrich Maly in die Suchmaske ein und schon sehen Sie die kommenden Termine. Die drei nächsten Termine kann ich sogar jetzt verraten. 19. März. 7. Mai und 16. Juli 2025. Und jetzt "Ansichten und Kommentare" mit Ulrich Maly und Ilse Weiss. #00:02:20-3#
Ulrich Maly: Ja, ich begrüße Sie auch ganz herzlich. Ich habe gehört, wir müssen ganz nahe hingehen. Ja, ich habe mich sehr gefreut. Ich war beim, es war eher spontan, dass die Einladung zustande gekommen ist. Ich war beim Abschied von der Ilse als StraßenkreuzerChefredakteurin und habe dann gesagt Du könntest doch mal zu mir kommen in das BZ Format, weil ich glaube, dass sie sich die letzten 22 Jahre, 23 Jahre, also fast ein Vierteljahrhundert mit dem Thema beschäftigt hat, das uns allen begegnet. Täglich eigentlich, wenn wir durch die Stadt gehen, wo aber ganz viele Menschen wegschauen, nämlich die Frage von Wohnungslosigkeit, früher hieß es Obdachlosigkeit und die Frage, wie wir als Mehrheitsgesellschaft mit bestimmten Normen, die wir haben, also man braucht natürlich seine vier Wände und man sollte ein geregeltes Einkommen haben und bestimmte andere Dinge, wie wir mit solchen Menschen umgehen. Wir haben die Situation, ich habe jetzt heute zufällig, was selten ist, weil ich eigentlich nie was wiederfinde, aber ich habe wiedergefunden, meine, ich habe die Festrede zum Geburtstag vom Donaustrudel in Regensburg gehalten. Das ist die dortige Obdachlosenzeitung oder WohnungslosenZeitung und mir ist aufgefallen, dass ich dort auch ein bisschen Sozialkunde betrieben habe, was ich heute nur noch wenig machen will. Lieber wollen wir die Erfahrungen und vielleicht auch die Rückschläge, die die Ilse über die Jahre hinweg erlebt hat, mit ihr diskutieren. Wir haben in Deutschland im föderalen Staat oft und auch bei diesem Thema eine eher kuriose Zuständigkeitsituation. Zuständig für die Frage, wer in Deutschland wie reich ist, ist natürlich der Bundestag und die Bundesregierung. Mit der Steuerpolitik bei denen, die Geld verdienen, mit der Sozialpolitik, bei denen, die Hilfe brauchen. Und bei den Vermögen ist es noch extremer. Auch hier ist die Frage, wie wir, wie wird in Deutschland Vermögen besteuert, wie wird das Übergeben von Vermögen, als Schenkung oder Erbschaft versteuert. Das ist im europäischen Vergleich so, dass die das Weitergeben von Vermögen in Deutschland mit am niedrigsten besteuert wird im Vergleich zu den anderen EU Ländern, so dass sich ein großer gesellschaftlicher Reichtum auf der einen Seite ansammelt und auf der anderen Seite aber es immer Phänomene der Armut gibt, auch von Kinderarmut, die uns eigentlich alle nicht ruhig schlafen lassen könnten. Zuständig dafür ist der Bund. Zuständig für die Wohnungslosigkeit in einer Stadt ist aber die jeweilige Stadt. Das heißt wir, Ilse hat uns oft genug auch kritisiert mit den städtischen Behörden und nicht selten selbstverständlich zu Recht, weil in den Bereich der Wohnungslosigkeit eben das Sozialgesetzbuch eines der kompliziertesten Gesetze, das die Bundesrepublik besitzt, administriert wird. Warum eines der kompliziertesten Gesetze? Weil man erstens mit so einem Gesetz eigentlich versuchen muss, alle möglichen und denkbaren Fallkonstellationen eines individuellen Schicksals abzudecken. Das geht nicht. Also hat man immer nur zwei Möglichkeiten: Entweder du gestaltet das Gesetz aus, das an den Rändern manchmal auch einer einen Mitnahmeeffekt erzielen kann, das heißt, eine Leistung bekommt, die er vielleicht nicht unbedingt braucht. Oder du gestaltest das Gesetz so eng aus, dass Menschen, die an genau diesen Rändern, weil sie eben nicht die typischen Armen, die typischen Wohnungslosen sind, die an diesen Rändern leben, auf der Strecke bleiben. Und die Diskussion, die Grazyna hat es eben gesagt, die stattfindet über Bürgergeld und Ähnliches, macht auch noch mal deutlich, ich glaube, ich habe das bei irgendeiner der letzten Veranstaltungen auch schon mal, als wir über den Steffen Mau und sein Buch "Die Triggerpunkte" gesprochen haben berichtet., de ist ein bisschen, schizophren will ich nicht sagen, aber wir haben ein gespaltenes Verhältnis zum Thema Gerechtigkeit. 75 % aller Deutschen sagen mit fester Stimme "In unserem Land geht es nicht mehr wirklich gerecht zu.". Das ist ziemlich viel für eine etablierte soziale Marktwirtschaft, die pro Kopf mit Abstand die höchsten Sozialausgaben mittlerweile fast auf der ganzen Welt hat. Aber wenn es dann konkret wird, also individuell. Dann sagen die Deutschen schon, auch das ist mehrheitlich empirisch untersucht, keine Erfahrung von mir, ja, wir sind dafür, dass man den Menschen hilft, aber nur, wenn sie unverschuldet in Not geraten sind. Was ist verschuldet, was ist unverschuldet? Das ist nicht eindeutig abgrenzbar. Wenn Sie sich dankbar zeigen und wenn Sie möglichst vorher schon irgendeinen Beitrag zur Gesellschaft geleistet haben. Das heißt, wir finden es zwar ungerecht, aber wenn einer was kriegen soll, was ja letztlich aus unseren Steuergeldern umverteilt wird, dann hätten wir schon auch gern noch ein paar Konditionen drangehängt. Dann finden wir es okay. Und bei den anderen, und das ist leider die Debatte, die geführt wird, das sind die die sogenannten Verweigerer im Bürgergeld oder früher im Hartz-IV-Bereich, das sind irgendwie 0,3 % aller Bezieher, die sich verweigern, 0,3 %. Man hat aber den Eindruck, in der Debatte jeder Zweite hat keine Lust zu arbeiten oder kommt nicht zum Termin. Bei denen schaut man dann ganz genau hin. Insofern kann man auf dem Rücken dieser Ränder des Sozialgesetzbuchs, wie breit ist der Strahl, mit dem gegossen wird oder wie fokussiert, kann man immer schon sehr sehr gut Politik machen. Und es haben sich vor 40, 45, 50 Jahren aus USA kommend, glaube ich, haben sich die Obdachlosenzeitungen entwickelt als eine Möglichkeit, den Menschen eine sehr niedrigschwellige, aber Entgelt, also bezahlte Arbeit zuzuführen, um Strukturen wieder in Leben zu bringen, die vorher völlig aus dem Gleis geraten sind. Und dann Zug um Zug kam das auch in Europa und letztlich in Deutschland. Es gibt eine ganze Reihe von Obdachlosen-, Wohnungslosenzeitschriften, die sind sehr bekannt. Der "BISS", glaube ich, ist es in Berlin, in München, "Hinz & Kunzt" ist es in Hamburg. Die habe ich schon kennengelernt, beide und eben den Donaustrudel in der Reichenstadt Regensburg. Also egal wie reich die Stadt ist, die Bedarfe gibt es immer. Und genau an dieser Stelle der Gesellschaft, die wir alle sehen und wo wir doch gerne mal wegschauen war die Ilse 22 Jahre lang tätig. Zuvor, das sagen wir noch schnell zur Biografie als Jugendliche schon ehrenamtlich engagiert in der katholischen Jugend, das wusste ich auch nicht. Ja, das stimmt. Du hast aber dann die katholische Kirche aus verschiedenen Gründen verlassen, wie du bekannt hast, unter anderem wegen den Päpsten und deren Verhältnis zur Abtreibung. Wir sind nahezu gleich alt. Ich bin älter, das sieht man, aber im Großen und Ganzen gleich alt und ähnlich sozialisiert, über den Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, über die Demonstrationen gegen den NATO Doppelbeschluss im Bonner Hofgarten, ich glaube, einige die hier sitzen, waren entweder dabei oder können sich erinnern und Ähnliches mehr. Sie hat dann Sozialwissenschaften studiert, ist Redakteurin bei der legendären Abendzeitung gewesen. In deiner Zeit, Klaus, wie du auch noch dort warst oder Redaktionsleiter warst. Und irgendwann näher weiß ich es gar nicht, sagst du, hat der Walter Grzesiek dich angerufen und hat gesagt, du könntest doch unsere Chefredakteurin werden. Dann nahm das Unglück seinen Lauf. Erzähls uns ein bisschen. #00:10:22-5#
Ilse Weiß: Dann nahm das Unglück seinen Lauf. Ist das nahe genug? Können Sie mich hören? Schön. Ich freue mich, dass ich heute hier sein darf, das möchte ich schon mal sagen. Und Uli, Ich habe jetzt auch schon wieder was gelernt. Das ist echt interessant, wer alles wofür zuständig ist. Ich erzähle gleich was über mein Unglück, aber mir ist sofort ein Beispiel eingefallen zu dem Thema, was erwartet man von Menschen, die arm sind? Wie sollen die sich verhalten? Wie wohlfeil sollen sie sich verhalten? Ich hatte ein, ein für mich, war eines meiner ersten sehr bedrückenden Erlebnisse mit einem unserer Verkäufer Reinhard Zentner. Der stand am Eingang zur Königsthrpassage. Sie nicken, Sie haben den Reinhard gekannt, oder? Ja, ein ganz toller Mensch, denn der hat auch viel Mist gebaut. Der hat zu viel zum Thema Schuld schon mal. Was ist das? Und wie gehen wir damit um, wenn jemand sagt Ich möchte was machen. Geben wir dem eine Chance, oder sagen wir, du bist ein Leben lang schuldig, du kannst sowieso, keine Ahnung, sterben. Ich weiß es nicht. Wie gehen wir eigentlich miteinander um? Jedenfalls, der Reinhard, ein toller Mensch, klug, hat nie viel von sich erzählt, hat aber immer gesagt zu uns Straßenkreuzern, ihr habt mir damals als einzige eine Chance gegeben, und ich möchte euch das zurückgeben. Und er hat wirklich dort viel verkauft. Es war seine Arbeit. Er war sieben, acht Stunden am Tag dort gestanden, hat, war klug. Und eines Tages kriege ich einen Brief von einem Menschen, der mir schreibt, er hat den Reinhard Zentner, beobachtet und ist ihm gefolgt, sozusagen nach Dienstschluss und der Reinhardt Zentner hat sich wirklich erlaubt, abends, es war spät, zum Karstadt unten in die Feinkostabteilung zu gehen und was einzukaufen. Und dann schreibt der Mensch, er findet es unverschämt, dass jemand, der so Arm ist zum Karstadt in die Feinkostabteilung geht und sich dort was zu essen holt und er wird nie mehr einen Straßenkreuzer kaufen, weil die nützen doch alles nur aus und die ganze Gutmütigkeit der Leser. Das hat mich echt umgehauen damals. Das ist wie die Frage, wie gut darfst du gekleidet sein, wenn du ein Sozialmagazin verkaufst? Das ist mit vielen ähnlichen Fragen vergleichbar. Und damals, ich habe dann auch damals einen Brief geschrieben an den Menschen, ich weiß es nicht mehr, sinngemäß war es natürlich, dass sich das, was ein Mensch macht, nicht darüber bestimmt, wo er irgendwas einkauft. Aber ich habe damals für mich, ich musste sofort denken an Enten füttern im Park. Ich glaube, dass das oft so eine, so ein Reflex ist. Und ich habe im Laufe der Zeit immer mehr verstanden, wie viele Leute erst mal denken, weil es hat ja keinen Sinn, sich da gleich mal dagegen zu stellen. Diese Dankbarkeit, es wird echt erwartet, dass Leute am besten demütig das Haupt senken. Und sie kennen das, manche Leute finden es toll, wenn sie Enten zwingen, aus der Hand zu fressen. Die wollen das nicht, das sind nämlich scheue Tiere. Und Menschen, die arm sind, sind eh gedemütigt. Warum sollen die auch noch immer das Haupt neigen. Und das war für mich eine ganz, ein ganz wichtiges Erlebnis, zemlich am Anfang meiner Arbeit. Das ist mir jetzt eingefallen, weil du das gesagt hast, mit, was erwartet man eigentlich? Man will schon helfen, aber man erwartet ein bestimmtes Verhalten, ein bestimmtes Aussehen, eine bestimmte Kleidung. Ich weiß, habe später erlebt von Verkäufern, die erzählt haben, sie haben Kunden, die sind total nett und die schenken ihnen im Winter eine warme Jacke, aber dann kamen sie, und ich habe gesagt "Wo ist denn deine Jacke?", "Ja, die kann ich nicht zum Verkaufen anziehen, da kauft mir keiner ein Heft ab.". Und dann denke ich mir, solche Spiele machen wir, oder? Okay, das nur, das nämlich wirklich richtig. Und die, ob es jetzt 0,3 % der Bürgergeldempfänger sind oder von mir aus 0,5%, das macht, wie wir sagen, das Kraut nicht fett, weil es gibt natürlich ganz andere Kaliber die unterwegs sind Und ich denke nur an die zum größten Teil eingestellten Cum Ex Verfahren. Da geht es um Milliarden und da geht es um Menschen, die sehr sehr viel Geld Steuern hinterziehen und die werden, das verjährt einfach und da traut sich halt keiner hinschauen und hinlangen. Aber gut, alle haben Angst vor Armut, alle haben Angst vor armen Menschen, alle haben Angst damit in Berührung zu kommen, weil das einfach ein Thema ist, das einen, glaube ich, auch persönlich ängstigt. Das möchte niemand. Und es war damals wirklich so, dass der Walter mich angerufen hat und das war 2002, Anfang 2002 und gesagt, ich habe damals als freie Journalistin gearbeitet, nach Abendzeitung und NN. Und er hat mich damals gefragt, ob ich jemand kennen, der den Straßenkreuzer übernehmen würde, professioneller, du hast ja wahrscheinlich eh keine Zeit. Und dann habe ich sofort gesagt "Da habe ich Zeit", weil das hat mich sofort fasziniert, ein Magazin journalistisch prägen zu dürfen und gleichzeitig auch im besten Sinne hoffentlich was Sinnvolles damit zu bewirken. Also so eine Kombination läuft einem ja nicht so oft über den Weg. Ja, und dann habe ich angefangen beim Straßenkreuzer und damals ist das Magazin viermal im Jahr erschienen. Ich weiß nicht, ob sich manche von ihnen daran erinnern. In einer Auflage von 10.000 pro Ausgabe, und es hat ungefähr ein Jahr gedauert, da habe ich dann gesagt, also so, so können wir das nicht machen, das ist ja grausam, du kannst Leute nicht drei Monate mit einem Heft hinstellen, das ist verstecktes Betteln. Also das ist entwürdigend. Wir müssen die Erscheinungsweise verknappen. Es muss mehr werden. Und dann war klar, es sind immer, es sind etliche Leute dabei gewesen, für die war das Straßenkreuzer so was wie eine Firmenfamilie gibt es heute immer noch einige, aber nicht mehr so viel hat sich viel verändert, kommen wir noch dazu. Und dann haben wir versucht, über Festanstellungen zu gehen, "BISS" macht das ja von Anfang an in München. Die haben von Anfang an Verkäufer und Verkäuferinnen fest angestellt. Das heißt, du musst eine bestimmte Anzahl Hefte verkaufen und dann hast du aber noch was draufgeschlagen und bist sozialversichert. Fand ich ganz super. Wir haben das auch gemacht und hatten teilweise sieben, acht festangestellte Verkäufer. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, die Leute, da war der Reinhard Zentner auch dabei, der hat verkauft, bis er schwer krank geworden ist und hat dann gesagt "Ich schaffe es nicht mehr". Und wir haben dann versucht, es so mild wie möglich abzufedern, weil da kommst du dann an die Schwelle und die Ingrid war dabei, die damals irgendwann viele Leute gespalten hat, weil mit manchen Leuten war sie total nett, mit anderen Leuten war sie wirklich rassistisch, also es war kein einfacher Mensch, aber wir waren auch ihr zu Hause. Und wir haben das dann nach und nach wieder aufgegeben, weil die Leute, die das gerne wollten, für sich als Modell, das einfach nicht mehr leisten konnten. Und wenn du die Leute zu sehr unter Druck setzt, wem tust du damit einen Gefallen? Also für uns war es nicht mehr möglich und bei uns hat sich die Struktur auch sehr geändert im Laufe der Jahre mit den Verkäufern und Verkäuferinnen. Es sind durch die EU Osterweiterung sind sehr viele Leute aus Rumänien gekommen. Bis heute ist es so, dass sehr viele Leute könnten Straßenkreuzer noch viel mehr verkaufen, wenn wir viele rumänische Familien nehmen würden. Und das ist für mich auch so ein Punkt. Die EU verantwortet auch vieles, was passiert in Europa und was nicht bis zum Ende gedacht wird, denn ich würde auch gehen und versuchen ein besseres Leben zu führen, wenn ich im Dreck leben muss. Ich habe mal eine Familie besucht, die Verkäufer von uns, die in Fürth wirklich in einem Drecksloch gewohnt haben, mit drei Kindern, nein, mit vier Kindern. Das eine war im Krankenhaus wegen einer Schimmellunge. Der Vermieter hat kassiert, was ging, auch das gehört immer zur Wahrheit, es gibt immer noch Leute, die verdienen an solchen Lebenssituationen. Und dann habe ich zu ihm gesagt "Mensch, Josef, ihr müsst da raus", und dann sagt er zu mir "Ja, aber das ist immer noch viel besser als in Rumänien." Und es war wirklich schlimm. Also ich, ich habe mal einen Hund gehabt, ich hätte meinen Hund da nicht gelassen. Und ja. Ja, Unglück. Für mich war es immer ein Glück, beim Straßenkreuzer arbeiten zu dürfen, weil ich glaube, es hat mir sehr viel Bodenhaftung gegeben, mch bescheiden gehalten und ich hatte das Glück, dass ich sehr viele interessante Menschen kennenlernen durfte, zum Beispiel den Klaus zum Thema Wohnen. Der Klaus, der ja fast zehn Jahre auf der Straße gelebt hat und über einen anderen Verkäufer zu uns gekommen ist, zum Straßenkreuzer. Der kam immer mit seinem Rucksack früh rein und ich habe dann mit ihm viel geredet, wie das so ist draußen, es war auch noch Winter und ich habe gesagt, mensch, das geht doch nicht. Und er hat immer, klar, er hat immer gesagt "Ach, ihr Weicheier". Klar, jemand, der draußen lebt und bei dem es auch vieles nicht rund gelaufen, auch so viel zum Thema Schuld, der Klaus hat sich damals mit seinem Chef gestritten, hat auch zu viel getrunken, hat alles hingeschmissen und ist einfach gegangen. Das ist alles sehr lustig, wenn es Sommer ist und im Winter war es nicht mehr lustig. Punks haben ihm damals geholfen, dass er Schlafsäcke gekriegt hat, er hatte ja überhaupt keine Ahnung, wie geht Obdachlosigkeit? Auch so ein kleiner Schwenker. Heute stelle ich fest Viele Menschen denken auch aus dieser Scheu heraus, glaube ich, Obdachlosigkeit ist fast so was wie ein Beruf. Also ein Mensch ist obdachlos und das ist er dann. Das gehört wie so einer, zur Personenbeschreibung gehört es dann. Aber das stimmt natürlich gar nicht. Da sind ganz viele Geschichten dahinter. Und der Klaus war lange noch auf der Straße und hat dann bei uns als Stadtführer angefangen, als Verkäufer erst, kam dann und hat gesagt "Mensch, das ist ja irre. Auf einmal reden die Leute mit mir, weil ich das Magazin habe. Vorher haben Sie mal einen großen Bogen um meine Bank gemacht", und ich habe dann gesagt "Klaus, entschuldige deine Bank, wenn du da mit dem Schlafsack liegst, ich gehe auch nicht in ein fremdes Schlafzimmer, das musst schon verstehen", das oder auch nett, dass Leute vielleicht Scheu haben, hinzugehen und zu sagen "Hör mal, wie ist denn das so?" Ich glaube, da haben sich gute Sachen entwickelt und dann hat der Klaus ja den Lord übernommen, Der hat dem Charly gehört und der Charly ist gestorben. Einer unserer Verkäufer, sehr tragisch. Und dann war der Hund übrig. Dann habe ich den Hund erst ein paar Monate und dann kam der Klaus irgendwann zu mir und er hat das damals schon längst stabil verkauft und war immer noch obdachlos und hat auch als Stadtführer gearbeitet dann für uns und zwar richtig top und erfolgreich. Alle wollten vom Klaus die Geschichten hören, weil Stadtführer beim Straßenkreuzer sein heißt immer, du musst Experte sein. Experte für Obdachlosigkeit oder Drogen, Krank oder Armut. Oder du warst schon mal im Knast. Also es ist ganz wichtig, dass du da, dass du weißt, wovon du sprichst. Und der Klaus war da fest im Team und dann kam er zu mir und hat gesagt "Du, den Hund würde ich so gern übernehmen", es war alter Kerl, schon der Hund, "würde ich sogar übernehmen. Ich glaube, ich bin jetzt soweit. Ich kann wieder für jemand anders sorgen.". Und dann hat der Klaus den Hund übernommen. Und der Hund, der Lord, schöner schwarzer Hund, hat dann dafür gesorgt, dass der Klaus eines dieser komischen Little Homes angenommen hat. Also wir waren da ja sehr skeptisch, der Klaus auch, weil es sind ja eigentlich Bretter Verschläge, ich weiß nicht, ob Sie davon schon mal gehört haben. Da gibt es jemanden in Köln, der stellt immer so Häuser irgendwo hin, wo jemand ein Grundstück zur Verfügung stellt und dann, er macht es dann in einer großen Zeremonie, schenkt es Obdachlosen. Die kriegen dann Schlüssel und leider viel zu kurz gedacht. Erstens mal es gibt weder eine Toilette da dri,n noch sonst was, also wie soll das gehen? Obdachlose müssen auch aufs Klo. Und kein Wasser. Und du brauchst natürlich auch irgendwas, wo das Ding draufsteht. In Deutschland darfst du nicht auf Dauer irgendwas abstellen. Und der Klaus konnte beim Z-Bau in Nordgarten, die haben ihm den Platz gegeben und er hat gesagt, er geht da überhaupt nur rein, obacht, weil der Lord ist jetzt so alt, den friert es im Winter und es kann er nicht, er kann ja den Hund nicht in einen Schlafsack stecken. Und das war auch wirklich die Wahrheit. Dem hat der Hund so leidgetan, weil der Klaus war in seinem Schlafsack und es war echter alter Hund. Den lässt du außen so nicht liegen. Und dann ist der Klaus in das Little Home und kurze Zeit später hat er über eine Kundin eine Wohnung gekriegt. Also der Klaus ist längst in der Wohnung, ist in einer Beziehung, ist bei uns fest angestellt über das Pfandprojekt am Flughafen. Das kommt ja auch noch dazu. Und ja, das ist super. Also er ist einer der Menschen, für die ich sehr dankbar bin, dass ich die kennenlernen durfte. Ich habe auch Leute kennengelernt, die echt Mist gebaut haben, wo ich, oder Leute, die top waren und als Straßen, als als Stadtführer gute Chancen gehabt hätten, auch einen Fuß auf den Boden zu kriegen und die sind am Tag ihrer quasi ersten Premierenführung abgehauen. Da habe ich auch gebraucht, bis ich verstanden habe, dass manchmal ein neuer Schritt in einem Leben, in dem du dich eingerichtet hast und mag es noch so klein sein aus meiner Sicht, aber es ist ein sicheres Leben und nicht jeder Schritt ist für jeden Menschen geeignet, auch wenn man es gut meint. Das habe ich aufgegeben, im Laufe der Jahre irgendwas gut zu meinen, weil es hat keinen Sinn. Du willst mich was fragen, ne? Ich erzähl schon wieder. Ich bin furchtbar. #00:25:20-2#
Ulrich Maly: Ich melde mich dann mal. Nein, ich würde, ich würde es ein bisschen strukturieren, sonst ist, das... Und eigentlich. #00:25:26-6#
Ilse Weiß: Entschuldigung. #00:25:27-2#
Ulrich Maly: Wollte eigentlich mit der Zeitung anfangen. Es heißt, du bist, der Titel war Chefredakteurin für den Straßenkreuzer. Da ging es jetzt nicht um ein Sozialprojekt, sondern zunächst mal heißt Chefredakteurin, Straßenkreuzer. Du selber hast gesagt Ich will keinen Mitleidsblatt, ich will kein langweiliges, tränenreiches Blatt, in dem man im Elend stecken bleibt. Bist dann zur Verkäuferversammlung in die Wärmestube und hast die gefragt, was sie in der nächsten Nummer gerne möchten und die haben geantwortet Kochrezepte und Rätsel. #00:25:58-0#
Ilse Weiß: Ja, und das mich echt umgehauen! #00:25:59-4#
Ulrich Maly: Das hat natürlich deinem Anspruch voll genügt, ein hochintelligentes Wohnungslosenblatt zu machen. Wie ist der Straßenkreuzer so geworden, wie er jetzt ist? #00:26:09-6#
Ilse Weiß: Weil er Kochrezepte und Rätsel hat. #00:26:11-7#
Ulrich Maly: Ich war ja an den Kochrezepten zumindest zum Teil beteiligt. #00:26:15-2#
Ilse Weiß: Ehrlich, das war Wahnsinn. Ich stand da drin, ich war erstens mal übrigens damals hoch nervös, Also ich, man geht nicht so oft in die Wärmestube ohne Not, das habe ich dann auch festgestellt. Da hat sich ja dann später die Stadtführung entwickelt, wo wir immer reingehen wollten in Häuser, weil ich finde, das gehört dazu zum Leben, aber gut. Also ich war damals hoch nervös vor meiner ersten Heftvorstellung und habe dann wirklich habe mir vorgenommen, ich frag mal was wollen alle habe,n wirklich Rätsel und Rezepte. Und natürlich ist es klar, weil jeder stellt sich vor so eine normale Zeitschrift, wenn du mal beim Arzt sitzt, da sind Rätsel drin und ein Rezept. Also das muss normal sein für so ein Magazin und das haben wir dann auch gemacht. Ich bin dann zum Jochen Banzhaf, der hat damals im Posthorn gearbeitet und habe gesagt "Jochen, du kochst doch. Hast du nicht Lust, mit mir so was zu entwickeln? Ich will das jetzt machen, weil erst frage ich und dann kann ich nicht sagen, mach ich nicht". Und dann hat der Jochen damals gesagt, der hat sich so viel Mühe gegeben, so fing das an und hat gesagt, er schaut immer, dass er billig kocht, so für vier Personen, so billig, als würdest du quasi in der Wärmestube ein Essen kaufen. Heute würde man das nimmer machen. Also dieses Geiz ist geil ist vorbei, aber es war damals wirklich toll, auch mit dem Rätsel. Und der Straßenkreuzer ist so geworden, ich glaube, weil einfach auch gute Leute da waren, die darauf gewartet haben, dass sie das ja auch beitragen können. Ich meine, der Klaus sitzt heute auch da, den Klaus habe ich, wenn ich gesagt habe, "Klaus schreibst bitte eine Kolumne, a weng was kracherts", dann hat er Klaus gesagt, "Ja", und das, da waren immer gute Leute da und wir wollten, ich wollte unbedingt, dass wir es schaffen, dass das Thema Armut, Wohnungslosigkeit, Obdachlosigkeit, diese falsche Scham verliert, dass man sich nicht so verstecken muss. Und das kannst du nur, wenn du die Leute zu Wort kommen lässt, wenn du, wenn es, wenn es auch mal kritischer wird und wenn man keine Angst hat, Themen anzupacken, die vielleicht nicht so freundlich sind. Und das ist ja auch immer honoriert worden. Also der Straßenkreuzer hat sich im Laufe der Jahre, finde ich, schon zu einer zu einer festen Zeitschrifteninstitution entwickeln dürfen und da bin ich auch total dankbar, dass das funktioniert hat und dass das, gerade in Nürnberg ist des, gehört es einfach dazu. #00:28:47-1#
Ulrich Maly: Wir wollten eigentlich fragen, wer schon mal einen gekauft hat oder gar Stammkunde ist. Bitte melden. Ich habe es befürchtet. Wunderbar. #00:28:56-5#
Ansage: Eine Person aus dem Publikum hat die Bemerkung gemacht, dass sie seit mehreren Wochen keine Straßenkreuzerverkäufer mehr gesehen hat. #00:29:05-9#
Ilse Weiß: Also das hat verschiedene Gründe. Ein Grund ist, dass vielleicht manche Leute noch gar nicht da sind, die zum Beispiel eine Familie in Rumänien besuchen. Die sparen ihr Geld und machen das und kommen dann September irgendwann wieder. Ein anderer Grund ist, es gibt im Moment ein Doppelheft. Es gibt immer im Sommer ein Doppelheft August, September und vielleicht verkauft sich das nicht mehr so gut für manche, das manche sagen, es war jetzt auch schlechtes Wetter, jetzt gerade die letzte Woche, ich tue mir das jetzt nicht mehr an, es ist ja keine Zwangsveranstaltung. Und das ist ein Grund, den finde ich sehr schmerzhaft, die Innenstadt hat sich sehr verändert und für viele Leute ist es nicht mehr das Eldorado des Verkaufs. Also wobei Eldorado jetzt übertrieben ist aber ich nenne es jetzt mal so. Die Innenstadt ist sehr öde geworden und ich, also es macht mich selber ganz traurig, wenn ich durchgehe. Es sind so viele Leerstände, so viel Traurigkeit und die meisten Leute, die den Straßenkreuzer verkaufen, versuchen einen Stand, einen Standplatz vor Einkaufszentren zu kriegen und so einfach ist es dort auch nicht. Also, da müssen wir, also ich sage immer noch wir, ich bin jetzt gar nicht mehr dabei, aber ist jetzt egal. Ja, jetzt egal. Also, wir müssen dann immer anfragen, dann brauchst du eine Erlaubnis von der Geschäftsführung, du bist auf so viel Goodwill angewiesen. Dann gibt es immer wieder Leute, mein Kollege aus Dortmund, der Bastian, sagte immer, das sind die ehrenamtlichen Verkäufer, das sind Leute, die ohne Ausweis irgendwie an Hefte kommen und dann betteln oder Leute unter Druck setzen und da kommen wir gar nicht hinterher. Und dann gibt es aber von den Einkaufszentren ein generelles Verbot, dann darf der Straßenkreuzer dort nicht mehr verkauft werden. Also es ist, es ist nicht einfach, ich sage es, wie es ist. Und die Gegend um den Bahnhof ist inzwischen eine Gegend, in der sehr viele Obdachlose sind. Und das ist auch eine Gegend, in der viele Leute inzwischen einen Bogen machen. Und wenn dann die Brigitte, das war die Partnerin vom Reinhard Zentner, die [unverständlich] stand, wenn die Brigitte da steht, die hat mir oft schon gesagt, ich bin da manchmal verloren. Sie freut sich, wenn ein paar Punks da sind, mit denen versteht sie sich gut. Da hat sich viel verändert in den letzten paar Jahren. Und das sind große Aufgaben, die auch die Kommune hat und nicht nur die Kommune. Ich weiß ja, wie viel gerungen wird, was sind richtige Wege? Aber das hat alles Auswirkungen auf den Verkauf und auf die Frage "Mache ich mich heute auf und stelle mich da hin, oder hat es keinen Sinn?" Ich sage es, wie es ist. Das ist eine Handelsentscheidung, oft. Und wenn es den Leuten nicht so gut geht, die oft auch älter werden. Ich habe immer gesagt, wir werden gemeinsam alt mit manchen. Carlo, der in Röthenbach steht, der schon diverse Krankheiten hinter sich hat, ja, der steht aber jeden Tag und wenn der nicht da war, hat bei uns das Telefon geklingelt. Der Carlo ist nicht da, ist er krank? Das ist auch toll. Aber wo gibt es noch solche Beziehungen, wenn alles so brüchig wird? Die Innenstadt ist brüchig geworden, das stimmt alles nicht mehr so. Also jetzt erscheint ja der Straßenkreuzer monatlich mit einer Doppelausgabe im Sommer und die Auflage schwankt zwischen 15.000 und 25.000. Weihnachten, also Dezember, ist natürlich die höchste Auflage, also dann immer eigentlich über 20.000. Und die verkauft sich dann auch gut. Wir dürfen jetzt alle raten, warum. Ja, ist so, Dezember ist ein Monat des Mitgefühls, da haben dann auch viele Leute, nicht Sie, aber auch viele andere Leute mal die Chance, einen Straßenkreuzer zu kaufen, die das sonst vielleicht nicht machen und der Verein hat wieder die Chance, dass manche Leute sagen Ach, ist ja gar nicht so schlecht, kauf ich's halt noch einmal. Das hoffen dann natürlich immer die Kollegen und Kolleginnen, die da sind. Klar. Ja, aber die Auflage ist, Corona war auch ein wahnsinns Einschnitt, also es gab ja auch, mein Gott, man erinnert das gar nicht mehr so, es gab ja Lockdowns, erinnern Sie sich an die geschlossenen Läden? Unsere Leute durften alle nicht auf die Straße zum Verkaufen über Monate. Dann haben wir zu Spenden aufgerufen und es war, ehrlich, man hätte weinen können vor Glück. Sie können sich nicht vorstellen, wir haben so viele Spenden gekriegt, das war so toll. Wir konnten allen Leuten über Monate jeden Monat 100 € geben. 100 € sind damals ALG II frei, also Hartz- IV frei, da gab es ja noch kein Bürgergeld. Das heißt, das durften die behalten, die hatten, die haben ja nichts verdienen können. Und die 100 €, das war super. Und dann hat die Leute von Linux von der Abteilung, die haben angefangen, ihre Essensgutscheine, die haben so Essens, die haben, die haben keine Kantine und der Chef hat ihnen immer so Einkaufsgutscheine gegeben, wo sie bei Rewe und so einkaufen konnten. Und dann haben die angerufen und haben uns die ganzen Gutscheine gebracht, dann konnten unsere Leute, boah, das war natürlich cool, konnten richtig mit Gutscheinen einkaufen gehen. Also toll. Und es war, da waren wir so dankbar, also wir waren dankbar, als Team im Büro, das, das war wie, tatsächlich, der Straßenkreuzer bekommt was zurück, das war wirklich toll. Aber Corona war definitiv ein ganz schlimmer Einschnitt. Nicht nur für die Kultur, für viele Veranstaltungen, auch für uns. Für die Leute auf der Straße. Ein riesen Einschnitt. Und jetzt, was jetzt passiert mit den ganzen Schließungen mit, mit der Hinwendung zu immer mehr Onlinebestellungen, zu verändertem Verhalten, das sind alles auch Dinge, die wären eh gekommen, aber die haben sich natürlich beschleunigt. Das muss man einfach so sehen. Ich habe zusammen mit anderen Leuten, die auch, der Andi Radlmaier zum Beispiel, der das Kulturbüro sehr lange geleitet hat und die Leute vom Bernsteinzimmer, die Natalie von der Galerie Fürth, eine Gruppe, der auffällt, dass das Thema Kultur, Kunst und da zähle ich auch den Straßenkreuzer dazu, wir sind auch ein Stück Stadtkultur, das findet immer weniger Niederschlag, auch in der normalen, gewöhnlichen Presse. Die Medienlandschaft hat sich auch krass verändert und da wollen wir jetzt gar nicht groß anfangen zu reden, aber das ist nun mal eine Tatsache. Und wir haben uns zusammengesetzt und haben eine Reihe von Veranstaltungen entwickelt, die starten Ende Oktober. Die meisten sind auch ohne Eintritt und wir machen, ich mache im Bernsteinzimmer, da wird auch 30 Jahre Straßenkreuzer eine Fotoausstellung hängen, ich mache eine Diskussion mit Kollegen und Kolleginnen von anderen Straßenzeitungen. Da kommt der Bastian aus Dortmund, die Sarah kommt von "Surprise" aus der Schweiz und die Claudia kommt vom "Augustin" aus Wien, das ist auch hochspannend und die Alisa kommt vom Straßenkreuzer dazu, meine Nachfolgerin, meine liebe Kollegin und ich moderiere und wir reden darüber, wo geht es eigentlich hin mit den Straßenzeitungen? Weil Straßenzeitungen haben neben all der anderen Wahrnehmungsproblematik ein massives Problem, die sind auf Print angewiesen, sonst funktioniert ja das ganze Modell nicht mehr, dass Leute kommen, die sagen, ich will was ändern, ich will was machen. Früher hat es der Peter Moisch gemacht, da lief alles über die Wärmestube, der hat zu seinen Leuten in der Wärmestube gesagt "Mensch, komm, du kannst doch a weng einen Straßenkreuzer verkaufen, bevor du hier abhängst". Jetzt kommen halt Leute und sagen, ich will was machen, ich will was ändern, das ist ja die Idee der Straßenzeitungen. Was sollen die verkaufen, wenn Print nicht mehr gekauft wird? Das ist ein ganz wichtiges Thema für Straßenzeitungen und diese öden Innenstädte gehören auch dazu. Also dieser Niedergang von Print, von Straßenzeitungen, die sinkende Auflage, die wir fast alle zu beklagen haben, das ist ein Thema, mit dem gehen wir in die Zukunft. Die deutschen Straßenzeitungen sind jetzt fast alle 30 Jahre+ alt, der Straßenkreuzer ist 1994 gegründet worden, der ist 30 Jahre. Toll sind manche Kulturveranstaltungen, wo zum Beispiel bestimmte Kabarettisten auftreten, die dann auch von der Bühne herab sagen, da steht ein Straßenkreuzerverkäufer. Toll ist auch, wenn der Klaus Schamberger mal wieder ein Buch vorstellt und einer von unseren Leuten ist da und verkauft , dann sagt der Klaus auch was. Also so was hilft immer, weil auch unsere Leute natürlich erleben erst mal okay, wer den Straßenkreuzer kennt, kauft den schon, aber viele Leute machen erst mal einen Bogen. Das ist auch immer noch, obwohl wir seit 30 Jahren dran arbeiten, dieses, na ja, da halten wir uns jetzt lieber mal fern. Also ich habe auch keine Lust, irgendwelche Geschichten zu erzählen, das ist wirklich oft immer noch so, hat sich viel zum Guten verändert und wir erleben es wirklich, wenn Leute den Straßenkreuzer kaufen und dann auch mal sich die Mühe machen reinzuschauen, dass sie wirklich sagen "Mensch, kann man ja lesen, ist ja interessant", aber so weit musst halt kommen. Ich habe auch nichts dagegen, wenn der Straßenkreuzer gekauft wird erstmal, weil jemand sagt, "Finde ich großartig, dass da jemand steht bei Wind und Wetter und so ein Magazin verkauft". Ja, wunderbar. Problem habe ich viel eher damit, wenn Leute sagen "Nimm den Zwickel und behalt dein Heft". Warum? Weil wir müssen die Auflage bezahlen, wir müssen auch den Grafiker bezahlen, das fällt ja nicht vom Himmel und wenn wir die Auflage auf Dauer nicht verkaufen, dann können wir das einfach nicht machen. Das ist ja keine, das ist kein Bettelkonstrukt, das ist wirklich, das soll ja auch ermutigen, tätig zu sein und wenn du den Leuten nur Geld gibst, also ich finde es toll, wenn Leute Trinkgeld geben und das ist auch in jeder Höhe willkommen, aber wenn das mit den Heften nicht funktioniert, fällt es dem Verein irgendwann auch auf die Füße. Das ist einfach nicht gut. #00:39:57-6#
Ulrich Maly: Zwischendurch aber nur anekdotisch. Beim Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters sammeln die Sternsinger Geld und seit zehn Jahren etwa haben wir einen Straßenkreuzerverkaufsstand in der Tür. #00:40:12-1#

Ilse Weiß: Das stimmt. #00:40:12-7#
Ulrich Maly: Habe ich damals mit eingeführt. #00:40:14-1#
Ilse Weiß: Da wird gut verkauft. #00:40:15-3#
Ulrich Maly: Ja, aber im Vergleich dazu, dass da ungefähr zweieinhalbtausend der reichsten Menschen dieser Stadt sich treffen... #00:40:21-3#
Ilse Weiß: Da hast du recht #00:40:21-9#
Ulrich Maly: Wird wenig verkauft. #00:40:22-7#
Ilse Weiß: Da hast du recht. #00:40:22-8#
Ulrich Maly: Und zwar sowohl bei den Sternsinger wie bei den Straßenkreuzern. Ich finde es eigentlich Jahr für Jahr beschämend, was da rauskommt. Ich glaube, ich habe irgendwann einmal in meiner Rede habe ich auch gesagt, was im letzten Jahr pro Kopf gespendet worden ist. Aber das wollen wir jetzt nicht vertiefen. Wenn man das versucht zu sortieren, sozusagen, was du erzählt hast, dann ist die Wirkung dieser Straßenkreuzer zunächst mal Aktivitäten, zum einen natürlich eine Wirkung in die Gesellschaft hinein, also die Absicht, den den Scheinwerfer sozusagen mal dorthin zu richten, wo man es gern hat, dass es dunkel ist. Wir haben es ja nicht so oft gern, dass es dunkel ist, aber bei dem Thema schon. Und gegenüber den Betroffenen selber ist es zum einen die echte materielle Hilfe auf eine Gesellschaftlich akzeptierte Art und Weise, nämlich Kaufen und verkaufen, eben nicht Spendensammeln, sondern kaufen und verkaufen. Und zum anderen, und das ist das, was mich immer am meisten fasziniert hat, ist euer, auf der Ebene drüber ist es gelebter Respekt und Würde. So ist ja glaube ich auch die Uni entstanden. Straßen, Obdachlose und Uni. Passt so was zusammen? Also ich würde mal zu den vielleicht zu euren Kindern dann noch kommen. Housing First. Das ist so ein Projekt wo man, dahinter steckt die Theorie, man muss eigentlich bei der Obdachlosigkeit zuerst ein ordentliches, ordentliche vier Wände haben und dann wird sich der Rest des Lebens stabilisieren. Nicht automatisch aber mit den sonstigen Hilfen, die es gibt, stabilisieren. Deshalb Housing First. Das sind Projekte, die es mittlerweile in ganz Deutschland zumindest in jeder größeren Stadt gibt. Und auf der anderen Seite dann wieder der Straßenkreuzer, wo meine Überschrift wäre "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern es braucht auch das Hirn". Wo also echte Professoren, auch echte Oberbürgermeister, zu Seminaren gekommen sind und vor einem ganz interessanten Publikum dort Vorlesungen gehalten haben. Also das finde ich eigentlich das Spannendste und vielleicht sogar Wichtigste daran, dass ihr den Artikel eins des Grundgesetzes dort tätig, vermittelt und auch selber praktiziert. #00:42:33-8#
Ilse Weiß: Das mit der Uni ist, das ist wirklich so großartig, danke, dass du das noch mal an bohrst. Ich weiß nicht, ob Sie die Straßenkreuzuer-Uni kennen. Also seit 2010 gibt es die Straßenkreuzer-Uni und die, die lebt weiterhin. Die hat Corona überlebt und ist auf gutem Wege, sich wieder zu stabilisieren. Und ich habe heute noch den, der Film, in dem du die Rede hältst und sagst, eine Uni erfordert ja normalerweise Zugangsvoraussetzungen, Abitur und alles Mögliche und die Straßenkreuzer-Uni ist genau anders, die erfordert die Voraussetzung einfach, dass du dich interessierst für was und du musst gar nichts. Und das war so toll, das war ja ziemlich am Anfang und der Uli hat damals Glücksgerichte gekocht. Und was war's? Nudeln. Und wir hatten eine wahnsinns Warteliste und wo wurde gekocht? In der Lernküche der Heilsarmee. Die Heilsarmee hat nämlich eine Lernküche, in der Menschen, die lange wohnungslos sind und bei der Heilsarmee wohnen, wieder ermutigt werden, selbst zu kochen. Also das war ja immer ein wichtiges Prinzip unserer Uni, dass wir einerseits, wir wollten, haben immer Leute gemeint, in allererster Linie die arm sind, die vielleicht in der Unterkunft wohnen, die sich abgeschlossen fühlen von Bildungsangeboten. Die würden heute nicht hierher kommen, das wäre schon zu viel des Guten. Und die in allererster Linie, aber auch alle anderen, weil wir finden, es ist so wichtig, dass wir uns über Interessen begegnen und nicht über den Geldbeutel. Das war unser Ansatz. Und unsere, also die Uni kam zu mir über eine Kollegin aus Graz, die hatten damals so eine Uni begonnen, aber die haben ausschließlich Leute eingeladen in wohnungslosen Unterkünften und das wollten wir nicht. Wir wollten nicht so eine geschlossene Veranstaltung, wo man quasi sagt "Jetzt machen wir mal was für die Armen". Wir wollten das nicht, etwas für die Armen machen, nicht in dem Sinne. Und dann gab es danach auch immer so ein Essen, was vom Bäcker und uns hat immer fasziniert die Idee das, ich habe das immer gesagt, bei uns niemand auf der Straße verhungern muss, aber im Kopf verhungerst du schnell, wenn du dich nicht mehr gemeinfühlst. Und das wollten wir ändern. Und gleichzeitig wollten wir alle Leute einladen, die Interesse haben, zu unseren Vorlesungen zu kommen, genau wie alle. Und du sitzt neben jemandem und weiß nicht, woher der kommt und welche Geschichte der hat. Na und? Muss man ja nicht wissen. Das Interesse vereint einen und das ist etwas, was sehr, sehr gut angekommen ist. Bis heute hat die Uni Stammhörer, Stammhörerinnen. Gerade am Anfang war es phänomenal, wie viele Leute gesagt habe, das strukturiert mein Jahr. Wir hatten zwei Semester ja auch mit Abschlussveranstaltung mit Urkunden, wenn jemand eine bestimmte Anzahl an Themen besucht hat. Wir haben damals und auch bis heute mit dem Jobcenter gearbeitet, dann gab es Urkunden vom Jobcenter, die haben das begrüßt als Baustein der beruflichen Weiterbildung und haben empfohlen, wenn jemand sich jemals bewirbt, das beizufügen, die Urkunden. Also so einfach funktioniert es natürlich nicht, du gehst nicht zur Straßenkreuzer-Uni und dann findest du einen Job so einfach. Aber es gab Leute, die haben tatsächlich auch wieder Jobs gefunden, gerade am Anfang. Aber die Uni ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass beide Richtungen stimmen müssen, das ist einfach richtig. Also es geht nicht nur darum zu sagen wir machen was für die Armen, so geht es gar nicht, leute müssen auch selbst was wollen. Wichtig ist, dass wir was für uns alle machen, dass wir uns die Chance geben, uns zu begegnen und kennenzulernen. Das war eigentlich immer das Wesentliche für mich, das, ja und das Wir und genau und dass wir nicht auch jemanden weder in die eine noch in die andere Richtung vorführen, sondern dass wir einfach die Möglichkeit schaffen, du kannst mit jemandem reden, du kannst jemandem begegnen, zum Beispiel bei der Uni oder zum Beispiel bei den Stadtführungen, die, wo wir auch zur Wärmestube reingehen, wo wir reingehen, in die Notschlafstelle, Kassandra besuchen, unterschiedliche Einrichtungen, auch die Bundespolizei besuchen. Also es gibt, und inzwischen kommen ja ganz viele angehende junge Polizistinnen und Polizisten mit Bussen aus den Kasernen, weil unsere Stadtführungen Teil des Lehrplans geworden sind. Und sie können sich, ich glaube, Sie können gar nicht erahnen, was das mit Stadtführer und Stadtführerinnen macht, die ein Leben lang oder viele Jahre ihres Lebens massive Probleme mit der Polizei hatten und plötzlich kommt ein Bus junger Polizisten und sie führen die Gruppe und erzählen, was über das Leben auf der Straße oder über ausgegrenzt sein. Das macht total stolz und das ermutigt. Und das ist für, auch für die Einrichtungen war das immer ganz wesentlich. Also ja, ich finde, alles ist gut, was, das war wieder das mit dem, das Leute kneifen, wenn sie eine Chance kriegen, weil du darfst Leuten nicht sagen, was sie zu tun haben, damit sie ein richtiges Leben führen. So funktioniert es nicht. Es gibt Menschen, die leben einfach anders, ob man das jetzt aushält oder nicht, aber es ist eben so und ich glaube, alles ist gut, was uns ein bisschen gelassener macht und uns in aller Wertschätzung und mit allem Respekt aufeinander zugehen lässt. Und das hat unsere Arbeit immer durchzogen und alle Projekte, die wir machen. Und deswegen wollten wir auch immer, dass möglichst viele Projekte, gut, der Verkauf jetzt nicht, der Verkauf heißt, du kannst nur verkaufen, wenn du wenig Geld hast, aber es ist ja auch nicht so, dass sich Leute darum reißen würden, den Straßenkreuzer zu verkaufen. Aber wir haben die anderen Projekte, es geht uns immer darum, diese, ja, Augenhöhe, diesen Respekt, diese Begegnungsmöglichkeit zu schaffen. Ich kann sie da echt einladen, ist alles offen, kostenlos, es ist immer total spannend. Und der Uli kocht jetzt zwar nicht mehr, aber es gibt immer tolle Veranstaltungen. Das war damals schon richtig gut. #00:49:01-0#
Ulrich Maly: Irgendwann habe ich auch mal einen Vortrag gehalten. #00:49:03-7#
Ilse Weiß: Das stimmt. #00:49:04-2#
Ulrich Maly: Aber es stimmt, ich habe gekocht und ich hatte auch, damals hatte ich noch eine D-Mark Höchstgrenze oder so, oder Euro-Höchstgrenze. Das hat mich ein bisschen herausgefordert, aber ich habe es geschafft. #00:49:14-8#
Ilse Weiß: Ja. #00:49:15-4#
Ulrich Maly: Nudeln mit Thunfisch und Gratinierte Chicoreé war's, das weiß. ich noch. Unter 5 Mark glaube ich. #00:49:20-3#
Ilse Weiß: Und ich weiß noch wie du rein bist und gesagt hast... Ja. Und jeder musste die Hände waschen, jeder musste irgendwas, ein Messer hat jeder gekriegt und dann, weil du hast gesgt, also mache ich jetzt nicht alleine, müssen alle mitmachen. Das war super. Das war echt toll. #00:49:34-1#
Ulrich Maly: Erzählt über Housing First. #00:49:37-1#
Ilse Weiß: Housing First. Also das war mit dem Max zusammen, Max Hopperdietzel, der lange bei der mudra gearbeitet hat, Drogenhilfe. Ich habe irgendwann ein Heft gemacht, das hieß "Das ist doch kein Zuhause", da hat man so einen Nürnberger Brückenbogen gesehen und da habe ich damals über diese Zustände geschrieben, wie schwierig das ist, eine würdige Unterkunft zu finden und dass Finnland das einzige Land in Europa ist, das über Ein Staatsprogramm versucht, Obdachlose erst gar nicht entstehen zu lassen. Und damals kam der Max dann auf mich zu von der mudra, der war dann noch bei der mudra und hat gesagt "Mensch, das haut mich echt um, wenn, ich dachte auch immer, Leute verlernen ja quasi das Wohnen" und wir haben uns dann ausgetauscht und haben gesagt Mensch, komm, wir versuchen das noch anzuschieben. Und es war klar, der Max hört bei der mudra auf, der ist dann beim Straßenkreuzer eingestiegen und ich habe gesagt "Max, das wird mein letztes großes Projekt, das will ich unbedingt, dass wir das noch schaffen." Und wir haben so rumgemacht und dann hat uns ja die, das Sozialministerium in München schließlich unterstützt, etzt wird uns dann ja auch die Stadt Nürnberg unterstützen, war von Anfang an positiv dabei und ich habe noch mit meiner Kollegin gesprochen, mit der Caro, weil ich bin ja nicht mehr beim Straßenkreuzer und habe gesagt, Caro, die leitet jetzt das Projekt Housing First, das läuft seit knapp zwei Jahren jetzt glaube ich oder seit anderthalb. Also die Caro sagt, also insgesamt hat Housing First bisher 21 Menschen in 18 Wohnungen vermittelt. Und ich möchte betonen die meisten Wohnungen kommen von Privatvermietern und Vermieterinnen. Das ist doch erstaunlich. Also die wenigsten kommen institutionell, sei es von der WBG oder Vonovia, glaube ich, gibt es auch zwei Wohnungen und das ist auch so großartig, dass Leute sagen, ich versuche das jetzt einfach mal. Es sind jetzt noch aktuell 18 Erwachsene plus drei Kinder in 17 Wohnungen, genau neun Frauen, neun Männer und eine Mutter und ein Vater sind da jeweils alleinerziehend drin. Deswegen auch die drei Kinder. Drei Wohnungen sind weggefallen, weil zweimal längere Haftstrafe ist und einmal ist jemand ins Ausland gezogen. Zwei Wohnungen werden aber nachbesetzt und eine Wohnung geht verloren wegen Eigenbedarf, die Vermieterin ist selber in die Notlage gekommen, die muss ihre Wohnung selbst nehmen, es fällt ihr nicht leicht. Vier weitere Wohnungen sind im Moment im Angebot und die Warteliste ist riesig. Und da sind wir jetzt bei dem Thema. Wirklich draußen sein oder in einer Notunterkunft leben, das ist echt kein schönes Leben, also auch wenn der Klaus damals immer gesagt hat ihr Weicheier, er lebt heute auch gerne in seiner Wohnung. Er hat noch seinen Rucksack, er sagt, man weiß nie, was passiert, aber es ist schön und es sind, sage ich gleich vorab, bestimmt sind nicht alle Leute geeignet, die obdachlos sind allein in einer Wohnung zu leben und für sich gut zu sorgen. Aber bestimmt sind da draußen ganz viele Leute, die das sofort gerne hätten und keine Chance haben auf eine Wohnung, oder, ich habe letztens mit Thorsten Bach gesprochen, der hier die Wohnungslosenhilfe ja macht und er sagt, es gibt immer mehr Leute in wohnungslosen Pensionen, die eine Arbeit haben und keine Wohnung finden. Die haben da eigentlich nichts mehr zu suchen. Aber wenn du die rausschmeißt, sind die auch obdachlos. Die finden keine Wohnung. Dieses Thema ist ein riesiges Thema und Housing First zeigt uns, dass es zumindest möglich ist und wenn ich jetzt sehe, die Leute sind, die allermeisten, sind einfach stetig in ihrer Wohnung, die meisten, die Caro sagt immer, die verschlucken sich so, die sind, die sind jetzt einfach in ihrer Wohnung und wohnen. Bei manchen brechen ganz alte Geschichten auf, die brauchen intensive Betreuung. Dafür ist das Housing First Team da. Ich finde, eine bessere Konstellation gibt es ja gar nicht. Also das ist ja auch die Garantie für den neuen Mieter und die Vermieter*innen, das, niemand wird allein gelassen und das finde ich schon richtig toll. Und ich habe ja... #00:54:06-5#
Ulrich Maly: Kurzer Zwischenruf, damit man erklärt, über was wir reden. Also Housing First ist die eigene Wohnung, in der ein Mensch oder eine Familie oder eine Bedarfsgemeinschaft lebt. Die Miete ist sicher, weil die wird vom Sozialamt übernommen in dem Fall. Die obdachlosen oder wohnungslosen Pension ist eine Einrichtung der Stadt, wo, ich sage mal manchmal wild durcheinander, man versucht es natürlich schon zu ordnen, aber manchmal wild durcheinander Menschen zum Wohnen gebracht werden, aber meistens in Zuständen, die nicht dauerhaft akzeptabel sind. Pensionen, wo du halt dann ein Pensionszimmer hast und wo es schwierig ist mit Kindern. Tiere sind oft dann ganz verboten. Und dann gibt es noch die sogenannten Notschlafstellen. Das ist ja Thema, dass jetzt, wenn der Winter kommt, dann auch wieder sicher in der Zeitung stehen wird, wo Betten bereitstehen, die man abends beziehen kann und in der Regel morgens wieder verlassen muss. Davon gibt es eine ganze Reihe mit sehr, sehr vielen Betten. Aber das ist natürlich kein Ersatz für ein eigenes Bett in den eigenen vier Wänden, aber das ist das Leistungsversprechen der Stadt, dass niemand auf der Straße oder unter der Brücke schlafen muss, sondern dass es diese letzte, natürlich objektiv gesehen schlechteste, aber trotzdem immer noch besser als draußen zu erfrieren, Möglichkeit gibt unterzukommen. Die Stadt hat dann noch eine ganze Menge Wohnungen, die sie auch anmietet für für Menschen, die betroffen sind. Aber es ist ein relativ schwieriges Geschäft, das in einer Stadt, wo ohnehin jeder Wohnungen sucht, wo die Wohnungsnot groß ist, eine Stadt, die wächst, wir sind in den letzten 15 Jahren um ein Mal Bamberg gewachsen in Nürnberg, ohne dass sich die Stadtfläche vergrößert hätte, also knapp 65.000 Einwohner mehr in den letzten 15, 20 Jahren, die auf der gleichen Fläche und in der Regel auf der gleichen Menge von Wohnungen unterkommen müssen. Das sozusagen, ums zu sortieren und Housing First... #00:56:07-0#
Ilse Weiß: Danke für die Struktur. Danke für die Struktur. #00:56:09-9#
Ulrich Maly: Ich werde es nicht aufgeben. #00:56:12-8#
Ilse Weiß: Ich setze es einfach voraus, ist Blödsinn. #00:56:15-2#
Ulrich Maly: Genau. Und Housing First nimmt die Beste unter allen schlechten Lösungen. Und diese 20 Matches, also wo die Wohnung den Menschen und der Mensch die Wohnung gefunden hat, ist im bundesweiten Vergleich, auch wenn man sich jetzt denkt, in zwei Jahren oder in eineinhalb Jahren nur 20, das ist ein relativ guter Wert für eine Großstadt mit großer Wohnungsnot. #00:56:35-6#
Ilse Weiß: Und vielleicht, um jetzt mal weniger Struktur reinzubringen. Wirklich, Danke, das hat mich jetzt wirklich ermahnt, weil das kann ich natürlich wirklich nicht voraussetzen, Tut mir total leid. Also wegen der Struktur wollte ich sagen, in Nürnberg wohnen oder leben ungefähr zweieinhalbtausend Menschen, die als wohnungslos gelten. Also ich mache da schon immer noch einen Unterschied. Wohnungslos heißt, dass du keinen eigenen Mietvertrag hast und obdachlos heißt wirklich du bist draußen. Also es gibt, da gibt es natürlich, niemand geht irgendwohin ins Rathaus und sagt "Ich bin jetzt obdachlos. Ich melde mich zur Stelle". Nein, obdachlos, da bist du einfach weg vom Fenster, bist auch oft nicht mehr gemeldet, diese Menschen werden auch nicht gezählt. Also man schätzt ungefähr 100 Menschen, die obdachlos sind in Nürnberg, die keine keine Versicherung, die sind einfach draußen. Ob jetzt zum Beispiel die Leute, die jetzt hier oft am Bahnhof auch sind, alle dazu gezählt werden, möchte ich bezweifeln, aber die gehen auch in die Wärmestube. Manche, die werden dann auch mitgezählt. Also in der Wärmestube, die zählen schon, welche Leute reinkommen, aber ungefähr 100, Aber 2500 Leute sind ohne eigenen Mietvertrag. Und die allermeisten, das hat der Uli jetzt schon erzählt, sind untergebracht. Die Stadt hat ja auch die Aufgabe, Obdachlosigkeit zu beseitigen, so heißt es, glaube ich. Es heißt nicht, Obdachlosen zu helfen, sondern Obdachlosigkeit ist ein öffentliches Ärgernis, das muss beseitigt werden, so ist die Formulierung. Und die meisten Leute leben eben in Unterkünften, in Pensionen oder bei der Heilsarmee oder in der Großweidenmühle, das ist ja die städtische Unterkunft für wohnungslose Menschen. Und es gibt diese Notunterkünfte, die auch von, im Domus zum Beispiel von der Caritas unterhalten werden oder auch von der Heilsarmee, ganz unterschiedlich, aber auch viel, die Stadt finanziert natürlich, die Stadt, trägt die allermeisten Kosten. Da bin ich nicht so fit, der Bezirk trägt, glaube ich auch manche Kosten, ist aber wieder bei einer anderen Unterbringung und einige der Pensionen, also die Stadt mietet ja quasi Pensionszimmer an für Leute, die auf der Straße sonst landen würden und die Pensionen sind aber allermeistens in Privateigentum. Und da geht schon echt das Messer auf oft. Also die sind oft in einem ganz schlechten Zustand und ich weiß, das ist ein schwieriges Thema, weil man natürlich froh ist, wenn die Leute überhaupt eine Unterkunft haben, aber das ist wirklich oft unter aller Sau. Und da leben Leute oft zu dritt oder zu viert, aber jeder, von jedem wird der Höchstsatz genommen, den das Jobcenter hergibt oder das Sozialamt. Da kommt, da kommt was zusammen. Die haben keine eigene Küche, keine eigene Toilette, das ist alles Gemeinschaftsraum. Und es erklärt zumindest bei einigen Menschen, beim Klaus Damals hat es erklärt, warum der gesagt hat, "Ich gehe lieber auf die Straße", weil du kannst dir das ja auch nicht mal aussuchen, mit wem du da in dem Zimmer bist. Das sind ja auch teilweise echt psychisch kranke Menschen dabei, was, was halt so ist, das ist ein weites Feld, aber Housing first und es stimmt, Housing first versucht, Menschen, die was, die das ändern wollen und es sind viele, die Wartelisten, weiß ich von meinen Kollegen und Kolleginnen werden immer wieder geschlossen, weil niemand die Leute über Jahre enttäuschen möchte. Das geht nicht. Jetzt hat mir die Caro erzählt, wir haben jetzt eine zweite Liste geöffnet, sage ich "Wieso habt ihr eine zweite Liste?", dann sagt sie, "Weil immer mehr Familien kommen" und das finde ich dann schon schlimm. Also wenn, es gibt auch immer mehr Familien jetzt gerade in Pensionen, also diese Not, eine Wohnung zu finden und kann man auch sagen, wer weiß, wer da schuld ist. Wahrscheinlich haben sie irgendeine Miete nicht bezahlt, aber es ist doch trotzdem kein Zustand. Und das geht ja nicht. Und. Und große Wohnungen sind aber echt schwierig. Also die sind ja schon auf dem freien Markt schwierig, die sind auch für Menschen, die eine Wohnung suchen, wo sie wieder einen Mietvertrag bekommen, erst recht schwierig. Und ich habe die Caro auch gefragt, "Caro, was würdest du dir wünschen?" und sie hat gesagt, sie würde sich vor allem wünschen, dass die Öffentlichkeit besser informiert wird, dass Menschen im Leistungsbezug, in welchem auch immer, auch keine schlechteren sind und dass Housing First in der Lage ist, dafür zu sorgen, dass eine Miete auch regelmäßig gezahlt wird. Und sie ist es so leid mit diesen vielen Vorurteilen, es tut so weh. Also diese, die Leute kriegen einfach keine Mietverträge. Und deswegen sind Caro und ihre Kollegen und Kolleginnen sehr dankbar, dass es einfach trotzdem Vermieter und Vermieterinnen gibt, die das wagen und in den allermeisten Fällen, wie man sieht, sehr gut fahren. Der Topmieter, das hat mir der Axel erzählt, der Axel gehört auch zum Housing First Team, weil der, die erleben schon auch schwierige Geschichten, aber ist so, alos eben auch psychisch schwierige Geschichten, weil Leute zur Ruhe kommen in der Wohnung. Aber ich sage "Axel, und gibt es jemanden, den du zu denen du richtig gern besuchst?", sagt er "Ja". Immer am Freitag, das ist immer der Letzte, den er besucht, bevor er heim geht zu seiner Familie, das ist ein älterer Herr, der war lange in der Notunterkunft, war auch obdachlos und der hat jetzt eine Wohnung und er sagt uns, "Zu dem komme ich immer. Dann macht er schon einen Tee und stellt die Kekse hin und sagt "Mir geht's einfach gut."" So einfach kann es gehen. #01:02:35-1#
Ulrich Maly: Jetzt wird es Zeit für den Papst. Ich habe extra, weil du aus der katholischen Kirche ausgetreten bist, habe ich ein Zitat von Papst Franziskus mitgebracht. #01:02:45-9#
Ilse Weiß: Sehr schön. #01:02:46-3#
Ulrich Maly: Bettina, wenn wir irgendeinen Mist erzählen, korrigierst du uns bitte. Hat gestimmt bisher?Ja, wunderbar. Aus der Weihnachtspredigt vom vorvorletzten Jahr, glaube ich, von Papst Franziskus: "Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen. Wie sehr braucht die Welt doch Zärtlichkeit." Da ist er wahrscheinlich Experte als Papst, aber er hat, ich finde den Sat, also ich will mich jetzt nicht lustig machen drüber, aber ich finde den Satz und die Begrifflichkeit "Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit, die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen.", den finde ich eigentlich ziemlich klug in so einer Weihnachtsbotschaft, weil er zum Teil natürlich theologisch verbrämt das formuliert, was wir jetzt über eine Stunde diskutiert haben. #01:03:35-9#
Ilse Weiß: Ja, Zärtlichkeit ist ein schönes Wort. Ja, so weit würde ich jetzt gar nicht gehen wollen. Aber wenn der Klaus sagt, er fände schon toll, wenn man an Leuten vorbeigeht, die obdachlos sind und jetzt vielleicht nicht gerade völlig fertig sind mit der Welt, aber es gibt ja auch viele verschiedene Facetten und wenn man sich traut, einfach mal lächelnd hin zu nicken, dann wäre schon mal für den Menschen, der da sitzt, das Gefühl da "Ich existiere, ich bin nicht Luft". Das wäre auch eine Form von Zärtlichkeit für den Menschen neben mir eine ganz kleine. Ich würde es jetzt noch gar nicht so nennen, aber gut, ich bin ja auch keine Päpstin. #01:04:14-6#
Ulrich Maly: Dauert noch ein bisschen. Also jetzt gerne Sie, wenn Sie mögen. Irgendjemand habe ich vorhin abgewürgt. Dort hinten in der Ecke. Ja. #01:04:23-7#
Publikumsfrage: [Publikumsfrage nicht aufgenommen] #01:04:24-8#
Ilse Weiß: Das finde ich auch gut. Also, es gibt ja jedes Jahr, jetzt war wieder, eine internationale Konferenz der Straßenzeitungen und da treffen sich Leute aus der wirklich aus der ganzen Welt, von Brasilien bis Kanada, von Australien bis Norwegen und treffen sich, dieses Jahr waren sie in Liverpool, jetzt letzte Woche. Und dann werden zum Beispiel genau solche Themen besprochen. Was kommt auf uns zu? Die Skandinavier sind da viel weiter und dort gibt es längst bargeldloses Zahlen. Das läuft über Handy Apps, oder, in Skandinavien ist das so normal, da denkt sich auch niemand was dabei. Wir im ganz alten Europa sind gerade dabei, verschiedene Formen von bargeldlosen Zahlen auszuprobieren. Es gibt Versuche, bei "BISS" in München jetzt, die sind gerade dabei, ein Modell zu entwickeln. Und die Wiener, Augustin, die fangen jetzt an und die haben ein Modell zusammen mit Open Source, also mit einer mit Entwicklern, die sich nur mit offenen Programmen bedienen und das ist typisch Straßenzeitung, das wird sie auch erzählen, wenn sie da kommt, die machen das für uns alle. Also es wird einmal, die kriegen einmal ein Sponsor, der unterstützt sie dabei, weil es gibt Entwicklungskosten und dann können alle Straßen Zeitungen davon profitieren, weil es wird auch auf uns zukommen. Also wir werden mit einer riesigen Verzögerung laufen, gerade in Deutschland. Aber das Thema wird kommen. Also danke, dass Sie, das Sie die Frage stellen. Viele Themen. Ich, die letzte Veranstaltung, die letzte Konferenz, bei der ich war, werde ich nie vergessen, hat ein Kollege aus Mexiko erzählt, dass sie unter Gefahr für Leib und Leben oft die Straßenzeitung verkaufen, die nur verkaufen können, wenn sie Leute finden, die irgendwie den Druck mit der Hand sozusagen finanzieren. Und sie verkaufen am liebsten auf Märkten, wo die Mafia kontrolliert, weil die Mafia lässt ihnen ein paar Stunden Zeit. Polizisten, da haben sie total Angst, dass sie gleich abkassiert werden. Und dann habe ich gesagt "Und wie lebst du damit?" und dann sagt er "Für mich ist es okay. Mein Büro ist im ersten Stock." Dann habe ich gesagt, was er damit meint, da hat er gesagt "Na ja, wenn doch mal jemand auf uns schießt, wir sitzen ja immerhin im ersten Stock." Und dann denke ich, ich lebe echt auf der Insel der Seligen. Wir haben, wir reden über bargeldlose Zahlungen und wir reden über würdiges, würdiges Leben und wie gehen wir miteinander um. Da wird mir immer wieder bewusst, jede Gesellschaft lebt natürlich mit ihren Themen. Wir sollten versuchen und manchmal sollten wir uns ein wenig schämen, dass wir es nicht schaffen, unsere vergleichsweise fassbaren Themen mit Zärtlichkeit voranzubringen. #01:07:20-2#
Ulrich Maly: Am Ende, und das ist, denke ich, das, was wir heute zeigen wollten, lohnt es sich, darüber zu reden, lohnt sich, darüber nachzudenken, geht es nicht darum, Betteln auf höherem Niveau zu organisieren, sondern Würde und Respekt als Haltung. Und das ist, glaube ich, das, was dich auszeichnet, auch in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten, dass du diese Haltung konsequent, hart, manchmal auch hart, wenn es die Stadt getroffen hat, das ist auch richtig so, dass du die hart vertreten hast und dass wir alle vielleicht, wenn wir heute heimgehen und noch nicht so intensiv über die Fragen nachgedacht haben, auch darüber nachdenken. Und selbst wenn man den Straßenkreuzer schon gekauft hat, dem anderen trotzdem fröhlich Hallo sagt. Ich habe meine zwei, der eine, der jetzt gerade arm dran ist, weil die Lorenz Kirchenpassage gesperrt ist, das ist der mit dem Pferdeschwanz, der bei dem trockengelegten Brunnen sitzt und der andere vorne an der Museumsbrücke. Und mit denen habe ich immer, wenn ich im Dienst war, auch einen Moment geplaudert. Beides tolle Typen, muss man sagen. Auch das lohnt sich, denen so zu begegnen. Max Weber, Politik als Beruf und das, was die Ilse macht, ist nicht Sozialarbeit, sondern Politik schreibt und das jetzt aus dem Kopf und unzulänglich zitiert: "Nur wer gewappnet ist mit jener Festigkeit des Herzens, die auch dem Scheitern aller Hoffnungen gewachsen ist, nur der hat den Beruf zur Politik", oder in dem Fall zum Straßenkreuzer. Vielen Dank, liebe Ilse. #01:08:53-3#
Ilse Weiß: Vielen Dank! Also wirklich, danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich merke, dass mich das immer noch sehr, sehr berührt und umtreibt, was mit dem Straßenkreuzer und mit Straßenzeitungen und der ganzen Straßenzeitungsfamilie so läuft. Danke. #01:09:07-5#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Wer den Straßenkreuzer nicht kennt, sollte das ändern! Seit 30 Jahren gibt es dieses Straßenmagazin, das die vielfältigen Geschichten und Stimmen in Nürnberg sichtbar macht.
Ilse Weiß erzählt im Gespräch mit Ulrich Maly von der Entstehung des Straßenkreuzers und wie sie zu diesem mittlerweile etablierten Medium gekommen ist. Die Sozialwissenschaftlerin, Journalistin und Trägerin der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg war über zwei Jahrzehnte als Chefredakteurin tätig und entwickelte unter ihrer Leitung die Nürnberger Sozialzeitung zu einer anerkannten Publikation. Weiß initiierte außerdem Projekte wie die „Straßenkreuzer-Uni“, die Stadtführungen „SchichtWechsel“" und die Housing-First-Initiative für „bedingungsloses Wohnen“.
Ein Gespräch über wertvolle Erfahrungen, wohnungslose Menschen, Ausgrenzung, gesellschaftliche Wahrnehmungen und Erwartungen gegenüber armen Menschen, Berührungsängste, Stigmatisierung und Herausforderungen – sowie über Würde, Mut, Engagement, Beharrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Zärtlichkeit.
Diese Folge ist eine bearbeitete (gekürzte) Aufnahme einer Veranstaltung aus der Reihe „Ansichten und Kommentare – Eine subjektive Politikschau mit Ulrich Maly“, die im Bildungszentrum stattgefunden hat. Ulrich Maly war von 2002 bis 2020 Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg. Er war beliebt nicht nur als Politiker, sondern auch als begnadeter Redner, der komplexe Sachverhalte respektvoll und oft humorvoll immer auf den Punkt zu bringen wusste. In unserer Reihe trifft sich Ulrich Maly mit dem Publikum im Zwei-Monats-Rhythmus, kommentiert aktuelle Ereignisse und lädt zum Gespräch ein.
Links:
- Straßenkreuzer: Startseite » Straßenkreuzer e.V.
- Veranstaltungsreihe Ansichten und Kommentare - mit Ulrich Maly: Gesellschaft und Kultur | Bildungszentrum Nürnberg
- Weitere Podcastfolge zu Obdachlosigkeit: Peter Münch, wie leicht wird man wohnungslos? | Bildungszentrum Nürnberg
Foto: Maria Bayer
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Aufgenommen am: 18.09.2024
Veröffentlicht am: Donnerstag, 6. Februar 2025
Moderation: Ulrich Maly
Im Gespräch: Ilse Weiß
Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede zweite Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.
Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an!