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Hamado Dipama, was ist noch schlimmer als rechtsextremer Terrorismus?

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#

Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zur neuen Folge der KontaktAufnahme. Mein Name ist Hannah Diemer und ich bin heute zu Gast bei Hamado Dipama. Herr Dipama ist Referent für Antirassismus und Antidiskriminierung bei AGABY und war am ersten Juni Wochenende 2022 beim vierten NSU Tribunal in Nürnberg. Das NSU Tribunal ist ein Projekt des Aktionsbündnis NSU Komplex Auflösen, in einem Zusammenschluss aus Initiativen in ganz Deutschland, die solidarisch mit den Betroffenen des NSU Terrors verbunden sind. In diesem Podcast gehen wir davon aus, dass Sie wissen, dass der NSU, also der Nationalsozialistische Untergrund, Deutschland über Jahre terrorisiert hat und viele Verletzte sowie neun Mordopfer gefordert hat. Diese sind Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Diese Mordserie wurde über Jahre nicht als solche erkannt und wurde erst durch die Selbst Enttarnung 2011 öffentlich. Wenn Sie mehr über die Fehler der Behörden wissen möchten, dann hören Sie unsere Podcastfolge 25 mit dem Journalisten Jonas Miller. Der Link dazu und der Link zu weiteren Informationen finden Sie in den Shownotes. Jetzt aber zu unserem Podcast Gast Herr Dipama und dem vierten NSU Tribunal, das unter dem Motto "Anerkennen, aufklären und verändern" stand. Herr Dipama, wie haben Sie denn das Event empfunden? #00:01:57-4#

Hamado Dipama: Ja, ich habe den Event also sehr, sehr gut gefunden, muss ich sagen. Gleich nach dem nach der Veranstaltung, nach dem ganzen hatte ich zwei unterschiedlichen ja, sag es mal Feedback, ja oder Gefühle. Zum einen positiv, dass es so viele engagierten Organisationen und Initiativen sich in Nürnberg gefunden haben und auch die Organisator*innen, was für eine großartige Arbeit sie in Nürnberg geleistet haben, bzw. davor für die Vorbereitung um sowas auf die Beine zu stellen. Ich war sehr, sehr begeistert. Ich fand es sehr, sehr positiv, dass die unterschiedlichen Aspekte da wirklich zu hören, zu sehen waren. Und auch, dass die betroffenen Familie die Gelegenheit bekommen, sich zu vernetzen, weil das sind einige wussten nur vom Namen voneinander, aber hatten nicht die Gelegenheit miteinander zusamen zu sitzen, in einem Ort zu sprechen, über ihre Schmerzen, gemeinsam Schmerzen, das sind unterschiedlichen Schmerzen, aber was ist gemeinsame Schmerzen. Ja, und das ist sehr wichtig. Und deswegen auf der anderen Seite wirklich sehr bedrückend auch, deswegen die zwei Gefühle positiv und der negative ist bedrückend. Weil wenn man hört, was die Betroffenen so viele Jahre danach noch zu kämpfen haben, dass sie noch keine Unterstützung auf Seiten des Staates, oder auf staatlichen Seite. Das macht mich schon sehr traurig. Das macht mich traurig. Ich denke, lernen wir als Gesellschaft wirklich von unserem Fehler in der Vergangenheit? Und wenn wir nicht von unseren Fehlern lernen, warum denn nicht? Und das sind sozusagen auch offene Fragen, also zwei unterschiedlichen Gefühle positiv und negativ und mit offenen Fragen, die ich mitgeschleppt habe. #00:04:34-3#

Hannah Diemer: Sie haben selber als Redner auf einer Veranstaltung teilgenommen. Was war das denn für eine Teilveranstaltung? #00:04:42-1#

Hamado Dipama: Ich war als Redner bei der Veranstaltung, bei der Podiumsdiskussion. Der Titel war "Rechte Gewalt in Bayern. Geschichte, Aktualität und Gegenstrategie." Also, das war der Aspekt Bayern, dass wir, also unterschiedlichen Akteur*innen, also die auf dem Medienbereich, Sie haben vorhin Jonas genannt, den ich sehr schätze in seiner Ansätze, weil, wenn ich das sage, also ich bleibe ein bisschen kurz da, um zu sagen, warum ich das so gerade gesagt habe, weil die Medien haben auch während den NSU auch eine negative Rolle gespielt. Wir wissen, wie die Berichterstattung gelaufen ist, wir wissen, welche Begriffe benutzt werden. Dönermorde usw. war, ja, als Resultat, was die Medien uns abserviert haben. Und deswegen ist für mich sehr wichtig, dass ein Journalist wie Jonas, ja, ganz anders, also in einer aufklärerischen Ebene ja unterwegs ist und uns mehr Infos oder die Bürger*innen wichtigen Infos, mehr Infos zu geben. Ansonsten auf unserem Podium war ja auch Vertreterinnen von NSU Watch, die auch eine sehr wichtige Arbeit tun. Wir haben Robert Andreasch auch aus München von a.i.d.a. [Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e.V.] , dem Archiv von den rechten Strömungen, sach ich mal hier in Bayern, aber auch ganz Deutschland. Und diesen unterschiedlichen und Sichtweise und Konstellation, die wir als Podiumredner*innen, glaube ich, dass das schon beigetragen hat, um die Situation ein bisschen klarer darzustellen und dass wir auch gemeinsam mit dem Teilnehmer*innen gucken, was sind, was ist die aktuelle Situation? Natürlich. Über die Vergangenheit haben wir auch viel gesprochen, aber für mich war es sehr wichtig, dass wir über die jetzige Situation und wie gehen wir damit um? Zum Beispiel meine Kritik ist ja so, dass wir in Bayern, aber nicht nur in Bayern, oft den rechtsextremen Ecke, nur den rechtsextremen Ecke als Fokus haben. Das Problem ist aber größer als das. Und für mich Ich sehe das sogar ein Denkfehler. Das ist für mich sogar ein Denkfehler, weil es suggeriert, es sind nur ein paar Gruppen sozusagen am Rande der Gesellschaft, die Probleme entstehen, für uns als Gesellschaft. Ein paar Verrückte am Rand der Gesellschaft, die das zu machen. Aber das Problem ist tiefer, das Problem liegt mittel und tief in unserer Gesellschaft, nämlich der Rassismus. Der Rassismus, die in unserer Mitte der Gesellschaft tief verankert ist, in die Institution, in die Strukturen. Also den NSU, wir wissen, was bei den Sicherheitsbehörden gelaufen ist und deswegen, es ist für mich sehr wichtig, dass wir natürlich im Blick behalten, was die organisierten Gruppen der Rechten tun, aber nicht als das einzige. Sondern auch dafür zu sorgen, oder den Augen drauf haben, wie läuft es in unsere Institutionen und Strukturen und und in unserem Gesellschaft allgemein. Noch ein Punkt, warum ich das so sage, um das zu bekräftigen, wie wichtig es ist, der Rassismus in unserer Mitte der Gesellschaft wirklich als das größte Problem zu sehen. Nach dem NSU, die unterschiedlichen Anschläge, die wir leider erleben mussten, das sind von Menschen ausgeübt worden, die man nicht im Blick hatte, ja. Die hatten zwar ein gewisser Kontakt, also natürlich, das sind keine Einzeltäter, die waren auch irgendwo involviert, aber nicht die Strukturen, die man denn Augen drauf hatte. Und deswegen ist wichtig nicht nur diejenigen, die man kennt, die organisieren sich hier und um die nur denen den Fokus zu legen, sondern eigentlich überall. #00:09:46-7#

Hannah Diemer: Damit sprechen Sie ja auch genau die Forderungen an, die das NSU Tribunal auch immer hatte, In dem ersten NSU Prozess, der damals fünf Jahre gedauert hatte, wurden die drei Haupttäter als Einzeltäter*innen dargestellt und überhaupt nicht das Netzwerk beleuchtet, in dem das Ganze eigentlich stattgefunden hat. #00:10:07-0#

Hamado Dipama: Ja, deswegen bekräftige ich trotzdem meinen Kritik. Es mag zwar, dass das auch ein Forderung da ist, aber es reicht nicht, nur eine Forderung zu machen. Das heißt, wir müssen ja selber als Antirassist*innenorganisation, als Antifaschist*innen oder einfach als aufgeklärter Menschen ja, die, oder Bürger*innen, die einfach für eine offene Gesellschaft, eine solidarische Gesellschaft sich ansetzen, müssen aktiv werden, ja, und zwar in die Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung. Weil wenn Sie aktiv da sind,da werden Sie auch den anderen auch sehen, um auch da aktiv werden, wenn irgendwas los ist. Aber wenn Sie andersrum das machen, erstmal nur auf der extremen Ecke, dann vergessen Sie den sogenannten Kleinigkeiten, die eigentlich keine Kleinigkeiten sind. Und das ist, was ich meine. Das ist so, es ist schwierig irgendwie das sehr verständlicher irgendwie rüber zu bringen, aber es ist meine Ansatz die ich versuche es seit so vielen Jahren in meiner Antirassismus- und Antidiskriminierungsarbeit. Und deswegen, wenn ich zum Beispiel höre, auch auf der politischer Ebene, Rechtsextremismus ist das größte Gefahr unsere Gesellschaft. Dann sage ich das ist falsch, das ist falsch. Der Rassismus ist das größte Gefahr für unsere Gesellschaft und Rechtsextremismus ist die Spitze des Eisberges. Und so müssen wir es sehen. Und wenn wir das nicht verstehen wollen, dann glaube ich, das wird schwierig, eine Lösung wirklich von unserem gesellschaftlichen Problem zu finden. Das ist eine Gefahr für die Demokratie. Und wenn wir das nicht so sehen, dann denke ich, es wird schwierig. #00:12:20-8#

Hannah Diemer: War das auch das Ergebnis von Ihrer Podiumsdiskussion damals oder hatten Sie da noch andere Punkte mit den Podiumsdiskutant*innen? #00:12:29-3#

Hamado Dipama: Na ja, wir hatten schon mehrere Punkte. Ja, wir hatten mehrere Punkte. Es ging ja auch um, also Sie haben ja gerade auch gesprochen, die Mittäter*innen, die eigentlich noch rumlaufen des NSU Prozess, die wir in München gesehen haben. Für mich war einfach eine Prozessshow, die nichts viel gebracht hat. Deswegen sagen wir, kein Schlussstrich. Es muss vieles noch gemacht werden. Es muss Untersuchungsausschüssen noch zustande kommen, weil einige Geschehen noch aufgeklärt werden müssen. Und da war auch eine ganz starke Punkt in unserer Diskussion auf dem Podium, weil wir zum Beispiel, Menschen, die von Rassismus und Diskriminierung direkt betroffen sind, ja, wir laufen, wir leben einfach mit Angst. Also ich muss ehrlich sagen, ich kann, wenn es ab 22:00 Uhr, 23:00 Uhr irgendwo auf dem Weg nach Hause, ich bin nicht ganz, ja, ich laufe nicht ohne Angst und erst dann, wenn ich zu Hause bin, ja, und oft, also vielleicht einfach mit diesem Angstreflex in die letzte Zeit muss es noch absperren, wenn ich zum Beispiel in mein Zimmer reinkommen, was ich früher nicht gemacht habe. Das heißt, wir wissen ganz genau, dass es Menschen gibt, Rassist*innen gibt, Rechtsextremen gibt, die, und sogar Menschen auf der Sicherheitsbehörden, die den NSU mitgeholfen haben oder als Mittäter*innen sind, die heute rumlaufen. Das kann sogar einer deiner Nachbarn sein, das wissen wir ja nicht. Und wir sehen auch, wie die Schrecklichen Geschehen in vor ein paar Jahren immer wieder sich häufen. Olympia Einkaufszentrum in in München. Wie kann es passieren, dass du in einem McDonalds sozusagen rein kommst und nie wieder rauskommst? Wie viele Menschen haben wir da in München verloren? Wir reden über Integration, aber wir befinden uns in einer Situation, wo wir nichtmal gemeinsam feiern können. Ja also sprich der Rassismus und Türsteher, Politik usw.. Viele Jugendlichen mit Rassismuserfahrung können in bestimmten Lokal nicht reinkommen, ja, oder fühlen sie sich dort nicht willkommen, ja und sie sind gezwungen irgendwo in eine Shisha-Bar oder so, wo sie sich zu Hause fühlen. Und so was passiert wieder, wie es in Hanau passiert. Das heißt egal wie, haben wir nirgendswo wo wir uns sicher fühlen können. Und stellen Sie sich vor das man mit so ein Angstgefühl lebt. Das ist kein Leben. Das ist kein Leben. Das heißt, es ist gleichzeitig ein Hilferuf für uns, für die Menschen, die ja von diesem Problem, sag ich mal ausgesetzt sind. Und das war auch ein wichtiger Punkt in unserer Diskussion. #00:16:09-2#

Hannah Diemer: Haben Sie noch andere Veranstaltungen besucht an dem Wochenende oder waren Sie nur bei Ihrer eigenen mit dabei? #00:16:14-9#

Hamado Dipama: Nein, nein. Ich war natürlich schon bei vielen anderen Veranstaltungen. Unter anderem, es gab ja auch einen Raum auch für Betroffenen, die es teilgenommen habe. Unter anderen war die Initiative Oury Jalloh da, da war die Initiative von der Familie aus Hanau, aus Kassel. Und wie es vorhin auch den Münchner Olympia-Einkaufszentrum, die Opferfamilie. Also da war ja auch sehr wichtig, weil das ein gewisser auch ein Self-Empowermentraum war. Ich war aber auch am Abend in dem großen Plenum, wo die betroffenen Familien ihre Geschichte erzählt haben und das war sehr bedrückend, ja. Und es ist wichtig, dass wir das auch mitnehmen. Wie lebt diese Familie heute noch nach diesem schrecklichen Geschehen, dass die ihre Familienangehörigen verloren haben. Und nach das sie sogar von den Sicherheitsbehörden, vom Opfer zum Täter gemacht wurden, wie lebt man mit so einer Situation? Also das sind auch, da war Erfahrung, ja, schmerzhafter Erfahrungsaustausch, die für mich in so einem Rahmen sehr, sehr wichtig war. #00:17:48-3#

Hannah Diemer: Es wird sicher ja noch mal ein nächstes NSU Tribunal stattfinden. Warum würden Sie den Menschen empfehlen, dorthin zu gehen? #00:17:56-0#

Hamado Dipama: Es gibt tausende Gründe, dass ich alle, die uns zuhören, empfehlen möchte, dort hinzugehen. Zum einen ist es einfach wichtig zu erfahren, in welcher Situation leben wir als Gesellschaft, weil warum habe ich vorhin gesagt, wir Menschen, die direkt von Rassismus betroffen sind und nicht nur von Rassismus betroffen, weil von Rassismus betroffen sind wir alle in die Gesellschaft. Alle, die uns jetzt zuhören, egal in welcher Couleur und so du bist, ist von Rassismus betroffen. Direkt betroffen ist anders, aber das macht was mit uns als Gesellschaft auch. Und deswegen müssen alle sich dafür einsetzen, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo der Respekt, miteinander und Solidarität miteinander gelebt wird. Und in so einer Veranstaltung wie den NSU Tribunal, da erfahren die Teilnehmer*innen sehr viel und wie sie sich engagieren können oder wie sie sich sozusagen einfach in ihrer Nachbarschaft solidarisch miteinander leben können. Aber auch wichtig zu wissen, direkt Betroffenen, wie kann man die behilflich sein? Oder einfach um zu erfahren über diesen Menschen, welche Schmerzen die mit sich tragen, um, ja, was soll ich sagen, natürlich kann man ja nicht, man kann es nicht direkt empfinden, ja, wenn man so was nicht erlebt hat, das kann niemand. Aber es ist wirklich wichtig, das wir schon ein bisschen ein bisschen nah zu diesem Menschen zu empfinden, was, nicht zu empfinden, sondern, ich weiß nicht, welche Worte ich jetzt nutzen nutzen kann. Ja und das hilft uns, ja, sag ich mal, unserem Umgang auch mit anderen Menschen und auch mit diesen Menschen, die unsere Solidarität nach wie vor benötigen. Das ist sehr wichtig. Aber ein wichtiger Punkt ist ja auch, es muss Zivilcourage, es muss mehr Zivilcourage in unserer Gesellschaft, wenn wir wirklich unsere Demokratie oder die Demokratie, die da ist, wirklich beibehalten wollen oder schützen wollen. Weil, ich bezeichne Demokratie, genau so wie ein Ei, also man muss es nicht so fest halten, aber auch nicht viel zu locker, weil wenn das runterfällt, dann ist kaputt. Da kannst du nichts mehr, ja. Und wir sehen Beispiele aus anderen Ländern. Wollen wir, dass die Situation auch hier so wie andere Länder werden? Aber die, der Vergleich ist aber nicht nur mit anderen Ländern. Wir brauchen nur die Vergangenheit Deutschlands gucken, wie es hier gewesen war. Wollen wir das wieder erleben? Nein, das glaube ich nicht. Und das ist die Verantwortung von jedem von uns in der Gesellschaft. Und deswegen eine Veranstaltung wie diese, den NSU Tribunal, die hier in Nürnberg stattgefunden hat, sollte jedem Mensch interessieren. #00:21:52-7#

Hannah Diemer: Eine Forderung ist ja auch das Aufklären dieser NSU Thematik. Was macht es denn für den Unterschied, wenn man die Verbrechen, auch wenn die Jahrelang zurück gelegen sind, was macht es für einen Unterschied, wenn man die jetzt noch aufklärt? #00:22:06-7#

Hamado Dipama: Ich würde das nicht über Unterschiede sprechen, sondern, für mich es ist, weil es Aufklärung noch nicht gab. Die Aufklärung hat noch nicht stattgefunden und deswegen werden wir nicht aufgeben, bis es wirklich aufgeklärt werden. Also das ist eine Vergangenheit, die nicht vergangen eigentlich ist, die noch da ist. Die gegenwärtig ist. Und die Auswirkung spüren wir immer noch heute. Ja, also dann ist nicht nur was passé, sondern das ist was aktuelles. Und deswegen, es ist für mich kein Vergleich, sondern es ist eine stetige, sag es mal Situation und wir als Akteur*innen und ich hoffe nicht nur die Akteur*innen, sondern in großen Massen von Bürger*innen endlich kapieren, das wir aktiv werden, das was wir in einigen Städten erlebt haben nicht weiterhin weiter erleben in weitere Städten. Ich will nicht, dass wir nächstes Jahr oder übernächstes Jahr wieder sozusagen das Olympia -Einkaufszentrum oder Hanau, ist ja wieder Vergangenheit, haben wir wieder ein neues, ja, die wir trauen mit. Nein, wir sind jetzt satt davon. Wir haben so viel verloren. Wir haben so viele von unseren Familienangehörigen und verloren von unseren Freund*innen verloren. Das reicht. Das reicht. Wir können nicht immer weiter trauern. Nein. Und das liegt an die Verantwortung in jedem von uns, ja, und deswegen die Aufklärungsarbeit sehr wichtig ist. Und es ist für mich keine Aufklärung nur von irgendwas, die vergangen ist, sondern die auch noch aktuell ist. #00:24:11-7#

Hannah Diemer: Um da wieder auch die größten Ereignisse herauszugreifen, in den letzten vier Jahren, also quasi nach dem Ende des ersten NSU Prozesses, sind bei rechten Anschlägen 22 Menschen ums Leben gekommen. Der Herr Dipama hat da schon angesprochen das OEZ in München sind neun Menschen ermordet worden, in Kassel eine Person, in Halle zwei Personen und in Hanau zehn Menschen. Wo soll das hinführen? #00:24:37-8#

Hamado Dipama: Und das sind auch die wir wissen, das sind die Großen, die wir wissen. Es passiert einiges, die nicht als so erkannt sind, ja, die nicht als rechten Mord erkannt werden. Wir haben als schwarze Community hier in Deutschland Fälle von Menschen, die in Krankenhäusern also tot sind, die eigentlich ungeklärt sind, warum sie tot sind. Wenn einige mit der, ja, sag es mal falschen Medikamenten usw. gegeben werden, ja, Fehler kann passieren, aber wir wissen ganz genau, dass in die Institution, in den Strukturen, ja, diesen Menschen verachten auch diejenigen, die Menschenverachtende Ansichten vertreten auch da vertreten sind. Ja, also das müssen wir, und das Gefahr, die Gefahr, die wir haben oder den Angst, was ich vorhin gesagt habe, dass wir mit einem großen Angst leben. Es ist nicht nur durch ein Gewehr sozusagen getötet zu werden, sondern wir wissen, es gibt viele Methoden, ja, die man uns sozusagen, die uns die ganze Zeit umbringt. Wir haben so viele Fällen, die wir nicht erklären können, ja. Warum ist das bei diesem Mensch passiert? Warum ist das bei diesen, dieser Frau passiert? Warum ist bei diesen jungen Mädchen passiert, bei diesen Jugendlichen passiert, ja? Also wie gesagt, die Situation ist schlimmer als das, ja. Also wir haben nicht nur, glaube ich, nicht nur, die 22 Menschen seit dem Ende des NSU Prozess erlebt oder trauern müssen, sondern es gibt auch ein Dunkelziffer. Es gibt auch ein Dunkelziffer, die leider, ja... #00:27:08-8#

Hannah Diemer: Viel zu hoch ist. #00:27:13-6#

Hamado Dipama: Genau. Ja. #00:27:15-1#

Hannah Diemer: Jetzt gibt es, nach dem NSU sagen ja viele, dass der NSU einen richtigen Samen gesät hat in der Gesellschaft für den rechten Terror. Und es haben sich unterschiedliche Nachahmungsgruppen gebildet, unter anderem NSU 2.0, da läuft aktuell das Verfahren mal wieder gegen eine einzige Person in Frankfurt, der 116 Drohbriefe verschickt hat oder zumindest als alleinige Person verschickt haben soll. Auch wieder von Polizeicomputern abgerufen, auch wieder durch diverse Unterstützungsmechanismen möglich gemacht. Was ist denn so das aktuelle Gefährdungspotential durch solche Gruppierungen wie NSU 2.0? #00:28:02-8#

Hamado Dipama: Ja, die Gefahr ist sehr groß, ja, die Gefahr ist sehr groß. Also des NSU 2.0 ist ja nur ein Beispiel. Es gibt ja mehr als das. Die Todesliste hatten wir ja auch kurz vor ein paar Jahren darüber gesprochen, wo aktive Menschen auf der Zivilgesellschaft und Politik auch in dieser Liste war. Also die 189 ist ja die, aber davor sogar gab es Todesliste, Organisation, Initiativen, die im Bereich Antirassismus gegen Rechtsextremismus aktiv sind aufgelistet worden von rechten Gruppierungen und auf die rechte Szene und bis hin bei der Sicherheitsbehörden, oder wo die Sicherheitsbehörden auch ganz aktiv auch dabei waren mit Chats, Gruppen usw. und so fort. Also es ist, wie ich vorhin gesagt habe, die Gefahr ist groß, die Gefahr ist groß, denn NSU wird sozusagen natürlich von diesen eine Zielgruppe, sag es mal den Rechtsextremen als Symbol auch genau genommen. Also wir wissen auch, warum, weil sie es geschafft haben, ihre menschenverachtenden Ansichten um umzusetzen und so, und zwar sogar mit Unterstützung staatlichen Mittel und so und das macht dann ein gewisses Symbol auch für diese Menschen. Deswegen auch die Benutzung sozusagen des NSU 2.0. Ja, das ist für die symbolisch. Und man muss auch wissen, dass diese Menschen genau solche Symbole suchen sich, ja, sie brauchen gewisse Symbole, um irgendwie ihre menschenverachtenden Ansichten weitermachen zu können. Ein Beispiel davon ist, ich war in einem Seminar in Sachsen, in Dresden ganz genau da. Neben unserem Seminarraum gab es eine Stromkasten, wo mit zwei Türen eine Tür auf der linke Seite steht. HS, Hochspannung, auf der anderen Tür steht NS, Niederspannung. Und vor der Tür wo das NS steht war ein Treffpunkt von Neonazi. Und da treffen sich dort mit Bier usw. und so fort. Das war ihr Treffpunkt und das habe ich, haben wir, also die, an dem Tag waren sie mindestens 30, neben dem Seminar, die wir, Seminargebäude, die wir gehabt haben. Wir müssen sogar denn den Leiter des Seminars appellieren, dass es, wir fühlen uns gerade nicht in Sicherheit. Dann hat hat der der Leitung den Gebeten, den Platz zu verlassen. Dann sind sie, es gab einen kleinen Parkplatz in der Nähe so, da sind sie erstmal sozusagen neben deren Autos und so rumgestanden, Bier auf dem Dach des Autos und dort noch mindestens 15 Minuten verbracht, bevor sie losgefahren sind. Aber auch in diesen Situationen alleine rauszugehen, zu rauchen, da hast du Angst. Was kann passieren? Es kann alles passieren. Es stimmt zwar, dass in diesem Seminar [unverständlich], sie waren ja nicht die Mehrheit, aber es war auch einen [unverständlich] dabei, die als Ziel genommen werden könnten. Und zwar jederzeit. Und es war sogar das, nach diesem Seminar müssen wir uns organisieren für die Fahrt mit dem Bus zum Bahnhof. Also, die Gefahr ist da. #00:32:30-8#

Hannah Diemer: Sie haben es gerade schon angesprochen, dass Sie als Experte Seminare geben. Sie sind nämlich Referent für Antirassismus und Antidiskriminierung. Was machen Sie denn eigentlich in Ihrer Hauptarbeit? #00:32:44-0#

Hamado Dipama: Also meine Hauptarbeit ist, es gibt ein den, ich sage es mal den offiziellen Teil und nicht offiziellen, den ehrenamtlichen Teil, die eigentlich auch sich so vermischen bei mir. Meine Arbeit besteht darin, die Kommunen zu beraten, Strukturen für die Betroffenen zu schaffen, Strukturen wie Antidiskriminierungsstelle, Beratungsstelle für Betroffenen hinzukriegen. Deswegen habe ich auch das Handbuch auch herausgegeben. Das heißt, ich bin in ganz Bayern unterwegs, versuche mit den politischen Verantwortlichen der Kommune, aber auch die Institutionen der Kommunen ins Gespräch zu kommen, denen die Wichtigkeit der Antirassismus- und Antidiskriminierungsarbeit, ja im Gespräch zu uns zu kommen, über die Wichtigkeit der Arbeit im Gespräch zu kommen, aber auch ein gewisser Druck ja auch auszuüben, ja. Also das ist meine persönlichen, die ich persönlich sehe, ja, weil irgendwann müssen wir auch sehen, dass es sollte nicht eine ja freiwillige Leistung der Kommune sein, weil sie haben ja die Verantwortung dafür zu sorgen, dass Bürger*innen in ihren jeweiligen Kommunen oder in die Kommunen hier mit Sicherheit leben, beziehungsweise, dass wenn irgendwas denen passiert, dass sie wissen, wo sie sich wenden können. Und das ist aber leider nicht so der Fall. Wir haben in Bayern bis dato nur sechs kommunale Antidiskriminierungsstellen. Ja, das sind nur in München, Nürnberg, Erlangen, Würzburg, Regensburg und neulich Augsburg. Das ist so wenig für diesen großem Bundesland. Ja, und wir wissen auch ganz genau, ganz genau, oder es ist wichtig zu erwähnen, dass die, die sechs Beratungsstellen auch einen Auftrag haben, nur Bürger*innen aus ihren jeweiligen Kommunen zu beraten. Das heißt, wenn irgendwas, ja, wenn ich zum Beispiel im Bayerischen Wald lebe, in Regen zum Beispiel lebe, das mir irgendwas passiert, ist die Antidiskriminierungsstelle in Regensburg nicht für mich zuständig, ich kann dort keine Unterstützung kriegen. Also wir brauchen auch eine Beratungsstruktur in diesen Regionen. Also da versuche ich, die in den Kommunen dieses Anliegen auf den Tisch zu bringen, auf der Tagesordnung zu forcieren, damit das Betroffenen Unterstützung kriegen. Das ist eigentlich meine Hauptarbeit. Ehrenamtlich ist sowieso Tag und Nacht, ja. Das ist eine Full-Time-Job, wo Betroffenen jederzeit zu Beratung auch kontaktieren. Das heißt, ich berate Betroffenen, die eigentlich nicht in meiner offiziellen Aufgabe ist, sondern das mache ich schon seit ewig ehrenamtlich und das kann ich auch nicht sagen. Wir haben zum Beispiel keine Landes Antidiskriminierungsstelle. Und wir als Agaby haben auch eine weitere Initiative geschaffen, nämlich ein Netzwerk. Die heißt "Netzwerk Rassismus- und Diskriminierungsfreies Bayern", die seit 2015 in Bayern auch versucht, aktiv in diesem Bereich zu werden und und fordert auch den bayerischen Staat, aber auch Zivilgesellschaft, dass wir dafür sorgen, dass eine Landesstruktur geschaffen geschaffen wird, ist bis dato alles nicht der Fall. Und ich bin auch als Vorsitzender dieses Netzwerk. Und die ganzen Anfragen, die uns kommen, kann ich nicht sagen, das, also wir haben noch keine Stelle, ja, also wir können nichts machen, sondern wir machen. Wir beraten genauso wie die Beratungsstellen, die mit zwei drei Personen Vollzeit angestellt haben. Das machen wir weiterhin seit ewig ehrenamtlich. #00:37:35-4#

Hannah Diemer: Wie stellen Sie sich denn eine Antidiskriminierungsstelle vor? Wenn die perfekt ausgestattet wäre, was würdet die alles für Leistungen anbieten? Welche Personen würden da arbeiten? #00:37:46-8#

Hamado Dipama: Ja, also eine perfekte Antidiskriminierungsstelle ist ja sowieso nicht wirklich die Forderung, ja. Weil wir können nicht über perfekte Antidiskriminierungsstelle fördern, wenn wir noch nicht mal, also die unperfekten. #00:38:06-2#

Hannah Diemer: Die perfekten würde es auch überhaupt nicht geben. #00:38:08-8#

Hamado Dipama: Genau. #00:38:08-8#

Hamado Dipama: Wenn wir noch nicht mal die unperfekten wirklich überall haben. Ja, ansonsten idealerweise. ja. also werde ich so sagen, idealerweise hätte ich natürlich gerne, wenn jeden ein Antidiskriminierungsstelle wären, auch Menschen, die die Erfahrung machen, angestellt werden. Da können sie auch jeder, anhand Ihrer Erfahrung wissen sie auch, wie sie die anderen Betroffenen beraten können. Es gab ja auch in Mannheim auch an diesem Aspekt auch drin, in dem ich vorgeschlagen habe, ideal ist sogar eine Mischung von nicht direkt von Rassismus Betroffenen und Rassismusbetroffenen in einer Stelle mit. Ja, da können sie sich auch wirklich sich ergänzen, nämlich derjenigen als weißer Mensch, die nicht von Rassismus betroffen ist muss auch damit auseinandersetzen, weil Rassismus ist nicht ein Problem der Betroffenen, sondern ein Problem von denjenigen, von wo wo der Rassismus kommt, ja. Also wenn du ein Problem hast, musst du auch dafür sorgen, dass du eine Lösung für dein Problem kriegt. Rassismus ist kein Problem der Betroffenen. Und deswegen auch diese Mischung von diejenigen, die an die Lösung von ihre eigenen Probleme suchen sollen, ja, und diejenigen, die das ausbaden müssen. Ideal würde ich das so sehen und so wünschen, dass die Expertise der Betroffene wahrgenommen werden. Neben die Expertise der diejenigen, die das Problem, ihr eigenes suchen müssen, ja genau hinzukriegen. #00:40:18-8#

Hannah Diemer: Sie arbeiten auch in dem Projekt "Aktiv(ierend)e Antidiskriminierungsarbeit in Bayern". #00:40:24-5#

Hamado Dipama: Das Arbeiten, in dem Projekt arbeite ich nicht, das arbeiten meine Kollegen da, bzw. aber wir sehen uns als AGABY sowieso als, genau, also jedes Projekt ist für uns sehr wichtig und das Projekt Aktivieren ist vom "Demokratie leben!" gefördert worden, die wir sehr, sehr auch begrüßen, dass wir diesen Förderungen gekriegt haben. Und das dient, dass wir die Beiräte aktivieren, also die Zivilgesellschaft aktivieren in die antirassistischen Antidiskriminierungsarbeiten. Deswegen wird auch Fortbildung und für Sprecher*innen für Antidiskriminierung in in die Kommunen. Ja, das ergänzt sich mit der Stelle, wo ich arbeite, das Projekt, die es habe man, ich bin beim MigraNet-Projekt, ja, genau. Also wir haben als AGABY mehrere Projekte und das MigraNet-Projekt ist wo ich tätig bin, ja. Und wir ergänzen uns, weil den Sinn auch, warum auch die Sprecher*innen in den jeweiligen Kommunen ausgebildet werden, ist, dass die vor Ort auch als erste Ansprechperson fungieren und auch dafür auch zu sorgen, dass in der jeweiligen Kommune die Antirassismusarbeit vorangetrieben wird und das eine Struktur auch geschaffen wird. Das heißt, mit meiner Tätigkeit, wenn es in einer Kommune, wo Ansprecher*innen, die von unserem "Demokratie leben!" Projekt schon ausgebildet ist, habe ich schon einen Ansprechpartner vor Ort, in die wir gemeinsam auch gucken können, wie können wir in die, in die Stadt, zum Beispiel in die Stadt Kempten dort die Situation verbessern oder Struktur schaffen? Was sind die, die Akteur*innen, die wir kontaktieren können? Was sind die Institutionen, was sind die, ja, die politischen Ansprechpartner*innen, die wir eher in Pflicht nehmen müssen. Aber diese Menschen, diese Sprecher*innen, die ausgebildet wurden durch unser Projekt "Demokratie leben!" lassen auch niedrigschwelliger Beratung, auch, ja. Niederschwellige Beratung, es ist wichtig, das so zu betonen, weil sie können keine Antidiskriminierungsstelle ersetzen, ja, das können sie nicht, weil als Antidiskriminierungsstellenberater*in zu sein braucht es mehr als das, als eine gewisse paar Tage Fortbildung oder ein paar Mal Fortbildungen zum Thema Rassismus und Diskriminierung. Man braucht mehr als das. Also gibt es rechtlichen Sachen, die man kennen muss. Man muss auch, sag es mal das Gefühl auch wirklich, ein gewisser Professionalität gehört einfach dazu und auch parteiisch. Also nicht zu relativieren, was Betroffene zum Beispiel erleben und usw.. Also da sind so viele Aspekte, was eine Berater*in in einer Antidiskriminierungsstelle zu tun hat, also die man sozusagen durch eine ehrenamtlichen Funktion als Sprecher*in für Antidiskriminierung nicht machen kann. #00:44:29-3#

Hannah Diemer: Würden Sie uns noch mal kurz erklären, was AGABY eigentlich ist? #00:44:33-3#

Hamado Dipama: Ja, AGABY ist, also erstmal warum AGABY. AGABY ist "Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte" Bayerns. Warum wir einen langen Namen haben, ist so, dass die Kommunen unterschiedlichen Bezeichnungen von ihre Beiräte haben. Einige nennen sich Ausländerbeirat, noch einige Migrationsbeirat, einige Integrationsbeirat, einige eine gewisse Mischung und damit das sich alles sich bei uns auch fänden, weil AGABY als Dachverband alle diese kommunalen Beiräte in Bayern ist. Und deswegen haben wir auch einen langen Namen, also "Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns. Wir sind ein Sprachrohr der Migrations- und Integrationsbeiräte in Bayern um eigentlich klar, noch besser gesagt Sprachrohr von Migrant*innen in Bayern, ja. Und zwar gegenüber dem Landtag, die Landesinstitution, Ministerien und Partei genauso wie die kommunalen Integrationsbeiräte auf kommunaler Ebene fungieren, fungieren wir genauso auf Landesebene. Und dann haben wir noch einen Dachverband auf Bundesebene, die genauso auch auf Bundesebene fungieren. Und das ist der "Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat", wo auch AGABY als Mitglied ist und mit sechs Delegierten und ich bin einer davon auch. Also das heißt, die beide sind von auf kommunaler Ebene bis auf Bundesebene organisiert. Das hat auch einen ganz klaren Grund. Die Anliegen von Migrant*innen kann man nicht nur auf kommunaler Ebene. Bildung zum Beispiel ist Ländersache. Also dann, wenn ein Beirat wie München ein Thema hat in diesem Bereich, wo er natürlich auf kommunaler Ebene nicht weiterkommen kann, dann weiß er, okay, ich kann mein Beschluss an AGABY weiter geben und wir können das natürlich mit dem Kultusministerium in Bayern uns in Verbindung setzen oder durch unsere Vollversammlung der Delegierten auf die, auf die Beiräte der Kommunen Resolutionen verfassen, indem wir die bayerischen Staatsregierung auffordern, das und das zu erledigen. Genauso machen wir auch, wenn wir an Bundesthema haben, zum Beispiel kommunales Wahlrecht. Wahlrecht kann man auf, heißt es kommunales Wahlrecht, aber kann man das auf kommunaler Ebene lösen, ja, und kann man nicht mal auf Landesebene regeln, sondern das ist ein Bundesgesetz, weil im Bundestag entschieden werden muss. Also Grundgesetzänderung damit, dass Menschen wie ich, die so lange hier, ich lebe, hier schon seit 20 Jahren, die Steuer zahlen und usw., aber nicht mal mitentscheiden kann wer in meinem Bezirk, also in dem Bezirk wo ich lebe, wer im Bezirksausschuss reinkommt, die Entscheidung trifft, die mich unmittelbar betrifft. Aber das kann ich nicht mal mitentscheiden. Ja, also solche Themen zum Beispiel bringt AGABY auf Bundesebene und mit unserem Dachverband, dem Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat, versuchen wir auch da Druck auszuüben, bzw. einige Ansätze voranzutreiben. #00:48:56-9#

Hannah Diemer: Klasse, vielen Dank. #00:48:59-0#

Hamado Dipama: Gerne. #00:49:01-7#

Hannah Diemer: Wer noch eine Kollegin von Herr Dipama gerne kennenlernen möchte, ist die Natalie Keller. Und zwar hatten wir Natalie Keller in Folge 15 bei uns im Podcast zu Gast, also Natalie Keller ist auch bei AGABY mit dabei. Herr Dipama, mir bleibt nichts anderes mehr übrig, als Ihnen sehr, sehr herzlich für das Gespräch zu danken. Vielen Dank, dass Sie sich so spontan und wirklich sehr kurzfristig Zeit genommen haben, dass wir jetzt noch aktuell quasi über diese Ergebnisse oder einfach über das noch nahe liegende NSU Tribunal sprechen konnten. Danke für Ihre Worte und für Ihre Zeit. #00:49:36-7#

Hamado Dipama: Sehr gerne und danke für Ihre wichtige Arbeit und dass Sie an mich auch gedacht haben und für den Besuch hier, in unserem schönen Räumlichkeiten der AGABY im Mittel hier in Nürnberg. #00:49:52-5#

Hannah Diemer: Danke sehr. #00:49:54-3#

Hamado Dipama: Danke auch. #00:49:54-8#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

“Wenn wir die Vergangenheit nicht aufarbeiten, dann ist die Vergangenheit unsere Gegenwart”, so Hamado Dipama im Podcastgespräch.

Am ersten Juni Wochenende 2022 fand das 4. NSU Tribunal unter dem Motto “Anerkennen. Aufklären. Verändern.” in Nürnberg statt. Hamado Dipama war einer der Podiumsgäste zum Thema “Rechte Gewalt in Bayern – Geschichte, Aktualität und Gegenstrategien”. Herr Dipama berichtet eindrücklich von der Wichtigkeit dieses Tribunals und fasst die Ergebnisse des eigenen Podiums zusammen.

Dabei geht er intensiv darauf ein, warum Rassismus die gesamte deutsche Gesellschaft betrifft und welche Versäumnisse und irreparablen Fehler bisher passiert sind – nicht nur im Umgang mit dem NSU Prozess, sondern auch im täglich stattfindenden institutionellem, und im sogenannten “Alltagsrassismus”.

“Wenn wir die Vergangenheit nicht aufarbeiten, dann ist die Vergangenheit unsere Gegenwart”, so Dipama. Wir müssen endlich anfangen uns mit dem Rassismus unserer Gesellschaft auseinander zu setzen, um den Nährboden und die Unterstützungsmechanismen für rechtsextreme Gruppierungen zu zerstören.

Kein Schlussstrich – NSU Komplex auflösen!

Weitere Informationen

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Aufgenommen am: Dienstag, 14. Juni 2022
Veröffentlicht am: Donnerstag, 16. Juni 2022
Moderation: Hannah Diemer
Im Gespräch: Hamado Dipama

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Wir sind mindestens jeden zweiten Donnerstag mit einer neuen Folge online, manchmal öfters.
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