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Hier können die Maler nach den Sternen greifen
Die Kuppel des Planetariums hat einen neuen Anstrich erhalten

Als im Jahr 2000 die Innenfläche der Kuppel mit den rechteckigen, nach oben hin schmaler zulaufenden Paneelen ausgekleidet wurde, störten deren sich abzeichnende Kanten die Himmelsprojektionen nicht. „Bis 2010 war im Planetarium nur analoge Technik im Einsatz, da sah man die Gitterstruktur nicht. Das ist nun durch den Einsatz digitaler Technik und die dadurch zunehmende Helligkeit der Projektionen anders.“
Eine neue Kuppel würde das Problem verschwinden lassen – zu immensen Kosten. „Wir haben uns daher für eine Reduzierung der Störstruktur durch einen neuen Anstrich entschieden“, erklärt die Planetariums-Leiterin. Gesucht und gefunden werden mussten zwei Firmen, die mit dem besonderen Interieur gut umgehen können. „Wegen unserer stufigen Sitzstruktur und der Lage des Kuppelsaals im ersten Stock ist hier mit einer Hebebühne nichts zu machen.“ Bevor die Maler loslegen, wartet auf die Gerüstbauer eine „maximal komplizierte“ Aufgabe, wie Katharina Leiter betont.
„Spezialeinrüstungen sind unser Thema“, sagt Michael Vogel. „Wir machen seit 1907 Gerüstbau.“ Erfahrungen mit Kuppeln hat die Nürnberger Gerüstbau Vogel GmbH unter anderem bei Einrüstungen der Elisabeth-Kirche und von Öfen in Kraftwerken gesammelt. Im Planetarium sind neben den Stufen auch die eingebauten empfindlichen Gerätschaften eine Besonderheit, auf die Rücksicht zu nehmen ist. „Dank guter Vorplanung des Bauleiters kein Problem.“ Um rund in die Höhe aufbauen zu können, kommt kein Fassadengerüst, sondern ein Modulgerüstsystem zur Anwendung „Das ist mehr dreidimensional und kann etagerenmäßig aufgebaut werden. Damit können wir ganz individuell auf die Architektur des Bauwerks reagieren“, erklärt Michael Vogel. „Wie ein Baukasten für Erwachsene!“

Steht das Gerüst, folgt eine weitere Herausforderung. „Einfach mal drüber pinseln geht nicht, denn unsere so genannte Leinwand besteht aus Lochblechen, und diese kleinen Löcher müssen aufgrund akustischer und optischer Eigenschaften der Kuppel erhalten bleiben“, sagt Katharina Leiter. Auf die Sanierung von Kuppeloberflächen in Planetarien spezialisiert ist die Firma von Jürgen Ruhnau. „Gut 25 haben wir schon gemacht, weltweit.“
Bevor der Malermeister mit seinem Team zur Farbe greift, ist Putzen angesagt: „Im Laufe der Jahrzehnte sind die Paneele stark verstaubt. Mit Druckluft blasen wir die Staubpartikel raus und die Löcher wieder frei“, erklärt Jürgen Ruhnau. Bei der Firma Carl Zeiss in Jena, von der auch die älteren Projektoren des Nürnberger Planetariums stammen, hat Ruhnau den passenden Reflexionsgrad der
weißen Dispersionsfarbe ausgesucht. Weil die noch eingesetzten analogen Projektionen anders reflektieren als die digitalen, muss der Reflexionsgrad beiden Anforderungen gerecht werden. Aufgespritzt wird die lösemittelfreie Farbe in einem bestimmten Winkel. „Direkt draufhalten können wir nicht, die Löcher müssen frei bleiben.“
Komplett vernebelt ist die Halle, als Maler Frank Trexler die weiße Grundierung aufsprüht. Trexler trägt einen festen Mundschutz, Lüftung und Klimaanlage bleiben ausgeschaltet, damit der Sprühnebel nirgends reinzieht. Zum Schutz vor den herabfallenden Spritzstäuben wurden die Sitze sowie die technischen Gerätschaften schon vor dem Gerüstaufbau mit festen Planen abgedeckt. Löcher, die bei der Lackierung vor 25 Jahren zugespritzt worden waren, werden aufgebohrt, dann folgt ein weiterer Sprühdurchgang mit der Deckbeschichtung. Überraschend auftretende Widrigkeiten vor Ort gibt es dank guter Vorbesprechung nicht, daher ist sich Jürgen Ruhnau sicher: „In vier Tagen sind wir fertig.“

Gewisse logistische Schwierigkeiten ergeben sich durch die benachbarte Großbaustelle im Volksbad, das direkter Nachbar an der stark befahrenen Rothenburger Straße ist. „Für den Gerüstaufbau muss ein 12,5-Tonnen-Lkw täglich mehrfach anfahren und parken können“, sagt Katharina Leiter. „Wir sind sehr dankbar, dass wir den Hof der N-Ergie nutzen können.“
Jährlich kommen im Durchschnitt 75 000 Besucherinnen und Besucher zu den Veranstaltungen im Nicolaus-Copernicus-Planetarium. Nach der kurzen Schließzeit von fünf Wochen können sich die Gäste im Herbst unter anderem an der Themenshow „Aurora – Geheimnisvolle Lichter des Nordens“, an einer Show mit Musik der britischen Kult-Band Queen oder an tierischen Sternengeschichten für kleine Gäste erfreuen.
Text: Alexandra Foghammar
Foto oben: Claus Felix
Den orangefarbenen Kletterhelm hat er schon auf dem Kopf, nun legt Sead Mazlumi noch den Gurt für die Höhensicherung an. Mit einem Karabiner klinkt er sich an eine der stählernen Metallstangen. Sicherheit tut Not, denn der Gerüstbauer turnt in beachtlicher Höhe zwischen den Gestängen, die er mit seinen Kollegen im Projektionssaal des Nicolaus-Copernicus-Planetariums aufgestellt hat.
Einen Durchmesser von 18 Metern und eine Höhe von fast 14 Metern weist die Kuppel im ersten Obergeschoss auf. In das Grundgerüst, das sich in Tortenstruktur nach oben schraubt, hängt Mazlumi gelochte Beläge ein. So werden sich nach dem technisch anspruchsvollen Aufbau auch die Maler in der Kuppel bewegen können. Nur ein paar Wochen, vom 28. Juli bis 1. September 2025, haben die Arbeiter Zeit für die Sanierung – dann soll das Veranstaltungsprogramm im zum Bildungscampus gehörigen Planetarium wieder anlaufen.
„Sehen Sie hier, in den helleren Projektionsbereichen, da sieht man deutlich die Gitterstruktur der Kuppelunterkonstruktion durch“, sagt Katharina Leiter und zeigt auf ihrem Bildschirm ein Projektionsfoto mit Blick ins All. „Das fällt auch unseren Gästen auf, und das ist einem Eintauchen in eine andere Welt natürlich nicht zuträglich.“ Nur die ganz dunklen Bereiche lassen nichts durchschimmern. Aber die Mondoberfläche, die Planeten in Nahaufnahme, die kosmischen Nebel sind nun mal hell.

