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Matthias Becker, haben Männer noch nicht genug Rechte?

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Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-9#

Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von KontaktAufnahme Der Podcast vom Bildungszentrum Nürnberg. Mein Name ist Hannah Diemer und ich sitze heute im Büro von Matthias Becker. Matthias Becker ist Sozialpädagoge und ist in Nürnberg der Ansprechpartner für Männer in der Gleichstellungsstelle in Nürnberg. Matthias Becker Wie wird man den Ansprechpartner für Männer? #00:00:49-8#

Matthias Becker: Das ist eine gute Frage. Das ist keine Berufsausbildung. Ich bin, glaube ich, dazu gekommen. Ich oder qualifiziert mich wahrscheinlich, dass ich lange Jahre mit dem geschlechtsspezifischen Thema schon zu tun habe. Ich habe eigentlich kurz nach dem Studium Anfang der 90er Jahre schon angefangen, Jungen Arbeit zu machen, mit Jungen zu arbeiten, Jungengruppen zu machen, einen Arbeitskreis mit Kollegen gegründet und so fing das Ganze an und entwickelte sich eigentlich über Jahrzehnte weiter, sowohl für politische Strukturen in diesem Land zu kämpfen als auch Themen für Jungen und Männer zu setzen. Und der Arbeit mit Jungen ist die Arbeit mit Vätern zum Beispiel geworden, wo klar war, was fehlt den Jungens auch sind männliche Vorbilder oder Kontaktpersonen. Und aus der Väterarbeit, wie wir in Kontakt mit den Vätern der Jungs gekommen sind, haben wir gemerkt, dass die genauso viel Bedürfnisse haben, mal nach Austausch und Gespräch wie die Jungs. Und so ist quasi aus der Väter Arbeit dann Männerarbeit geworden. Und genauso war ich da viel unterwegs. Und dann wurde hier eben dieses Angebot haben, ein Projekt umzusetzen oder die Idee oder zu testen. Braucht es denn einen männlichen Ansprechpartner, um Gleichstellungsthemen umsetzen zu können für Männer. Und ich mache das jetzt und habe gesagt Gut, ich lass mich da mal drauf ein, habe mit ein paar Stunden nur angefangen, mit sieben glaube ich am Anfang hier vor vier Jahren und so hat sich das entwickelt und der Bedarf war mehr als groß und stark bis heute. #00:02:18-1#

Hannah Diemer: Jetzt sind sie zusätzlich auch noch Fortbildungsreferent für Genderpädagogik. Was ist denn Genderpädagogik? #00:02:25-3#

Matthias Becker: Das ist eine gute Frage. Also. Setzt sich zusammen aus dem Begriff Genderpädagogik. Ganz einfach und mit Gender. Das ist mir immer ganz wichtig. Das ist mittlerweile ein leider so verballhornter und auch politisch verbrämter Begriff geworden. Ja. Gender kommt aus der Kombination, dass es im Englischen zwei Begriffe für Geschlecht gibt Sex und Gender. Sex meint das biologische Geschlecht. Übersetzt und Gender meint das soziale Geschlecht. Das heißt, in einer Genderpädagogik thematisiere ich im pädagogischen Kontext, das sozial Hergestellte, das Gesellschaftliche, sage ich mal, Geschlecht, die sogenannten Rollen, Stereotype. Und das ist eben wichtig, auch in der Pädagogik, dieses Gender Geschlecht, sage ich mal ganz bewusst so zu berücksichtigen, darauf zu achten. Also ah, wenn wir dieselbe Aufgabe hätten. Mit Jugendlichen agiere ich als Mann wahrscheinlich schon ganz anders als Sie als Frau zu derselben Thematik. Das heißt, ich muss mein eigenes Geschlecht, meine Sprache, wahrscheinlich meine nonverbale Ausdruck, meine Bewertung von Äußerungen werden anders sein zu demselben Sachverhalt, den Jugendliche vielleicht äußern. Und ich habe mit Jungs und Mädchen zu tun. Und die sind nicht nur Jugendliche oder Kinder, sondern die werden eben bei uns auch schon von ganz früh auf geschlechtlich sozialisiert. Und darum geht es. Und Genderpädagogik fängt eigentlich schon im Kindergarten an, also beim ersten, nach dem ersten professionellen Betreuungskontext fängt Genderpädagogik an? Genau so zum Beispiel kann ich gleich sagen Wir haben jetzt im Oktober einen Fachtag, der, wo es genau darum geht, um Geschlechtersensibilität und Medienkompetenz für Erzieher und Erzieherinnen. Warum Medienkompetenz auch um einfach zu sehen, was schauen denn schon Kindergartenkinder in Medien, was haben die für Spiele eventuell oder Apps auf Handys? Wie ist die Werbung an Spielsachen? Das ist Medienkompetenz. Und wie werden die da geschlechtlich geprägt? Als Mädchen und als Jungen. #00:04:25-7#

Hannah Diemer: Geht es dann auch darum, eher eine unterschiedliche Herangehensweise an die Geschlechter zu finden. Oder geht es vielleicht in die Richtung, dass man schaut, was ist besser für dieses Kind? Was ist besser für das andere Kind? #00:04:38-6#

Matthias Becker: Ja, Nein, es geht. Das ist immer schwierig. Es geht nicht ums Gleichmachen für alles, aber für all die gleichen Möglichkeiten, tatsächlich für alle die gleichen Möglichkeiten zu schaffen. Ja, Und dass Sie sich eben lösen können, nicht sagen Ach, ein Mädchen macht das nicht oder ein Junge macht das nicht. Und das ist oft ja Quatsch. Ja, Also darf ich nicht. Warum darf ich als Junge nicht mit Puppen spielen, oder. Ich sage das Jungen sich. Sie merken schon, die Beispiele. Warum kann ich als Jungen nicht mit einem Rock in Kindergarten gehen? Es wird sofort Feedback geben und wir haben da mal so Befragungen gemacht. Das wird wahrscheinlich schon, oder zu einem hohen Prozentsatz zu 3/4. Wird es von den Eltern schon verhindert, dass der Junge, der eine größere Schwester, dann sieht er das will, ein Rock anziehen. Kindergarten. Das werden die Eltern wahrscheinlich schon nicht zulassen. 75 %, weil die wissen, was im Kindergarten passiert, um ihren Sohn zu schützen. Selbst wenn ihnen das gar kein Problem wäre. Ja, das ist so schon self fulfilling prophecy. Sie schützen ihn schon, ohne ihn das ausprobieren zu lassen. Und das sind so Kleinigkeiten, können Sie jetzt sagen. Aber das geht ja ständig weiter, wo geschlechtlich sozialisiert wird, was machen Jungs? Was müssen sie vielleicht auch aushalten? Was dürfen Mädchen? Und das hat so mit Fordern und Fördern zu tun. Ja, auch im Kindergarten fängt es schon an, dass die Mädchen mit den Tischdecken sozusagen. Und die Jungs, die dürfen dann die Stühle oder stapeln oder sowas, wenn der Raum freigemacht wird. Das ist eine ganz klare geschlechtsspezifische Arbeitsaufteilung und zuweisung und das passiert unbewusst. Und da das darum geht, es zu sensibilisieren der Pädagogik, das wirklich alle machen, das können, wenn Jungs da eben sagen hey, ich denke auch lieber mit Kochen in der Küche, dann sollen die das doch machen und ohne blöd aufgezogen gehänselt werden. Oder auch von Erzieherinnen. Also kein negatives Feedback zu bekommen für solche Tätigkeiten oder Einstellungen. #00:06:28-7#

Hannah Diemer: Das heißt das Ziel ist eher eine Möglichkeiten und eine Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern herzustellen. #00:06:34-8#

Matthias Becker: Genau. Es geht einfach darum, dass ich nach Geschlecht nicht bevor oder benachteiligt werden darf in Tätigkeiten. Und das zieht sich durch Berufswahl. Wenn sich anschauen, warum gibt es Jungen und Mädchen Berufe nach wie vor? 20 Jahre versucht man da was zu verändern und es gibt doch ganz typische Frauenberuf. Aber gerade bei Ausbildungsberuf merkt man das noch ganz vehement, dass das eher Ausnahmen sind, die vermeintlich anders wählen. Theoretisch denkt man, dass alles offen ist, es aber offensichtlich nicht. #00:07:05-2#

Hannah Diemer: Jetzt steht auf Ihrer Webseite als Ansprechpartner für die Männer, dass sie ein Sprachrohr für die Belange von Männern und Jungen sind. Wie sieht denn sowas aus? Wie fühlt sich das an, ein Sprachrohr zu sein? #00:07:16-3#

Matthias Becker: Also ich habe das mal so formuliert, weil viele Jungen und Männer sich schwer tun, ihre Belange mal zu formulieren, darum ein Sprachrohr ist. Ich versuche das mal zu übersetzen und dann auch in Struktur, so wie hier in die Stadt zu bringen, wenn es bedarf oder Abläufe zu verändern oder auch in die Öffentlichkeit. Da haben wir ja relativ viel Öffentlichkeitsarbeit oder in Zeitungsinterviews. Das sind genau die Themen, wo ich mich als Sprachrohr für die Jungen und Männer verstehe. Ja, um ihre Belange. Das geht und das so als Übersetzer. Und das mal zu bündeln und zu forcieren und zuzuspitzen und zu benennen. Ja, und viele Männer trauen sich nicht oder können das eben nicht so benennen. Das ist diese Funktion und die hat natürlich was jetzt mit individueller Beratung zu tun, von Männern auch um da zu sortieren, zu helfen, genau auch zu formulieren, zu fokussieren und die adäquate Hilfe dann zu finden oder Möglichkeiten zu finden. Aber auch hat es in der Menge dann damit zu tun. Wenn ich merke, zu einem Thema kommen doch auffallend viele Männer, dann ist auch mal ganz deutlich, dass es nicht nur individuell um die Belange der Männer geht, sondern dass es oft auch Strukturen sind oder Rahmenbedingungen, an denen sie scheitern. Und das ist das, wo ich sage, das wird dann zur politischen Arbeit oder zur strukturellen Arbeit, weil Gesetze oder Rahmenbedingungen sind mal gegeben, aber die sind nicht Gott geschaffen, sage ich, die sind auch veränderbar. Das ist beweglich. Und wenn das mich benachteiligt, weil ich ein Mann bin, also nach Geschlecht, dann ist das eine Diskriminierung. Sagen wir Benachteiligung nicht sein darf und geändert werden müsste. Genau da setze ich mich dafür ein. #00:09:05-3#

Hannah Diemer: Und wie kann ich mir das in der Praxis vorstellen? Also jetzt. Woher ziehen Sie Ihren Erfahrungsschatz? Ist das, weil Sie persönlich ein Mann sind und die Erfahrungen machen? Ist es aufgrund von Beratungen oder Beobachtungen. Wie schaut es in der Praxis aus? #00:09:18-2#

Matthias Becker: Das ist eine Mischung, also professionelles Arbeit. Natürlich habe ich auch persönliche Erfahrungen, aber die spielen sekundär eine Rolle. Das ist natürlich. Ich mache das jetzt wirklich seit 30 Jahren, habe mit Jungs zu tun, mit Vätern, mit Männern. Und das hat schon einen gewissen Erfahrungsschatz. Auch wie sich da was verändert und entwickelt hat. Und aus den konkreten Beratungen kommen natürlich immer wieder die Themen auf genau, wo dann Belange auftreten. Das ist größeres Thema. Also wenn ein großer Beratungsbereich ist nach wie vor. Ich nenne das immer Vater sein und Vater werden. Also viele Männer kommen auch. Zum Beispiel Wie ist es mit Elternzeit? Ich werde jetzt Vater. Was ist das? Und das ist auch mehr als die rechtlichen Rahmenbedingungen. Oder diese sogenannten zwei Vätermonate, die eigentlich keine Vätermonate, sondern Partnermonate sind. Ja, theoretisch könnte auch die Mutter nur zwei Monate nehmen und der Vater zwölf, damit ich diese 14 erreiche. Und Elternzeit ist länger als zwölf oder 14 Monate, nämlich drei Jahre. Das sind viele Sachen, die vielen gar nicht so bewusst sind. Ja, sondern diese erste Zeit ist nur Elterngeld. Und dann gibt es verschiedene Fragen, die, die da haben. Inhaltlich aber auch, weil sie selbst verunsichert sind. Kann ich das denn? Was muss ich machen? Oder meine Frau will nicht, dass ich da länger gehe. Die will das in zwei Monaten, sonst will sie zu Hause bleiben, wo sie unzufrieden sind. Oder auch Es gibt Schwierigkeiten mit dem Arbeitgeber, diese zwei Monate zu nehmen oder in der Abteilung. Das ist immer noch so, auch wenn es ein Rechtsanspruch ist, wo dann doch immer noch gesagt wird na ja, überleg mal, da müssen die Kollegen deine Arbeit machen oder das ist halt dann, wenn du nicht Karriere machen willst, Also das ist nach wie vor noch ein Thema. #00:10:58-2#

Hannah Diemer: Und die Männer kommen auf sie zu und stoßen auf die Internetseite und denken sich Oh, ich würde gerne mal in die Beratung. Oder werden die einzelnen Männer eher geschickt? #00:11:07-9#

Matthias Becker: Nein, geschickt habe ich wenig Fälle. Also empfohlen, kann man auch sagen durch andere Institutionen. Es gibt jetzt schon was weiß ich, ob das andere Kollegen, Kolleginnen, Beratungsstellen oder auch mal von weiß, nicht von Jugendamt, von Anwälten. Manche empfehlen mich so schon, dass sie genau das sie kommen. Manche werden durch die Zeitungsartikel auf mich aufmerksam. Tatsächlich ist ja auch eine Absicht. Innerstädtisch habe ich ja noch mal andere Möglichkeiten über die ganzen Newsletter. Ich stelle mich auf Personalversammlungen vor oder es gibt ja die stadtinterne Zeitung oder das Intranet. So wissen da viele Kollegen einfach so das jetzt hier auch für Männer die Gleichstellungsstelle was sie theoretisch schon immer war, aber jetzt noch mal verstärkt für sie zuständig ist oder für ihre Themen. So kommen die Männer eigentlich ja auch von außerhalb. Bzw. Ich habe eher das Problem, dass ich ja bundesweit Anfragen bekomme, weil das ja nicht nur lokale Medien sind, sondern auch überregionale. Und ich kriege sonst wo Anfragen, weil es gibt nicht sehr viele Männer in diesem Kontext bisher bis keine. Also gibt es fast nicht Männer Beratungsstellen schon gleich gar nicht in der kommunalen Gleichstellungsstelle explizit mit diesem Themenbereich. #00:12:23-4#

Hannah Diemer: Jetzt haben Sie vorher gesagt, dass ein großer Arbeitsschwerpunkt Ihrer Arbeit auch die Jungen sind oder die jugendlichen Männer. Wie schaut denn da jetzt so eine Beratung aus oder so eine Arbeit mit Ihnen? #00:12:34-9#

Matthias Becker: Ja, das war früher so momentan mit Jugendliche muss ich, brauche ich nicht zu machen, weil es in Nürnberg das Jungen Büro gibt und wir da dann eine gute Zusammenarbeit haben. Das Jungbüro, vom Schlupfwinkel von Nürnberg schon auch jahrzehntelang mittlerweile Erfahrung hat. Und die beraten Jungs und machen Angebote für Jungs, für Eltern, für Multiplikatoren in der Arbeit. Da haben wir höchstens die Schnittmenge, weil die dürfen ja nach Gesetz, also nach SGB acht, auch bis 27 beraten als Jungenbüro. Die werden danach gefördert. Und da haben wir so eine Schnittmenge eigentlich bis 18 schwerpunktmäßig und dieses zwischen 18 und 27. Da sprechen wir uns dann immer ab. Wer dann da berät, bearbeitet, unterstützt aber ansonsten alles, was unter 18 ist. In der Regel gibt es auch so manchmal ab 16 oder so was oder wo ich dann vielleicht einsteige oder wo Eltern mit eine Rolle spielen. Das sind alles so Schnittmengen, aber da, das ist eher das Jungenbüro, was das bearbeitet. #00:13:37-4#

Hannah Diemer: Jetzt kann ich mir vorstellen, dass aus den ganzen Beratungen und Gesprächen und Erfahrungen auch ein politisches Interesse entsteht. Wie äußert sich das denn? Arbeiten Sie auch politisch und wenn ja, wie? #00:13:49-5#

Matthias Becker: Na ja, was ist politisches Interesse? Also ich arbeite erst strukturell. Und natürlich braucht man für manche Anliegen, sage ich mal, auch die politische Ebene. Oder es kommen die Anfragen auch aus dem Stadtrat oder die Bedarfe, die aufgezeigt werden. Aber politisches Arbeiten ist zum Beispiel Die Stadt Nürnberg hat ja gesagt, Wir haben einen Gleichstellungsaktionsplan innerhalb der Stadt, wo praktisch Gender Mainstreaming als Querschnittsthema umgesetzt wird. Das, sprich eine ganze Stadtverwaltung, soll dieses Thema umgesetzt werden. Das initiieren wir. Da beraten wir und begleiten wir. Das kann man jetzt als verwaltungsinternen Akt betrachten, aber auch als politischen Akt, Ja, dazu sensibilisieren und eben zu unterstützen und aufzurufen, Projekte in den einzelnen Referaten und Dienststellen umzusetzen. weil es gibt eigentlich in allen Arbeitsbereichen bei der Stadt geschlechtsspezifische Aspekte. Selbst im Baureferat oder so was war, auch wenn man im ersten Moment nicht draufkommt, aber sich das anzuschauen. Das wäre so was wie politische Arbeit. Genau. Aber das, wichtiger noch, die Öffentlichkeitsarbeit, da wirksam zu sein und halt auch da sag ich mal, Themen zu benennen, die Benachteiligungen sind. Das ist dann vielleicht auch politische Arbeit und da was zu bewirken. Also ein Riesenthema ist eben noch, dass es vielleicht auch politische Arbeit ist, Männer im Kontext von Trennung und Scheidung, wo Kinder unterwegs sind. Das ist auch ein riesen Beratungsbedarf, sowohl individuell als auch strukturell, weil das da ganz viele Schräglagen Missverständnisse gibt. Und genau das ist sowohl das einzige, was man mal weiß aus den Medien ist ja, die ganzen Väter Trennungsväter zahlen keinen Unterhalt. Ja, da gibt es leider viele. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, sage ich immer. Es gibt auch ganz viele, die zwar zahlen, aber ihre Kinder nicht sehen. Ja, weil die Mütter den Umgang nicht ermöglichen. Da gibt es auch ganz zahlreiche Fälle. Also es gibt ganz viele Facetten davon, Ungemach oder sowas und von Möglichkeiten. Ja und genau. Und da sind zum Beispiel glaube ich, wie soll ich sagen, ist unsere Gesetzgebung in Deutschland als auch manche Einstellung, sage ich mal bei Gerichten und Jugendämtern noch ein bisschen altmodisch, sage ich mal, dass man nicht so auch gesellschaftlich adäquat. Das ist ein Problem, das wir da haben. Also was ich damit meine, ist oft noch so ein bisschen die Haltung Da ist da, die Kinder sind bei den Müttern am besten aufgehoben oder das und das ist zu einseitig und man kann Rechtlich ist aber ganz schwierig zu sagen, wir teilen uns das jetzt auch nach einer Trennung oder Scheidung auf, weil Unterhalt und Umgangsoder Betreuungszeiten nicht miteinander Anders berechenbar sind nach den aktuellen gesetzlichen Regelungen. Das kann ich zwar individuell vereinbaren, aber nicht im Streitfall. Wenn jetzt ein Jugendamt oder ein Gericht eingeschaltet wird, dann wird es immer sehr prekär. Dieses sogenannte Wechselmodell, das sind alles so Sachen, die da diskutiert werden und das ist eben politisch, auch wo man sich dann positioniert. #00:16:58-6#

Hannah Diemer: Jetzt haben Sie angesprochen, dass da Öffentlichkeitsarbeit einen großen Teil einnimmt und dass viele auch außerregionale Persönlichkeiten auf sie zukommen und sie ansprechen. Warum ist es so? Warum gibt es noch nicht so viele Männerberatungsstellen oder Ansprechpartner für Männer? #00:17:15-3#

Matthias Becker: Na, das ist ja ich würde mal sagen jetzt in wie lange man es auch betrachten will. 304050 Jahren Gleichstellungsarbeit oder Emanzipation Feminismus ist es außer Acht gelassen worden. Die Belange von Männern, die waren, ich nenne das immer so, die sind indirekt mit gemeint gewesen. Bei Gleichstellungsarbeit Und bei Männern ist es leider oft so angekommen, als ob ihnen jetzt was weggenommen werden soll. Das heißt, es ist negativ konnotiert gewesen. Die haben nicht gesehen oder wollten nicht sehen. Da will ich mich gar nicht festlegen, dass dieser ganze Prozess auch Vorteile für sie hat. Und darum habe ich auch neben dem Sprachrohr sein hab ich mal formuliert Man muss Männer als Adressaten und auch Akteure von Gleichstellungspolitik wahrnehmen. Ich muss die mit ins Boot holen und es muss ihnen klar werden, was sie gewinnen in diesem Prozess. Und nicht nur, dass sie was verlieren. Ja, und dieses Verlieren führt eben auch zu so extremen Männern, Netzwerken verschiedenster Couleur sozusagen, weil sie werden fühlen sich angegriffen, was weggenommen, das die Frauen jetzt Macht über sie ergreifen und sonstiges. Und nur bevor ungerecht bevorteilt werden durch die Emanzipation oder Gleichstellung. Das sind so Sachen, die angekommen sind und das ist leider auch politisch viel zu lange. Ja, weil es nicht so gesehen worden oder nicht beachtet worden. Und das ist das Problem, glaube ich. Also alle, alle Stellen, die es gibt, müssen irgendwann mal geschaffen oder finanziert werden oder irgendwie anfangen. Und das gibt zweierlei Gründe. Also A gab es nie, vergleichbar wie zu den Frauen. Eine Männerbewegung gab und gibt es nicht. Also es gibt da keine solidarische Männerbewegung, sondern es gibt einzelne Gruppierungen, die für bestimmte Teilbereiche kämpfen, sich einsetzen, das thematisieren. Aber es gibt nicht so insgesamt so einen Prozess. Insofern gibt es auch ganz wenige. Wie soll ich das denn sagen? Vereine, Netzwerke, die sich dafür einsetzen und die paar, die es gibt, die wurschteln sich auch irgendwie durch, sage ich mal, und die kriegen auch immer mal irgendwelche Finanzierungen zustande. Aber es gibt keine Regel Finanzierungen und das hat eigentlich erst die letzten zehn Jahre angefangen. Gefangen. Ja, also da hat sich wirklich auf Bundesebene vor zehn Jahren, kann man sagen, ist schon ein großer Wendepunkt, wenn man das rückblickend anschaut, weil es hat sich. Auf Bundesebene hat sich sowohl eine Bundesarbeitsgemeinschaft Jugendarbeit gegründet als auch das Bundesforum Männer mit einer Geschäftsstelle in Berlin. Und die haben dann auch beide quasi eine Förderung im Bundesfamilienministerium bekommen. Da ist dann auch gleichzeitig eine Abteilung für Jung und Männer eingerichtet worden, auch wenn sie es nicht im Namen führen. Das heißt immer noch Bundesministerium für Familie, Frauen, Jugend und Senioren und Aber es gibt die Abteilung für Männer und da gibt es auch Ressourcen und das aber erst seit zehn Jahren und in deutlich geringerem Umfang. Darum gibt es da nicht zu viel. #00:20:16-9#

Hannah Diemer: Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass die Männer bisher meist in den Machtpositionen waren und meist ihre Interessen schon vertreten bekommen haben. Warum ist denn die Feminismus Bewegung dann so positiv für die ganzen Männer? Wieso wird den Männern denn dann nichts weggenommen? #00:20:34-5#

Matthias Becker: Die sitzen nicht alle Männer in Machtpositionen. Ja, das ist. Das ist das Entscheidende zu begreifen. Auch wenn wir sagen, wir leben in einem Patriarchat. Ja, das sind viele. Das ist der berühmte Begriff der weißen, alten Männer. Das kann man ja politisch auch gut sehen, was da gerade passiert. Aber diese Männer, die sind ja nicht nur Frauen gegenüber, sage ich mal rücksichtslos und respektlos, sondern sie sind auch Männern gegenüber rücksichtslos und respektlos. Die setzen ihre eigenen Interessen durch oder ihre Machtinteressen. Und das muss man auch immer sehen. Das Patriarchat heißt nicht sofort Für alle Männer ist das ein Vorteil. Ich habe ganz viele marginalisierte Männergruppen in diesem System. Warum ist Schwulsein heute immer noch schlimmer als Lesbischsein? Als Mann sozusagen? Da werde ich gerade in der männlichen Community massiv ausgegrenzt. Wie viele Männer habe ich in prekären Beschäftigungsverhältnissen oder Arbeitsmigration, wenn Sie sich das anschauen. Das sind marginalisierte Männergruppen. Warum sind 95 % der wohnungs und Obdachlosen Männer? Das ist mal spannend, sich genauer anzuschauen uswusw. Das heißt, dieses System benachteiligt auch massiv bestimmte Gruppen Arten, Charaktere von Männern, die da nicht dem damit klarkommen und dann nicht anerkannt sind. Und die könnten alle von diesem Gleichstellungsprozess oder meinetwegen vom Feminismus in diesem Begriff, der ja eigentlich nicht nur für Frauen da ist. Wenn man den genau nimmt, könnten die profitieren und gewinnen. #00:22:12-0#

Hannah Diemer: Jetzt ist auf einen der Männerforen in Nürnberg auf der Webseite steht mit dabei Wir würden uns gerne gegen die Verunglimpfung und Benachteiligung von Männern wenden. Was glauben Sie, ist hier jetzt gemeint? Spielt es genau auf solche Themen an? #00:22:27-4#

Matthias Becker: Ja, also konkret kann ich sie nicht sagen. Da müsste man die Kollegen genauso fragen vom von Männerforum. Aber bei den Benachteiligung von Männern ist das, was ich schon erwähnt habe es ist wirklich ein Problem, manchmal berechtigte Anliegen oder wo man sagt, das sind Männer, strukturell oder individuell benachteiligt. Es zu benennen, weil dann oft so ein Argument kommt, wie sie gerade gefragt haben Warum, was wollt ihr denn? Leben ist so im Patriarchat. Männer sind eben an der Macht. Wo sind die denn benachteiligt? Die sind nur bevorteilt. Das ist so ein Punkt und das ist manchmal ganz schwierig. Oder man wird in so eine Ecke gestellt, sozusagen jetzt, dass ich jetzt hier wieder das Patriarchat stärken will oder so ein Macho bin oder ein Antifeminist bin. Wenn ich jetzt von Benachteiligung von Männern rede und das ist ganz schwierig und dagegen wollen die sich auch einsetzen. Man muss das mal benennen können. Also man muss sagen können, dass Jungs in der Schule momentan offensichtlich nach den Ergebnissen eher benachteiligt sind oder nicht entsprechend gefördert werden. Woran liegt es? Oder man muss. Was ich gerade gesagt habe bei Trennung und Scheidung oder Sorgerecht, wie das geregelt ist, sind Männer eher benachteiligt. Das mag geschichtliche Gründe haben, gesellschaftliche, aber die Entwicklung ist eine ganz andere. Da ist das Gesetz nicht adäquat. Und das muss ich benennen können. Also da muss ich in einen konstruktiven Diskurs wollen wir gehen und das ist manchmal schwierig. Ja, und dann wird man schnell verunglimpft, sozusagen jetzt als was auch immer, was ich gerade benannt habe, als Antifeminist oder als ja, Macho oder sonst irgendwas. Und das dagegen wollen die sich einsetzen, denke ich, und auch Benachteiligungen von Männern thematisieren dürfen oder wollen da eben auch Sprachrohr sein, denke ich mal, wie ich auch für diese Männer und jungen Themen. #00:24:09-1#

Hannah Diemer: Wo sie das Stichwort Antifeminismus ansprechen. Wie vernetzt sind Sie in der Szene? Sind Sie in dieser Szene mit drinnen? Könnten Sie unseren Hörerinnen ein bisschen erklären, Was gibt es für Gruppierungen? Kann man mit denen zusammenarbeiten? Sind die ernst zu nehmen? Was passiert denn da gerade? Alles. #00:24:28-0#

Matthias Becker: Also so genau kann ich es nicht erklären. Also ich habe da so gut wie keinen Kontakt und bin auch in den Szenen nicht drin. Klar ist, dass das alles sehr viel sich im Internet abspielt, in Blogs, auf Social Media Kanälen, auf verschiedenen. Und da schon viele Gruppierungen oder auch manchmal einzelne Männer ihre ihr Unwesen treiben, sage ich das einfach mal so. Das Problem daran ist, dass da viele aus Sachverhalten, wie ich sie gerade benannt habe, ja die ja den Hauptschuld oder den Grund dafür sehen, dass da Frauen die Verursacherin sind und wenig Anteile bei sich selber sehen in diesen Kontexten, die dazu vielleicht geführt haben oder Anteile im System liegen, die zu solchen Konstellationen führen. Und das führt dann genau bei vielen dieser Gruppierungen zu einem Antifeminismus, oder ich kann es auch sagen, manchmal zu einem Frauenhass. Die formulieren das auch so, dass sie nicht meine Worte. Wenn man sie fragt, was sie für ein Frauenbild haben, dann sagen die letztendlich Ich hasse Frauen, weil sie das für sie der Sinn, das Sinnbild ist für alles Ungemach, was ihnen widerfährt. Letztendlich, dass sie keinen Job bekommen, dass sie keine Freundin haben, dass sie keinen Sex haben. Also gibt es ja so viele Gruppierungen aus verschiedensten Gründen. Genau. Und Aber so werden andere Themen auch instrumentalisiert. Und ich nenne mal, da wird eine Ideologie dann zum Teil draus gemacht und das ist das Gefährliche. Da werden Rückschlüsse gezogen aus Gleichstellungsthemen oder Fragen, die ja unsachlich sind, letztendlich polemisch sind, ein bisschen falsch sind, einfach Ja, da werden auch Statistiken einfach falsch interpretiert und instrumentalisiert und das macht es so gefährlich. Ja, also genau das mit nicht zufrieden oder wenn dann behauptet wird, dass auch ein Riesenthema momentan. Gewalt, Schutz von Männern. Und ich finde, wir sind so wahnsinnig viel die letzten ein, zwei Jahre vorangekommen jetzt in dem Thema, dass das Öffentlichkeit gesehen wird, dass es bei Polizei, in Politik gesehen wird. Wir haben Männerschutzwohnung, wir kriegen Beratungsstellen. Ja, es ist ein Anfang und es ist noch nicht adäquat. Aber man es ist ein Anfang, Es wird gesehen, da werden Gelder bereitgestellt und das ist positiv. Und es langt vollkommen, mit den Zahlen zu arbeiten, die wir momentan haben. Ja, wir wissen das ungefähr 1/5. Jeder fünfte Mann ist Opfer von häuslicher, partnerschaftlicher Gewalt. Das sind 20 %. Ja, und das sind eben keine Einzelfälle und es sind nicht 2 % und auch nicht 0,2. Das heißt, das ist schon eine Menge. Das ist eine Gruppe, die man mal benennen kann und die auch spezielle Angebote braucht. Und jetzt wieder zu sagen, das ist Quatsch und gefälscht und zu sagen, es sind mindestens die Hälfte, wenn nicht noch mehr. Das ist das meint, es ist nicht konstruktiv, nicht weiterführend, Das kann sein. Weil Forscher sagen In beiden Bereichen, sowohl bei Frauen und Männern, wissen wir noch lange nicht, wie groß der Umfang wirklich ist, was wirklich rauskommt, wie viel suchen wirklich Schutz, wie viel gehen wirklich zur Polizei? Wo wir das mitbekommen in irgendwelchen Statistiken, wie viele Regeln das selber? Wie viel erdulden das weiterhin, weil sie da nicht rauskommen, Wissen wir alles nicht. Aber die Zahlen, die wir haben, sind ja schon erschreckend genug, um damit zu arbeiten. Und so könnten wir andere Felder auch weiter anführen, wo die einfach immer so verballhornt und instrumentalisiert werden, was einfach schade ist. Ich sag immer, das verbrennt manche Themen. Ja, ich werde auch in den Blogs oftmals zitiert oder so verbrämt und da heißt es also genau, ich mache mich quasi mit dem Frauenmob gemein oder so was. Ja, und passen mich da jetzt an und bin da assimiliert worden und was weiß ich, was da alles passiert. Ja, kann man so sehen. Ich sehe das nicht so, weil es ist wahnsinnig viel passiert. Das sind vielleicht kleine Schritte. Das geht mir nicht schnell genug. Oder ich dramatisiere manches, nicht genug aus deren Sicht. Aber insofern ist auch ein Kontakt ganz, ganz schwierig da, weil das ist immer ein Schwarz oder Weiß. Entweder ganz oder gar nicht. Und das geht nicht und differenziert wird es nicht gesehen. Insofern kommen wir da nicht zusammen. #00:28:46-9#

Hannah Diemer: Das heißt, Sie gehen eher weg von diesen ganzen Internetforen, wie zum Beispiel der Insel Bewegung oder der Red Pill Bewegung, weil Sie sagen okay, in dem Internetforen sind so viele unterschiedliche Meinungen, aber nichts ist wirklich fassbar und wir sollten uns eher darauf konzentrieren Was haben wir für Zahlen, was haben wir für Daten und wo können sie tatsächlich vor Ort helfen? Habe ich das richtig verstanden? #00:29:07-5#

Matthias Becker: Genau. Genau. Also, wo habe ich denn. Also ich habe ja genug andere Themen. Ja, also ich weiß nicht, wie viel Hörerinnen und Hörer das wissen, was das heißt. Übersetzt in Deutsch auch eine amerikanische wie Red Pill Bewegung. Die die sagt unfreiwilliges Zölibat sozusagen. Also wo sich Männer beklagen, dass sie keine Sexpartnerin bekommen, weil die Frauen irgendwie ja nach bestimmten Auswahlkriterien vorgehen und hässliche Männer, wie auch immer ihnen nicht gut genug sind usw. Also ich kann das gar nicht zusammenfassen. Also das ist so eine Bewegung und da ist halt manchmal die Frage, das ist ja differenziert, wie kann ich denen helfen? Wollen die überhaupt Beratung Wollen sie nicht auf anderen Wegen Aufmerksamkeit bekommen, dass zum Beispiel eine Bewegung, die man klar oder relativ klar altersmäßig eingrenzen kann, die ist so von 18 bis 28. Schwerpunktmäßig ist das so eine Phase, wo da fast alle Akteure da sind. Und ja, und ich habe nicht das Gefühl, dass die tatsächlich Unterstützung wollen, dass die schon in so einem Tunnel sind, wo sie sich selbst genug sind und Aufmerksamkeit machen. Wie gefährlich sie tatsächlich sind, weiß ich nicht, kann ich nicht einschätzen, weil Alleine sich so einer Bewegung anzugehören, wird noch nicht, weil es ja zitiert wird, zu Amoklaufen führen. Dazu führen wahrscheinlich andere Gründe und Kriterien auch noch eine Rolle. Ja, aber das sind was, da kommt man nicht ins Gespräch, da kommt man nicht ins Gespräch. Die Angebote und ein Kollege hat das mal so formuliert, hat er gesagt, Da brauche ich nicht mehr zu beraten, die muss ich einfach stoppen. Da muss ich Grenzen setzen. Und das ist dann eher so ein Punkt, wo er auch sagt Nein, da muss ich mich klar davon abgrenzen. Diese Interessen der Form kann ich nicht vertreten. Aber wir haben so viele andere Themen. Letztes Jahr in den Männerwochen zum Beispiel, die wir hier mit dem Netzwerk in Nürnberg initiiert haben, haben wir auch Themen angesprochen. Ob das die Lesung war, mit dem Björn Höcke zum Beispiel gesagt haben Was sind denn Männerthemen? Oder wie ist denn jetzt Gleichstellung, Emanzipation von Männern, Feminismus bis hin zu Thema sexueller Missbrauch von Jungen und zwar durch ihre Mütter. Und da wissen wir mittlerweile sind zehn 12 % Täterinnen, die Jungs also, die ihre Jungen in der Familie missbrauchen. So ein Thema mal zu wenden, da habe ich die Zahlen. Das ist auch kein Einzelfall mehr. Das wird, da vermutet man noch wesentlich höhere Dunkelziffer. Auch das war ganz spannend, das mal zu thematisieren. Das sind Tabuthemen, das ist so was, wo man gut mal ansetzen kann. Oder männliche Beschneidung. Ein ganz heikles Thema. Letztendlich kann man Kinder beschneiden lassen. Also einerseits ist es Körperverletzung, andererseits gibt es die Freiheit oder der Religionsfreiheit, die das in diesem Kontext mit verlangt oder vorsieht oder sowas. Ganz heiße Themen, die strittig sind. Bei Frauen sind sich alle einig, dass Beschneidung nicht geht, bei Jungs ist man sich nicht so einig oder lässt Ausnahmen zu. Warum also das zu thematisieren? Und da gibt es genügend Zahlen und Betroffene, denen es ganz schlecht geht damit usw. Also wir haben genügend Themen die man und wir wollen das immer in einem kritischen Diskurs machen. Ich will es benennen, aber auch diskutieren im offenen Diskurs. Das ist das Wichtige aus meiner Sicht. #00:32:27-0#

Hannah Diemer: Jetzt haben Sie vorhin auch schon das Thema häusliche Gewalt angesprochen in der Richtung von Müttern gegen ihre Söhne. Dann ist natürlich das weitaus populärere Thema von Ehemännern gegenüber Ehefrauen. Wie stehen Sie dazu? Was gibt es denn da gerade für Arbeitsansätze? Was macht man denn in Nürnberg? #00:32:44-1#

Matthias Becker: In Nürnberg sind wir jetzt gerade relativ gut aufgestellt, also im letzten Jahr. Wie gesagt, wie ich es gerade erwähnt habe, ist politisch folgendes passiert Wir haben eine Schutzwohnung für Männer, die jetzt in Nürnberg ist, aber die im Prinzip für Nordbayern zuständig ist. Die hat mittlerweile vier Plätze für Männer, auch für Männer mit Kindern. Die ist, glaube ich, im Januar etwas überlegen, Ende Januar eröffnet worden und war vier Wochen später voll. Ja, also so viel zum Thema Bedarf. Vorher hat man lange diskutiert, Wie lange müssen wir die jetzt offen halten, bis wir mal Männer. Travis Wenn er sich trauen. Das ging sehr zügig. Habe ich eigentlich auch ehrlich der Profi prophezeit, dass das so gehen wird. Und in Augsburg, die es jetzt erst durch Corona Verzögerung, weiß ich nicht. März eröffnet worden mit drei Plätzen oder zwei und jetzt drei Plätzen und dies auch zwei mit zwei Männern belegt. Also das geht nicht für Südbayern zuständig. Das geht schnell. Wir haben eine Beratungsstelle für von häuslicher Gewalt betroffenen Männern. Wir haben beim Jungen Büro mit Präventionsprojekte, also für Jungs, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt und erlebt haben und was ganz wichtig ist und das bin ich sehr, sehr froh, dass die Politik das auch erkannt hat. Wir haben auch Beratungsstellen jetzt in Bayern für Männer, die in ihrer Kindheit und Jugend sexuell missbraucht worden sind und das bis heute nicht benannt haben. Das wird ein riesen Riesen Bereich sein oder komplex. Das wissen wir aus diesen großen Fällen wie den Regensburger Domspatzen oder Kloster Ettal oder Odenwaldschule usw. Jetzt haben wir wieder kleinere Fälle gehabt, wo wir wissen, welche Dimensionen das hat und dass Männer manchmal nach 20 Jahren erst durch Deja vu Erlebnis in der eigenen Familienentwicklung, wenn sie selber Kinder bekommen, sonstwas wieder drüber sprechen oder merken, was sie da belastet, was sie in ihrem Rucksack da mitschleppen. Und das ist ein riesen Themenbereich zum Beispiel der da deutlich, wo es deutlich noch mehr Beratungsstellen Unterstützung braucht. Ja, also nur so zahlen Regensburger Domspatzen. Die katholische Kirche hat immer gesagt damals, das sind Einzelfälle, die können sich gerne an uns wenden und beraten. Und diese Männer, die damals das hier angefangen haben, als es damals vor zehn Jahren mal angefangen haben, die wollten ja unbedingt eine unabhängige Beratungsstelle. Haben sie dann nach langem Streit ja auch bekommen. Und wissen Sie, wie viel wie viele Männer sich jetzt da gemeldet haben, seitdem es die gibt? Möchten Sie mal raten? #00:35:09-9#

Hannah Diemer: Ich tu mir ganz schwer. Ich weiß es nicht. #00:35:12-4#

Matthias Becker: Was haben sich über 500 Männer gemeldet, nachdem es die unabhängige Beratungsstelle gegeben hat. Also nur soviel zu diesem Kontext. Das waren nur in Anführungsstrichen diese Jahre seit den 70er, 80er, 90er Jahren Regensburger Domspatzen. Das heißt, wir haben da Themenkomplexe, die sind so tabuisiert, überhaupt nicht angeschaut und keine Beratungsstellen, nichts. Ja, und die braucht natürlich keiner mehr für Kinder und Jugendliche, sondern das sind erwachsene Männer, denen das in der Kindheit passiert. Was brauchen die? Wir brauchen Traumaberatung, Traumatherapien, wahrscheinlich psychologische Begleitung, wenn sie es schauen. Psychologen und Psychologinnen. Ein Beruf, der zu 85 % von Frauen ausgeübt wird. Viele Frauen sagen Mit diesen Männerthemen fühle ich mich überfordert, wenn ein Mann da hingeht und möchte quasi solche Vorkommnisse. Meine Mutter ist sexuell missbraucht, kann es gut sein, dass sie da wieder weggeschickt werden. Dass sie sagen Das ist mir zu heiß, das mache ich nicht. Das heißt dann, daran merken Sie, dass diese ganzen Themen, was einerseits auch professionell fachlich ist, wenn eine Psychologin sagt Das schaffe ich nicht selber. Aber andererseits Aber wo sind dann? Es bräuchte dann vielleicht Männer oder andere Frauen, die das explizit angeben oder sich auch bewerben. Ich mache auch Psychotherapie oder psychologische Begleitung. Beratung für Männer, da finden sie fast nichts. Ich habe viele Männer, die sitzen, die das versucht haben und wirklich ganz schreckliche Erfahrungen gemacht haben in diesem Kontext sich Hilfe zu suchen. #00:36:38-5#

Hannah Diemer: Es ist ja ganz jüngst erst bekannt geworden, dass es genauso große sexuelles Missbrauchsfeld gibt, in Sportvereinen und in Jugendeinrichtungen. Dann haben wir ja doch wieder die Jugendlichen oder die Jungen, mit denen man da spricht und mit denen man arbeiten kann. Was würden Sie denn jetzt vorschlagen? Sind so präventive Schritte, bis sowas überhaupt nicht passiert oder vielleicht so ein Schweigen aufgehoben werden kann? Wie können wir unseren Kindern sagen, dass man auch über solche Themen sprechen kann? Und wie können die das? Wie macht man es? Was sind das für Tools, wie man denen an die Hand geben kann? #00:37:11-6#

Matthias Becker: Na ja. #00:37:15-1#

Hannah Diemer: Wir haben ja praktisch vor zehn Jahren das erlebt im SGB acht, mit der Einführung dieses Avatars sozusagen, heißt es ja im Gesetz, wo dann die Konsequenz auch war, dass ehrenamtliche Jugendleiter, aber auch hauptberuflich in der Jugendarbeit polizeiliche Führungszeugnisse quasi jährlich vorlegen müssen. Womit ich jetzt verhindern will, dass es in diesem Kontext von Missbrauch Übergriffigkeit schon Vorfälle gab bei anderen Arbeitgebern und ich das jetzt dann nicht wechsle einfach den Arbeitgeber und dann weiß das keiner mehr so vorzubeugen und das abzusichern. Aber das kann es alleine nicht sein. Das ist faktisch noch mal so eine rechtliche oder so eine Schutzmaßnahme gewesen. Für mich ist viel relevantes muss. Es muss Thema sein in jeder Kinder und Jugendeinrichtung, in jedem Sportverein. Also es muss thematisiert werden, offen, dass es eine Gefahr ist. Es muss müssen Vertrauens und Ansprechpersonen benannt werden, die da sind. Ich nenne es immer so es gibt so eine Selbstverpflichtung serklärung, die eigentlich jeder unterschreiben müsste, die offen aushängt. Wir als Sportverein stehen für folgende Werte und grenzen uns dagegen ab. So was wäre wichtig. Jeder Junge, jedes Mädchen, das eintritt, müsste sein kleines Kärtchen bekommen. Es gibt es alles schon von Facheinrichtungen wie Zartbitter in Köln, die sowas haben, könnte ich verteilen und sagen das ist nicht okay, wenn das jemand macht oder das ist ein Geheimnis, das du nicht für dich behalten musst usw. Ich ein generelles Thema, was ich immer habe, sage auch in meinen Hochschulkursen, wo ich sage wir klären zu spät auf, wir thematisieren zu spät Sexualität oder Körperlichkeit und sind selber so ein bisschen sprachlose Gesellschaft. Wir tun, sonst sind wir so aufgeklärt und offen. Sind wir aber nicht meiner Meinung nach. Und Jugendliche wissen nicht, mit wem sie darüber sprechen können oder an wen sie sich wenden können, wer da nicht peinlich berührt ist davon oder sowas. Ja, also da kenne ich genügend Szenen, sozusagen drei 12-jährige der Saga. Irgendwie. Der hat erzählt, geht zum Beispiel zu seinen Eltern oder zu einer Lehrerin und sagt Ja, wir haben jetzt da einen Fußballverein. Und dann hat der Trainer in die Dusche geschaut und er hat dann so eine Beule in der Hose gehabt und hat dann mit der Hand angefasst. Ich weiß gar nicht, was das bedeutet. Die Lehrerin wird dann rot und fragt deine Eltern zu Hause. Das ist natürlich eine Reaktion. Tut er nicht. Warum ist er zu ihr gekommen? Wahrscheinlich weil nicht. Und das sind die Sachen, wird er es noch mal probieren, irgendjemand zu erzählen, wenn ein Erwachsener so reagiert hat? Das ist die Frage in dem Moment. Und da müssen wir viel aufgeklärter sein. Wir müssen die Kinder und Jugendlichen sagen Was ist in Ordnung, was ist nicht in Ordnung. Wir wissen sowohl von Mädchen als auch von Jungens, dass die oft denken Ich habe gedacht, das ist normal. Diese Fälle von sexuellem Missbrauch bei den Jungs. Die hat zehn erwachsene Männer Zähne. Ich habe gedacht, das ist normal, dass meine Mutter mich beim Baden noch wäscht usw. Ich habe gehört, dass es bei allen so das heißt sie haben kein Normativ gehabt. Man tauscht sich in der Pubertät nicht aus und das Mädchen auch aus unterschiedlichen Kontexten, die wussten nicht was ist normal, was man die haben Erwachsene, die werden schon wissen, was in Ordnung ist, sozusagen. Die beschützen mich. Ja, die versorgen mich. Ja, und das muss man viel früher ansprechen. Was ist in Ordnung? Was ist nicht in Ordnung? Das ist. Da gibt es Bücher, Materialien, Es traut sich keiner ran. Da haben wir auch rechtliche Rahmenbedingungen, die es schwierig machen. Ja, also bis 14 müssen die Eltern ihr Einverständnis geben zur Aufklärung, was mit Kindern macht in institutionellen Einrichtungen wie Schule oder Sportverein oder Jugendarbeit oder sowas. Das darf ich gar nicht ohne Einverständnis der Eltern. Ich erlebe das auch immer wieder, dass Eltern sagen Nee, ich möchte nicht, dass meinem Kind Flausen in den Kopf gesetzt werden. Da reden wir dann von zwölf 13-jährigen Mädchen und Jungen, den Flausen in den werden keine Flausen in den Kopf gesetzt. Die haben Tausende von Fragen, die unbeantwortet sind. Das ist das Thema. Da sehe ich einen riesen Bedarf und Potenzial. #00:41:26-5#

Matthias Becker: Vor allem, wenn man jetzt auf das Stichwort Generation Porno eingeht. Wenn ja viele Jugendliche schon durch das Internet und die Smartphones viel früher mit sexuellem Content in Berührung kommen. Also fordern sie quasi eine frühere sexuelle Aufklärung für Kinder und Jugendliche? Ja. #00:41:40-5#

Hannah Diemer: Definitiv. Wir müssen damit spätestens in der Grundschule anfangen. Es gibt auch schon Wir können im Kindergarten, schon im Vorschulalter, es gibt Sprachregelung ich muss den ich kann das ja Stück für Stück machen, aber ich muss was zum Körper, Was ist in Ordnung? Wir wissen ja auch, dass dieser Missbrauch schon im Kindesalter anfängt. Ja, und wir müssen es eben. Ja, wir müssen es auch benennen. Und da sind auch Jungs betroffen wie wir jetzt. An diesen Kinderpornografie wird das immer genannt, diese neuen Fälle, die jetzt kommen, auch diese Internetpornographie, die da um Pädophilie. Aber das sind ganz viele Jungs auch betroffen. Das sind nicht nur Mädchen, die da im Kindes und Jugendalter missbraucht werden und werden. Die wissen alle nicht, was ihnen geschieht. Das machen Erwachsene und wir sind da. Wir müssen als Erwachsene viel hellhörig sein. Was macht mein Nachbar? Ich sage da manchmal so provokante Sätze, wo ich sage Für ein 14 jähriges Mädchen ist es wahrscheinlich viel gefährlicher, zum 70. Geburtstag des Onkels mitzufahren, als heute Nacht um 10:00 allein durch die Stadt zu laufen, durch Nürnberg. Das wird viel gefährlicher sein. Das sagt die Statistik ja, dass das der gefährliche Hort ist für Jungs. Was wir wissen, sind die institutionellen Einrichtungen momentan gefährlicher, zumindest 50, 60 % und das private Umfeld nicht so sehr. Aber das sind Nuancen. Aber das muss man sich mal so übersetzen und gewahr machen. #00:42:58-7#

Matthias Becker: Jetzt haben wir ganz viel gesprochen über Jungs und Männer, auch in der Opferrolle. Wie schaut es denn aus mit der Täterberatung? Ist ja auch ein großer Schwerpunkt ihrer Arbeit. #00:43:07-3#

Hannah Diemer: Meine Arbeit weniger, weil die Täter kommen. Das ist so ein Bereich. Das wird ja unterschieden zwischen Weisungen und Selbstmeldern. Heißt das so schön also, dass Männer sich aufgrund ihrer Täterrolle ja direkt an Hilfe suchen, ist schon auch selten oder seltener. Die kommen fast nie bei mir an! Ja, das muss man auch sagen. Da haben wir in Nürnberg jetzt schon die Gewalt Beratung schon seit 20 Jahren, die sich dem Thema annimmt. Männlicher Täter als auch das ist jetzt politisch angekommen. In ganz Bayern wird gerade vom Sozialministerium in jedem Regierungsbezirk eine Täterberatungsstelle eingerichtet für Täter häuslicher Gewalt. Und das bezieht eben beides mit ein. Da gibt es Standards. Es gibt auch schon eine Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit, wo es bestimmte Standards gibt, Vorgehensweisen, Qualität sowohl der Fachkräfte als auch In welchem Kontext kann ich da arbeiten? Das ist sicher ein wichtiger Punkt. Es gibt, das weiß man alles, Es gibt verschiedene Tätergruppen. Ich sag mal ja, Es gibt Männer, die nutzen das, um ihre Macht zu demonstrieren, auszuüben, das zu bekommen, was sie wollen, gerade im familiären Kontext. Es gibt aber auch Männer, die dieser Situation sehr ohnmächtig gegenüberstehen, eigentlich nicht glücklich sind. Aber die haben es. Die haben kein anderes Handwerkszeug. So nenne ich das dann immer und haben es vielleicht nicht anders gelernt. Wie auch immer, es gibt einen Konflikt, der muss jetzt geregelt werden oder es wird von mir eine Meinung verlangt und ich weiß es nicht. Und das sagen die dann auch. Formulieren Sie so, dann habe ich zugeschlagen, dann war Ruhe. Dann frage ich auch Was dann? Ja, ich weiß schon, das ist nicht gelöst. Aber es war Ruhe. Es war beendet. Ja, das ist so und dann Die sagen Ja, ich weiß auch im nächsten Tag geht es weiter und Aber das ist diese Ohnmacht. Ich weiß aber trotzdem nicht, wie ich mich anders verhalten soll. Ja, und das sind natürlich Männer, denen man helfen kann. Was ist denn da los? Oder Was brauchst du denn? Oder was hat dich denn da so wütend gemacht oder so ohnmächtig gemacht? Oder warum musstest du denn da zuschlagen? Oder warum kannst du nicht anders für Ruhe sorgen? Und das ist wirklich so, dass das oft impulsgesteuert ist in dem Moment. Und dass das Männer aber auch erlernen, das lernen wir in der Jugend schon so, Konflikte werden auch körperlich ausgetragen, dass das ein wie soll ich das sagen, ein legitimes Mittel der Konfliktbewältigung ist. Ja, das wird manchmal von Männern ja auch erwartet, irgendwie. Siehe Bundeswehr und sonst irgendwo Männerdomänen in diesem Bereich. Da wird von Männern ja auch Gewalt erwartet. Interessant. Doch auch werden jetzt immer mehr Frauen bei der Bundeswehr, aber auch bei der Polizei. Ja, jetzt schauen Sie sich mal die Gewaltvideos und Polizei an, ob Amerika oder Deutschland haben wir es jetzt als großes Thema. Auch da kniet man auf Rücken und Hälsen. Offensichtlich haben Sie da schon eine Frau dabei gesehen Interessant, oder? So, das finde ich halt auch. Warum sind das jetzt Männer, die so martialisch da die Staatsgewalt durchsetzen müssen? Das hat einen Grund. #00:46:14-7#

Matthias Becker: Und ihre Aufgabe oder ihr Arbeitsbereich wäre dann auch wieder. Bereiche zu schaffen, in denen man darüber sprechen kann, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen und vielleicht zu Aktionstage zu starten, oder? #00:46:28-6#

Hannah Diemer: Ja, da geht es jetzt mal darum. Aktionstage ja, aber Öffentlichkeit? Es gibt jetzt andere Stellen, auch Männer zu ermuntern. Hey, wenn du da, wenn dir das passiert, dass du zu schlägst, ja und du willst das eigentlich nicht, dann such dir doch Unterstützung und Beratung, dann ändert das doch. Und gleichzeitig zu sagen Das ist nicht in Ordnung, wenn du das machst, deinen Kindern, deinen fünf Frauen schon. Also überhaupt ist es nicht in Ordnung zuzuschlagen, um Diskussionen, Konflikte zu lösen oder sonstiges so mit der Gewalt anzuwenden, auf psychische Gewalt nicht. Das kann man thematisieren. Und dann hoffe ich und ich glaube, da passiert auch was. Wenn man sagt, auch als Mann oder wenn Männer sich da solidarisieren und sagt, das ist nicht in Ordnung, ja. Aber manche wollen vielleicht nicht, aber es gibt auch Hilfe, wenn du sie. Du musst sie nur annehmen. Du musst den einen Schritt tun. Und das ist aber halt andererseits auch ein langer Weg. Das hat man auch beim Björn Höcke letztes Jahr solche Erfahrungswerte, die finde ich immer erstaunlich. Zugänge von Männern oder auch von Jungen zum Teil ins Hilfesystem oder ein Thema von mir ist noch Männer und Jungen Gesundheit. Und überall stellt man fest, dass Jungen und Männer so viel länger brauchen, zeitlich gesehen, bis sie andocken an Hilfesystem. Das ist unglaublich. Das geht manchmal das fünffache Siebenfache. Eine Frau sucht sich vielleicht den Stress, wenn sie da in einem halben Jahr. Und Männer brauchen 345 Jahre, bis sie sich überwinden, sich irgendwohin zu wenden und leiden so lange oder viel zu lange, was auch Ärzte berichten. Wann dann Männer kommen Oder auch Jungs. Unglaublich. Die müssen schon Schmerzen erlitten haben. Unsäglich, bis sie gekommen sind. Da geht dann gar nichts mehr. Ja, und so ähnlich ist es wahrscheinlich auch bei psychischen Sachen, bei solchen Verhaltensweisen. Das wird nach wie vor viel mit, ja mit Gesetzen in unserer Gesellschaft, mit den Rollen Stereotypen zu tun haben. Wenn ich nicht funktioniere, wenn ich nicht leistungsfähig bin, bin ich auch automatisch kein Mann mehr. Wenn ich Hilfe, Unterstützung brauche, ich das nicht alleine geregelt bekomme. Das ist gleich unmännlich. Immer noch so konnotiert. Genau. Minderwertig. Keine Anerkennung. Genau. Also, da können wir vieles, das so lustig wäre. Ich diskutiere auch mit Frauen dann gerne. Das ist so lustig. Diese typische Männergrippe. Ja, das ist so ein ganz heikles Thema, finde ich immer. Ja, es gibt Männer, die ganz furchtbar leiden. Interessant ist nur auf. Es gibt tatsächlich Unterschiede in bestimmten Grippeformen rein medizinisch. Ich kann nicht feststellen, ob die den menschlichen Organismus anders angreift als den weiblichen. Das ist ganz interessant, kann ich biologisch fassen. Aber, und das ist das ganz Spannende, wenn jetzt was passiert, wenn die Frauen sich jetzt die Freundin macht sich dann so richtig lustig drüber, dann zieh bei deiner Mutter wieder ein. Irgendwie kommst du noch mal von der Couch überhaupt runter oder bist du schon gestorben? Wir können das ja durchexerzieren. Was macht das denn bei dem Mann? Indirekt. Der zeigt jetzt mal Schwäche und sagt Mir geht's nicht gut und es wird sofort negativ konnotiert. Der wird sich auch in der Beziehung bei seiner Frau Freundin nicht mehr trauen, Schwäche zuzugeben. Jetzt kann sie sagen Das ist doch lächerlich. Nein, ist es nicht. Er hat einmal, zweimal die Erfahrung gemacht, dass das sofort negativ konnotiert wird, männlich, praktisch eher abgewertet wird. Nicht jetzt in dieser individuellen Situation, sondern eher als Person und Mann. Das heißt, das wird er nicht mehr machen. Das wird er einfach verstecken, wenn er mal Schmerzen hat und sonst irgendwas, wird er nicht sagen, bis er umkippt, weil es wird ja lächerlich und nicht ernst genommen, ist seine Erfahrung gewesen. Jetzt kann man sagen, es ist absurd, aber so ist es. Aber das sind die Tatsachen. Und da braucht es eben mehr. Ich brauche ein Selbstbewusstsein, als Mann auf mich zu achten und auch danach vorzugehen, egal, was die anderen sagen. Was die Fremdeinschätzung, die Fremdbewertung sagt. Das wäre das Wichtige. #00:50:21-7#

Matthias Becker: Jetzt gibt es auch ganz wunderbare Projekte, wie zum Beispiel das Heroes Projekt, das in Nürnberg durchgeführt wird. Könnten Sie das kurz erklären? Was ist dieses Projekt und worum geht es genau? #00:50:31-2#

Hannah Diemer: Auch das ist fast eine kleine Überforderung. Aber die Heroes sind natürlich Mitglied bei unserem Netzwerk Junge Männer in Nürnberg. Heroes ist ganz explizit ein Projekt, was sich an männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Regel richtet einer bestimmten Altersgruppe, die sie ausbilden, zu Multiplikatoren, die dann an Schulen gehen und wieder mit Jugendlichen, mit Jugendlichen mit ganzen Klassenarbeiten, aber gezielt auch männliche Jugendliche ansprechen wollen. Und da geht es eben um so Begriffe wie Ehre oder Familienehre und auch die ganzen Rollenverständnis von Mann und Frau in Beziehung. Und solche Themen werden da besprochen und thematisiert und das ist sehr erfolgreich. Das Spannende ist eben Hintergrund oder Auslöser dieses ganzen Projekts war ja in Berlin, da gibt es jetzt diesen Film dazu. Nur eine Frau war dieser Vorkommnisse, wo ein damals noch Minderjähriger, also der jüngste Bruder einer Familie, seine Schwester erschossen hat, auf offener Straße, weil sie sich eben nicht konform ihrer weiblichen Rolle und die Familienehre beschmutzt hat, so verhalten hat. Und das war der Auslöser. Das kann nicht sein, dass da schon die Brüder von so einem Familiensystem instrumentalisiert werden und richten quasi aus Ehrgedanken. Also das ist schwierig. Das heißt ein Ehrenmord. Bei uns heißt das Familiendrama. Auch das ist spannend. Wie wird sowas in der Öffentlichkeit oder in Medien bezeichnet? Das sind auch so interessante Sachen. Aber das ist so ein Projekt, wo es genau um so Konflikte geht. Ehre? Was ist Ehre? Dabei stellt man fest, dass das auch bei uns ein merkwürdiger Begriff ist, der immer noch mitschwingt in vielen Kontexten und nicht nur bei Familien. Menschen mit Migrationshintergrund, mit sogenannten. Also das ist ein spannendes Projekt. Auch ja. #00:52:23-0#

Matthias Becker: Wie würden Sie sich denn die perfekte Zukunft vorstellen, wenn es um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen geht? #00:52:30-2#

Hannah Diemer: Ich würde das immer so nennen. Schön wäre es, wenn irgendwann Geschlecht keine Rolle mehr spielt bei Berufswahl und sonst was. Also wenn das keine Einschränkungen bei Bezahlung, bei sonst was. Also wenn das einfach egal ist. Ja oder auch im Kindergarten, bei Spielsachen, bei Verhaltensweisen usw, wenn jeder so sein kann, wie er ist, unabhängig von seinem Geschlecht. Wenn das nicht mehr so ein dominanter Marker in unserer Gesellschaft ist und Rollenzuweisung oder Platzhalter. Das wäre für mich so digitale Zukunft, weil Konflikte wird es weiter geben zwischen Männern, zwischen Frauen, zwischen Männern und Frauen. Das wird es ja weiter geben. Aber wenn die Auslöser so markant eben auf Geschlecht zurückzuführen sind oder Gründe. Das ist halt das Traurige. #00:53:19-9#

Matthias Becker: Werden bei Ihnen in der Männerberatung auch transsexuelle Männer mit einbezogen? #00:53:24-6#

Hannah Diemer: Die wenden sich ganz wenig jetzt auch an mich, weil wir jetzt auch diese Koordinierungsstelle, wie es so schön heißt, haben. Ja, mit ihr, das macht die Kollegin und insofern sind da Zugänge. Bzw. Wir arbeiten hier mit den Einrichtungen in Nürnberg zusammen, die da auch Anlaufstellen sind, also wie zum Beispiel Flieder, nicht die es gibt oder Gender und die Pro Familia hat ja Beratungsstellen oder so und da gibt es ja andere Kontakte auch noch mal, die Mitarbeiter, aber letztendlich auch ein Thema. Klar. #00:53:56-0#

Matthias Becker: Wie schauen denn die nächsten Monate oder die nächsten Jahre für Sie als Ansprechpartner für Männer aus in Nürnberg? #00:54:03-4#

Hannah Diemer: Das weiß ich auch noch nicht. Vieles entwickelt sich ganz aktuell. Also wie gesagt, wenn ich. Wenn Sie mich vor einem Jahr gefragt hätten oder anderthalb Jahren, hätte ich nicht gewusst, wie viel jetzt gerade in Bayern mit der bayerischen Politik. Dass die Männer und jungen Männer erkannt haben, wie viele Projekte da möglich waren, ich auch involviert war, sage ich mal da in der Entwicklung, mit und in der Beratung. Das ist unfair. Also was auf jeden Fall ein Thema sein wird, ist Jung und Männergesundheit, weil es mit dem Gesundheitsamt zusammen ein Projekt jetzt gibt. Dazu so eine Koordinierungsstelle um Männergesundheit, wo wir gerade in der Bestandserhebung und Bedarfsanalyse stecken. Da ist jetzt ein Kollege, den wir einstellen konnten Gesundheitsamt mit 25 Stunden, und ich habe ein paar Stunden Anteile, wo wir zwei drei Jahre schauen, was dieses Thema bringt, was wir da entwickeln können, an oder an Themen jetzt auch hochkommt. Ansonsten ist für mich das Thema weiter. Es wird die Väterwochen weiter in Nürnberg geben und wir planen gerade oder ich jetzt mit dem Netzwerk Die Männerwochen im November zum Weltmännertag am dritte elfte und zum Internationalen Männertag am 19. elfte. Da es in Bayern weiter Fachtag auch in Kooperation mit Sozialministerium und Emanzipation heißen wird mit Mann groß geschrieben in Emanzipation, wo es um Gleichstellung von Jungen und Männern geht. Und eben, was ich schon gesagt habe. Welchen Vorteil hat denn das? Ja. Oder ist Feminismus nur für Frauen da? Ja, das werden so Themen sein. Also insofern, das ist das, was so die überschaubare Zukunft bringt. #00:55:41-0#

Matthias Becker: Schlägt Ihnen der eigentlich auch manchmal Gegenwind entgegen? Von zum Beispiel feministischen Seiten, wenn Sie es Ansprechpartner für Männer gelten? #00:55:47-6#

Hannah Diemer: Ja. Nein. Also es war mal mehr. Ich finde, die Akzeptanz wächst ganz deutlich. Manchmal das Gefühl Mensch, die Frauen. Manche Frauen müssen noch mal ganz klar sagen, wie hoch die Bedarfe für Frauen und für Mädchen sind. Was für mich außer Acht ist, also das ist gar keine Frage. Das finde ich immer so schwierig, dass manchmal so verstanden wird, wenn ich jetzt von jungen Männern rede oder für deren Belange mal eintrete, dass ich damit nicht in Abrede stelle, dass es da bei Mädchen und Frauen etliche Themen gibt, die noch nicht zu wenig beachtet sind Hilfsstrukturen, die unterfinanziert sind. Das müssen wir gar nicht diskutieren. Ich sage nur Aber, und das müssen wir gleichzeitig und nicht nacheinander machen. Es gibt auch etliche Themen für Mädchen, die wir beachten müssen. Und insofern ist das manchmal schwierig, wo ich manchmal das Gefühl habe, in so einer zweistündigen Sitzung oder Treffen, sage ich mal, ist es manchmal schwierig auszuhalten für manche Frauen, wenn man mal zehn Minuten in diesem Kontext nur von jungen Männern redet. Da merkt man dann auch, dass das wirklich noch schwierig ist, manchmal was dagegen kommt. Aber ansonsten erlebe ich auch sehr viel offene Ohren und genau konstruktive Zusammenarbeit. #00:57:07-4#

Matthias Becker: Matthias Becker Ich bedanke mich ganz, ganz herzlich für dieses Gespräch, für die Einblicke in Ihre tägliche Arbeit und bin ganz gespannt, was das für die Zukunft bringt und wie unsere Gleichstellung in Zukunft aussehen wird. #00:57:19-9#

Hannah Diemer: Sehr gerne! Vielen Dank für das Interesse. #00:57:22-4#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Matthias Becker, “Männerberater” für männerpolitische Anliegen preist die Gleichstellung der Geschlechter und findet klare Worte zu Antifeminismus und sexueller Gewalt.

Trigger Warnung: In dieser Folge wird auch über sexuelle Gewalt und Kindesmissbrauch gesprochen.

Matthias Becker ist der Ansprechpartner für Männer in der Gleichstellungstelle in Nürnberg und Referent für Genderpädagogik. Im Gespräch erklärt er, was Genderpädagogik ist und warum wir diese dringend brauchen.
Wir sprechen über Feminismus und männerpolitische Anliegen von Jungen, Männern, Vätern und warum wir unsere Kinder schon im Kindergarten über Sex aufklären sollten. Warum das Patriachat die meisten Männer ebenfalls benachteiligt und die daraus resultierenden Sorgen und Probleme der Männer beschreibt Matthias Becker eindringlich an Beispielen aus seiner jahrelangen Erfahrung. Auch vor schwierigen Themen wie sexuellen Missbrauch von Kindern und häusliche Gewalt (sowohl von Männern, als auch von Frauen) schreckt Matthias Becker nicht zurück und bietet Präventions- und Handlungsideen.

Was es mit den “Incels” und anderen Antifeministischen Gruppierungen auf sich hat und wieso er sich klar von diesen abgrenzt und sich nicht instrumentalisieren lassen will - hören Sie selbst, in der 13. Folge KontaktAufnahme!

Ansprechpartner für Männer in der Gleichstellungstelle in Nürnberg

Beratung für Jungen im Jungenbüro Nürnberg

Männerschutzwohnungen für betroffene Männer häuslicher Gewalt:

Männerforum Nürnberg

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Aufgenommen am: Mittwoch, 19. August 2020
Veröffentlicht am: Donnerstag, 17. September 2020
Moderation: Hannah Diemer
Im Gespräch: Matthias Becker

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.

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