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Jürgen Markwirth, macht die Soziokultur Nürnbergs Integrationspolitik einmalig?

Mitarbeiter: Liebe Grażyna, hier kommt mein kleiner Text zum Jürgen. Jürgen Markwirth ist als Chef ein verständnisvoller, kluger Zuhörer, der immer den perfekten Kompromiss sucht und meistens auch findet. #00:00:15-9#

Mitarbeiter: Ja, wie ist Jürgen als Chef für mich? Er hat immer ein offenes Ohr, was mich manchmal erstaunt, weil manche Sachen wird er wahrscheinlich schon tausendmal gehört haben in seiner langen Zeit als Leitung von KuF und auch ein Fels in der Brandung, der einfach nicht die Ruhe verliert. #00:00:34-6#

Mitarbeiter: Jürgen handelt als Profi, oft im Hintergrund, aber er handelt auch als Mensch und das spürt man ganz unmittelbar. Er schafft es, Menschlichkeit als Maßstab, sowohl beim eigenen Handeln, wie auch im Programm Gültigkeit besitzen zu lassen. Und beides pflegt er sehr direkt und kompromisslos. #00:00:59-5#

Mitarbeiter: Jürgen hat eine unglaubliche Präsenz. Ich bewundere das immer, wenn ich von ihm Antworten bekomme, da ist so viel Inhalt drin und ich frage mich immer, woher kriegt er diese ungemeine Konzentration? Am liebsten würde ich, dass er Kurse gibt, wo man das lernen kann. #00:01:16-4#

Mitarbeiter: Er besitzt die fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und sein kapitales Wissen in der interkulturellen Kulturarbeit zu vermitteln, hat immer ein offenes Ohr für seine Kolleginnen und Kollegen. #00:01:31-4#

Mitarbeiter: Ich habe Jürgen eigentlich von Anfang an als sehr nahbaren Chef erlebt und egal um welches Thema es ging, die Gespräche waren immer auf Augenhöhe möglich. #00:01:44-9#

Mitarbeiter: Jürgen weiß immer, wo die goldene Mitte gerade liegt. #00:01:53-1#

Mitarbeiter: Nun, Jürgen kann sehr, sehr gut zuhören. Er stellt die richtigen Fragen und er gibt auch immer die richtigen Antworten. Einfach perfekt. #00:02:04-8#

Mitarbeiter: Jürgen ist jetzt seit über 20 Jahren mein Chef. Ich schätze an ihm besonders, dass er den Überblick hat und weiß, was er will. In all den Jahren habe ich ihn immer als zugewandt, interessiert und vor allem als sehr empathisch erlebt. #00:02:24-2#

Mitarbeiter: Jürgen Markwirth als Chef ist klug, souverän, sehr menschlich und ausgleichend und das KuF ohne Jürgen Markwirth mag ich mir gar nicht vorstellen. #00:02:39-2#

Ansage: Kontaktaufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:02:46-5#

Grażyna Wanat : Herzlich willkommen bei der Kontaktaufnahme. Mein Name ist Grażyna Wanat und ich spreche heute, und das wird jetzt nicht allzu überraschend sein, nach dem Einspieler mit Jürgen Markwirth, Leiter der Nürnberger Dienststelle KuF, also Amtes für Kultur und Freizeit. Hallo Jürgen. #00:03:09-9#

Jürgen Markwirth: Hallo Grażyna, freut mich. #00:03:11-5#

Grażyna Wanat : Diese Kontaktaufnahme fängt etwas anders als sonst an! Du musst wissen, dass wir nicht immer mit Lobeshymnen an unsere Gäste anfangen. #00:03:21-5#

Jürgen Markwirth: Ja, ja, ist ja schon fast peinlich. #00:03:23-0#

Grażyna Wanat : Ach, überhaupt nicht. Wir haben aber noch nie so angefangen und ich glaube nicht, dass wir es noch mal so machen würden, aber diese Ausnahme hat einen bestimmten Grund, nämlich, dass du nach vielen Jahren bei der Stadt Nürnberg bald in den Ruhestand, so genannten Ruhestand, ich weiß nicht, was du alles planst. #00:03:40-0#

Jürgen Markwirth: Richtig, Aber der berufliche Ruhestand zumindest. #00:03:42-3#

Grażyna Wanat : Aber der berufliche zumindest, genau. Und das heißt, das Gespräch wird auch eine Art Rückblick sein. Und dass du auch für wichtige Themen zuständig warst und bist in der Stadt, würde ich gerne Am liebsten, mit dir über ganz viele Sachen sprechen, aber ich muss mich aus Zeitgründen disziplinieren und beschränken und ich versuche mich hauptsächlich auf zwei Themenkomplexe zu beschränken eben Soziokultur und Integration in der Stadt. #00:04:11-2#

Jürgen Markwirth: Gerne. #00:04:12-3#

Grażyna Wanat : Okay, zuerst aber die Struktur- oder auch Kompetenzbereiche der großen Kulturdienststellen wie KuF, Bildungscampus oder KunstKulturQuartier sind für die Stadtbevölkerung nicht immer so selbsterklärend und durchschaubar und deswegen muss ich am Anfang des Gesprächs fragen, was ist KuF? #00:04:32-1#

Jürgen Markwirth: Ja, in der Tat ist das ja gar nicht so einfach zu durchschauen in Nürnberg. Wir haben ja tatsächlich eine sehr komplexe Struktur, in Nürnberg, komplexer wie auch in anderen Städten. Ich denke, die die Besonderheit ist, dass es in Nürnberg mehrere Dienststellen gibt, die sich mit mit Kulturthemen beschäftigen, in anderen Städten gibt es ja meistens nur ein Kulturamt, sage ich jetzt mal und wir haben das doch auf verschiedene Dinge verteilt. Ich will jetzt nicht den Grundkurs in die ganzen, die städtische Kulturverwaltung machen, aber vielleicht sagen wofür steht das KuF und und vielleicht auch das Besondere noch mal, das KuF ist sozusagen ein Kind einer Kulturpolitik, die in den 1970er Jahren begonnen hat, damals mit Professor Dr. Hermann Glaser hier in Nürnberg, wo man versucht hat, neue Wege auch in der Kultur zu gehen, also das Schlagwort der Soziokultur, also das Schlagwort der Soziokultur, was heißt, wir wollen nicht nur über die klassischen Kultureinrichtungen, Museen, Oper die Menschen erreichen, sondern wir wollen niedrigschwellige Angebote machen. Es gab damals, so das Schlagwort von den Kultur von allen, Kultur für alle, das heißt möglichst viele Menschen zu erreichen und auch die, die Menschen nicht nur zum zuhören oder zuschauen zu gewinnen, sondern auch zur Eigenaktivität. Das ist so die Grundlage, aus deraus das Amt für Kultur und Freizeit entstanden ist und was glaube ich auch noch heute sehr aktuell ist, auch wenn sich die unterschiedlichen Formen natürlich immer wieder verändert haben. Aber das ist, das ist sozusagen der Kern, der Kern des Amts für Kultur und Freizeit. Und so stehen wir für die Themen Soziokultur, wir stehen für das Thema Interkultur, Integration nenne ich es jetzt mal und das hat ganz viel damit zu tun. Das eine hat sich ein Stück weit aus dem anderen auch entwickelt, weil wir damals schon gesagt haben, wenn wir für möglichst viele Menschen in Nürnberg da sein wollen, dann betrifft es auch die Menschen, die von anderswo hierher gekommen sind. Also von daher war das KuF eigentlich so die Dienststelle, die sich schon sehr frühzeitig auch für das Thema Integration oder Interkultur oder wie auch immer das sich im Laufe der Jahre begrifflich gewandelt hat, interessiert hat. Das heißt, wir haben auch im ersten Kulturladen in der Rothenburger Straße schon damals, war das die Heimat für das türkische Theater, Vereine haben sich dort getroffen, also es war von Anfang an ein ganz wesentlicher Punkt. Ich habe mich heute auch gefreut, in der Zeitung zu lesen, auch, auch das gehört zu dem Thema Soziokultur, das ja das Theater Mumpitz letztendlich auch im Kulturladen Rothenburger Straße entstanden ist, also das war alles eine eine Zeit in den 1970er Jahren, wo sonst so eine Aufbruchstimmung da war, wo sich Kindertheater gegründet haben, wo sich im Museenbereich viel verändert hat, an neuen Zugangswegen und das prägt das KuF eigentlich seitdem. Insofern ist dieser dieser zweite Teil, der Interkultur, der Integration eigentlich unmittelbar verknüpft mit diesem Soziokultur Gedanken. Und auch der dritte Schwerpunkt für den das KuF steht, letztendlich das Thema kulturelle Bildung, Kinderkultur, das schöpft eigentlich aus der aus der gleichen Geschichte, weil wenn, wenn wir wollen, dass möglichst viele Nürnbergerinnen und Nürnberger Zugang zu Kultur haben, dann geht es natürlich auch darum, die Kinder in jungen Jahren zu gewinnen. Von daher Angebote auch für die Zielgruppe zu machen, für Familien zu machen und generell das Thema kulturelle Bildung zu spielen. Das hängt alles so mit zusammen, also das ist, glaube ich, das Besondere in Nürnberg, so dass wir jetzt heute, wenn man das KuF anschaut, dann haben wir eben zum einen die die Kulturläden, wo wir elf städtische Kulturläden in elf Stadtteilen haben, wir haben, wir haben die Kinderkultur, wir haben das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne, wir haben das in der Interkulturbüro. Also das sind alles so die aktuellen Ausprägungen von dem Ganzen. Und dann haben wir als KuF auch noch so ein paar Spezialaufgaben in der Stadtverwaltung, die auch wiederum eng mit dem anderen zu tun haben. Das heißt, weil, weil das KuF eigentlich sehr, sehr frühzeitig sich auch für das Thema Integration interessiert hat oder sehr frühzeitig versucht hat, mit Migrantenvereinen zusammenzuarbeiten, oder da die, die Programme entsprechend zu erweitern, waren wir auch immer einer der Akteure in der städtischen Integrationspolitik, so dass es dann auch gekommen ist, dass man dem KuF auch die Geschäftsführung gegeben hat, für die Koordinierungsgruppe Integration. Also wir haben in der Stadt Nürnberg, also Nürnberg hat keinen Integrationsbeauftragten wie in anderen Städten, sondern hat gesagt, das ist ein Querschnittsthema, wofür die ganze Stadtverwaltung zuständig ist. Deswegen haben die einzelnen Geschäftsbereiche eben Menschen benannt, die in dieser Koordinierungsgruppe Integration sind. Und das KuF hat, denke ich, aufgrund dieser langen Geschichte ein Stück weit die Geschäftsführung auch für dieses Gremium bekommen. Also wir waren mal, in früheren Jahren war auch die Geschäftsstelle vom Ausländerbeirat beim KuF angesiedelt. Also da ist vieles, was, was sozusagen eine lange Zeit hat, auf die ich, du hast es ja angesprochen, auch persönlich, lange, lange zurückblicke irgendwo und wo ich für mich immer wieder feststellen kann, wie aktuell doch die Themen sind, die wir damals auch schon gehabt haben. Auch wenn natürlich sich die Ausdrucksformen oder die Inhalte ein stückweit geändert haben, Als als die Läden Kulturläden begonnen haben, in den 1970er Jahren, da gab es natürlich diese ganze Bandbreite an kultureller Infrastruktur in der Stadt gar nicht. Da gab es natürlich das Schauspielhaus, es gab das Opernhaus, es gab die Museen, aber es gab auch die vielen kleinen Initiativen, die kleinen privaten Kulturinitiativen. Das gab es alles noch nicht, so dass sich Kulturläden damals versucht haben, alles anzubieten. Und das ist natürlich eine Entwicklung, wo man gesagt hat, wenn sich die Landschaft in der Stadt weiterentwickelt, dann schauen wir, wofür wir stehen. Und dann muss man nicht mehr alles anbieten, dann muss man sich absprechen, aber das gehört mit dazu. Und zum anderen hat sich natürlich auch die Bevölkerung in Nürnberg noch mal verändert. Also ich denke, damals war es vielleicht noch was Besonderes zu sagen, wir wir kümmern uns auch um "die Ausländer", wie man damals ja so schön gesagt hat, oder nicht schön gesagt hat. Heute denke ich, ist das ja mehr oder weniger common sense geworden in einer Stadt wie Nürnberg, wo fast die Hälfte der Menschen Migrationshintergrund hat, was auch immer das im Detail bedeutet, könnte man sicher auch lang drüber sprechen, aber klar ist das, da kann niemand mehr davor zurück. Das ist einfach heutzutag Thema geworden und das hat sich natürlich auch ausdifferenziert. Nürnberg ist halt wesentlich bunter geworden über all die Jahre. Also der Anteil der der Menschen, die zur Buntheit beitragen, ist größer geworden. Eben heutzutage kann man sagen, fast fast die Hälfte der Nürnbergerinnen und Nürnberger hat diesen Migrationshintergrund. Wenn man in die in die jüngeren Altersgruppen anschaut, dann ist das natürlich noch viel mehr, also da geht es um 60 % oder so, was wir haben. Und es sind natürlich nicht nur, wie es am Anfang, ich denke, lange Zeit war es auch so, es waren so diese Gastarbeiteranwerbestaaten, die, die das in Nürnberg an der Stelle geprägt haben. Also das waren all die Staaten, mit denen Deutschland ab 1955 Anwerbeabkommen geschlossen hat. Insofern war das eine, ja, waren so sechs, sechs bis acht große Nationalitäten, die in dieser Stadt gelebt haben. Das Ganze hat sich über all die Jahre natürlich ausdifferenziert. Wir haben heute über 160 verschiedene Nationalitäten, die hier, die hier in Nürnberg leben und... #00:12:01-6#

Grażyna Wanat : Wie viele? #00:12:02-1#

Jürgen Markwirth: Über 160 verschiedene und ja, natürlich auch entsprechend Sprachen, die gesprochen werden. Also auch wenn natürlich manche der Länder die gleiche Sprache haben. Auf der anderen Seite gibt es natürlich viele, viele Staaten, die haben nicht nur eine Amtssprache, sondern auch viele andere Sprachen, also die Sprachenvielfalt in der Stadt ist ja auch eine sehr, sehr große geworden und von daher die, die Herausforderungen, dieser Vielfalt gerecht zu werden, natürlich auch größer geworden. Einerseits einfacher, vielleicht, an manchen Punkten aber natürlich auch schwieriger, weil früher hat man sich überlegt, wenn man jetzt was in Fremdsprachen vermitteln will, dann hat man es halt in sechs bis acht Sprachen übersetzt. Das ist heute auch noch nicht falsch, wir haben natürlich Gruppen, die die, die wesentlich mehr Menschen umfassen wie andere. Aber es ist völlig illusorisch zu glauben, man könnte da jetzt überall mit muttersprachlichen Informationen arbeiten. Das heißt, man muss sich auch da was anderes überlegen, vielleicht auch da einfach, also wir haben das Thema gerade erst neulich wieder wieder diskutiert. Wie können wir auch in der Ansprache seitens der Stadt, seitens des KuFs, aber auch der Stadt insgesamt wie können wir, was können wir da eigentlich noch besser machen? Und und Mehrsprachigkeit ist ja immer ein Thema und gleichzeitig ein illusorisches Thema der ganzen Vielfalt gerecht zu werden. Also ich denke einen einen Weg, beispielsweise zu sagen, wir versuchen einfach das, was wir verlautbaren, gerade online mehr in einfacher Sprache noch zu verfassen, weil wir dann auch viel einfacher mit irgendwelchen Online-Tools, die es halt mittlerweile gibt, arbeiten kann. Also das ist so ein Weg, glaube ich, um jetzt beispielsweise sprachliche Vielfalt bisschen weiterzubringen. Habe das deswegen als Beispiel genannt, weil es natürlich es gibt so Themen, die haben sich, die Herausforderungen haben sich über all die Jahre so wahnsinnig viel gar nicht gar nicht geändert, aber die, die Anforderungen sind andere geworden und zum Teil sind natürlich auch die Möglichkeiten andere geworden. Auch durch Digitalisierung kann man sicherlich versuchen, auch neue Ansprachen zu realisieren, die, die sonst nicht möglich sind oder neue Wege zu gehen. Und generell denke ich eben auch der natürlich immer differenzierteren Gesellschaft muss man mit immer differenzierteren Angeboten entgegenkommen. Das ist so eine Dauerherausforderung, für das Bildungszentrum, Bildungscampus natürlich auch, aber auch fürs KuF und und und für alle anderen und ich denke, wir sind da ja oft auch auf ähnlichen Wegen unterwegs. Also gerade denke ich, man sieht das ja auch in der, wir haben ja an vielen Punkten jetzt gerade auch die, die Berührungspunkte oder die Kooperation mit BCN mit mit der Stadtbibliothek natürlich. Wir haben ja in einigen unserer Kulturläden sind ja auch Stadtteilbibliotheken untergebracht und wir versuchen ja auch in den letzten Jahren gerade auch noch mal mit dem mit der Volkshochschule, mit BZ einfach auch noch mal intensiver zusammenzuarbeiten, um eben auch, ja, auch das als einen Weg, jetzt andere Zielgruppen zu erreichen, umfassender auf Menschen zugehen zu können. #00:15:13-6#

Grażyna Wanat : Wunderbar. #00:15:14-4#

Jürgen Markwirth: Das war ja so der Gedanke vom Südpunkt auch, wo wir, so denke ich auch für Podcasthörer von BZ sicher auch interessant ist, mal in der Verbindung zu sehen. Also auch das war ja eine sehr bewusste Entscheidung, dass wir zwei kleine Kulturläden aufgegeben haben und dann eben mit der Stadtteilbibliothek und und mit BZ zusammen in den Südpunkt eingestiegen sind, um um da auch neue Wege zu gehen, um gegenseitig auch auch Menschen zu erreichen, die die einzelnen Dienststellen erreichen. Weil es ist ja tatsächlich so, Du hast es ja eingangs auch angesprochen, dem normalen Bürger, der normalen Bürgerin ist das ja ziemlich egal, ob das Amt für Kultur und Freizeit oder der Bildungszentrum oder oder KuKuQ oder wer auch immer das Angebot macht. Für die ist alles Stadt und und das finde ich wichtig, dass man da, dass man daran arbeitet. Das ist sicherlich auch manchmal noch entwicklungsfähig, da sind wir wahrscheinlich alle miteinander oft noch zu sehr in den, ja in den engen Corsagen der jeweiligen Dienststelle verhaftet, denke ich. Ja, jetzt habe ich einfach drauflos geredet. #00:16:17-7#

Grażyna Wanat : Das ist wunderbar. #00:16:19-2#

Jürgen Markwirth: Hakt doch mal nach, wo du noch mehr wissen willst? #00:16:22-0#

Grażyna Wanat : Ich könnte da an so vielen Sachen anknüpfen. Weiß jetzt wirklich nicht, an was, zum Beispiel wollte ich auch kurz darüber sprechen, wie die Geschichte KuFs ist und deine damit verbunden. Also seit wann bist du eigentlich beim KuF und überhaupt bei der Stadt? #00:16:38-0#

Jürgen Markwirth: Ja, das ist identisch. Ich habe, ich habe 1982 angefangen beim KuF. Und das war damals tatsächlich im Bereich der kulturellen Ausländerarbeit, wie sich das damals nannte. #00:16:50-3#

Grażyna Wanat : Genau. #00:16:50-7#

Jürgen Markwirth: Und später habe ich dann so verschiedene Stationen im KuF durchlaufen, war ja dann auch Abteilungsleiter für die Kulturläden, eine bestimmte Zeit und dann stellvertretender Dienststellenleiter und dann eben seit 2008 jetzt die die Leitung vom KuF insgesamt. So die Geschichte vom KuF hab ich ja schon ein bisschen vorhin angefangen zu erzählen. Die hat auch immer wieder, die hat auch immer wieder Veränderungen erfahren, also es gab auch, es gab auch die Phase 2006, wo es, wo es verschiedene Organisationen gab und dann eben Teile vom KuF zum KunstKulturQuartier gewandert sind. Also Tafelhalle und das KOMM waren ja waren ja lange, lange Jahre Teil vom KuF und sind dann zum zu KuKuQ. zum KunstKulturQuartier gegangen. Es gab auch vorher schon Wechsel, also ganz am Anfang war das Bardentreffen, beispielsweise war auch beim KuF angesiedelt, ist dann im Zuge des Stadtjubiläums zum Projektbüro beim Kulturreferat übergegangen. Dafür haben wir damals dann die Kinderkultur übernommen, die es vorher beim KuF nicht gab. Und wir haben dann 2006 dann auch die Musikschule übernommen. Also von daher, es gab immer wieder in der Detailzusammensetzung vom Amt Veränderungen, aber ich sage mal so die, die, die Grundlinien und die Grundideen, deswegen habe ich vorhin damit angefangen, die ziehen sich glaube ich durch, trotz, trotz all der Veränderungen, die es immer wieder gegeben hat. #00:18:14-4#

Grażyna Wanat : Ja, das ist wahr, aber ganz viele wirklich prägnante Events oder Ereignisse, die in der Stadt stattgefunden haben, haben ihre Ursprünge im KuF und sind dann abgewandert. #00:18:26-1#

Jürgen Markwirth: So ist es ja. #00:18:28-2#

Grażyna Wanat : Aber das weiß man auch nicht immer. #00:18:30-1#

Jürgen Markwirth: Ja, ich denke, das ist ja tatsächlich auch, also wie gesagt so, wenn man das so verfolgt, ist es ist interessant und manches hat seine Logik, manches hat vielleicht nicht so die Logik nachvollziehbar, aber auf der anderen Seite zeigt es, denke ich immer wieder, es war immer was im Wandel und das, glaube ich, ist auch gut, dass es immer wieder neue Entwicklungen gibt und wenn was, ich denke mal man kann, ich glaube schon, können, wir können mit einem gewissen Stolz im KuF auch sagen, dass vieles im KuF seinen Anfang genommen hat. Dann ist aber auch gut, dass es eigene Wege gegangen hat, auch das wollte ich vorhin mit dem Mumpitz Beispiel eigentlich nennen. Die haben bei uns im Kulturladen angefangen und sind dann ihren Weg gegangen und und sind heute einfach, haben jetzt selber schon 40 Jahre renommierte Geschichte als Kindertheater auf dem Buckel, aber ich denke mal, dass sie sich damals im Kulturladen Rothenburger Straße treffen konnten war sicher ein Teil der der Beförderung. Oder wenn man anderes Beispiel nimmt, das Filmfestival Türkei Deutschland. Ja, das ist auch im Kulturladen Rothenburger Straße letztendlich im Çayhaus, damals, also im zweiten Stock, hatten wir so ein türkisches Cafe da in einem Kulturladen, da ist das Festival letztendlich entstanden, was heutzutage ja auch ein Festival ist, was weit über Nürnberg hinaus Renommee erlangt hat und was auch längst auf eigenen Beinen steht. Und insofern haben wir, glaube ich, mit den mit den verschiedenen Abteilungen, die wir im Amt haben, mit dem Kulturläden, aber auch mit dem Interkulturbüro oder anderen Dinge unterstützt. Und das sehe ich auch als eine ganz wesentliche Aufgabe, die, die wir haben, wir sind, wir müssen nicht alles selber machen, wir müssen nicht selber das Veranstaltungsamt in allen Facetten sein. Unser Job ist, glaube ich, Kultur zu ermöglichen und auch Leuten und Initiativen, die selber was tun wollen, die Möglichkeit zu geben. Und ich glaube, das haben wir über die Jahre immer wieder geschafft und gleichzeitig ist es immer wieder eine Herausforderung, das auch neu zu tun. Auch jetzt gibt es ja gerade in den letzten Jahren, es gibt viele neue junge Initiativen, auch, die neue Wege gehen, die dann oft feststellen, dass in den Kulturläden kein Platz mehr für sie ist, weil, ja, weil einfach die Läden voll sind, weil es die Nutzungen gibt, die zum Teil ja seit vielen Jahren da drin sind. Also kommt es immer wieder darauf an, auch neue Wege zu gehen, deswegen bin ich auch froh, dass wir seit seit letztem Jahr, auch, seit diesem Jahr auch ein Projekt haben, was das Thema Zwischennutzung auch angeht. Also wir sind ja dabei, so ein Konzept zu entwickeln, wie man Leerstand, den es in der Stadt gibt, auch für Kultur, für Künstlerinnen und Künstler, für kulturelle Aktivitäten nutzbar machen kann, weil ich glaube, dass es einfach wichtig ist, neue Orte noch zu erschließen. Und auch andersrum, dass wir versuchen, auch gerade von den Kulturläden auch verstärkt im öffentlichen Raum Aktivitäten zu entwickeln. Also jetzt natürlich noch mal befördert durch die ganze Coronakrise, jetzt mach ich mal das Telefon schnell aus, befördert durch die Coronakrise, aber auch, aber auch vorher schon, dass wir gesagt haben, wir können oft nicht darauf warten, wenn wir neue Zielgruppen erreichen, wollen. Wir erreichen viele, aber natürlich längst nicht alle, wie wir es uns vorgenommen haben. Dann muss man auch rausgehen und und natürlich man erreicht die Menschen im öffentlichen Raum natürlich leichter wie in Häusern. Also von daher gibt es seit etlichen Jahren auch auch einfach Projekte wie jetzt im Augenblick das Projekt Komfortzone in der Südstadt, wo wir versuchen, neue, neue Partizipationsprojekte zu entwickeln oder wo wir auch in Röthenbach mit dem Kulturladen so ein Projekt, was Kultur und Natur verbindet, gemacht haben, wo wir auch immer wieder mit vielen Kooperationspartnern zusammenarbeiten. Auch das ist, glaube ich, eine der Stärken und Notwendigkeiten, dass man einfach das man fördert und unterstützt und kooperiert und damit auch auch Dinge zum zum Erfolg bringen kann. Und das bedeutet einerseits sicherlich, dass Dienststellen miteinander arbeiten können, um ihre Kräfte zu bündeln, wie wir es jetzt beim Beispiel Südpunkt zwischen BZ, BCN und KuF gesehen haben, aber natürlich auch, dass wir mit mit freien Initiativen zusammen was entwickeln können oder auch mit mit anderen Partnern. Ich glaube, das gehört auch mit zum Selbstverständnis des Amtes, was wir so über die Jahre gepflegt haben und ja, was die Konstante ist und und gleichzeitig natürlich, wo man immer wieder schauen muss, was gibt es einen neuen Initiativen, wer fühlt sich angesprochen. Also ich erlebe gerade in den, in den letzten Monaten kann man sagen, sicherlich auch angestoßen, glaube ich durch die Kulturhauptstadtbewerbung, das war, glaube ich, auch ein ganz, ganz wichtiger Punkt in den in den letzten Jahren, dass durch die, natürlich durch die Tatsache, dass sich Nürnberg als Kulturhauptstadt Europas beworben hat, ganz viele Prozesse angestoßen worden sind, dass sich Menschen Gedanken gemacht haben, was sie sich wünschen, die jetzt auch verstärkt natürlich auf uns zukommen oder auch auf andere in der Stadt und sagen Ja, hey, wie geht es jetzt trotzdem weiter, auch, auch wenn wir nicht Kulturhauptstadt geworden sind? Also ich glaube, das da ist wirklich durch die Bewerbungen in den letzten Monaten viel in Gang gekommen. Schade, dass wir es jetzt nicht geworden sind. Ich glaube, das wäre tatsächlich eine schöne Chance gewesen, auch mit mit einem bestimmten Rückenwind noch mal aber auch Dinge weiterzuentwickeln. Jetzt muss man einfach gucken, dass das etliches von dem, was man sich überlegt hat für, für, für die Kulturhauptstadt, dass man das eben auch so umsetzt. Was natürlich nicht einfach ist, weil natürlich Kulturhauptstadt hätte natürlich zusätzliche Mittel, auch Rückenwind in Form von zusätzlichen Mitteln bedeutet. Und das wird jetzt natürlich fehlen und gleichzeitig weht uns natürlich der Coronawind ins Gesicht, also eben auch die, ja die Sparvorgaben, die jetzt auch schon formuliert sind, was ja nachvollziehbar ist, aber das, es ist gerade so ein bisschen, ja ein schwieriges Zusammentreffen von, hier nicht Kulturhauptstadt geworden und auf der anderen Seite zu sehen ihr müsst die und die Prozentsätze einfach einsparen. Das macht es in den nächsten Jahren sicherlich nicht einfach. Also generell natürlich das ganze Corona Thema, ja, muss man sagen, ist jetzt gerade so, habe ich mir jetzt persönlich für die letzten Monate im Amt auch nicht so vorgestellt oder so gewünscht. #00:24:49-1#

Grażyna Wanat : Naja, aber schau mal zum Beispiel die Kollegin Christel Paßmann, die ihre letzte blaue Nacht nicht veranstalten durfte. #00:24:56-3#

Jürgen Markwirth: Der Oberbürgermeister, der keine Abschiedsfeier machen konnte. #00:24:59-3#

Grażyna Wanat : Genau. Ja, ja, also. #00:25:01-5#

Jürgen Markwirth: Nein, es ist ja so, aber sagen wir mal so ich bin, ich bin ja, generell bin ich so, ich sage immer, ich bin der Glas-halb-voll Typ. Ich versuche immer nicht drüber zu lamentieren, dass das Glas halb leer ist, sondern freue mich, dass es halbvoll ist und versucht, dass es voller wird irgendwo. #00:25:18-3#

Grażyna Wanat : Das bist du. #00:25:19-3#

Jürgen Markwirth: Das glaube ich, anders geht es auch nicht. #00:25:22-0#

Grażyna Wanat : Genau. Also wir haben in unserem Podcast eine Rubrik "Meckerecke" und da darf jeder über irgendetwas meckern, was ihn gerade nervt, gerade oder in der letzten Zeit. Und dann habe ich mir gedacht, ob du das überhaupt kannst. Also ich glaube, ich habe dich noch nie meckern gehört. #00:25:38-1#

Jürgen Markwirth: Ja, es ist eher selten, sage ich mal. #00:25:40-7#

Grażyna Wanat : Und gäbe es etwas, was dich so im Moment wirklich nervt? #00:25:46-2#

Jürgen Markwirth: Nein, nein. Nein, nein. #00:25:48-0#

Grażyna Wanat : Nein, nein. Also Meckerecke abgeschaltet in dieser Ausgabe. #00:25:51-1#

Jürgen Markwirth: Meckerecke abgeschaltet. Es wird ringsum genug gemeckert, da muss man nicht mit meckern. #00:25:58-0#

Grażyna Wanat : Ja, das ist wahr. #00:25:59-7#

Jürgen Markwirth: Ich versuche immer eher, jetzt zu gucken bei dingen, also ich habe für mich persönlich irgendwann mal gelernt, dass ich das ich Dinge, die ich jetzt sowieso nicht ändern kann, dass ich mich daran nicht abarbeite, sondern dass ich mich auf das konzentriere, wo ich tatsächlich was verändern kann, wo was geht und deswegen denke ich auch, jetzt muss man halt aus der Coronasituation auch das Beste machen. Auch das hat hat uns ja in manchen Punkten weitergebracht. Es hat uns gezwungen. Es hat uns gezwungen, an bestimmten Dingen digitale Formate zu machen. Da haben wir lange drüber schon nachgedacht oder es auch teilweise gemacht, aber die die Tatsache das Kulturläden einfach geschlossen waren, hat uns einfach auch gezwungen an der Stelle Tempo zuzulegen. Und es hat letztendlich auch die Stadt Nürnberg gezwungen Tempo zuzulegen. Also wir haben uns ja auch an vielen Punkten, wo wir einfach auch auf städtische Infrastruktur oder so angewiesen sind, haben wir uns ja auch viele Jahre abgearbeitet. Wie lange haben wir darüber geredet, dass wir endlich WLAN in unseren, in unseren Einrichtungen haben? Ja, also von daher, auch da ist jetzt durch das Corona Thema noch mal vieles in Gang gekommen, auch bei der Stadt, dass wir Videokonferenzen machen können, mittlerweile ein Headset haben, um sowas zu machen, also außerhalb der Stadt lächeln da ja manche Leute drüber, aber für uns war es jetzt definitiv ein Fortschritt und ich denke, ohne Corona Corona hätten wir weiterhin Listen geschrieben und hätten für nächstes Jahr soundsoviel Headsets oder so beantragt, die dann vielleicht gekommen wären oder auch nicht. Jetzt hat das Ganze ein bestimmtes Tempo entwickelt. Also das als Beispiel dafür, einfach zu gucken, dass man in Krisensituationen versucht, das Beste draus zu machen. #00:27:39-7#

Grażyna Wanat : Stichwort Kulturhauptstadt noch. Da habe ich mich auch im Zuge der Vorbereitung zu diesem Gespräch ein Zitat notiert aus dieser deutschen Kurzfassung des letzten BidBooks. Und da stand: "Seit 2019 befinden sich die Nürnberger Kulturläden auf dem Weg zur Transformation. Mit frischem Schwung arbeiten die Zentren daran zu dritten Orten zu werden, zu Orten der Begegnung, des Austausches und des kreativen Schaffens. Die Kulturläden werden in den nächsten Jahren ihre Komfortzone verlassen und vermehrt den öffentlichen Raum, die Herzstücke ihrer Stadtteile bespielen.". Und ich frage mich, was passierte 2019? War das wirklich diese Kulturhauptstadt Bewerbung, die Kulturläden wachgeküsst hat und war vorher alles... #00:28:30-2#

Jürgen Markwirth: Nein, die haben vorher nicht, die haben vorher auch nicht geschlafen. Wir haben, die Kulturhauptstadtbewerbung war natürlich der Anlass, manches jetzt noch mal voranzubringen und vor allem haben wir natürlich auch damit die, die Aufmerksamkeit auch bekommen für für Ideen, die wir schon längere Zeit auch auch gehabt haben. Also ich denke, generell war wir haben von Anfang an, als die die ersten Schritte der Kulturhauptstadtbewerbung gemacht worden sind, haben wir damals auch gleich Multiplikatorenworkshops in allen Kulturläden ja auch gemacht und ich denke, von daher waren die waren die Kulturläden sehr, sehr, sehr frühzeitig mit dabei. Und es gab dann einfach die Chance, im Zuge der Kulturhauptstadtbewerbung Dinge voranzubringen, die wir sonst nicht zusammengebracht haben. Also wo wir selber, ja, wie soll ich sagen, wo wir selber manchmal auch ein bisschen darunter gelitten haben, das Zitat, so wie du es jetzt gerade auch noch mal vorgelesen hast, das suggeriert natürlich, man hätte vorher geschlafen und ist jetzt durch die Kulturhauptstadtbewerbung wachgeworden. Da muss man natürlich immer dazu sagen, dieses, dieses BidBook, dieses Bewerbungsbuch hat natürlich seine eigene Logik, weil man wird nicht, man wird nicht Kulturhauptstadt, weil man so toll ist, das haben, glaube ich, viele, viele Menschen lange Zeit nicht verstanden. Also es geht, es ist kein Schönheit, kein Leistungswettbewerb, sondern man muss mit einer bestimmten Struktur antreten. Aber man muss vor allem auch sagen, was will man denn verändern? Also so in dem, in dem, in dem Sprech der Kulturhauptstadtbewerbung heißt es immer, man muss seinen "need" formulieren. Insofern hebt man natürlich in so einem Buch nicht darauf ab, was es alles gibt, sondern auf das was, was verstärkt, noch besser werden könnte, ja, und das war natürlich, denke ich so, von daher ist es in dem Kontext des BidBooks eine richtige Formulierung, um damit nach außen zu treten, intern haben natürlich viele Kolleginnen und Kollegen das auch so empfunden, wie du es gerade auch unterschwellig so empfunden hast und es war dann manchmal auch nicht ganz einfach, auch intern zu vermitteln, dass es einfach, für die Bewerbung muss man einfach Schwerpunkte anders setzen. Aber langer Rede, kurzer Sinn, also ich denke, es war einfach vieles, was bei uns seit langem angelegt war, ist jetzt durch die Kulturhauptstadtbewerbung, konnte nach vorne kommen. Wir haben auch an einzelnen Punkten zusätzliche Mittel bekommen, mit denen wir was realisieren konnten, was wir vorher nicht realisieren konnten. Also beispielsweise dieses Projekt Komfortzone, wo wir wirklich groß angelegt in der Südstadt, jetzt mit Menschen aus der Südstadt für nächstes Jahr ein größeres Projekt entwickeln. Das wäre, glaube ich ohne Kulturhauptstadt so nicht möglich gewesen, dass wäre auf dem Wunschzettel gestanden. Und so konnte man jetzt auch das eine oder andere umsetzen, tatsächlich. Ähnlich ist es mit dem Global Art Festival, auch eine Initiative, die, die wir unterstützt haben, aus dem KuF, jetzt speziell aus dem Interkulturbüro heraus, gibt es ja seit einigen Jahren so ein Netzwerk von Kreativen in der Stadt, oder auch aus Migrantenvereinen, die, die sich Global Art Netzwerk nennen, die jetzt ja auch Kulturförderpreis gekriegt haben, die wir, die wir mit unterstützt haben, so nach unseren Möglichkeiten. Aber das Festival, was da entstanden ist und was auch weiterentwickelt werden sollte, ist eben auch durch die Mittel aus der Kulturhauptstadtbewerbung noch mal ein Stück schöner geworden, wie wir es sonst hätten machen können. Also von daher, für uns war Kulturhauptstadtbewerbung tatsächlich ein Gewinn, wo wir uns auch an vielen Punkten gut drin gesehen haben, also auch auch in der in der globalen Zielsetzung der Bewerbung. Wir wollen noch mal darüber nachdenken, was macht uns als Stadt aus, wie wollen wir leben? All das waren Fragestellungen, sage ich mal, die, die uns nicht fremd waren, weil wir es in der einen oder anderen Form Formen bei verschiedenen Projekten immer schon gegangen sind. Aber natürlich ist das noch mal was anderes, ob du als Kulturladen oder als KuF Projekte entwickelst, oder ob das einfach ein Bestandteil von der Kulturhauptstadtgeschichte ist. Und da haben wir tatsächlich, denke ich, von profitiert und und weil es so nah an uns dran war, haben wir uns gut darauf eingelassen und deswegen fallen wir jetzt aber auch nicht in ein Loch, weil die Themen werden uns weiter beschäftigen, die Möglichkeiten, die uns die Bewerbung gegeben hätte werden schlechtere sein, aber die Themen und die Gedanken bleiben da und jetzt kommt halts darauf an, dass trotzdem irgendwie zumindest tendenziell in der Richtung umzusetzen, wie man sich das gewünscht hätte. #00:33:01-6#

Grażyna Wanat : In der Kultur im Allgemeinen verändert sich auch wahnsinnig viel zurzeit, glaube ich und eben auch die großen Paläste der Hochkultur wie Theater oder Museen haben für sich jetzt Soziokultur entdeckt und Öffnung und Diversität und Partizipation und Niederschwelligkeit und auf keinen Fall wollen sie mit Egalitären assoziiert werden. #00:33:25-8#

Jürgen Markwirth: Das ist richtig, das ist richtig. #00:33:27-6#

Grażyna Wanat : Und werden dadurch die Unterschiede verschwinden? Irgendwie? Und macht das vielleicht die Kulturläden in dieser Form überflüssig? #00:33:35-5#

Jürgen Markwirth: Das glaube ich nicht, aber das ist eine richtige Beobachtung, die ich schon auch mache und erstmal ist es erfreulich, finde ich, also wenn dieses dieses Kulturverständnis das ist, was jetzt alle haben, finde ich toll, auch, dass wir bei der Kulturhauptstadtbewerbung gesagt haben, es gibt diesen erweiterten Kulturbegriff, fand ich toll, aber natürlich ist es richtig, dass wir dann immer wieder gucken müssen, wofür stehen wir genau? Also was ist, was ist jetzt unser spezifischer Beitrag, den wir da leisten können? Und da glaube ich, dass es etliche, etliche Bereiche gibt, die, die wir anders drauf haben, wie andere, also beispielsweise die Stadtteilorientierung. Das ist einfach was, was, was nur Kulturläden in der Form haben. Und da glaube ich, können wir einfach Netzwerke einbringen. Und wenn wenn dann große "Tanker", in Anführungszeichen, was machen wollen und sie offen sind für eine Kooperation auf Augenhöhe, gibt es da bestimmt auch viele, viele Möglichkeiten zusammenzuarbeiten. Ich denke auch, dass das Thema der Diversität, in der Tat ist das erfreulicherweise auch jetzt bei vielen da, weil wie ich vorhin schon gesagt habe, ich glaube, es kommt ja niemand drum rum, ist ganz, ganz klar, die Bevölkerung ist so wie sie ist und wenn man in der Zukunft noch Besucher haben will, dann muss man sich einstellen auf die Bevölkerung,... #00:35:00-6#

Grażyna Wanat : So ist es! #00:35:00-7#

Jürgen Markwirth: ...so wie sie jetzt ist, ja. #00:35:02-3#

Grażyna Wanat : Daher kommt das wahrscheinlich... #00:35:04-5#

Jürgen Markwirth: Genau! #00:35:04-7#

Grażyna Wanat : ...diese Bewegung, ja. #00:35:05-7#

Jürgen Markwirth: Na ja, klar. Ich meine auch, denke ich auch in der, ja, auch in der Wirtschaft ist das ja seit langem Thema und dann ist es sicherlich nicht immer nur, ich sage mal nicht sozusagen aus der Theorie der Soziokultur abgeleitet, sondern einfach vielleicht aus ganz pragmatischen wirtschaftlichen Interessen. Ich sage mal, unterm Strich ist es mir egal, wenn das dazu führt, dass wir tatsächlich die mehr Vielfalt, gleichberechtigte Vielfalt in der Gesellschaft tatsächlich umsetzen können. Insofern sehe ich das auch positiv, wenn jetzt alle möglichen Kultureinrichtungen sich auf den Weg machen. Ich glaube, wir haben so ein paar Punkte, die die andere nicht haben. Wir haben Kulturläden, Stadtteilkultur habe ich genannt, ich meine, wir haben einfach viele Jahre Erfahrungen mit Migrantenvereinen, mit diesem Teil der Vielfalt in der Stadt. Da haben wir, denke ich, einfach ein Know-how und Kontakte, die andere in der Form nicht haben, wo wir was einbringen können, auch in Kooperationen und auf der anderen Seite glaube ich auch davon profitieren können, wenn es neue Kooperationen gibt. Auch mit dem Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne, denke ich, haben wir auch was, was, was für vielfältige Kooperationen auch noch gut geeignet ist und was es auch so in der Form nur bei uns gibt. Wir haben beim Erfahrungsfeld ja auch, sage ich mal, das Stichwort Inklusion haben wir noch nicht fallen lassen, in dem in dem Talk jetzt gerade, auch eins der der der Modethemen jetzt mal despektierlich formuliert, aber andersrum, auch da denke ich, dass eben Menschen mit Handicap nicht eine einheitliche, bemitleidenswerte Gruppe sind, sondern einfach auch einen Anspruch und ein Recht haben, wahrgenommen zu werden. Das setzt sich ja auch zunehmend durch und ich denke, auch da haben wir mit dem Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne, gerade mit der Arbeit, mit mit blinden und sehbehinderten Menschen auch was zu bieten, was andere in der Form auch nicht haben. Also wir erreichen die als Zielgruppe, aber wir haben eben auch auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die selber Handicap haben, was das Sehen angeht. Also der Dunkelbereich, den wir beim Erfahrungsfeld haben, denke ich, ist, also auch da, ist es ein Bereich, glaube ich, wo wir, wo wir Erfahrungen haben und was einbringen können. Und die Expertise... #00:37:21-3#

Grażyna Wanat : Wir als Bildungszentrum auch. Das muss ich erwähnen. #00:37:23-7#

Grażyna Wanat : Ihr auch. Absolut. Nein, nein, absolut, auch absolut. Ich meine, da seid, da seid ihr an der Stelle definitiv auch noch weiter als wir. Also den Fachbereich, den es da bei euch seit vielen Jahren gibt, das haben wir in der Form tatsächlich auch nicht. Das ist absolut, das ist richtig, dass du es betonst und da hat es mich auch, hat mich auch tatsächlich sehr gefreut, dass bei der Kulturpreisverleihung im vergangenen Jahr einerseits das Global Art Netzwerk ausgezeichnet worden ist, was sage ich jetzt mal von uns ein bisschen unterstützt worden ist und auf der anderen Seite ja die Theatergruppe, die aus eurem Fachbereich stammt. #00:37:58-2#

Grażyna Wanat : Dreamteam. #00:37:58-8#

Jürgen Markwirth: Dreamteam. #00:37:59-9#

Grażyna Wanat : Genau. #00:38:00-3#

Jürgen Markwirth: Das fand ich auch, fand ich auch sehr schön. Auch an der Stelle fand ich toll, dass jetzt bei der Kulturpreisverleihung, wo wir das manchmal diese Facette schon auch ein bisschen fehlt, das das auch so gut rübergekommen ist, tatsächlich. Ja, also wie gesagt, zurück zu der Frage, die, aus der ich mich da jetzt wieder reingeredet habe. #00:38:17-8#

Grażyna Wanat : Nicht wirklich. #00:38:20-1#

Jürgen Markwirth: Wie gesagt, ich mache mir wie gesagt keine keine Sorgen, dass es uns nicht mehr braucht, wenn andere sich auf den Weg machen, weil wir, glaube ich, genug eigene Kraft und und Ideen haben und und Dinge, für die wir stehen. #00:38:32-2#

Grażyna Wanat : Mhm. Und neben Soziokultur und Hochkultur, die wir schon angesprochen haben, gibt es in der Stadt auch noch freie Kulturszene, Subkulturen und ein Teil der freien Szene beklagt, dass in Nürnberg keine echten Freiräume zur Entfaltung gibt, das heißt alles von der Stadt reguliert wird und verwaltet wird und nur entweder genehmigte und lizensierte Kunst und Kultur gibt, in den extra dafür sortierten Häusern oder gar keine. Und jede subversive und wirklich unabhängige Position wird unmöglich gemacht. Wie stehst du zu diesem Vorwurf? #00:39:10-0#

Jürgen Markwirth: Den, finde ich, kann man, den kann man so nicht stehen lassen. Was zweifelsohne richtig ist, ist es, dass es zu wenig Freiräume gibt. Das ist zweifelsohne richtig. Deswegen habe ich das vorhin auch schon angesprochen. Deswegen finde ich es ganz wichtig, dass es da auch ein Konzept gibt, wie wir, wie wir Räume für Kultur aufschließen können, damit eben auch Initiativen, die sich neu gegründet haben, dann in Eigenorganisation auch auch was betreiben können. Ich denke, so diese Kulturoase, die man da im Sommer im Marientorzwinger auf die Schnelle gemacht hat, war ja so ein Weg und ich glaube, der Bedarf, der ist sicherlich da und da muss man sich tatsächlich auch seitens der Stadt, da bin ich überzeugt von, mehr überlegen und dieses Leerstandsmanagement, was wir da jetzt angehen, wenn sich das so entwickelt, wie wir es uns denken, glaube ich, kann das einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Andersrum angemerkt, glaube ich, also ich glaube, man muss es anerkennen, dass es eine freie Szene gibt oder wie auch immer man die jetzt benennen will, die den Bedarf hat, den wir tatsächlich nicht abdecken mit dem, was wir anzubieten haben. Gleichzeitig müssen, glaube ich, aber auch die Initiativen sehen, dass die freie Szene halt ein sehr, sehr weites Feld ist, was, was natürlich sehr wohl auch abgedeckt wird. Also wir decken denke ich, in der Tafelhalle, was den Bereich freie Tanz- und Theatergruppen angeht, ist da die freie Szene sicherlich gut abgedeckt. Andere Teile sind, glaube ich beim KuF ganz gut aufgehoben, aber ich finde, es geht nicht ums gegenseitige Ausspielen. Also mir ist wichtig zu sagen, also weder kann man sagen, die freie Szene soll soll nicht jammern, weil wir machen ja dies und jenes und so und da kann man immer eine lange Liste auflisten, was wir tatsächlich auch tun an Zuschüssen, an Förderung und gleichzeitig stimmt das es, dass es Teile gibt, die die sicherlich momentan noch nicht die Realisierungschancen haben, die, die sie möchten und die wir ihnen auch gerne geben möchten. #00:41:04-2#

Grażyna Wanat : Hast du vielleicht einen Vergleich, wie das in anderen Großstädten Deutschlands ausschaut? #00:41:10-3#

Jürgen Markwirth: Also wir haben ja eine Kollegin, die jetzt seit ein paar Monaten an dem Thema arbeitet und wir sind gerade dabei, jetzt mal so aus anderen Städten zu gucken, wie ist das dort aufgestellt? Also es ist sehr unterschiedlich. Es gibt gibt Städte, wo das von der Stadt outgesourct wird an irgendeinen freien Träger, der so was, so ein Konzept entwickelt. In anderen Städten wie in München gibt es so Dienststellen übergreifende Einheiten, die da geschaffen worden sind. Und da versuchen wir jetzt auch noch mal so für Nürnberg den richtigen Weg zu finden und den dann auch nächstes Jahr vorzuschlagen, wie könnte das denn in Nürnberg tatsächlich aussehen. Es ist ja oft auch sehr unterschiedlich, ob du, sagen wir mal, der, der, der, der Leerstand, den man kulturell nutzen könnte, der ist auch in den Städten unterschiedlich. Es gibt, in etlichen Städten gibt es viel städtischen Leerstand, wo es sozusagen in der Hand der Stadt ist, ob sie das jetzt für kulturelle Nutzung weitergibt. Davon gibt es in Nürnberg nicht, nicht wahnsinnig viel. Es ist eher wenig. Das war auch eine Erfahrung also, die, die Idee dieses Raummanagement ist auch aus einem EU-Projekt entstanden, was wir beim KuF gemacht haben, mit Partnern in anderen Städten auch, in Slowenien oder Polen. Und da da ist die Situation zum Teil natürlich eine andere, was die Objekte angeht, die, die es irgendwie gibt. #00:42:30-3#

Grażyna Wanat : Ja. #00:42:31-3#

Jürgen Markwirth: Aber auch war auch spannend, also auch da, ja, ist vielleicht auch ein Thema, wenn wir mal bei der europäischen Ebene gerade noch sind, fand ich einerseits interessant, da so etwas im Vergleich zu sehen, finde ich auch immer sehr anregend und auch das ist ein Wunsch, den ich natürlich gehabt hätte mit der Kulturhauptstadtbewerbung, dass dieser europäische Austausch noch mehr Teil unseres Alltags wird. Daher habe ich mir sehr viel versprochen von. #00:42:58-2#

Grażyna Wanat : Das ist schade. #00:42:59-6#

Jürgen Markwirth: Das ist wirklich schade, weil das wäre sicherlich ein Schwerpunkt gewesen. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, mehr in die Richtung zu gehen, aber das ist im Alltag halt oft ein bisschen schwierig. #00:43:09-5#

Grażyna Wanat : Schwierig und die Mittel fehlen, dann. #00:43:11-8#

Jürgen Markwirth: Genau. Genau. Genau. Ja, genau. #00:43:15-0#

Grażyna Wanat : Aber wenn man schon bei den Vergleichen ist, fast in jeder deutschen Gemeinde oder Stadt gibt es, oder ich glaube in jeder gibt es eine Volkshochschule und wie ist es eigentlich mit soziokulturellen Zentren oder Kulturläden, städtischen Kulturläden, ist es auch so, dass es in jeder Stadt solche Systeme gibt oder ist Nürnberg eine Ausnahme? #00:43:37-4#

Jürgen Markwirth: Nürnberg ist an der Stelle eine Ausnahme. Es gibt auch in Bremen oder so gibt es, gibt auch, aber wir haben nirgends so ein Netz wie hier in Nürnberg. Ich glaube, so dieses dieses Netz von von soziokulturellen Zentren, vor allem mit der Stadtteilorientierung in städtischer Trägerschaft gibt es woanders nicht. Das ist meistens eher eine in der Vereinsträgerschaft und und auch das ist eine Diskussion, die die kann man natürlich auch auch lange führen. Was ist die richtige Methode? Ist es die städtische Trägerschaft oder ist es die die freie Trägerschaft? Ich glaube, dass die städtische Trägerschaft, so wie wir sie in Nürnberg realisiert haben, einfach Kontinuitäten ermöglicht hat, die von der freien Initiative schwer getragen werden. Es war ja in Nürnberg nicht immer so, wir hatten also wir haben ja heute noch DESI und KUNO als freie Kulturläden aus der Frühphase, sage ich jetzt mal, und früher war auch Almoshof, war zunächst auch in Vereinsträgerschaft, bevor man es dann dem KuF angetragen hat, das Ganze zu machen. Und wenn wir jetzt in die Zukunft schauen, geht es auch darum gibt es, gibt neue Stadtteile, gibt Stadtteile, in denen es bisher keine keine Stadtteilkultureinrichtungen gibt. Da würde ich auch sagen, das muss man sich differenziert anschauen. Dann an der einen oder anderen Stelle, denke ich, wäre es sinnvoll, da tatsächlich auch die städtische Infrastruktur aufzubauen. Woanders geht man vielleicht auch andere Wege, also auch das, glaube ich, ist was, was man in der Zukunft jetzt nicht mit schwarz oder weiß beantworten kann. Es gibt durchaus in Einzelnen, gerade in Vororten von Nürnberg gibt es Initiativen, die, die da selber was aufmachen wollen auf initiativenbasis und ich denke, da wäre es sinnvoll, dass tatsächlich die Initiativen den Weg gehen, dass man das berät und unterstützt und nicht zwangsläufig selber was macht. In anderen Neubaugebieten oder so wäre es vielleicht sinnvoller, noch mal drüber nachzudenken, ob man auch in Kooperation jetzt auch mit Mit BCN oder anderen noch mal was städtisches aufsetzt. Ich glaube, das muss man wirklich immer so sich angucken, wie die jeweilige Situation ist. Aber sagen wir mal, die Struktur, wie wir sie haben, hast du in anderen deutschen Städten nicht, auch generell glaube ich, dass Nürnberg sehr breit aufgestellt, was wir städtisch tun. Also also jetz nicht nur das KuF. #00:45:57-9#

Grażyna Wanat : Vielleicht bevor man klagt und jammert oder die Meckerecke bespielt, könnte man sich vielleicht auch andere Städte anschauen. Und dann ist vielleicht alles viel schöner auf einmal. #00:46:10-7#

Jürgen Markwirth: Das glaube ich, das glaube ich allerdings, wenn man sich die Landschaft mit anderen Städten anschaut, dann glaube ich tatsächlich und also ich muss auch tatsächlich sagen, wenn ich auf irgendwelchen bundesweiten Tagungen unterwegs war, in der Zeit, als man noch gereist ist und nicht nur online Konferenzen gemacht hat, nein, habe ich mir, da habe ich mir, da habe ich mir oft gedacht, natürlich jammern wir intern auch, dass die Mittel nicht reichen und das Personal nicht reicht und es ist ja auch auch berechtigt und und und gleichzeitig habe ich für mich dann schon oft auch gedacht, wir jammern schon auf gutem Niveau, wenn ich mir das im Vergleich zu anderen Städten anschaue, wo, wo Kultureinrichtungen geschlossen werden, wo Bibliotheken geschlossen werden und und wir haben in Nürnberg in den letzten Jahren eine Reihe von neuen Einrichtungen ans Netz gebracht, nimmt die Kulturwerkstatt auf AEG als wirklich große Einrichtung, oder nehmen wir auch den ZBau als Ort für die freie Szene, den, den die Stadt ermöglicht hat. Da haben wir auch in den letzten Jahren gerade noch mal zugelegt und das waren jetzt nur zwei Beispiele, sozusagen aus der engeren Umgebung, aus dem KuF oder aus der engeren Umgebung. Da schauen manche Städte schon relativ neidvoll nach Nürnberg. Vielleicht sind wir es auch deswegen nicht geworden, die Kulturhauptstadt, weil unser "need" nicht groß genug war. #00:47:24-2#

Grażyna Wanat : Es könnte sein, die Begründung liegt noch nicht vor. #00:47:27-6#

Jürgen Markwirth: Ja, ich kenne sie nicht zumindest, ich glaube gibt es auch noch nicht. #00:47:30-7#

Grażyna Wanat : Bevor wir noch zum Thema Integration und Interkultur kommen, wollte ich noch schnell zurück zu dir als Chef. Also damit haben wir auch ein bisschen angefangen. Für wie viele Menschen bist du Chef? #00:47:45-8#

Jürgen Markwirth: Na ja, insgesamt sind es gut 150 Menschen, wenn man alle Musikschullehrkräfte dazu nimmt. Aber natürlich denke ich, wenn du etliche der Musikschullehrkräfte gefragt hättest, mit denen habe ich im Endeffekt nicht so viel zu tun gehabt, da wäre dieses Feedback sicherlich nicht so geworden, also von daher. Das Amt ist zu groß, um mit allen Leuten tatsächlich im engen Austausch zu stehen. Ich versuche es so gut es geht präsent zu sein und mich darauf einzulassen, weil ich auch davon überzeugt bin, dass man so eine Dienststelle nur nur leiten kann, indem man mit den Kolleginnen und Kollegen das gemeinsam entwickelt. Das ist kein Laden, den man von oben durchregieren kann, man muss es mit den Leuten gemeinsam entwickeln, gerade auch in der, in der Vielfalt, in der wir aufgestellt sind. Ich denke, ich habe mir. ich habe mir über all die Jahre zu den zu den vielen Themenfeldern, die wir im Amt bedienen, sozusagen mir mein Wissen, meine Erfahrung angesammelt und trotzdem braucht es für jeden Fachbereich dann auch noch mal die Leute, die einfach da die Expertise noch verstärkt einbringen und dass man das einfach versucht gemeinsam zu entwickeln. Und auch der Versuch, immer wieder auch Leute zusammenzubringen, auch auch Themen auch gemeinsam im Amt zu denken, auch so unter unter Querschnittthemen. Das ist auch was, was mir wichtig war, auch und wichtig ist. #00:49:08-6#

Grażyna Wanat : Ja und das genau das wollte ich eben ansprechen. Wir duzen uns auch nicht deswegen, dass wir uns privat kennen, sondern ich habe früher im KuF gearbeitet. #00:49:19-7#

Jürgen Markwirth: So ist es! Bevor du abgeworben worden bist. #00:49:22-8#

Grażyna Wanat : Genau. Und im KuF duzen sich alle. Und das ist zum Beispiel ein Beispiel dafür, wie flach hierarchisch eigentlich die Zusammenarbeit gehalten wird und wie dein Führungsstil auch ist. Und auch diese Sachen, die du angesprochen hast, dass man Projekte gemeinsam, tatsächlich gemeinsam entwickelt, also die kommen nicht von oben und dass man auch gemeinsam sich Themen erarbeitet. Man holt sich Expertenrat und hört sich das gemeinsam an und dann diskutiert man und kommt auf einen gemeinsamen Nenner. Ich finde das faszinierend eigentlich. Und auch dieses, dass da auch nicht nur pädagogische Mitarbeiter involviert sind, sondern alle eigentlich auch Verwaltungskolleginnen oder Techniker sind auch dabei, bei solchen Gesprächen. #00:50:11-6#

Jürgen Markwirth: Ist uns immer wichtig, dass wir bei so Amtsklausuren wirklich alle tatsächlich dabeihaben, weil auch da stimmt es mit der Diversität Ja, ein Laden funktioniert nur, wenn wenn jeder seine unterschiedlichen Fähigkeiten in das Ganze einbringt irgendwo. Und du kannst ja noch so viele tolle Veranstaltungen überlegen, oder kannst dir noch so viele tolle Dinge überlegen, wie wir mit Menschen umgehen wollen, wenn dann die konkreten Personen, die mit den Menschen Kontakt haben, nicht mitziehen, dann wird das alles nicht funktionieren irgendwo. #00:50:42-1#

Grażyna Wanat : Ganz genau. #00:50:43-6#

Jürgen Markwirth: Das ist, glaube ich. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt auch. Aber das freut mich,das offensichtlich ein bisschen funktioniert hat, wenn ich mir die Rückmeldungen so angehört habe. #00:50:51-2#

Grażyna Wanat : Genau, genau. Aber meine Frage dazu ist, denkst du, dass es eine Geschichte ist, die mit der Person persönlich zusammenhängt Und wenn du weg bist, sobald, dass ich das eventuell mit einer neuen Leitung ändert, oder ist es schon so zusammengewachsen mit dieser Dienststelle, dass diese Kultur einfach bleibt? Unabhängig davon wer jetzt... #00:51:16-4#

Jürgen Markwirth: Das hoffe ich doch sehr. Ich meine, ich weiß es nicht, wer letztendlich meine Nachfolge antritt, aber ich glaube schon, dass wir, das wir die Kultur hoffe ich, doch so verankert haben, dass sie auf jeden Fall funktioniert, wobei ich mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen kann, dass jemand, der hier neu anfängt, das jetzt ganz anders machen machen würde, weil ich glaube, wenn man sich mit dem Amt beschäftigt, wird man schon zu dem, oder wenn man sich für die Leitung von dem Amt interessiert, gehe ich mal davon aus, dass man dann mit einem ähnlichen Blick an das ganze Thema auch auch rangeht. Also insofern. Ich meine, es ist ja auch, die ganze Geschichte, also deswegen habe ich am Anfang auch die die Geschichte der Soziokultur benannt, die ist ja anders gar nicht denkbar. Insofern muss es zusammenpassen und bin ich eigentlich doch sehr optimistisch, dass das dann auch so weitergeht. #00:52:05-0#

Grażyna Wanat : Jetzt wollte ich mit dir über Interkultur und über Integration in Nürnberg sprechen. Auch diese Begriffe, über die Begriffe kann man auch sprechen. #00:52:14-3#

Jürgen Markwirth: Da können wir auch tagelang drüber sprechen. #00:52:16-2#

Grażyna Wanat : Genau. Wie kann man in so einem kurzen Gespräch so viele Themen besprechen? Aber gut. Wie schon gesagt, auch dieses Thema koordinierst du. Was heißt das eigentlich, dass Integration Querschnittsaufgabe für die ganze Stadtverwaltung ist? #00:52:31-7#

Jürgen Markwirth: Mhm. Das ist. Das ist eben ein Thema ist, was nicht nur eine Dienststelle beschäftigt. Also in vielen Städten war es lange Zeit so, dass das halt der Integrationsbeauftragte für das Thema zuständig war. Wir haben, wir haben in Nürnberg gesagt, das ist ein Thema, was tatsächlich alle Dienststellen angeht und dementsprechend sind auch alle, alle Dienststellen in dieser Koordinierungsgruppe Integration vertreten, weil de facto ist es ein Thema, ich sage jetzt mal von der Wiege bis zur Bahre, wo man sich mit der Vielfalt der Bevölkerung auseinandersetzen muss. Also, ich finde ein ganz, ganz schönes Beispiel ist tatsächlich dieses bis zur Bahre, ja, also das wir, das wir tatsächlich auch darüber nachdenken müssen, wie muss sich eine Bestattungskultur in der Stadt verändern, um jetzt mal ein bisschen ganz ernstes Thema anzuschneiden, wenn sie denn so, wenn sie denn so vielseitig ist, also angefangen von von bestimmten Vorgaben, die bestimmte Religionsgemeinschaften einfach brauchen, bis hin zu der Tatsache, dass wir beispielsweise, auch das ist durchaus ein Ergebnis von von von solchen Diskussionen, dass wir im Westfriedhof, in der in der Aussegnungshalle das Kreuz nur eingeblendet ist, wenn tatsächlich jemand beerdigt wird, der christlichen Glaubens ist. Also... #00:53:47-6#

Grażyna Wanat : Okay, das wusste ich nicht. #00:53:49-5#

Jürgen Markwirth: ...dass an der an der Aussegnungshalle, am Westfriedhof der Begriff, also wie wir im Südpunkt überall "Willkommen" in 100 Sprachen, in vielen Sprachen stehen haben, so steht dort in vielen Sprachen "Erde". Also das ist so ein ganz, ich finde ein ganz, ganz praktisches Beispiel dafür, dass tatsächlich es keinen Bereich kommunalen Handelns gibt, der sich, der sich nicht auseinandersetzen muss mit der Tatsache, dass unsere Stadtbevölkerung so divers ist, wie sie heute nun mal ist. Und in Nürnberg, es gab schon in den 1980er Jahren das erste Mal ein sogenanntes Ausländerprogramm und das war damals aber auch schon so aufgebaut, dass man gesagt hat, für welche kommunalen Handlungsfelder stehen eigentlich welche welche Maßnahmen an. Und da schließt sich auch der Bogen zu dem Gespräch am Anfang. Wir haben damals auch die Öffnung der der Kulturläden, als einen, war auch unser Beitrag zu diesem Ausländerprogramm der Stadt damals schon. Und ich denke, dieses dieses System hat sich über die Jahre, denke ich, einfach positiv entwickelt. Ich glaube, dass das mittlerweile so ist, dass das als Querschnittsthema angenommen ist. Was sicherlich nicht heißt, dass überall alles perfekt läuft und das es zweifelsohne auch Bereiche gibt, wo es noch noch mehr Handlungsbedarf gibt, aber das Prinzip ist, glaube ich, ist glaube ich klar. Die Leitlinien, die sich die Stadt gegeben hat, sind glaube ich sehr klar. Also auch, wo klar definiert ist, was wir unter Integration verstehen, nämlich nicht, dass sich der eine dem anderen anpasst, sondern dass das ein wechselseitiger Prozess ist. Ich weiß, dass der Begriff und deswegen diskutieren wir den Begriff ja auch oft, ob er eigentlich richtig ist, weil ich denke, so wie die Stadt Nürnberg in den Leitlinien definiert hat, ist es ein korrekter Begriff. Aber mir ist schon auch klar, dass ihn viele Menschen natürlich auch anders verwenden. Also Aber so, wie wir es in den Leitlinien verankert haben, tatsächlich den Anspruc, wir wollen für alle da sein. Wir wollen tatsächlich auch, dass unsere Belegschaft ein Spiegel der Bevölkerung ist, oder so. Ich finde, das sind sehr, sehr grundlegende und sehr wichtige Vorgaben, die sich die Stadt da macht und an der sie sich natürlich auch immer wieder messen muss, ob sie sie auch tatsächlich einlöst. Gerade das Thema der der Mitarbeiterschaft ist sicherlich eins, wo noch viel Luft nach, wo noch viel Luft nach oben ist. Ganz, ganz klar. #00:56:17-1#

Grażyna Wanat : Gibt es dafür Zahlen? #00:56:18-0#

Jürgen Markwirth: Äh, ich glaube, die liegt ungefähr bei 16% mittlerweile, der Anteil von Kolleginnen und Kollegen. #00:56:26-2#

Grażyna Wanat : Wie viel? #00:56:26-4#

Jürgen Markwirth: 16. #00:56:27-5#

Grażyna Wanat : 16, mhm. #00:56:28-2#

Jürgen Markwirth: Aber natürlich ist der Anteil in der Bevölkerung wesentlich höher. Bei den Auszubildenden geht es glaube ich um die 30%, also leg mich nicht fest. Aber das sind ungefähr... #00:56:38-5#

Grażyna Wanat : Aber ungefähr. #00:56:39-4#

Jürgen Markwirth: ...die Zahlen. Aber auch da muss ich sagen, hat sich gerade in den letzten Jahren auch noch mal positiv was entwickelt, dass sich die Stadt tatsächlich das auch auf die Fahnen geschrieben hat und wir da viel, viel bewusster und gezielter auch auch rangehen, jetzt auch in Auswahlverfahren und gerade das Personalamt haben das jetzt eine Arbeitsgruppe gehabt zum Thema Öffnung im Personalwesen, die dann auch der Kämmerer und Personalreferent persönlich geleitet hat, um dem Ganzen auch Nachdruck zu verleihen. Also da hat sich, glaube ich schon auch viel Positives getan, sodass ich schon denke, dass es tatsächlich, dass wir ziemlich gut vorangekommen sind mit mit diesem Querschnittsthema. Trotzdem gibt es viel zu tun, also Personalthema ist eins, was wir angesprochen haben, das Thema vorhin, was wir mal kurz angerissen haben, dieses Thema Sprache, Mehrsprachigkeit, wie kann man Menschen unterschiedlicher Herkunft oder unterschiedlicher Sprache bedienen. Die Frage der Teilhabe, welche neuen Formate kann man auch entwickeln, um die Teilhabe wirklich zu verbessern. Überlegungen, was kann man tun, damit die Bürgerversammlungen auch die Bevölkerung mehr widerspiegeln oder so? Also ich denke, da gibt es. Da gibt es vieles und da gibt es auch noch viel zu tun, also da denke ich die, da wird in den nächsten Jahren die Arbeit, glaube ich, auch nicht ausgehen. Aber ich glaube wichtig, dass das tatsächlich so als Querschnittsthema gesehen ist, in dem sich erstmal alle verpflichtet fühlen. Und auch wichtig, das ist, glaube ich, von der Stadtspitze gelebt wird. Dr. Maly hat es 2002, als als er angefangen hat, eigentlich so mit angestoßen, noch mal diesen letzten Schub mit den verschiedenen Gremien, die wir in der Stadt haben und freue mich, dass der neue Oberbürgermeister sich das auch zu eigen gemacht hat, weil ich glaube, dass das ganz wichtig ist, dass tatsächlich diese Offenheit auch von der Stadtspitze gelebt wird. #00:58:37-6#

Grażyna Wanat : Eindeutig. #00:58:39-6#

Jürgen Markwirth: Ist, glaub ich, ein ganz wichtiger Punkt. Und es zieht sich von oben nach unten durch. Ich glaube, es ist wichtig, dass Dienststellenleitungen sich des Themas bewusst sind und und und. Ich glaube, das ist, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiger Punkt. #00:58:53-0#

Grażyna Wanat : Es gibt diese vier Gremien in der Nürnberger Integrationspolitik und das hast du schon angesprochen, auf der Verwaltungsebene, diese Koordinierungsgruppe Integration. Und es gibt auch die Nürnberger Rat für Integration und Zuwanderung mit einer ganz interessanten Geschichte, also historisch, als eine Verschmelzung von Ausländerbeirat und Aussiedlerrat. #00:59:20-7#

Jürgen Markwirth: Richtig. #00:59:21-5#

Grażyna Wanat : Und es heißt, es soll die kommunalpolitische Interessenvertretung der nach Nürnberg Zugewanderten sein. Und meine Frage ist: Haben alle nach Nürnberg Zugewanderten, ob aus Syrien, Polen, Ungarn, Äthiopien, ob jung oder alt, Asylsuchende, oder AussiedlerInnen mit Muttersprache Deutsch ähnliche Interessen, die von einem solchen Gremium vertreten und erkannt werden können? #00:59:51-0#

Jürgen Markwirth: Ja, ich glaube, es gibt übergreifende Themen, natürlich und dann gibt es natürlich immer, immer Spezialthemen, das ist ganz klar. Aber ich glaube, so wie man in der Integrationspolitik, wo es um Chancengleichheit und Teilhabe geht, wo es um um Öffnung im Personalwesen geht, ob es darum geht, welche Personalpolitik treiben wir? Also ich glaube, da gibt es schon das gemeinsame Interesse. Und dann gibt es natürlich Partialinteressen. #01:00:22-3#

Grażyna Wanat : Oder konkurrierende. #01:00:23-8#

Jürgen Markwirth: Oder auch konkurrierende. Natürlich gibt es die auch und ja, natürlich auch diese, du hast es auch angesprochen, das speist sich aus zwei Quellen. Das eine ist tatsächlich diese lange Geschichte des Ausländerbeirats, wo Nürnberg tatsächlich so die zweite Stadt in Deutschland war die das 1973 ins Leben gerufen hat, weil man eben eine Form von Partizipation für die Leute schaffen wollte, die eben kein Wahlrecht haben. Und man hat dann als als zweite große Gruppe in der Stadt natürlich die die Aussiedlerinnen und Aussiedler gehabt und hat dementsprechend den Aussiedlerbeirat ins Leben gerufen, der aber im Gegensatz zum Ausländerbeirat nie gewählt worden ist. Also der Aussiedlerbeirat hatte eine Struktur, wo die Menschen aus den Landsmannschaften und den Betreuungsverbänden berufen worden sind. Und ich denke, der Ausgangspunkt, oder einer der Knackpunkte war sicher in den in den 2000er Jahren, wo man das versucht hat zusammenzuführen, politisch, weil natürlich die Grenzen zwischen Spätaussiedlern aus der früheren Sowjetunion und Kontingentflüchtlingen aus der früheren Sowjetunion, das war ja fließend da waren, da gibt es natürlich, da gibt es viele Gemeinsamkeiten und Unterschiede, aber von daher denke ich, hat man gesagt, man versucht diese, diese Themenfelder zusammenzuführen und hat dann eben auch diese beiden Räte zu einem, zu einem verbunden. Das ist sozusagen die, die Konsensfindung ist natürlich immer, immer großes Thema, aber ich glaube, das ist nach wie vor ein wichtiges Gremium in der Stadt, wo ja auch im Jahr 2022 auch wieder die nächste Wahl auch ansteht. #01:02:04-7#

Grażyna Wanat : Mhm. Und jetzt zur Interkultur. Das ist ein zentraler Begriff auch und es gibt auch ein Inter-Kultur-Büro und wie mit allen diesen Begriffen ist es so, dass sie sich oft verändern im Laufe der Zeit, die Bedeutungen verändern sich und damit oder sie gehen auch zusammen mit den Veränderungen in der Gesellschaft überhaupt und in der Wahrnehmung. Und findest du, dass dieser Begriff noch zeitgemäß ist, Interkultur? #01:02:35-6#

Jürgen Markwirth: Ja wir reden in letzter Zeit ja gerne von Transkultur als dem, dem dem zeitgemäßen Begriff ich. Es ist insgesamt eine schwierige Diskussion, sage ich jetzt mal, weil es natürlich bei all diesen diesen Begriffen, die man da bildet, tut man so, als ob Kultur was feststehendes wäre. Und de facto ist es ja nicht so, es gibt eigentlich nur Kultur und und und Kulturen vielleicht ja und Interkultur. Also ich glaube auch, dass Transkultur im Prinzip der treffendere Begriff ist, weil er ja, Interkultur bedeutet immer zumindest zwei getrennte, getrennte Geschichten, die irgendwie zusammenkommen sollen und das Transkulturelle betont ja mehr die die Gemeinsamkeiten, die man über unterschiedlichste Herkünfte hinweg hat und auch die, ja, die unterschiedlichsten Zugehörigkeiten innerhalb des Begriffs. Insofern glaube ich, ist das der richtigere Begriff, aber es ist schwierig, weil das ist eine Diskussion, glaube ich, die, die wird in einem; ja in so einem Inner Circle geführt, was da die richtige Diskussion ist und ich glaube, dass viele Leute wahrscheinlich mit beiden Begriffen wenig anfangen können. #01:03:51-8#

Grażyna Wanat : Das stimmt. Aber Begriffe ist das eine und das andere ist überhaupt, nach welchen Prinzipien man da in diesem Bereich arbeitet. #01:04:00-3#

Jürgen Markwirth: Ja klar, inwieweit man auch Unterschiede betont. Ich glaube, das ist auch natürlich immer die spannende Frage inwieweit betont man die einzelnen Herkünfte oder Migrationshintergründe und inwieweit betont man sie nicht? Auch das ist ja eine schwierige Frage. Also viele, viele Menschen lehnen, glaube ich, aus verständlichen Gründen ab, dass sie ein Menschen mit Migrationshintergrund sind, weil das natürlich im Kopf von vielen auch irgendwie negativ konnotiert ist und man eben auf das Besondere abhebt, mit und ohne Migrationshintergrund. Und auf der anderen Seite ist es natürlich so, wenn wir messen wollen, ob wir in der Chancengleichheit vorangekommen sind, ob Herkünfte Einfluss haben auf Schulerfolg beispielsweise, dann musst du irgendwelche Kategorien bilden. Das ist eine schwierige, das ist eine schwierige Diskussion. Gerade aus Schulen wird oft berichtet, dass das Eltern sagen, mein Kind hat keinen Migrationshintergrund, es ist hier aufgewachsen und das ist einfach ein normales Nürnberger Kind. Ja hat sie recht, gleichzeitig sind die Rahmenbedingungen natürlich so, wenn du in Schulklassen einen bestimmten Anteil Migrationshintergrund hast, dann gibt es andere Klassenschlüssel. Insofern achtet die Schule darauf, dass sie tatsächlich das bei allen angibt, dass sie Migrationshintergrund haben. Also ich finde, das ist schwierig, tatsächlich, ich glaube generell sollte man es perspektivisch immer weniger betonen. Das ist, glaube ich, auf jeden Fall der, der der richtige Weg. Aber bis wir da, glaube ich, angekommen sind, wird man nicht umhinkommen, an der einen oder anderen Stelle es zu tun. Ich glaube, man muss sich immer. Man muss sich immer bewusst machen, auch und auch immer klarmachen, dass bestimmte, bestimmte Sachen immer sehr relativ sind, wie du das ja auch angesprochen hast in Bezug auf den Integrationsrat, was haben die die vielen Menschen mit Migrationshintergrund, was haben sie gemeinsam, was haben sie nicht gemeinsam? Sie haben, sie machen wahrscheinlich zusammen schon irgendwelche Erfahrungen, die Deutsche ohne Migrationshintergrund vielleicht nicht machen. Aber auch das kann man sicherlich nicht so pauschal sagen. Also da machen Menschen mit dunklerer Hautfarbe sicherlich noch mal andere Erfahrungen wie sie, was soll ich jetzt sagen, um ein anderes Klischee zu bemühen, irgendeine Schwedin in Nürnberg macht oder so. Also ich finde diese diese Differenzierung schwierig, ich glaube, wir müssen Bewusstsein haben für die Vielfalt und einfach, dass man damit umgehen kann und sich auch bewusst sein, dass das auch unterschiedliche Ansprüche und Haltungen aus der unterschiedlichen Geschichte herrühren können. Also, dass beispielsweise jemand, der aus der Türkei stammt, sage ich jetzt mal, halt einen anderen Bezug hat und sich freut, wenn es ein Filmfestival Türkei Deutschland gibt, bei dem auch ganz gezielt Filme aus der Türkei gezeigt werden. Das ist für die Menschen sicher richtig und gleichzeitig für alle anderen in der Stadt, dass sie eben was mitbekommen von dem, von dem Land, aus dem ganz viele Menschen irgendwie abstammen, die hier in Nürnberg sind. Daneben braucht es natürlich Projekte, die die einfach völlig losgelöst von einzelnen Herkünften sind, wo es einfach darum geht zu sagen, wie wollen wir gemeinsam leben und wo, ich glaube, das ist halt auch aus meiner Sicht so ein wichtiger Punkt, dass es transkulturelle Kulturprojekte gibt, indemeben man an einem Thema unterschiedlichste Facetten einbringt und das eben in der Vielfalt voranbringt, ohne dass dann irgendwelche Nationalitäten Etiketten an dem ganzen kleben. #01:07:44-0#

Grażyna Wanat : Genau. Genau. Weil ich denke, einerseits diese Stärkung von Minderheiten und Emanzipation, das war das, was man eigentlich früher hauptsächlich betont hat in dieser interkulturellen Arbeit und heute wird es oft Identitätspolitik genannt und auch ein bisschen im negativen Licht gesehen und das kann ich wiederum auch ein bisschen nachvollziehen, wenn man wirklich nur auf diese Unterschiede setzt eigentlich und Migrantenvereine stärkt und diese kulturellen Feste, wo sich eigentlich jede Minderheit für sich präsentiert und vielleicht mit besonderer Küche und Folklore und vielleicht noch ein bisschen antiquiertes Bild von dem Land präsentiert, aus dem es kommt. Dann stellt sich dann doch die Frage, ob das wirklich integrationsfördernd ist am Schluss, oder ob sich das Bild jetzt nicht ein bisschen verändert und verschoben hat und manche sogar, ich habe da auch so ein Zitat aus dem Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad. Er schrieb vor zwei Wochen, glaube ich in der ZEIT einen Artikel und sprach von Ethno-Fetischismus und sagte: "Alles, was ethisch und religiös fremd erscheint, wird verklärt und verniedlicht. Eigene biodeutsche, ähnlich gelagerte folkloristisch nationalreligiöse Statements gelten als rückständig und weltfremd. Kulturelle Unterschiede aber werden zelebriert, statt das Gemeinsame zu suchen und zu betonen. Gleichzeitig werden Konflikte, die aus Unterschieden entstehen, verleugnet.". Es ist natürlich schon wieder eine ziemlich extreme Position, aber eigentlich auch nicht ganz unberechtigt, oder? #01:09:32-1#

Jürgen Markwirth: Ja, ich glaube das. Ja, ich glaube das, das sind verschiedene verschiedene Pole der Diskussion. Wenn man das nur so oder nur so betrachtet, ist es sicherlich falsch, ja. Natürlich ist da was dran an bestimmten Punkten und ich glaube auch, dass natürlich die, auch das hatten wir ja schon, die Menschen sind sehr, sehr unterschiedlich. Es gibt, denke ich, viele, die jetzt statistisch Migrationshintergrund haben und die einfach ein kosmopolitisches, urbanes Leben leben, ohne jetzt auf ihre Herkunft zu achten. Und dann gibt es halt auch andere. Und wenn wir, wenn wir die Gesellschaft insgesamt mitnehmen wollen, glaube ich, muss man die unterschiedlichen, muss man die unterschiedlichen, ja, Bedürfnisse auch ein Stück weit mitnehmen. Also für mich ist es kein Gegensatz. Ich kann mit, ich sage jetzt mal mit traditionellen Kulturveranstaltungen, Folkloreabenden, wenn wir nur das machen würden, dann würden wir sicher was falsch machen. Dann würden wir, denke ich, in einer Zeit stehen bleiben, die glaube ich lange vorbei ist. Auf der anderen Seite ist es festzustellen, dass das für viele Menschen einfach nach wie vor Thema und Bedürfnis ist, also hat es auch einen Stellenwert in der Stadt. Und ich glaube aber generell denke ich auch, dass man das Gemeinsame mehr betonen muss wie die Unterschiede. Gleichzeitig kann man Unterschiede aber auch nicht wegdiskutieren. Also ich glaube, da die richtige Balance zu finden, das ist glaube ich der, auch an der Stelle der richtige Punkt. Also ich bin ja nicht nur der Glas -halb-voll-Denker, ich bin auch immer schon ein Freund von den und ich glaube auch, dass das, das uns das in vielen Punkten am meisten weiterbringt. Natürlich muss man schauen, dass nicht unter dem Deckmantel von von Traditionspflege irgendwie Inhalte vertreten werden, die jetzt mit dem was, was wir alle, glaube ich, in Deutschland in der Gesellschaft wollen, nicht vereinbar ist, ganz klar. Und da muss man auch klar dagegen sein und und umgekehrt ist aber Traditionspflege sicherlich für Menschen, für Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund für etliche ein Thema. Also ich glaube, es muss beides geben, aber generell würde ich auch sagen, man muss mehr das Gemeinsame betonen, insofern denke ich auch, dass dieser, das ist ja letztendlich der Kern des Transkulturellen, dass man mehr auf das Gemeinsame setzt, dass das der größere Trend ist. Aber ich glaube, wir, wir sind in der Gesellschaft, in der in der Vielfalt nicht, nicht so weit, dass man sagt, das, das ist das Einzige. Also ich glaube, das ist für mich der Punkt und da muss man sich natürlich immer, immer anschauen, wie weit stehen wir da. Wir haben sicher jetzt auch das Inter-Kultur-Büro hat in den letzten Jahren mehr transkulturelle Projekte tatsächlich protegiert, würde ich jetzt mal sagen, oder gefördert. Und auch da gibt es natürlich manchmal die Diskussion, muss man das jetzt umbenennen, oder? Also ich glaube, so ein kritischer Umgang mit Begriffen ist, glaube ich, generell auch ein wichtiger Punkt, gleichzeitig ein schwieriger Punkt, weil man manche Begriffe sehr, sehr gut problematisieren kann und eigentlich vielleicht auch weiß, dass sie nicht treffend sind und gleichzeitig man sich aber fragt, was ist die Alternative? Und an manchen Punkten ist sicherlich die Alternative, gar nicht drüber zu reden. Klar, da muss man gar nichts betonen an Unterschieden und dann gibt es aber natürlich Dinge, wo man es betonen muss und was ist dann der richtige Begriff? Also während der Kulturhauptstadtbewerbung, die Kollegen und Kollegen haben immer gern von statt Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit internationaler Geschichte gesprochen. Ich bin mir da nicht so sicher, ob das der richtige Begriff ist, weil das international ja auch eher was ausgrenzendes für mich hat. Es ist ein schönes Beispiel dafür, denke ich, dass man sich halt bewusst ist, dass Begriffe kritisch sind oder hinterfragbar sind und ich glaube, das muss man machen und gleichzeitig akzeptieren, dass es an manchen Punkten halt auch nichts besseres im Moment, im Moment gibt und solang, solange man nichts besseres weiß und solange man glaubt, dass für eine Situation einen Begriff braucht, muss man sich halt irgendwie behelfen. Ich glaube, dass es manchmal unbefriedigend ist und glaube, ich versuche halt wo, wo es möglich ist, dann auch diese Zwiespältigkeit einfach zu betonen von Begriffen, aber das kann man natürlich auch nicht immer tun. Insofern ist es auch nicht vermeidbar, wenn man bestimmte Begriffe verwendet, die dann auch mal missverstanden werden oder falsch ankommen. Aber gehört wahrscheinlich auch, oder glaube ich, ist einfach Teil von unserer bunten Gesellschaft, das wir uns da irgendwie auch begrifflich zusammenraufen? #01:14:26-6#

Grażyna Wanat : Hm, ja, aber wie gesagt, das ist oft nicht nur die Frage der Begriffe, sondern wenn Begriffe hinterfragt werden, auch auch die Haltung. #01:14:34-6#

Jürgen Markwirth: Die Haltung, die dahinter ist klar. Ja, klar. #01:14:37-5#

Grażyna Wanat : Na ja, nicht nur du, aber auch Thomas Müller geht bald. Also er ist mit dir zuständig für die Koordination des Integrationsprogramms. Und was glaubst du, bleibt die Verantwortung für den Bereich auch nach euch in der Zuständigkeit vom KuF? #01:14:54-4#

Jürgen Markwirth: Es gibt keinen Grund, es zu ändern. #01:14:56-7#

Grażyna Wanat : Und du persönlich? Wie denkst du jetzt über deine Zukunft als Rentner, schreckliches Wort, oder, nach? #01:15:05-9#

Jürgen Markwirth: Na ja. Ja. #01:15:09-1#

Grażyna Wanat : Willst du dich engagieren? Willst du deine Expertise einsetzen oder willst du einen Schlussstrich ziehen und mit einem Wohnwagen durch die Welt reisen. #01:15:21-8#

Jürgen Markwirth: Ich werde auf jeden Fall erstmal ein Schlussstrich ziehen und und mich rausziehen und und in der Tat habe ich ein Wohnmobil und freue mich darauf, dann mal nicht nur drei Wochen Urlaub zu machen, sondern mal irgendwie länger durch die Gegend zu fahren. Nein, ich glaube, ich glaube mit, ich werde sicherlich nicht nur durch die Gegend fahren und ich kann mir auch gut vorstellen, das eine oder andere mal wieder zu machen. Also ich will mich jetzt mit meinem Oberbürgermeister vergleichen, aber der hat auch gesagt, er lässt jetzt erstmal auf sich zukommen und so sehe ich das für mich schon auch. Und ich werde jetzt sicherlich nicht, sozusagen, zur Vordertür reingehen und zut Nebentür wieder reinmarschieren, also wenn ich mich engagiere, vielleicht auch tatsächlich für ganz was anderes oder was, was Bezüge hat, ohne das Gleiche zu sein. Also mal gucken. Es gibt noch keine konkreten Pläne dafür, auf jeden Fall. #01:16:10-4#

Grażyna Wanat : Okay. #01:16:10-8#

Jürgen Markwirth: Freue mich, freue mich erstmal, werde es sicherlich vermissen, die Arbeit, auch die Kolleginnen und Kollegen und auch die Gestaltungsmöglichkeiten, die man ja doch hat. Das wird sicherlich auch fehlen. Auf der anderen Seite jetzt mal sozusagen ohne die Verantwortung, die ja auch dranhängt, aufzustehen und einfach mal auszuschlafen und Zeitung zu lesen jeden Tag und nicht am Wochenende alles nachzulesen, was unter der Woche liegengeblieben ist. Da freue ich mich dann auch drauf. #01:16:38-7#

Grażyna Wanat : Ja, aber der Oberbürgermeister macht jetzt mit uns eine Reihe #01:16:43-2#

Jürgen Markwirth: Habe ich mitbekommen. #01:16:44-3#

Grażyna Wanat : Ja, also ich, ich werde mich bei dir auch melden. #01:16:50-0#

Jürgen Markwirth: Ja, ist gut. #01:16:50-9#

Grażyna Wanat : Und du hast schon mitbekommen, die Stefanie hat auch gesagt, am besten solltest du jetzt Kurse geben. Passt perfekt. Hat sie recht, habe ich mir gedacht. #01:17:00-6#

Jürgen Markwirth: Ja, Ja. Na, das lassen wir jetzt erst mal sacken. #01:17:03-0#

Grażyna Wanat : Ja. Und du hast gesagt, du wirst die Arbeit bestimmt auch vermissen und ich bin mir sicher, du wirst auch vermisst., auf jeden Fall, von deinen Kolleginnen und Kollegen. Als Kollege, eben als Chef und als Experte. #01:17:16-1#

Jürgen Markwirth: Na, das ist doch schön. Das ist auf jeden Fall schöner, wie wenn alle sagen würden "Gott sei Dank ist er endlich weg. Nein, nein, freue ich mich auch, tatsächlich. Fand ich auch wirklich nett, den Einspieler da am Anfang, hat hat mich wirklich direkt ein bisschen, hat mich gerührt tatsächlich. #01:17:30-0#

Grażyna Wanat : Das freut mich. Also ich möchte mich jetzt bedanken für das ausführliche Gespräch. Ich könnte noch ewig lange, aber ich glaube, du bist jetzt auch müde und das reicht, es ist dunkel. #01:17:41-1#

Jürgen Markwirth: Ja, genau. Wir machen jetzt Feierabend. Also, vielen Dank für die Gelegenheit. War schön, mit dir das Gespräch zu führen und so ein bisschen zurückzublicken über die ganzen Jahre. Dankeschön #01:17:50-7#

Grażyna Wanat : Danke. Tschüss. #01:17:52-4#

Jürgen Markwirth: Schönen abend, Tschüss. #01:17:53-5#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

 

Der Leiter des Amtes für Kultur und Freizeit schwärmt für Kultur „von allen und für alle“ und für flache Hierarchien.

Was haben Bardentreffen, Theater Mummpitz, Deutsch-Türkisches Filmfestival, Friedenstafel und Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne gemeinsam? All diese und zahlreiche andere kulturelle Highlights Nürnbergs sind im KuF, Amt für Kultur und Freizeit, entstanden. Jürgen Markwirth, langjähriger Leiter der Dienststelle, blickt zurück auf die lange Geschichte der Soziokultur in Nürnberg, die schon immer mit der Integrationsarbeit stark verflochten war. Aus diesem Grund liegt die Koordination des breiten Integrationsprogramms der Stadt Nürnberg im Aufgabenbereich des Amtes für Kultur und Freizeit.

Im Podcast erzählt Jürgen Markwirth darüber, was es bedeutet, Kultur zu ermöglichen; wie sich die Ansprache in einer differenzierten Gesellschaft ändern kann und muss, und was er davon hält, dass die großen Paläste der Hochkultur wie Museen und Theater die Soziokultur, Partizipation und Diversität für sich entdecken und nicht mehr elitär sein wollen. Warum Integration keine einseitige Anpassung, sondern ein wechselseitiger Prozess ist und wie die gelebte kulturelle Vielfalt die ganze Stadtgesellschaft von der Wiege bis zur Bahre beeinflusst. Und darüber, wie bundesweit einmalig das Nürnberger Netz von mittlerweile elf städtischen Kulturläden ist.

Wird die alte, gute Interkultur durch Transkultur ersetzt? Soll man eher die Emanzipation der Minderheiten stärken und Unterschiede betonen oder hauptsächlich nach Gemeinsamkeiten suchen? Können die Leerstände in der Stadt für kulturelle Zwischennutzung verwendet werden? Diese und viele andere Fragen tauchen in diesem Gespräch auf.

Weitere Informationen:

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Aufgenommen am: Montag, 16. November 2020 
Veröffentlicht am: Donnerstag, 19. November 2020
Moderation: Grażyna Wanat 
Im Gespräch: Jürgen Markwirth

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Foto: Jürgen Markwirth