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Chris Herrmann, sollten wir die Stadt von morgen nicht einfach selber machen?

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Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#

Katharina Mittenzwei: Wir sind heute schon bei der zehnten Folge von KontaktAufnahme und ich darf heute mit Chris Herrmann sprechen. Hallo Chris, schön dich zu sehen. #00:00:27-1#

Chris Herrmann: Grüß dich Schön, Katharina. #00:00:28-4#

Katharina Mittenzwei: Hallo. Du bist Kommunikationsdesigner und hast vor fünf Jahren gemeinsam mit zwei Kolleginnen das Urban Lab gegründet. Du konzipiert Projekte für die Stadt und ihre Bewohnerinnen, vernetzt, berät und schafft Räume. Ein erster Anknüpfungspunkt zum Bildungszentrum entstand bei den Textagen auf dem Gewerbemuseum splatz, wo ihr als Urban Lab den Gewerbemuseums Platz zum Ort des Verweilens für uns umgestaltet habt mit euren Stadtmöbeln aus Holz. Chris Warum? Statt Möbel? Und worum geht es bei eurer Arbeit im Urban Lab? #00:01:00-5#

Chris Herrmann: Ja, genau. Du hast vorhin gesagt, für die Stadt, also da muss man ein bisschen differenzieren. Also ich meine, die Stadt, das ist so ein Begriff. Also da gibt es einerseits die politische Ebene, aber dann gibt es halt eben auch die Bürgerschaft und wir sind jetzt eher hauptsächlich dafür unterwegs, mit der Bürgerschaft und mit den Vereinen zu arbeiten, aber auch dann und wann eben mit der Verwaltung. Und das Projekt, von dem du gerade gesprochen hast, die Texte, glaube ich vom Bildungszentrum, da ging es ums Thema Lesen. Und die haben sich überlegt, ja, wie kann man das eigentlich in den Räumen räumliche tragen? Also so, dass man gute Kontaktflächen hat. Und eine Kollegin von mir, die Julia, die hat es dann in die Hand genommen hat dann ja, weil sie auch so ausgebildete Raumgestalterin ist. Raumdesignerin hat es dann in die Hand genommen und hat dann geschaut, wie welche Strukturen ist. Da braucht was ins Budget passt und dann wurde da lang dran rum rumgetüftelt und dann schließlich gebaut. So, dass ist halt eine schöne Erschließung des Platzes ist, wo auch jemand Lust hat, dann eben zu verweilen, ne? #00:02:06-2#

Katharina Mittenzwei: Und wie ist jetzt die Verbindung zum Urbanlab? Was ist so euer Euregrund, euer Grundgedanke? #00:02:15-2#

Chris Herrmann: Ja, also unsere Kerntätigkeit ist eigentlich so das Ermächtigen zur Gestaltung eben der Lebensumfeld, vor allem halt eben der Stadt. Wobei wir unter Stadt eben nicht nur die Straßen und Plätze verstehen, sondern eben auch die Dinge, die in der Stadt stattfinden. Und genau das ist so ein bisschen unser Antrieb. Wir möchten, dass die Bürgerschaft, aber auch Akteure und auch die Verwaltung sich zu einer koproduktiven Stadtentwicklung entschließen und auch dazu ermächtigt werden. Also wir bringen bei, wie man Projekte startet, wie man ganz kleine Dinge direkt bei sich in der Straße ändern kann, aber auch größere eben, mit denen man unzufrieden ist oder von denen man vielleicht auch eine alternative Vision hat, wie sie anders laufen könnten. Und das ist eigentlich so der Kern unseres Tuns. Und wir haben halt vielleicht einen kleinen speziellen Ansatz. Also uns ist es sehr wichtig, dass da immer auch was Handwerkliches dabei ist, also dass Dinge auch zusammengebaut und gebastelt werden. Das ist für uns ja so ein Antrieb, weil wir kommen so aus der Ecke der offenen Werkstätten. Also das ist damals eigentlich Urban Lab, aus dem FabLab hervorgegangen wäre, das vielleicht kennt. Es ist ja so ein Verein, der sich auch darum kümmert, dass das Leute lernen, wie Dinge gebaut werden. Und diese DNA, die tragen wir immer noch mit uns rum und merken auch, dass dieses gemeinsame Bauen und Hand anlegen tatsächlich immens wichtig ist, um das auch zu fühlen, was wir da versuchen zu erklären. #00:03:51-5#

Katharina Mittenzwei: Ja, deswegen zwischen Laptop und Kreissäge. #00:03:55-8#

Chris Herrmann: Ja, genau. Auf jeden Fall. Also das spielt immer eine Rolle. Also das ist auch ein schönes Arbeiten für uns. Also einerseits dieses Planerische und Konzeptionelle, aber andererseits eben auch Dinge dann einfach anzupacken und und zusammen mit Leuten aus der Stadt eben zu erledigen und und zu sägen und zu schrauben und zu bohren und zu schleifen und alles, was dazugehört. #00:04:19-5#

Katharina Mittenzwei: Lass uns einmal über eins eurer aktuellen Projekte das Quartier U1 sprechen. Das läuft seit ungefähr einem Jahr an das Kulturhauptstadtteam. Richard Wagner Platz ist eins der bekannten Beispiele. Berichtige mich, wenn ich, wenn ich da falsch liege oder eines der bekannten Einzelprojekte zu diesem Quartier U1 gab es 2019 an den Open Call. Also ihr habt allen und jeden, jede und jeden aus der Bürgerschaft die Möglichkeit gegeben, eine Idee einzureichen mit dem Thema Stadt selbermachen. Was bedeutet denn in dem Fall Stadt stand Selbermachen. #00:04:55-0#

Chris Herrmann: Statt Selbermachen, also das Open Call. Es ist zwar jetzt das Format von 2025 vom Bewerbungsbüro, bei uns hieß es Akteursförderung. Wir haben ziemlich lange herumgegrübelt, wie wir es nennen, und was Besseres ist uns gerade noch nicht eingefallen. Aber es geht darum, vor allem Institutionen, in diesem Falle ja darüber nachzudenken, dazu zu bringen, darüber nachzudenken, wie sie quasi ihre Aktivitäten so einsetzen können, dass sie eben auch stark gestalterisch sind. Nehmen wir jetzt zum Beispiel mal ich zaubere jetzt mal einfach irgendwas aus dem Hut. Sagen wir mal, das ist ein Verein, der sich vor allem mit Musik auseinandersetzt. Wie kann der jetzt zum Beispiel es hinkriegen? Menschen dazu anzuhalten, ihre Stadt selber zu machen oder auch selbst Hand anzulegen mit einem Projekt? Und ja, das ist die Aufgabe mit dem, was man eigentlich hat. Dann zu schauen, wie man das auch in der Stadt so abbilden kann, dass sie sich dadurch verändert. Und das war so ein bisschen der Antrieb dahinter. Das Kulturhauptstadtjahr war gar nicht ein Projekt von uns, sondern das war eins, was in unserem Rahmen stattfand. Also das wurde von uns teilweise auch gefördert und wir haben das konzeptionell begleitet. Das ist von der Gruppe Nord die Gruppe Nord, die es jetzt vielleicht in dem Fall ein schlechtes Beispiel, weil die sich von sich aus eben auch schon diesen Antrieb haben, die Stadt zu gestalten. Aber beispielsweise ein anderes Ding wäre. Also wenn ich jetzt mal ein Beispiel rausgreife, dass ich ein äthiopischer Kulturverein dazu entschließt, ein äthiopisches Gesprächsformat eben in die Stadt zu bringen, an die einzelnen U Bahn Stationen, um dort mit Passanten Dinge aus ihrem Leben oder aus der Stadt zu erläutern. Die sitzen da im Kreis, da kann man dann vorbeikommen oder zufällig vorbei gelangen und und spricht dann auf einmal darüber. Ja, warum es zu viele Autos in der Stadt gibt zum Beispiel. Genau darum geht es also die Dinge, die ein Verein schon tut, auf einmal in so einen Stadtentwicklungsstadt Lebenskontext zu bringen. #00:07:17-3#

Katharina Mittenzwei: Das bringt mich zu dem Thema der Zielgruppen. Ist es euch denn gelungen, wirklich eine ich sag mal interkulturelle intergenerationelle Zielgruppe zu erreichen? Oder waren die hauptsächlichen Akteure Akteurinnen, junge Kreative? #00:07:34-4#

Chris Herrmann: Also hauptsächlich kann man schon sagen, dass das eher so junge Kreative sind. Das liegt wahrscheinlich auch am Lebensalter, dass man dort sich halt viel ausprobieren möchte und auch einen Gestaltungswillen mitbringt. Aber ich sage mal so repräsentativ haben wir doch schon einige Projekte, wo auch andere Altersgruppen und andere kulturelle Gruppen mit verankert waren. Das ist natürlich immer für Beteiligungs bzw Ermächtigungsprojekte ein Wunsch, dass man versucht irgendwie einen Querschnitt abzubilden, der repräsentativ ist. Und das erreicht man natürlich nicht immer. Deshalb haben wir zum Beispiel auch zwei Aktivierungsphasen oder zwei Förderphasen. Wir werden im September noch mal schauen, wie können wir vielleicht noch repräsentativer werden dort. Also wie können wir die Einladungen noch gezielter vielleicht aussprechen? Auch an Gruppen, wo wir denken, die sind unterrepräsentiert. Aber generell sind wir eigentlich schon sehr zufrieden damit. Was besonders auffiel, dass das sehr viele Frauen und Mädels dabei waren, die eigentlich diesen Gestaltungswillen mitgebracht haben, also eigentlich auch überrepräsentiert waren in dem Falle. Das war für uns halt so eine Auffälligkeit. Schon. Und ja, generell ist es so. Man erreicht ja diejenigen, die man erreicht und danach kann man es auswerten. Also von Anfang an alles richtig zu machen, das ist eigentlich nicht unser Anspruch. Also wir bemühen uns zwar, aber wie alles ist es auch eine erste Erfahrung, eine Art Experiment, wo wir eben aus dem Experiment lernen und danach Anpassungen machen. #00:09:13-7#

Katharina Mittenzwei: Die Mittel habt ihr vom Bundesbauministerium bekommen oder beantragt, habe dort diese Förderung bekommen. Jetzt frage ich mich Freie Idee der Stadt selber machens und Ministerium? Passt das zusammen oder gab es tatsächlich auch Auflagen, denen ihr nicht gerecht werden wolltet und konntet? #00:09:31-2#

Chris Herrmann: Das passt eigentlich sehr gut zusammen, auch wenn es jetzt auf den ersten Blick komisch anmutet. Es ist ja nicht nur das Bauministerium, sondern der Das Bauministerium wird immer so von von den Parteien hin und hergeschoben. Das ist so eine Art Joker in den Koalitionsverhandlungen, Das kriegt dann, je nachdem der, der sich unterrepräsentiert fühlt, im Innenministerium gelandet, warum auch immer. Mit dem identifizieren wir uns jetzt vielleicht nicht so auf Anhieb. Aber davor war es beim Umweltministerium verankert, also wo wir eigentlich eingestiegen sind in die Förderung. Also das wandelt sich dann immer. Und ja, also wir haben insofern eigentlich überhaupt kein Problem damit, weil das ist eigentlich eine Art Forschungsinstitut, das diese Förderung herausgibt. Das ist vom Ministerium natürlich eine Art Ableger, und die setzen sich damit auseinander, wie sich Städte halt in Zukunft in verschiedenen, ja experimentellen Richtungen auch noch weiterentwickeln können. Und die wollen halt eben durch diese sogenannten Pilotquartiere ja Experimente fördern, die in Richtungen gehen. Dieses Mal hieß eben die Richtung. Stadt gemeinsam gestalten. Also das wenn ich das jetzt mal so übersetze und und auch aus diesen Ausschreibungsvorgaben dann Dinge raushole, dann heißt es vor allem das, dass man versucht, verschiedene Parteien zusammenzubringen. Eben die Universitäten, Bildungsbereich, die Verwaltung, vielleicht auch Unternehmen, aber auch viele freie Akteure, dass dort gemeinsam Stadtgestaltung Projekte entstehen. Davor gab es noch ganz andere Ausschreibungen, die halt verschiedene Themen Fokus hatten. Okay. Da hieß es einmal Stadtentwicklung und Wirtschaft, wo halt tatsächlich diese Geschichte dann promotet wurde. Und die nächste Ausschreibung, die dreht sich um das Thema Korona vor allem. Also wie sieht die Post Korona Stadt aus? Und da merkt man natürlich schon, das sind Themen, die die so ein Ministerium oft nicht selbst erfinden kann. Und das ist auch was, was man natürlich auch gelernt hat, dass auch Verwaltungen viele Dinge nicht selbst erfüllen können und auf Ideen aus der Bürgerschaft, aus der organisierten Bürgerschaft und auch aus anderen Bereichen angewiesen ist. Und genau das zu kanalisieren und und zu promoten, das ist quasi jetzt so unsere Aufgabe. Und ja, wir sind eigentlich sehr zufrieden mit dieser Herausforderung. #00:12:08-6#

Katharina Mittenzwei: Und mit diesem Pool, der da auch entstanden ist, nehme ich tatsächlich an, dieser Pool, an Ideen und an Möglichkeiten in alle Richtungen zu denken. Denn die Landschaft der Projekte, die ihr fördern konnte, der Aktiven, der Akteurinnen, die ist ja sehr, sehr bunt. #00:12:23-6#

Chris Herrmann: Ja, tatsächlich. Also das. Wir waren sehr überrascht. Einerseits auch von den Ideen und auch von den Umsetzungen, wie viel sich da auch bei den Teilnehmerinnen, bei den bei den Akteuren, die teilgenommen haben, gewandelt hat oder so, dass sie halt auch in diese Sache mal reingeschnuppert haben, in das Thema Stadtentwicklung und Stadtgestaltung und Lebensumfeld Gestaltung, um dort auch eine aktivere Rolle einzunehmen. Und ja, ich habe es vorhin schon erwähnt. Also es gab halt eben Akteure, die aus dem kulturellen Bereich Äthiopischer Kulturverein kamen. Dann haben wir Leute, die sich eher mit dem Thema Fahrrad auseinandersetzen. Und dann haben wir Leute, die eben aus Musik aus dem Festivalbereich kommen. Wir haben Leute, die Werkstätten betreiben oder aber auch die aus der künstlerisch kulturellen Szene kommen. Und man merkt irgendwie, ja, da kann man einen Kontext herstellen, also wenn man möchte. Also allein schon im Kopf. Aber auch die Kontexte, die die Akteure und Akteurinnen hergestellt haben, die waren total cool. Also das hat uns sehr gefreut, dass obwohl Corinna halt eben war, so viele Dinge doch auf die Straße gelangen konnten Und da geht es halt immer darum, Anwohnerinnen, Nachbarschaften mit einzubinden. Und das war natürlich ein großes großes Krux des Corona, was dann damit reinkam. Weil also Stadtentwicklung und Stadtgestaltung Themen der absolut keine Priorität haben, wenn jeder zu Hause hocken muss in Quarantäne oder oder im Lockdown und ja eigentlich erst mal auf sich selber auch schaut. Aber auch diese Zeit hat uns gezeigt, irgendwie, dass es doch auch Potenziale gibt, die diese Akteuren und Akteure wieder auffüllen können und was sie auch sehr gut gemacht haben nach den Lockerungen. #00:14:21-0#

Katharina Mittenzwei: Und ihr habt euch da in diesem Projekt auf eine ganz interessante Art der räumlichen Definition eingelassen. Ist halt nicht nach einem klassischen Stadtteilprinzip gegangen. #00:14:33-2#

Chris Herrmann: Ja, das war auch eine der Vorgaben eben aus dieser Ausschreibung, aus dieser Förderausschreibung der nationalen Stadtentwicklungspolitik. So heißt eben dieses Programm, was sich auch mit diesen Experimenten auseinandersetzt, damit auseinandersetzt. Und genau da ging es um eine innovative Quartiersdefinition. So war der Ausdruck. Also Sie wollten nicht die klassischen Quartiere, die es in der Stadt so gibt. Und ja, da kann man erstmal überlegen, wie sind denn die eigentlich bisher? Also oft sind die definiert, entweder an althergebrachten Vierteln, wo der Name halt noch ja an bestimmten Höfen in Nürnberg oft ausgerichtet ist oder oder an bestimmten Infrastrukturen wie Bärenschanze oder wo mal Schanzanlagen waren oder wahrscheinlich ein langes Wasser war oder so, keine Ahnung oder aber was halt jetzt gerade vorherrscht, sind eben auch so Gebiete, die bestimmten Stadtentwicklungsfokus haben oder auch bestimmt entwickelt werden sollen. Also da gibt es Industriegebiete, da gibt es Siedlungsgebiete, da gibt es Innenstadthandelsgebiete, sage ich mal so, und also diese entwicklungsstypischen Zonen gibt es. Dann gibt es halt so was wie Wahlbezirke natürlich auch. Das weiß jeder, der wählen geht. Und dann gibt es halt eben auch Gebietsdefinitionen, wo Gebiete definiert werden mit besonderem Handlungsbedarf. Und man sieht das vielleicht eine ökonomische Schieflage oder sowas in andere Schieflagen, die dann eben versucht werden auszugleichen. Genau. Und wir haben uns aber dann eben entschieden, die U Bahn, die U Bahn Linie eins, weil das die größte ist in Nürnberg und sehr viele Quartiere miteinander verbindet, sehr viele Menschen miteinander verbindet, eben als Quartier auszuwählen mit allen Schwierigkeiten, auch diesem Umhängen. Wir haben uns das vor allem ausgesucht, weil wir dort eben einen sehr interessanten Bevölkerungsschnitt erreichen. Normalerweise macht man ja solche Beteiligungs oder Ermächtigungsprojekte in einem Quartier in der Nachbarschaft und da tut man sich sehr, sehr schwer, irgendwie auch sehr viele Leute zu erreichen, weil was kann man da tun? Also man sitzt dann da, hat wahrscheinlich irgendwo einen Laden oder irgendwo eine Basis, von der man aus operiert. Und um möglichst viele Menschen zu erreichen, muss man tatsächlich von Haustür zu Haustür gehen oder halt versuchen, an möglichst zentralen Knotenpunkten präsent zu sein. Und das sind sehr aufwendige, ja Dinge, die man arbeiten muss, um Menschen zu erreichen. Man erreicht sie dann auch nur punktuell und in bestimmten Situationen, wo sie vielleicht auch gar keine Lust haben und so sich mit Dingen auseinanderzusetzen. Und ja, das ist diese Schwierigkeit wollten wir ein bisschen umgehen, indem wir halt gesagt haben, die U Bahn, die nutzt eigentlich jeder. Arm und reich und gut gelaunt, schlecht gelaunt, wie auch immer man das definieren möchte aus verschiedenen Milieus, mit verschiedenen religiösen Hintergründen etc. Deshalb war das für uns eigentlich sehr demokratischer Raum. Ein soziodemografisch durchmischter Raum. Und das macht es für uns halt sehr interessant, auch weil da auch so ein hohes Verkehrsaufkommen ist. Also wir haben in Nürnberg so um die 410.000 U Bahn Fahrten am Tag. Das ist erstaunlich, weil das fast fast die ganze Stadt wäre. Klar, da fahren Leute hin und her, natürlich ganz viel und aber auch auf der U Bahn Linie eins haben wir schon sehr, sehr hohes Verkehrsaufkommen. Und wir haben auch gemerkt an der U Bahn Linie eins ganz erstaunlicherweise auch sehr viele Akteure sich tummeln, dass sehr viele Vereine, sehr viele organisierte Bürgerschaften, das ist gar nicht so abwegig. Natürlich, weil die U Bahn Linie eins eine tolle Infrastruktur ist, um halt schnell von A nach B zu kommen. Und auch wer, wer ja eine Organisation betreibt, der hat natürlich auch Interesse, schnell von A nach B zu kommen. Für die Mitglieder, für die Nutzerinnen etc.. Und da haben wir uns das Thema ausgesucht. Und weil es halt auch besondere Herausforderungen für uns bietet. #00:18:47-3#

Katharina Mittenzwei: Du hast jetzt gerade gesagt, im September kommt noch mal eine neue Ausschreibung raus. Ihr wollt noch mal andere Akteurinnen und Akteure ansprechen mit mit neuen Ideen, Vorschlägen im Oktober? #00:18:59-3#

Chris Herrmann: Ja, da wird es dann in die nächste Runde gehen. Also wir werden erneut ausschreiben. Dieses Mal haben wir eben so eine kleine Revisionsphase davor, aber auch schauen was lief gut, was lief schlecht und versuchen das dann entsprechend auch mit einzuarbeiten in die neue Förderrunde. Und ja, da geht es dann abermals los. Also da wird es dann wieder, glaube ich, so um die 45.000 € Budget geben, die eben dort Projekten zur Verfügung stehen. Und ja, die Projekte werden sich dann ziehen. Bis ja Juni nächsten Jahres. Bis dahin sollen die dann alle umgesetzt werden. Für uns ist das halt auch mal ganz gut, wenn wir schon so einen Termin haben, wo es dann auch wieder zu Ende ist, weil das auch sehr viel Abrechnungs und Abwicklungsarbeit ist. Also das mag man sich gar nicht vorstellen, aber wir arbeiten tatsächlich auch. Also wir lassen nicht nur die anderen die Arbeit machen. Nach außen hin wirkt es natürlich so, weil wir selbst kaum Projekte machen in unserem, in unserem Kontext, sondern ja viel versuchen eigentlich da eine andere Rolle einzunehmen, eben Ideen und Projekte zu fördern und auch zu unterstützen, dass die auf die Straße kommen, anstatt selbst halt ja dort Sport zu betreiben. Und ja, es werden natürlich wieder Ideen gesucht zur Stadtgestaltung. Wir hoffen auch, dass sich viele derjenigen, die in der ersten Förderrunde schon aktiv waren, beteiligen werden, weil es einfach auch ihren Job halt sehr gut gemacht haben und und auch viele Ideen noch im Magazin haben. Und ja und wir laden aber auch wieder eigentlich in die Breite ein und es ist dann so, dass man zuerst eine Art Skizze abgibt. Also man muss sich noch nicht das ganze Projekt ausgedacht haben, sondern man schaut erst mal, was fällt einem dazu ein Zu der Fragestellung. Und dann als nächstes machen wir dann so einen Workshop. In diesem Workshop werden wir halt verschiedene interessante Punkte und Fragestellungen noch mal rauspicken und schauen, wie kann man die so in die Breite denken. Also wie kann man da noch den Lösungsraum ein bisschen aufmachen? Besonders solche Geschichten wie Beteiligungsformate oder eben auch die Nutzung des urbanen Raums stehen da im Vordergrund, weil da müssen wir halt tatsächlich auch noch ein bisschen in die Tiefe informieren und in die Breite, die Ideen noch entwickeln. Vor allem macht man das Ganze dann zusammen. Man ist dann nicht mehr alleine, sondern man hat dann eben auch andere Menschen mit Ideen an so einem Tisch sitzen und arbeitet dort im Team. Und das ist auf jeden Fall auch noch mal sehr förderlich, wie wir gemerkt haben. Genau. Und wenn man dann quasi das ausgearbeitet hat, diese Skizze dann in ein Projekt Vorschlag, dann wird dieser eben eingereicht und alle, die sich daran beteiligen, die auch eine Idee eingereicht haben, die entscheiden dann gemeinsam darüber, wie diese Mittel vergeben werden und dann geht es danach im Grunde los mit mit den Projekten und wir unterstützen dann fleißig. Also wir stehen mit Rat und Tat zur Seite, unterstützen bei Behördengängen oder auch bei konzeptionellen Schwierigkeiten. Jetzt gerade ging es viel darum, auch Schwierigkeiten zu, ja Alternativen dafür zu finden. Wir unterstützen auch mit Rat und Tat. Also wir haben auch eine Werkstatt, die wir zur Verfügung stellen und ein Ort, wo Projekte umgesetzt werden können im Nordgarten. Wir haben jemanden, der dann auch wirklich mit Hand anlegen kann und berät, wie man Dinge umsetzen kann. So rein physikalisch baupraktisch. Wir schauen, ob wir Förderungen vielleicht auftreiben können und helfen bei der Abrechnung. Ganz viele Sachen sind da zu tun. #00:22:47-5#

Katharina Mittenzwei: Ja, das Thema alternative Stadtgestaltung ist auch Fokus einer Ausstellung des neuen Museums Nürnberg, die den Titel trägt. Stadtmacherei wurde im Juni eröffnet, ist noch über die Sommermonate zu sehen und trägt den Untertitel Kreative Arbeit für das Nürnberg von morgen. Dabei wird die Kreativwirtschaft Szene Nürnbergs mit Videos, Bildern und Texten vorgestellt. Die Ausstellung versteht sich also quasi als begehbare Installation und wachsendes Archiv. Und ihr als Urban Lab sei Teil dieses Netzwerks und damit auch Teil der Ausstellung. Ihr beleuchtet in der Ausstellung das Projekt Amt für Ideen. #00:23:25-9#

Chris Herrmann: Also beim Amt für Ideen Normalerweise. Da geht es darum, irgendwie Ideen zu unterstützen, die eben aus der Bürgerschaft kommen. #00:23:32-3#

Katharina Mittenzwei: Das heißt, das Amt für Ideen ist so was wie das Beste aus Behörde und Kreativität und freier Szene. #00:23:40-2#

Chris Herrmann: Ja, kann man so sagen. Also wir haben uns halt überlegt, bevor wir dieses Projekt überhaupt erst aufgebaut haben mit dem Quartier eins, was die Stadt denn so bräuchte. Warum sollte man überhaupt gemeinsam Stadt gestalten? Und, und woran hängt es da gerade noch so und eigentlich so Das, was wir halt bei unserem Arbeiten viel gelernt haben, ist, dass es keine Auffangstelle für Ideen gibt. Und wir wollten die eben schaffen. So eine sehr niederschwellige, amtsartige Stube, wo man hinkommen kann und einfach mal seine Idee rausposaunen. Und wir helfen dann dabei, eben aus dieser Idee dann ja was zu machen, was man tatsächlich auch umsetzen kann. Also wo es dann eben nicht bei der Idee bleibt, sondern wir zeigen alle Wege auf, Die wir kennen. Wie diese Idee dann das Licht der Welt erblicken kann. Und ja, wir haben da schon ziemlich stramm dran gearbeitet an dieser Geschichte. Also wir haben sehr viel versucht, Wissen zu formulieren, in Arbeitsblätter, in Materialien, mit denen man weiterarbeiten kann. Wir haben auch relativ gute Netzwerke, wo wir auch Wissensträger weiter vermitteln können. Wir können sehr gut auf Behördengänge vorbereiten, wenn man vorhat, im öffentlichen Raum etwas zu unternehmen. Wir kennen uns einigermaßen gut mit Förderungen aus und können dort eben auch beraten, wie das dann weitergehen kann. Ja, und bisher wird das ziemlich gut angenommen. Wir machen das Ganze noch nicht physikalisch, sondern immer noch im Korona Modus per Videochat, wie wir jetzt auch gerade unterwegs sind. Das ist aber tut der Sache keinen Abbruch. Das funktioniert immer noch sehr gut. Wir haben viele interessante Ideen, die auch jetzt schon teilweise zur Umsetzung gelangt sind und freuen uns da auch weitere. Und ja, dieses Amt für Ideen, das möchten wir auch nach Projektende weitertragen, weil wir es einfach so eine sehr sinnvolle Einrichtung finden. Wir denken, das sollte eigentlich jede Stadt haben und wir werden auch in unserem letzten halben Projekt ja so eine Art Leitfaden versuchen zu schreiben, wie man so ein Amt für Ideen in seiner Stadt aufbauen kann. Und ja, wir hoffen, das gelingt uns und dass wir das auch ein bisschen weitertragen können. Halt hier in unseren Umkreis der anderen Städte, eben in der Region oder vielleicht noch ein Stückchen weiter. #00:26:09-2#

Katharina Mittenzwei: Ihr beschäftigt euch außerdem mit dem Thema Brachen Aufwertung Der Nordgarten am Zbau ist quasi ein Paradebeispiel erster Güte dafür. Hier spielt nicht nur der solidarische Raum, sondern auch die ökologische Dimension eine Hauptrolle. Es klingt sehr nach der Umsetzung der Idee der Gemeinwohlökonomie. Stichwort statt von morgen dieses Projekt Nordgarten. Ist das auch in einer größeren Dimension zu denken? #00:26:38-1#

Chris Herrmann: Ähm, ja, also ich glaube so von den Begrifflichkeiten her. Also es ist vielleicht eher eine Umwertung oder Umnutzung von. Von Arealen, die ja vielleicht keine Nutzung bisher zumindest keine Menschennutzung erfahren haben. Also beim Nordgarten war das so, da waren kleinteilige, wenn nicht auch nicht vorhandene Nutzungen vorher da und der Bau hatte eben den Wunsch oder auch das Kauf. Das war so ein Kooperationsprojekt von den beiden. Dieses Areal hat im Grunde ja soziokulturell zu nutzen und unsere Aufgabe war hierbei eben das Ganze zu begleiten, dort eben eine Gemeinschaft zu entwickeln, die sich überhaupt dieses Areals annimmt oder nicht zu entwickeln, sondern die Entwicklung anzuregen, aber auch eben die ganze grundlegende Infrastruktur dort aufzubauen und überhaupt so einen grundlegenden Plan, wie so etwas Form annehmen kann. Genau. Also das war so unsere Aufgabe dabei. Mittlerweile denke ich ein bisschen anders, auch über das Thema Sprachen und so und es kommt gerade eben auch aus der Tatsache, dass in Nürnberg gerade fast jede Brache platt gemacht wird, obwohl die ja schon eigentlich platt ist, würde man fast denken, um dann eben Wohnhäuser darauf zu bauen. Das ist gerade ein massiver Trend in Nürnberg, der aus vielerlei Faktoren wahrscheinlich herrührt. Die Niedrigzinspolitik, die gerade eben Bauprojekte sehr indirekt fördert, ja, aber auch irgendwie, dass Nürnberg eine gewisse Dynamik gerade im Immobilienmarkt erfährt, also als Investitionsgut entdeckt wird. Und da muss man tatsächlich ein kleines bisschen vorsichtig sein. Ich habe auch mittlerweile so ein bisschen entdeckt, dass Brachen tatsächlich nicht immer nur Brachen sind, sondern das sind eigentlich auch ganz wertvolle Biotope, die immer, ja immer mehr selten werden, auch bei uns in der Stadt. Es gibt nur noch ganz wenige Brachen und ich finde aber, Brachen haben eine ganz, ganz, ganz eigentümliches Leben und so, was dort stattfindet. Da packen dann auf einmal Leute, die dort übernachten müssen mit ihren Wohnmobilen oder die vielleicht überhaupt kein Zuhause haben, die in ihren Autos dort schlafen, die verscheucht werden. Dort spielen Kinder, dort spielen Jugendliche, die auch mal irgendwie ihre eigenen Welten entdecken wollen, ohne überwacht zu werden. Und auch ein bisschen ein Abenteuer vielleicht zu erleben. Auf so Brachen, da findet sich allerhand Zeug, was Leute weggeschmissen haben, was vernachlässigt wurde. Aber es ist eigentlich ein toller Spielplatz. Ganz besonders habe ich das eben beobachtet in Eberhardshof. Dort neben der Quelle waren diese Parkplätze von der Quelle, von der ehemaligen Quelle. Und ja, das war irgendwie teilweise schon so ein informeller Treffpunkt für manche Familien, die dort gespielt haben, die dort gegrillt haben oder dort abgehangen haben, ohne dass jemand gestört hat oder reglementiert hat. Und das ist jetzt ganz anders. Wir haben dort eben riesengroße Häuserkomplexe, die anstelle dieser Parkplätze getreten sind und auch ein Park. Und auf dem Park gelten natürlich dann auf einmal auch die Grünflächen Verordnungen der Stadt Nürnberg. Und deshalb ist es so ein Thema, was ja, was ich jetzt mittlerweile ein bisschen unter anderen Augen betrachte. Und diese Brachen sind auch immer super. Ausweichflächen für temporäre Projekte. Das gibt es nicht mehr oder das gibt es immer weniger. Und das ist aber. Das sind Orte, die eine Lobby brauchen. Aber anscheinend kann niemand mit mit diesen Brachen gut leben. Die lösen immer den Schmerz aus, dort was drauf bauen zu müssen. Diese Leere, die dort anscheinend oder ist oder oder scheinbar ist, die löst irgendwie einen Reflex aus, dort etwas hinzusetzen und ich weiß nicht, ob wir ob wir das so machen müssen in Zukunft weiter. #00:30:48-2#

Katharina Mittenzwei: Das heißt, es geht da weniger um eine brachen Aufwertung, sondern einfach nur um eine brachen Nutzung. Könnte das ein zukunftsfähiges Modell für eine für die Stadt Nürnberg sein? #00:31:00-8#

Chris Herrmann: Also für die Stadt Nürnberg jetzt für die Institution vielleicht weniger, weil ich glaube, dass das da, also diese herkömmlichen Brachen, immer ein Dorn im Auge sind. Eben weil, weil dort eben auch eine gewisse Irregularität gepflegt wird unter Umständen und und deshalb nicht ja in Strukturen passt oder in Denkweisen passt, die Dinge ordnen möchten und auch Regelungen unterwerfen möchten. Aber was vielleicht in diesem Kontext ganz interessant ist Unsere Kolleginnen aus Dresden, die haben so ein schönes Schlagwort entwickelt, so das Zukunftsschutzgebiet. Unter Zukunftsschutzgebiet verstehen die also Orte, wo auch zukünftig noch Dinge entstehen können, also auch, wo Dinge entwickelt werden können. Und ja, wenn überall nur Wohnhäuser stehen, dann wird es keine dieser Flächen mehr geben, die temporär genutzt werden können, um Experimente durchzuführen, um Sachen auszuprobieren oder einfach nur um, um da zu sein, um Flächen zu sein, die man informell nutzen kann. Ich finde, das ist ein sehr spannendes Forschungsgebiet, die Brache als Biotop mal auszukundschaften Und auch zu schauen, ob das vielleicht ein Format sein kann. Eben. Ja, das ist nicht mehr nur eine Brache ist, sondern dass die, dass das Potenzial der Brache auch mehr entdeckt wird und sie vielleicht auch einen anderen Namen bekommt, aber eigentlich das bleibt, was sie ist. #00:32:35-0#

Katharina Mittenzwei: Zum Stichwort Lebensort Wohnraum. Städte stehen quasi permanent in einem Veränderungsprozess, der dann ja auch beispielsweise einen sozioökonomischen Wandel mit sich bringt. Durch Aufwertung von Quartieren steigt der Mietpreis. Wir kennen das alle, Die Bevölkerung wandelt sich bzw wird ausgetauscht. Meinst du das Prinzip des bürgerschaftlichen Engagements, das selbstorganisierten Prozesse das Bedürfnis orientierten Verwaltens kann eine Möglichkeit sein, diesen Mechanismus der Gentrifizierung lokal zu entschleunigen. #00:33:06-0#

Chris Herrmann: Der Begriff wird meistens halt im Negativen benutzt. Aber tatsächlich glaube ich, umschreibt er einfach ja eine ein Wandel von von Einwohnerschaften. Der überall stattfindet und und eigentlich auch nicht aufzuhalten ist. Aber der halt in seiner Beschleunigung sehr seltsame Formen annimmt und auch für Ungerechtigkeiten halt sorgen kann. Aber es ist im Grunde so, dass kein Stadtviertel jemals so geblieben ist, wie wie es aufgebaut wurde und auch niemals so bewohnt weiter so bewohnt wird, wie es wie es damals bei seiner Gründung halt vorgesehen war oder oder stattgefunden hat. Das ist immer so, die Zeit verändert Dinge und auch verschiedene Dynamiken verändern Dinge in der Stadt. Wofür? Wofür wir jetzt Angst haben, natürlich. Oder was? Die Problemstellung ist das vor allem halt ja einerseits Orte abhandenkommt, wo informelle Nutzungen auch stattfinden können, aber auch wo, ja wo Mieten einfach steigen, Wo? Wo Orte nicht mehr genutzt werden können, nicht mehr bewohnt werden können von einer Einwohnerschaft, die sich nicht mehr leisten kann. Und was hilft dagegen? Ich glaube, dass es fast nicht hilft, dort gemeinschaftlich Dinge zu verwalten oder so. Ich glaube, dass es nur hilft, das zu entschleunigen, indem man ja die Möglichkeit von Rendite kürzt, also quasi das, was man durch Aufwertung erwirtschaften kann. Versucht den den Markt kaputt zu machen. Sage ich jetzt einfach mal ne? Also so was wie ein Mietenstopp oder so was. Dass einfach die Attraktivität für Rendite nach unten senkt, aber tatsächlich, was zum Beispiel auch entschleunigen kann, ist natürlich, dass man das Gemeinschaften Häuser besitzen. Also da gibt es zum Beispiel dieses Format, das Mietshaus Syndikat, die gemeinsames Wohneigentum eben auch mit sozialem Ausgleich anstreben und und auch ja mit ökonomischem Ausgleich, würde ich jetzt auch mal eher sagen und das ist zum Beispiel so ein Format oder auch die Wächterhäuser, die man aus Leipzig und Dresden oder so kennt. Also Häuser, deren Besitzerinnen sich nicht mehr um die Häuser kümmern, dass diese Häuser quasi in Erbpacht genommen werden und sehr lange eben bewohnt werden können von denjenigen, die die Häuser wieder bewohnbar machen. Dann gibt es auch ganz andere Formate, eben wie gemeinschaftliches Wohneigentum entstehen kann. Leider. Ja, der soziale Wohnungsbau, der ist für uns jetzt eigentlich wenig attraktiv in Nürnberg, das geht ja irgendwie. Die Laufzeit ist ja nur ein paar und 20 Jahre oder so, Wien hat es dann schon besser gemacht, glaube ich. Da gilt es dann, solange das Haus steht, glaube ich, dieser soziale Wohnungsbau, also wenn es sozial gebaut ist, muss es auch sozial betrieben werden. Und das sind alles so Sachen, wo man anknüpfen kann oder auch wieder die, die Unterstützung und Förderung von von genossenschaftlichen bauen. Das wäre auch wieder so eine Sache, die die vorangetrieben werden könnte. Das ist in 90er Jahren den Bach runtergegangen. Aber Nürnberg, wenn man mal hinschaut, ist sehr Wohnungsbau, genossenschaftlich geprägt in vielen Vierteln und das wäre auch was, was wieder eine Option wäre. Also die Möglichkeiten dort anzupacken beim Thema Gentrifizierung sind sind sehr vielfältig, aber total unkoordiniert. Natürlich weiß ich noch niemand hier in Nürnberg wirklich dieses Themas strukturiert angenommen hat und ja, jetzt auch seitens der Verwaltung, die werden. Die sind halt eher geübt, sage ich mal mit mit Investoren zusammenarbeiten zu arbeiten als jetzt mit Gemeinschaften, die, die sich so ein Wohnungseigentum aufbauen wollen oder auch eigentlich eine Mietpreisbremse irgendwo erreichen wollen. Aber das kann man zum Beispiel lernen. Da geht es wieder ums Thema Koproduktion. Wie können mehrere Akteure in der Stadt vom gemeinsamen Sammeln gemeinsam sammeln, um bestimmte Themen, die einem wichtig sind, voranzutreiben oder Einhalt zu gebieten? In dem Falle? #00:37:31-8#

Katharina Mittenzwei: Du hast jetzt schon einige andere Städte genannt. Leipzig ist gefallen, Wien ist gefallen. Gibt es Projekte in anderen Städten, die einer Stadt von morgen schon nahe gekommen sind? #00:37:42-6#

Chris Herrmann: Es gibt verschiedene Themen für die Stadt der Zukunft, also beispielsweise das Thema Mobilität. Da sind natürlich die niederländischen und dänischen Städte ziemlich weit vorne, oder Dies hat jetzt gerade eine ziemlich große Wandlung vor sich oder ist mitten drin eben auch den Autoverkehr quasi von den Straßen auch runter zu kriegen. Dort haben wir in Nürnberg wahrscheinlich nicht. Also wir haben gerade gesehen, am Freitag wurde die Critical Mass verscheucht Scheucht und glaube ich nicht aus Corona Gründen, sondern wenn man es uncool findet. Und ja, das sind alles so Themen, die die hier in Nürnberg ein bisschen hinten anstehen. Die VAG arbeitet gerade ein bisschen am Thema Mobilität, glaube ich. Also da wird auch ein Mobilitätskonzept entwickelt wie Fahrrad, U Bahn und Leihwagen und sowas dann zusammengekoppelt werden können. Das ist ganz gut. Aber jeder, der mal versucht, mit dem Fahrrad fährt, nach Nürnberg zu fahren, der wird feststellen, dass da ziemlich viele Stolpersteine im Weg sind. Und von denen gibt es halt sehr, sehr viele in Nürnberg. Das ist auch sehr gefährlich, mit dem Fahrrad teilweise durch die Stadt zu fahren, also vor allem in der Südstadt, wo dann auch noch irgendwie schräg geparkt wird, irgendwie und überhaupt sehr viele Autos auf sehr engem Raum sind. Was das Thema Bezahlbarkeit angeht der Mieten, da ist Berlin ja jetzt vorangeprescht, eben mit einem Mietstopp Schauen, wie sich das entwickelt. Das muss natürlich auch noch weiterentwickelt werden. Da gibt es auch tolle Initiativen, die auch versuchen, irgendwie gemeinschaftlichen Wohnraum zu entwickeln in Berlin. Beziehungsweise auch so eine Art Immobilienradar zu entwickeln, das nicht nur die Immobilienwirtschaft weiß, wo quasi Potenziale liegen, sondern eben auch diejenigen, die sich für niedrige Mieten einsetzen und für eine andere Nutzung eine andere Eigentümerschaft. Dass die quasi auch ein bisschen dieses Scouting der Immobilienwirtschaft. Ja auch mit vorantreiben, aber nicht eben um was Schlechtes zu tun oder um einfach nur eine wirtschaftliche Wertsteigerung herauszuholen, sondern eben auch eine soziokulturelle, soziale, ökonomische, sozialökonomische Wertsteigerung dort zu vollziehen. #00:39:59-9#

Katharina Mittenzwei: Kris Wir haben in unserem Podcast eine Rubrik, die nennt sich gerne lernen. #00:40:06-8#

Chris Herrmann: Gerne lernen. #00:40:08-4#

Katharina Mittenzwei: Also ich lerne die ganze Zeit ganz viele Sachen, die ich gerne lernen würde, weil das gehört zu meinem Beruf dazu. Und ja, sowohl ich, damit ich mich zuletzt beschäftigt habe, ist so das Thema Architektur und Bauen einfach dahin gehend, weil wir ja auch viele Dinge irgendwie im Stadtraum vorantreiben wollen, uns aber viel Hintergrundwissen fehlt. Dazu was noch? Auch Zimmerer Also Zimmerer Beruf finde ich sehr interessant, Schlagzeug auf jeden Fall auch. Finde ich sehr interessant. Gerade so mit den Sachen beschäftige ich mich jetzt im Augenblick. Und was wir auch vorhin eben angesprochen haben, was ich gerne mir erschließen würde, halt auch vielleicht im Rahmen unseres Kultur eins Projekts ist halt eben auch das Thema Gentrifizierung. Also dort würde ich gerne mal sehr viele Expertinnen hören aus verschiedenen Richtungen, also pertinnen, sondern auch Meinungsträger innen, die mal irgendwie zusammenzuführen, um einerseits irgendwie sich das Thema zu erschließen, andererseits aber auch um die Werkzeuge sich zu erschließen, wie man ungewünschte Gentrifizierung auch Einhalt gebieten kann. Oder ich sage mal so, wie man Alternativen entwickeln kann zu dem derzeitigen Ja, Aufwertungsmechanismen, das haben wir auch in Nürnberg. Doch einige Projekte, auch wenn es wenige sind, die da Pioniere sind und das wäre sehr toll irgendwie das mal aufzuarbeiten. Auch um ja so ein bisschen den Fokus, wo man überhaupt hin als Stadt ja mal aufzuarbeiten. Ja, genau. Also das sind so die Sachen, die mich da interessieren. #00:41:53-3#

Chris Herrmann: Es ist spannend, wo will man eigentlich hin als Städter? Kommt mir jetzt sofort in den Kopf gesprungen. Die Stadt will natürlich gerade Kulturhauptstadt 2025. #00:42:02-1#

Katharina Mittenzwei: Werden, aber auch damit möchte man ja irgendwas erreichen. Also das ist ja nur ein Werkzeug und es ist kein Ziel. Und da muss man tatsächlich diese sehr wichtigen Fragen stellen. Also wer das schon mal ganz gut gemacht hat. Die Geheimagentur aus München, das sind ganz liebe Leute, die auch in Nürnberg schon viele Sachen angegangen haben. Die haben, glaube ich, für. Ich weiß jetzt nicht mehr, welche Stadt es war, Gießen oder so oder irgendwie. Ich glaube, in Hessen war die Stadt. Haben Sie versucht, irgendwie solche Ziele zu definieren? Also auf internationalem Niveau gibt es ja diese nachhaltigen Entwicklungsziele. Diese SDGs heißen die Sustainable Development Goals. Aber tatsächlich diese Ziele, die möchte man vielleicht auch ein bisschen lokaler verorten Wo möchte man überhaupt hin, Was? Was findet man wichtig und wertvoll? Wo wollen wir landen? Eigentlich am Ende? Beziehungsweise Man landet ja eigentlich nie bei den Zielen. Aber man möchte Methoden entwickeln, die diesen Zielen treu sind. Und das wäre eine sehr, sehr spannende Geschichte für Nürnberg. Das wurde noch nicht in aller Breite gemacht. Die Geheimagentur hat es auch mal im Rahmen von einem Kunstprojekt hier an der Schauspielhaus glaube ich, gemacht. Das war auch sehr interessant, aber wir haben das noch nicht in der Breite unter Einbeziehung der gesamten Bürgerschaft für uns mal festgelegt. Was finden wir eigentlich gut und wo wollen wir hin? Also uns auch mal in Frage zu stellen? Auch die Dinge, die uns vielleicht an uns selber stören? Ja, und wir haben sehr wichtige Ziele, die wir erfüllen müssen. Klimaziele, aus denen wir nicht mehr rauskommen. Und wir haben immer noch keine richtige Strategie für die gesamte Bürgerschaft, wie diese Dinge eigentlich bei uns umgesetzt werden sollen. Niemand hat jetzt einen Katalog, wo jeder Bürger Bürgerin weiß, was zu tun ist, was sie persönlich tun können, aber auch wo die alle Institutionen und auch Unternehmen wissen, was eigentlich jetzt zu tun ist, damit wir diese Ziele erreichen. Und das ist auch ein ganz toller Anlass, natürlich, um zusammenzuarbeiten. Aber es ist echt noch auf Sparflamme. Deshalb freue ich mich, dass unsere Jugend gerade so toll auf die Straße geht und sich engagiert und uns quasi eine Watschen verpasst und uns zeigt, was wir alles so für einen Mist gebaut haben, aber hoffentlich uns auch irgendwie dabei unterstützt, es besser zu machen. #00:44:30-6#

Chris Herrmann: Das führt mich ganz passend zum nächsten Punkt Die Meckerecke. #00:44:36-7#

Katharina Mittenzwei: Meckerecke. #00:44:39-5#

Chris Herrmann: Ja, ich möchte mich beschweren über Leute, die sich beschweren, weil ich mag das überhaupt nicht. Jedes Mal, wenn man sich beschwert, gibt man eigentlich die Möglichkeit des Handelns aus der Hand, gibt die Drücke jemandem anderen auf und sagt Du musst es jetzt machen und ich schaue dir dabei zu. Und wenn das nicht so macht, wie es sagt, dann meckere ich noch mehr rum. Und das mag ich überhaupt nicht. Wir waren letztens im Urlaub, irgendwie im Juni oder wann? Bei so einem Pärchen. Und die. Das Mädel, das war eine Finnin und die hat gesagt, in Finnland, da ist es sehr verpönt, sich zu beschweren. Also wahrscheinlich, weil es da wirklich sehr viel gibt, über das man sich beschweren kann. Da ist ja ständig dunkel im Winter und saukalt und man kann eigentlich nur saufen und. Ja, auf jeden Fall gibt es da sogar ein Wort dafür. Ja, für dieses Verhalten, dass man sich nicht beschwert. Ich meine, das darf natürlich nicht dahin kommen, dass man überhaupt nicht mehr seine Meinung kundtut oder so, aber man sollte vorher überprüfen, ob man vielleicht auch selbst was dran tun kann und ob man sich nicht ein Stück weit vielleicht auch über sich selbst beschwert. Und dafür haben wir auch das Amt für Ideen. Da soll man eigentlich aus seinem Problem, was man hat, eine Lösung hervorzaubern und lieber zum Amt für Ideen gehen als rummeckern. So, ja genau das war meine Mekka Ecken Beitrag. #00:46:09-9#

Katharina Mittenzwei: Sehr schön. Und jetzt erzähl mir zum Schluss noch mal, was dein nächstes Bauprojekt ist. #00:46:15-7#

Chris Herrmann: Das habe ich mit einem Kollegen vorbereitet. Da bauen wir Tauschkisten. Die sollen dann in der Weststadt unterkommen, damit sich die Einrichtungen vor die Tür stellen können, um Halt eben Tauschen von Gegenständen anzuregen. Dass so ein Projekt im Rahmen von Türen öffnen, vom Sozialreferat und von der ISK. Und die treiben immer voran, dass Leute aus Unternehmen abgestellt werden, eben mal für einen Tag, um ein gemeinnütziges Projekt zu unterstützen. Und auch wir haben dort eben Mitarbeiterinnen mit im Nordgarten, die uns helfen, eben diese Kisten zu bauen und die dann auch in der Stadt zu verteilen. Und dann mal, wie gut es ankommt. Also ob das angenommen wird, ob das ein Format ist, was weiter taugt oder ob die Dinger wieder nach einem Tag verschrottet sind oder so. Und dann? Was bauen wir noch als nächstes Größeres? Wir wollen Anfang September das mobile Amt für Ideen bauen, damit wir auch endlich mal dann wieder live auch mit Menschen reden können und das nicht immer nur per Videochat machen müssen. #00:47:21-8#

Katharina Mittenzwei: Das klingt total schön. Chris Ich bedanke mich für das Gespräch. Es hat mir total Spaß gemacht und ich bedanke mich für deine Zeit und deine Offenheit und sage Tschüss. #00:47:32-9#

Chris Herrmann: Tschüss! Machs gut, Katharina Danke schön. #00:47:35-6#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

"Nürnberg muss leere Orte aushalten" sagt Chris Herrmann und singt eine Ode an die Brache. Er spricht über Kreissägen und die Chance durch Beteiligung.

Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen gründete Chris Herrmann 2015 das Urban Lab und setzte sich damit das Ziel, Bürgerinnen und Bürger dafür zu begeistern, ihre Stadt selbst zu gestalten. Im Rahmen des Projekt „Quartier U1“ und mit Hilfe der Förderung des Bundesbauministeriums ist es Akteur*innen und Initiativen möglich, ihre Lebenswelt, Anliegen und Wünsche auf die Straße zu bringen – Stadt gemeinsam selber machen, mit Holz und Säge, Farbe, Worten und Gesten. Wie sieht die Stadt von morgen aus? Wie sieht die Post-Corona Stadt aus? Antworten auf diese Fragen können nur aus der Bürgerschaft selbst kommen. Das Forschungsfeld der urbanen Brachen ist für Chris Herrmann ein wichtiges Element der Stadtgestaltung: Räume, die Irregularität, Abenteuer und Rückzug zulassen und einen Ort für temporäre Kunst- und Kulturprojekte stellen, müssen geschützt werden. Und unsere Ziele? Die Vereinten Nationen haben sich dazu schon viele Gedanken gemacht, warum nicht daran orientieren: Mit den Sustainable Development Goals, der Agenda 2030, kann, soll und muss auch auf lokaler Ebene gearbeitet werden. Das „Amt für Ideen“ berät jederzeit bei Projekten, die sich auf den Weg machen, diese oder auch anderer Ziele des Miteinanders zu verwirklichen.

Mehr von und mit Chris Herrmann und dem Urban Lab

Ab Oktober können Sich Akteur*innen und Initiativen dem Quartier U1 anschließen

Zu den Sustainable Development Goals geht es hier

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Aufgenommen am: Mittwoch, 05.08.2020
Veröffentlicht am: Donnerstag, 20. August 2020
Moderation: Katharina Mittenzwei
Im Gespräch: Chris Herrmann

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