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Meron Mendel, wie selbstbezogen ist die deutsche Debatte über Israel?

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-3#

Ansage: Gerade jetzt, heute und morgen, brauchen wir Räume für respektvolle Gespräche und Debatten. Das ist unser ganz dringlicher Anspruch am Bildungszentrum Nürnberg und damit herzlich willkommen zu einer neuen Kontaktaufnahme. Immer wieder neue Reihen und Einzelveranstaltungen sollen Möglichkeit der Auseinandersetzung mit diskursiven Themen geben. In dieser Podcastfolge möchten wir euch und ihnen ganz stolz, denn ein Gespräch mit Ihm ist etwas sehr kostbares, den Mitschnitt einer Veranstaltung mit Dr. Meron Mendel und seinem Buch "Über Israel reden" präsentieren. Meron Mendel 1976 in Ramat Gan geboren, aufgewachsen in einem Kibbuz, studierte nach dem Militärdienst Geschichte, Erziehungswissenschaften und jüdische Geschichte in Haifa und München. Seit 2010 ist der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, seit 2021 Professor für transnationale soziale Arbeit in Frankfurt University Applied Science und forscht zur Gegenwart des Antisemitismus und Zukunft der Erinnerungskultur. Zahlreiche Bücher, Fachaufsätze und Kolumnen sind von Ihm erschienen, und er sagt selbst über sich, er scheut sich nicht davor, die Finger in die Wunden zu legen, denn heute sei es besonders wichtig, klare Kante gegen die neue Rechte zu zeigen. Eine kurze redaktionelle Anmerkung: die Europawahl 2024 liegt nun einige Wochen hinter uns. Dass die AfD als zweitstärkste Kraft genannt werden, muss, erschüttert, macht, Angst, signalisiert, unsere Demokratie ist längst in Gefahr. Das folgende Gespräch fand vor den Wahlen statt. Darum gibt die folgende Aufzeichnung keinen Widerhall zur Wahl des europäischen Parlaments, jedoch, und auch das hier ist wichtig zu erwähnen, gibt es noch einen zweiten Akteur auf der Bühne, der sehr wohl noch aus der Perspektive eines Politikers zu sprechen weiß. Dr. Ulrich Maly, der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg führt uns durch die nächsten eineinhalb Stunden. Sein monatliches BZ-Format "Ansichten und Kommentare", eine subjektive Politikschau mit Ulrich Maly erscheint heute also, gemeinsam mit der Reihe "Sachbuch des Monats", im Kleid des BZ-Podcast. Im zweiten Teil dieser Folge beantwortet mehr Mandel Fragen aus dem Publikum, die von mir zur besseren Hörbarkeit rezipiert und eingesprochen wurden, und damit wünsche ich euch und ihnen eine anregende Kontaktaufnahme. #00:02:40-5#

Dr. Ulrich Maly: Herzlich willkommen Ihnen allen! Ich freue mich, dass so viele gekommen sind. Der eigentliche Stargast ist er, weil mich haben sie ja immer, im Zweifel alle zwei Monate. Wir machen es jetzt tatsächlich so, dass ich wirklich nur fünf, sechs Minuten mit der paar Gedanken hinführe zu dem Buch von Meron Mendel. Er wird dann 20 bis 30 Minuten sprechen, und wir wollen dann eigentlich so schnell wie es geht auch Ihre Fragen, Kommentare, kritischen Anmerkungen zulassen. Klingt eitler, als es gemeint ist. Ich bin einer, der schon glaubt, sich ein bisschen auszukennen, auch in der in der Nah-Ost-Geschichte, und habe aber selber festgestellt, dass die Spiegel, die Meron Mendel uns vorhält, in dem Buch "Über Israel reden", dass da paar Spiegel dabei waren, in die ich noch nicht selber reingeguckt habe und die zum Nachdenken anregen. Ein paar Zitate werden jetzt noch folgen. Beginnen will ich aber, bevor wir jetzt Meron Mendel hören, eigentlich mit der letzten Woche. Am letzten Donnerstag, hat der Oberrabbiner der europäischen Kultusgemeinde der europäischen jüdischen Gemeinden den Karlspreis von Achen bekommen. Sie haben das sicher alle mitgekriegt. Alle Haupt und Abendnachrichten haben darüber berichtet, auch über die Reden, die gehalten worden sind in diesem Zusammenhang. Und ich will aus dieser Veranstaltung, weil sie aktuell ist, weil sie vielleicht auch schon ein bisschen was drüber aussagt, wie wir, wie die Jury, die den Preis begründet hat, damit umgehen, und weil sie möglicherweise auch schon einen Teil dieser deutschen Befindlichkeiten zeigt. Also Pinkas Goldschmidt hat, hat Persönlich den Karlspreis erhalten, aber vor allem stellvertretend auch für die 1,5 Millionen jüdischen Menschen in den europäischen Gemeinden. Er war über viele Jahre hinweg Oberrabbiner in Russland und hat Russland dann nach Beginn des Ukrainekriegs verlassen, aus Protest auch gegen den Krieg, und ist dort aufgetreten. Drei Zitate im Original. Ich ,also nicht ich, sondern er "Ich bin Europäer mit Leib und Seele, in dem Sinn, wie Europa sich entwickelt hat als Jahrhundertprojekt des Friedens, der Freiheit und der Demokratie." Nach 20 Jahren in Russland, ein Bekenntnis, sozusagen, zur Demokratie. Zweites Zitat: "Es heißt, die jüdischen Gemeinden in Europa kämen einem Wunder gleich, nach der Shoah. Aber es war kein Wunder. Es war eine schmerzliche Überlebensgeschichte, ein psychischer und physischer Kraftakt, eine Überzeugungstat unerschütterlicher jüdischer Patrioten in ihren europäischen Heimatländern, das jüdische Leben in Europa nach der Shoah wieder aufzubauen. Und das dritte Zitat, das, was wahrscheinlich nicht nur mich am Fernseher sozusagen ein bisschen hat erschauern lassen, er hat dann ziemlich gegen Schluss seiner Rede gesagt, "die Karlspreis Träger...", also die 1,5 Millionen jüdischen Menschen in den Gemeinden, "...leben in Angst." Bezogen auf die aktuelle Situation in Europa, wie sie sich in den letzten Monaten auch entsprechend verschärft hat. Robert Habeck hat in einer typisch habeckschen Rede, würde ich sagen, ich zitiere ihn hier frei, nicht wörtlich, wörtliche Zitate von Habeck sind zu kompliziert, wenn man sie nicht selber lesen kann. Robert Habeck führte in seiner Rede aus, dass der Antisemitismus, in meinen Worten jetzt, die wahrscheinlich älteste Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Geschichte ist und dass der Deutsche Nationalsozialismus ohne Zweifel ein beispielloser Exzess gewesen sei, aber dass man erinnern muss, der Antisemitismus begann da nicht, und vor allem hörte er da auch nicht auf. Es gibt rassistische Wurzeln, es gibt christliche Wurzeln, es gibt islamische-radikale Wurzeln, es gibt postkoloniale Wurzeln, linke Wurzeln, Rechte und rechtsradikale Wurzeln, ökonomische Wurzeln. Er fasst es dann zusammen in einem Zitat. "Gleich welche Überzeugungen man selber hatte, es fand sich immer ein Jude, der an allem Schuld war." Soweit Robert Habeck. Was ist Antisemitismus? In Deutschland gilt offiziell die IHRA-Definition, International Holocaust Remembrance Alliance. Ich zitiere jetzt in der deutschen Übersetzung, jetzt wieder im Original: Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber von Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht jüdische Einzelpersonen und oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Im deutschen Bundestag wurde diese Definition ergänzt durch Bundestagsbeschluss. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein. "Über Israel reden", eine Deutsche Geschichte. Ich vermute, dass das letzte der Versuch war, den merkelschen Begriff, den sie in der Knesset geprägt hat, nämlich dass die Sicherheit des Staates Israel Teil der deutschen Staatsräson ist, in eine andere Formel zu bringen als Ergänzung dieser IHRA-Definition. Wir nähern uns den Buchtitel. Meron Mendel ist selber keiner von Goldschmieds Mitgliedern, soweit ich weiß. Er ist Israeli, der in München studiert hat, Sie haben es eben gehört, und heute in Frankfurt lebt. Er ist ein genauer und kritischer Beobachter und analysiert, dass wir Deutschen, wenn wir über Israel reden, ganz oft auch eigene Befindlichkeiten verhandeln und dass wir Deutschen ungefähr 80 Millionen Nahost-Experten sind, bei denen die Debattenbereitschaft und die Debattenleidenschaft manchmal indirekt proportional ist zur tatsächlichen Kenntnis über die Konflikte im nahen Osten. Also, es ist auch pointiert formuliert, und es ist nicht so formuliert, dass jeder, der es liest, ein wohlig harmonisches Gefühl bekommt, sondern durchaus mit Lust am Streit oder Lust an der Diskussion. Mendel, kein eigenes Zitat, Mendel zitiert den israelischen Psychologen Zwireks* (*möglicherweise nicht korrekte Schreibweise) mit dem Satz: "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen." Das drückt sozusagen die Essenz dessen aus, worüber wir heute vielleicht auch ein Stück weit reden, nämlich wie unser Verhältnis zu den Konflikten im neuen Osten, unser Verhältnis zum Staat Israel, zum einen immer auch ein Spiegelbild eigener Befindlichkeiten oder eigener politische Befindlichkeiten ist, und zum anderen, dass man sich auch Jahrzehnte danach danach oft noch schwer tut, damit vernünftig umzugehen, Mendel hält und Spiegel vor, wie schon erwähnt, ist aber aufgrund seiner eigenen Biografie natürlich auch nicht neutrale Instanz, sondern er reflektiert seine eigene Position kritisch und weiß, meine Interpretation, dass er auch manchmal zwischen allen Stühlen sitzt. Ich habe ein Zitat dazu ausgesucht, das jetzt von ihm selbst ist. Also ich lese vor Mendel, aus dem Buch von Mendel. Zitat beginnt: "In der deutschen Öffentlichkeit Position zu Israel zu beziehen, kommt mir manchmal wie die Kunst des Seil-Tanzes vor. Denn natürlich habe ich als linker Israeli weiterhin Kritik am israelischen Besatzungsregime und an einer Politik, die die Verhandlungen lieber in die ferne verschieben als herbeiführen möchte, und ich möchte diese Kritik auch äußern können. Ich frage mich immer wieder, wie ich meine Kritik formulieren kann, ohne gleich von radikalen antiisraelischen Kreisen als Kronzeuge bejubelt zu werden. Zugegebenermaßen fällt es mir hier deutlich schwerer als bei der Distanzierung von Vereinnahmungsversuche durch Antideutsche. Über die Jahre in Deutschland habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass meine Kritik aus dem Kontext gerissen wird. Dabei ist gerade Differenzierung notwendig, und es sind beide Seiten, die diese vermissen lassen." Und weiter bemerkt er dann noch, dass der sein Land, und da meint er Israel, liebt, und die Menschen, die dort wohnen, nehme ich mal an. So viel jetzt von mir zu Mendel. Hören sie selbst. #00:11:45-5#

Meron Mendel: Ja, vielen dank, Herr Maly! Sie haben sozusagen jetzt die Erwartungshaltung hochgeschraubt. Und vielen dank an Sie, dass sie an so einem schönen, wunderschönen, sommerlichen Tag, dann doch die Entscheidung getroffen haben, in diesen fensterlosen Saal zu kommen. Das spricht für sie. Es musste ungefähr vor einem Jahr sein, dass ich zuletzt mal, korrigieren sie mich , ob es wirklich vor einem Jahr war, als ich in Nürnberg war, von Hayo Wagner eingeladen, auf dem Reichsparteitagsgelände, auch über das Buch zu sprechen. Und das ist...also auf dem Weg hierher, habe ich mir nochmal durch den Kopf laufen lassen, was was in diesem Jahr passierte, und zugleich kam auch die Frage irgendwie, was ich damals erzählt habe, in deutlich viel kühleren klimatischen Bedingungen, die dann der Anlage geschuldet sind. Sind sie noch relevant? Ist es noch, was wir, also diese Analyse, die ging sozusagen von März 23, 24 Jahre zurück ist. Was ist dann von dieser Analyse noch heute, in der Zeit nach dem 07. Oktober 23, noch relevant? Die Grundzüge der Analyse, die Stimmen nach wie vor, und ich versuche, diese selbstgefällige These noch zu belegen, und wir konnen darüber, das wäre vielleicht auch eine gute Grundlage zur Diskussion. Die eine These hat ja Herr Maly schon vorgetragen, die These, dass eigentlich, was wir in den letzten 15, 17 Jahren in Deutschland erleben, die Diskussion über Israel, hat sich praktisch losgelöst von der Situation vor Ort. Das ist unter einem Wort Selbstbefindlichkeiten. Es geht eigentlich um etwas, das nicht dort, sondern es geht um das etwas, das hier passiert. Was meine ich damit? Mit der Art und Weise, wie wir uns zu diesem Komplexen aus Konflikt positionieren sagen wir weniger über die Situation dort oder analysieren wir weniger die Situation dort, sondern wir manifestieren: Wer sind wir? wer sind wir als Kollektiv, welches die Verantwortung für die Shoah übernommen hat? Polemisch kann man das sagen, Weltmeister der Erinnerungskultur! Wir haben das so toll aufgearbeitet und schauen mal, wir stellen auf der Seite der Opfer, nämlich die Palästinenser. Oder ein Kollektiv, dass aus der Kolonialzeit gelernt hat. In alle diesen Fälle, handelt unsere Analyse eigentlich viel mehr von unserem eigenem Selbstverständnis. Und aus dieser Position wird erst mal dahin geschaut, und das ist meine kleine empirische Untersuchung. Dann, ich weiß in der Regel, wenn ich die Leute kenne, ich weiß schon, wie sie eine bestimmte Situation vor Ort beurteilen. Aber auch die Debatte hier, die Lager sind schon vorher vorgegeben, und dann braucht man einfach das nächste Ereignis, und dann sieht man immer, die Leute springen auf die eine oder die andere Seite. Es gibt kaum noch jemanden, der sagt, in einer Sachlage stehe ich hier, und eine andere interpretiere ich anders, sondern es geht viel mehr um die eigene Identität. Und eigene Identität bedeutet, es gibt nur eine Möglichkeit, sich zu positionieren, nur eine moralische Möglichkeit. Ich stehe auf der absolut einzigen moralisch richtigen Position und derjenige, der das anders sieht, ist nicht nur jemand, der vielleicht etwas falsch interpretiert hat oder sich vielleicht nicht genug auseinandergesetzt hat, sondern grundsätzlich jemand, der moralisch korrupt ist. Abgründig. Und so verläuft die Debatte. Ich versuche, das vielleicht noch ein bisschen greifbarer zu machen. Nehmen wir eine Situation, das liegt auch schon anderthalb Jahre zurück. Der palästinensische Präsident Abbas war zu Besuch in Berlin, bei Bundeskanzler Scholz, und auf der Pressekonferenz im Anschluss hat er dann schwadroniert von wegen die Israelis hätten 50 Holocaust begangen, an den Palästinensern. Natürlich voll Schwachsinn! Und es gibt jemanden in dieser Bundesrepublik. Wenn es nicht der Bundeskanzler macht, dann mindestens gibt's einen Bundesantisemitismusbeauftragten, der die historischen Fakten dann richtig stellen sollte. Das ist irgendwie auch seine Funktion. Und dieser Antisemitismusbeauftragte Dr. Felix Klein hat sich tatsächlich dann nach diesem Eklat zu Wort gemeldet. Man könnte meinen, er wird dann auf wie auf die Fakten hinweisen. Aber seine Äußerung ist insofern interessant, dass er den Satz sagt: "das ist uns Deutschen gegenüber unsensibel, im Bundeskanzleramt sowas zu sagen." Also eigentlich geht es darum, um uns, die Deutschen, unsere, um die deutsche, Seele, um das so ein bisschen polemisch zu formulieren. Das ist das Narrativ. Wir haben die Geschichte so gut aufgearbeite, wir sind jetzt so sensibel, da muss man mit uns mit Samthandschuhen umgehen. Darauf kann man über unterschiedliche Diskussionen gelangen, ist ziemlich beliebig. Man kann das herleiten anhand der Debatte *unverständlich* 2019, das kann man anhand der Dokumentendebatte 2022, da kann man aber auch nach dem sieben Oktober das hernehmen und sehen, wie verlaufen diese typischen Diskussionen? Alle sind aufgewühlt. Die eine Seite beklagt, das ist Antisemitismus, die andere beklag den Antisemitismus Vorwurf, also einen unberechtigten Antisemitismusvorwurf. Und so verlieren wir uns einfach in dieser selbstbezogenen Debatte, in der der Blick nach Israel, so ein bisschen in den Hintergrund gerät. Wenn wir uns fragen, wieso? Wann hat das Ganze angefangen? Wie hat das alles so angefangen, dass wir das eigentlich damit beschäftigt sind, mit uns selbst zu zu diskutieren? Da komme ich zu der zweiten These des Buches. Ich sage dass, und das hat schon Herr Maly angeschnitten, also 2006 wurde Angela Merkel Bundeskanzlerin gewählt, und 2008 gab Sie diese Rede vor dem Knesset, wo der Satz mit der Staatsräson gefallen ist, übrigens nicht zum ersten Mal. Sie hat das bereits ein Jahr vorher vor den vereinigten Nationen gemacht. Aber das ist ein Moment, wo sich auf einmal eine Elite, eine politische Elite oder ein politischer Konsens gebildet hat, den es vorher nicht gab. Ich muss sagen, das war mir selbst eine neue Erkenntnis im Buch, weil ich bin zu diesem Buch gekommen mit der mit der Annahme, mit der Vorstellung: Westdeutschland war immer auf der Seite Israels. Die DDR ist bekannt dafür, dass die DDR immer antiisraelisch war, aber wenigstens in Westdeutschland. Das war vielleicht ein sehr enger Verbündeter Israels, und da bin ich dann die Dokumente, die Reden aus den verschiedenen Jahren, so von `49 bis in die 2000er Jahre durchgegangen, und da gab es immer wieder Momente, wo ich meine, das ist eigentlich überhaupt nicht, entspricht nicht meiner Erwartung. Also zunächst einmal dachte ich, Israel war immer ein großes Thema, und ich gehe durch die Dokumente, und ich finde wirklich sehr, sehr wenig über Israel. Also es gibt Momente, wo über Israel geredet wird. `52 als das Wiedergutmachungsabkommen unterzeichnet wurde. Dann der Eichmannprozess `62, der sechs Tage Krieg. Es gab Momente, aber insgesamt war Israel nie so richtig oder kaum ein richtiges Thema. Wenn man das quantifizieren will: Also in jeder Legislaturperiode, 40 Mal der westdeutsche Bundestag, wurde Israel zwischen 70 und 340 Mal erwähnt. Ähm, also, das ist erst mal, welche Bedeutung hat Israel? Also ziemlich klein. Und das zweite war eine neue Kenntnis, dass ich dachte, ja, Adenauer hat `52 die Hand zu Israel gestreckt, wir wollen wieder gutmachen, und ab dann war Deutschland auf der Seite Israels. Und dann stoße ich auf einen Brief, des israelischen auswärtigen Amtes aus dem Jahre 54, zwei Jahre später: Israel bietet Westdeutschland die Aufnahme diplomatischer Beziehungen an. Und da könnte man denken, ja, in Bonn werden die Sektflaschen geöffnet. So unmittelbar nach der Shoah will der Staat, der Überlebende, diplomatische Beziehung mit Westdeutschland aufnehmen. Aber das war alles andere als Jubel da in Bonn, sondern ganz im Gegenteil. Dann haben sie gesagt, eher nicht, denn es gab dann kurz danach die Hallstein Doktrin. Dann besteht die Gefahr, dass die arabischen Staaten werden mit der DDR diplomatische Beziehungen aufnehmen. Von daher hat es noch zehn Jahre gedauert, bis es so weit war. Und auch wenn man denkt, da kann man irgendwie eine moralische Erkenntnis oder Schuldgefühle oder was auch immer da Zugange gewesen sein mag ablesen, mit Nichten. Es war was anderes, Walter Ulbricht wurde mit großer Ehre in Kairo aufgenommen. Dann dachten sich die Leute im auswärtigen Amt in Bonn, das geht doch nicht! Wir machen was dagegen. Okay, nehmen wir diplomatische Beziehungen mit Israel auf. Und dann kann man auch viele, viele andere Beispiele nehmen. Da gab's in Wien Jom Kipur Krieg 73, Israel im, auch existenziell im Norden, überrascht von Ägypten und Syrien, und dann kommt der amerikanische Präsident, Nixon, und will, also in Deutschland, als vielleicht die meisten amerikanischen Soldaten in Deutschland stationiert waren, zu dieser Zeit, und auch viele Waffenlager, und wollte amerikanische Waffen aus Deutschland über die Luft nach Israel zu schicken als Soforthilfe. Es war niemand anders als der "moralische" Bundeskanzler Willy Brand, der das untersagt hat. Also Nixon musste, die Flugzeuge aus den USA nach Israel schicken und nicht von Deutschland, um Israel bei einer existenziellen Bedrohung zu helfen. Und so gibt's viele, viele Beispiele. In Deutschland, da gab es überhaupt nicht diesen Konsens, Deutschland müsse auf der Seite Israels stehen. Und da steht Angela Merkel vor der Knesset 2008 anlässlich 60 Jahre nach Gründung des Staates Israel und hält eine leidenschaftliche zionistische Rede, wo sie sagt, unter anderem: "Allen meinen Vorgängern war die Sicherheit Israels ganz wichtig." Ob es richtig war, weiß ich nicht vor diesem Hintergrund. "Für mich als Deutsche Bundeskanzlerin gehört Israels Sicherheit zur Staatsräson meines Landes und in der Stunde der Wahrheit darf es keine leere Worte geben." Ob das stimmt können wir beiseite stellen. Aber dann gehen wir auf die auf den zweiten Satz ein: Was ist eigentlich diese Staatsräson und was bedeutet der Begriff? Es ist ein Begriff, der eigentlich vordemokratische Wurzeln hat, nämlich bei Machiavelli. Mit diesem Begriff, argumentiert Machiavelli, darf der Herrscher, den Willen von Einzelpersonen überstimmen, also sich sozusagen über das Volk erheben und seine eigenen Interessen durchsetzen. Und das ist interessant, dass Merkel ausgerechnet auf diesem Begriffe dann landet. Darüber kann man auch diskutieren oder debattieren. Ich finde es aber auch interessant, dass ausgerechnet eine Bundeskanzlerin, die in der DDR sozialisiert wurde, plötzlich die pro-israelischte Bundeskanzlerin in der Geschichte Deutschlands geworden ist. Das ist beginnt erst mal in der Aufwertung Israels. Ich habe schon vorher erwähnt, das in allen Legislaturperioden davor Israel maximal 340 Mal in einer Legistraturperiode erwähnt wurde. Schon während der ersten Legislaturperiode von Merkel wurde Israel schon 870 Mal erwähnt, bei ihrer letzten Legislaturperiode schon 2700 Mal. Also wird Israel plötzlich exponentiell wichtiger, für die politische Diskussion in Deutschland. Aber zweitens ist es auch nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Alle Bundeskanzler, von Konrad Adenauer bis Gerhard Schröder, von 49 bis 2006, waren zusammen viermal in Israel während ihr Amtszeit. Das heißt, die Hälfte der Bundeskanzler war nicht einmal nach Israel gereist. Merkel in ihren 16 Jahren als Bundeskanzlerin war achtmal in Israel. Ähm, also gerade eine, in der DDR sozialisierte Bundeskanzlerin, positioniert sich so stark auf der Seite Israels. Vielleicht schreibt sie mal darüber, denn ich bin wäre gespannt, ob sie dazu was schreibt. Bisher hat sie über ihre Motivation nicht geschrieben. Ich glaube, das hat tatsächlich etwas mit so einer, sozusagen, einer Bekenntnis zum Westen zu tun. Einer Bekenntnis dazu, was sie verstanden hat, ein Gegenmodell zu der DDR. Wenn die DDR eingefleischte Antizionisten sind, dann sollte sie genau das Gegenteil sein, und das ist interessant. Aber diese sehr starke proisraelische Betonung von Merkel war zu keinem Zeitpunkt ein Konsens in der Gesamtbevölkerung. Wenn wir schauen auf diese drei Projekte von Konrad Adenauer nach dem zweiten Weltkrieg, Versöhnungsprojekte würde ich sagen, mit den Amerikanern, mit den Franzosen und mit den Juden/Israelis, sind die ersten zwei Projekte, Projekte, die auch als Volksprojekte gedacht waren. Was meine ich mit Volksprojekte? Da sollte der Großteil der Bevölkerung mitgenommen werden, um eine sehr lange Feindschaft zu heilen. Mit den Franzosen sowieso, 100 Jahre von Krieg zwischen den Franzosen und den Deutschen. Das soll unter anderem mit dem deutsch-französischen Jugendwerk, wo etwa 200.000 Jugendliche jedes Jahr auf die andere Seite der Grenze gehen, viele, die französisch sprechen und so weiter und sofort, auch mit Amerikanern. Allein die Tatsache, dass mehr als 250.000 amerikanische GIs hier waren und vieles weiteres. Dadurch hat sich das Verhältnis in der gesamten Bevölkerung nach 45, nach und nach gegenüber Franzosen, dasselbe mit Amerikanern, grundlegend verändert. Wenn wir über das deutsch-jüdische Verhältnis sprechen. Das war von Anfang an so und ist so geblieben, ein Elitenprojekt. Zu keinem Zeitpunkt gab es einen größeren Teil in der deutschen Bevölkerung, die wirklich hinter diesem Projekt standen. Wenn man in das Ansbacher Institut schaut, die machen diese Umfragen, und da gibt es eine Frage, die über die Jahre immer gestellt wurde, den deutschen, den Westdeutschen. Mit welchen Land sollten wir enger kooperieren? Da gibt es 19, dann 20, dann 21 Ländern, und ich muss sagen, es war für mich eine bittere Enttäuschung, Israel immer wieder auf dem allerletzten Platz zu finden. Oder zweimal war auch Polen auf dem allerletzten Platz und Israel hat es noch eins drüber geschafft. Das bedeutet, wir haben keinen Konsens, keinen gesellschaftlichen Konsens, über Israel bis 2006 oder 2008. Und was wir seit 2008 dann betrachten, ich komme näher sozusagen zum 17 Oktober 23. Wir erleben seit 2008, dass die politische Sphäre sich von der allgemeinen Meinung scheidet. 2019 entscheidet der Deutsche Bundestag auch mit Verweis auf diese Staatsräson zu Israel die sogenannte BDS Resolution. Das ist eine Resolution, die besagt, dass diese Boykottbewegung, abgekürzt BDS (Boykott, Divestment, Sanctions), eine antisemitische Bewegung ist. Also der Aufruf israelische Produkte, aber auch israelische Wissenschaftler oder israelische Kultur zu boykotieren ist, ähnlich wie der sogenannte Judenboykott von 1933: "Kauft nicht bei Juden". Und deswegen sollte in Deutschland diese Bewegung geächtet werden. Und wie gesagt, das auch mit dem Bezug auf diese, auf diese Staatsräson, und seit was wir seitdem eigentlich sehen, dass interessanterweise dieser Begriff der Staatsräson... erstmal könnte man denken, dass es eine Idee von der deutschen Außenpolitik ist, aber es spielt noch mehr eine Rolle in der deutschen Innenpolitik. Also wie organisieren wir hier das kulturelle Leben, das Wissenschaftliche? Wie, was darf man jetzt ganz aktuell zu sagen, wer darf darf in Deutschland sprechen? Wer nicht? Wer sollte eingeladen? Wer soll ausgeladen werden? Wer, welche Rollen dürfen Studierende an der Universität in aufrufen? Auf einmal wird sozusagen diese Verpflichtung deutscher Staaten, eine sehr brenzliges Thema innerhalb der deutschen Gesellschaft. Das passiert vor dem Hintergrund, dass wir einen Konsens, einen bestimmten Konsens in der Politik haben und ganz anderen Konsens in beispielsweise der Kunst und Kulturszene. Denn während die deutsche Politik sich nach anfänglichen Schwierigkeiten sich die Staatsräson dann zu eigen gemacht hat... das interessant zu sehen... Am Anfang waren viele, auch in der Politik, Kritik dafür, von Gauland von der AfD, der das abgelehnt hat, bis zu der Linkspartei. Innerhalb von ein paar Jahren Merkel, wurde das dann von allen getragen. Gauland nach einem Jahr hat gesagt: "Doch Staatsräson ist gut" Gegenüber diesem steht der Konsens in der Kunst und Kulturwelt, wo viel mehr der Blick nach dem sogenannten globalen Süden galt, wo der Blick auf Israel ganz anders ist, nicht von Staatsräson geprägt ist, sondern vielmehr, wo dominant dieser postkoloniale Blick, nämlich Israel ist der verlängte Arm des Westens innerhalb des globalen Südens ist und die Israelis oder Juden insgesamt werden als Weiße gesehen, und die kolonisieren die Palästinenser. Da hat sich dort in dieser Weise auch ein gewisser Konsens gebildet, und das ist eigentlich ein wunderbares Rezept für die Skandale, die uns seitdem immer wieder begegnen. Zwei Sichtweisen: die eine auf den Nah-Ost-Konflikt oder auf Israel als der Nachfolger der Shoa-Überlebenden, als, wenn man so will, die Opfer, die andere Israel als ein koloniales Projekt. Da sind sozusagen die Täter, um das sozusagen wieder zusammenzuführen. Ich habe damit angefangen. Das ist eigentlich eine selbstbezogene Debatte, denn weder das erste noch das zweite hat mit der realen Situation vor Ort wenig zu tun, sondern man entscheidet von Anfang an, wer die Täter sind, wer die Täterrolle hat oder wer sind die Opfer; wer hat die Opferrolle. Und dann anhand dieser Vorlage, schaue ich erst mal auf die, auf die Gegebenheiten vor Ort. Und wenn ich von Anfang an entscheide, die Juden, sie haben die moralische Berechtigung, und das ist sozusagen der einzige jüdische Staat auf der Welt. Das sind die, die Kinder oder Enkelkinder der Opfer, oder was es auch an Antisemitismus gibt. Ich werde das nicht ausführen, aber auch diese Debatte, über die Definition von Semitismus hat viel damit zu tun. Aber auch wenn ich vom Anfang an entscheide, die Israelis, die Juden, sie sind in dieser Geschichte, da sind die Täter, dann muss ich auch gar nicht auf die, auf die Gegebenheiten vor Ort mich beziehen. Nun damit ich nicht in dieser hoffnungslosen Analyse dann auch bleibe, will ich zum Schluss meinen eigenen Vorschlag machen. Also, man kann diese Staaten auch kritisieren. Aber nehmen wir an: Okay, wir haben diese Staatsräson. Was eigentlich bedeutet diese Staatsräson, das bedeutet, dass Deutschland immer auf der Seite der israelischen Regierung stehen muss. Wir haben seit Dezember 21, 22, seit Dezember 22 eine Regierung in Israel, eine ultranationalistische Regierung mit klaren Teilen, große Teile davon, die sogar rechtsextremistisch sind. Ähm, wie hatten damit zu tun, dass in Israel seit März 23 jede Woche 100000 von Israel auf die Straße gegangen sind gegen diese Regierung, deren erklärtes Ziel, mehr oder weniger, der Abbau der israelische Demokratie ist. Und wir haben mit der Regierung die seit acht Monaten die einen Krieg führt, dessen Ende nicht nicht in Sicht ist. Und dann kann man sich durchaus die Frage stellen, ist das die Bedeutung der Staatsräson, dass wir an die Seite dieser Regierung stellen müssen oder sollten? Oder vielleicht gibt es ja eine andere Interpretation dieser Staaträson? Wenn wir kennen was echte Freunde sind, auch diejenige, die dem Freund sagen, ja, du hast gerade drei Bier getrunken und noch einen Schnaps, und vielleicht ist es keine gute Idee, auf die Straße zu gehen, im Auto zu fahren. Ich mache ein konkretes Beispiel, noch vor dem siebten Oktober, wenn nach der Wiederwahl von Netanjahu das ist es so, dass in der israelischen Tradition, dass der erste Besuch eines gewählten israelischen Ministerpräsidenten, zum besten Freund Israels ist, also in die Usa geht, nach Washington. Joe Biden hat klar gemacht, dass, solange die israelische Regierung diese Politik führt, bekommt Netanjahu keine Einladung nach Washington. Und wer ist Netanjahu beiseite gesprungen? Olaf Scholz, der ihn im März letztes Jahr nach Berlin eingeladen hat, und dann kamen 1000 Israelis, die haben einen Brief verfasst und haben Scholz aufgefordert, ihn nicht einzuladen. Weil man 1000 Israel ist, der anerkannteste Intellektuelle der israelischen Gesellschaft, wie beispielsweise der Schriftsteller David Großmann. Und das ist dann eine interessante Frage: bedeutet die Staatsräson sich auf Netanjahus Seite zu stellen oder auf die Seite der israelischen Intellektuellen, die genau das Gegenteil fordern? Sie ahnen schon, ich plädiere für das Zweite und noch mehr nach dem siebten Oktober. Gerade dass das Interesse, das existenzielle Interesse Israel ist, der israelische Regierung, das Stoppschild vorzuhalten. Wir sind in eine Situation geraten, international, wo sowohl die Palästinenser, als auch die Israelis ihre eigene Konflikte, diese berühmte, wenn man so will, ich mag diese diese Sprachfigur der Gewaltspirale nicht, aber ich sage trotzdem, wenn man so will, Gewaltspirale...die kommen nicht raus, die Palästinenser werden in der absehbaren Zeit alle ihre Forderungen nach Recht, "From the River to the Sea", nicht aufgeben. Genauso bei den Israelis ist das nicht zu sehen, genauso "From the River to the Sea". Diese Vorstellung, die auch in der Koalitionsvereinbarung der jetzigen Regierung in Israel steht, auch "From the River to the Sea", ist alles Israel, ist alles jüdisch. Und dann ist die Rolle der Freunde von Israel und die Freunde der Palästinenser gleichermaßen, diese zwei Konfliktparteien, wenn man will, zu zwingen, auf aufeinander zuzugehen. Sie können es nicht sein, die die ersten Schritte in diese Richtung machen. Es wird niemals zu Ende kommen, ohne dass die internationale Gemeinschaft hier interveniert, und das ist die allererste Stelle, die Aufgabe der Freunde, von Israel von denjenigen, die an diesen Begriff der Staatsräson glauben. Das wars erst mal. Vielen dank. #00:41:42-5#

Ansage: Die erste Meldung aus dem Publikum dreht sich um den Begriff der Staatsräson, also der staatlichen Verordnung von kollektiver Loyalität gegenüber des Staates Israel. Die Hörerin möchte mehr von Mendels Perspektive auf diesen Begriff und seine Umsetzung hören. Im Anschluss geht es um die Aussöhnungsprojekte der BRD. Wurde im Vergleich zur Aussöhnung mit Frankreich und den vereinigten Staaten zu wenig in die Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel investiert? #00:42:21-0#

Meron Mendel: Erst mal zu der Feststellung, dass Staatsräson tatsächlich so eine Art von Verschreibung von oben nach unten ist. Das ist genau sozusagen die Art und Weise, wie ich argumentiere. Also das ist tatsächlich so. Angela Merkel, eine sehr, sehr intelligente Frau, und sie wusste ganz genau, dass in der Bevölkerung gibt es keinen Konsens, nicht beinahe so einen Konsens zu Israel, und die Lösung, die sie ausgedacht hat, ist, genau das zu tun, das zu verordnen. Also, die haben so eine. Das ist jetzt sozusagen, der Staat entscheidet, jeder soll zu Israel stellen. Und um dann unseren Bundespräsident Steinmeier zu zitieren, auf seine Hoffnungrede auf der Dokumenta, wie sagte er, wenn er das nicht teilt, also das Existenzrecht des Staates Israel nicht teilt, ist bei uns nicht willkommen. Ich will es gar nicht bewerten, und ich bin der letzte, der das ansatzweise gut finden, wenn die Leute das Existenzrecht des Staates Israel leugnen. Als Pädagoge würde ich sagen, nicht unbedingt der beste Ansatz. Dann war die Frage zu diesem Aussöhnungsprojekt zwischen Israel und Deutschland. Ich würde die These aufstellen, dass das war nicht so anders gemeint. Es war also mindestens, wenn man zurück an Adenauer denkt, das war von Adenauer nicht anders gemeint als ein politisches sozusagen, etwas, was eine sehr kleine politische Elite dann tangiert, äh, wenn man schaut in seine Memoiren, weil Geld sozusagen mit DeGaulle durch die Städten in Frankreich und Ähm und die die Versuche, der Elisé-Vertrag, dass war alles so aufgebaut, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Mit Israel hat man es sich gleich gemacht. Man gibt 1 Milliarde Mark dann rüber, es war eher so eine Entschädigung, was der junge Staat Israel aufbringen musste, um die Holocaustüberlebenden aufzunehmen, und damit war es erledigt. Das war nicht der Anspruch: Wir bringen diese beiden Völker zusammen. Also man kann bis heute noch warten darauf. Man redet schon viele Jahren über ein deutsch-israelisches Jugendwerk, das ist immer noch keine Realität. Es gibt die deutsch israelische Koordinierungsstelle für Jugendaustausch. Im Vergleich zu 200000 Leuten aus der Republik, die von Deutschland nach Frankreich gehen, gibt es so 5-6000, die jährlich nach Israel gehen. Es gibt natürlich objektive Hindernisse. Das sind nicht die Nachbarn, es gibt noch ein Mittelmeer dazwischen und vieles andere. Aber es war auch nicht dieser Wille da, die beide Volker zusammen zu bringen. Und das ist auch der Grund. Warum, wenn wir, wenn in den USA nach dem 11. September Ähm, 200000 Menschen vor dem Brandenburg automatisch stehen, also gehen, sofort instinktiv reflexhaft, weil, wenn wir über Amerikaner denken, also ich sage wir als Abstraktion, als der durchschnittliche Deutsche kann, Amerika mit realen Menschen verbinden. Man sieht nach dem sieben Oktober mit Ach und Krach konnte man 10000 Menschen zusammenbringen, die vor das Brandenburger dann gegangen sind. Also das, das zeigt einfach auf der, auf der emotionalen Ebene, das ist kein intellektueller Krieg. Das Gefühl so von dem größten Massaker an den Juden seit dem zweiten Weltkrieg, das ist irgendwie, das müssen wir einfach zu Kenntnis nehmen. Von 99 Prozent der Menschen in diesem Land hat das... Das kam wie eine Nachricht, wie wie jede andere Nachricht. Ich kann viele Beispiele dafür geben, wenn man denkt, dass am neun Oktober, das war der erste Schultag, also die Schulen hatten irgendwie zwei Tage, sich vorzubereiten. Wie besprechen wir das Thema in der Schule? Und ich bin sehr nahen Schulen, und ich habe seitdem mit paar Hunderte von Lehrkräften, mit paar Hunderte von Schülern gesprochen, mit Schulleitern. In zwei Fälle hat mir mal jemand gesagt, ja, wir haben am neun Oktober... Es wurde dann diese Ereignis dann in der Klasse gesprochen, dafür unendlich viele Fälle, und in einige Fällen wurde sogar gesagt, die Schulleitung hat uns verboten, das noch zu erwähnen, um den Schulfrieden nicht zu gefährden. Wir reden über unmittelbar nach dem Massaker, also wir reden aber nicht jetzt. Natürlich ist die Situation ganz anders nach... Ich weiß nicht, wie viel die Tausende Menschen in Gasa umgebracht wurden und diese Zerstörung und alles natürlich hier ist, ist die Positionierung viel, viel komplizierter. Aber am neun Oktober würde ich mal behaupten, eine Empathie mit den Zivilisten, die abgeschlachtet wurden, dass es jetzt keine, Es war keine große Leistung, aber offensichtlich eine zu große Leistung für die, für die Menschen hierzulande, und das geht man zurück auf diese aus meiner Sicht vielleicht gescheiterte Aussöhnungs Projekt, was die Gesamtbevölkerung angeht. #00:48:25-3#

Ansage: Eine weitere Teilnehmerin fragt noch einmal dezidiert nach, wie stehen sie zu einer zwei Staaten Lösung? #00:48:32-4#

Meron Mendel: Also, um das Ganze irgendwie in Gang zu setzen, und jetzt diese diese theoretische Debatte, eine Stadt Lösung, zwei Stadt Lösung, eine Föderation oder eine europäische Union, der nahe Osten oder da sind alles Modelle, die kann man sozusagen erst mal die diskutieren, wenn man erst mal etwas in eine Richtung bewegt hat. Von daher, ich finde, so pragmatisch gesprochen, die einzige und was auch in beiden Bevölkerungsgruppen die am meisten noch akzeptable Lösung ist, ist die Zweistaatenlösung. Immer noch in Minderheit, sowohl in der palästinensischen als auch in der israelischen Bevölkerung. Übrigens in den 90er-Jahren, als ich Jugendlicher war in Israel, hat die zwei Staaten, in beiden Bevölkerungsgruppen, immer weniger Mehrheit gehabt. Also das, wir hatten seitdem in 30 Jahren immer weniger Zustimmung zu dieser Lösung, weil die Radikalen auf beiden Seiten dafür gesorgt haben, dass das Vertrauen in eine Lösung zunehmend schwindet. Dann beide Seiten, und beide Seiten sind auf die die Mehrheiten gekommen, ja, eigentlich mit mit mehr, mit mehr Macht, mit mehr Gewalt schaffen wir, den anderen irgendwie auf die Knie zu zwingen. Jetzt, wir sind wir vielleicht auf einem Punkt angelangt, wo das dieses Pendel, auch auf der anderen Seite ist, weil, weil man sieht, dass wir diese mehr Gewalt Gewalt, was am siebten Oktober an der israelische Seite verübt wurde, und die Gewalt, die seit dem sieben Oktober auf der palästinensischen Seite verübt wird, am Endeffekt strategisch nicht erreicht. Und dann ist vielleicht ein Moment, wo kann man mit Druck vom aussehen, dass ihnen wie zu, die Leute wieder am Tisch zu bringen. #00:50:25-1#

Ansage: Die nächste Meldung aus dem Publikum fragt, warum hat sich Angela Merkel der Rolle der politischen Vorreiterin zu einer fokussierten Erinnerungskultur angenommen? #00:50:34-8#

Meron Mendel: Ich glaube, das hat sehr stark mit ihrer DDR Sozialisation zu tun. Das ist meine Erklärung, aber ich habe das nicht im Buch nicht geschrieben, weil ist es eine reine Spekulation. Ich habe keine, keine geheime Kanälen, um die in den Kopf von von Merkel dazu an zu schauen, wie soll man zu Israel, sich zu Israel eine Haltung haben? Das ist das ist der letzte Satz in dem Buch. Ich komme auf eine Paraphrasiere. Eine schwarze Amerikanerin, die gefragt wird, wie willst du das, deine weiße Freundin, sich zu dir dann verhalten, und sie sagen als allererste, sie sollen vergessen, dass ich schwarz bin, und das zweite, sie sollen niemals vergessen, dass ich schwarz bin, und in Israel funktioniert ähnlich. Man soll vergessen, dass sie nach Auschwitz entstanden ist. Und zweitens, man sollte niemals vergessen, dass nach Auschwitz entstanden ist. Das klingt erst mal sozusagen wie ein. Das ist tatsächlich ein Widerspruch. Also, wenn man so irgendwie schöner formulieren wird, da kann man das letzte Dialektik, aber was es vor allem da drin ist, also das ist die, wir werden niemals eine eine richtige objektive Haltung. Übrigens, auch andere haben keinen objektiven Blick auf der Region. Warum sollten die Briten objektive Blick auf die Region haben? Die haben auch ihre Verstrickung oder Amerikaner oder die Pakistaner oder wer auch immer niemand hat. Aber wenn wir uns einfach als Gedankenexperiment einmal versuchen, objektiv drauf zu schauen und nochmal drauf zu blicken, mit mit unsere eigene Verstrickung und diese beiden Perspektiven zusammenzubringen, das ist aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit um eine vernünftige, eine Haltung, die nicht selbstgefällig und selbstbezogen ist, sondern vor allem unter der Prämisse, man will das den Menschen dort besser geht. Das ist auf jeden Fall meine meine Position, weil meine gesamte Familie dort lebt, abgesehen von meiner Frau und Kinder, und meine beste Kinder und Jugendfreundin sind da. Also, ich wünsche dem Land, den Menschen dort nur das beste und nur gute Zukunft, und wenn man die Kritik, die ich äußere in diesem Land oder in die Regierung, die Politik dieses Landes ist nicht eine Kritik, die dem Land schaden soll, sondern genau das Gegenteil. #00:53:19-3#

Dr. Ulrich Maly: Ich würde mich kurz mal einmischen in einer sehr undankbaren Rolle, nämlich als Merkelversteher an der Stelle, ich glaube, es ist zu kurz gesprungen ist, mit ihrer DDR Sozialisation und irgendwelchen allergischen Reaktionen auf die zu klären, zu erklären. Ich bin mir jetzt sicher, ob die Redenschreiber über die Wurzel des Begriffs bei Machiavelli nachgedacht haben, wahrscheinlich eher nicht. Ich vermute aber, dass es sozusagen der Versuch war, den Stand von Erinnerungskultur aus der Sicht des Regierungschefs auszubuchstabieren für die Knesset, denn der Terror der Nazis war Staatsterror, das heißt, von der Regierung veranlasst. Mit den nürnberger Gesetzen, pseudo juristisch begründet, ist die Shoah und der Holocaust auf den Weg gerollt worden. Das heißt, der Deutsche Staat mit seinem Reichskanzler an der Spz hat das Ganze verursacht, und deswegen, glaube ich, hat er in der Rolle, in der ich bin, als Gesamt Rechtsnachfolgerin. Ist natürlich nicht wahr, aber aber juristisch ist es so dieses deutschen Staates oder deutschen Reichs, sage ich in der Knesset. Es ist heute genau das Gegenteil, nämlich Teil der Staates Deutschlands. Ob das der richtige Begriff haben, wir weiß ich nicht, vielleicht nicht, aber ich habe so verstanden damals und habe mir eigentlich diesen Satz auch zu eigen gemacht, nicht als Deutsche Befindlichkeit, sondern als logische Konsequenz einer demokratisch gewählten Regierungschefin, deutlich zu machen, das Gegenteil von dem, was damals geschehen ist, ist heute unsere Absicht. Ich bin mir sicher, dass die Merkel wusste, wie die Stimmung in der Bevölkerung ist, und es vielleicht sogar deshalb gesagt hat, damit nicht jemand anderer was anderes sagt. An der Stelle also, insofern würde ich da ein Stück weit die Lanze brechen. Sogar dass es an der Stelle mit dem Auftreten der Knesset auch die SPD Bundeskanzler, haben sich, was Israel Reisen anbetrifft, nicht mit Ruhm bekleckert. Weder Willi Brandt noch Helmut Schmidt, das wissen wir. Dass das so zu formulieren, so motiviert gewesen ist, glaube ich, mag trotzdem jeder bewerten, wie er will. Ich kann es nachvollziehen. Aus politischer Sicht. Entschuldigung. #00:55:34-3#

Meron Mendel: Auch nachvollziehen, und ich finde, es ist eine eine gute Aspekte oder wichtige Aspekte, was sie ergänzen. Zugleich müssen wir feststellen, dass im gegensatz zu was Merkel sagt, diese Rede, das war nicht immer sozusagen die Position ihrer Vorgänger. Das ist, das ist der Punkt, und interessante war. Sie haben Helmut Schmidt erwähnt. Helmut Schmidt war der erste, der diesen Satz kommentiert hat. Er meint, was Merkel sagt, kann ich gefühlsmäßig nachvollziehen, aber das ist eine törichte Auffassung, die im Zweifel auch gefährlich sein kann. Das sind die Worte von Helmut Schmidt. Es heißt, der Helmut Schmidt wusste genauso wie Angela Merkel, dass die Bundesrepublik Deutschland die Restnachfolger von dem NS-unrechtsstaat ist, und trotzdem hat er diese Begriffe nicht genutzt. Also, es gibt Gründe für diese Begriffe, das kann argumentieren, aber erst mal als Historiker kann man feststellen, dass mehrere Bundeskanzler das nicht vertreten haben, und dann kommt eine Bundeskanzlerin, die oft dann diesen Begriff dann zu eigen macht und interessanterweise sehr schnell auch schafft, darüber ein politischer Konsens zu machen. Das ist erst mal eine eine. Ich meine, das ist wirklich bewunderswert bei Merkel, dass die diese diese Ausstrahlung hat und schaffte, dann ein Begriff, der völlig ein Novum war, ein Konzept, der völlig neu war, innerhalb kurzer Zeit darüber ein politischer Konsens, wie schon gesagt, von der linken Partei bis zu der AfD. Das ist, das ist eine große, große Leistung von ihr, aber das ist auch, um das wiederum die Dialektik zurückzukommen, das ist. Damit wurde auch schon gleich das Problem geschafft, worüber wir heute diese Art der Debatte führen. #00:57:46-6#

Ansage: Ein nächster Hörer fragt, wie Meron Mendel darauf käme, dass die Deutschen Israelis Nachhilfe in Demokratie geben sollten, wie er in seinem Buch schriebe. #00:57:55-8#

Meron Mendel: Soweit ich erinnern, ist es durch Nachhilfe nicht nicht meine meine Wortwahl. Ich würde anders argumentieren, also als Israeli und als jemand, der sozusagen Israel, israelische Gesellschaft, jemand, der sich auch als Zionist nach wie vor definiert, bin ich auf jede Hilfe angewiesen, zu sehen, dass dieses Projekt, das zionistische Projekt, nicht untergeht. Wir sehen also einmal, dass, wenn man wirklich ehrlich sich die Frage stellt, warum hat die Hamas am sieben Oktober geschlagen? Wie ist das möglich? Da sagen alle Militärexperten, die Siche Geheimdienste her, hat erkannt, dass es hier eine Regierung gibt, die die Gesellschaft soweit spaltet, die Armee soweit schwächt, dass es möglich ist. Es gab noch vor dem siebten Oktober offizielle Berichte, dass der israelische Geheimdienst, die auch an den Verteidigungsminister, an der Ministerpräsident Bereich wurden, und da war klar, das stand schwarz auf Weiß. Die Feinde Israels erkennen unsere Schwäche. Es gab Hunderte von Piloten, die unterschrieben haben. Mit dieser rechtsextreme Regierung verweigern wir den Reservedienst, und wenn man weiß, die israelische Luftwaffe ist zu 80 Prozent auf freiwillige Piloten angewiesen ist... und so geht das durch alle alle Teile der Gesellschaft. Das bedeutet, als Israeli war ich schon vor sieben Oktober extrem alarmiert. Das steht auch im Buch ich sage, das ist die große existenzielle Gefahr, Gefahr zu Israel, was gerade diese extremistische Kräfte, die an die Macht gekommen sind, was sie dem Land antun. Wäre ich heute lebt, heute in Usa, in Argentinien, in Mexiko oder wo auch immer, hätte ich auch Tag und Nacht dafür gemacht, dass Usa, Argentinien, Argentinien oder Mexiko sich ihren Einfluss nehmen, um Israel zu unterstützen, um Israel dann in diese gegen diese Gefahr zu helfen, gegen diese interne Gefahr. Ich lebe halt in Deutschland. Das heißt, ich denke nicht spezifisch die Deutschen, sondern alle Freunde Israels weltweit und übrigens auch alle Freunde der Palästinenser weltweit. Müssen alles tun, damit es beiden Seiten gut geht, gut geht. Denn wenn jemand denkt, langfristig gäbe eine Situation, wo den jüdische Israelis gut geht oder den jüdischen Israelis schlecht geht, dann irrt man sich also in so ein enger Raum...From the River to the Sea, vom Mittelmeer zum Jordanfluss, 7 Millionen Palästinenser und 7 Millionen jüdische Israelis leben. Die einzige Konstellation, wo es nachhaltig langfristig der Bevölkerungsgruppen gut geht, ist, wenn es eine politische, friedliche Lösung gibt. Und deswegen deswegen appelliere ich in dem Fall, weil ich in Deutschland bin, an die Deutschen, ohne hier von jedem hier einen Ausweis zu verlangen, zu sagen, dass die Deutschen sind, sondern es ist mir erst mal egal, wenn ich, wenn ich woanders bin, dann appelliere ich an den Menschen, und ich denke, da müssen wir erst mal daran denken, ist es den Leuten überhaupt ein anliegen? Wir sind viel mehr das und das zu der Zitat, was sie aus einem Buch gebracht haben: Wir haben eher das Problem, das viele sind sehr emotionalisiert von dem Konflikt, aber nicht wirklich sich damit auseinandergesetzt haben. Da müssen wir ran, da also einfach Parolen, auf der Straße zu schreien, um ein gutes Gefühl zu haben, ich stehe moralisch auf der richtigen Seite. Das bringt niemand was oder eher sozusagen schadet der Sache, sondern wir brauchen echte Freunde, die bereit sind, sich mit dieser Komplexität der Situation auseinanderzusetzen und erstmal auch so von dieser Vorstellung Abschied zu nehmen, es gäbe hier eine Gruppe, die nur böse ist, und die andere Gruppe, die nur gut ist, und umso mehr ich meine Mannschaft dann anfeuere, ich bin von Bayern München oder Eintracht Frankfurt, und schreie ich so stark auf der Seite meiner Mannschaft, diese Mentalität, dann habe ich das Gefühl, ja, super, das, das ist diese Mentalität, diese Fußballstadions Mentalität, die leider immernoch dominiert, diese Debatte, und wir müssen raus aus dieser Mentalität, egal ob wir Deutsche oder Amerikaner oder was auch immer ist. Wir haben tatsächlich eine sehr eindrucksvolle Demonstration gesehen, zwischen zwischen März und Oktober 23, und das zeigt einfach, wie stark die israelische Zivilgesellschaft ist. Es ist leider so, dass es passiert, wenn schon die israelische AfD andie Macht gekommen ist. Man kann durchaus davon lernen. Also wir können es auch lernen, was von Ungarn passiert, was in der Türkei passiert, und auch Polen, wo es das wiedergibt. Wie schwer ist das, wenn schon Rechtspopulisten zusammen enge Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten an die Macht kommen? Wie schwer ist das auch für so robuste und leidenschaftliche Zivilgesellschaften, das wieder umzukehren, und ich, ich spreche mit mit viele meine Freunde, mit meinen Geschwister, und sie sagte mir noch vor der sieben Oktober, was können wir noch machen? Also, wir gehen jeden Samstag auf die Straße, wir streiken, wir schreiben Petitionen, wir tun alles, wir sperren die Straßen, werden von Polizisten geprügelt. Meine Schwieger, Schwiegerbruder musste dann eine Nacht in in Gefängnisse, nicht Gefängnis, wie heißt das, Custody...Gewahrsam verbringen, weil er sich den Demonstrationen und mit mit Wasserwerfer, und wir tun alles, und die Regierung macht weiter und weiter und weiter, und wir kommen... Das ist wirklich unglaublich schwer, das zu zu kippen, und die Polen haben das tatsächlich jetzt geschafft, und da zeigt sich aber auch, wie schwer es ist, das wieder demokratisch rückgängig zu machen. Wenn eine Regierung, die ihm wesentlich antidemokratisch agiert, demokratisch an die Macht kommt und dann aus dieser Machtposition die Demokratie abbaut, ist es ein Systemfehler, weil Demokratie ist das einzige System, wo man genau nach den Regeln des Systems das System abschaffen kann. Das muss in Deutschland einem klar sein Und in Israel kommt hinzu nochmal, dass Israel hat nicht diesen Kredit, dass das irgendwie viele Jahre dauern kann, sondern die Schwäche Israels wird sofort von den Feinden Israels genutzt. Von daher ja, Deutschland kann viel von Israel lernen, also von dieser sehr beeindruckenden Protestbewegung, die wieder glücklicherweise wieder langsam Anlauf bekommt. Das ist noch schwieriger, einmal gegen so eine Regierung zu arbeiten, zu protestieren, noch während einer Kriegszeit, und das ist genau dieses zynische Kalkül von Netanjahu. Wenn man sich, die sagen es allererstes Israels militärische Doktorin war immer darauf angelegt, alle israelische Kriege, dass sie gut sind, dass das gehört, weil, Israel kann eigentlich nicht einen langen Krieg führen. Das ist, die Armee ist zum Großteil mehrheitlich aus Reservisten aufgebaut. Man kann sozusagen, weder mit der Wirtschaft noch durch internationale Unterstützung kann, man nicht über Monate Krieg führen. Und dann fragt man sich, warum führt Netanjahu solche seit 18 Monaten so einen Krieg? Es gab noch nie in der Geschichte Israels, abgesehen von dem Unabhängigkeitskrieg, einen Krieg, der so lange gedauert hat. Was ist der strategische Sinn dieser endlosen Führung dieses Krieges? Und wenn man weiß noch, dass eigentlich seit seit Januar oder Ende Dezember dieser Krieg auch sozusagen man hat von von vier auf der erste Gang zurückgeschaltet. Also wenn, wenn wir im November noch 110, 120000 Soldaten in diesem Gebiet, in Gasa hatten, aber aktuell sind 3000 Soldaten dort, also dass sozusagen so ein Krieg, eigentlich in die Ewigkeit, dann einfach so geführt werden kann und soll, nicht aus, weil das der Sicherheit Israel dienlich ist, sondern weil es zu weiterer Macht für Netanjahu dienlich ist, solange diese Krieg geführt wird, kann Netanjahu darauf beharren, wir könnten keine Neuwahl machen, weil wer macht während eines Krieges Neuwahl? Und genauso ist es auch schwer, wo Israel ist, genau wie jede andere Demokratie, wo Menschen auf die Straße zu gehen, während die Soldaten noch auf den Front sind. Das wird, dass es in jeder Demokratie eine sehr, sehr schwierige Hürde, einfach demonstrieren gehen gegen einen Staat, der noch im Kriegszustand ist. Das heißt das ist eine wunderbare Taktik, die Netanjahu dann anwendet, eine Patt Situation. Er kann seine Koalition, er kann dolange dieser Krieg weitergeführt wird, sind die rechtsextreme Teile seiner Regierung, sie bleiben in der Koalition. Sie werden das weiterhin unterstützen. Sobald der Krieg für beendet erklärt wird, steigen sie aus, und dann ist eine neue Wahl angesagt. Also das heißt, wir erleben gerade einen Krieg, der nur den Machterhalt von Netanjahu als Ziel hat. Und jeder, der das Mindestmaß an strategischem Verständnis hat, wird das bestätigen. Und die einzige logische Schlussfolgerung daraus ist, dass gerade im Interesse der Existenz Israels, es absolut erforderlich ist, die Forderung zu stellen, dieser Krieg muss beendet werden, und die Geiseln müssen befreit werden. #01:09:59-2#

Ansage: Eine Hörerin, selbst, auch Hochschuldozentin, fragt: "Was sagen sie zum generationellen Aspekt in dieser Debatte? Wie stark prägen uns die multiple Narrative und das unterschiedliche Geschichtsbewusstsein?" #01:10:20-6#

Meron Mendel: Tatsächlich, wenn ich an meine Studenten denke, die die sind zu 90 Prozent, wenn man so will, pro Palästina, auch mit mit ganz wenig, ganz wenig Wissensbasis die sehr stark auf TikTok oder Instagram basiert, und jetzt tatsächlich hier, dann also, wenn wir dann bei der älteren Generation das Problem hatten, dass man man hat davon gesprochen, so eine Art von Schuldabwehr, also da zu sagen, man, man, man will dann das Gefühl haben, in Israel sind wie die Nazis, also was auch sie zitiert haben, die Deutschen werden Israel Ausschwitz nicht verzeihen. Darum geht's also jene, die noch die unmittelbare Verbindung durch Eltern oder Großeltern zu der Nazizeit. Es war für viele von denen so ein etwas Befreiendes zu sagen oder zu denken, ja, Guck mal, was die dort machen, ist genauso schlimm, wie was die Nazis damals den Juden angetan haben. Heute bei der bei der jungen Generation, dass da funktioniert es anders. Also da, das spielt nach meiner Erkenntniss weniger diese diese Schuldabwehr eine Rolle, sondern viel mehr in so ein gewissen Trend. Juden werden nicht als Minderheit gesehen, sondern wenn schon als privilegierte Minderheit. Die Welt wird sehr, sehr, sehr eindimensional zwischen Kolonialisten und Kolonisierten aufgeteilt. Es hat was sehr stark anti-westliches, der eine in der Mode ist, eine antiwestliche Haltung. Um es nur anekdotisch zu erzählen: Vor einige Monate ist plötzlich auf Tiktok ein Trend geworden. Diese von Osama Bin Laden der Brief an die Amerikaner Letter To The Americans, wo junge Amerikaner, nicht unbedingt Muslime oder mit Migrationshintergrund, sich vor der der Handy da gestellt haben und sagen, jetzt habe ich die Welt verstanden. Ich habe diese Letter an die Americans von Osama Bin Laden gelesen, und jetzt habe ich das verstanden, also wie sozusagen der Westen, setzt die musische Welt unter Druck, und deswegen ist September zustande gekommen, und deswegen ist der siebte Oktober passiert. Und also ich habe im Moment gemerkt, einfach wie. Also sie haben von der Generationsgap gesprochen, das Osama Bin Laden, also das ist so in meiner Generation, absolut eines DER Beispiele des Bösen wird von einer Generation, Generation der Z-Generation oder der Nachfolger als ein Held gesehen, dass das Tiktok dann passiert, und dann dann hat Israel schlechte Karten. Also die man sieht, sozusagen Juden sind weiß, man übersieht oder ausklammert, oder man weiß einfach nicht, dass mehr als die Hälfte der Juden in Israel aus arabischen Länder kommen, und sie sind alles andere als blond und blauäugig. Aber egal in dieser, in dieser Aufteilung gehören sie zu den Kolonialisten und automatisch die Palästinenser, die sind das kolonisierte indigene Volk. Und das ist die sozusagen der Blick von viele junge Leute. Sie denken also, es ist wirklich anhand von viele Gespräche, die ich ich rede, gerne mit meinen Studenten, und immer wieder kommt, dass diese Vorstellung, oder die sagen ganz offen, ja, es war doch so der bis bis 48 gab's Palästina, oder bis bis 45, und dann gab's den Holocaust, und die Palästinenser, die waren immer so gastfreundlich. Sie haben die Holocaustüberlebenden herzlich aufgenommen, also refugees welcome, und dann haben sozusagen die, die Geflüchteten haben sich breit gemacht, und sie haben die, die einheimische, dann versklavt und kolonisiert. Das ist wirklich eine eine sehr, sehr weit verbreitete Blick auf diese Konflikte. Die eine, würde ich fast sagen, pauschal an eine ganze Generation heute übrigens nicht nur in Deutschland, darstellt, und das ist natürlich ein großes Bildungsprojekt hier da, was dagegen zu machen, und ein Schlüssel, Schlüssel dafür ist auch die, wie gehen wir damit um? Und das übrigens nicht nur spezifisch auf den Konflikt. Also, wir sehen, dass diese Halbwahrheiten und fake news und und eine Pseudo Politik hat uns in Tiktok, Instagram und viele andere dann verbreitet wird, erschwert uns jede politische Auseinandersetzung, sei es mit der AfD, sei es um die COVID-19, sei es um der russische Angriff auf die Ukraine. Von daher, wir sind wirklich in der Kinderschuhe, wie wir dann mit dieser Generation in politische Bildung arbeiten können. #01:15:44-8#

Ansage: Nochmal kommt ein Hörer auf die Frage der zwei Staaten Lösung zu sprechen, und zwar diesmal etwas kritischer. Warum soll diese Lösung die beste sein? Was ist mit dem Wasserproblem? Was passiert mit der Stadt Jerusalem? Und die letzte Frage, die gleichzeitig auch den runden Abschluss des spannenden Abends bildet, ist die nach der Zukunft. Wie schaffen wir es, über Israel zu reden, ohne interessensgeleitet zu sein, ohne in eine sofortige, emotional aufgeladene Situation zu geraten? Wie kommen wir zu einem Konsens? #01:16:14-2#

Meron Mendel: Also wer bin ich zu sagen, also jemand, der in Deutschland lebt, zu sagen den Palästinensern und Israeli, was ist die beste Lösung, abgesehen von zu sagen, Frieden ist die beste Lösung. Wenn man aber auf die Umfrage wer schaut es gibt. Es ist total interessant, wenn man sagt, Einstaatlösung, gibt es da eine große Zustimmung in die israelische und palästinensische Bevölkerung, unter einer Bedingung. Die Palästinenser sagen, wir sind für die Einstaatenlösung, wo wir die Mehrheit haben und wir zu bestimmen haben, und die Israelis sagen ja, wir sind für die Einstaatenlösung, solange wir die Mehrheit haben und wir das sagen haben. Okay, wenn man fragt, bist du bereit in deiner ein Startlösung, wo du nicht die Mehrheit bist? Null Zustimmung. Kein einziger Palästinenser, kein einziger Israeli ist für so einen Nationalstaat. Ich denke, wenn wir uns in deren, nicht in westeuropäischen Blick, sondern in deren Logik dann versetzen, also das ist ein Teil dieser Welt, wo Nationalismus immer noch das Haupt, Prämisse, wie die Welt dann interpretiert wird. Und wenn man denkt also jetzt an die siebte Oktober und was danach passiert, also dann denkt der durchschnittliche Israeli nämlich jetzt bewusst das Risiko, dass diese Leute aus Gaza, die vorgestern an die in unsere Häuser eingedrängt haben und Babys und Kinder und ältere Menschen und Frauen und Männer abgeschlachtet haben. Sind die jetzt einfach die, lassen wir sie jetzt in die Knesset wählen? Oder wie soll das funktionieren? Dass es eine gewisse Misstrauen da gibt, kann man irgendwie nachvollziehen. Genauso einen sagen diejenige, die uns seit acht Monaten bombardieren, die sollen jetzt mit denen in einer Knesset sein oder was auch immer, irgendwie ist es nachvollziehbar. Es heißt, die zwei Staaten Lösung ist immer noch unter der Lösungen. Also wenn man jetzt nicht, ist die am meisten populär. Also weil man sagt, ungefähr letzte Auswahl war so 36 Prozent, der Israel ist ungefähr so viel, wie bei den Palästinensern. Die Umfrage der Palästinenser sind weniger akkurat, aber ungefähr das gleiche sind auch eine Palästinenser für eine Zweistaatenlösung und das ist nicht die Mehrheit. Aber das ist mindestens unter den Lösungsansätzen, wo es die meisten Zustimmung gibt, und das ist erst mal meine meine Berechtigung dazu sagen ja, vermutlich, das ist das Ziel, die am realistische für die Leute dann vor Augen zu führen oder keine Ahnung von Jerusalem eine föderative Lösung oder internationale oder was auch immer. Ich bin der letzte, der sagt, ja, das ist doch keine Lösung, sondern wir müssen aber irgendwo anfangen. Was ist die Lösung?Oder wie können wir jetzt von hier dann weiterkommen? Und das teilt sich in zwei, zwei Aspekten. Also einmal, wie können unseren Blick auf die Situation dort verändern, und das mag banal klingen, aber erst mal, wenn wir aufhören zu denken, ich bin Pro Palästinenser oder ich bin pro Israelis, sondern wenn ich sage, ich bin pro Israeli, meine ich nicht die Dinge, die in Israel in der Regierung sind, sind. Ich bin pro, diejenige die für friedliche Lösungen sind in der israelische Gesellschaft, und ich bin genauso Pro palästinensisch, wenn es geht um die friedliche Teile der der palästinensischen Gesellschaft. Also wir müssen einfach unsere unsere Kategorien neu denken. Und wenn ich mich auf auf diese Lager, setze für diejenige, die an beiderseitigem Frieden arbeiten, dann dann kann ich auch viel differenzierter und in jeder, in jeder Situation irgendwie überlegen, was ist jetzt jetzt der nächste Schritt, der den friedliche Kräfte in den beiden Gesellschaften etwas hilft? Das ist der erste Teil und der zweite, wenig darüber selbstbezogene Debatte, die hier laufen. Also, es wird immer, wir haben heute wenig drüber gesprochen, das wäre so ein Abend für sich. Die ganze Debatte, Dokumente, immer es kommt auf das gleiche. Ist es jetzt Antisemitismus? Ist es jetzt eine eine Kritik an Israel, wo es die gibt, weil sie kennen diese Debatten, und es ist kein Zufall, dass es hier so viel Streit gibt, weil es tatsächlich, wir sind bei alle alle wir sind Opfer von zwei Instrumentalisierungsstrategien. Die erste ist eine ältere Instrumentalisierungsstrategie, nämlich sie beginnt 1945. Bis 1945 zu sagen: "Ich bin Antisemit" war kein Makel, das war kein Grund zur Scham, das war salonfähig, aber halt ein Problem. Ab ab 45 kann man das nicht mehr sagen, und dann gibt es eine, eine schon sehr früh, also spätestens seit 48, diese Strategie. Ich instrumentalisiere Kritik an den Staat Israel, um meine antisemitischen Motive dann irgendwie salonfähig zu machen, und dafür gibt es Beispiele. Dafür brauchen wir auch nicht die Migration aus muslimische oder arabische Staaten, das war immer da, wenn die Partei die Rechte schreibt "Israel ist unser Unglück" das ist doch klar. Das ist nur sozusagen ein Synonym, um einen uralten Semitismus Freilauf zu bekommen. Und natürlich, das gibt es auch sehr stark unter Migranten mit aus arabische und auch zum Teil muslimische Länder. Aber es gibt noch eine zweite Instrumentalisierungsstrategie ist ein bisschen jung, das ist Instrumentalisierung des Antisemitismus Vorwurfs. Da wird bewusst hier sozusagen die Grenze verwischt. Dann wird dann eine Aussage, die ganz klar den Staat Israel kritisiert, als ein Antisemitismus dargestellt, und dass diejenige, die ich denke, dass also diese Patent erfunden hat oder auf jeden Fall durchgesetzt hat, in großer Stille ist Netanjahu. Er hat in seiner, nicht diese Regierung, sondern der Vorletzte, seine vorletzte Regierung, auch ein Ministerium für strategische Angelegenheit, wenn man die Papiere von diesem Ministerium liest, das stand schwarz auf weiß, wir wollen, wir sollen dann die Kritik an Israel so delegitimieren, indem wir sie als Antisemitismus darstellen, und da haben wir eine, eine ganze Reihe von, also, man, kann man die Diskussion über Apartheid führen oder nicht? Ist es dann im besetzten Gebiet Apartheid, oder ist es nicht? Aber ganz klar, das ist nicht ein Antisemitismus, darüber zu debattieren, genau so aktuell um die Debatte über das Wort Genozid. Soweit ich mich mit auseinandergesetzt habe, ist meine private Meinung kein Genozid, was im Gasastreifen passiert. Aber die Debatte darüber ist nicht per se eine antissemitische Debatte und kann man auch auf BDS das Diskutieren. Gibt es im BDS unglaublich viel Antisemiten. Aber alleine die Tatsache zu sagen, ich kaufe keine Produkte, die in Israel oder in den besetzten Gebieten oder was auch immer produziert wurde, macht mich nicht automatisch zum Antisemiten, und da kann man auch viel, viel weiter, und dieser Versuch, dass alle diese diese Beispiele alles unter dem Dach des Antisemitismus unterzubringen. Das ist Instrumentalisierung des Antisemitismusvorwurfs, und dann haben wir einen konkreten Fall, immer wieder, die Person wurde eingeladen, der das und das gesagt hat, das und das unterschrieben hat oder was auch immer, dass man das gemalt hat, und automatisch gibt's ....Instrumentalisierungsversuche. Also, ist es dann jemand, der tatsächlich antisemitische Motivation, dann über Kritik an Israel dann Freilauf gegeben hat, oder ist es jemand, der kritisch zu Israel ist, und wird als Antisemit defamiert, und uns bleibt nicht übrig, als immer unsere eigene Urteilskraft zu schärfen und und nicht so einen Freischein zu geben. Und was ich immer sozusagen erleben bei Menschen, ich bin entweder diejenige, die mir bei der ersten Instrumentalisierung beklage, oder ich bin immer derjenige, der zweite Instrumentalisierung beklage, und ich kann eigentlich nicht auf jeden Sachkomplexe, mich wieder einlassen, mir die Argumente hören und eigene Urteile zu treffen. Und ist das so ein bisschen, ja vielleicht ein bisschen lahm zu sagen...Selbstverständlich, der Urteil, wenn er wirklich so aufs eigene Urteilskraft entstanden ist, kann manchmal so ausfallen und in andere Fälle auch anders ausfallen. Aber solange, wie ich mich sozusagen in einem Lager mich begäbe und meine sozusagen mein eigener Verstand auslagere, indem ich dann bei der von Bayern München oder von Eintracht Frankfurt bin, werden wir diese Grabenkämpfe bis in die Ewigkeit führen. #01:26:02-7#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de

Live Mitschnitt vom Gespräch mit Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main und Autor des Buches „Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“

In seinem Buch „Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“ geht der Autor Meron Mendel der Frage nach, wie das Verhältnis zu Israel und zum Nahostkonflikt in Deutschland diskutiert und verhandelt wird. Über kaum ein anderes Land wird in Deutschland so viel geredet und gestritten: Zu Israel haben alle eine Meinung. Warum ist das so? Und warum ist die Debatte so emotional – und oft so vergiftet? Als Meron Mendel vor 20 Jahren nach Deutschland kam, stellte er überrascht fest, welche Bedeutung Israel im öffentlichen Diskurs hat. Nahezu alle, mit denen er sprach, konnten sehr klare Positionen zu Israel und seiner Politik formulieren. Meron Mendel schildert in seinem aktuellen Buch, wie das Verhältnis zu Israel und zum Nahostkonflikt in Deutschland verhandelt wird: in der Politik und in den Medien sowie innerhalb verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen.

Meron Mendel, geboren 1976 in Israel/Ramat Gan, aufgewachsen in einem Kibbuz, studierte nach dem Wehrdienst Geschichte, Erziehungswissenschaften und Jüdische Geschichte in Haifa und München. Seit 2010 ist er Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main. Seit 2021 ist Meron Mendel zudem Professor für transnationale soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences und forscht unter anderem zur Gegenwart des Antisemitismus und zur Zukunft der Erinnerungskultur. In den vergangenen Jahren hat er zahlreiche Bücher herausgegeben, Fachaufsätze verfasst und Meinungsbeiträge und Kolumnen in verschiedenen großen deutschsprachigen Zeitungen veröffentlicht. Gemeinsam mit Saba-Nur Cheema schreibt er die monatliche Kolumne „Muslimisch-Jüdisches Abendbrot“ in der FAZ.

Das Gespräch am 15. Mai wurde moderiert von Dr. Ulrich Maly, der 18 Jahre lang Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg war und 2020 nicht mehr zur Wahl angetreten ist. In der BZ-

Veranstaltungsreihe „Ansichten und Kommentare“ trifft sich Ulrich Maly mit dem Publikum im Zwei-Monats-Rhythmus, kommentiert aktuelle Ereignisse und lädt zum Gespräch ein.

Links:

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Aufgenommen am: Mittwoch, 15. Mai 2024
 Veröffentlicht am: Donnerstag, 27. Juni 2024
 Moderation: Dr. Ulrich Maly, Schnitt: Katharina Mittenzwei
 Im Gespräch: Meron Mendel

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Alle zwei Wochen, donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.

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