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Hilde Kugler, wer kümmert sich um die Kinder von Inhaftierten?

Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Kontaktaufnahme. Mein Name ist Hannah Diemer und ich darf heute sprechen mit Hilde Kugler. Hilde, hallo, herzlich willkommen! #00:00:34-2#

Hilde Kugler: Hallo! #00:00:35-4#

Hannah Diemer: Hilde ist eine sehr beeindruckende Frau, ist schon gewürdigt worden von der Stadt Nürnberg mit dem Frauenpreis, und sie hat vor 30 Jahren einen Verein gegründet, der nennt sich Treffpunkt, und aus dem hat sich ein Netzwerk entwickelt, und zwar das Netzwerk von Kindern von Inhaftierten. Und ich bin jetzt ganz gespannt, über deren Rechte, deren Bedürfnisse, mehr darüber zu erfahren und freue mich ganz arg auf das Gespräch. Danke, dass du dir die Zeit nimmst, Hilde! #00:01:05-2#

Hilde Kugler: Sehr gerne! Und danke für die Einladung. #00:01:07-1#

Hannah Diemer: In Deutschland ist es so, wenn Menschen ins Gefängnis kommen, dass man eine Besuchszeit von einer Stunde im Monat hat. Auch für Eltern im Gefängnis. Und das ist natürlich für die Kinder eine unfassbar geringe Zeit. Wieso war das denn so? #00:01:26-6#

Hilde Kugler: Na ja, der Strafvollzug hat seine Wurzeln natürlich wirklich in der Strafe und Bestrafung der Menschen und der war ausschließlich darauf immer ausgerichtet. Und gesetzlich vorgeschrieben ist eben eine Stunde Besuch im Monat für den Gefangenen. Viele Bundesländer haben das mittlerweile auch etwas ausgeweitet und viele Bundesländer fangen auch jetzt an, darüber nachzudenken, dass es vielleicht gerade für Familien und Kinder mehr Besuchszeiten geben muss. Entscheidender Hintergrund für das Umdenken ist die UN-Kinderrechtskonvention. Die ist ja eigentlich auch schon über 30 Jahre alt. Aber das hat lange, lange Zeit gebraucht, bis sich auch der Gedanke festgesetzt hat, dass alle Kinder, die gleichen Rechte haben. Und im Artikel 9 ist es wunderbar beschrieben, dass jedes Kind das Recht hat auf direkten, unmittelbaren und regelmäßigen Kontakt zu beiden Elternteilen. Und diese Umsetzung, das ist natürlich ein absoluter Perspektivwechsel für den ganzen Strafvollzug. Weil plötzlich geht es nicht mehr darum, ob ein Gefangener belohnt wird, weil er eine Stunde mehr bekommt, sondern jetzt geht es darum, das Recht der Kinder umzusetzen, dass die Kinder ein Recht auf Kontakt haben. Und dadurch ist natürlich auch der Strafvollzug unter Zugzwang, jetzt entsprechende Räumlichkeiten bereitzustellen, entsprechend mehr Besuchszeiten bereitzustellen, dass im Grunde das Ziel ist, dass das Kind jede Woche mindestens einmal zu Besuch kommen kann, mit mindestens einer Stunde, und dass es auch zunehmend andere Kontaktmöglichkeiten geben muss, Angebote für inhaftierte Eltern und Kinder. Und das ist ein sehr, sehr großes Vorhaben, was sicher auch lange Zeit dauern wird. Aber es ist, glaube ich, wirklich der richtige Ansatz, um einfach mal diese Kinder im Blick zu nehmen, die bis jetzt ausgeschlossen waren. Sie sind ausgeschlossen gewesen in der Gesellschaft, weil das natürlich ein Riesen Tabuthema ist. Damit geht man auch nicht auf die Straße oder sagt, oh, ich möchte Beteiligungsrechte - nein. Da verschwinden die Kinder völlig aus dem Blickfeld, auch der eigenen Eltern und der Institutionen, weil man lange Zeit auch geglaubt hat, also, das Gefängnis ist kein Ort für Kinder. Ja, so, wie es da früher ausgeschaut hat, ist es oft kein schöner Ort für Kinder. Und da muss man schließlich was ändern, dass es hier kindgerechte Angebote und Kontaktmöglichkeiten gibt. Und man muss ganz, ganz dringend ändern, dass in der Gesellschaft auch einfach mal deutlich wird, die Kinder haben keine Straftat begangen, die sind unschuldig mitbestraft und für ein Kind ist es eine ganz, ganz schwere Zeit, dass es da durchmachen muss. Mit vielen, vielen Auswirkungen. Aber es ist unsere Aufgabe, auch den Kindern und der Familie eine Chance zu geben. Weil, eine Straftat begangen zu haben, heißt ja nicht automatisch, schlechte Eltern zu sein und das zu trennen und da wirklich sensibel vorzugehen, um der Familie auch eine Chance hinterher für ein weiteres Zusammenleben zu geben, das ist, glaube ich, eine der ganz, ganz großen Aufgaben, die wir in dem Feld haben. #00:05:12-5#

Hannah Diemer: Und es sind wirklich viele Betroffene. Ich habe eine Zahl gelesen von 100.000 betroffenen Kindern in Deutschland. #00:05:19-9#

Hilde Kugler: Ja. Ist leider immer nur noch eine Schätzungzahl. Und es kommt jetzt nicht von ungefähr, weil du sagst, du hast dir noch keine Gedanken gemacht, gar nicht so richtig war dir das bewusst, dass ist einfach durchgängig. Und es gibt keine Statistik, die das erfasst. Weder im Strafvollzug, noch in der Jugendhilfe, noch irgendwo. Also kann man immer nur die Aussagen, die Zählungen, was Gefangene angeben, zählen, und das ist dann so eine Hochrechnung, wo man davon ausgeht, dass jedes Jahr ungefähr 100.000 Kinder von der Inhaftierung eines Elternteils oder nahen Familienmitglieds betroffen ist. #00:06:02-6#

Hannah Diemer: Jedes Jahr 100.000 neue. #00:06:04-4#

Hilde Kugler: Ja, nicht neue. Manche sitzen länger, manche kommen dazu, manche gehen raus, aber das ist so die Dauerzahl. #00:06:11-6#

Hannah Diemer: Wie ist denn so ein klassischer Prozess dann? Also in den Augen von den Kindern? Wie läuft sowas ab? #00:06:18-7#

Hilde Kugler: Ja, von den Kindern ist es wirklich ganz, ganz unterschiedlich, je nach Situation und Alter der Kinder. Es kommt natürlich ganz drauf an. Wenn ein Kind bei einer Verhaftung zum Beispiel dabei ist, das ist wirklich ein dramatisches Erlebnis für viele Kinder, das sie überhaupt nicht einordnen können. Und dramatisch sag ich wirklich daher, weil die Situation, wenn dann da früh um fünf die Polizei die Wohnung stürmt und den Vater mitnimmt, das kann auch ein Erwachsener schwer verdauen. Ein Kind überhaupt nicht. Aber selbst, wenn das alles ganz ordnungsgemäß abläuft mit Ladung, die Kinder erfahren das aber oft sehr spät, weil die Eltern selber so von der Scham und von dieser Angst vor Stigmatisierung betroffen sind, dass sie den Kindern alle möglichen Geschichten erzählen und das verschweigen - Das Typischste ist: ist auf Kur, im Krankenhaus, auf Montage und was weiß ich. - und dann die Hürde ganz, ganz groß ist: Wann sag ich eigentlich meinen Kindern die Wahrheit? Und das ist aber eine ganz schwierige und ungute Situation für Kinder. Weil sie sind, bereits im Kindergartenalter haben Kinder ein feines Gespür dafür, was nicht stimmt. Und wenn sie sowieso beunruhigt sind, dass da irgendwas gar nicht stimmt in der Familie und dann noch das Gefühl haben, sie waren von den Erwachsenen angelogen, dann ist es für sie noch schwieriger, da überhaupt sich eine Idee davon zu machen, was jetzt eigentlich faul ist. Und sie kriegen mit, dass getuschelt wird, dass die Mama abends am Telefon weint, wenn sie mit der Freundin telefoniert, dass sie plötzlich keine Antworten kriegen, wo der Papa ist. Und für ein Kind ist es, selbst, wenn es dann erfährt, ja, der ist im Gefängnis, und die Mama aber sagt, da gehen wir nicht hin, dann löst es natürlich noch mehr Sorgen aus. #00:08:30-2#

Hannah Diemer: Und du hast jetzt vor 30 Jahren den Treffpunkt-Verein gegründet. Hattest du das da alles schon vor Augen oder wie bist du da drauf gekommen, dass das für dich eine Gruppe ist, um die du dich kümmern willst? #00:08:42-0#

Hilde Kugler: Ich habe mich da im Studium schon damit beschäftigt - Mein Schwerpunkt war immer Straffälligenhilfe. - und hab mir da schon viel Gedanken gemacht über die Familien. Und als junge Sozialpädagogin war ich auch im Justizvollzug in der JVA Nürnberg und damals war das natürlich in den 80er Jahren noch ganz anders. Die Familie hat da in den Gedanken nicht existiert. Und ich habe mich immer gefragt: Was ist eigentlich mit den Frauen? Was ist mit den Kindern? - Gut, ich war selber junge Mama, da liegt es nicht weit, der Gedanke. - und hab einfach festgestellt, es ist dringend, dringend notwendig, hier was zu tun. Die Straffälligenhilfe hat sich eigentlich auch nur um die Entlassenen gekümmert. Und der Fokus war auf den alleinstehenden Männern. Vielleicht muss ich an der Stelle auch ausführen, ich rede deswegen von Männern und Vätern, weil 93 Prozent der Inhaftierten sind einfach Männer. Und zwischen Bundesland unterschiedlich, 5 bis 7 Prozent sind inhaftierte Frauen. Also insofern gendere ich nicht, sondern rede tatsächlich von den Männern. Und das hat mich dann dazu bewogen, eine Angehörigengruppe mal selber ins Leben zu rufen. Und das war von Anfang an ein durchschlagender Erfolg. An allen Ecken und Enden haben sich Angehörige gemeldet. Und das war dann klar, da braucht's eine eigene Einrichtung dafür. Und deswegen habe ich den Verein, auch mit Persönlichkeiten aus dem Feld, dem Leiter der JVA, der Bewährungshilfe und allen möglichen zugewandten und engagierten Menschen, gegründet und wir haben die erste Beratungsstelle in Deutschland für Angehörige von Inhaftierten gegründet. #00:10:31-4#

Hannah Diemer: Und Angehörige waren erstmal nicht nur Kinder, sondern tatsächlich auch... #00:10:37-4#

Hilde Kugler: Partnerinnen, Eltern von Inhaftierten. Ist auch nach wie vor für uns, wir haben da schon einen weiten Familienbegriff. Also, es geht um die Menschen, die miteinander leben oder verbunden sind. Getrennt lebende Elternpaare, Beziehungen, und es geht auch nicht nur um leibliche Kinder. Und auch die Gruppe der Eltern von Inhaftierten, die wird bis heute nicht gesehen. Weil, wenn da so ein junger Mann mit 20, 30, 40 inhaftiert ist und vielleicht der ganze zwielichte Freundeskreis um ihn herum dann wegbricht, wer bleibt übrig? Die Eltern. Und die Eltern machen hat sich mit 60 und mit 70 natürlich noch genauso Sorgen, weil es ist immer noch ihr Kind. Und sie haben niemanden, mit dem sie da hingehen können. Wenn die anderen im Freundeskreis erzählen von den tollen beruflichen Erfolgen und dem neuen Haus und dem schicken Auto, sagt keiner, ja, mein Sohn ist im Gefängnis. #00:11:36-9#

Hannah Diemer: Weil das ja oft gesellschaftlich total stigmatisiert ist und den Eltern die Schuld in die Schuhe geschoben wird. #00:11:42-7#

Hilde Kugler: Natürlich. Das war auch eine bittere Erfahrung ganz am Anfang unseres Vereins. Da haben wir eine Angehörigengruppe gemacht. Und da waren natürlich Partnerinnen und es waren auch Mütter. Und da gab es manche Tränen und schwierige Situationen, wenn die Partnerin erzählt hat: Und es wäre alles nicht so gekommen, wenn die Mutter ihn nicht so verzogen hätte und nur die ist schuld! Und dann flossen natürlich schon die Tränen und das schlechte Gewissen, das sich da Eltern eh machen. Und dann haben wir sehr früh angefangen, wirklich da auch sehr spezifische Gruppen anzubieten. Also eine Partnerinnengruppe. Dann haben wir auch parallel eine Kindergruppe, dass die Kinder für sich sind und die Frauen auch wirklich mal in einem geschützten Rahmen sich unterhalten können. Eine Elterngruppe. Wir hatten auch immer mal wieder so eine Gruppe für entlassene Paare, weil die Zeit danach ist auch nicht einfach. Da geht oft die Arbeit erst richtig los, wieder gemeinsam im Leben anzukommen. Und irgendwann war uns klar dann, dass auch wir in der Beratung oft die Kinder nicht wirklich in den Blick nehmen. Und das war irgendwie so 2004, als wir dann überlegt haben, wir müssen eine Gruppe in der Haft machen. Und das war die Geburtsstunde von der Vater-Kind-Gruppe in der JVA Nürnberg, wo wir mit den Kindern hineingehen und einen Nachmittag gestalten mit Spielen und Reden mit den Papas zusammen und dann mit den Kindern wieder Hinausgehen und den Mamas übergeben. #00:13:24-6#

Hannah Diemer: Du hast dann mal bei einer Studie mitgewirkt. Die heißt Coping Studie. Und da hast du ganz viel mit diesen Kindern und Jugendlichen auch gesprochen. Was waren denn da eure Ergebnisse? #00:13:35-0#

Hilde Kugler: Die Coping Studie war ganz interessant. Es war die erste europäische Studie, die sich mit den Auswirkungen für Kinder beschäftigt hat, bei Inhaftierung, die auch die bestehenden Unterstützungsangebote in Blick genommen hat und so eine Karte gezeichnet hat. Und wir waren da im Team Treffpunkt e. V. als Verein mit der Uni Dresden. Und das war ein tolles Duett, muss ich sagen. Weil wir haben tatsächlich Interviews mit Kindern geführt, also mit betroffenen Kindern, um sie mal zu fragen, wie es ihnen geht. Und natürlich, kleinere Kinder sagen nicht, oh, ich bin belastet, ich fühle mich etwas traurig, sondern die haben dann Bauchweh und Kopfweh und müssen weinen. Aber wir haben zusätzlich natürlich auch mit den nichtinhaftierten Elternteilen oder Pflegeeltern, bei denen sie leben, gesprochen. Und da wurde uns doch sehr oft berichtet, wie die Kinder sich verändert haben. Dass sie wieder nicht alleine schlafen wollen, dass sie wieder einnässen, dass sie sich sehr zurückziehen bei älteren Kindern. Wirklich sehr unterschiedlich vom Sich selber verletzen bis zum sehr aggressiven Verhalten, weil sie mit ihrer Wut nicht wissen wohin. Und insgesamt hat man festgestellt, dass wirklich diese Kinder eine Hochrisikogruppe sind, die einfach nicht beachtet werden und die auch die Jugendhilfe nicht wirklich in den Blick nimmt. Es taucht immer nur auf, wenn die Symptome sozusagen überhand nehmen. Und da gilt es dann wirklich, sehr frühzeitig auch Unterstützungsangebote zu bieten, die den Eltern auch die Möglichkeit geben, mal offen drüber zu reden, dass das eben nicht das Problem der Eltern und der Erziehung ist, sondern dass die Kinder ihre Probleme so ausdrücken, weil sie alleingelassen sind. #00:15:41-0#

Hannah Diemer: Und jetzt hast du schon erzählt, habt ihr den Erfolg geschafft, dass ihr jetzt mit den Kindern zu den Vätern in die Gefängnisse kommt und die besucht. Aber bis dahin war das sicher ein langer Weg. #00:15:51-3#

Hilde Kugler: Ja. Ein sehr langer Weg. Also nach dieser Coping Studie haben wir natürlich auch da Empfehlungen für Deutschland ausgesprochen. Klar, die waren politischer Natur, dass ganz klar wir erreichen müssen, dass auch die Politik und die Verantwortlichen hier mal drauf schauen, dass die Systeme von Justiz und Jugendhilfe sich mal miteinander Gedanken machen, dass die Kinderrechte ernst genommen werden und die Verwirklichung in dem Gebiet. Aber es bedarf eben auch ganz, ganz viel Sensibilität von Fachkräften. Und all diese Dinge, oder auch wirklich flächendeckende Angebote zu schaffen, dass es eben nicht nur ein Glück von einem Kind in Nürnberg ist, dass es gerade hier ein Angebot gibt und alle anderen haben eben nichts davon, das war unser Auftrag. Und da haben wir über die Jahre sehr systematisch neue Projekte aufgebaut. Wir haben eine Internetseite, Juki-online, in kindgerechter Sprache aufgebaut. Wir haben eben neue Angebote eingeführt und in der Regel in der JVA Nürnberg ausprobiert, die uns da wirklich ein ganz, ganz vertrauter, enger Partner ist. Eine Familienberatung, die wir regelmäßig anbieten. Oder eben auch mittlerweile Vätergruppen oder Müttergruppen, Gesprächsgruppen. Weil es geht natürlich auch um die Seite der Eltern. Erziehungskompetenz erwerben. Zulassen, dass man sich darüber Gedanken macht. Nicht verdrängen. Sich dem stellen, was die eigene Straftat eigentlich für Auswirkungen hat. #00:17:38-0#

Hannah Diemer: Und war da die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Einheiten schon immer gut? #00:17:43-4#

Hilde Kugler: Interessanterweise war das für den Justizvollzug zwar fremd. Aber auf der Ebene der Leitungen oder auch im Ministerium sind wir da sehr früh auf offene Ohren gestoßen, die sich wirklich gedacht haben, jawoll, da müssen wir was unternehmen. Und ich muss sagen, durch die lange gute Zusammenarbeit mit der Stadt Nürnberg und den Verantwortlichen im Jugendamt war auch da sehr schnell in den Gesprächen die Idee, ja stimmt, da müssen wir mal ausprobieren, ob wir ein spezielles Angebot brauchen, das eben nicht über die üblichen Hilfen abgedeckt wird. Aber in der Praxis hat sich eben gezeigt, dass die zwei Systeme einander so fremd sind in ihren Abläufen, dass es wirklich so Vereine, die in beiden Welten zuhause sind, nur die das auch schaffen, in einem Alltag von einer JVA das durchführen zu können, weil sie die Regularien kennen und auch wissen, was damit verbunden ist, mit den Sicherheitsgedanken und dem ganzen Ablauf, genauso wie als Träger der Jugendhilfe natürlich auch hier entsprechende Mitarbeiter zu haben, die auch genauso viel Wissen haben in Familienbildung, Kindheitspädagogik oder der sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Ich glaube, entscheidend war wirklich in der Situation, dass wir gemerkt haben, wir sind in Nürnberg eine tolle Insel. Aber es reicht nicht. Weil ein Justizvollzug ist Ländersache. Und die Familien und die Jugendhilfe ist wieder eine kommunale Sache. Und wir kommen überhaupt nicht zueinander, wenn wir diese großen Systeme nicht zusammenbringen. Und wir müssen auch alle aktiven deutschlandweit zusammenbringen, weil wir sind zu wenige vor Ort. Und das hat letztendlich dazu geführt, dass wir 2018 dann wirklich das Netzwerk Kinder von Inhaftierten aufgebaut haben, um genau das zusammenzuführen. Und das ist, glaube ich, auch unser größter Erfolg, dass wir mit diesem Netzwerk das wirklich geschafft haben, auf allen Ebenen. Also von den betroffenen Kindern und den Angeboten, bis zu den verantwortlich mehr Angebote zu schaffen, bis auch zur Politik und den Ministerien durchzudringen, damit hier neue Projekte gestartet werden können und da mal eine systematische Verbesserung passiert, dass zwei Ministerien miteinander reden. Das ist ja nicht üblich. #00:20:34-3#

Hannah Diemer: Ihr seid inzwischen beim Treffpunkt Verein 40 Mitarbeitende. Wie hast du das denn geschafft, von dem kleinen Verein bis jetzt zu diesem großen Netzwerk? Wie schaffst du das von der Finanzierung? Wie ist das denn passiert? #00:20:49-9#

Hilde Kugler: Oh, das ist eine lange Geschichte mit einem langen Flickenteppich. Und ja, ich würde sagen, das ist wirklich so die Eichhörnchenmethode über viele Jahrzehnte gewesen. Und damals war die Stadt Nürnberg auch in der Umstrukturierung und wollte das aus dem eigenen Fachdienst an einen Verein geben. Und das war eine glückliche Zeit, sich da zu bewerben und zu sagen, alles, was um Straffälligkeit und ringsum die Haft passiert, da sind wir gut und wir würden das gerne übernehmen, und haben da einen unseres mittlerweile wirklich größten Bereichs, eigentlich alles um die Jugendstraffälligenhilfe aufgebaut. Und es geht immer darum, rings um die Haft, aber auch ganz präventiv da anzusetzen, damit wir den Weg noch verändern können. Damit wir auch frühzeitig schaffen, die jungen Menschen zu erreichen, um sie eben nicht irgendwann mal in Haft besuchen zu müssen. Und es ist ein langer Weg und es ist ein sehr differenzierter Weg. Weil es gibt halt die typische Jugendsünde und irgendwelche kleine Vergehen, da gibt's ein paar Sozialstunden. Aber auch die müssen gut organisiert sein und passend ausgesucht werden, damit der Jugendliche vielleicht einfach mal drüber nachdenkt. Und bei manchen merkt man, da ist einfach mehr im argen. Da kommt immer wieder über die typischen: Freitagabend rausgehen, zu viel Trinken, mit seinem ganzen Frust der Woche sich in die nächste Schlägerei stürzen. Und da fangen Muster an. Und da muss man frühzeitig gegensteuern. Und unsere sozialen Trainingskurse, die gehen wirklich so über drei, vier, sechs Monate, wo man sehr intensiv mit den Jugendlichen auch dran arbeiten: Was führt eigentlich immer wieder dazu? Und was könntest du eigentlich anders machen, um mal nicht immer in dieses Fahrwasser zu gelangen? Und diese Bereiche, die machen wir jetzt auch seit 25 Jahren im Verein und haben systematisch von da aus immer wieder geguckt, wo geht der Weg hin? Also, der Weg fängt vielleicht schon da an, dass das gar nicht zu einer Verhandlung kommt, dass wir mit einem Täter-Opfer-Ausgleich sehr früh einen außergerichtlichen Tatausgleich machen können, wo die Opfer ihre Sicht der Dinge mal darstellen können und nicht nur Zeugen in einem Verfahren sind und wo auch die Täter sich dem stellen müssen, an einem Tisch, so wie wir beide da sitzen, sich die Geschichten anhören, um sich entschuldigen zu müssen und zu überlegen, wie kann ich dem anderen auch eine Wiedergutmachung für das, was ich ihm angetan habe, zugute kommen lassen? Und das ist sehr viel ernsthafter als durch die virtuellen Wege des Verfahrens zu gehen, um dann irgendwann einen Beschluss zu kriegen. Eingestellt oder 30 Arbeitsstunden. Es packt die Leute da und nimmt sie in Verantwortung. Und das ist, glaube ich, eins unserer großen Prinzipien, die wir im Verein haben. Und auch da weiter zu gucken, was passiert danach? Vielleicht das Beispiel mal von einer jungen Frau, die ist gerade schwanger, erst 18, hat kein Geld, überhaupt, die Clique macht alles Mögliche, sie fühlt sich unwohl. Na ja, und wenn man schwanger ist, passiert einem ja nichts, dann geht man halt in den nächsten Laden Klauen. Das kommt natürlich raus. Und natürlich ist es so, dass Schwangersein einen vor Strafe nicht schützt. Und dann kommt es zu einer Auflage, einen Kurs zu besuchen. Mamma Mia war bei uns lange Zeit so ein Mädchenkurs. Und in dem Kurs merkt die junge Frau, jawoll, es geht nicht nur um den Ladendiebstahl, sondern geht darum: Ich muss mich von meinem Leben und meiner Clique verabschieden. Ich werde jetzt Mama und ich werde jetzt ganz andere Dinge im Leben stemmen müssen. Und ich muss einen Anschluss finden an mein Leben. Und da braucht's einfach einen nächsten Schritt dazu. Und da haben wir in Nürnberg einfach dann wieder Glück gehabt, zu sagen: Ja, es gibt diese jungen Mädchen und Frauen und es gibt natürlich auch die, die gar keine Straftat begangen haben und auch die sollen vor allem die Chance haben und haben dann diese Gruppe "Mut" gegründet. Das ist ein Projekt, jetzt lange Jahre schon ein festes Angebot für sehr junge Mütter unter 25 Jahren. Und jetzt stell dir mal vor, wie gut es tut, wenn ich dann so eine gerichtliche Maßnahme bestanden habe, aber mein Leben immer noch nicht toll ist und dann gibt's aber ne Gruppe, wo ich freiwillig hingehen kann und wo wieder alles gut ist und nichts von meiner Vergangenheit ich erzählen muss, sondern da treffen sich einfach junge Mädels, die in so einem typischen Mütter- oder Schwangerenkurs, wo mittlerweile die Frauen wahrscheinlich Anfang, Mitte 30 sind, sich ja auch nicht wohlfühlen. Aber die brauchen ihren bestimmten Platz in der Stadt. Und das tut so gut, wenn man sie sieht, wie sie dann wachsen, wie sie vielleicht als nächstes dann die Idee haben: So und was mache ich jetzt? Schule abgebrochen. Wie geht es weiter? Und das hat uns dann auf die Idee gebracht, in die berufliche Aktivierung einzusteigen, speziell eben im Einzelcoaching für junge Mütter. Und so haben sich die Dinge entwickelt, die scheinbar vielleicht gar keinen Zusammenhang haben, aber sie sind ein bisschen aus den Lebensgeschichten unserer Klienten erwachsen. #00:27:03-9#

Hannah Diemer: Wie ist es denn eigentlich, wenn man schwanger ist und verurteilt wird und sein Kind in einer Inhaftierung bekommt? Kriegt man dann eine Art von Mutterschutzurlaub oder muss man das Kind direkt abgeben? #00:27:15-4#

Hilde Kugler: Das ist ein ganz, ganz schwieriges Thema. Frauen und Haft. Also grundsätzlich: Wenn die Frau sich meldet und das bekannt ist, dass sie schwanger ist, dann überlegt man natürlich, ob man einen anderen Weg findet oder die Strafe aussetzen kann bis nach der Geburt und das ganze regeln kann. Häufig ist es aber so, dass die Frauen erst in der Haft feststellen, dass sie schwanger sind. Es hat mit unterschiedlichen Dingen zu tun. Gerade, wenn Drogen im Spiel sind, merkt man oft sehr spät die Schwangerschaft. Und dann ist es wirklich ein schwieriges Prozedere. Aber normalerweise werden Frauen zur Geburt nach außen in ein Krankenhaus begleitet und dann kommt direkt nach der Geburt das Kind weg zu einer Pflegefamilie und die Frau geht wieder zurück in Vollzug. Das ist eine ganz, ganz harte Situation. Da ist aber wirklich auch immer Jugendamt und Justizvollzug gemeinsam dran, weil da geht's ja auch um des Kindeswohl, für das das Jugendamt zuständig ist. Aber es ist für die Frauen natürlich ganz hart. Und da muss ich sagen, ist es auch im Strafvollzug schon noch ein großes Manko, dass für die Frauen, auch wenn es nicht viele im Jahr sind, aber sie keine gute Begleitung haben in der Schwangerschaft. Keine gute Vorbereitung auf die Situation, was sie erwartet. Und auch so in der Nachsorge bedarf es eigentlich einem guten Plan, wie die gleich regelmäßig und gut in Kontakt kommen können oder halten können, wenn das Jugendamt und das Familiengericht der Meinung ist, da kann es später eine Zusammenführung geben. Jetzt gibt's noch sowas wie einen Mutter-Kind-Vollzug. Es ist eine ganz, ganz besondere Vollzugsform. Das gibt's in Aichach. Da ist die größte Frauenvollzugsanstalt, da gibt dieses Mutter-Kind-Haus. Und das ist ein besonderes Haus, weil es auch gleichzeitig eine Einrichtung der Jugendhilfe ist, also wirklich ausgestattet mit kompetentem pädagogischen Personal und wo die Mütter und die Kinder bis zum dritten Geburtstag des Kindes gemeinsam leben können. Und es schaut auch äußerlich schön aus. Die haben ein gemeinsames Zimmer, die haben Spielsachen, die haben einen Freibereich. Aber wir haben, glaube ich, nur 30 Plätze. Bin ich mir jetzt nicht sicher. Es können auch viel weniger sein. Esbkönnen auch 13 sein. Da bin ich mir jetzt gerade unsicher. Und es muss halt alles passen. Es muss das Delikt passen, es muss die Straflänge passen und, und, und, damit die Frau überhaupt eine Chance hat, dorthin zu kommen. Und insofern, ja, es ist, wenn es nicht anders geht, vielleicht eine gute Möglichkeit, um die Bindung von Mutter und Kind von Anfang an zu unterstützen und auch die Frauen in ihrer Mutterschaft zu unterstützen. Aber es ist nicht das Allheilmittel. Und man muss immer wieder sagen, das Hauptproblem ist, dass oft die Hilfe zu spät einsetzt und es ist halt häufig so, dass es nicht das erste Kind ist, was da zur Welt kommt, sondern bereits ein anderes Kind da ist, was schon bei Pflegeeltern lebt und die Familie insgesamt einfach unglaublich viel Unterstützung braucht, um da mal wieder raus zu finden und was auch immer die Straftat war, da wirklich einen anderen Lebensweg einschlagen zu können. #00:31:05-9#

Hannah Diemer: Du hattest das ganz am Anfang schon mal angesprochen, dass früher diese Devise war, Menschen werden als Einzeltäter*innen bestraft. Und so langsam entwickelt sich das aber eine neue Richtung. Es gibt so einen Punkt, der nennt sich Familiensensibler Vollzug. Was bedeutet das denn? #00:31:24-5#

Hilde Kugler: Das bedeutet, wirklich in der Umsetzung wieder der Kinderrechte drauf zu schauen, dass auch eine Justizvollzugsanstalt ein Ort ist, der die Familie wahrnimmt und ernst nimmt und der vor allem dafür sorgt, dass Kinder ihre Eltern in einem guten Setting sehen können. Und es hat auch für den Vollzug eigentlich auch handfestes Eigeninteresse. Weil der moderne Strafvollzug ist ja nicht mehr dazu da, nur zu strafen, sondern das ist ja die Idee des Behandlungsvollzuges, also zu Resozialisieren, da die Grundlagen zu schaffen, dass die Inhaftierten nach der Haft ein Leben in Freiheit ohne Straftaten führen. Und wenn man sich mal überlegt, was Familie da für eine große Bedeutung hat, dann kommt man eigentlich drauf, dass ist viel zu spät, wo die Familie hier ins Boot genommen worden ist. Man hat Arbeit als immer den wichtigen Punkt gesehen. Natürlich ist es wichtig, dass ich was lerne, dass ich ein Arbeitsalltag bewältigen kann und vielleicht hinterher Arbeit finde und Geld hab. Natürlich ist es total wichtig, auch das Thema Sucht zu bearbeiten, weil das natürlich was Dauerhaftes ist, was immer wieder in die Drehtür führt. Aber die Familie, das ist auch diejenige, die die Menschen wieder zurücknimmt, bestenfalls. Und ich kann nicht jemanden bestrafen und in Vollzug nehmen und nach vier Jahren wieder vor die Türe stellen und sagen, so und jetzt macht ihr alles, ihr seid das soziale Empfangsraum, viel Spaß! Also, da muss ja die familiäre Bindung, muss ja vorher gepflegt werden. Sie muss auch wachsen und sie muss sich auseinandersetzen. Wahrscheinlich muss sie sich auch verändern, ein Stück weit. Und man weiß, dass viele der Beziehungen im Jahr nach der Entlassung erst tatsächlich scheitern, weil die Väter es nicht mehr ertragen, dass die Kinder nur noch Mama schreien, dass niemand mehr sich dafür interessiert, was sie eigentlich wollen, weil die Frau und die Kinder haben sich schon lange einen eigenen Alltag erarbeitet. Und das muss man auch sehr frühzeitig, sehr ehrlich anfangen und sich mit den Problemen auseinanderzusetzen. Und was wäre denn nicht besser, als diese Zeit der Haft zu nutzen für diese Dinge? Auch die Zeit der Haft zu nutzen, dass die Kinder in den Mittelpunkt rücken? Ich höre oft das Argument, na ja, hätten sie sich mal vorher überlegen sollen mit den Kindern. Da haben sie ja auch nicht dran gedacht, als sie den Einbruch gemacht haben oder den Betrug oder was weiß ich. Ja, das stimmt. Das stimmt, dazu neigt der Mensch, dass er Dinge, die mal gut gehen, irgendwie sich fürs Selbstständigen und man vieles verdrängt. Und ich glaube, die allermeisten Straftaten, also außer die im Affekt, aber ansonsten würden viele nicht begangen werden, wenn die Menschen tatsächlich vorher drüber nachgedacht hätten oder sich nicht sicher gewesen wären, dass das ja trotzdem ganz gut ist. Man hat ja da so Erklärungsmuster. Aber der große Schock kommt, wenn's schief geht, wenn man da drin sitzt. Und dann kommt auch wirklich dieses kritische Zeitfenster, wo die Menschen erreichbar sind, weil sie tatsächlich endlich mal anfangen, ihr Gebäude, das eingestürzt ist, in Frage zu stellen, weil sie dann sehen, was sie ihren Kindern und ihrer Familie angetan haben. Und ich halte gar nichts davon, dann zu sagen, das wird wieder. Oder wenn Frauen meinen, sie müssen all das schultern, um auch noch Geld zu sparen, um Sachen da irgendwie reinzuschicken. Nein, so ein Vater oder so eine Mutter muss in der Verantwortung bleiben. Und sie müssen lernen, diese Verantwortung auch zu stehen und ehrlich zu stehen. Und das, glaube ich, ist so ein anderes Verständnis da davon. Und das kommt im Strafvollzug immer mehr an und das macht familienorientierten Strafvollzug aus. Also nicht familienbelohnenden, sondern familienorientierten, mit der großen Bedeutung von einem familiären Zusammenhang für den einzelnen Menschen zu arbeiten. #00:36:00-7#

Hannah Diemer: Aber das ist jetzt noch nicht in allen Gefängnissen umgesetzt. #00:36:04-3#

Hilde Kugler: Nein. Wir sind da wirklich auf dem Weg. Und ich kann leider noch nicht behaupten, dass alles gut ist und wir müssen viele, viele Hürden beschreiten. Wir müssen die Mauern in den Köpfen langsam niederreißen oder ein bisschen Verständnis, damit sie bröckelig werden, damit man überhaupt mal darüber zum Nachdenken anfängt. Die Information ist das erste, um zu sagen, oh stimmt, ich könnte es auch anders sehen. Man muss wirklich die Rahmenbedingungen schaffen, dass überhaupt solche Angebote stattfinden können, dass Besuchsräume überhaupt geeignet sind für Kinder. Oder Gruppenräume in der JVA. Ich meine, die JVA in Nürnberg ist das beste Beispiel. Ein wunderbarer, sehr alter Bau mit Neubautrakten. Aber in all der Zeit hat man eigentlich nicht drüber nachgedacht, Gruppenräume mitzubauen oder Begegnungsräume, Familienbesuchszimmer. Das war da alles nicht vorgesehen. Und das muss man jetzt sehr mühsam nachdenklich machen. Und was aber auch wichtig ist, die Verantwortlichen müssen auch dafür einstehen, zu sagen, ja, es ist wichtig. Also, es gehört für eine Stadt dazu, auch diesen Menschen, die in ihrer Stadt leben, Unterstützungsmöglichkeiten zu bieten und Vereine wie unseren zu unterstützen, dass sie solche Angebote machen können, Sozialpädagogen tatsächlich auch freizustellen oder Fachpersonal, dass sie mit den Kindern zum Besuch hineingehen können. Es geht ja nicht immer, dass die Mama mitgeht. Also wir machen auch viel begleitete Besuche ohne die Mütter und gehen nur mit dem Kind rein, damit das Kind im Mittelpunkt steht und nicht nebendran, wenn die Eltern reden. #00:37:57-9#

Hannah Diemer: In deiner ganzen über 30 Jahren Erfahrung mit straffälligen Menschen: Was würdest du denn sagen, sollten wir in Zukunft unseren Fokus drauf legen? Jetzt in diesem Bild Prävention, Strafgefangenheit, Resozialisierung am Schluss. Was hilft denn in deinen Augen am meisten? #00:38:17-3#

Hilde Kugler: Das ist eine wirklich schwierige Frage, weil die Frage ist immer, wo man ansetzt. Natürlich kann man einerseits bei Lebensbedingungen und Lebensumfeld dann anfangen. Wie ist es für die Menschen, ein gutes Leben zu führen? Aber ich glaube, das ist nicht die wirkliche Erklärung für Straffälligkeit. Und ich glaube, wir müssen einfach die Systeme mehr zusammenarbeiten. Wir sind oft zu sehr spezialisiert. Wir verteilen den Mensch in Einzelprobleme und versuchen, an denen rumzuschrauben, möglichst kostengünstig. Da ein bisschen Therapie für die Sucht, da eine allgemeine Beratungsstelle. Also an jeder Stelle schrauben wir ein bisschen und dann wird der große Datenschutz drüber gekippt und keiner redet mehr mit dem anderen. Aber der Mensch in seiner Gesamtheit, dem wird nicht geholfen. Der verzweifelt, weil er 10 Anlaufstellen gleichzeitig hat und 50 verschiedene Anträge stellen soll, die er nicht kann und dann verliert er immer mehr so diese Möglichkeit, selber wirksam zu sein, selber das zu schaffen und begibt sich dann oft in so scheinbar bessere Parallellösungen. #00:39:46-3#

Hannah Diemer: Was meinst du damit? #00:39:48-0#

Hilde Kugler: Na ja, so schöne Betrugsdelikte oder mache irgendwelche Deals. Also, das sind ja sehr häufige Delikte. Die typischen Gewaltdelikte stehen ja nicht im Vordergrund. Vor allem nicht bei Familien. Und wenn man merkt, dass auch Gewalt im Spiel ist, dann muss man sich angucken, was ist da eigentlich die Ursache davon? Wie kommt der Mensch an seine Wut und an seine Verhaltensweisen überhaupt dran? Und das sind so komplexe Vorgänge, dass ich aber glaube, dass es wirklich der allererste Schritt ist, dass wir den Menschen wieder in seiner Gesamtheit sehen und Lösungen anbieten oder Betreuungslösungen, die nicht immer zerhackt sind. #00:40:35-9#

Hannah Diemer: Was würdest du dir denn wünschen für den Umgang mit Menschen in Haft oder für den Umgang mit Kindern von Inhaftierten? #00:40:42-1#

Hilde Kugler: Da würde ich mir als allererstes wünschen, dass die Gesellschaft toleranter wird, dass tatsächlich gesehen wird, dass die Kinder nichts dafür können, die Kinder nicht mitbestrafen, indem sie nicht mehr eingeladen werden, indem sie ausgegrenzt werden. Ich würde mir auch wünschen, dass tatsächlich das Thema so offen behandelt werden kann und man sich da Hilfe holen kann, wie das halt bei anderen Themen auch so ist. Wenn mir was weh tut, gehe ich zum Arzt oder Therapeuten und muss mich auch nicht dafür schämen. Und es sollte auch niemand sich schämen müssen, wenn er Hilfe in Anspruch nehmen muss von der Beratungsstelle. Und natürlich müssen die Systeme auch die Kinder tatsächlich unterstützen. Gezielt auch finanziell. Das nützt den Kindern nichts, wenn die Familie allgemein da mal was kriegt, sondern die Kinder brauchen die Möglichkeit, dass zum Beispiel klar ist - es sitzen ja nicht alle Kinder, die in Nürnberg betroffen sind, sitzt der Papa in Nürnberg im Gefängnis. Das kann sein, dass er in Bayreuth sitzt oder in Amberg oder woanders. Und die finanziellen Einbußen der Familien sind klar. Vielleicht hat die Mama nicht die Zeit, jede Woche dahinzufahren, hat nicht das Geld dazu. Also da braucht es einfach auch Stellen, die sagen, okay, wir finanzieren das oder wir stellen auch ein Ehrenamtsprojekt zur Verfügung, das tatsächlich dann mal die Kinder dort hinbringen kann. Also, da fehlt es an so ganz vielen Dingen, die wir aus eigener Kraft nicht bewerkstelligen können. Oder Familienentlastungen für die Situation. Die Mütter, die sind einfach, wie alle Alleinerziehenden, am Limit. Die müssen schauen, dass sie vielleicht mehr statt weniger arbeiten in der Situation, noch mehr ihre Kinder alleine lassen. Und sie haben immer diese Situation, dass sie sich gerne zurückziehen, weil sie sich schämen und eben nicht sagen wollen, wo der Vater ist. Das war lange Zeit mit Trennung auch so, da hat man sich geniert, dass man sich von seinem Partner getrennt hat. Aber diese Scham nochmal mit dieser Schuldvariante, der Partner ist straffällig, das ist nochmal eine ganz besondere Variante, die für die Frauen auch wirklich eine ganz besondere Belastung darstellen. Und Frauen reagieren eben sehr häufig, weil sie so sozialisiert sind: Wenn es schwierig wird, muss ich dazu stehen und ich muss alles alleine schaffen. #00:43:22-8#

Hannah Diemer: Ja. Was glaubst du, wie man Menschen, die so kurz vor einer Straffälligkeit stehen, was es für die für Unterstützungsangebote braucht. Oder was macht ihr da im Verein für Menschen, bei denen das quasi noch nicht zu spät ist? #00:43:35-7#

Hilde Kugler: Also, das kann man, glaube ich, wirklich nicht generell beantworten. Ich kann es jetzt nur mal auf unseren Verein beziehen. Wir vermitteln gemeinnützige Arbeit für Erwachsene. Also, wenn jemand eine Geldstrafe bekommt, dann kann er die bestenfalls einfach bezahlen. Und wenn er nicht die finanziellen Möglichkeiten hat, dann steht ihm offen, stattdessen gemeinnützige Arbeit abzuleisten. Dazu muss der Mensch aber aktiv werden. Er muss dem Gericht aktiv mitteilen, dass er das nicht leisten kann und das beantragen. Und dann kommt er jetzt in unsere Vermittlungsstelle, in unsere Fachstelle und wird möglichst passgenau vermittelt. #00:44:20-9#

Hannah Diemer: Gab es da nicht eine neue Reform, dass man jetzt statt Geldstrafe auch ins Gefängnis gehen kann? #00:44:25-9#

Hilde Kugler: Das ist schon immer so. Wenn die Geldstrafe nicht bezahlt wird und man keine gemeinnützige Arbeit macht, dann ist Ersatzfreiheitsstrafe dran. Und das neue Gesetz besagt nur, die Umrechnung halbiert. Aber an sich ist die Geldstrafe in ihrem System, bleibt genauso bestehen. Aber so eine Geldstrafe kann manchmal der Anfang vom Ende sein. Und da meine ich, das ist eine Art von Prävention, wirklich zu schauen, was ist dem Menschen möglich? Was passt in sein Leben, dass er diese Arbeitsleistung noch ableisten kann? Also wo gibt es Stellen, Sportvereine, wo man am Wochenende mithelfen kann und arbeiten kann? Oder die Küche im Krankenhaus oder im Altenheim? Und die muss man suchen, die Stellen, weil, wenn ihm niemand dabei hilft, dann sieht er, oh Mann, ich hab schon Vollzeitjob, und jetzt soll ich noch zusätzlich 30 Stunden die Woche arbeiten. Wie soll ich das machen? Und sowas kann man strecken. Wenn man sich auskennt, kann man sagen, okay, wir verlängern die Zeit Dann machst du halt nur acht Stunden die Woche und dann arbeitest du dafür halt länger. Aber das sind alles Hilfestellungen, die die Menschen davor bewahren können, tatsächlich ins Gefängnis zu gehen. Ist nur ein Beispiel. Aber man könnte, selbst wenn man die aber nicht verhindern kann und den ganzen Prozess nicht verhindern kann, kann man tatsächlich gucken, was ist im Vorfeld noch an Entschädigungsleistung möglich? Was ist im Vorfeld möglich, auch in der Familie zu regeln, wenn es nicht zu umgehen ist? Mit der Familie, die darauf vorzubereiten. Was könnt ihr tun bis zu dem Tag x, wenn er seine Ladung bekommt? Wie könnt ihr damit umgehen? So eine Beratung gibt es eigentlich überhaupt nicht dafür? #00:46:20-3#

Hannah Diemer: Und jetzt kümmerst du dich da seit 30 Jahren drum, dass den Menschen geholfen wird. Was hat dich denn dazu bewogen, da immer noch weiter mit dabei zu bleiben? #00:46:30-5#

Hilde Kugler: Ja, gut, vielleicht liegt es an meiner Person. Ich bin jemand, wenn er sich engagiert, dann ganz. Und da schrecken mich auch dicke Bretter nicht ab. Und wenn man über die Jahre so merkt, dass das Netz der Kontakte wächst, das Fachwissen wächst, die Möglichkeiten wachsen und man ja auch Erfolge hat. Also das ist ja auch fantastisch. 2021 hat uns eine bundesweite Stiftung angesprochen und hat gesagt, uns gefällt das Thema, wir würden das gern unterstützen. Und wir haben jetzt seitdem ein bundesweites Projekt am Laufen, Netzwerk Kinder von Inhaftierten, und haben in sechs Bundesländern, auch in Bayern, eine Landesfachstelle aufgebaut, die sich um diesen Aufbau kümmert. Und es gibt einem Mut und es gibt einem auch doch diese Bekräftigung, da weiter zu machen, weil man merkt, es geht langsam, aber es geht. Und wenn man dann Kinder erlebt oder Familien, wo es einfach Freudentränen gibt oder wo man merkt, das klappt gut oder die kommen drei Jahre später zu Besuch, weil ein toller Meilenstein erreicht ist und sie erinnern sich, dann ist es unglaublich viel Motivation zu sagen, ja, ja! Und natürlich ist es nicht für jeden und nicht für alle. Aber wenn wir die, die das Potenzial haben, erreichen, dann ist das eine tolle Sache und dann lohnt sich es. #00:47:59-0#

Hannah Diemer: Man sagt ja immer, Kinder von Rauchern werden auch zu Rauchern. Ist es denn auch bei straffälligen Menschen zu beobachten? #00:48:05-5#

Hilde Kugler: Ja, das hält sich auch hartnäckig, weil diese Statistiken natürlich immer tolle Aussagen machen. Ich kann auch einen Zusammenhang zwischen Schuhgröße 45 und Straffälligkeit herstellen, ist auch gut möglich. Also wehe dem, der Schuhgröße 45 hat, der ist hochgefährdet. Also Spaß beiseite, da gibt es wilde Theorien drüber. Also, ich glaube nicht an die genetische Veranlagung. Wenn ich über das Gros der Menschen spreche, dann hat es immer was mit ihrem persönlichen Werdegang, mit ihrem Schicksal zu tun. Und manchmal hat es aber auch was mit saublöden Situationen zu tun ist, muss man einfach so sagen. Also, ich darf da an den Fall erinnern von diesem Bahnfahrer, der im Oberbayerischen vor ein paar Jahren an seinem Handy rumgedaddelt hat, die Weiche nicht gestellt hat und dann zwei Züge aufeinander gerauscht sind, ganz, ganz tragisch, Menschen dabei gestorben sind und schwer verletzt waren. Es war ein wirklich schlimmer Unfall und er würde natürlich auch zur Rechenschaft gezogen und hat eine Gefängnisstrafe bekommen. Und der Mann, der büßt wirklich übelst und seine Familie auch. Durch einen dummen, dummen Fehler, durch ein dummes Fehlverhalten. Und das trifft für viele Straßenverkehrsdelikte zu, weil man halt eigentlich weiß, der dritte Wein war zu viel oder der zweite schon und aber weil ich morgen das Auto brauche, setze ich mich trotzdem hinters Steuer. Also, es gibt so viele Situationen, die so unklar sind und die nicht mit einer bösartigen Vorbereitung getroffen worden sind. Und wenn man in das Milieu von Armut und Sucht geht, dann wird es vielleicht noch viel schwieriger. Wenn dann mal Beschaffungskriminalität dazu kommt, dann wird es ganz, ganz schwierig. Und wenn wir weiterhin ein Land sind und uns das nicht wegnehmen lassen und dafür kämpfen, dass wir eine Bildungsgerechtigkeit haben, dass wir wirklich dafür sorgen, dass alle Kinder Entwicklungsmöglichkeiten und den Rahmen für gute Aufwachsensbedingungen haben, dann müssen wir uns auch keine Sorgen machen. Aber wenn wir die verlieren und diesen Wohlstand, und ich meine nicht monetären, sondern den Wohlstand an Bildung und Sozialstaat verlieren, dann gehen wir genau in die falsche Richtung. #00:50:45-2#

Hannah Diemer: Vielen Dank Hilde, für deine ganzen Einsichten und für das Gespräch und dafür, dass du dich für so viele Jahre schon einfach für diese oft vergessene Bevölkerungsgruppe einsetzt. #00:50:59-6#

Hilde Kugler: Ja, gerne. Für mich gibt's noch Themen, die ich gerne trotzdem über den Treffpunkt noch sagen würde. Wir sind jetzt seit einigen Jahren auch Fachstelle für Täter häuslicher Gewalt. Ein ganz brenzliches Thema. Und ich glaube, das ist auch eine der Weiterführungen in unseren Gedanken, weil wir gemerkt haben, das, was wir tun, ist gut. Aber es gibt auch spezielle Extremsituationen, wo wir im Grunde dran müssen. Bei Tätern und Opfern. Also das eine ist tatsächlich häusliche Gewalt, ist ein fürchterliches Thema mit einem fürchterlichen Dunkelfeld. Und es ist gut so, dass jetzt nicht nur der Opferschutz da in dem Fall gestärkt wird, sondern auch angefangen wird, mit den Tätern zu arbeiten. Die müssen sich dem stellen und die müssen Konsequenzen ziehen. Und das ist eine anstrengende, aber fruchtbare Arbeit. Und ich bin wirklich stolz, dass drei Viertel der Menschen, Frauen wie Männer, beide Täter - also das darf man wirklich nicht nur auf Männer beziehen - sich freiwillig an uns wenden und nicht als gerichtliche Auflage, sondern weil sie selber das Bedürfnis haben, um aus dieser schrecklichen Spirale irgendwann rauszukommen. Und auf der anderen Seite haben wir noch das Spezialthema psychosoziale Prozessbegleitung. Das wendet sich vor allem an Opfer schwerer Straftaten, die im Verfahren noch eine Prozessbegleitung zur Verfügung gestellt kriegen. Das heißt, wir sind weder die Berater noch die Anwälte der Opfer, aber wir helfen ihnen, durch diese schreckliche Zeit zu kommen, auch zu begreifen, was da passiert bei Gericht, so ein Verfahren. Was ist da mit der Verhandlung und Zeuge, Opfer? Wie läuft das alles ab? Und auch, durchaus zu Verhandlungen zu begleiten, die Aufregung vorher zu nehmen. Also, das sind zwei sehr spezielle Arbeitsfelder, aber die, glaube ich, so eine ganz sinnvolle Ergänzung sind in dem Weg, wie wir halt wachsen, auf die Art und Weise. #00:53:19-4#

Hannah Diemer: Das heißt, ihr unterstützt die Kinder von inhaftierten Menschen bis hin zu einem riesigen Spektrum an Präventionsarbeit und Unterstützungsarbeit. Was für ein unendlich wichtiges Arbeitsfeld! #00:53:30-2#

Hilde Kugler: Ja, es gibt viel zu tun. Und wenn man sich so die Zahlen anschaut, also auch in Nürnberg. Wir haben im Jahr ungefähr 1200 Jugendliche, die eine gemeinnützige Arbeit, eine Arbeitsweisung ableisten müssen. Hab's nicht genau im Kopf, aber bestimmt 200, 300 Jugendliche, die so einen Trainingskurs machen. Wir haben auch weit über 1000 Erwachsene, die gemeinnützige Arbeit leisten müssen pro Jahr oder Geldstrafe nicht bezahlen können, um die 300, 400 Familien in Nürnberg, die von Haft betroffen sind. Also, es gehen schon sehr, sehr viele Menschen bei uns ein und aus, um die sich da die 40 Mitarbeiter kümmern. Und man merkt deswegen auch mit der guten Vernetzung, dass wir über die 30 Jahre doch wirklich sehr bekannt sind in Nürnberg. #00:54:32-1#

Hannah Diemer: Auch so die Veränderung von diesem, die Einzelperson ist der böse Straftäter und das System sein persönliches Verschulden und dem eine böse Absicht gewesen straffällig zu werden, hin zu diesem, wir müssen irgendwie schauen, dass wir viel Präventionsarbeit leisten können, dass wir in unserer Gesellschaft irgendwie einen besseren Schutzraum schaffen für Menschen, die vielleicht diesen Schutzraum nicht von Anfang an haben. #00:54:56-6#

Hilde Kugler: Ja, aber ich glaube, unser großes Stichwort in unserer Gesellschaft ist Verantwortung. Verantwortung auch wieder anzunehmen. Nicht nur zu fordern und zu konsumieren und immer andere dafür verantwortlich machen. Also nicht der Lehrer ist schuld, wenn das Kind seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, sondern wirklich wieder Verantwortung auch wahrzunehmen, dafür einzustehen und auch großzügig zu werden. Keiner von uns ist perfekt und es kriegt nicht jeder immer 100 Prozent und keiner kann 100 Prozent geben. Dass wir uns einfach mit unserem Mittelmaß der Menschlichkeit und unseren Fehlern wieder gernhaben und ernstnehmen und begnügen. Und ich glaube, das ist was, das würde uns allen wirklich gut zu Gesicht stehen. Und dann ist es auch nicht mehr so wichtig, dass alle geklont und gleich und perfekt sind, dass durchschnittliche Menschen halt einfach durchschnittlich sind. #00:55:57-6#

Hannah Diemer: Ja, vielen dank dir Hilde! #00:56:02-6#

Hilde Kugler: Gerne. #00:56:03-3#

Hannah Diemer: Alles Gute! #00:56:04-2#

Hilde Kugler: Danke für das Gespräch. #00:56:05-6#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Hilde Kugler gründete das Netzwerk “Kinder von Inhaftierten” und blickt auf die Themen Strafvollzug, Gewaltprävention und Resozialisierung aus einer neuen Perspektive.  

“Papa muss ins Gefängnis. Was jetzt?” Lautet ein schön gestalteter, sehr einfacher Flyer für Kinder.Darin sind kindgerecht die wichtigsten Informationen zusammengefasst: Hat dein Papa dich immer noch lieb? Geht es Papa gut? Wie kann man Papa erreichen?  

Vor über 30 Jahren gründete Hilde Kugler den Treffpunkt e.V. in Nürnberg. Über viele Jahre hinweg war der Verein die einzige Beratungsstelle für Angehörige von Inhaftierten in Bayern. 

Inzwischen hat Hilde Kugler mit ihrem Verein ein deutschlandweites Netzwerk für Kinder von Inhaftierten aufbauen können. Dabei zählt nicht nur die Familienberatung und -unterstützung zu ihren Bereichen, auch die Gewaltprävention und die Opferhilfe spielen eine große Rolle.  

Welche Bedürfnisse und Rechte die Kinder und Angehörigen von Inhaftierten haben, und welche Rollen sie vor, während und nach der Haft einnehmen - darüber berichtet Kugler im Podcast.  

Links 
Treffpunkt e.V.: Treffpunkt e. V. in Nürnberg (treffpunkt-nbg.de) 
Netzwerk Kinder von Inhaftierten: Home - Netzwerk-kvi.de 

Den Treffpunkt unterstützen: Treffpunkt e. V. Nürnberg - Spenden (treffpunkt-nbg.de) 

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Aufgenommen am: Dienstag, 17. September 2024 
Veröffentlicht am: Donnerstag, 17. Oktober 2024 
Moderation: Hannah Diemer 
Im Gespräch: Hilde Kugler 

 

 

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.  

Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an