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Florian Hienle, was bringen Straßenblockaden für den Klimaschutz?

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#

Katharina Mittenzwei: Willommen zu einer neuen Folge des BZ Podcast KontaktAufnahme. Mein Name ist Katharina Mittenzwei und ich freue mich heute ganz herzlich auf ein Gespräch mit Florian Hienle. Hallo Florian! #00:00:30-3#

Florian Hienle: Hallo Katharina! Schön, dass ich da sein kann. #00:00:33-9#

Katharina Mittenzwei: Ja, ich freue mich sehr. Florian, es ist Juli 2022 und es ist heiß, es ist sehr heiß und es ist sehr trocken. Die Welt brennt buchstäblich und das gibt jetzt den traurigen Anlass, sich mit dir als sehr aktiven Klimaaktivisten zu unterhalten. Schön, dass du dir Zeit nimmst. Du bist 23 Jahre jung. Ich betone dein junges Erwachsensein, weil du erstens der fast jüngste Gesprächspartner Partner nach zwei Jahren Podcast bist und zweitens, weil deine Generation jetzt eine wichtige Rolle spielen wird in unserem Gespräch. Doch dazu später mehr. Kurz ein paar Worte noch zu deiner Person. Du bist in Hildesheim geboren, lebt und arbeitest in Nürnberg, bist gelernte Hotelkaufmann, arbeitest als Hotelkaufmann und seit zwei Jahren ungefähr bist du sehr aktiv als Klimaaktivist in der Nation unterwegs, verstärkt aber natürlich auch in Nürnberg. Der Klimanotstand ist das größte Problem, auch Sicherheitsproblem unserer Zeit. Das ist kein Geheimnis. Erzähl uns doch mal Florian, wie bist du zur Klimabewegung gekommen? Gab es denn da ein Schlüsselerlebnis? #00:01:35-9#

Florian Hienle: Ein Schlüsselerlebnis vielleicht nicht direkt. Ich bin über das Klimacamp Nürnberg drauf gestoßen, weil es einfach so eine super niedrigschwellige Plattform war, sich zu engagieren fürs Klima und da irgendwie dieses Thema schon immer so ein bisschen präsent war bei mir, aber es nie so richtig diesen Durchbruch gab, so ein Schlüsselerlebnis, wie du schon sagst, ja, habe ich mich halt einfach mal irgendwie ins Klimacamp gesetzt, mir ein bisschen mehr dazu angehört und das hat ziemlich schnell dazu geführt, dass ich auch der Überzeugung war, dass ich was tun müsste. #00:02:13-5#

Katharina Mittenzwei: Jetzt ist es ja so, dass das Klimacamp, das war hinter der Sebalduskirche, ich sage war, weil ihr musstet abbauen. Ich glaube, es war im Frühjahr dieses Jahres, also im Frühjahr 2022. Wir hatten bereits ein Gespräch mit Erik Stenzel, einem deiner Mitstreiter, das kann man bei uns in der Mediathek auch nachhören. Nach so langer Zeit der Präsenz kannst du uns vielleicht eine kleine Retrospektive dieser Zeit geben und wie geht es jetzt weiter in dieser Gruppe? Existiert die Gruppe überhaupt noch? #00:02:40-5#

Florian Hienle: Also die Zeit im Klimacamp war für mich eine sehr, sehr prägende, weil man halt einfach unfassbar viele Leute kennengelernt hat, die sich auch in dem Bereich engagieren, aber eben auch genau das Gegenteil. Also wir haben uns immer in so Schichten eingeteilt. Wer betreut den Infostand, wer kümmert sich ums Geschirr, wer macht Nachtwache usw. und diese, gerade diese Schichten am Infostand waren halt schon krass, weil wirklich irre viele Leute da gar nichts, also eher gegen uns waren und irgendwie so als Zecken angesehen haben, nur weil wir quasi im öffentlichen Raum diese Mahnwache ständig betreuen. Aber auf der anderen Seite gab es natürlich auch genauso viele schöne Erlebnisse, ich würde sogar sagen mehr. Wir hatten Kontakt zu Leuten aus dem Stadtrat, die teilweise voll unserer Meinung waren, teilweise auch gar nicht, denen wir dann unsere Meinung sagen konnten. Aber auch in der Zivilbevölkerung viele Akteure, die man halt kennengelernt hat und mit denen man dann irgendwie Kooperationen gemacht hat. Also es gab die Sustainable Conference, das ist ein Teil vom Digital Festival, die wurde komplett im Klimacamp abgehalten mit so einer Schnitzeljagd wo man Mitmachen konnte und mehr über Klimaschutz lernen. Und das ist halt einfach toll, dass da so viele Veranstaltungen zusammenkamen. Jetzt ist das Camp natürlich seit April weg. Das hat ja nicht zuletzt denke ich, mal, mit den Auflagen zu tun. Wir hätten jetzt im Sommer total viel umbauen müssen und viele Leute sind eben auch einfach, ja, jetzt, wo es wieder andere Dinge zu tun gibt als während der Pandemie abgewandert und haben sich um andere Dinge gekümmert. Das heißt natürlich nicht, dass weniger Leute aktiv sind. Es sind viele, also Bündnisse entstanden, der Klimaentscheid gibt es auch nur dank des Klimacamps, unseren Klimazirkus, Projekt Nürnberg autofrei. Und ja, ich denke mal, es war ein sehr, sehr guter Aktivator des Klimacamp. Jetzt ist es weg und es ist ein bisschen schade, weil jetzt quasi dieser zentrale Treffpunkt fehlt. Also, ja, die Gruppe, die es jetzt so zuletzt betreut hat spezialisiert sich vor allem auf Aspekte der globalen Klimagerechtigkeit, wo halt auch viel, viele Elemente reinspielen, die mit Kapitalismus zu tun haben, mit Imperialismus, aber auch mit Rassismus. Ein Argument, das mir ziemlich oft begegnet ist, ist: "Es gibt einfach zu viele Leute, die Afrikaner sollen noch weniger Kinder kriegen und dann wird das Ganze schon."und eben solche Sachen auch zu klären hat sich die Gruppe eben auch als Ziel genommen und veranstaltet jetzt regelmäßig so, so Kneipenabende, wo es um die Themen geht. Da bin ich allerdings nicht mehr so arg dabei, weil ich mich seit letztem Jahr ungefähr in einer anderen Gruppe, dem Klimazirkus engagieren. #00:05:53-9#

Katharina Mittenzwei: Es wurde sehr deutlich, dass In eurem Kampf um Klimagerechtigkeit gibt es viele Mitstreiter*innen, viele klimapolitische Gruppierungen. Ich nenne jetzt einfach mal beispielsweise auch Fridays for Future, der Klimaentscheid hast du ja selber genannt, viele Regionalgruppen, viele überregionale Gruppen, nationale Gruppen. Gibt es da Unterschiede in den Forderungen? Unterschiede in den Methoden, wie man was an was herangeht? Unterschiede auch in der Kommunikation miteinander? Unterschiede in wen sprechen wir an? Kannst du uns da so eine kleine Einordnung geben? #00:06:27-0#

Florian Hienle: Ja, wir wurden auch immer als Fridays for Future bezeichnet, obwohl wahrscheinlich ein Großteil der Leute im Klimacamp in gar keiner Gruppierung war. Ähm, ja es gliedert sich glaube ich so ein bisschen in den Schwerpunkten und in den Methoden. Also die Gruppen, mit denen ich am meisten Bezug habe, sind Extinction, Rebellion und Fridays for Future und Ende Gelände auch ein bisschen. Das sind ja somit eigentlich die die größten und lautesten Gruppierungen in der Bewegung und das entwickelt sich eigentlich stetig weiter. Also auch Fridays for Future haben ja so 2018, 2019 angefangen mit den großen Demonstrationen, viele, viele Leute eben mitgerissen, weil es eben auch so dieses dieses Schockierende war, dass die jungen Menschen eben sagen "Nee, Ciao, ich brauche jetzt keine weitere Stunde Religionsunterricht oder Musikunterricht oder Mathe, wenn meine Zukunft eher so aussieht, als dass sie überhaupt nicht mehr lebenswert ist." und da jetzt gegen was zu tun ist das Hauptaugenmerk und hat eben viel mobilisiert. Die Forderung richtete sich eben vor allem an die politischen Entscheidungsträger*innen. Nicht zuletzt, weil 16-jährige auch einfach noch nicht wählen können. Und genau das ist quasi so eine Schiene, wie man es fahren kann. Das haben wir im Klimacamp auch ähnlich gemacht. Also immer mit Leuten aus dem Stadtrat gesprochen und uns in die Sitzungen reingehockt. Es gibt allerdings auch andere Gruppierungen, Bewegungen, die einen kompletten Systemwechsel fordern. Das konzentriert sich, also kann man unterschiedlich verstehen, aber es konzentriert sich eigentlich vor allem auf das auf das Wirtschaftssystem, das natürlich von der Politik beeinflusst wird. Aber wenn jetzt Ende Gelände eine Kohlengrube stürmt, dann ist das nicht nur ein Signal an die gerade Regierenden, sondern eben auch an alle, die irgendwie in der, in diesem Wirtschaftskreislauf eine Rolle spielen. Ich kenne jetzt keine, ja, gut, es gibt noch so Bluepingu hier in Nürnberg sind sehr groß, ist eine Nachhaltigkeitsorganisation, die richtet sich teilweise eben auch direkt an Bürgerinnen und Bürger, anders als eben quasi nur so auf die Politik zu zielen. Und ja, in den in den Methoden kann man auch Unterschiede setzen. Fridays for Future setzt vor allem auf Demonstrationen, aber in letzter Zeit eben auch auf Zusammenarbeit mit Gewerkschaften. Aber dann gibt es eben noch beispielsweise jetzt den Aufstand der letzten Generation, der seit einem Jahr aktiv ist, die wirklich härtere Druckmittel gegen die Politik einsetzen. Hat angefangen mit dem Hungerstreik und geht jetzt weiter mit Blockaden noch und nöcher. Und ja, es ist immer so ein, man kann so die immer so als richtige Beispiele quasi nehmen, wenn man so sagt, wie man sich gerade fühlt, so, "Boah, ich könnte jetzt eigentlich mich auf die Straße setzen, so regt mich das auf.", oder ich habe jetzt Lust, mich irgendwie in inhaltliche Debatten zu stürzen und bin gerade mehr auf dem Fridays for Future Zweig. #00:10:09-9#

Katharina Mittenzwei: Du hast jetzt Extinction Rebellion genannt und Ende Gelände. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Hörerinnen und Hörer große Fragezeichen bei diesen zwei Gruppierungen oder bei den Namen haben. Kannst du vielleicht noch mal näher beleuchten, weil du da ja auch teilweise Teil der Bewegung warst oder bist, kommen wir gleich drauf, wie konkret die Bewegung arbeitet und was sie fordert. #00:10:36-4#

Florian Hienle: Also ich habe bisher vor allem bei Aktionen mitgemacht. Das kann man jetzt eben, kann ich aus der Perspektive berichten, was jetzt die genaue Arbeit in den Plena oder ja in dem Prozess die Forderungen herauszuarbeiten, angeht, da bin ich da nicht so tief drin. Extinction Rebellion ist eine Bewegung aus England heißt auf Deutsch übersetzt Aufstand gegen das Aussterben und hat sich eben vor allem mit dem Ziel gegründet, dieses Artensterben zu stoppen, das durch den Klimawandel zustande kommt. Und die arbeiten total dezentral. Also es gibt ganz viele Ortsgruppen, haben so eine Handvoll irgendwie so Kernleitlinien beispielsweise die Gewaltfreiheit steht da drin und solange quasi nach diesen Prinzipien gearbeitet wird, können die relativ autark eben arbeiten, was sie natürlich sehr handlungsfähig macht. Also wenn die Nürnberger Gruppierung sagt Frankenschnellwegbau ist eine Katastrophe, dann hat jetzt Extinction Rebellion in Berlin damit relativ wenig zu tun aber die Ortsgruppe Nürnberg hat dann eben die die Möglichkeit, von sich aus selbst die Aktion zu starten. Und was Extinction Rebellion ausmacht, ist, glaube ich zum einen eben dieser zivile Ungehorsam, dass wirklich darauf gesetzt wird, Methoden anzuwenden, die über die gemeinen Ordnungsrichtlinien hinausgehen, um eben auch wirklich zu zeigen, dass es ernst ist. Natürlich immer mit dem, mit der Leitlinie, dass dabei niemand zu Schaden kommen darf. Und was jetzt ja dieses Jahr somit die größte Aktion in Nürnberg war, war eine Blockade von der HoWe Wurstwarenfabrik anlässlich Uli Hoeneß Geburtstag, um eben noch mal darauf aufmerksam zu machen "Hey, wir können es uns einfach als Land nicht leisten, weiterhin so viel Fleisch zu konsumieren.". Ende Gelände wiederum ist eine Organisation, die deutschlandweit arbeitet und ich war bei bei einer Aktion in Lützerath, wo ein Kohlebagger gestoppt wurde. Das ist so vor allem so dieses Umfeld raus aus den fossilen Energien, Kohlestopp aber eben auch, es wird ganz klar gesagt, wir müssen auch allgemein die Weise ändern, wie wir wirtschaften, denn aktuell sind wir eben von diesen fossilen Energien abhängig, aber auch die meisten Produkte, die wir eben konsumieren, einkaufen, benutzen, sind eben aus Erdöl gemacht usw.. Und da wird eben ganz oft auch so eine Brücke geschlagen zu Menschen in anderen Teilen der Welt. Also bei dieser Aktion in Lützerath war auch ein Redner aus Südamerika da, dessen Landsleute wirklich unter dieser Frackinggasgeschichte leiden. Die ist nicht nur super umweltschädigend, sondern auch total schlecht für die Gesundheit der Leute. Und die Arbeitsbedingungen sind auch alles andere als die besten und eben in dieser, in diesem internationalen Zusammenhang wird da eben immer zu großen Aktionen aufgerufen. Jetzt die nächste ist glaube ich im August, wo das Ziel die LNG Terminals in Norddeutschland sind. Und ja, es ist halt krass. Also bei so einer Aktion nehmen dann manchmal so 1000 Leute teil und man bildet dann eben Ketten und es gibt verschiedene Strategien, sich da eben auf diesem Feld von dieser Kohlegrube vorzuarbeiten, trotz großem Polizeieinsatz. Und in der Regel ist es dann auch erfolgreich. Das als symbolischer Akt, aber auch wirklich als Selbstermächtigender Akt eben so ein Bagger gestoppt wird. Klimaschutz ist Handarbeit ist immer der der Slogan bei der ganzen Sache. #00:15:02-0#

Katharina Mittenzwei: Du sagst, es gibt Strategien. Jetzt kommt man dahin als engagierter Mensch, als Klimaaktivist, woher kennt man denn diese Strategien? Wie geht man denn da mit der Kette? Woher weißt du, wo du mit wem wie hinlaufen sollst? Ganz praktisch. #00:15:21-8#

Florian Hienle: Also bei uns war es bei der Aktion so, dass wir über Plakate und Flyer im Klimacamp davon mitbekommen haben. Eine Gruppe von Freund*innen und ich, wir sind hingefahren, ohne wirklich großartig Erfahrung zu haben. Gut, vorher waren wir bei bei der IAA in München. Da gab es auch eine ähnliche Aktion von einer anderen Gruppe, die Sand im Getriebe heißt, aber ziemlich ähnlich arbeitet. Und da gab es quasi so den Tag vor der Aktion so eine Art Aktionsbriefing, wo alle im Camp, weil man sich meistens irgendwie für mehrere Tage dort eben trifft, in Lützerath war das das besetzte Dorf, wo wir uns getroffen haben, in München das Camp auf der Theresienwiese. Wurde im Groben erklärt, was passiert, wie viele Gruppen es gibt, welche Gruppe jetzt mehr in den Bereich gehen "Okay, wir rechnen mit mit großer Polizeipräsenz und versuchen durch diese Ketten durchzukommen." und welche welche Gruppen so eher entspannter ablaufen, ist auch immer die Frage, wie viel Repression die einzelnen Leute auf sich nehmen wollen. Es ist ja klar, dass manche Menschen eben mit der Einstellung reingehen, okay, was wir hier machen, ist wirklich über krass wichtig und wenn ich da jetzt festgenommen wird, dann ist es so, während andere sich das gerade überhaupt nicht leisten können von der persönlichen Situation her. Und dann wird eben nach diesen Maßstäben ungefähr die die Gruppen aufgeteilt. Manchmal spielt auch körperliche Fitness eine Rolle, weil man viel läuft, viel schnell läuft, ist das von Vorteil. Und es gibt dann eben halt wirklich ein kleines Kernteam, das die Aktion organisiert auf die Beine stellt und die leiten das dann so grob an, es wird sich verständigt mit Handzeichen, so beispielsweise, das ist schneller, das ist zurück und ich glaube, das ist anhalten, ist ein bisschen her. #00:17:26-2#

Katharina Mittenzwei: Das sind jetzt leider Bewegungen, die die Hörer*innen natürlich nicht hören können. Aber vielleicht kann man sich das gerade vorstellen. Also es gibt Gesten, die man versteht, einfach. #00:17:37-4#

Florian Hienle: Ja, mit erhobenen Händen, dass es so von vorne nach hinten gesehen wird und eben auch durchgegeben wird, weil die, die vorne stehen, sehen ja logischerweise mehr als die anderen. Und auf die Art und Weise kann man sich da wirklich ohne große Vorkenntnisse damit einbringen und eben vorarbeiten. #00:17:57-1#

Katharina Mittenzwei: Das war jetzt wirklich ein sehr praktischer Einblick. Was ich mich dabei frage, welche Rolle spielen inhaltliche Kernaussagen, sozusagen die dramatischen Folgen des Braunkohleabbaus klimapolitisch gesehen? #00:18:08-3#

Florian Hienle: Also eingebettet waren beide Aktionen, auf die ich war eben in größere Protestcamps, wo auch viele Vorträge waren. Also es, in Lützerath war es so, dass es eine große Demo gab, wo auch viele Menschen dabei waren, also richtig viele, die nicht mit Ende Gelände mitgelaufen sind. Markenzeichen sind diese weißen Maleranzüge und da konnte man dann relativ gut sehen, wer jetzt dann Richtung Grube prescht und wer an der normalen Demo teilnimmt. Und genau da ging das halt mit ganz, ganz vielen Reden, die die Forderungen noch mal untermauert haben, los. Es gab Musik und es war einfach eine riesen Veranstaltung, die sowohl total informativ als auch total bekräftigen war. Und als wir in der Gruppe drin standen, da ist auch immer eine sehr, sehr wichtige Komponente gewesen, die Öffentlichkeitsarbeit und es wurde viel gefilmt. Also wir sind direkt neben der Pressesprecherin gelaufen von der Aktion und sie hat eben als, während der Aktion, aber auch später dann, als wir vor dem, vor dem Braunkohlebagger standen, ebenso ein Pressestatement abgegeben. So "Wir stehen hier. Wir haben es geschafft. Wir haben den Bagger zum Stoppen gebracht. Wir stehen vor Lützerath, markiert die 1,5 Grad Grenze, wenn über diese Grenze hinaus gebaggert wird, ist für uns als Land dieses Ziel nicht mehr zu erreichen. Und deshalb machen wir jetzt ernst.", oder so ähnlich hat sie es ausgedrückt. Und das sind dann letztendlich die Videos, die veröffentlicht werden. Das, was möglichst weit getragen wird, weil es ja, wie du schon sagst, eben vor allem um diese inhaltlichen Aspekte geht. #00:20:01-2#

Katharina Mittenzwei: Was mir jetzt da in den Sinn kommt, ist ganz klar das Thema Emotionen. Ihr seid in einem Klimacamp zusammen, ihr erarbeitet Strategien und seid dann, wie du auch sagst, in Handarbeit, sozusagen direkt in Auseinandersetzungen vor Ort. Das ist vielleicht auch eine positive Emotion, weil man sieht, wir sind viele, wir halten zusammen, wir haben ein Ziel. Auf der anderen Seite ist natürlich auch bei all dieser Klimaarbeit, bei all diesen Krisen, die aktuell stattfinden, es gibt ja nicht nur die Klimakrise, es gibt ja einfach viele gesellschaftliche Labilitäten, denen wir gerade ausgesetzt sind. Welche Rolle spielen diese Emotionen und wie gehst du auch ganz persönlich damit um, als junger Mensch, der so in die Zukunft blickt? #00:20:50-6#

Florian Hienle: Die Emotionen, die natürlich vor allem irgendwie negativer Art sind, also wie du schon sagst, so ich habe noch ziemlich viel Lebenszeit vor mir und wenn man Prognosen anschaut, wie es laufen kann, laufen wird wahrscheinlich in der Zukunft, also immense Fluchtbewegungen, Wirtschaftskreisläufe funktionieren nicht mehr, Handelsketten gehen nicht mehr, es wird so heiß, dass die Landwirtschaft ist mega schwer haben wird, es werden Kriege ausbrechen um Ressourcen und das sind alles so so Bilder, die man sich jetzt gar nicht krass vorstellen kann, aber wenn man dann so diese Jahreszahlen sieht, 2050, 2060, usw. und ich mir denk, in welcher Situation jetzt Leute jetzt gerade sind, die jetzt dieses Alter haben, was ich dann haben werde, also so um die 50 Jahre alt oder so, sie haben jetzt ein Haus, haben irgendwie eine Familie, bereiten sich auf einen schönen Lebensabend vor, haben im besten Falle sehr viel erarbeitet, worauf sie irgendwie stolz sein können, zurückblicken können, haben ihren Kindern eine tolle Ausbildung verschafft. Und ja, was, was soll denn sein in dieser Welt, in 30 Jahren, 30, 40 Jahren, wenn ich quasi in diesem Alter bin? Wie lebe ich und auf was blicke ich zurück? Und solche Gedanken sind halt halt echt krass und manchmal sind sie wirklich treibender Faktor, dass man wirklich sagt, okay, ich mache jetzt richtig viel. Ich, weil gerade bei Lützerath, das war irgendwie so ein starkes Zeichen haben wir dann hier in Nürnberg eine Demo organisiert, einen Film drüber gemacht von der Medienwerkstatt Franken und wenn man sich viel mit diesem Thema auseinandersetzt, denn dann schlägt das einem so richtig irgendwann ins Gesicht. Das ist immer so eine scharfe Kante zwischen krasser Motivator und treibt mich jetzt wirklich, also macht mich wirklich ohnmächtig. Gerade und ja, sehr viele Leute, die ich auch gut kennen, hat diese Arbeit im Klimacamp so irgendwie auf Dauer sehr kaputt gemacht, dass sie ausgebrannt sind und gesagt haben, okay, ziehe mich jetzt wirklich zurück. Manche auf Zeit, manche jetzt für lange. Und ein Freund von mir, der jetzt öfters noch so bei irgendwelchen Treffen und Aktionen vorbei, hier vorbeikommt, wenn es um Nürnberg autofrei geht, der meint, okay, in diesem großen Klimakontext kann ich gerade nichts machen, weil es mir einfach zu schlecht geht dafür und, also bei so irgendwie Aktionen, die mit dem Thema zu tun haben, aber jetzt nicht direkt diesen großen Zusammenhang eben behandeln, da kann ich mich jetzt noch dazu aufraffen. #00:23:57-1#

Katharina Mittenzwei: Deswegen kurzer Link zum Namen der Bewegung Aufstand der letzten Generation, wirkt erstmal ausgrenzend. Ich konnte aber auch beobachten, dass da nicht nur junge Leute aktiv sind, sondern teilweise auch Menschen, die einfach numerisch einer anderen Generation angehören. Wie ist dieser Name zu verstehen? #00:24:18-6#

Florian Hienle: Es klingt wirklich echt krass, so zu sagen "Wir sind die letzte Generation." und wenn man das jetzt im Kopf einfach weiterdenkt, die irgendwie auf diesem Planeten ein gutes Leben hat, kann so verstanden werden. Was sie selbst über sich sagen, ist "Wir sind die letzte Generation, die jetzt noch wirklich was gegen diesen Klimakollaps tun kann.". Also ich habe mich viel mit IPCC Bericht usw. beschäftigt und wenn man das anschaut, das, wir haben jetzt wirklich noch dieses Jahrzehnt, andere Klimaforscher*innen sagen sind nur noch drei Jahre, wo die richtigen Schritte eingeleitet werden müssen und gegangen werden müssen, so richtig schnell. Dann flaut diese, diese krasse, dieser krasse Temperaturanstieg irgendwann so 2080 oder so wieder ab. Also dann, dann geht diese Temperaturkurve wieder nach unten, aber da müssen wir uns wirklich an diese, diese Gradziele, an die Emissionslimits halten. Und wenn wir das eben verbocken, dann geht diese Temperatur hoch und bleibt einfach oben bis 2100, keine irgendwie Abwärtstendenz in diesen Modellen im IPCC Bericht. Und wenn man das unter diesem Hintergrund eben sieht, dann ergibt der Name für mich ziemlich viel Sinn. So, es ist die letzte Generation, die was dafür tun kann. Und bei aktuell diesen ganzen Kräften, die irgendwie versuchen, den Status Quo zu erhalten, sei es jetzt die CSU oder eine Wirtschaftslobby, die bloß darauf guckt, dass sie ihr, dass sie irgendwie ihre Kohle beisammen hält. Super super mächtige Konzerne, Menschen mit ganz, ganz viel Geld, die richtig viel Einfluss haben, die natürlich nichts gewinnen wenn wir jetzt alles umkrempeln, was gerade wirtschaftlich passiert. Dann bleibt einem irgendwie nichts anderes übrig, als jetzt wirklich klipp und klar zu sagen, so nicht und wir gehen auf die Straße und gewaltfrei, aber wirklich mit allem, was wir haben, stellen wir uns dem Ganzen jetzt entgegen. Und diese Methoden sind durchaus mega umstritten. Also ich denke schon, dass jetzt mittlerweile wirklich extrem viele Leute davon mitbekommen haben, also in so einer schnellen Zeit so viel Aufmerksamkeit zu stiften ist schon eine krasse Leistung. Aber die Aufmerksamkeit ist natürlich nicht nur positiv, also viele Menschen sagen, es schädigt die Bewegung eher, dass Leute, die jetzt noch so ein bisschen dazwischen stehen, so unentschlossen sind, ja, irgendwie haben die ja schon recht mit dem Klima usw., vielleicht sollte man da was tun. Die sehen das halt einfach Autobahnen blockiert werden, denken sich dabei ja, ist ja total blöd, weil wenn da jetzt ein Rettungswagen durchfährt, weiß natürlich nichts von Rettungsgassen die gebildet werden, weil man meistens nicht dabei ist, wenn sowas passiert, sondern das nur in Medienberichten hört, aber dass es eben solche Leute wirklich auch wegtreibt vom aktiv werden. Und, ja, viele Leute aus der Politik sagen so dieses Forderungen stellen, dieses Ultimaten stellen, also da gab es jetzt drei so Kernslogans. Das ist undemokratisch. Der erste Slogan war "Unser Essen retten, unser Leben retten", da ging es um zwei Forderungen, einmal zum Essen, also so ein Anti-Wegwerfgesetz, dass die Lebensmittel, die jetzt weggeschmissen werden von Supermärkten, von allen möglichen Stellen in diesen Handelsketten eben gespendet werden müssen, der Öffentlichkeit zum Verzehr zugänglich gemacht werden. Weil das unter diesem Hintergrund steht, Leute, es wird immer trockener, die Höfe haben jetzt schon krasse Probleme, wie wird es in 30 Jahren aussehen? Es ist echt wichtig, dass wir was zu essen haben. Daher dann die zweite Forderung, eine effektive Agrarwende auf ökologische Landwirtschaft, die nicht zerstört, sondern eben Leben schafft. Zweite Forderung war ein Ausstieg aus den fossilen Energien "Stoppt den fossilen Wahnsinn!". Ich glaube, die konkrete Forderungen war, alle Ausbauprojekte von fossiler Infrastruktur zu beenden, weil wir haben die Klimakrise und ihr könnt jetzt nicht neue Pipelines bauen um da Öl und Gas durchfließen zu lassen. Und der aktuelle Slogan ist "Stoppt eine Wirtschaft, die tötet." und da geht es wirklich ein komplettes Umkrempeln dieses kapitalistischen Wirtschaftssystems. Du musst halt in einer verdammt schnell Zeit passieren, weil wenn man sich das ganze anschaut und wirklich durchdenkt, dann heißt es, ist es eigentlich so der Schluss so, es gibt keine Zeit mehr zu verlieren, es muss wirklich jetzt losgehen und das muss sich so viel ändern. Ähm, ja, aber es stimmt halt nicht so mit dem überein wie bei uns Veränderungen passieren. Es sind demokratische Prozesse, man muss mit allen reden und muss alle mitnehmen und das sehe ich auch ganz genau so. Es ist völlig, völlig logisch, sonst wären wir keine keine Demokratie. Und da kommt man fast manchmal in so ein Abwägen, dass wenn man jetzt irgendwie das in so einem Prozess mit Antrag im Bundestag und Gesetzesentwurf und wer entscheidet dann darüber und wer kann ein Veto einlegen und wer macht mit usw., das auf der einen Seite hat und dann die einfach Tatsachen die wissenschaftlich Fakt sind auf der anderen Seite, dann kriegt man es manchmal schon ziemlich irgendwie mit der Angst zu tun und sagt "Hey, es ist doch nicht möglich das noch zu schaffen." #00:30:29-9#

Katharina Mittenzwei: Lass uns einmal über die Kritik sprechen. Du hast es ja gerade selbst auch schon angesprochen. Ich habe den Eindruck, dass die Kritik so zwei Argumentationsstränge hat. Die eine Argumentation ist so demokratietheoretisch, dass die Staatsgewalt oder eure Kritiker*innen sagen, das, was ihr tut, ist ihr, ihr zwingt oder drängt eine demokratisch gewählte Mehrheit dazu, den Willen einer Minderheit umzusetzen. Und das andere ist rechtsphilosophisch, ihr klebt euch auf Straßen oder ihr besetzt irgendwas und das ist eine Straftat und deswegen darf man das nicht machen. Was dabei aber außer Acht gelassen wird, ist das Thema der Gerechtigkeit, die moralischen Argumente. Außerdem werden ja durch die Aktionen aufmerksam gemacht, letztlich auf einen Bruch der Bundesregierung mit dem Pariser Klimaabkommen. Kannst du das für dich einordnen? #00:31:24-2#

Florian Hienle: Hast du unfassbar gut zusammengefasst. Also es sind eigentlich genau diese Argumentationen und ich glaube, das ist so diese Problematik, so zieht sich durch ganz, ganz viele irgendwie Krisen oder Missstände, die es so gab usw.. Also ganz weit nach hinten gehend, die Französische Revolution, das war ja auch irgendwie Mord und Totschlag auf den Straßen, was natürlich auch nicht weder erlaubt war, noch irgendwie zu deren Zeiten, dem Rechtssystem oder dem System, wie dort regiert wird entsprechend. Immer so ein Beispiel das den Aufstand der letzten Generation anführt ist die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten. Ich glaube 60er Jahre, wo halt sehr, sehr viele dunkelhäutige Menschen sich in Busse gesetzt haben an die Orte, wo sie der gesellschaftlichen Norm entsprechend nicht sitzen sollten, weil diese Busse immer so irgendwie nach weiß und Schwarz geteilt wurden, was halt irgendwie aus heutiger Sicht komplett behämmert halt scheint, aber damals eben so die Norm war und deswegen haben sich diese Leute eben dahin gesetzt, wurden dann halt verkloppt von Leuten und haben damit halt einfach wirklich immer weitergemacht, bis es so eine Öffentlichkeit hat, so eine Präsenz hatte, dass das System eben auch geändert wurde. Gut, da sind jetzt nicht direkt irgendwie diese diese Rechtsbrüche mit dabei, aber eben schon dieser, dieser Aufstandsgedanke so. Da ist ein Missstand da, der ist nicht mehr zu ertragen, deswegen gehen wir jetzt alle auf die Straßen. Und natürlich ist es irgendwie so ein Abwägen, wie schon gesagt, eben zwischen diesen Prognosen, die der Konsens der internationalen Wissenschaft gibt zu dem, was jetzt quasi eben so irgendwie möglich ist an Veränderungen, weil ich meine bis jetzt irgendwie Leute aus der Bewegung in eine Partei eintreten, dort so erfolgreich werden, dass sie in das erste Gremium gewählt werden, dann da irgendwie ihre Amtszeit ableisten, in Ausschüssen arbeiten, vielleicht wirklich coole Sachen auf den Weg bringen, die dann so acht Jahre später umgesetzt werden, ist halt irgendwie einfach mit dieser Realität, in der wir leben, nicht wirklich vereinbar, weil das eine Geschwindigkeit ist, die ist irgendwie aktuell nicht zu erreichen. Es könnte irgendwie gehen, wenn es jetzt heißt, okay, es gibt jetzt wirklich Notstandsgesetze, die das die das eben auf den Weg bringen können. Ich glaube, da gab es ein Beispiel, wer sich jetzt dafür interessiert, Ulrike Herrmann hat mit Tilo Jung bei Jung und Naiv gesprochen, wo es um den Zweiten Weltkrieg und Großbritannien ging. Die haben irgendwie in sehr, sehr kurzer Zeit, weil es ein Notstand war, ihre gesamte Wirtschaft umgestellt, dass es von relativ freien irgendwie Marktwirtschaft doch hin zu so einer sehr geleiteten, vom Staat irgendwie geplanten Wirtschaftlich hin ging die Basis davon aber immer noch irgendwie privater Besitz und private Betriebe und Industrien waren so, dass quasi kein Wohlstand eingebüßt wurde, aber trotzdem megaschnell eben diese Kriegsmaschinerie aufgefahren wurde. Das ist jetzt irgendwie ein sehr dramatischer Vergleich und passt nicht ganz dazu. Auf der anderen Seite zeigt es eben, wie schnell eigentlich, wenn es irgendwie gut angegangen wird und mit einer Ernsthaftigkeit betrieben wird, eben ein System verändert werden kann. Und glaube, das ist auch so diese diese Hoffnung, die den Aufstand der letzten Generation antreibt, dass wenn jetzt die Ernsthaftigkeit der Lage in einer adäquaten Weise bei den Menschen ankommt, die regieren, ohne dass wir jetzt irgendwie alle politisch Karriere machen und irgendwann in den Bundestag gewählt werden, dann wäre es möglich, jetzt wirklich diese Wende noch zu schaffen. Und ich glaube auf das ganze ziehen so diese Forderungen eigentlich ab so. "Stoppt eine Wirtschaft, die tötet.", "Raus aus dem fossilen Wahnsinn", so dass halt einfach so der Kurs der Regierung mit den Umständen klimatisch irgendwie verglichen werden und diese großen Lücken aufgetan werden. #00:36:16-9#

Katharina Mittenzwei: Ich habe den Eindruck, das politische Lager, also die Bundesregierung war noch nie so einig in der Kritik dieser Bewegung. Also ich habe wirklich den Eindruck, es gab selten so viel Konsens. Wie erklärst du dir das? #00:36:32-8#

Florian Hienle: Ich erkläre es mir eigentlich vor allem daran, dass es so was noch nicht gab. Also ich meine, wenn man jetzt irgendwie auf Greenpeace Geschichte zurück guckt oder Robin Wood oder Anti-Atomkraftbewegung, gut, es war ziemlich krass, was, was da teilweise auch gemacht wurde, Wackersdorf und so. Aber das ist wirklich ein langfristiger Protest ist, der wirklich bis ins Gefängnis geht mit den ganzen Sachen, das ist jetzt einfach irgendwie ein Novum. Und ja, auf die Art und Weise hat, glaube ich, ist es glaube ich auch noch nicht passiert, dass mit solchen Mitteln irgendwie gegen die Regierung vorgegangen wird. Bzw. nicht gegen die Regierung an sich, sondern gegen den, gegen den Kurs der Regierung. Ich glaube es ist einfach eine neue Lage, sowohl rechtstechnisch, weil es ja wirklich halt Gesetzesbrüche, Ordnungswidrigkeiten usw. ging, gehend ist, als auch eben quasi, diese, diese Maß, diese Methoden eben auch die, auf die Politik zuzugehen, dass da wirklich gesagt wird okay, wir geben euch jetzt quasi diesen Auftrag, macht es oder es herrscht hier wirkliches Chaos, das ist jenseits allem, was so eine Bundesregierung wahrscheinlich abbekommen hat. #00:38:11-9#

Katharina Mittenzwei: Was man der Bewegung ganz neidlos anerkennen muss, ist, dass sie Menschen erreicht, die man normalerweise schwer erreicht. Also ich denke jetzt, man ist klimapolitisch unterwegs, man macht einen Infostand, man macht eine Fahrraddemo, man macht eine kulturelle, politische Veranstaltung, man erreicht ja letztlich immer die Leute, die sowieso schon überzeugt sind. Wenn man sich jetzt auf die Straße setzt, wenn man ein Gebäude besetzt, dann müssen die Menschen mit einem sprechen, die genau, die überzeugt werden müssen. Du hast es ja auch ganz konkret schon erlebt, wenn wir jetzt den Blick auf Nürnberg wenden, du hast dich auch auf die Straße gesetzt. Hattest du das Gefühl, da auch konstruktive Gespräche führen zu können? #00:39:00-7#

Florian Hienle: Das blockierte Leute aus dem Straßenverkehr rausgegangen sind und gesagt haben "Hey, super cool, was ihr hier macht" ist nicht passiert, ist absolut nicht passiert. Das sind irgendwie Leute, die hinter uns mit dem Fahrrad vorbeigefahren sind oder so tatsächlich angehalten und haben gesagt "Leute, macht weiter" und es kam schon irgendwie Unterstützung. Ein konstruktives Gespräch gab es dann später mit jemandem, der, ich glaube bei der VAG gearbeitet hat und als wir dann da von der Polizei festgesetzt am Straßenrand gewartet haben, dass irgendwie da tatsächlich Menschen ankamen und mit uns über die Inhalte gesprochen haben. Auf der Straße ist es nicht passiert, also höchstens, man kann es vielleicht als Zeichen sehen, dass echt richtig wenig Leute aufgestanden sind aus ihren Autos. Die, die ausgestiegen sind, haben natürlich rumgebrüllt wie sonstwas, sind zu uns vorgekommen, wüste Beleidigungen kamen, aber es waren dann doch am Ende gar nicht mal so so viele. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass wir Leute, die überzeugen können, indem wir sie im Straßenverkehr blockieren. Und ich würde auch, ich weiß nicht, wie das passiert ist, aber auf Facebook und Instagram usw. angeschrieben, von Leuten die ich nicht kenne aufgrund dieser Aktion. Gut, ich bin auch namentlich in irgendeinem Fernsehinterview drin, das könnte damit zusammenhängen, aber es ist schon krass, wie sehr dieses Thema eben Emotionalisiert. Und, puh, also ehrlich gesagt stelle ich mich, stell ich mir die Frage auch oft so, ist es, ist es jetzt wirklich sinnvoll, auf die Art und Weise an die Öffentlichkeit zu gehen, dass du halt wirklich störst ohne Ende, die Leute, die nichts dafür können, eventuell in ihren Autos dort eben blockierst irgendwie gerade, ich stelle es mir ziemlich mies vor für LKW Fahrer*innen, die dann sowieso irgendwie einen sehr harten Alltag haben und dann eben noch länger auf der Straße sein müssen. Aufgrund dessen ist es nur eine gewisse Art der Instrumentalisierung. Also du sagst ich gehe halt her und mach was, damit es überall gesehen wird und man sagen kann, wir stellen uns jetzt gegen das System, wir stoppen den Status Quo. Ähm, dass das irgendwie ständig weitermachens, was ich irgendwie finde ich auch bildlich ziemlich gut irgendwie visualisiert in diesem, in diesem Autobahngeschehen, wo dann halt alles so seinen geregelten Gang geht und alle fahren dadurch usw. und man setzt sich da einfach davor und sagt "Nein Leute, es geht einfach nicht weiter", ohne dass man jetzt irgendwie eine konkrete Bitte an die Leute, die da in der dritten Reihe in dem VW sitzen und gerade im Kopfschütteln. Es ist echt so ein, echt so ein Abwägen. Ich fände es schon in dem Sinne sehr, sehr bemerkenswert, dass es eben diese große Öffentlichkeit gibt. Gegen uns laufen jetzt eben auch Verfahren, die wahrscheinlich Ende des Jahres weitergehen, weil Gerichte haben gerade viel zu tun. Und ja, ich finde es, es ist so mit, das, dieser, der einzige Akt, der irgendwie diese Verzweiflung, die man spürt, wirklich in voller Breite ausdrückt. Also du wirst auch angesprochen in so Rundmails und so vom Aufstand der letzten Generation als "Liebe Klimaverzweifelte". Ich finde, es ist voll das voll das treffende Bild, weil es halt wirklich echt nicht viel Zeit ist, sich richtig viel ändern muss. Das liegt nicht allein in unserer Hand und wenn es nicht passiert, dann sind wir die, die so richtig leiden. Und du meintest vorhin schon das machen, es ist sehr bunt gemischt, die Gruppe, also ich bin auch mit einem auf eine Aktion gegangen in Berlin. Es war auch Aufstand der letzten Generation irgendwie nahe des Regierungsviertels Straßenblockaden zu machen und der Mann ist halt Rentner gewesen und macht das für die zukünftigen Generationen. Er hat selber auch irgendwie Enkel, Enkelin, aber irgendwie, ja. Ich verstehe nicht, warum so viele Leute, die halt zumindest ein bisschen was über diese Lage wissen, eben nicht genauso drauf sind wie der Kerl. Von daher, also aus reiner Ich-Perspektive würde so, würde ich sofort sagen "Jawoll, das ist es Ich. Ich fühle mich so, dass ich mich jetzt auf die Straße setzen könnt und Rabatz machen.", aber es sind schon so diese Gedanken an die Gesamtgesellschaft. Was macht das mit mit den Leuten, die das sehen? Was macht das mit den Politiker*innen? Ist es wirklich so, dass wir damit unsere Ziele besser erreichen als über irgendwie Klimalobbyismus oder so. Angenommen, man gründet irgendwie eine Gruppe, die in der, oder man schließt sich einer Gruppe an, die in der Bevölkerung sehr, sehr viel Rückhalt hat und geht immer in so Gespräche als Interessenvertreter mit den Regierenden. Gibt es ja, es gibt ja Bund Naturschutz mit einem großen politischen Gewicht, es gibt den ADFC, diverse Verbände, die eben Interessen vertreten, die sich nicht nur um Industrie drehen usw Das könnte eben auch ein Weg sein, der der was bringt, das wäre demokratisch legitimiert. Das wäre ja okay. Aber schaffen wir das damit rechtzeitig? #00:45:15-1#

Katharina Mittenzwei: Eine ganz große Herausforderung ist ja tatsächlich die fatale Autoverliebtheit, die ja auch dieses irrwitzig dramatische Thema des Tempolimits einfach bis ins Unglaubliche treibt. Das ist jetzt die Überleitung zu der Bewegung autofrei Nürnberg, bei der du maßgeblich beteiligt bist oder sie mitgegründet hast bzw. auch verwandt ist mit dem Klimazirkus Nürnberg. Vielleicht kannst du uns da einen kurzen Überblick geben, wie ihr arbeitet, was ihr macht. #00:45:48-1#

Florian Hienle: Ja, ganz witzig, dass du da die Überleitung gesetzt hast, weil es ist wirklich so, auch beim Aufstand der letzten Generation, wenn du irgendwie noch essbare, weggeworfene Lebensmittel durchs Landwirtschaftsministerium wirfst, was ja eigentlich vom Bild her und auch vom, äh, ja, das ist keine Straftat. Wenn du das machst, kriegst du lange nicht so viel Aufmerksamkeit, wenn du eine Autobahn blockierst, weil es wirklich die die Autobahn ist, die irgendwie weh tut. Und ich glaube auch durch unsere Blockade am Frankenschnellweg ist das zu einer Aktion geworden, die so viel aufgerührt hat in Nürnberg und wahrscheinlich damit, obwohl wir nur zwölf Leute waren, viel krasser war als die 50 Leute vor der Wurstfabrik. Ja, überleitend zu Nürnberg autofrei. Das ist ein viel weniger radikaler Ansatz und ich finde es super, dass es jetzt in Kontext mit der Klimaproblematik steht, aber es ist natürlich auch in ganz vielen anderen Bereichen irgendwie ein sehr brennendes Thema. Es geht dabei um Lebensqualität in der Stadt, die durch so viele Autos eingeschränkt wird. Es geht um einen besseren Alltag für uns alle, weil so viel Zeit verloren wird im Parkplatz suchen. Es geht aber eben gleichzeitig auch um Klimaanpassung, weil mit diesem ganzen Platz, der gerade zugestellt wird, kann man so viele Bäume pflanzen. Autos hitzen sich brutal krass auf in der Sonne und ich glaube, das hat man jetzt die letzten Tage, wo wir das jetzt aufnehmen, 21.07.2024, gestern bin ich mit dem Rad zur Arbeit gefahren und der Fahrtwind war gut. Alle Leute, die ich eingecheckt habe aus dem Hotel, waren wirklich durch. Und große Karaffe Wasser hingestellt, die war weg wie nix. Ja, es ist halt wirklich auch auch ein Thema, dass das angegangen werden muss. Insgesamt der Verkehr macht so rund 18 % der CO2 Emissionen aus und deswegen passt das Thema sowohl in Klimakontext, aber auch in diesen Stadtentwicklungskontext hin zu irgendeiner lebenswerteren Stadt. Der Beweggrund dafür war eigentlich, dass einige aus dem Klimazirkus gesagt haben, lasst uns jetzt wirklich irgendwie was machen, was so richtig demokratisch legitimierte Schlagkraft hat. Weil bisher hat der Klimazirkus, haben wir noch nicht drüber gesprochen, aber es ist schnell erklärt, so ähnlich wie das Klimacamp, eben so einen Ort geschaffen, wo Veranstaltungen stattfinden, wo viel Infomaterial ausliegt und wo groß unsere Forderungen beispielsweise nach Verkehrswende demonstriert werden. Und das haben wir immer an verschiedenen Orten gemacht. Zuletzt waren wir leider nur einen Nachmittag, aber immerhin dafür auf der Autofahrspur, wieder am Rand der Innenstadt am Hallertor, aber wir waren auch schon am Aufseßplatz, in St. Leonhard und an der Prateranlage, um einfach zu sagen, okay, wir wollen jetzt mal wirklich weggehen von dieser, von dieser Altstadt und in die Stadtkerne von den Orten gehen, wo die Leute in Nürnberg auch wirklich leben und nicht jeder zweite Tourist ist. Und da das halt irgendwie auch so war, dass wir dann mal da irgendwie mit dem Umweltreferat gesprochen haben zu unseren Veranstaltungen, so fünf Leute kamen, die da eben wohnen und viele vorbeigegangen sind und es sehen, das eine sehr unterschwellige Einflussnahme, sag ich mal, ist, hatten eben ich und ein paar andere Leute Bock irgendwie jetzt was zu starten. Es wird so aussehen, dass wir ein Bürgerbegehren machen, so ähnlich wie der Ratentscheid, der Klimaentscheid oder das 365€-Ticket, dass wir damit wirklich auch in diese, in die Politik mit reingehen, weil wir überzeugt sind, es gibt auch in Nürnberg wirklich, wirklich viele Leute, die sich eine autoreduzierte Stadt wünschen. Ja, laut Statistiken der Stadt sind ungefähr 30% der Haushalte autofrei in Nürnberg. Ist natürlich jetzt die Frage, sind da viele Leute dabei, die sich einfach das Auto nicht leisten können und überhaupt nicht politisch drauf sind? Sind da Leute dabei, die gerne ein Auto hätten, aber es jetzt nicht haben? Sind da Rentner*innen dabei, die super gerne Auto fahren würden, wenn sie eins hätten. Aber im Groben und Ganzen für ein Bürgerbegehren braucht man, ich glaube, 3% der Stadtbevölkerung, 12.000 Unterschriften, damit es quasi in den Stadtrat weitergeht. Deswegen ist unser Ansatz, wir wollen diese autofreie Gruppe in Nürnberg unter der Bevölkerung sichtbar machen, ihr politisches Gewicht verleihen und so eben Forderungen nach mehr Grün, weniger Parkplätzen oder besseren Zugang und besseren ÖPNV für alle, so dass das Auto überflüssig wird und wir uns einfach freier auf den Straßen bewegen können, was ja auch ein großer Sicherheitsaspekt ist, mit Kindern usw., eben Nachdruck verleihen. Deswegen arbeiten wir so, wir sind, uns gibt seit Anfang des Jahres, das wir eben mit viel mit Gruppierungen also erstmal irgendwie uns Wissen angeeignet haben durch Literatur, beispielsweise Katja Diehl, "Autokorrektur" ist ein Popstar unter den Verkehrsexperten, Vorträge angehört, Professor Kipke hier in Nürnberg forscht zu dem Thema sehr viel, dann später in den Diskurs gegangen sind mit anderen Gruppierungen, die hier in Nürnberg viele Mitglieder haben, Greenpeace war da dabei, aber auch der Behindertenrat, um eben Forderungen zu entwickeln, die mit diesen Leuten irgendwie d'accord gehen. Und jetzt ist gerade in der Phase der juristischen Prüfung, deswegen kann ich gar nicht genau sagen, wie unsere Forderungen aussehen, wenn das Unterschriftenpapier rauskommt, weil es eben alles noch mal abgecheckt werden muss. Unfassbar schwierig, da durchzublicken, was man mit so einem Bürgerbegehren fordern darf und was nicht. Beispielsweise wenn es zu teuer ist für die Stadt, kann man es nicht fordern, man darf nicht in einen Haushalt eingreifen, der ja eh, also wer es ein bisschen verfolgt, ziemlich eng gestrickt ist, jetzt die nächsten Jahre. Genau. Und wenn das alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, haben wir im September einen Unterschriftenzettel, der quasi durchführbares Bürgerbegehren aufweist und wir gehen pünktlich zum Park(ing) Day am 16.09 auf Unterschriftensammlung. Vorher haben wir schon einige Aktionen gemacht, jetzt gestern im Bildungszentrum diesen Diskurs um die Autostadt Nürnberg, so haben wir es immer genannt, so ein bisschen in die Stadtbevölkerung reinzubringen. Wir waren in verschiedenen Kulturläden, es gab kostenlose Veranstaltungen, kostenpflichtige Veranstaltungen, die sich alle um dieses Thema gedreht haben, um diesen, da auch ein bisschen was zu hören, was irgendwie Leute beschäftigt hier in Nürnberg. Und auf die Art und Weise versuchen wir eben jetzt gerade auch vor dem Bürgerbegehren schon einiges an Öffentlichkeit zu schaffen. Die Aktion, wo ich jetzt nach unserem Gespräch noch hinfahre, das ist im Z-Bau, im Nordgarten, da bauen wir ein Auto um, so dass es auf dem Kopf stehen kann. Also auf dem Kopf steht es jetzt auch und unser Ziel ist da eben, Bänke rein zu bauen und das zu einem lebensfreundlichen Ort zu machen, wo sich alle aufhalten können. Nicht nur die, die ein Auto besitzen und denen dann später ein Parklet auf den Parkplatz zu stellen, um eben quasi auch in so einer bunten Aktion eben zu zeigen, was wir wollen, Öffentlichkeit zu kriegen und dieses Thema autofrei werden eben attraktiv zu machen. Franken Fernsehen war auch schon da, hat auch einen Beitrag, insofern schon mal eine gelungene Öffentlichkeitsaktion. Und am Samstag soll das Ganze an den Aufseßplatz gefahren werden, wo wir dann zusammen mit allen Leuten, die Bock haben, das ganze Ding noch bemalen und ein bisschen weiter ausgestalten. Ist jetzt schon irgendwie krass, von dieser Aktion zu reden. In einem Gespräch, wo wir über Verzweiflung und Aufstand der letzten Generation und Kohlegruben stürmen geredet haben, aber das sind ebenso so Schritte, die eben im Vergleich zu den Aktionen wahrscheinlich mehr Leute irgendwie erreichen werden und, nicht erreichen, aber mehr Leute dazu bringen würden zu sagen "Ja, das ist cool, gefällt mir, ist nett, mache ich eine Unterschrift" und am Schluss, wenn wir das so irgendwie stringent durchziehen, wird es eben tatsächlich dazu führen, dass sich der Stadtrat damit beschäftigt, mit uns eine Strategie aushandelt, wie Nürnberg bis 2030 den Autoverkehr reduziert. Oder wenn der Stadtrat blockiert, wir einen Bürgerentscheid machen können, wo noch mehr Leute unterschreiben müssen, aber auch wenn es klappt, das es die Wirkung eines Stadtratsbeschlusses hat. #00:55:20-2#

Katharina Mittenzwei: Ist denn der Klimazirkus oder autofrei Nürnberg Eine Gruppe, bei der man einfach mitmachen kann? #00:55:26-4#

Florian Hienle: Ja, definitiv. Wir bieten in unregelmäßigen Abständen Kennenlerntreffen an, das teilen wir dann immer auch auf Social Media, Instagram, Twitter und Facebook. Und es gibt einiges zu tun, also es geht jetzt vor allem so in Richtung Öffentlichkeitsarbeit. Wer jetzt irgendwie Lust hat, es noch nie gemacht hat, eine Demo zu organisieren, dann können wir das eben einen coolen den Einstieg bieten, in das ganze Thema. Und gerade auch wenn es ans Sammeln geht, ist auch ein ziemlich einfacher Einstieg, den man mit jedem Zeitbudget, das man hat, wenn man eine Stunde die Woche hat ist cool, wenn man 20 Stunden die Woche hat, ist grandios. Genau diesen, diesen, das bieten wir, bieten wir quasi an, dass man einfach mitmachen kann und wir tun unser Bestes, um da eben Menschen auch an der Hand zu nehmen und nicht einfach zu sagen, okay, unterschreibst den Wisch, dann bist du Vereinsmitglied und alles andere juckt uns nicht". Wir sind zwar Teil von einem Verein, Autofrei leben Deutschland, aber an sich arbeiten wir eben quasi als Ortsgruppe, so ähnlich wie eben, ja, möglichst ähnlich wie das Klimacamp auch, weil das hat wirklich gut funktioniert, da ein niedrigschwelligen Einstieg in den Aktivismus dazu zu bieten. Und Klimazirkus hat nicht nur sehr große personelle Überschneidungen, sondern ist auch irgendwie ein cooles Format, wo man sich ein bisschen ausprobieren kann, Demos veranstalten, um dieses Thema eben unter die Leute zu bringen. Und unsere letzte Idee war eben quasi den Klimazirkus auf der Straße zu machen und damit das Verkehrswendethema anzusprechen, Tischtennis gespielt mitten auf der Straße war eben auch wirklich ein sehr schönes und cooles Bild. Wer Lust hat, da mitzumachen, am 25. ist das nächste Einstiegstreffen. Wann und wo, weiß ich nicht. Müssen sich jetzt Zuhörende, die interessiert sind, selber einmal nachschauen. Nürnberg autofrei. #00:57:36-0#

Katharina Mittenzwei: Wir verlinken euch natürlich in den Shownotes, dann kann man eure aktuellsten Meldungen auch direkt nachlesen. Ich finde ja, die ideale Ergänzung zu einer aktiven politischen Arbeit ist das sich informieren und das sich Austauschen. An der Stelle möchte ich auf eine dreiteilige Veranstaltungsreihe hinweisen, die wir jetzt im Herbst durchführen, bei dem wir uns dem Thema Wald, also dem Verhältnis Mensch-Baum widmen. Wir haben da ganz tolle, wunderbare Referent*innen, die sich dem Thema aus drei verschiedenen Perspektiven widmen. Sie und ihr seid ganz herzlich dazu eingeladen. Ja, Florian, ich möchte mich ganz herzlich für dieses wunderbare Gespräch bedanken. Ich hoffe, du bist nicht nur ein Klimaverzweifelter, sondern auch ein Hoffnungsträger. Ich hoffe, es war nicht die letzte Unterhaltun, vielleicht findet man auch noch die eine oder andere Veranstaltung von und mit dir bei uns im Bildungszentrum. Ich möchte mich verabschieden und zwar in eine Sommerkreativpause. Unser nächster Podcast geht am 22. September weiter, ich weiß auch schon mit was und mit wem, das verrate ich jetzt natürlich nicht und sage einfach noch mal Tschüss Florian. Herzlichen Dank dir! #00:58:42-1#

Florian Hienle: Ja, danke dir Katharina und ich hoffe das auch Menschen, die es gehört haben, daran sich bereichern konnten. #00:58:48-6#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

„Schaffen wir es rechtzeitig?“. Hienle über die psychische Belastung der Klimaarbeit, mediale Erfolge der Bewegung und ein autofreies Nürnberg.  
 

Florian Hienle und seine MitstreiterInnen sind inhaltlich klar fokussiert, gut organisiert und haben ein Ziel: die Klimawende. Der Preis dafür ist hoch. Was das Klimacamp in Nürnberg als Aktivator angestiftet hat, wird nun in vielzähligen Gruppen weitergeführt. Hienle, der selbst den Klimazirkus und autofrei Nürnberg gegründet hat und bei Aktionen von Extinction Rebellion und Ende Gelände mitwirkte, folgt dem Credo „Klimaschutz ist Handarbeit“. Sei es die Agrarwende oder der Ausstieg aus fossilen Energien: der Klimanotstand ist das größte Problem unserer Zeit. So verwundert es nicht, dass sich die Gruppenmitglieder gegenseitig als Klima-Verzweifelte ansprechen. Denn existentielle Fragen ob der sicheren Zukunft uns Aller belasten nicht nur die Gemüter sondern führen auch zu den verschiedensten radikalen Formen des friedlichen Widerstands. Aller demokratietheoretischer oder rechtsphilosophischer Kritik zum Trotz möchte Hienle dem Bruch am Pariser Klimaabkommen nicht einfach tatenlos zusehen. Immer mit einer gesunden Portion Selbstreflexion ausgestattet scheut er keinen Kontakt zu KlimaleugnerInnen. Doch: was bewirkt radikale Klimaarbeit - sind Straßenblockaden der richtige Weg? Und: schaffen wir es rechtzeitig? Auch in Nürnberg ist die Landschaft klimapolitisch aktiver Bewegungen groß - und wächst stetig. 

Zum IPCC Bericht:   https://www.ipcc.ch/ 

Lesetipp: Ein Plädoyer für eine inklusive und klimagerechte Verkehrswende 
https://www.fischerverlage.de/buch/katja-diehl-autokorrektur-mobilitaet-fuer-eine-lebenswerte-welt-9783103971422 

Medienwerkstatt Franken: AktivistInnen auf dem Weg nach Lützerath 
https://www.medienwerkstatt-franken.de/video/luetzerath-widerstand-klima/ 

Kommt vorbei beim Klimazirkus Nürnberg und der Gruppe autofrei Nürnberg 
https://klimazirkus-nbg.de/ 
https://autofrei-nbg.de/ 

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Aufgenommen am: Mittwoch, 21. Juli 2022 
Veröffentlicht am: Donnerstag, 54. August 2022 
Moderation: Katharina Mittenzwei 
Im Gespräch: Florian Hienle 

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Wir sind mindestens jeden zweiten Donnerstag mit einer neuen Folge online, manchmal öfters.
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