Claudia Globisch, eint die Corona-Demonstranten „eine gemeinsame Sache“?
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Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. Hallo. #00:00:16-7#
Grazyna Wanat: Mein Name ist in Grazyna Wanat und ich spreche heute mit Soziologin Dr. Claudia Globisch. Dr. Claudia studierte Soziologie, Germanistik und Philosophie an der Friedrich Alexander Universität Erlangen, Nürnberg und an der Duke University, North Carolina, USA. Sie promovierte an der Universität Erlangen mit einer Arbeit zum Antisemitismus von links und rechts in Deutschland. Und sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an verschiedenen Instituten für Soziologie hier an der Universität Erlangen und an der Universität Leipzig. Assistent Junior, Professorin am Institut für Soziologie der Universität Innsbruck und in 2019 Gastwissenschaftlerin am Goldsmith College in London. Alles richtig? Ja. Seit Juli 2019 ist sie wissenschaftlicher Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg. Das Institut ist eine eigenständige, besondere Dienststelle der Bundesagentur für Arbeit. Und wenn ich mir die Schwerpunkte deiner Forschung durchlese, dann weiß ich, dass hier Themen für zehn Podcastfolgen stecken. Also dazu Zu deinen Schwerpunkten gehören zum Beispiel Sozialpolitik, Forschung, Armutsforschung, Inklusion und Exklusion, Prozesse, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Forschung im Web und soziale Medien, Teilhabechancen, Gesetz und die sozialen Folgen der 19 Pandemie. Also bevor wir zur Korona kommen und zu den soziologischen Analyse der unheimlichen Demos in Berlin, will ich zunächst vom Grundsätzlichen fragen Was ist eigentlich Soziologie? #00:02:27-0#
Dr. Claudia Globisch: Ja, hallo erstmal und vielen Dank für die Vorstellung. Ja, Soziologie würde ich ganz einfach beschreiben. Also Soziologie heißt beobachten, also gesellschaftliche Ordnungsmuster und Verhältnisse beobachten und beschreiben, wie sie sich gebildet haben. Und diese Ordnungsmuster zu erklären. Also das heißt, man will beschreiben Oder man beschreibt, welche Muster Gesellschaften und Menschen oder Subjekte wie wir sagen, strukturieren und wie sie wirkmächtig sind und erklären, welche Funktionen sie haben und was sie umgibt. Das können beispielsweise sein politische Ordnungen, soziale Bewegungen, Sozialpolitik, Arbeitsverhältnisse, Alltagspraktiken, Körpermode, Kunst, Architektur, Sport. Also, wie du siehst, letztlich alles Gegenstände, die uns umgeben und die in einer gewissen Weise auch unsere Umgebung strukturieren, sich in einer Weise gebildet haben, wirkmächtig wurden und eine Funktion haben. Also zum Beispiel könnte man fragen jetzt auch an einem Beispiel, was ich selber untersuche Was bedeutet Armut in einer Gesellschaft? Wie drückt sich Armut aus? Was für Definitionen von Armut gibt es also? Sind es nur? Bedeutet es nur, dass es Menschen sind, die wenig Geld haben? Oder hängt das auch zusammen mit Teilhabe beispielsweise und Teilhabechancen? Welche Leute sind da auch am meisten betroffen? Hat es vielleicht geschlechterspezifische Auswirkungen? Frauen oder Männer? Wie organisiert die Gesellschaft auch Armut? Also werden die Leute verwaltet, zum Beispiel durch so eine Institution wie die Bundesagentur für Arbeit? Oder geht man anders, also mit armen Leuten also, die man als arm beschreibt, um? Genau das wären jetzt solche Fragen, wo man sich fragt also, wie geht die Gesellschaft damit um, Wie ist Gesellschaft strukturiert und vielleicht auch. Also was ich sehr oft mache und wichtig finde, historisch zu gucken, wie sich die Phänomene verändert und gebildet haben, Also auch was sind. So wie haben sich Armutsdefinitionen und Armutsprozesse verändert? Wie gehen unterschiedliche Gesellschaften damit um? Genau. Also das wäre so eine Kurzbeschreibung von Soziologie, dass es tatsächlich aber um Ordnungmuster geht und wie die wirkmächtig sind. Und vielleicht kann man noch hinzufügen, welche Akteure daran auch beteiligt sind an der Durchsetzung von bestimmten Mustern. #00:05:00-2#
Grazyna Wanat: Also Muster erkennen, die Welt verstehen, sozusagen die Systeme kapieren, wie Menschen ticken oder Menschengruppen ticken. Das finde ich toll. Was ich nicht so toll finde. #00:05:11-8#
Dr. Claudia Globisch: Mecker Ecke. #00:05:15-0#
Grazyna Wanat: Ist das meiner Meinung nach die Soziologie eine wahnsinnig hermetische Sprache entwickelt hat. Und wenn man als Laie versucht, ein bisschen reinzuschauen in diese, in dieser Entdeckungssysteme, hat man wahnsinnige Schwierigkeiten, das zu verstehen. #00:05:35-1#
Dr. Claudia Globisch: Ja, also ich gebe dir einerseits absolut recht, die Soziologie hat eine eigene Sprache und ich würde sagen also nicht nur die Soziologie hat eine Sprache, sondern es gibt also verschiedene Theorien innerhalb der Soziologie, die wieder ganz eigene Sprachen haben. Also wenn ich mir anschaue, so ganz besonders die Systemtheorie, die beispielsweise Begriffe hat, die also auch nicht von allen verstanden werden, die nicht mit der Systemtheorie arbeiten, nur als Beispiel. Und in dem Sinne verstehe ich deine Bedenken oder deine Kritik absolut. Und andererseits würde ich sagen also wie im Prinzip jede Wissenschaft, also wenn man die Medizin schaut oder die Naturwissenschaft, hat natürlich jede Wissenschaft auch eine bestimmte Sprache und bestimmte Begrifflichkeiten, die für sie wieder ein System ergeben und Sinn ergeben. Und damit also sichern sie im Prinzip also sich auch so ein bisschen Autonomie, also dass sie weniger auch beeinflussbar sein sein wollen von so Anforderungen wie man muss, es muss immer angewandt sein. Also das ist ja so ein Vorwurf, Der an die Soziologie recht oft herangetragen kommt, dass wir anwendungs produziertes Wissen machen sollen, also Anwendungswissen produzieren sollen. Und damit ist man. #00:06:57-9#
Grazyna Wanat: Vorschläge machen? #00:06:59-1#
Dr. Claudia Globisch: Ja, genau. Vorschläge machen, Handlungsempfehlungen machen. Und das kann man natürlich machen aufgrund auf Basis von Forschungsergebnissen. Und dabei sind aber Forschungsergebnisse natürlich immer vorläufig und ich glaube, das zu vermitteln. Das hat jetzt ganz gut aus meiner Sicht in den Naturwissenschaften also der Virologe Christian Drosten geschafft, der eine hervorragende Kommunikation gemacht hat. Ja, aber es ist ja auch unterschiedlich aufgenommen worden in der Gesellschaft. #00:07:31-1#
Grazyna Wanat: Vielleicht auch, aber vielleicht auch deswegen, dass wir das nicht gewohnt sind. Das ist vielleicht doch eine bisschen neue Entwicklung. Ist, die jetzt gestartet ist, mehr oder weniger? #00:07:40-9#
Dr. Claudia Globisch: Also ich sehe das schon als sehr positiv, wie du sagst. Also es hat auch manchmal mit Gewöhnungsprozessen zu tun, dass man sich einlässt. Und viele Leute fanden es ja wirklich toll auch, also dass sie mal so einen wissenschaftlichen medizinisches Wissen erklärt bekommen haben. Zwar in einer Sprache, die versucht hat. Also einfach im Sinne, dass man ihr folgen konnte, aber trotzdem Sachverhalte komplex wie sie sind darzustellen. Und das finde ich eigentlich eine hohe Kunst und auch einen guten Anspruch, der uns da vorgelegt wurde. Ja. Ja, aber. Also in dem Sinne gebe ich dir recht. Aber genau. Es wäre auf jeden Fall ein Anspruch, die komplexen Sachverhalte trotzdem mit Zeit. Das kostet natürlich Zeit oft, die in den Medien oft nicht gegeben sind in vielen Medien. Da geht es dann kurz in einem Satz. #00:08:32-9#
Grazyna Wanat: Richtig. Ja. #00:08:34-2#
Dr. Claudia Globisch: Genau. Also das im Prinzip auszudrücken. #00:08:36-8#
Grazyna Wanat: Ja. Aber gleichzeitig merkt man, dass das Interesse da ist. Also die Medien täuschen sich vielleicht in der Überzeugung, dass man wirklich nur knappe, kurze Informationen mit prägnanten Titel losschicken muss. #00:08:49-3#
Dr. Claudia Globisch: Gerne lernen. #00:08:51-1#
Grazyna Wanat: Ich gebe dir da vollkommen recht, weil ich tatsächlich glaube, dass eine sehr gute Wissenschaftskommunikation auch sehr angenommen werden würde und auch gewünscht sein könnte, also von größeren Bevölkerungsgruppen. #00:09:05-2#
Dr. Claudia Globisch: Ja, vielleicht versuchen wir heute ein Stückchen davon zu produzieren. Was ich persönlich sehr spannend finde. In der Soziologie sind die sogenannten Zeitdiagnosen. Was sind eigentlich diese Zeitdiagnosen? #00:09:20-2#
Grazyna Wanat: Also Zeitdiagnosen sind Beschreibungen von Gesellschaft, die versuchen, die momentane, das Charakteristische der momentanen Gesellschaften in den Blick zu nehmen, also tatsächlich zu sagen nicht wie strukturieren sich Gesellschaften schon immer, sondern was sind momentan prägende Trends und prägende Charakteristika von Gesellschaften? Und deshalb haben es zeitgebundene Zeitdiagnosen sehr oft an sich, auch so Begriffe zu prägen wie Risikogesellschaft, Externalisierungsgesellschaft, Erlebnisgesellschaft, was ja alles Soziologen getan haben, um quasi zum jetzigen Zeitpunkt also die Momentaufnahme zu beschreiben. Was ist das Charakteristische quasi einer Gesellschaft? Das würde ich für eine Zeitdiagnose. #00:10:10-0#
Dr. Claudia Globisch: Okay, können wir über ein paar solche Zeitdiagnosen sprechen? Ich weiß, das ist große Herausforderung, das wirklich so verkürzt in so einem Fall zusammenzufassen. Aber ich würde dich bitten, dass wir vielleicht mit Sigmund Bauman starten. #00:10:26-9#
Grazyna Wanat: Also Zygmunt Bauman ist tatsächlich jemand, der auch meinen eigenen Forschungen sehr nahe ist und ich gerade im Bereich der Antisemitismusforschung mit Zygmunt Bauman und besonders mit einer seiner Figuren und einem berühmten Satz, nämlich Die Juden sitzen rittlings auf den Barrikaden. Die Juden sind immer dazwischen sehr stark gearbeitet habe. Baumann, und das muss man wissen, war jüdischer Herkunft. Und er hatte. Er musste zweimal mit seiner Familie fliehen, also einmal aus dem nationalsozialistischen Deutschland und einmal aus Polen, weil dort gab es antisemitische Schauprozesse, und er war dort damals an der Uni Warschau Professor, ist dann aus der Kommunistischen Partei ausgetreten und hat seinen Lehrstuhl verloren. Und interessant daran ist also und war auch für mich, dass es einmal, dass er einmal mit einem Antisemitismus von rechts, also vom Nationalsozialismus zu tun hatte und einmal mit einem Antisemitismus von links, der gemeinhin ja viel, viel umstrittener ist. In der Forschung, aber auch in der politischen Öffentlichkeit. Gibt es denn überhaupt Antisemitismus von links? Es gibt schon viele Forschungen dazu. Und da habe ich mich besonders mit auseinandergesetzt. Mit dem Hintergrund ist Baumann jemand dessen, der natürlich auch dessen Werk von seiner Biografie geprägt ist. Und vielleicht will ich so zwei Punkte herausnehmen, also ein zentrales Werk, das mich jetzt sehr geprägt hat. Bach oder seine zwei Werke war einmal Dialektik der Ordnung, die Moderne und der Holocaust und Moderne und Ambivalenz. Und das sind beides Werke, die vor seinem Spätwerk geschrieben wurden, wo er sich damit auseinandergesetzt hat. Was sind die Charakteristika der Moderne? Und seine These war Die Moderne hat grundsätzlich versucht, die Welt durchschaubar zu machen und in eine Ordnung zu pressen und grundsätzlich Ambivalenzen zu leugnen. Und aus seiner Sicht ist genau dieser Versuch, Ambivalenzen zu leugnen und auch die Zufälligkeit von Kultur und überhaupt menschlichen Lebens zu leugnen, schwierig, hat nämlich immer wieder zu neuen Ambivalenzen geführt, die dann also in der Moderne mit dem Nationalsozialismus in einem Versuch kulminiert sind, wo alle, wo versucht wurde, alle Ambivalenzen zu vernichten. #00:12:48-2#
Dr. Claudia Globisch: Also also alles vereinfachen. #00:12:50-4#
Grazyna Wanat: Alles für Eindeutigen vereinfachen und alle Ambivalenzen auslöschen. Und für ihn selbst war die Moderne also kein Fortschritt sprozess, kein eindeutiger Fortschrittsprozess. Und ich würde sagen, da sind sich sehr viele Zeitdiagnosen Diagnosen einig. Also er beschreibt im Prinzip die Moderne, die war geprägt von dem Willen nach Ordnung, nach Vereindeutigung, nach Reinheit, nach aufgeräumten Gemeinschaften. Und aus seiner Sicht war der Glaube an Technik und Bürokratie und Rationalität kennzeichnend für die Moderne, aber hat eben auch mit seiner Logik der Vereindeutigung und der Auslöschung von Ambivalenz zu solchen Systemen wie dem Nationalsozialismus geführt Fürth und aus seiner Sicht ist es jetzt auch ein möglicher Pfad der Moderne und die, den die europäische Aufklärung einschlagen konnte und der auch möglicherweise wiederholbar ist. Also, so war seine These. Und er schloss dann damit an, dass er meinte, erst die Postmoderne, die er nach der Moderne als Zeitalter quasi verortete, die hat quasi Schluss gemacht mit der Vereindeutigung spraxis aus seiner Sicht und hat eben nicht diese vereindeutigende, übersichtliche Welt mehr schaffen wollen, Ambivalenzen zugelassen. Und genau das würde ich sagen, das sind so seine, das ist so seine zentrale These, aufbauend jetzt auf diesen zwei Werken und und interessant eben an diesen, an diesem Werk von Zygmunt Bauman, auch an dieser Zeitdiagnose war tatsächlich, dass er ganz gut beschrieben hat, welche Rolle auch Antisemitismus und die Juden spielen, die er im Prinzip immer dazwischen, also so als Ausdruck von Ambivalenz auch beschrieben hat, also als Ausdruck mit verschiedenen Zugehörigkeiten von Ambivalenz. Und die, die immer auch in der Konstruktion rittlings auf den Barrikaden saßen, also sozusagen und sozusagen so eine Figur des Dritten also dazwischen quasi darstellten im Antisemitismus. Und da haben viele Antisemitismustheorien, unter anderem habe ich auch damit gearbeitet in meiner Dissertation da angegriffen und eben gezeigt, dass tatsächlich die Konstruktion der Juden im Antisemitismus sie immer außerhalb der nationalen Ordnung, außerhalb einer klassifikatorischen Ordnung verortet und als etwas Drittes von jenseits von wir und sie, jenseits von nationalen Kollektiven verortet. Und das kann man empirisch ganz gut zeigen. Also ich habe mir das angeguckt von 89 bis 2009. Aber die Theorie, auf die ich mich da bezogen habe, Klaus Holtz, der das quasi für den nationalen Antisemitismus am Anfang des 19. Jahrhunderts gemacht hat, der hat es auch noch mal in den historischen Texten nachgezeichnet. Und ich finde, dazu war Zygmunt Bauman oder Zygmunt Bauman eine sehr. Also diese Figur war einfach eine sehr inspirierende, auf die viele dann auch in der Antisemitismusforschung auf angedockt haben. #00:16:03-5#
Dr. Claudia Globisch: Ja, ich durfte Simon Baumann einmal live erleben in Polen zu Ende seines Lebens, wo er noch mal schon wieder, also am Ende seines Lebens hat es schon wieder in Polen erlebt, dass er vor jeder Lesung oder vor jeder Veranstaltung wirklich heftige Demos gegeben hat von Rechten gegen ihn. Ja. #00:16:27-3#
Grazyna Wanat: Also seine letzten Texte waren ja auch welche, die sich noch mal mit Populismus beschäftigt haben und vielleicht da noch mal anknüpfen. Er hat ja dann später, also nach diesen Moderne Ambivalenz Werken auch noch über die Postmoderne geschrieben und eigentlich die Postmoderne so als leichtes Zeitalter beschrieben, jenseits eines schweren Zeitalters der Moderne. Und hat, das ist vielleicht für sein Spätwerk noch ganz interessant Zeit diagnostisch die die Postmoderne als was beschrieben, wo Macht nicht mehr festgemacht wurde an nationalen Grenzen, da bin ich mir nicht ganz sicher, ob er da recht gehabt hat. Gerade von dem, was du so beschreibt beschreibst, dass er also das doch tatsächlich Grenzkontrollen, Machtblöcke, nationale Grenzen wieder an Wirkmächtigkeit gewonnen haben. Also da, ja, da könnte man die empirische Wirklichkeit vielleicht noch mal dagegensetzen. #00:17:17-8#
Dr. Claudia Globisch: Das ist wahr. Über Moderne und Postmoderne spricht ganz viel, auch Andreas Reckwitz. #00:17:24-2#
Grazyna Wanat: Ja. #00:17:25-4#
Dr. Claudia Globisch: Das ist auch ein Autor von einer Zeitdiagnose oder die jetzt sehr diskutiert wird? #00:17:31-6#
Grazyna Wanat: Ja, auf jeden Fall. Also ich würde sagen, Andreas Reckwitz ist vielleicht mit Hartmut Rosa momentan einer der viel diskutierten und am meisten diskutierten und auch auf Vorträgen angefragten Kolleginnen und Soziologinnen. Und Andreas Reckwitz. Wird also das Buch, was er 2017 veröffentlicht hat, Die Gesellschaft der Singularitäten, das ist geradezu ein ein Buch in aller Munde. Und aus meiner Sicht knüpft da auch so ein bisschen an eine Figur an, an ein Buch, das er schon 2012 publiziert hat, nämlich die Erfindung der Kreativität. Denn da hat er beschrieben auch wieder, also er hat wieder versucht, die Moderne und die Spätmoderne wir jetzt also unsere Zeit beschreibt die Spätmoderne, die Charakteristika und die Logiken der Spätmoderne zu beschreiben, so auf den Punkt zu bringen und in dem Buch 2012 ging es ihm vor allen Dingen um Kreativität und er hat Kreativität und Kreativitätserwartungen als ganz zentrale Erwartung der Spätmoderne beschrieben. Und also ging aus von der Kunst, wo im Prinzip so ein Anfang im Prinzip der Erwartungen von Kreativität gelegt sein. Und er hat es dann versucht, noch mal auch zu beschreiben in Managementdiskursen, auch so in der Psychologie neue Richtungen der Psychologie, die auch an Kreativität und das unternehmerische Selbst. Das ist eine weitere Zeitdiagnose von Ulrich Bröckling also daran angeknüpft. Und er hat im Prinzip auch die Kreativitätserwartungen in der Stadtentwicklung und in der Behandlung von Stars, also Starköchen beispielsweise und überhaupt, also Stars beschrieben. Und damit hat er schon so, also ich sage jetzt mal, Vorarbeit geleistet. Oder man sieht schon das, was er dann in der Gesellschaft der Singularitäten auch beschrieben hat. Da sagt er nämlich Die Logik der Spätmoderne ist eine der Logik der Singularität. Und was er damit meint, ist das, dass vor allen Dingen sich die Spätmoderne auszeichnet durch ein Bewertungssystem, was Singularität hoch rated, also sehr stark bewertet und Singularität bedeutet, also Einzigartigkeit und Besonderheit, also nicht mehr das Allgemeine, sondern tatsächlich das Einzigartig und Besondere wird aufgewertet und. #00:20:01-9#
Dr. Claudia Globisch: Keine Serienprodukte, sondern nur Unikate. #00:20:06-7#
Grazyna Wanat: Unikate. Vielleicht aber auch vor allen Dingen das jetzt an dem Phänomen, was er schon vorher behandelt hat, am Phänomen im Prinzip der der Stars. Also ob das jetzt da Anwälte oder Starköche sind, also so die Beschreibung der Einzigartigkeit und der Besonderheit, also diese Auszeichnung gegenüber dem nicht Besonderen und nicht Singulären. Also das ist so was wie das, was er als Logik der der Spätmoderne eigentlich betrachtet hat und damit eben auch eine Entwicklung. Wenn ich nur das Einzigartige und Besondere aufwerte, dann gibt es natürlich so was wie eine Konkurrenz und Abwertungen. Genau. Und eine Aufmerksamkeitskonkurrenz. Also jeder will besonders singulär und besonders besonders sein, sozusagen. #00:20:55-8#
Dr. Claudia Globisch: On the winner takes it all. #00:20:57-9#
Grazyna Wanat: Winner takes it all. Genau. Und damit sind natürlich auch bestimmte Milieus und Klassen, wie er es beschreibt, auch entwertet worden. Also so eine alte Mittelklasse beispielsweise, die er als entwertet beschreibt und die da natürlich irgendwie versucht mitzuhalten. Und wichtig in diesen Zeitdiagnosen oder in seiner Zeitdiagnose ist tatsächlich auch, dass er somit, wo wir jetzt vorhin auch schon bei dem Phänomen so ein bisschen Populismus waren, dass die Reaktion auf so eine Entwertung populistische Strömungen sein können, also die die Reaktion auf Entwertung serfahrungen. Also wenn ich mich eben nicht, wenn sich bestimmte Milieus und Klassen eben nicht an der Aufmerksamkeit mit der Aufmerksamkeit anerkannt werden und in dieser Logik der Singularität ja als auch anerkannt werden, kann man vielleicht. #00:21:54-4#
Dr. Claudia Globisch: Sagen Also Sie bekommen zu wenig Resonanz? #00:21:57-5#
Grazyna Wanat: Genau. Da lieferst du mir genau das, was ich ja auch schon gesagt habe. Also ja. Andreas Reckwitz, noch lebender Kultursoziologe, und Hartmut Rosa, auch noch lebender Soziologe an der Uni Jena tätig, der eben, wie du sagst, dass Das Stichwort und diese Zeit diagnostische Beschreibung deren Resonanz geprägt hat und ich würde aber sagen nicht durch die Resonanz bekannt wurde, sondern eigentlich durch die Beschleunigung und durch sein Buch Das Zeitalter der Beschleunigung. Und die hängen ja auch gewissermaßen zusammen. Also erstmal ist im Prinzip die Beschleunigungsanalyse gewesen und dann hat er letztlich der Beschreibung, also der von Entfremdung aufgrund von Beschleunigungsund und Wachstumsprozessen eine positive Utopie gegenübergestellt, nämlich die Möglichkeit von resonanten Erfahrungen, aber auch in Zeitdiagnostik den Verlust von resonanten Erfahrungen und Erfahrungsräumen, beschrieben aufgrund einer beschleunigten Zeit, einer beschleunigten technischen Entwicklung und beschleunigten beschleunigten Moderne. Und er sieht sich tatsächlich als Nachfolger auch einer kritischen Theorie. Und die Kritische Theorie also von Adorno und Horkheimer. Nur dass er im Gegensatz, also dass er im Prinzip auch davon ausgeht, es. Er sieht sich also in der Beschreibung der Entfremdung, in der Tradition von Adorno und Horkheimer und setzt aber im Prinzip so eine positive Utopie eines gelingenden Lebens dagegen und entwirft, das entwirft er im Prinzip mit dem Begriff der Resonanz, wo für ihn die klare Referenz, also ein gutes Leben ist mit gelingenden Beziehungen zwischen Subjekten, also Menschen und der Welt. Und das sagt er, dass dieses Streben nach Resonanz eigentlich schon im Mutterbauch angelegt wäre. Also da wäre ich etwas skeptisch, Aber ja. #00:24:15-4#
Dr. Claudia Globisch: Aber ein bisschen später auf jeden Fall. #00:24:17-8#
Grazyna Wanat: Aber ein bisschen später auf jeden Fall. Er beschreibt es halt sehr anthropologisch und schon in den ersten Interaktionsbeziehungen zwischen Neugeborenen und primärer Bezugsperson. Und dann aber auch, sagt er. Also der Begriff ist ja einer, der aus der Physik stammt und der da geht es im Prinzip um Schwingungen, um ein Schwingen des Systems, was sich wechselseitig auch anregt. Was aber seine besondere Interpretation von Resonanz im sozialwissenschaftlichen Sinne ausmacht, ist, dass er sagt also der Klang kommt von dem Gegenüber nicht nur zurück. Also das Subjekt nimmt nicht nur einen Klang auf vom Objekt, von dem Gegenüber, sondern es spricht mit einer eigenen Stimme. Also das wäre dann Resonanz, dass man auch antwortet, also die Antwort quasi mit mit eingeschrieben ist und das sagt ja letztlich also Resonanz ist was, wonach sich alle sehnen, was eigentlich unverfügbar ist und was man aber auch nicht planbar herstellen kann. Und trotzdem beschreibt er dann so verschiedene Achsen, wo resonante Erfahrungen verfügbar sind und da hat er eigentlich drei Stück. Also einerseits von persönlichen Liebes und Familienbeziehungen, also wo er Resonanz beschreibt, dann auch in der Beziehung zu Dingen und Tätigkeiten. Also er als großer Pink Floyd Fan beschreibt öfters auch so diese Erfahrungen in der Musik und auch in bestimmten, also Tätigkeiten, also im Tun, dass dort Resonanz also zurückklingen kann, dass man in einer resonanten Weltbeziehung ist und genau auch die Beziehung zu Natur beispielsweise Naturerfahrungen beschreibt oder religiöse Erfahrungen. Also das sind so drei Dimensionen. Ja, und vielleicht kann man auch sagen, also das Gegenteil von diesen resonanten Weltbeziehungen sind für ihn stumme. Also da nimmt er tatsächlich so diese musikalische Sprache, stumme Beziehungen und solche, die instrumentell sind, also die nur auf einen Zweck gerichtet sind und vielleicht um diese Zeit Diagnose, vielleicht in einem Satz zusammenzufassen. Er sagt, dass die Moderne eigentlich ein Versprechen geliefert hat, dass wir ein gelingendes Leben und in dem Sinne auch aus seiner Sicht, dass es so was wie Resonanz erfahren können. Aber gleichzeitig unterläuft sie ihre eigenen Bedingungen eben mit einer Entwicklung, die nur auf Wachstum und Ressourcensteigerung ausgerichtet ist. Also in dem Sinne beschreibt ja auch wieder so einen ja nicht rein fortschrittsorientierten linearen Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung, also in in der Moderne und in die Spätmoderne hinein, sondern einen, der im Prinzip über Wachstum und Ressourcensteigerung eigentlich das unterläuft, was sein Versprechen ist, nämlich einerseits Resonanz und andererseits auch Autonomie. Das ist noch so ein Begriff, den er auch in seinen Versprechen der Freiheit des Menschen, des Subjekts, der auch unterlaufen wird, plus eben das Versprechen von einem gelingenden Leben, von dem resonanten Leben, also das Versprechen von einem gelingenden Leben. Und dazu sind eben Autonomie, also Freiheit und Resonanz Bedingungen. Und dann hat er, weil du schon sagtest, ja die Soziologie und Handlungsempfehlungen und Utopien, also das hat er tatsächlich auch in dem Resonanzbuch, da hat er verschiedene Utopien auch formuliert oder Handlungsmöglichkeiten, wie sich politische und wirtschaftliche Verhältnisse verändern könnten, um eben diese resonanten Erfahrungen nicht zu unterlaufen. Und da hat er diese Idee des bedingungslosen Grundeinkommens zur Ermöglichung auch von Selbstgestaltung der eigenen Lebensverhältnisse darauf referiert und gleichzeitig die Idee einer Postwachstumsgesellschaft, also einer, die auch das solidarische Unternehmen beinhaltet und eben nicht dieser permanenten Steigerungslogik und Wachstumslogik unterlaufenist. Und in Jena also haben dort Hartmut Rosa und mit zwei weiteren Kollegen, also Klaus Dörre und Stephan Lessenich, ein paar Postwachstums kolleg auch gehabt und den Begriff Postwachstumsgesellschaft auch gewissermaßen geprägt. Also das heißt, da sind dann viele Ideen entstanden, wo auch mit sozialen Bewegungen zusammengearbeitet wurde und verschiedene Ideen und Utopien von einer gelingenden Gesellschaft aus einer Postwachstumsgesellschaft auch entworfen wurden. Und zweitens, was ich noch ganz interessant finde also Hartmut Rosa hat auch ein Buch geschrieben, Die Resonanzpädagogik. Vor allen Dingen, wenn man selbst auch Kinder hat, beschäftigt man sich, also ich zumindest auch mit Möglichkeiten, auch der Entfaltung und Entwicklungsmöglichkeit von Kindern und pädagogischen Institutionen. Und da hat er eben auch so die Möglichkeit, auch von Resonanzräumen, die oft natürlich auch an gute aus seiner Sicht Lehrerinnen gebunden sind, die diese Resonanzräume quasi schaffen. Ja, aber in dem Sinne geht er da so ein bisschen auch in die Handlungsempfehlungen hinein. Und da ist auch ein sehr beliebter und gefragter Vortragender. #00:29:34-3#
Dr. Claudia Globisch: Deshalb ja, der Andreas Reckwitz macht jetzt auch Vorschläge, Also. Und ich, äh, ich denke, die diese Zeitdiagnosen schließen sich nicht aus, die sind teilweise sehr komplementär, oder? #00:29:48-6#
Grazyna Wanat: Ja, also was finde ich so eine, so eine Übereinstimmung ist es tatsächlich diese Entwicklung, dass Moderne kein linearer Prozess ist, also über die Zeit, über die wir jetzt gesprochen haben, dass gewissermaßen doch auch ein Anschluss an die Kritische Theorie so was wie eine Dialektik beschrieben wird. Also etwas, was im Prinzip, also Gesellschaft funktioniert nicht als und Geschichte als linearer Fortschrittsprozess, sondern schafft gleichzeitig wieder Bedingungen, Ja, und Brüche der Untergrabung der linearen, des linearen Fortschritts und vielleicht auch der eigenen Begrenzungen und der eigenen Versprechen. Also da finde ich, gibt es schon Gemeinsamkeiten, wenn wir auf Bauman gucken und wenn wir auf Reckwitz gucken und rosa gucken. Aber trotzdem, was sie dann als Charakteristikum der Spätmoderne konkret beschreiben, da unterscheiden sie sich schon. Also ja. #00:30:46-0#
Dr. Claudia Globisch: Sonst wären es nicht unterschiedliche Theorien. Ja, ja. Du sagst konsequent Soziologinnen, aber wir haben nur über Soziologen gesprochen. Und wenn man sich die Liste der Soziologinnen anschaut, sind das meistens Soziologen. Auch diese, diese Zeitdiagnosen, diese herausragenden oder am meistens gehörten und überhaupt nicht an Soziologinnen in Deutschland. Denke dann. Von den sehr Präsenten fällt mir eigentlich Jutta Allmendinger nur ein. #00:31:16-5#
Grazyna Wanat: Ja, also ich, ich ich gebe dir absolut recht, dass viele Zeitdiagnosen, die besonders berühmt und bekannt sind, auch von Männern stammen. Aber wenn wir uns jetzt mal anschauen, beispielsweise. Also Ulrich Beck ist ja auch so ein Zeitdiagnostiker, der den Begriff der Risikogesellschaft geprägt hat und dessen Frau Elisabeth Beckgernsheim war also mindestens genauso. Also er hat genauso viel geschrieben, hat sogar viele Bücher mit Ulrich Beck zusammen geschrieben. Das ganz normale Chaos der Liebe hat besonders eben auch auf Familien Geschlechterverhältnisse den Fokus gelegt und ist ja auch jetzt interessant für den lokalen Kontext, weil sie ja Professorin an der Uni Erlangen war. Ich selbst habe noch bei ihr studiert, also ein Seminar bei ihr belegt und dann als Kollegin mir kurzzeitig auch mal das Büro mit ihr geteilt, weil sie ja immer gependelt ist nach München. Und die war schon eine Person, die also sehr viel im Bereich Familien, Geschlechterverhältnisse, Fernliebe, Fernbeziehungen, Paarsoziologie also da doch einen interessanten Beitrag geleistet hat. Und ich würde sagen, das ganz normale Haus der Liebe, das ist tatsächlich schon eines. Ein sehr viel übersetztes und viel mit hohen Auflagenzahlen geschriebenes Werk. Dennoch hat sie auch immer wieder beschrieben, wie die Konkurrenzsituation zu ihrem Mann war, dass sie oft viel weniger wahrgenommen wurde als Soziologin. #00:32:41-3#
Dr. Claudia Globisch: Eindeutig ja. Ja. #00:32:43-6#
Grazyna Wanat: Obwohl man wirklich sagen muss, dass sie herausragende Forschung gemacht hat zur Geschlechtersoziologie und auch zum Beispiel sowas. Da hält sie heute noch Vorträge zu Reproduktionsmedizin. Also ich habe den Begriff künstliche Befruchtung, also In vitro Fertilisation, das erste Mal im Studium bei ihr gehört und da beschreibt sie auch so Probleme wie eben von Leihmutterschaft und von Ausbeutungsprozessen, von Leihmüttern. Und wie im Prinzip auch so dieser Prozess der künstlichen Befruchtung organisiert wird, was er für was es auch für Fallstricke gibt. Also das ist so ein Punkt und geschlechtersoziologisch hat sie schon so diesen diese so diesen Gedanken, dass Frauen sehr stark für den sich kümmern Bereich für den Kernbereich zuständig sind und das aushandeln müssen, auch mit dem Anspruch auf ein eigenes gestaltendes Leben. Also dafür war sie sehr bekannt. Aber du hast total recht, sie ist da auf jeden Fall weniger rezipiert als ihr Mann. Jutta Allmendinger Klar ist noch so eine prominente, sich immer wieder äußernde, auch ja gerade wieder stark äußernde Personen. Was jetzt die Folgen sozialen Folgen Der Krieg 19 Pandemie angehen Und ja, dann würde ich sagen, es gibt schon noch auch eine medial immer wieder präsente Kollegin Paula Irene Willer, auch eine Geschlechtersoziologin aus München, die auch, also sowohl für Geschlechtersoziologie sehr, sehr bekannt geworden ist, aber auch für Studien. Soziologie der Geburt war ein Buch, was ich sehr gerne gelesen habe, aber auch also Körper und Körper, Soziologie. Und sie ist tatsächlich auch eine, die jetzt prominenter in der Öffentlichkeit auftritt. #00:34:32-3#
Dr. Claudia Globisch: Ja, aber schon. Auch an den Themen merkt man das ist schon ein bisschen Minderheitenposition. Auch ist, dass die Frauen dann immer zu Frauenthemen forschen oder zu Geschlechterthemen und wahrscheinlich nicht nur forschen, aber zumindest die, die man wahrnimmt. Ja, dass sie sich auch gleich mit dieser Thematik beschäftigen. Und die Männer zu der ganzen Welt. #00:34:55-3#
Grazyna Wanat: Ja, ich würde mich mal bei Jutta Allmendinger sie ist ja schon auch Arbeit Soziologin und aber trotzdem natürlich mit dem Konnex Geschlecht. Da hast du vollkommen recht. Mir fällt jetzt vielleicht noch Renate Mainz ein, die aber nicht so, die schon bekannt, aber nicht so im Vergleich zeigt, diagnostisch rezipiert, also in der breiten Bevölkerung Renate Mainz, die sich halt eher mit Organisationen und Steuerung politischer Steuerung von Organisationen beschäftigt hat. Also in dem Sinne kein Frauenthema, wenn man so sagen möchte. Aber auf jeden Fall genau die berühmten Personen. Ja. #00:35:35-9#
Dr. Claudia Globisch: Ja, aber ist vielleicht auch ein allgemeines Problem, nicht nur bei der Soziologie natürlich. Da muss ich sofort an dieses erste Statement der Leopoldina zu 19 denken. Weiß das noch, als da waren, da waren auch Soziologen dabei und es waren insgesamt 24 Männer und zwei Frauen. Diesen Text unterschrieben haben. Ja, da hast. #00:36:02-5#
Grazyna Wanat: Du recht, dass die Repräsentation da auf jeden Fall nicht gegeben ist. Also die die reale Repräsentation in der Gesellschaft. Wobei ich sagen muss also wenn jetzt Männerthemen, die Geschlechterverhältnisse und nicht nur Geschlechterverhältnisse, sondern auch die Verhältnisse und Repräsentationen von anderen Gruppen in den Blick nehmen würden, wäre das auch vollkommen okay für mich. Also ich bräuchte keine 50 50 Quote. Aber das ist ja das Interessante, dass sehr oft dann natürlich bestimmte Fragestellungen und Reflexionen von Gruppen und deren Betroffenheiten und Ungleichheiten dann auch nicht reflektiert werden können. #00:36:43-2#
Dr. Claudia Globisch: Ja, ja. Na ja, aber jetzt mit dem Leopoldina Statement und so kommen wir zum Thema Corona und zu der aktuellen Entwicklung. Wir sprechen heute. Wir nehmen diese Folge am 4. August auf. Anfang Juni haben wir Birgit Meier gefragt Sind alle Verschwörungstheoretiker rechtsradikal? Jetzt muss man eine andere Frage stellen Was bringt so viele unterschiedliche Menschen auf die Straße zusammen? Also die Bei der letzten Demo am Samstag in Berlin waren zwischen 20.000 oder 30.000 Menschen, egal ob es 20 oder 30.000 waren, es waren wahnsinnig viele. Und die Zusammensetzung hat für mich was Verwirrendes und Verstörendes. Wie erklärst du uns das? Ja. #00:37:46-5#
Grazyna Wanat: Ja. Also ich stecke da tatsächlich gerade recht tief drin in den einzelnen Social Media Kanälen der unterschiedlichen Gruppierungen, die auf den Demonstrationen am erste und am neun und 20. August in Berlin unter dem Motto Auch Widerstand auf die Straße gegangen sind. Und es gibt bislang von den Teilnehmerinnen der Demonstration, das muss man vielleicht vorwegschicken, noch keine ausreichenden Forschungen. Also was das alles für Teilnehmerinnen sind und also keine Garantie und Quali Studien wie auch. Also natürlich hat man die dort nicht interviewt. Es gibt einzelne Kolleginnen, die das gemacht haben, aber es gibt natürlich Studien, die die Einstellungen der Bevölkerung sich angucken, auch in der Zeit. Also das Wissenschaftszentrum und die Uni Erfurt und die Uni Mannheim, die auch Fragen zu Demokratieerfahrungen, zur Befürwortung von Masken und von Gesundheits Schutzmaßnahmen zum Krisenmanagement der Gesellschaft gestellt haben. Und da kann man sagen und das finde ich wichtig vorwegzuschicken, das tatsächlich also der Teil, der da auf die Straße gegangen ist, auch wenn man jetzt sagt, das sind 40.000 unter 1 %, also ein marginaler Teil noch der Gesellschaft ist, also das ist das erste und das von der Mehrheit der Bevölkerung, die das Krisenmanagement der Gesellschaft und die Krisenmaßnahmen als positiv bewertet werden. #00:39:15-6#
Dr. Claudia Globisch: Also die Politik wird. #00:39:16-9#

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Grazyna Wanat: Genau die Politik im Prinzip und es gibt dann so unterschiedliche Studien, eben von den Universitäten und einzelnen Forschungsinstituten. Und da ist tatsächlich also die bewährt, dass die Maßnahmen angemessen waren. Das schwankt natürlich und war also im März höher als jetzt, also ist tatsächlich gesunken, aber es sind trotzdem über 50 %. Und es gibt dann noch so 17 % der Personen, die sogar härtere Maßnahmen, also der Bevölkerung, die härtere Maßnahmen befürworten würden. Also in dem Sinne, das finde ich wichtig voran zu schicken, um das auch so ein bisschen einzuordnen und zu relativieren. Aber natürlich sind es selbst vom ersten bis zum 29. in Berlin 20.000 Leute mehr auf der Straße als eine Mobilisierung. Hat geklappt, eine Radikalisierung hat geklappt. Und das, was man eben anhand der Parolen und anhand der Bilder und Sprechgesänge und anhand der Social Media Kanäle der einzelnen Gruppen und Einzelpersonen sehen kann, ist tatsächlich eine Radikalisierung. Und Gemeinsamkeiten und Gemeinsamkeiten kann man schon sagen. Es drückt sich eine diffuse Unzufriedenheit also aus in allen Beiträgen der Personen und und und Veranstalterinnen und einzelnen Gruppen. #00:40:30-0#
Dr. Claudia Globisch: Man könnte sagen, dass sie unterschiedlich unzufrieden sind, mit unterschiedlichen Sachen unzufrieden sind. Aber das treibt sie zusammen auf die Straße. #00:40:38-5#
Grazyna Wanat: Es treibt sie zur Straße, das treibt sie auf die Straße. Aber ich würde noch nicht mal sagen mit unterschiedlichen Dingen unzufrieden, sondern tatsächlich unzufrieden gegen die da oben. wäre. Das im Einzelnen immer genau ist, wird nicht immer so ausbuchstabiert. Aber gegen irgendwas, so was wie Eliten gegen die Regierung und ganz klar gegen die Maßnahmen, gegen die Regeln und Krisen Maßnahmen, also letztlich Schutzmaßnahmen, die die Regierung erlassen hat. Also das ist schon sowas, was in allen, allen Gruppen und bei allen Einzelpersonen thematisiert wird. Also es gibt die da oben und es gibt die da unten und die da unten sind die Opfer und die da oben sind die Täterinnen. Und wir, also die Leute, die protestieren, gehören zu den Opfern, zu den, zum Wir und das ist das Volk. Also das wird tatsächlich als Volk beschrieben durch die Gruppen sehr unterschiedlich hinweg, weil es gibt ja viele rechte Gruppen, die einen ganz klaren ethnischen Volksbegriff haben, wo ganz klar ist, wer dazugehört und wer nicht. Das wird nicht bei allen anderen ausbuchstabiert, aber selbst bei dem Pressesprecher, der Querdenker, also der Veranstalterinnen, Veranstalterinnen der Demonstrationen Stefan Bergmann. Der hat. In seinen Twitterprofilen, schreibt er, warnt er vor der Vermischung der Rassen. Und wenn ich erst mal überhaupt einen Rassenbegriff habe, also von der Existenz von Rassen ausgehe und noch die Vermischung als Gefahr beschreibe. Das ist ein Element, was eindeutig dem rechten Denken und Rechtsextremismus zuzuordnen ist. Also in dem Sinne sind es zwar unterschiedliche Gruppen, aber wenn man genauer hinschaut und genauer hinschaut, auch was die einzelnen Veranstalterinnen von queer denken, die sich und das ist ein weiteres Charakteristikum immer ja versuchen abzugrenzen von den Rechtsextremen. Und weil auf der Demo waren recht ganz klar rechte Parteien, AfD, NPD, der dritte Weg, die Identitären da der Kopf Martin Sellner aus Österreich. Dann war dort Jürgen Elsässer, Chef vom Compact Magazin. Also mittlerweile ist seine Facebookseite verboten. Aber jemand, der vom Verfassungsschutz als rechtsradikal eingeschätzt wird und beschrieben wird. Aber egal was der Verfassungsschutz sagt, man muss sich einfach nur die Compact Magazin anschauen und dann sieht man eindeutig in rechtes völkisches Denken. Also das kann man anhand der Argumente beobachten. Also die Leute waren auf der Demo und die Leute opponieren auch gegenüber die gegenüber den anderen Leuten die Veranstalterinnen querdenken sieben elf und eben verschiedene Querdenken Ableger Querdenken sieben elf ist ja eine Bewegung, die von Stuttgart ausging, aber eben verschiedene Ableger jetzt auch in Berlin beispielsweise hat und dessen Kopf Michael Baalbek und der Pressesprecher Stefan Bergmann. Die haben ja versuchen, sich abzugrenzen von Rechten, von Rechtsextremen und auf deren Bühne und in deren Reden wurde das immer vorausgeschickt. Wir sind nicht antisemitisch, wir sind nicht rechts, wir sind nicht extremistisch, wir sind Demokraten. Das sind ja auch nicht nur jetzt prekarisierte Menschen dabei, sondern Leute wie zum Beispiel Weltmeister. Thomas Berthold, der dort auch eine prominente Rede gehalten hat und auch in den Social Media Kanälen, also in den freien TV Sendern der Social Media Kanälen, auch Interviews gibt und der auch diese latente Unzufriedenheit beschreibt. Und auch bei diesen Querdenkern, die sich also ich nenne sie jetzt diese Querdenker, also bei den Veranstalterinnen und den Leuten, die eben dort gesprochen haben, die sich den Veranstalterinnen angeschlossen haben. Auch bei denen gibt es im Prinzip die Konstruktion oben die Täter, die Regierung und wir die Opfer. Das ist im Prinzip das Volk. Und interessant ist und da wird es spannend, dass auch bei diesen eine Vorstellung von Gesellschaft herrscht, die sehr nah oder also nicht nur sehr nah verschwörungstheoretisch ist, in dem sie die da oben als welche beschreibt, die etwas im Verborgenen tun, die etwas im Hintergrund mit einem bösen Plan machen und wie sie die beschreiben. Das variiert dann also die Regierenden. Da steckt prinzipiell also hinter Merkel, hinter der Merkel, die Sie alle verteufeln, steckt im Prinzip Bill Gates. Bill Gates ist im Prinzip und und die Rothschilds. Also Bill Gates will im Prinzip hat schon vorausgesagt vor Jahren, dass man dass das im Prinzip ist diesen dieses Virus, dieses SARS Coronavirus und eventuell ein Impfstoff gibt. Das heißt Bill Gates möchte die Leute impfen und es ist eine panische Angst bei den Leuten, dass es eine Zwangsimpfung gibt. Also es wird schon von der Zwangsimpfung gesprochen, dass die eigenen Kinder zwangs geimpft werden und man denen Dreck in den Körper schießen möchte, das man ihnen Chips einpflanzen möchte, damit sie überwachbar und steuerbar sind und sie die Leute also auch von Querdenken hätten das erkannt. Also sie konstruieren sich als wir, als Volk, als die, die erleuchtet sind, die aufgewacht sind genau mit diesen Worten. Wir sind erwacht, aufgewacht und die anderen, die noch Masken tragen, Schutzmaßnahmen einhalten, Das sind die Personen, die noch Schlafschafe sind. Also in dem Sinne auch schon so eine elitäre Beschreibung. Man selbst überschätzt sich und beschreibt sich als erwacht und aufgeklärt und hat was erkannt, nämlich wie die Mächte im Verborgenen agieren. Und wenn man sich die einzelnen Social Media Kanäle anschaut, dann gehen die Verschwörungstheorien sehr weitreichend. Also es wird gerade im rechten Bereich oder auch bei Attila hielt man dem berühmten veganen Kochbuch Schreiber Kochbuch Schreiber von veganen Kochbüchern, so muss man sagen. Und Xavier Naidoo. Oder auch bei rechten Gruppen wie und und Kanälen wie Corona, Rebellen beispielsweise. Da wird Merkel als Satanisten beschrieben und die auch Kinder essen würde. Und da sieht man also ein weiteres Element, was interessant ist. Auf dieser zweiten Demo in Berlin hat man sehr oft das Zeichen Q gesehen. Also das ist quasi eine Verschwörungstheorie. Auch die in den USA ihren Ausgang nahm und auch im Umfeld von Trump, also vom amerikanischen Präsidenten verbreitet ist. Da gibt es einige Bilder, wo man sich angucken kann, wo Sicherheits Militärpersonal ist und mit einem Kopf auf dem Gürtel oder auf der Jacke aufgetreten sind. Und diese Leute mit dem KU, die mit dem Ku. Q. Die glauben eben daran, dass die Eliten wie auch immer spezifiziert. Geheime Kinderschänder Zirkel hätten. Es gibt. In einigen Verschwörungstheorien wird gesagt, dass die UNICEF die Kinder liefern würde und man dann im Prinzip den Kindern also die Wettbewerbe zwischen den Kindern organisieren würde und die Verlierer dann entweder aufessen würde, das Blut von ihnen trinken würde. Und genau also und da wird Merkel dann beispielsweise auch als Teil dieser Regierung beschrieben, die zum Beispiel auch als Satanisten beschrieben wird. In dem Sinne also ist das schon ein Bild, auch wenn nicht bei allen diese Erzählung zu kennen, diese Erzählung zu den Satanisten auftaucht, gehen alle davon aus, dass es manipulative Machenschaften gibt, wo meistens irgendwie Bill Gates oder Rothschild irgendeine jüdische Verschwörung dahinter ist die was Böses wollen, also ein tiefes Misstrauen. Und das ist ganz interessant. #00:48:40-9#
Dr. Claudia Globisch: Ja, ja, aber in diesem erstaunlichen Bild gibt es auch einen Idolen und das sollte der Trump sein. Also einerseits die da oben, die uns Böses wollen und der andere da oben, der unser Retter sein sollte. Wie kommt das? Wie geht das zusammen? #00:48:58-7#
Grazyna Wanat: Also da würde ich sagen, sieht man schon ganz gut, dass diese Bewegung auch eine rechte Bewegung ist, also eine rechte und keine linke Bewegung ist, Weil nicht nur Trump als Retter, sondern auch natürlich Putin und Russland als freies Volk, als Retter beschrieben wird. Und das kann man in den Medien und Medienkanälen auch sehr, sehr gut beobachten. Dass das also die Russia Today, also russische Medien rezipiert werden und das nicht erst seit den Medien, also seit den Corona Demonstrationen, sondern dieser Russia Today wird in der Impfgegner Szene in der verschwörungstheoretischen, spirituellen, esoterischen Szene, das wird so als Wahrheit, als Alternativmedium betrachtet gegen die Systempresse, also gegen ARD, ZDF, Spiegel, Zeit als Feind, Gegner dieser dieser Milieus also, das heißt Russland, Putin und also wenn man ja genauer hinschaut, dann muss man sagen, also Russland als autoritäres System. Und deren Presse Sender wird im Prinzip dort als einer beschrieben, der ein Held ist, der uns wahre Informationen gibt. Und genauso Trump, weil er sich nämlich gegen das große Feindbild, also vor allen Dingen das große rechte Feindbild, nämlich Linke, Grüne, Multikulti, Antifa eben wendet also gegen quasi wir, die LGBT, weil wir vorhin im Prinzip ja auch hatten über Postmoderne und Ambivalenzen und vielleicht auch Wichtigkeit von Sprache, also das, was im Prinzip so auch von Post 68 waren, von feministischen Bewegungen, also dass wir im Prinzip so Differenzen auch anerkannt haben, unterschiedliche Orientierungen, Heterogenität und auch bewusst waren, dass wir die auch so dass sie auch sprachlich sichtbar gemacht werden. Das ist im Prinzip ein Feindbild für all diese Leute. Und Trump ist ja im Prinzip dann schon so jemand, der sich suggeriert, dass er halt gegen und das sind gegen diese Personen, gegen linke, multikulturelle, grüne Leute agiert. Und das sieht man in diesen Social Media Kanälen von allen eigentlich sehr, sehr stark. Dass also immer wieder die Antifa als Feind auch beschrieben wird und jetzt sogar also die die einzelnen rechten und verschwörungstheoretischen Einzelakteure zerfleischen sich gerade in Social Media Kanälen und werfen sich gegenseitig Verschwörungen vor. Also Attila Hillmann wird vorgeworfen, dass er den Preis dafür, dass er mit dem Sturm in Anführungszeichen, muss man sagen Sturm auf den Reichstag. Das heißt die Versuch der Eroberung des Reichstags mit Reichsflaggen. Dass er daran mit beteiligt war. Andere wiederum sagen Das ist eine. Da waren Männer der Regierung dabei, um eine stärkere, härtere Politik der Regierung und Polizei zu rechtfertigen. Und jetzt kann man natürlich sagen, bei Querdenker sind auch irgendwie Ex Ex Grüne dabei. Bei Querdenker, bei den Querdenker. Veranstalterinnen, die sich abgrenzen von ihm, von den Rechten, von den Rebellen, von der AfD. Von wichtig. #00:52:23-0#
Dr. Claudia Globisch: Weil, ja, weil. Diese Erklärung greift mit trotz allem ein bisschen zu kurz. Wenn man sich diese Demos anschaut. Da sieht man ganz viele Regenbogenflaggen zum Beispiel. Oder wirklich typisch linke Symbole oder Rasta Rasta Locken oder Meditierende. Eindeutig Linke, also Multikulti. Es gab sogar. Ich habe so ein Video gesehen, zum Beispiel eine ganze Delegation der Polen mit der polnischen Fahne, die wirklich beklatscht wurden. Auch die gehören auch zu uns, sozusagen also Multikulti pur. Das ist also mit den rechten Erklärungsmuster greifen wir zu kurz, glaube ich. #00:53:05-9#
Grazyna Wanat: Also ich würde sagen, klar sind es unterschiedlich sich bekämpfende Leute, aber trotzdem, was sie eint, ist tatsächlich die da oben, die da unten, wir, das Volk. Und sie haben eine Erklärung von Gesellschaft, die irgendwie böse Machenschaften, die dahinter liegen, im Prinzip beschreiben. Und was sie auch ein, dass sie jetzt als Volk, als Personen zu einem sofortigen Umsturz aufrufen wollen. Also das heißt, sie wollen jetzt keine Partei gründen und keine parlamentarische. Also man könnte auch eine Partei gründen, seine Forderungen dort aufschreiben und sich wählen lassen. Aber es geht im Prinzip tatsächlich auch. Querdenker Michael Ballack sagt, die Verfassung soll geändert werden. Also wir besetzen jetzt die Parlamente, wir setzen uns da qua Sitzstreik davor und wollen dann erreichen, dass wir die Verfassung ändern wollen. Also in dem Sinne würde ich sagen Ja, es sind in dem Sinne, also das ist das, was Sie eint, also eine diffuse Unzufriedenheit, das dichotome wir sie denken einen verschwörungstheoretischen Einschlag, wie Macht quasi organisiert wird. Und dann gibt es aber natürlich irgendwie Differenzen, dass da halt auch Leute hingehen, andererseits also, dass da Leute hingehen, die aber dann sagen, wie zum Beispiel der Fußballtrainer und ehemaliger Fußballer Thomas Berthold, der sagt Na ja, auch die Leute mit Reichsflaggen sind ganz friedlich da gelaufen. Also eine. Also eine Legitimierung der Symbole entweder nicht erkennen oder bewusstes Leugnen und Nichterkennen der Personen, weil man weiß ja, was die Personen ausdrücken mit ihren Symboliken. Also das heißt ein Tolerieren von Rechten. Und was noch interessant ist auf Seiten eben dieser Querdenker und der ich nenne sie jetzt mal der anderen, jetzt erstmal nicht explizit rechten Gruppen, also Esoteriker, Impfgegner. Es sind schon viele dagegen, spirituellen Gruppen, die sagen na ja, wir sind doch ganz normale Mütter und Väter und und Handwerker und Physiotherapeuten usw und Heilpraktiker. Und da würde ich. Da muss man aber sagen, natürlich, also auch im Nationalsozialismus haben ganz normale Menschen die NSDAP gewählt, also die hatten alle Familien bestimmte Berufe. Das heißt also die Berufsbezeichnung und das, dass man Familie hat, bedeutet noch nicht, dass man frei von der politischen Ideologie wäre. Aber das ist eine Strategie, sich quasi als normal und als harmlos darzustellen. Und genauso agieren sie, dass sie sagen na ja, die Rechten, das ist halt auch ein Ausdruck, die mit den Reichsflaggen, also das ist Otto und Thomas Berthold. Die sind auch ganz friedlich nebenher gelaufen und wir sind aber nicht rechtsextrem, weil sie Rechtsextremismus eben verstehen. Als die Nazis, die Juden vergast haben, antisemitisch sind und den Nationalsozialismus herbeigeführt haben. Aber dass auch rechtes Denken bedeutet, dass ich Migrantinnen als Gefahr betrachte, machen eben manche. Stichwort Stefan Bergmann, der von der Vermischung der Rassen warnt. Nicht alle, aber das hat man auch dabei dann auch gleichzeitig das man so einen Freiheitsbegriff, der sehr sehr stark individualistisch auch gedacht ist. Also sobald ich im Prinzip eine Regel der Regierenden habe. Also sobald ich eine Regel auferlegt bekomme, fühle ich mich in meiner Freiheit eingeschränkt. Und das ist ja das, was ganz, ganz viele formulieren. Und da würde ich dir schon recht geben, dass es da bestimmt auch Gruppen und Einzelpersonen gibt, die eine latente Unzufriedenheit haben und sich vielleicht kann man so sagen, politisch nicht repräsentiert fühlen. Genau. #00:57:00-6#
Dr. Claudia Globisch: Also bestimmt super interessant für Soziologen unglaublich interessant. Ich denke, es ist auch da wird sehr viel nach Resonanz gesucht in diesen Massen. Ja ja oder Resonanz vermisst und das ist vielleicht auch für die Politiker müsste es schon interessant sein, auch nicht nur für Soziologen. Was führt eigentlich dazu, dass das sich doch so viele Menschen so wahnsinnig unzufrieden fühlen? Oder was fehlt? Äh. Was für mich auch sehr interessant ist für meine eigene pseudo soziologischen Beobachtungen, ist diese, äh, Entdeckung der Esoteriker als Gruppe im Moment also. Man wusste immer, die gab es und man hat sie oder ich zumindest habe ich sie immer, was etwas als etwas sympathisch Harmloses wahrgenommen. Und jetzt auf einmal sehe ich sie, muss ich sagen, mit anderen Augen. Und wenn man das ein bisschen überlegt, ist das eigentlich eine Gruppe, die sich gegen Wissen sperrt, ja gegen Wissenschaft sperrt, gegen Aufklärung und bereit ist eigentlich für eine Alternative, was auch immer, wie auch immer gestaltete Pseudowahrheit wirklich zu kämpfen. #00:58:22-6#
Grazyna Wanat: Also die Verknüpfung von Esoterik und Verschwörungsideologie ist eigentlich eine historische. Die gab es bereits vor dem Nationalsozialismus, also im Umfeld der Reformbewegung zum Beispiel, wo neben Dingen wie eben freie Körperkultur und Vegetarismus auch Impfen als Beschädigung des Körpers und der Natur des Menschen beschrieben wurde. Und das hat, das entwickelte sich weiter bis eben im Nationalsozialismus, in der völkischen Ideologie beispielsweise auch das Impfen als Beschädigung des Volkskörpers beschrieben wurde. Und deshalb kann man auch schon sehr lange, also jetzt nicht unter Korona Bedingungen und im Zuge der Korona Pandemie beobachten, dass es innerhalb esoterischer spiritueller Bewegungen, innerhalb der BefürworterInnen alternative Heilmethoden und Heilpraktiker Szenen und auch innerhalb der Reformpädagogik, die ja auch eine Geschichte hat, in der immer wieder auch völkisches Denken eine Rolle spielte, also das heißt, auch innerhalb dieser Bewegungen ist eine Verknüpfung zu Verschwörungsdenken und auch völkischem Denken zu beobachten. Es gibt natürlich auch Bewegungen innerhalb der Reformpädagogik, die sich davon absetzen. Und das kann man sehen, beispielsweise in der Waldorfpädagogik, in der Waldorfpädagogik, die ja auf Rudolf Steiners Lehre basiert. Rudolf Steiner war erklärter Antisemit und hat antisemitisches Denken verbreitet. Darauf wurde sich bezogen. Und innerhalb der heutigen Waldorfschulen wird sich von manchen Waldorfschulen von Steiner abgesetzt, in anderen eben auch nicht. Die meisten versuchen sich vom Antisemitismus Steiners abzusetzen. Viele sparen das aber auch vollkommen aus und beziehen sich beispielsweise nur auf die Anthroposophie und Eurythmie und oder sein biodynamisches Konzept. Eben auch einige Biozertifikate, die sich auf die biodynamische Lehre von Rudolf Steiner beziehen. Und das Problem daran oder das, was sie eint, würde ich sagen, ist ein Denken vom Vorrang der Natur. Also das heißt, die Natur wird als gerecht Und richtig empfunden und beschrieben, teilweise eben auch aus eigener Erfahrung. Ungerecht als ungerecht wahrgenommene Gesellschaft und Gesellschaftlichkeit. Und die Natur wird das Natürliche wird als gerecht und als richtig und als wahr beschrieben und deshalb auch alles, was die Natur tut, als richtig und gerecht beschrieben. Und dann ist es eben auch so, wenn vor diesem Hintergrund die Pandemie gedeutet wird, das der, der erkrankt, der ist eben einer, der durch die Krankheit auch etwas lernen kann, der eine Chance durch die Krankheit erhält. Also Krankheit als Chance ist auch ein Buch von Rüdiger Dahlke, auch ein Akteur, auf den sich viele innerhalb der esoterischen, aber auch alternativen Heilmethoden BefürworterInnen beziehen. Da wird Krankheit als Chance gesehen und damit im Prinzip also da lernen wir daraus was. Ein zweiter Gedankengang, der aus diesem Denken vom Vorrang der Natur stammt, ist eben der, dass dass sich das Immunsystem von Gesunden eben schon durchsetzen wird. Also der, der erkrankt, dem soll auch etwas gesagt werden, der soll das vielleicht auch begreifen, eben als Chance. Das heißt eigentlich ein grundlegendes darwinistisches Denken, dass sich der gesunde, gesunde Immunsystem eben schon durchsetzen wird. Und so argumentieren viele Personen, die auf den Demonstrationen präsent sind oder auch in den Social Media Kanälen, dass das Immunsystem die eigene Maske wäre oder eben man doch lieber das Immunsystem stärken solle mit gesunder Ernährung, Bewegung, wenig Zucker. Und damit wird also die das, die die Erkrankung auch individualisiert und auch es werden damit Schuldzuweisungen verbunden. Also der, der sich nicht selbst kümmert um seine Gesundheit und nicht richtig lebt, um sich, um sich, seine Natur und seinen Körper zu kümmern, der wird eben schon auch erkranken. Also so was wie Zufälligkeit gibt es in diesem Denken nicht. Also ich würde sagen, das ist so ein zentraler Punkt, das Denken vom Vorrang der Natur, die Natur, wo sich das Gesündere und das Richtige schon durchsetzt. Das ist auch ein Denken in sehr starken Ordnungskategorien und Hierarchien. Dort hat alles seinen Platz. Also es gibt auch eine klare Geschlechterordnung, es gibt klare Hierarchien und die sind eben auch unantastbar. In die sollte man auch nicht eingreifen bzw also die Zeichen der Natur auch als Chance sehen. Und demgegenüber wird das Gesellschaftliche, das Künstliche gestellt, das eben als Ungerecht wahrgenommen wird. Und wie gesagt, wenn die Pandemie unter diesen Bedingungen gedeutet wird, dann kommt man dahin, dass wir keine Masken tragen, da nicht gesellschaftlich eingreifen. Das ist auch nicht so was, wie unterschiedliche gesundheitliche Bedingungen gibt und wir den anderen, die anderen fürsorglich schützen müssten. Und das ist vielleicht so ein zweiter Punkt, dass so eine Vorstellung von absoluter Freiheit, individueller Freiheit vorherrscht in diesem esoterischen und Denken und spirituellen Denken, dass man also Freiheit gegen Fürsorge setzt, also so was wie, dass alle voneinander abhängen und man sich Leute unter unterschiedlichen Bedingungen Hilfe bedürfen, gesundheitlich oder eben sozial. Das wird nicht gedacht, sondern es wird Freiheit, wird vom Individuum ausgedacht und man hat auch seinen Ort und ist auch dafür verantwortlich, dass man selbst frei ist und sich für einen freie Entscheidungen und freien Weg auch entscheidet. Und der zweite, der dritte Punkt ist die Anti Wissenschaftlichkeit, die Anti Wissenschaftlichkeit. Was du ja auch sagst, ist eben sowas, dass hier eine Dualität zwischen Verstand und Natur auch wieder aufgemacht wird. Verstand und Wissenschaft wird als Konzept und als vorgefertigt und der Aufklärung der Vernunft zugeordnet. Und das würde einen vom eigenen Leib, von der eigenen Erfahrung, vom eigenen Selbst abhalten. Und die Wissenschaftlichkeit? Anti Wissenschaftlichkeit? Wissenschaftsfeindlichkeit, die drückt sich ja auch in den Protesten aus, wenn eben die Robert Koch Zahlen angezweifelt werden, Robert Koch Institut überhaupt als Akteur angezweifelt wird. Christian Drosten Professor Christian Drosten Virologe als angezweifelt wird. Und das konnte man auch vor der Freidenkerbühne in Berlin am Wochenende sehen, dass eben die Leute, die für Wissenschaft und Politik stehen, ja auch als Häftlinge KZ Häftlinge gekleidet auf Plakaten abgebildet waren und ihnen gedroht wird, ihnen gedroht wird. Und das ist auch sehr, sehr zentral für diese Bewegung mit so was wie einem letzten Gericht. Es wird im Prinzip gerichtet werden in der Zukunft. Die Leute sollen müssen für ihre Lügen bezahlen, die Lügen und die Verbergung, das Verbergen der Wahrheit, dass sie verbreiten, sowohl der Journalismus, die Wissenschaft, die Regierung, also die Politik. Und damit wird im Prinzip ein Drohszenario aufgebaut, also einerseits über diese Semantik, andererseits also werden die Leute ja selbst bedroht, also körperlich, physisch, aber auch semantisch. Es gibt Drohmails, Drohbriefe, Droh Artikel und das steht natürlich in einem diametralen Gegensatz zu den Herz verkündungen und Liebes, Verkündungen und Freiheitsverkündigungen, Verkündungen dieser Szene. Und was du am Anfang gesagt hast, also neben mir jetzt diese Anti Gesellschaftlichkeit Anti Wissenschaftlichkeit ist, das ist etwas, was die das Denken der Esoteriker und völkisches Denken und dieser unterschiedlichen Gruppen, eben spirituelle Gruppen, alternative Heilmethoden, BefürworterInnen, auch Reformpädagogik, die sich eben nicht distanzieren. Es gibt andere aber, die sich nicht distanzieren von diesem reinen Denken, vom Vorrang der Natur in klaren Hierarchien, von diesem antiwissenschaftlichen Denken. Die treten dort jetzt auf und das, was du als auffällig beschrieben hast, da würde ich dir vollkommen Recht geben, ist eben, dass die Personen und Akteure jetzt auf die Straße gehen, wohingegen sie doch, also zumindest mehrheitlich würde ich sagen, sonst auch den Weg nach innen propagieren, dass jeder individuell handelt, für sich handelt und man sich versuchte, möglichst politisch öffentlich zurückzuhalten. Also man kann das nicht für alle Bewegungen sagen, aber also tatsächlich, also schon für viele. Und das ist natürlich jetzt etwas, was sich ändert, was man sehen kann, dass die Leute auf die Straße gehen und da sehr missionarisch unterwegs sind und ein sehr, sehr elitäres Weltbild propagieren, das sie absetzt von der Masse der Gesellschaft, also die Schlafschafe, die, die noch nicht erwacht sind. Das ist auch eine Semantik, die von der von den Szenen immer wieder hervorgeholt wird. Sie sind aufgewacht, sie sind erleuchtet und die anderen würden schlafen und noch nichts mitbekommen. Sie sind aber auch selbst verantwortlich, denn es gibt ja die Personen, die immer wieder darauf hinweisen, jetzt auch auch bei den Protesten. Also diese elitäre Aufwachen Semantik, die ist auch sehr typisch für die esoterischen und spirituellen Bewegungen, die auch sozialpsychologisch kann man schon ganz gut deuten dadurch eine Selbstbild, ihr Selbstbild verstärken, sich selbst versuchen eben als Elite zu erkennen, als Erkennende und genau also damit von von der Masse der Leute absetzen ja, aber in dem Sinne vielleicht so zuletzt können eben ganz, ganz verschiedene Themen damit auch gebunden werden. Also eine latente Unzufriedenheit, dass ich nicht, dass ich politisch nicht einflussreich bin, dass ich ohnmächtig bin, dass ich politisch nicht repräsentiert bin, vielleicht auch durch Arbeitsbedingungen, die aber nicht angegriffen werden. Also nicht die Arbeitsbedingungen werden thematisiert, sondern jetzt. An so eine Regel wie des Maskentragens wird so eine Wut und so ein Ventil quasi frei. #01:10:21-3#
Dr. Claudia Globisch: Unglaublich. #01:10:22-2#
Grazyna Wanat: Auf zehn Minuten im Supermarkt tragen muss. Da entlädt sich im Prinzip die gesamte Aggression der Unterdrückung, die die Personen quasi empfunden haben und binden eben ganz, ganz viele Themen, wo viele Leute andocken können. Das würde ich schon sagen. #01:10:39-5#
Dr. Claudia Globisch: Das ist nur so ein Katalysator. Wahrscheinlich ja. #01:10:43-3#
Grazyna Wanat: Also Katalysator und ich glaube, auch so ein Symbol, weil sie sich ja immer so als erleuchtet und aufgewacht. Das sagen ja alle. Wir sind aufgewacht und deswegen unterwerfen wir uns jetzt keinem. Keine Regel. Sehr oft werden die Masken ja auch als Maulkorb beschrieben. Und sie beschreiben sich jetzt als die, die aufstehen und die wach sind und die sich nicht vorschreiben lassen und nicht den Mund zu kleben lassen. Deswegen Die Symbolik ist halt auch so sehr stark mit den Masken, was man damit ausdrücken kann. Und da muss ich tatsächlich sagen also nicht nur ich, sondern auch. Also das hat man in den sozialen Medien auch die Thematisierung mitbekommen, dass viele Personen auch überrascht waren, also von Leuten in ihrem Umfeld, die plötzlich Post geteilt haben und im Bekanntenkreis reihenweise, also Freundschaften oder Bekanntschaften gestellt werden. Zumindest genau, weil das wirklich so ein Verhalten des polarisierendes Thema ist und man sonst vielleicht in lebensweltlichen Freundschaften nicht immer ganz trennscharf die Freundschaften an den Weltbildern und Ideologien fest? #01:11:55-4#
Dr. Claudia Globisch: Natürlich nicht. #01:11:56-4#
Grazyna Wanat: Da immer quasi Überlappungen gibt, wo man sagt Mensch, das klammere ich aus. Das sehe ich anders, aber ich kann es trotzdem ertragen. Also noch, dass du eher mein Freund, meine Freundin bist. Und das ist tatsächlich was. Was? Ja, also dass wirklich so eine starke Spaltung und Polarisierung stattgefunden hat und sich irgendwie gegenseitig auch Aggression vorgeworfen wird. Und interessant finde ich schon bei diesen. Bei dieser Seite der spirituellen Esoteriker Impfgegner, dass sie ja immer mit einem Herz mit dieser Erde laufen und sagen, sie wollen nur Liebe und keine Trennung. Das ist ja auch was, was aus dem spirituellen Denken kommt und dann aber gleichzeitig mit Drohgebärden kommen wie das letzte Gericht wird da sein. Wirklich? Also sehr, wenn man sich die Reden anguckt, sehr, sehr lautstark und mit einer starken Aggression von der Lügenpresse und den Lügnern bis hin zu den Satanisten gesprochen wird. #01:12:55-5#
Dr. Claudia Globisch: Am Anfang hast du die Zahlen genannt und es scheint, dass es trotzdem eine Minderheit in der Gesellschaft ist. Findest du es diese ganze Entwicklung gefährlich oder eine vorübergehende Schwäche der Demokratie oder wie würdest du das bewerten? #01:13:16-1#
Grazyna Wanat: Ja, also gefährlich finde ich tatsächlich, dass es sehr, sehr viele Andockstellen gibt und Personen also sich ohnmächtig und nicht repräsentiert fühlen. Also wir tatsächlich schon so eine Krise der Demokratie in dem Sinne, dass sich bestimmte gesellschaftliche Gruppen, die jetzt sich ausdrücken, nicht repräsentiert fühlen, also aber die sich jetzt im Prinzip ausdrücken und miteinander vernetzt werden können. Die Rechte sah das ja als Strategie. Das wurde selbst in den rechten Netzwerken thematisiert. Dass das ein zweites Pegida wird also, dass sie diese Bewegung auch instrumentalisieren können? Das gelingt, glaube ich, nicht. Also das dazu ist die Heterogenität und also die gegenseitige Verschwörungszuschreibung innerhalb der Gruppen. Was ich jetzt so in den Reden und in den gesamten Social Media Kanälen verfolgt habe, also da. Da denke ich, dass also es nicht gelingt, ein zweites Pegida, eine zweite Pegida Bewegung daraus zu machen. Dazu ist die Bewegung zu heterogen und ich denke dann auch, dass die Forderungen, wirklich eine Verfassung auszuhandeln und vor den Parlamenten zu sitzen, also dann doch nicht alle mittragen, selbst jetzt unter den Querdenkern. Also dass es erstmal zu heterogen ist, trotz der gemeinsamen auch Feindbilder, trotz auch gemeinsamer verschwörungstheoretischer Erklärungen, trotz zu einem reinen homogenen Volksbegriff und zu einer Angst vor Gesellschaft und Angst vor der Regierung und dem Staat. Das ist so eine anti wirkliche Angst vor staatlicher Repression. Das ist im Prinzip schon trotz dieser Gemeinsamkeiten, würde ich sagen. Also gibt es halt sehr viel Streit und gegenseitige Verdächtigungen, dass bestimmte Leute deshalb doch nicht mitgehen würden. Und dann würde ich also was mich tatsächlich beruhigt, sind dann doch das die Zustimmungen, also das Vertrauen in die Demokratie, zumindest nach den quantitativen Zahlen doch gestiegen ist und mehrheitlich von der Bevölkerung getragen wird. Also in dem Sinne. Also das ist eigentlich schon auffällig, dass also das Vertrauen in die Demokratie in der Bevölkerung während der Zeit gestiegen ist, vielleicht auch aufgrund dessen, dass es eben ein Krisenmanagement gab und hier in Deutschland ja wenige Fälle im Vergleich zu Italien und Spanien beispielsweise gab. Das wiederum hat aber natürlich auch die Bewegung als Ansatzpunkt genommen, um Zahlen und Maßnahmen zu kritisieren. Also. Aber in dem Sinne würde ich sagen Jein. Also wenn ich mir anschaue, wie radikal und wie radikalisiert die Szene in Social Media ist, dann mache ich mir schon Sorgen. Und wenn ich mir angucke, dass eben so ein breites Bevölkerungsspektrum, also Impfgegner, Esoteriker, spirituelle, da andocken. Das ist schon eine Sorge. Aber ich glaube letztlich die zwei Punkte, dass es halt gesellschaftlich wenige sind und das dann doch nicht. Also das ist kein wirkliches Ziel und Punkte Programm gibt, was alle mitgehen würden. #01:16:32-4#
Dr. Claudia Globisch: Aber für Umstürzen würde es vielleicht reichen. Also nicht um etwas zusammen zu bauen, aber um etwas zusammen kaputt zu machen, das würde vielleicht reichen, weil das oft mit Revolutionen oder Aufständen so ist, dass sie sich dann später noch zerfleischen, weil sie kein gemeinsames Ziel haben, aber zunächst umstürzen. #01:16:52-0#
Grazyna Wanat: Für einen Umsturz. Ja, ich glaube, es sind trotzdem zu wenige. Und es stimmt. Also das würde ich tatsächlich sagen. Es sind eigentlich zu wenige Leute, die das auch so wollen. Man müsste dann halt beobachten. Natürlich gehen die Leute gerade jetzt unter den Pandemie Bedingungen, die die Maßnahmen befürworten, nicht auf die Straße. Also das heißt, anders als bei anderen Demonstrationen ist es schwieriger, noch mal Gegenmacht zu organisieren, weil die Personen ja gerade sagen Ja, ja, ja und sichtbar zu machen. Aber vielleicht wäre das eine Möglichkeit, also der Mobilisierung, wenn man jetzt sagt, da gehen doch noch mehr Leute auf die Straße, also noch mal eine Gegenmacht aufzubauen von den Leuten, die eigentlich sagen Nee, das was ihr wollt, wollen wir nicht. Aber in dem Sinne mache ich mir nicht. Ja, ja, ich mache mir trotzdem natürlich Sorgen, dass es so was wie diese Straßenkämpfe und diesen Versuch im Prinzip der Besetzung von politischen Institutionen gibt. Und da natürlich auch gewalttätige Auseinandersetzungen, vor allen Dingen Drohungen. Also das ist so dieses, dass die Leute also deswegen finde ich so wichtig, sich das Weltbild anzuschauen, dass diese Täter Opfer Konstruktion so stark ist, dass die Täter so als Gefahr konstruiert werden und wir als Wissenschaftlerinnen und auch Regierungsleute, Journalistinnen alle im Prinzip zu den Tätern dazugezählt werden. Und weil die als Gefahr und als Lügnerinnen konstruiert werden, auch als legitim betrachtet wird, sie zu bedrohen. Und das ist eigentlich das, was, was ich sehr unbehaglich finde. Aber mich dann etwas beruhigen mit den Zahlen. #01:18:37-5#
Dr. Claudia Globisch: Mit den Zahlen? Eindeutig ja. Vielen herzlichen Dank Claudia, glaube ich für dieses super informative Gespräch. #01:18:45-8#
Grazyna Wanat: Danke auch. Hat mir auch sehr Spaß gemacht. Vielen Dank für die Möglichkeit, das ein bisschen über meine Forschungen und Ideen zu sprechen. Danke dir. #01:18:56-2#
Dr. Claudia Globisch: Und wir bei Podcast freuen uns natürlich riesig über Ihre Anregungen, liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer. Über Kommentare, über Kritik und auch über Ideen für neue Themen oder für neue Gäste. #01:19:13-9#
Grazyna Wanat: Mit denen wir sprechen könnten. Schreiben Sie uns an. #01:19:18-4#
Dr. Claudia Globisch: BZ. #01:19:19-8#
Grazyna Wanat: Podcast. #01:19:22-1#
Dr. Claudia Globisch: Stadt. #01:19:24-2#
Grazyna Wanat: Nürnberg punkt.de. #01:19:27-8#
Dr. Claudia Globisch: Ciao. #01:19:29-3#
Grazyna Wanat: Ciao. #01:19:30-3#
Dr. Claudia Globisch: Ciao. #01:19:41-2#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Claudia Globisch über soziologische Zeitdiagnosen, das überraschende Verhältnis zwischen Esoterik und Egoismus und über die Corona-Demos.
Claudia Globisch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg (das IAB ist eine eigenständige besondere Dienststelle der Bundesagentur für Arbeit).
Sie studierte Soziologie, Germanistik und Philosophie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und an der Duke University, North Carolina/USA, und promovierte mit einer Arbeit zum Antisemitismus von links und rechts in Deutschland. Zu ihren Forschungsbereichen gehören Sozialpolitikforschung und Armutsforschung, Inklusions- und Exklusionsprozesse, Rechtsextremismus- und Antisemitismusforschung (im Web und Social Media), Teilhabechancengesetz und die sozialen Folgen der Covid19-Pandemie.
Im Podcast spricht sie darüber, welche Fragen sich die Soziologie stellt und wie die sogenannten „Zeitdiagnosen“ (Baumann, Reckwitz, Rosa) die Trends unserer Epoche erklären wollen. Auch darüber, warum wir keine Zeitdiagnosen von Wissenschaftlerinnen kennen. Außerdem analysiert sie die Protestmilieus der Corona-Demonstrationen und wagt eine Einschätzung, ob sie als gefährlich zu betrachten sind. Sie schildert, was die Esoterik mit dem Rechtsradikalismus eint.
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Aufgenommen am: Freitag, 4. September 2020
Veröffentlicht am: Donnerstag, 10 September 2020
Moderation: Grazyna Wanat
Im Gespräch: Dr. Claudia Globisch
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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.
Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Wir freuen uns über Ihr Feedback!