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Nicolaus-Copernicus-Symposium „Welt, Körper, Geist – Der Platz des Menschen im Kosmos“

Eine Veranstaltung des Bildungscampus Nürnberg in Kooperation mit dem Deutschen Museum Nürnberg und Kortizes gGmbh – Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs.

Es war Sigmund Freud, der als erster (und wohl nicht ganz uneigennützig) von den drei großen Kränkungen der Menschheit sprach – revolutionären Umwälzungen in der Sicht auf die Welt, den Menschen und seinen Geist, die mit den Namen Copernicus, Darwin und eben Freud verbunden sind. Copernicus rückte die Erde und damit den Menschen aus dem Mittelpunkt des Universums, Darwin nahm dem Menschen den Nimbus der Krone der Schöpfung und Freud versuchte nachzuweisen, dass der Mensch zum Großteil von unbewussten Trieben bestimmt wird und damit nicht einmal mehr Herr im eigenen Oberstübchen ist.

Das Symposium will in drei Sessions der Frage nachgehen, wie der Stand der Erkenntnis zu den mit den Kränkungen (oder Erschütterungen des Weltbildes) verknüpften Themen Welt, Körper und Geist heute ist.

 


Ablauf des Nicolaus-Copernicus-Symposiums

Freitag, 24. März 2023

Eröffnungsveranstaltung mit dem Zauberkünstler und Physiker Thomas Fraps: 19 bis 20.30 Uhr

Ausgehend vom Staunen und dem „Gefühl des Geheimnisvollen“, wie es Einstein nannte, versucht die Wissenschaft die Geheimnisse der Welt aufzuklären und den Menschen von falschen Auffassungen der Wirklichkeit zu befreien. Die Zauberkunst wiederum lebt vom Geheimnis und Mysterium, vom Nicht-Wissen. Im Gegensatz zur Wissenschaft ist hier das Staunen über die Welt nicht der Ausgangspunkt aller Bestrebungen, sondern das Ziel.

Der Zauberkünstler und Physiker Thomas Fraps wirft einen unterhaltsamen Blick auf die Begegnungen von Zauberkunst und Wissenschaft, lüftet einige Geheimnisse (historischer) Illusionen und macht so mit seiner speziellen Realitätstheorie die Grenzen zwischen Wissen und Nicht-Wissen erlebbar.


Samstag, 25. März 2023

Session 1 Geist

9 bis 9.45 Uhr Gedankenlesen und Willensfreiheit: Der Kosmos im Kopf des Menschen

Prof. Dr. John-Dylan Haynes, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Alle unsere Gedanken, Empfindungen und Gefühle sind untrennbar mit den Vorgängen in unserem Gehirn verknüpft. Mit Hilfe moderner Hirnscanner ist es inzwischen möglich – zumindest zu einem gewissen Grad – zu entschlüsseln, was eine Person gerade denkt, und sogar ihre Entscheidungen vorherzusagen. Dies erfordert von uns Menschen ein Umdenken, denn wir haben meist den Eindruck, dass unsere Gedankenwelt trennbar ist vom Körper und von der Außenwelt. Wenn jedoch unser geistiges Leben abhängig von körperlichen Vorgängen ist, dann ist es gar nicht rätselhaft, wenn unsere Gedanken anhand unserer Hirnaktivität erkennbar sind, und dass der Freiheit unserer Entscheidungen Grenzen gesetzt sind.

9.45 Uhr Das soziale Gehirn: Nicht allein im Universum

Prof. Dr. Silke Anders, Universität zu Lübeck
Etwa 8 Milliarden menschliche Gehirne gibt es auf der Erde, etwa zehnmal so viele Nervenzellen in jedem Gehirn – warum und wozu das alles? Eine prominente Theorie der sozialen Neurowissenschaften geht davon aus, dass die treibenden evolutionären Kräfte hinter der Entwicklung des Säugetiergehirns die Vorteile sind, die sich aus differenzierten Gehirnen und der daraus resultierenden Fähigkeit ergibt, komplexe Sozialverbände zu bilden. Der biologische Erfolg des Menschen als Art beruht möglicherweise auf seinen sozialen Fähigkeiten, doch die Grenzen dieses Erfolges scheinen sichtbar. In diesem Vortrag sollen die stammesgeschichtliche Entwicklung des menschlichen Gehirns und die Mechanismen und Grenzen sozialer Kognition aus neurowissenschaftlicher Sicht beleuchtet werden.
 

10.30 bis 11 Uhr Pause
 

11 Uhr Hirn im Aufbau: Die Anfänge des sozialen Denkens

Prof. Dr. Sabina Pauen, Universität Heidelberg

Menschen sind von Geburt an soziale Wesen. Sie brauchen andere für ihr Überleben. Schon die Allerkleinsten sind daher von Natur aus bereit, auf soziale Signale aus ihrer Umwelt mit erhöhter Aufmerksamkeit zu reagieren und soziale Information auf besondere Weise zu verarbeiten. Der Vortrag gibt einen Überblick über neueste Erkenntnisse der Säuglingsforschung unter Verwendung spannender Experimente und hirnphysiologischer Messungen. Dabei wird deutlich, welchen entscheidenden Beitrag soziale Erfahrungen nicht nur zur emotionalen, sozialen und sprachlichen Entwicklung leisten, sondern wie sehr auch die geistige Entwicklung von Kindern durch frühe soziale Erfahrungen geprägt wird.
 

11.45 bis 12.30 Uhr Podiumsdiskussion mit den Vortragenden


Session 2 Körper

14 Uhr Von der Abschaffung des Zufalls - Gezielte Veränderung der DNA

Dr. Nicolai Peschel, Universitätsklinikum Erlangen

Bisher hatte der Mensch wenig Einfluss auf seine Nachkommen. Es war dem Zufall und der Evolution überlassen, ob Kinder blau- oder grünäugig, groß oder klein auf die Welt kamen. Doch nun ändert sich dies, dank der enormen Erweiterung unseres Wissens und neuer Technologien wie CRISPR/Cas9. Diese Errungenschaften erlauben es uns nun erstmals, das eigene Erbgut gezielt zu verändern und somit das ganze Leben eines Menschen drastisch zu beeinflussen. (Erb)Krankheiten heilen, das Aussehen verändern, Wunschkinder designen? Dieser Vortrag zeigt, inwieweit heute bereits das Erbgut verändert werden kann und darf, spekuliert über die weiteren Entwicklungen und darüber, welche Auswirkungen ein solcher Eingriff in den Menschen auf uns und unsere Gesellschaft hat.

14.45 Uhr Cyborgs unter uns

Prof. Dr. Bertolt Meyer, TU Chemnitz

Wenn Menschen mit Technik verschmelzen, spricht man von Cyborgs. Prothesen und Implantate nehmen in der Medizin eine wichtige Funktion ein, wenn es darum geht, Krankheiten zu heilen oder zu lindern. Wo ist die Grenze zwischen medizinischer Notwendigkeit und dem Verbessern von menschlichen Körpern? Der Vortrag beleuchtet den Übergang von Mensch und Maschine.
 

15.30 bis 16 Uhr Pause
 

16 UhrHomo Ex Machina

Prof. Dr. Stefan Sorgner, John Cabot University Rom

Das Universum entstand vor etwa 14 Milliarden Jahren und die Erde vor etwa 4,5 Milliarden Jahren. Dann dauerte es noch eine weitere Milliarde Jahre, bis sich erste Lebensformen entwickelten. Erst in den jüngsten 530 Millionen Jahren haben sich Säugetiere, Amphibien, Reptilien, Fische und Vögel entwickelt. All dies geschah noch bevor der erste Mensch entstanden war. Der homo sapiens ist wohl vor rund 400.000 Jahren entstanden. Der Transhumanismus nimmt evolutionäre Prozesse ernst und denkt sie konsequent weiter.

16.45 Uhr bis 17.30 Uhr Podiumsdiskussion mit den Vortragenden
 


Nicolaus-Copernicus-Symposium: Open House im Deutschen Museum Nürnberg

Wie soll die Welt von morgen aussehen? Das „Zukunftsmuseum“ zeigt in fünf Themenbereichen verschiedene Aspekte unseres gesellschaftlichen und individuellen Lebens. Um zu diskutieren, wie neue Technologien unsere Zukunft beeinflussen sollen, werden Prototypen aus Wissenschaft und Industrie den Visionen aus der Science-Fiction und Kunst gegenübergestellt. Zum Ausklang des ersten Symposiumstages öffnet das Deutsche Museum Nürnberg von 18 bis 20 Uhr seine Türen und lädt zur Diskussion bei kleinen Snacks und Getränken ein: Wie verändert der Mensch sich selbst, seine Umwelt und den ganzen Planeten?

Samstag, 25. März 202218 bis 20 Uhr, Deutsches Museum Nürnberg


Sonntag, 26. März 2023

Session 3 Welt

10 UhrDas dunkle Universum: Wie Dunkle Materie und Dunkle Energie den Kosmos beherrschen

Prof. Dr. Bruno Leibundgut, Europäischen Südsternwarte ESO

Die Entwicklung des Universums wird von seinem Inhalt bestimmt. Raum und Energie sind durch das Gravitationsgesetz, also die Allgemeine Relativitätstheorie, miteinander verknüpft. Es werden zurzeit vier „Energien“ als bedeutend im Universum in Betracht gezogen: Strahlung, baryonische (die „normale“) Materie, Dunkle Materie und Dunkle Energie. Dabei sind die beiden letzteren Begriffe Statthalter für unbekannte Physik. Im Vortrag werden die Grundsätze des heutigen kosmologischen Standardmodelles und mögliche Probleme dargestellt.

10.45 UhrWo stehen wir mit dem Standardmodell der Teilchenphysik – vor einer Mauer oder vor grundlegenden neuen Erkenntnissen?

Prof. Dr. Olaf Steinkamp, Universität Zürich

Das sog. Standardmodell der Teilchenphysik, an dem seit Jahrzehnten sowohl auf theoretischer Seite als auch in großen Beschleunigerexperimenten wie am CERN intensiv geforscht wird, scheint die derzeit bekannten Teilchen und ihre Wechselwirkungen gut zu beschreiben. Es geht davon aus, dass es 17 Teilchen gibt und vier Grundkräfte. Bedeutende Faktoren im Kosmos, wie Dunkle Materie und Dunkle Energie werden vom Standardmodell jedoch nicht beschrieben. Außerdem müssen 18 Parameter, deren Werte sich nicht aus der Theorie ableiten lassen, anhand von Experimenten ermittelt und dann ins Modell eingefügt werden. Was also die Welt wirklich im Innersten zusammenhält, beschreibt das Standardmodell nur, erklärt es aber nicht. Diese unbefriedigende Situation wird unterschiedlich interpretiert. Die einen sehen sie als inhärenten Fehler des Modells, die anderen als Zeichen für eine noch unbekannte Physik, die es noch aufzuspüren gilt.

11.30 bis 12 Uhr Pause
 

12 Uhr Die Quanten-Einstein-Gleichungen und die Physik auf der Planck-Skala

Prof. Dr. Kristina Giesel, Universität Erlangen-Nürnberg

Die Einstein-Gleichungen erlauben im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) die dynamische Wechselwirkung zwischen Gravitation und (klassischer) Materie auf makroskopischen Skalen zu beschreiben. Die Quantenfeldtheorien haben uns allerdings gelehrt, dass Materie fundamental, also auf mikroskopischen Skalen, quantisiert ist und somit nicht mehr im Rahmen der klassischen Physik beschrieben werden kann.  Daher stoßen sowohl die ART als auch die Quantenfeldtheorien an ihre Grenzen, wenn man die fundamentale Wechselwirkung von Gravitation und Elementarteilchen auf dem mikroskopischen Level erforschen möchte. Man benötigt hier also eine neue fundamentalere Theorie.
 

12.45 Uhr bis 13.45 Uhr Podiumsdiskussion mit den Vortragenden und Abschluss