Uschi Unsinn, was macht eine Drag Queen im Nürnberger Stadtrat?

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Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#
Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von KontaktAufnahme. Mein Name ist Hannah Diemer und ich habe heute einen ganz besonderen Podcast Gast bei mir, auf den ich mich schon sehr, sehr freue und ich freue mich, dass das die erste Folge von mir in dem neuen Jahr ist und dass ich die mit der Uschi Unsinn führen darf. Und wenn alles gut geht, dann kommt diese Podcastfolge sogar online zu meinem sechsmonatigen Hochzeitsjubiläum mit meiner Frau, worüber ich mich natürlich ganz besonders freue. Wir schwenken die Regenbogenfahne in unserem Podcast. Herzlich willkommen Uschi Unsinn! #00:00:57-4#
Uschi Unsinn: Vielen Dank für die Einladung. Wir kommen natürlich jetzt zu mal sechs Monate. Ist natürlich eine kurze Zeit, aber eine tolle Zeit. Eine interessante Zeit hoffentlich für euch. Glückwunsch dafür! #00:01:08-1#
Hannah Diemer: Vielen Dank. Ich würde dich gerne fragen Was ist eine Drag Queen. #00:01:13-1#
Uschi Unsinn: Die Drag Queen ist? Früher haben oft gesagt Damen Imitator, aber Damenimitator ist eher für die Künstler, die in Paradies auftreten. Travestie Künstler Queen ist eine Person, die sich eine Kunstfigur geschaffen hat, und zwar in dem gegenteiligen Geschlecht. Also, Drag Queen ist ein Mann, der als Frau auftritt. Trägt King eine Frau, die als Mann auftritt, aber die eine eigene, eigenständige Figur kreiert haben, wie ich eben schrieb Unsinn. #00:01:38-2#
Hannah Diemer: Im privaten Leben heißt du Uwe, und als deine Kunstfigur bist du Uschi. Unsinn. Wie bist du zu dem Namen gekommen? Und wer ist Uschi? Unsinn für dich. #00:01:48-6#
Uschi Unsinn: Ich habe mir den Namen nicht ausgesucht. Ich habe den Namen bekommen, damals, wie ich nach Nürnberg kam, 1989. Irgendwie war ich auf einmal Uschi. Und ich habe dann eine Künstlerkollegin kennengelernt, damals namens Hallig. Lebt leider nicht mehr, ist damals in 80er Jahren noch an AIDS verstorben. Die Gemeinde hätte also der Künstlername, sollte vom Vornamen der Buchstabe mit dem ersten Buchstaben des Vornamens im Pass übereinstimmen? Passt ja auch mit U. Uschi und Uwe. Und dann hat sich halt so herauskristallisiert, wie ich meine ersten Gehversuche gemacht habe und so, dass ich eher auf die Comicschiene gehe. Und dann kam eben Unsinn dazu. Das hat sich dann bewährt, das so zu machen und hat sich auch bewährt, wie ich im Kabarett gearbeitet habe. Dann channelt Andre Vanessa, Balenciaga, Michelle Rose und Uschi. Unsinn und Uschi Unsinn kann sich jeder merken. #00:02:42-3#
Hannah Diemer: Und Uschi? Unsinn. Ist das ein Teil von dir? Schlüpft du da eine andere Rolle? Wie kann ich mir diese Transformation von Uwe zu Uschi vorstellen? #00:02:51-8#
Uschi Unsinn: Ich schlüpfe in eine andere Rolle. Also Bekannte von mir sagen immer Meine Stimme verändert sich. Meine Bewegungen verändern sich. Ich stelle dasselbe nicht mehr fest. Aber es ist eine Rolle. Eben um Sichtbarkeit zu erzeugen. Denn Sichtbarkeit schafft Sicherheit. #00:03:12-6#
Hannah Diemer: Das finde ich eine ganz, ganz wichtigen Anknüpfungspunkt. Da würde ich eigentlich gerne zu den aktuellen Geschehnissen in der Presse kommen. Und zwar haben sich ja 180 Schauspielerinnen und Schauspielerinnen geoutet unter dem Hashtag Actout. Und auch genau mit dem Thema Repräsentation schafft Sicherheit. Repräsentation ist das, was wir brauchen. Wir brauchen Rollenvorbilder. Warum ist es so? #00:03:35-8#
Uschi Unsinn: Wir haben ja jetzt oder Wir sind ja jetzt am Beginn der dritten Welle der Pandemie. Und wir brauchen einfach positive Vorbilder, die auch ins Wohnzimmer kommen. Also mir wurde jetzt mitgeteilt, dass ein Teil der Jugendgruppe bei widerlich angefangen hat, sich zu ritzen mit dem ganzen Stress in der Situation. Wir brauchen einfach positive Vorbilder. Und wir brauchen Vorbilder, die ins Wohnzimmer kommen. Und die dürfen nicht irgendwie. Es war wichtig ein Wowereit, der sich hingestellt hat und gesagt hat Ich bin schwul und das ist auch gut so! Aber ein Politiker ist ein Politiker, ein Schauspieler, der spielt das alltägliche Leben. Also jetzt auch ich bin begeistert vom Bayerischen Rundfunk. Darum ist darum diese diese Diskussion um um lesbisches Pärchen eben auch, wo der Pfarrer dann die eine von der Jugendgruppe entbindet, von der Arbeit da als Jugendleiterin usw diese Diskussionen und das ist wichtig, dass wir einfach Alltagsfiguren haben, die ihren Mann, ihre Frau stehen wie auch immer. Oder auch ihre Non Binary Form. Aber die dann ins Wohnzimmer kommen, wo man Identifikationsfiguren hat. Auch, dass man sich traut zu outen, dass der Druck weggenommen wird. Jedes Coming out ist ja schwierig. Gut, ich bin mittlerweile in der glücklichen Position, Ich muss mich nicht mehr outen, sondern ich bin einfach da. Aber jeder andere, der der Audit sicher zig Mal im Leben nicht getan hat, ist ein Coming out. Man wechselt die Arbeitsstelle, dann muss man sich wieder outen. Man geht in eine Gruppe im Verein. Man trifft andere Leute, man muss sich outen. Das ist ja ein ständiges Outen und das ist das Problematische daran. #00:05:13-9#
Hannah Diemer: Hat Sie das überrascht, dass dieses Aktut passiert ist, oder haben Sie damit gerechnet, weil das auf so viele Jahre Arbeit aufbaut? #00:05:21-2#
Uschi Unsinn: Nein, ich war überrascht, weil bis jetzt waren ja immer nur einzelne Schauspieler oder Schauspielerinnen geoutet. Also ich meine, ich denke da auch an den Riesenskandal wie Rosa von Praunheim. In den 90 91 war es Alfred Biolek und habe Kerkeling geoutet hat, was in der Situation unheimlich wichtig war zu sagen, es gibt auch Promis, die schwul sind. Wir sind nicht die schwulen Säue, die HIV verbreiten oder Aids verbreiten. Und dann hat sich ja so es hat sich mal ergeben, aber es waren wenige, die geoutet waren, gefolgt vom Tatort. Und wenn dann 100, 185 Kulturschaffende unterzeichnen das auch noch in der SZ, im Magazin der Süddeutschen Zeitung total öffentlichkeitswirksam. Und welche Wellen des hoch geschlagen hat auch negative Wellen, finde ich das beachtlich. Und es wird Zeit, dass wir sagen dürfen Ja, schwule Schauspieler dürfen auch eine schwule Rolle spielen, aber sie haben genauso das Recht, den Heterosexuellen zu spielen, weil sie sind nun mal Schauspieler. Man kann auch eine Rolle von Person, also Person of Color, die kann auch eine weiße Rolle spielen, weil die kann man einfach umzusetzen. Das muss nicht zwangsläufig ein weißer Person sein. Und das finde ich so faszinierend, dass da jetzt was entstanden ist. Und es ist ja dann letzte Woche gleich drauf in dem Fußballmagazin elf Freunde, wo sich 800 Fußballspieler und Funktionäre unterstützt haben und gesagt haben Wir wollen niemanden zum Coming out zwingen. Aber wenn sich jemand von den Fußballprofis outen will Wir stehen hinter euch, ihr seid nicht alleine und das ist eine Bewegung. Da müssen wir jetzt dranbleiben. Da müssen wir jetzt mal unsere Forderungen formulieren und sagen Moment mal! Nürnberg zum Beispiel fehlt noch ein Jugendzentrum. Es fehlt ein generationenübergreifendes Wohnprojekt für Queere und Lesben. Uns fehlen Wohnungen für das betreute Wohnen bei der Aidshilfe Erlangen Fürth. Uns fehlt vieles, vieles, vieles. Und das muss man jetzt einfach mal formulieren und diese Forderungen auch öffentlichkeitswirksam stellen. #00:07:34-4#
Hannah Diemer: Ich finde das wahnsinnig wichtig, das vor allem von Schauspielenden und von fußballspielenden Personen jetzt sowas kommt und vor allem die. Der Aufruf vom Kicker Magazin hat mich total überrascht, weil Fußball immer so ein Tabuthema war, oder vor allem dieser männliche Mannschaftssport hatte ich so im persönlichen Freundes Umkreis war immer was, was ein Heiligtum war von heterosexuellen Männern. Und wenn da irgendwelche schwulen Leute mit dazu gekommen sind, hatten die es immer richtig, richtig schwierig. Und deshalb finde ich das ein wahnsinnig wichtiges Symbol zu sagen wir sind offen, also wir sind offen, wir öffnen uns für die Community. Das finde ich ein wahnsinnig gutes Zeichen. Also da möchte ich mich auch echt bedanken, dass das jetzt endlich mal passiert ist. #00:08:13-3#
Uschi Unsinn: Ja, das finde ich auch unheimlich wichtig, auch ein Danke zu sagen an die Leute, die dahinter stehen, die das mit stemmen. Ich denke, vor zwei Jahren, da gab es in Frankreich ganz große Bewegung von homophoben Beleidigung während des Fußballspiels und die französischen Schiedsrichter haben die Spiele immer abgebrochen. Also die haben die da nicht Pause gemacht, sondern die haben die Spiele abgebrochen. Und dann gab es beim DFB damals war der Keller noch nicht DFB Präsident ein Statement also wenn es um Rassismus geht, wenn es um solche Sachen geht, ja. Aber wegen Schwulen muss man doch kein Spiel abbrechen. Und jetzt setzt man sich dann. Thomas Keller Thomas, glaube ich, heißt der DFB Präsident, also jetzige DFB Präsident Auf alle Fälle. Wie der sich geäußert hat, welche Wandlung auch im DFB passiert ist und das sich dann FC St.Pauli hinstellt und sagt so, und wir fordern auf, dass es einfach strafrechtliche Konsequenzen hat, wenn hier homophob gehandelt wird. Das finde ich beachtenswert und das in der Öffentlichkeit, die wir erreichen, die wir als Community nicht so einfach erreichen würden. Und darum müssen wir jetzt auf dieser Welle mitmachen und unsere konkreten Forderungen artikulieren. #00:09:23-9#
Hannah Diemer: Wenn wir jetzt noch mal einen Schritt zurückgehen wie war das denn bei dir, als du dich als schwuler Mensch geoutet hast? Hast du schon immer gewusst, dass du schwul bist? Oder ist es so schleichend gekommen? Wie war das bei dir? #00:09:34-8#
Uschi Unsinn: Also mein Outing verlief in Wellen. Nein, ich bin in Bad Bentheim aufgewachsen. Das ist 50 Kilometer von hier. Ein kleiner Ort mit damals 17.000 Einwohnern. Und du merkst auf einmal, du bist anders. Du magst dich faszinieren Jungs. Männer. Aber du merkst auch, das ist irgendwas, was negativ besetzt ist. Und du willst nicht negativ besetzt sein. Habe ich mich dagegen gewehrt, dann bin ich natürlich konservativ aufgewachsen. War dann auch noch in einem konservativen christlichen Kreisen der Landeskirchlichen Gemeinschaft damals aktiv. Habe mich dann auch noch in den Sohn des Predigers verliebt. Und dann gab es Seelsorgegespräche. Ich habe Literatur gelesen, wie man das seine Identität eigentlich wieder ändern kann, was eigentlich Schwachsinn ist, weil das funktioniert nicht. Aber wenn du keinen anderen Schwulen kennst, außer außer die Negativbeispiele, ist es halt nicht so einfach. Dann bin ich nach Rummelsburg zur Diakon Ausbildung und wurde nach Ansbach ins Praktikum geschickt, wo ich todunglücklich war, dass ich nach Ansbach musste. Ich wäre gerne gleich geblieben damals, war aber immens wichtig, weil ich bin dann mal mit einem Kollegen nachts spazieren gegangen im Hofgarten. Wir konnten beide nicht schlafen. Und dann hatte ich so ein Schlüsselerlebnis. Da ist ein Typ aus dem Gebüsch rausgekommen, vor uns hergelaufen, hat sich immer wieder umgedreht und ich hab das am nächsten Morgen so erzählt. Bei den Arbeitskollegen im Kinderheim. Und die dann Oh Gott, du bist spazieren gegangen, wo sie die Schwulen treffen, da hat es der nicht mehr hin. Da dachte ich mir okay, da muss ich wieder hin. Ich bin der Stadt Ansbach unheimlich dankbar. Ich hatte damals das erste Mal in meinem Leben Kontakt zu anderen schwulen Männern, was für mich unheimlich wichtig war. Und ich war dann. Es ging nicht mehr um Sex. Es ging einfach. Kontakt. So einen Safe Space zu haben, auch wenn es im öffentlichen Raum war, wo man einfach reden konnte. Und da waren die älteren Schwulen, die da da waren. Die waren unheimlich wichtig für mich als Gesprächspartner. Und ich war dann schon längst wieder drin. Auf der Diakonin Schule und bin immer noch einfach in Hofgarten gefahren. Bist du, wenn mal einer sagte, du wohnst auch in der Nähe von Nürnberg? Sagte ich Ja, ja, warum gehst du denn in Nürnberg? Ja, wohin denn? Ja, da gibt es das Comeback. Da gibt es die Club 67 Sauna. Da gibt es die Apollo Sauna Amigo Bar und ich dann wo. Dann habe ich mal so die Adressen rausgesucht als Damals gab es noch Telefonzellen und Telefonbücher. Und dann habe ich so das ein oder andere besucht. Und dann bin ich auch bestärkt gewesen, dass ich es haben will. Es war natürlich ein Erlebnis, wenn du am Wochenende in so einem Club sitzt und dann 500 schwule Männer da die Nacht übersiehst. Du bist ja gar nicht alleine. Und das hat mich dann bestärkt. Mein Coming out. Dann hatte ich mein Coming out, was zur Folge hat, dass ich natürlich die Diakonausbildung beenden musste damals. Ja, und dann hat sich es halt so weiterentwickelt. Aber das war mal so die Phase meines Coming outs. #00:12:33-6#
Hannah Diemer: Und wenn man sich das jetzt diese Geschichte sich anhört und mal vergleicht, wie das heute ist, auch deshalb noch mal so Ich finde es wahnsinnig toll, dass diese beiden Aktionen jetzt gestartet worden sind. Wie war das denn in den 80er, als AIDS sehr aktiv war? Wie war das in den 80er? Sich zu outen? Ist es sofort miteinander in Verbindung gebracht worden oder wie war das im Umfeld? #00:12:54-8#
Uschi Unsinn: Ja, bei meinen Eltern nein. Also mein Vater jemals wusste, dass ich schwul bin? Weiß ich nicht. Ich habe mich bei ihm selber nicht geoutet, aber meine Mutter wollte mal wissen, warum ich jetzt weg bin und so und da habe ich es gesagt. Und dann sagte ich Jetzt sag mal die Wahrheit, was ist denn? Sag ich ja, ich bin homosexuell. Was ist denn das? Ich bin schwul. Ich die auch, Männer? Schaute mich an und meinte Dann sage ich dir, wenn du deswegen in den Knast kommst, bist du mein Sohn gewesen. Und ich hatte damals keine Ahnung von diesen scheiß Paragraphen 175. Das hat sich später als entwickelt und ich war noch jemand, der gegen den Paragraphen auf die Straße ging in den 80er. Aber AIDS war damals in meiner Familie nicht so das Thema. Aber es war natürlich allgegenwärtig. Wir kannten die Aids, wir kannten das Thema Safer Sex. Kondome verteilen. Wir haben die, die die Lücken durch die Aids gerissen hat. Wir waren öfters auf dem Friedhof, um Menschen zu verabschieden, die uns lieb und wichtig waren. Es war eine schreckliche Zeit, aber es war eine Zeit, wo man auch lernt, mit so einer Pandemie oder mit so einer Pandemie umzugehen. Also wir haben schon Erfahrung im Umgang mit Pandemien, was uns vielleicht auch den Umgang mit Corona etwas leichter macht. Wobei ich sagen muss die Einsamkeit, die Corona jetzt flächendeckend macht, mit Ausgangssperre mit Kneipen, die seit Monaten zu sind. Das hat früher bei Aids immer einzelne Personen getroffen. Das war umso verheerender, weil es einfach einzelne Menschen in Isolation getrieben hat und die keine Chance hatten, da wieder rauszukommen, weil auch die Community die Szene sehr unbarmherzig war mit HIV positiven Menschen oder AIDS Kranken, weil man selber ja damals noch nichts wusste. Diese Unsicherheit, die so viele Verletzungen geschaffen hat. Ich wünschte, wir hätten anders reagiert, aber wir wussten es ja nicht besser. #00:14:51-6#
Hannah Diemer: Das ist ein ganz spannender Vergleich, den du ziehst mit der Isolation des einzelnen Aidskranken in den 80er und jetzt mit der gesamten Isolation, die wir jetzt haben. Durch die Pandemie wird eine ganz neue, spannende Betrachtung. Hast du denn gleich nachdem du dich geoutet hast, warst du gleich out and proud? Und hast du dann die Aktionen gestartet und dich engagiert für die Community oder hat das erst ein bisschen gedauert? #00:15:13-2#
Uschi Unsinn: Das hat ein bisschen gedauert. Man musste erst mal in diese ganze Sache reinwachsen. Und natürlich hat man Leute getroffen. Ich habe den Martin Troops, der damals schon Sozialarbeiter bei der Aidshilfe war und jetzt wieder kennengelernt. Wir hatten damals Safer Sex Partys, auf denen auch selber Sexpornos dann präsentiert wurden, weil es war ja damals alles neu. Vorher gab es keine Pornos, wo man Kondome benutzt hat. Auf einmal waren wir da. Man hat den Umgang mit Kondomen gelernt, Man hat gelernt, sich verantwortungsvoll zu verhalten. Auch Auch die Spaltung, die wir in der Gesellschaft hatten, die hatten wir damals in der Community, auch weil die eine Position war. Ich bin traurig, brauche keine Kondome und Kondome sind nur für die da, die sich eben nicht beherrschen können. Und die anderen, die gesagt haben Ich will einfach mein Leben genießen und deswegen benutze ich Kondome. Also auch damals gab es eine Spaltung, die wir längst überwunden haben, die jetzt dann eine neue Diskussion gekriegt hat mit der Prä Expositionsprophylaxe, also mit dieser Tablette, die man nehmen kann, um einer Infektion vorzubeugen. Eine ähnliche Diskussion hatten und jetzt haben wir halt diese Diskussion mit diesen Querdenkern, die Positionen vertreten, die mir völlig fremd sind. Aber ich sehe diese Spaltung, die wir vorher in der Community hatten und auch überwunden hatten, sehe ich jetzt. Und ich weiß halt auch, wo der Handlungsbedarf ist, wo ich handeln kann und sagen kann, da warte ich einfach ab. Das gibt sich wieder. #00:16:44-2#
Hannah Diemer: Das ist eine ganz beruhigende Perspektive, die du uns da zeigst. #00:16:48-0#
Uschi Unsinn: Ich weiß, dass eine Unsicherheit da ist. Das kriege ich in persönlichen Gesprächen mit, auch im persönlichen Umfeld. Ja, ich weiß nicht. Und Langzeitwirkungen, das wussten wir bei den Pockenimpfungen damals auch nicht. Trotzdem haben wir es gemacht und sie sind ausgerottet. Ich bin jemand, der sagt Ja, ich lasse mich impfen, ich bin lungenkrank, ich weiß es. Für mich kann 19 tödlich verlaufen. Und lieber lasse ich mich impfen und bin dann da auf der sicheren Seite. Das Leben ist eh immer lebensgefährlich. Aber da bin ich auf der sicheren Seite. Es würden auch mit der Zeit noch Leute, die zwiegespalten sind. Die werden sich dann auch noch überzeugen lassen. Ich denke, dass diese Welle immer größer wird und dass die auch die Gruppe der Impfgegner kleiner wird, wenn man einfach sieht, es passiert nichts, wenn sich wirklich 75 % der Stadt Nürnberg geimpft sind und es ist keine große Sterbewelle und nichts passiert. Denn wenn andere auch ins Grübeln kommen und denken okay, könnte ich mich auch impfen lassen. #00:17:51-0#
Hannah Diemer: Und jetzt wieder zurück zu deinen ersten Travestieschritten und Aktionsprozessen. Das heißt, am Anfang bist du so auf diese Partys gegangen und hast es selber erlebt, wie bereichernd es ist, wenn man quasi unter Gleichgesinnten ist und wenn man über sich selbst und über die eigene Community Sachen lernt und erfährt. Und dann, wie waren so die ersten Schritte tatsächlich dann auf der Bühne, also auf der anderen Seite. #00:18:15-2#
Uschi Unsinn: Das erste Mal, wie ich Travestie erlebt habe, das war, da war ich in Ansbach in einer freien Gemeinde, in einer sogenannten freien Gemeinde, die mir auch damals den Teufel austreiben wollten, wo ich 30 Jahre mitgemacht habe und dann gesagt Leute, lasst es einfach, lasst mir mein Leben leben, ich lass euer Leben leben. Wir gehen jetzt getrennte Wege und gut ist es. Und ich war da eben eines Sonntags, da war sonntags Familientag. Also erst Abendmahlsfeier, dann Gottesdienst. Dann haben wir zusammen 12:00 gegessen, dann essen wir zusammen spazieren gegangen. Hat man Kaffee getrunken, dann hat man Gebetsstunde gehabt. Und im Laufe eines dieser Sonntage kam das Gespräch eben auf das Paradies in Nürnberg. Ja, und Sodom und Gomorra. Und da treten Männer auf, die sich als Frauen verkleiden und Sündenpfuhl. Und dann heißt es auch noch Paradies. Und dann bin ich wieder nach Nürnberg gefahren, habe in der Telefonzelle nachgeschaut, hab die Adresse auch gefunden, bin dann am Bahnhof. Da gab es damals einen großen Stadtplan, habe mir das rausgesucht und stand dann irgendwann vor dem Paradies und dann musste man da läuten. Eine große Hemmschwelle. Da habe ich endlich den Mut gehabt zu läuten. Macht das so ein kleiner Kellner, der gerade zu dem Fenster rausschauen konnte? Der Peter damals macht die Fenster auf und nicht. Ja, Entschuldigung. Und was kostet es? Und ja, da muss ich noch mal schauen und muss noch auf die Bank und habe dann hin und her überlegt Nein, das könntest du jetzt. Bin auf die Bank, hab Geld abgehoben und bin dann da rein. Und dann saß ich da, genau auf der Bank, in der mir der DJ. Und dann kam Carrera aus damals und ist der Kinnlade nur noch nach unten geklappt. So eine tolle Frau. Gut, Lilian hatte auch eine Hüfte. Wahnsinn. Und dann hat mich das. Faszinierend. Es war. Ich war dann öfters im Paradies. Natürlich dann auch ohne Eintritt. Und irgendwann habe ich okay, dann probiere ich das mal und dann hatte er der Würde in dem Club, in dem ich gearbeitet habe, damals ausgeholfen habe. Der hatte Geburtstag. Wir haben beschlossen okay, wir kommen alle als Frau das erste Mal und damals hatte ich das erste Kleid genäht bekommen. Ein schreckliches Kleid heute im Nachhinein, aber es war mein erstes Kleid für mich, meine erste Perücke. Ich konnte mich noch nicht schminken. Ich habe mich dann schminken lassen, habe mich mehrmals schminken lassen, bis ich dann später die ersten Versuche gemacht habe, die ganz schrecklich waren. Ich bin froh, dass davon kein Bild mehr existiert. Bis mich dann Leute an die Hand genommen haben, ich dann über Umwege in Fürth im Kabarett gelandet bin, da Sabine Mitglied war. Anderthalb Jahre und es war eine schöne Zeit Und es war eine Zeit, wo man sagt Ja, ich will einfach Unterhaltung machen, ich will Leute unterhalten, es macht Spaß. Mir macht die Verwandlung Spaß, auch wenn es Arbeit ist. Also es sind alles Jux und Tollerei, sondern ist Arbeit. Du musst nur mal an einem probieren. Du musst Schritte probieren. Du musst dann auch Gruppennummern machen. Dann musst du die Schritte auch noch behalten. So dass man dann aus der Reihe tanzen kann, was ich ja gerne mache Aus der Reihe tanzen. Es war eine tolle Zeit. Es war eine schöne Zeit und bis es zu Ende war, hat es mal wehgetan. Aber es war auch eine Zeit, die mich dann irgendwie so peu a peu zu der Politik gebracht hat. Das heißt eigentlich was andersrum. Ich wollte neu beleben und habe bei der AG gesagt okay, zum Einstieg bin ich mit dabei, ich unterstütze euch. Das Gutachten? Ja. Öffentlichkeit kann nie schaden. Und dann bin ich aber im Kontakt mit den Politikern. Erst mit den Kommunalpolitikern. Der Kontakt hat sich verstetigt. Und dann ist mir die Note nicht gerade einfach gekommen. Veränderungen selber zu schaffen, nicht darauf zu warten, dass sich was verändert, sondern selber aktiv zu werden. Und so fing die politische Arbeit an. #00:22:00-4#
Hannah Diemer: Du hast dann 2012 den Verein Leben unterm Regenbogen gegründet. #00:22:05-1#
Uschi Unsinn: Richtig. Es war ein Versuch für einen generationenübergreifenden Wohnprojekt. Der Verein liegt leider auf Eis, weil wir hatten händeringend diese sieben oder. Irgendwann hat man zehn zwölf Mitglieder, die nach und nach wieder abgebügelt sind und es war keine bereit, eben Mitglied im Verein zu werden. Und die ganze Konzeptionsarbeit, die ganze Arbeit zu leisten, sondern jeder wollte sofort einziehen. Also wenn das Haus da wäre, wir würden sofort einziehen, Wir würden auch Mitglied werden, aber so lieber nicht. Also der Bedarf ist da. Die Nachfrage ist da, wo sie ist. Keiner da, das vorher irgendwie in die Wege zu leiten. Und nachdem ich ja jetzt als Stadträtin andere Handlungsspielräume habe, die ich auch gerne ausnutze so ist es nicht. Schauen wir mal, was in den zukünftigen Jahren noch passiert. #00:22:56-5#
Hannah Diemer: Das hört sich sehr spannend an! Ich drücke dir die Daumen für deine ganzen Projekte. #00:23:00-6#
Uschi Unsinn: Danke. Also ich kann ja schon einiges vorweisen. Also wir hatten, ähm, ich habe zum Beispiel den Antrag gestellt damals wie letztes Jahr die Kneipen öffnen durften bzw die mit Garten oder Außenbetankung und es gab die Bahn oder es gibt die Bahn 59. Es gibt die Bahn zwar, die eben keine Außenflächen haben und dann habe ich damals einen Antrag gestellt an Ordnungsamt, Liegenschaftsamt. Welche Möglichkeiten es gibt das die. Und es gab dann wirklich auf einmal Möglichkeiten, dass die Bahn 59, das ist eine ganz schmale Straße, die Gasse, die Johanniskirche, dass die aber 1 Meter Bierbänke vor die Kneipe stellen durften und aufmachen durften. Das war schon mal zum Beispiel schon. Man kann doch was verändern. Und ähm, ja, ich sags jetzt einfach mal Wir kriegen eine queere Obdachlosenunterkunft in Nürnberg mit Anschubfinanzierung der Stadt Nürnberg, angedockt beim queeren Zentrum. Widerlich. Wir brauchen nur noch die passende Immobilie, um auf der Suche sind. Und es wird, sobald es möglich ist, in Nürnberg einen Trans und in der Badetag geben. Einmal im Quartal an einem Sonntag von acht bis 10:30. #00:24:11-4#
Hannah Diemer: Das sind richtig, richtig tolle Neuigkeiten. Das ist etwas, was wir schon lange gebraucht haben. Und es freut mich riesig, dass du das in die Wege geleitet hast. Ich finde das so genial, dass du als Drag Queen für die ganze Community im Stadtrat sitzt und uns vertrittst, Weil dann haben wir wieder dieses Thema Repräsentation und Meinungsvertretung und einfach Sichtbarkeit und wenn einfach das in einem. Also wenn du es in der kommunalen Politik sieht, sondern im kommunalen Stadtratssitz. Das ist was total beeindruckendes und das, was mich wirklich jeden Tag freut. #00:24:42-4#
Uschi Unsinn: Mich auch. Auch wenn es Arbeit ist und ich mir die Arbeit nicht so hart vorgestellt habe. Ich habe gedacht gut, ich mache meine Klienten und die mache ich ja eh die ganze Zeit und sieben Tage die Woche, 30 Tage, 31 Tage im Monat. Aber es kam dann doch noch die Kultur dazu und das dazu und das dazu. Wo ich mir denke, ich sitze zum Beispiel um 16:00, dann muss ich wieder abgeschminkt daheim am iPad sitzen, weil ich dann beim Fassadenwettbewerb vom neuen Kaufhof vom Aufsichtsrat drin sitze. Aber es sind auch interessante Themen. Also ich habe mir gestern die Unterlagen angeschaut und denke mir okay, ich kenne den Kaufhof, ich kenne die Umgebung, aber das, was da drin steht, verstehe ich jetzt trotzdem nicht, oder nicht so einleuchtend, wie es einfach ein Fachmensch liest. Ich bin mal gespannt. Aber das sind auch Herausforderungen, die mir Spaß machen und die einfach auch mal sagen es ist nicht nicht nur schwer, es gibt auch andere Themen und das ist es, was mich schon immer wichtig war, dass wir für unsere queeren Themen einstehen, aber eben auch für andere Themen einstehen. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und geht alle Menschen an, ob das Antisemitismus ist, ob das Rassismus ist, ob das Antiziganismus ist. Antiislamismus ist wie auch immer Homophobie, Transphobie. Nein, das geht uns allen an! Darum war ich auch als Uschi Unsinn auf den Gedanken von Hanau explizit und bin auf vielen Gegendemos gegen Rechts unterwegs, weil ich sage Wir müssen zusammenhalten, wir brauchen die. Und wir als queere Community brauchen die Unterstützung der hetero heteronormativen Mehrheitsgesellschaft genauso wie sie unsere Solidarität brauchen. Gerade solche Sachen wie Hanau. Und es ist ein Geben und Nehmen und das müssen wir. Über den Tellerrand zu schauen. Das müssen wir, glaube ich, noch mal neu lernen, neu definieren. #00:26:32-1#
Hannah Diemer: Wie bist du denn eigentlich in den Stadtrat gekommen? Hast du gefragt oder wurdest du gefragt? #00:26:37-5#
Uschi Unsinn: Irgendwann hat vorletztes Jahr im Herbst mein Telefon geklingelt und eine Stadträtin der Grünen nah dran und sagt Sag mal, bist du eigentlich parteipolitisch gebunden? Sage ich. Nö. Du weißt doch, ich will das nicht. Ich will meine Unabhängigkeit, damit ich mir die Gesprächspartner auch so aussuchen kann, wie ich will. Und dann sagt sie Okay, Und kannst du dir vorstellen, für den Stadtrat zu kandidieren? Und ich? Nö. Und dann Pause. Magst du vielleicht mal überlegen. Da habe ich eben Bekannte und Freunde gefragt. Und der Tenor war, nachdem andere Parteien auch angeklopft hatten Ja, wir finden es gut, wenn du für Stadtrat kandidiert. Wir finden es auch gut, wenn du da drin bist. Uns ist egal, für welche Partei. Und dann habe ich mich beworben, gab's einen Bewerbungsprozess mit persönlichen Gespräch, mit Vorstellungen. Und dann gab es die Nominierungsversammlung und ich wurde vorgeschlagen, auf den Listenplatz 20 naja, Listenplatz ansehen. Das ist grenzwertig und als Stimme alleine will ich nicht dienen. Habt ihr Müller Gespräche geführt? Und dann haben wir beschlossen Doch wir machen den Wahlkampf auf alle Fälle. Weil auch im Wahlkampf werde ich Preise und Gruppen erreichen, die ich sonst nicht erreichen werde. Und schon mal das ist ein Punkt. Und natürlich streben wir ein Stadtratsmandat an und es hat ja auch geklappt. Von Platz 20 auf Platz 16 vor gewählt. Ich fand es fantastisch. Es war nervenaufreibend, wie die Oberbürgermeisterergebnisse kamen. Dass die Grünen doch ziemlich unten waren, waren ja ziemlich weit nach unten gewählt wurde, was wir uns anders vorgestellt hatten. Wie ich dann gesehen habe, Prozent die Grünen im Stadtrat haben Das war's jetzt nicht geschafft. Und dann Montag die Auszählung. Das hat er dann, wo dann die ersten Ergebnisse kamen. Veröffentlicht wurden Dienstag, Dienstag, wo sich abgezeichnet hatte, ich könnte es geschafft haben und dann ging er bis Donnerstag nichts mehr. Das war ja Nerven zerreißen und dann am Donnerstag zu lesen. Moment mal, da steht mein Name, ich sitze im Stadtrat. Das war dann schon Wow! Und da hab ich gesagt okay, jetzt sitze ich im Stadtrat, jetzt bin ich es auch. Und seitdem mach ich's, dass ich zu jeder Stadtratssitzung als Unsinn gehe in den Ausschüssen nur, wenn queere Themen dran sind, Ansonsten privat. Aber auch das hat erstmal für Verunsicherung gesorgt, gerade bei Kollegen aus der CSU. Aber auch da kommt man mittlerweile bis auf die alte weiße Männerriege, sag ich jetzt mal bösartig doch ins Gespräch und man redet und man überlegt und denkt nach. Und das finde ich ganz gut. #00:29:29-2#
Hannah Diemer: Als eine deiner ersten Amtshandlungen im Stadtrat hast du ja mit Marcus König damals gesprochen, über die Partnerstadt Krakau. Da ging es um die LGBTIQFreien Zonen in Polen. Kannst du darüber was erzählen? #00:29:43-3#
Uschi Unsinn: Ich habe vor der Stadtratswahl gelesen. In Krakau, unserer Partnerstadt, gibt es das Beratungszentrum Domik und ist jetzt in finanziellen Schwierigkeiten. Ich wusste, dass Krakau die Erklärung für die freie Zone nicht unterschrieben hat. Und ich weiß, dass Krakau so ein liberales Leuchtturm in Polen ist. Und nachdem ich gewählt wurde, habe ich mit Markus gesprochen. Markus Ja, wir hatten ja zum CSD einen Polittalk. Ja, vorher, also 2019 zum Kommunalwahlkampf, wo ich ihn kennengelernt habe. Dann habe ich noch mal bei mir in der Radiosendung bei den Radiogas die waren Markus König, Torsten Brehm zu Gast. Also man kannte sich dann ja auch schon. Und dann Mensch Markus, wir müssen was machen. Ich würde gern, dass du einen Brief schreibst an deinen Amtskollegen, dass du auch noch mal dich bedankt, dass sie eben nicht auf dieser Welle mitschweben. Und frag doch mal nach, wie wir als queere Community der Partnerstadt Nürnberg dieses Dominique, dieses Beratungszentrum unterstützen können. Ich habe da was vorformuliert gehabt. Das ging dann ans Amt für internationale Beziehungen raus. Die haben das ein wenig anders formuliert, habe ich dann aber erst im Nachhinein gespannt. Nachdem ich die Briefe zurück hatte und haben dann formuliert, dass sie bitten, dass Krakau eben das Beratungszentrum unterstützt. Was auch funktioniert hat Die Stadt Krakau hat zwei Projekte finanziert einmal queere Beratung und einmal Emanzipationsprojekt für Frauen. Und damit ist die Finanzierung jetzt erst einmal gesichert gewesen. Ich muss mich jetzt wieder Krakau in Verbindung setzen mit Dominik, Weil, wenn es klappen sollte am siebte und 8. August der CSD Nürnberg Freiheit Wird nochmal das Thema YouTube aufbereiten. Allerdings mit Blick auf die Bundestagswahl 2021. Und wir haben die Möglichkeit, aus drei Partnerstädten queere Communities einzuladen. Und eine davon soll eben Krakau sein. Eines soll noch mal Fake sein. Die waren vor zwei Jahren schon mal da und wir möchten Venedig einladen, denn Venedig hört sich eigentlich westlich an, aber Venedig hat einen CSD Verein. Darf aber, weil sie einen ultra nationalkonservativen Bürgermeister haben, keinen Pride feiern. Und Venedig ist auch eine Partnerstadt von Nürnberg und die möchten wir auch einladen. #00:32:13-1#
Hannah Diemer: Du hast ja den Hintergrund als Diakonausbildung angefangen und bisher im Glauben eigentlich schon verwurzelt, würde ich annehmen, wenn du jetzt als Diakon gerne gearbeitet hättest. #00:32:24-1#
Uschi Unsinn: Ja, wobei ich dann auch mal eine Auszeit genommen habe nach dem Erlebnissen mit Rummelsberg. Ja, aber ich bin wieder in der Küche aktiv, ehrenamtlich. Und wir gestalten zum Beispiel am CSD Samstag vor der Demo in der Gedächtniskirche, weil der Berliner Platz gleich daneben liegt. Die Kurzandacht vorm CSD, wo immer so um die 30 bis 50, 60 Leute teilnehmen. Und wir haben zum Internationalen Tag gegen Homo Transphobie um 17:15 in Der Hobbit normalerweise um 17:00 den Kurzgottesdienst gehalten. Ich hoffe, dass es heuer wieder möglich sein wird. Letztes Jahr war es ein Sonntag, da war es eh nicht möglich. Dann kam Corona. Also wir haben es dann in der gleichen Kirche gestreamt, den Gottesdienst und wir hatten weit über 70 Zugriffe und ich finde es eine ganz beachtliche Zahl. Und mir ist es halt wichtig, auch in diese Kreise unsere Themen einzubringen. Ich kann nur Veränderung schaffen, wenn nicht. Wenn ich Mitarbeiter und ich sage so, wir machen das und das und dann auch dieses und jenes. Das ist mir wichtig. Und natürlich habe ich es erlebt. Wenn ich in Lorenzkirche dann als in der Einladung und mich neben dem Pfarrer setze, dann sind wir aufgestanden und gegangen. Bitte, dann sollen sie eben gehen. Aber wer still aufsteht und geht und mich nicht beschimpft, ist mir korrekt. Weil jeder kann seine Meinung haben und soll sie auch behalten. Aber nur im Dialog kann man weiter sich weiterentwickeln. #00:33:59-8#
Hannah Diemer: Das finde ich eine sehr schöne Ansicht, die du da hast. Ich finde das total spannend, wie sich da ja vor allem der evangelische Glaube oder die evangelische Glaubensrichtung sich auch öffnet. Und jetzt, wo der Papst ja inzwischen schon vor ein paar Wochen gesagt hat, dass auch homosexuelle Paare doch zur Familie gehören dürfen, hat es ja auch eine ganz große Welle geschlagen in der queeren Community. Wie hast du das empfunden? #00:34:22-0#
Uschi Unsinn: Ich bin immer zwiegespalten, weil der Papst ist zwar das Oberhaupt, aber der hat ganz viele Administratoren einen Vatikan sitzen, wo mir sehr viele nicht geheuer sind und die dann auch immer gleich wieder dagegen schießen, was der Papst sagt. Wir haben hier in Deutschland glücklicherweise bis auf Köln und noch ein paar Bistümer, also Eichstätt gehört auch dazu, sehr erzkonservativ. Passau Der Bischof Oster, der zu Weihnachten ja auch über die Heilige Familie gepredigt hat und dann alles Formen der Community, ob wir Trans, Regenbogenfamilien, Ehe für alle da irgendwie in die Tonne treten wollte, wo ich auch nicht so glücklich bin. Aber es gibt auch andere. Ich war vor 22 und 19, auch war ich zu dem Vernetzungstreffen der Katholischen Kirche am Tegernsee, am Tegernsee, in Tegernsee eingeladen. Und es war eine Erfahrung, die ich ganz toll fand, weil da waren dann Hauptamtliche aus der Diözese München Freising, da die eben das im Ordinariat als Thema bearbeiten der wurde es eigentlich angestoßen hat. Es waren junge Kotzbrocken, wo ich dann auch mal gedacht habe okay, wo sind meine Zigaretten? Und jeder, der mich kannte, wusste okay, und wie geht Rauchen jetzt kurz vorm Explodieren? Wo ich mir dachte, wie kann man als 18 19-jährige so konservative dumme Aussagen schaffen und Ansichten haben? Aber es war eine tolle Erfahrung mal bei einem Katholischen dabei zu sein. Es ist leider nicht länger nachhaltig gewesen. Es ist nichts entstanden, man hat keine Kontakte gesucht. Es ist später nicht mehr zum Vernetzungstreffen, aber das hat zumindest mal gegeben und ich fand das ganz interessant. #00:36:14-0#
Hannah Diemer: Was sind denn deine Projekte für die nächsten Wochen oder für die für deine Zeit im Stadtrat? Was möchtest du denn unbedingt noch schaffen? Gibt es was, welche Themen du noch unbedingt bearbeiten möchtest? #00:36:25-9#
Uschi Unsinn: Ja. Gibt es noch viele. Es gibt auf alle Fälle dieses queere Jugendzentrum, das ich haben will. Dieses generationenübergreifende Wohnprojekte sich haben will. Am liebsten hätte ich so ein Regenbogenzentrum, so ein großes Haus, wo das alles mit drin ist, wo wir auch unsere Flüchtlinge, die anerkannt sind, dann da in das Wohnprojekt mit rein ziehen können, wo man vielleicht eine WG mit drin hat. Auch Notschlafstellen für Kinder, Jugendliche, die eben nicht mehr daheim bleiben können, haben wir ja auch immer wieder. Mehr Raum für widerlich, mehr Beratungsangebote. Also finde ich es gerade dabei neben dieser Obdachlosenunterkunft diese hat und diese Flüchtlingsberatung, die sie machen, jetzt Transberatung zu kriegen. Anti Gewalt Projekt wäre vielleicht nicht schlecht. Wir wissen ja also auch die Gewalt gegen Personen nimmt zu. Das sind so, so, so Leuchtturmprojekte, die ich gerne noch anstoßen würde. Ansonsten hätte ich gerne, dass man es eben vernetzt. Alles vernetzt, alles. Ähm, wir haben jetzt dieses Jahr oder ich habe dieses Jahr für den CSD, für das Rahmenprogramm soziokulturelle, wie soll ich sagen, kollektive angeschrieben. Also Projekt 31 wird sich beteiligen am Programm des CSDs. Der Kunstverein im ZDF wird sich beteiligen und das heißt das Kollektiv bei Quelle wird sich beteiligen am Rahmenprogramm, soweit es möglich ist vom ehemaligen Geschehen. Aber letztes Jahr ging es ja auch. Ich bin da ganz zuversichtlich. Das Konzept hinkriegen und der Musikverein, also die hat ja immer Disco im Rahmenprogramm auch gelegt, dann wäre er auch dabei. Dann fehlt nur noch Arsch und Friedrich und Edel extra, die ich angeschrieben habe. Aber ich finde es ganz toll, dass wir uns einfach breiter aufstellen und das wird dann in der Gesellschaft wirklich anders hineinwirken können. Wir sind immer nur die Exoten, sondern wir sind einfach Teil dieser Gesellschaft. Und das wünsche ich mir. Diese bunte, vielfältige Stadtgesellschaft, die zusammenhält und die keinen ausgrenzt. #00:38:25-6#
Hannah Diemer: Das heißt auch noch mal ganz deutlich der Aufruf anknüpfend an Act out und das auch in Nürnberg die Schauspielerinnen und Schauspieler sich outen oder die Fußballerinnen und Fußballer. Dass dann freundliches Klima geschaffen wird. #00:38:38-5#
Uschi Unsinn: Ja, also der Club ist manchmal etwas schwerfällig in seinen Entscheidungen, aber es wurde uns angeboten, letztes Jahr zum 17. Mal sehr pandemiemäßig nicht stattfinden konnte. Wir hätten in das Klubhaus in der am Josef Platz im ersten Stock. Diesen Raum hätte der Club uns zur Verfügung gestellt für eine Veranstaltung. Wir müssen jetzt mal schauen, wie es weitergeht. Ja, ich vermisse auch ein Statement vom Club zu diesen Aktionen. Ihr seid nicht allein. Kam leider nicht und ich vermisse auch, dass weder Club noch Greuther Fürth noch sagt sich jetzt am CSD beteiligen. Es wäre einfach toll, wenn das möglich wäre, dass sich die auch an der CSD Demo oder wie auch immer beteiligen würden. Denn die Sichtbarkeit umso breiter auch eine CSD Demo aufgestellt ist, umso weniger wird sie als schwuler oder queerer Fasching abgestempelt und umso mehr können wir erreichen. #00:39:35-0#
Hannah Diemer: Danke Uschi. Unsinn für das Gespräch, für deine Einsichten, für deine Meinungen. Ich fand es sehr bereichernd, deine Meinung zu den Pandemiegeschehen zu hören und freue mich auf deine Arbeit in Zukunft im Stadtrat und bin ganz gespannt, was du noch so alles machen willst. #00:39:54-1#
Uschi Unsinn: Ich bin auch gespannt und neugierig darauf, was ich passiert. Ich bedanke mich für die Einladung, für das Gespräch und für die Plattform eben auch meine Gedanken weiter zu verbreiten. Danke! #00:40:02-8#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Uschi Unsinn sollte schon der Teufel ausgetrieben werden, aber das hat nichts genutzt. Heute sitzt die berühmte Drag Queen im Stadtrat und arbeitet an zukunftsweisenden Projekten.
Edit: Uschi Unsinn ist am Sonntag, 13. Februar 2022 verstorben. Wir danken für das spannende und inspirierende Gespräch.
“Sichtbarkeit schafft Sicherheit!” Ist eines der ersten wichtigen Statements von Uschi Unsinn. Gleich zu Beginn sprechen wir über #actout, das Massenouting von 185 Schauspielerinnen und Schauspieler und warum diese Aktion gerade in Pandemiezeiten so wichtig ist.
Uschi Unsinn geht dabei auch auf den darauffolgenden Aufruf für Solidarität mit homosexuellen Fußballerinnen und Fußballern des Fußballmagazins 11Freunde ein und fordert die Nürnberger Vereine dazu auf bei #ihrkönntaufunszählen dabei zu sein. Uschi Unsinn erzählt sehr intim ihre persönliche Coming-Out Geschichte, die geprägt war von der Gesellschaft in den 80ern und einer konservativen Erziehung.
Sie sieht und beschreibt außerdem Parallelen zwischen der heutigen Covid19 und der AIDS Pandemie und blickt gerade deshalb zuversichtlich in die Zukunft.
Voller Begeisterung erzählt sie von gestarteten und geplanten Projekten und ihrer Vorstellung, wie sich demokratische Mehrheitsgesellschaft und queere Community gegenseitig beflügeln können.
Und wie verläuft eigentlich die Begegnung zwischen Drag Queen und streng katholischen Priesteranwärtern? Finden Sie es heraus in unserer neuen Folge von KontaktAufnahme!
Sie möchten mehr über Uschi Unsinn und die angesprochenen Themen erfahren?
- Link zur Webseite von Uschi Unsinn
- #actout der Süddeutschen Zeitung
- #ihrkönntaufunszählen des 11Freunde Magazins
Edit: Die Moderation verspricht sich und berichtet von der Fußballkampagne des Kicker Magazins, gemeint ist natürlich das 11Freunde Magazin!
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Aufgenommen am: Montag, 22.2.2021
Veröffentlicht am: Donnerstag, 4. März 2021
Moderation: Hannah Diemer
Im Gespräch: Uschi Unsinn
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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Wir sind mindestens jeden zweiten Donnerstag mit einer neuen Folge online, manchmal öfters.
Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an!