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Thomas Eser, wie hat Nürnberg den 2. Weltkrieg aufgearbeitet?

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-9#

Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von KontaktAufnahme. Mein Name ist Hannah Diemer und heute, am Tag der Veröffentlichung dieser Podcastfolge am 8. Mai, jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 zum 80. Mal. Und deshalb spreche ich heute mit Dr. Thomas Eser, dem Leiter der Nürnberger Museen, über das Kriegsende, die Nachkriegszeit in Nürnberg. Und darüber gibt es natürlich so unglaublich viel zu erzählen, dass es unmöglich in eine Podcastfolge passt und deshalb gleich schon mal zu Beginn des Podcasts den Hinweis auf die Veranstaltungsreihe der Nürnberger Museen zum 80 Jahre Kriegsende. Und ich freue mich sehr auf unser Gespräch. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, Herr Dr. Eser und vielen Dank für die Einladung ins Tucherschloss, wo wir heute aufnehmen dürfen. Herzlich willkommen im Podcast. #00:01:06-4#

Thomas Eser: Hallo Frau Diemer, willkommen im Tucherschloss und danke für die Gelegenheit, heute ein bisschen was beitragen zu dürfen. #00:01:13-0#

Hannah Diemer: Was sollten denn unsere Zuhörer*innen über Sie wissen? #00:01:16-5#

Thomas Eser: Ganz kurz zusammengefasst ich bin Kunsthistoriker vom alten Schlage dürfte man sagen. Ich habe das in Augsburg studiert, wo auch meine Heimat ist, ja. Mich hat es dann am Ende des Studiums nach der Doktorarbeit nach Nürnberg verschlagen, an das Germanische Nationalmuseum, wo ich mit so den typischen wirklich historischen Nürnberger Themen konfrontiert war. Dürer, Kunsthandwerk, Kunst- und Kulturgeschichte, spätes Mittelalter, frühe Neuzeit. Und vor inzwischen fünf Jahren gab es dann die Chance für mich, in der Stadt zu bleiben, aber den Arbeitgeber zu wechseln und in die schöne städtische Einrichtung der Museen der Stadt Nürnberg zu wechseln. Als Direktor mit einem viel breiteren historischen Zuständigkeitsspektrum von der, ich sags mal "Stolzkultur", also Dürer aufwärts, Dürer-Haus, Spielzeugmuseum, Fembo-Haus, aber auch umfassend die sehr ernsten jüngeren Themen der Nürnberger Stadtgeschichte, der Erinnerungskultur, auch das Memorium Nürnberger Prozesse und das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände gehören zum Verbund der Museen, das ich die Freude habe zu leiten. #00:02:33-2#

Hannah Diemer: Das sind insgesamt acht Museen. Wie schafft man das denn, im Alltag da den Überblick zu behalten über die verschiedenen Einrichtungen. #00:02:40-2#

Thomas Eser: Also den wirklichen Überblick im Alltag hat man naturgemäß nicht, zumal diese Häuser ja nicht alle hier in der Hirschelgasse sind, sondern über das ganze Stadtgebiet verteilt. Wichtig ist, das mag jetzt irgendeine Floskel sein, aber dass man für die Leitungen, die Häuser haben ja alle eine eigene Leitung, immer guter Ansprechpartner ist und man gemeinsam ein gutes Gefühl entwickelt, wann muss ich denn den Direktor informieren und wann lasse ich den besser in Ruhe. Also ich glaube, das haben wir das letzte halbe Jahrzehnt über ganz gut entwickelt. #00:03:10-7#

Hannah Diemer: Sie haben auch jetzt gemeinsam eine Veranstaltungsreihe von den verschiedenen Museen zum Thema 80 Jahre Kriegsende. Was haben Sie denn da in den letzten Jahren entwickelt oder wie lange haben Sie denn dieses Jubiläum vorbereitet? #00:03:24-4#

Thomas Eser: Die Vorbereitungszeit war eher kurz. Sie können sich vorstellen, wir stecken eigentlich jedes Jahr so vor der Sommerpause Mai, Juni die Köpfe zusammen und schauen in die Chronologien. Was ist denn im nächsten, im übernächsten Jahr? Was stehen denn für Jahrtage im Kalender aus der Nürnberger Stadtgeschichte? Und da muss man nicht immer zu allem etwas machen. Beispiel 2028 steht jetzt Dürers 500. Todestag vor der Tür, da müssen wir natürlich irgendwie Angebote liefern. Aber letztes Jahr im Sommer fiel der Blick auf das Jahr 2025 und wer rechnen kann, kann ausrechnen 80 Jahre vorher war dieses Jahr 1945 für Nürnberg ein Jahr von einer bizarren Menge an Kontrasten. Und dann haben wir uns überlegt im Museumsverbund, wer könnte denn was dazu machen? Natürlich waren die erinnerungskulturellen Häuser gleich mit dabei. Das Memorium blickt zurück auf 80 Jahre Beginn der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Für das Dokuzentrum war das auch das Jahr 45, also nicht fürs Dokuzentrum, aber für das Reichsparteitagsgelände und die ganze nationalsozialistische Ideologie ein, harmlos formuliert ein Wendejahr. Aber ich war dann überrascht, dass auch andere Häuser das Stadtmuseum Fembo-Haus, das Spielzeugmuseum, das Dürer-Haus was beizutragen hatten zu diesem 80-jährigen, ja, Jubiläum ist ja immer so positiv, 1945 war jetzt nichts, was man irgendwie feiern konnte. Oder vielleicht doch? Das ist ja eine Diskussionsfrage. Und deswegen hat es mich gefreut, dass wir nach der Sommerpause im Herbst ein Programm zusammenstellen konnten, wo alle acht Häuser jetzt vertreten sind, nicht alle mit großen Sonderausstellungen. Es gibt, im einen Haus gibt es Reflexionen über die eigene Geschichte in diesem Jahr, die anderen machen Führungen, die dritten versuchen sich an neuen historischen Vermittlungsformaten wie History Slam und ähnlichem, wir gehen vielleicht näher noch darauf ein, gleich. Aber es stand dann im Herbst das Programm. Und jetzt, ja, wir sind Anfang Mai. Es ist jetzt ganz genau, tagesgenau genau 80 Jahre her, dass sich ganz viel gewendet hat in dieser Stadt. #00:05:53-2#

Hannah Diemer: Ich zitiere mal aus dem Flyer zu den Programm: "Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Eine Befreiung, vor allem für die Opfer der mörderischen Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten. Im Empfinden vieler aber auch eine schwere Niederlage, denn das nationalsozialistische Regime beruhte auf einer breiten gesellschaftlichen Unterstützung und Angst vor den Folgen der Beteiligung an seinen Verbrechen war weit verbreitet. In einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe blicken die Museen der Stadt Nürnberg auf das Kriegsende vor 80 Jahren zurück. Wer wurde für die nationalsozialistischen Verbrechen zur Verantwortung gezogen? Wie tief reichte die Zäsur und wo setzten sich Kontinuitätslinien fort? Wie sahen Kindheit und Alltag bei Kriegsende aus? 80 Jahre umfasst der Zeitraum, in dem persönliche Erfahrungen mündlich weitergegeben werden. Bald schon wird es dieses kommunikative Gedächtnis nicht mehr geben. Wir möchten Erinnerungen sichern und Geschichte im Licht der Gegenwart neu befragen. Das fand ich so eine eindrückliche Beschreibung und das spiegelt ja auch das wider, was Sie gerade gesagt haben mit diesem ist es ein Jubeltag? Freut man sich darüber? Feiert man das Ende des Zweiten Weltkriegs oder ist es eher ein ganz tiefer Einschnitt, eine Zensur? Wie sind da die Diskussionen gewesen bei Ihnen im Haus? #00:07:11-2#

Thomas Eser: Dadurch, dass die die verschiedenen Häuser alle ich sage mal, ein Einzelbeitrag und der ist oft gewichtig und auch neu liefern, hatten wir jetzt gar nicht mal die großen, überfassenden Diskussionen. Ich glaube, das Programm spiegelt diese verschiedenen Facetten des Zugangs wieder. Ich war relativ überrascht, dass die älteren Häsuer, zum Beispiel das Fembo-Haus, das Stadtmuseum, sich selber noch mal daran erinnert hat, dass es das Stadtmuseum im Fembo-Haus, das wir alle kennen, wenn wir zur Burg hochlaufen, vom Rathaus aus gar nicht gäbe, wenn diese Stadt nicht so furchtbar zerstört worden wäre im Jahre 1945, denn man hat einige Jahre später, Anfang der 50er Jahre, sich dann entschlossen, ein einigermaßen gut erhaltenes Spätrenaissance Bürgerhaus, sozusagen auch ein bisschen um das eigene positive Gefühl für den Lebensort, den zerstörten, wieder zu entwickeln, überhaupt das einzurichten. Also es profitierten im Sinn von einer positiven, wenn man so will, Ereignisfolge des Jahres 1945, profitierte eigentlich auch, profitierten in Nürnberg davon, dass es dieses Wendejahr gab und haben es kulturpolitisch eingesetzt. Wir fanden, die Kollegin im Dürer-Haus fand heraus, dass es, auch was die Beteiligung von Frauen, das ist ja stark männergeschichtsorientiert, wenn wir ehrlich sind, immer noch der Blick auf die auf die Geschichte, auch von 1945, dass wir in diesem Jahr gleich zu Beginn zwei Hausmeisterinnen oder genauer gesagt die Hausmeisterin und ihre Tochter im Dürer-Haus hatten, die durch persönlichen Einsatz beim größten Bombenangriff auf die Stadt, anfang Januar 1945 unter Einsatz ihres eigenen Lebens dieses Haus vor dem Abbrennen gerettet haben. Die Kolleginnen und Kollegen im Dokuzentrum, für die es ja zur Alltagsarbeit gehört, die die Jahre zwischen 1933 und 1945 zu bearbeiten, haben herausgestrichen, ja, Reichsparteitage hat es 1945 schon lange keine mehr gegeben gehabt. Aber was relativ unbekannt ist, das sich im Bereich, südlichen Bereich des Reichsparteitagsgeländes angrenzend ein riesiges Kriegsgefangenenlager gab, in dem Ende April, wir blicken ja immer auf die Tage 19., 20. April, das waren die Tage, als die Amerikaner Nürnberg einnahmen, aber das einen Tag vorher auch dieses Kriegsgefangenenlager mit 14.000 lebensbedrohlich geknechteten, gequälten, unversorgten Menschen befreit worden ist, das ist so im städtischen Gedächtnis relativ wenig in den Köpfen drin. Wir haben immer diese Bilder von den GIs, die hier im Häuserkampf um die Lorenzkirche herum unterwegs sind. Also es war für alle Häuser, darf man sagen, ein Anliegen, noch mal neue Aspekte dieses Jahres 1945, im Negativen wie im Positiven herauszuarbeiten. Und das fand ich als als Ergebnis, ohne dass man das irgendwie als Auftrag geben musste, als Direktor, das hat ganz von selber funktioniert. Sehr kurzfristig, das war ja die Frage, wie lange war es vorbereitet? Es war eigentlich erst im Herbst letzten Jahres fertig. #00:10:28-6#

Hannah Diemer: Zeugt von der Professionalität der einzelnen Häuser und dass sie sich einfach sehr gut mit ihrer eigenen Thematik auskennen. #00:10:34-6#

Thomas Eser: Ja. Oder so was zum Anlass nehmen mal in noch dunklen Zonen ihrer Geschichte und ihrer Aufgabe bis hin zu kramen und was zu finden. #00:10:43-6#

Hannah Diemer: Und das spiegelt sich ja genauso auch in dem Veranstaltungsprogramm wieder. Sie hatten gerade das Kriegsgefangenenlager angesprochen, das im heutigen Langwasser ja war und das ist total verrückt irgendwie, aus einer heutigen Perspektive nach Langwasser zu schauen, was ein Ortsteil ist, was belebt ist und wo viele verschiedene Leute zusammen wohnen und aber vor 80 Jahren waren das so viele, wie Sie gesagt haben gequälte, verletzte Menschen auf einem Haufen. Wie kann ich mir das vorstellen, dass dann die US Amerikaner diese GIs dann gekommen sind, dieses Lager gefunden haben? Also was haben die denn da entdeckt? #00:11:18-0#

Thomas Eser: Es gab ja zunächst das Anliegen der Täter, muss man sagen, oder Betreiber dieses Lagers, die Betroffenen auch noch irgendwie wegzubringen, zu translozieren, wie es hieß, es gab aber in den letzten Tagen dann auch komplette Auflösungserscheinungen. Es waren insgesamt über die Jahre über 100.000 Inhaftierte dort gewesen, denn man hatte ja aus Effizienzgründen, wenn man so will, diese, in kräftigen Anführungszeichen, "öffentliche Nutzung" der Aufmarschgebiete, der Unterkunftsgebiete im Märzfeld, also südlich des Geländes mit den Kriegsjahren umgewidmet, um dort aus allen Herren Länder mit unterschiedlichem Ranking, also je nach militärischem Rang, war man besser oder schlechter untergebracht und vor allem die osteuropäischen, russischen Kriegsgefangenen haben unter unsäglichen Umständen dort leiden und großteils auch sterben müssen. Kurzum in den Wendetagen im April waren noch etwa 14.000, 15.000 Menschen dort und die empfanden es natürlich als Befreiung, aber leider, leider sind danach auch noch viele verstorben, denn natürlich konnte die US amerikanische Armee sich nicht um die Menschen dort jetzt medizinisch kümmern, es gab andere Aufgaben. #00:12:40-5#

Hannah Diemer: Sie begleiten in diesem Jubiläumsjahr nicht nur den Tag der Befreiung, sondern auch die Zeit danach. Das Aufwachsen in einem zerstörten Nürnberg und hatten dafür auch einen Zeitzeugen gewinnen können den Ernst Beierlein, der von seiner Kindheit damals erzählt hat. Was können Sie denn darüber erzählen? #00:13:01-3#

Thomas Eser: Das Thema Zeitzeugenschaft ist generell ein spannendes. Wir hatten da ja auch schon die Überzeugung, dass diese 80 Jahre, die ja jetzt kein ganz rundes Jubiläum oder Datum sind, 75 Jahre in unserem Dezimalsystem oder 50 oder 100 Jahre wären so was gewesen, aber 80 Jahre, das ist so ungefähr aus der allgemeinen Erfahrung, wir wissen das alle aus dem privaten Bereich, dass wo die, Opas und Uromas, sich Menschen noch zurückerinnern können. 100-jährige gibt es nicht viele, noch dazu, wenn sie noch in ihrer Kindheit Erfahrung haben sollten. Also mit so 80 Jahresgrenzen da endet auch diese wichtige historiographische Quelle der Zeitzeugenschaft. Ja, wir haben andere Quellen, wir haben Fotos, wir haben Texte, wir haben aufgenommene Zeitzeugeninterviews und ähnlichen. Damit arbeiten wir alles, als Historiker, aber das direkte Fragen können, Antwort kriegen, das endet und deswegen war es uns wichtig, Zeitzeugen, also Zeitzeugen Gelegenheit zu bieten, sich mit uns auszutauschen. Und Herr Beierlein war so ein Fall, ist so ein Fall, der in Nürnberg die Kindheit erlebte, aber in der Kriegszeit nach Kalchreuth sich begeben hatte, weil man dort sicherer war vor den Angriffen auf die Stadt, aber in der Stadt selber durch die starken Kriegszerstörungen auch gar keine Lebensgrundlage mehr geboten war. Und allein das ist etwas, was immer wieder interessant ist zu erinnern. Die Menschen waren ja, auch wenn sie Einheimische waren, gezwungen, irgendwo zu überleben. Also viele, gerade Kinder, waren auf dem Land, haben Landleben erfahren dürfen, was sie als Städter sonst gar nicht hätten dürfen. Wir sind wieder bei dieser Ambivalenz. Die historische Erinnerung ist eine überaus ernste, eine, die wir auch seriös betreiben müssen und in keinem Fall nostalgisch betreiben dürfen. Aber die persönlichen Erinnerungen, und wie kann es denn anders sein, waren schon oft auch positive. Kinder haben in diesen Ruinen gespielt und ich habe von Herrn Beierlein aber auch von anderen immer wieder erfahren, dass das auch ein gewaltiger Abenteuerspielplatz war, dieses zerstörte Nürnberg. Damit muss man vorsichtig umgehen, man will ja nichts verharmlosen in der Erzählung, aber auch das ist wichtig, und das erfahren wir natürlich von den Zeitzeugen. Das ist jetzt nicht unbedingt ein akademisches Historikerwissen. Ich fand es auch spannend bei einigen Veranstaltungen, wir haben die Veranstaltungsreihe ja begonnen im Januar mit dem Verein Felsengänge und dessen Leiter, der auch noch mal rein Ereignisgeschichtlich an die großen Zerstörungen der Stadt erinnert hat, eine Veranstaltung hier im Hirsvogelsaal im Tucherschloss und eine von uns gar nicht so ins Auge gefasste Zeitzeugenschaft ergab sich immer wieder, indem sich im Publikum unserer Veranstaltungen ältere Menschen meldeten und auch ein bisschen korrigierten. Also nachdem, was da vom Podium aus erklärt worden ist von Leuten, die halb so alt sind wie sie. Und es war nie besserwisserisch, es war immer vorsichtig, ein bisschen schüchtern, aber so ein bisschen nach dem Motto "Ich habe es fei selber erlebt und will da noch was ergänzen", und wenn sich die erste, der erste getraut hatte, dann kamen immer noch mehr dazu und haben das noch ergänzt. Und uns wurde auch so klar das sitzen eigentlich unheimlich viel, in Anführungszeichen, "Quellen" in unserem Auditorium, die's wert ist zu hören. Wir werden es am 1. Oktober zum Weltseniorentag noch noch mal in Form einer Kaffee Veranstaltung machen. Wir haben im Dokuzentrum eingeladen, Seniorinnen und Senioren ganz aktiv zu kommen, also sich nicht nur passiv ins Publikum zu setzen bei den Veranstaltungen, sondern mal zu einem Erzählcafe, nennen wir das zusammenzukommen und schauen wir mal, was da passiert. Also die Veranstaltungsreihe ist auch ein bisschen ein Versuch, unsere stete Aufgabe in der Zeitgeschichte Quellen zu finden, mit Quellen umzugehen, methodisch zu schärfen und ein Angebot an die Nürnberger Bevölkerung nicht nur passiv zuzuhören, sondern auch dabei zu sein. #00:16:56-7#

Hannah Diemer: Sie hatten dieses kommunikative Gedächtnis ja auch schon ganz oben in dem Programm angeheftet und da die Aleida Assmann zitiert. Wer ist denn Frau Assmann? #00:17:06-4#

Thomas Eser: Frau Assmann ist eine Historikerin, eine Philosophin, die zusammen mit ihrem Ehemann die sogenannte Erinnerungskultur und die Debatte darüber, wie die zu führen ist, in den letzten Jahrzehnten intensiv geprägt hat. Frau Assmann oder das Forscherpaar Assmann hat darauf hingewiesen, das ist in verschiedenen Kulturen, man muss den Begriff eigentlich immer auch im Plural verwenden, verschiedenen Umgang mit Erinnerung gibt und das ist natürlich eine spezifische deutsche und das ist das Wichtige an den Assmannischen Forschungen, nicht Dauerhafte, von jeder Generation wieder neu zu entwickelnde Art des Erinnerns, aber auch des Umgangs mit den Erinnerungen gibt, dass wir eine ganze Abteilung bei den Museen haben, die Erinnerungskultur heißt, mit Memorium und Dokuzentrum, dass das die Abteilung ist, die den allergrößten Besucherzuspruch hat. Unsere knapp 700.000 Besucher bei den städtischen Museen, die gehen vorwiegend ins Dokuzentrum und ins Memorium und nur in zweiter Hinsicht ins Museum Industriekultur oder hier ins Tucherschloss. Das ist schon spannend. Also es ist auch eine große Bereitschaft, ein Interesse in der Bevölkerung da, sich diesem wirklich schwierigen Themen, den unangenehmen Themen der deutschen Geschichte zu stellen, sich da eine Meinung zu bilden, sich da Erkenntnis zu verschaffen. Und das ist das, was Professorin Assmann beobachtet hat, kommentiert und auch kulturpolitisch immer wieder anmahnt, dass das eine deutsche Aufgabe, spezifisch nationale Aufgabe ist, natürlich im Hinblick auf die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, aber auch ein Phänomen ist, das wir beobachten dürfen, wo wir uns immer wieder fragen dürfen Wie entwickelt sich das denn, wo wir auch besorgt sein dürfen. Wird es durch einen politischen Wandel, von dem wir ja alle gerade reden, nichts ist dauerhaft, Veränderung in der Erinnerungskultur geben? Müssen wir dem vorbeugen? Und wie ermöglichen wir es jeder jungen neuen Generation, diese erinnerungskulturellen Praktiken auch zu entwickeln? #00:19:19-2#

Hannah Diemer: Das ist natürlich die ganz große Frage Wie gelingt es denn jetzt, diese Ereignisse von dem Krieg und von dem Kriegsende für die aktuellen Generationen verständlich zu machen? Haben Sie da Ideen dazu? #00:19:31-8#

Thomas Eser: Also mit Blick auf das Jahr 1945 habe ich die Erfahrung gemacht, dass man das Interesse oder, Faszination ist vielleicht ein gefährliches Wort, weil Faszination immer so positiv auch besetzt ist, wie gesagt, wir müssen ja mit diesem Jahr auch irgendwie kritisch besonnen umgehen. Aber dass man es am besten weckt, indem man auf die extremen Kontraste dieses Jahres hinweist. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage es gab in der ganzen Nürnberger Geschichte und die ist lang, wenn man mal von den Pogromen an den an der jüdischen Bevölkerung im Hochmittelalter absieht und vielleicht von den Pestjahren im 14. Jahrhundert, es gab kein einziges Jahr in der ganzen Nürnberger Stadtgeschichte, das so dramatisch war im Wechsel dessen, was die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt erlebt haben. Da muss ich noch mal klar machen. Im Januar, Februar zwei verheerende Bombenangriffe, Tausende Tote, Existenz, es geht ums nackte Überleben. Man muss schauen, wo man was zu essen her kriegt, ein Dach überm Kopf her kriegt. Die Stadtbevölkerung ist, weniger als die Hälfte ist noch in dieser Stadt. Dann das Kriegsende, dass viele kommen sahen, aber wie es dann tatsächlich stattfand, dass es so weit ist, dass sich eine Obrigkeit, immer mehr vereinzelt wehrt bis zum eigenen Untergang, auch das ist sehr gut erforscht, was in der Nacht vom 19. auf den 20. April hier im Palmenhofbunker stattgefunden hat. Dann eine, auch ideologische, völlige Neuorientierung. Was ist in der Woche drauf? Was ist ein Monat später? Ich stoße immer wieder auch in meinen eigenen Archivarbeiten auf das Briefpapier der Stadt Nürnberg dieser Jahre aus dem Mai, Juni, Juli 1945, da stand immer noch darüber "Stadt der Reichsparteitage" und was machen die städtischen Beamten, die Verwaltung muss ja irgendwie weiterleben, sie X-en das aus, also da steht Stadt Nürnberg, der Reichsparteitag ist ausge-Xt. Aber man kann es natürlich noch lesen. Man hat ja auch kein Geld für ein neues Briefpapier. Also es ist so ein bisschen hilflose, aber wie hätte man es auch anders machen sollen, den Umgang mit der jüngsten Vergangenheit, die aber ganz plötzlich Vergangenheit ist, ab Mai, Juni, Juli. Und dann kommt im Herbst diese Entscheidung der Siegermächte in dieser Stadt, diesen gewaltigen Prozess, der die nationalsozialistischen Untaten aufarbeiten soll, hier stattfinden zu lassen. Nürnberg ist plötzlich nicht mehr nur von von Militärs, also als Fremdheitserfahrung sozusagen besetzt, da kommen Juristen aus aller Herren Länder, da kommen Prozessbeobachter und Journalisten, da kommen Übersetzerinnen und Übersetzer, hunderte, Menschen die später berühmte Leute, Ernest Hemingway, Erika Mann ist hier, französische, italienische Intellektuelle, die dann als junge Menschen hier sind und hier auch ihre NS-Erfahrung sammeln und diese Stadt kurz zu einem internationalen Hotspot machen, den Nürnberg auch nachher nie mehr hatte. Also von der Stadt der Reichsparteitage zu einer, kurz zu einer Stadt von hoher Internationalität. Und das prallt alles aufeinander in diesem Jahr. Insofern ein bizarres Jahr für die Nürnberger Stadtgeschichte. #00:22:54-0#

Hannah Diemer: Können Sie beschreiben, wie Nürnberg in dem Moment aussah, also durch diese komplette Zerstörung? Wie sah denn das aus? Wie haben denn die Leute, die dann nach Nürnnerg gekommen sind, diese Stadt wahrgenommen? #00:23:05-1#

Thomas Eser: Also die, man muss wahrscheinlich, oder sicher zwischen der Wahrnehmung der Einwohner unterscheiden und derer, die von außen kamen, von den Zeitzeugen. Wir haben ja gute, relativ gute Fotodokumentationen, also die die Zerstörungsgrade und das ist jetzt immer so ein Zahlenspiel und auch ein bisschen so ein Ranking um Superlative, aber die Zerstörungsgrade von 80%, 90 % in der Innenstadt, die stimmen wohl und jeder, der die historischen Bilder anschaut, wir haben ja auch gerade eine kleine Plakatkampagne in der Stadt, wo man mit einem dieser Bilder vom Hauptmarkt arbeiten, die geben da eindeutig Auskunft. Innen in der Altstadt zu leben war praktisch unmöglich. Man hat sich mit Regenschutz ein Dach über dem Kopf zusammengezimmert. Seltsamerweise auch das unterirdische Nürnberg war in Anspruch genommen, die Bergungsbunker, die Felsengänge, die ja ursprünglich gar keine Kriegsschutzanlagen waren, sondern Anlagen zur Aufbewahrung von Bier, ja, Bierkeller, in denen es sicher hoch unangenehm war zu leben, feucht, kalt, dunkel. Aber man war immerhin sicher, man hat dort Suppenküchen eingerichtet. Wenn Sie heute am Rathenau Platz rumlaufen, sehen Sie so Beton, relativ sinnlose Betontürmchen, die da in den Parks Herausragen, das sind die Abzugskamine der großen Suppenküchen, die 20 Meter unter der Erde eingerichtet worden waren, um die Bevölkerung mit Essen zu versorgen, mit einer warmen Suppe. Also so versteckt im Stadtbild, sind die Zeugnisse dieser Katastrophenzeit durchaus noch da und wer konnte, ging aufs Land, ging nach draußen. Die Gäste von außerhalb, natürlich beschreiben die auch erschrocken, fasziniert diesen Ruinencharakter, den Nürnberg hatte wohl doch mehr als andere deutsche Städte. Also der Vergleich mit mit Dresden, mit Hamburg, mit Köln kommt immer wieder, aber dort sind die Prozentualen Zerstörungsgrade wohl doch etwas geringer gewesen, Nürnberg war die von der Altstadt her, von der historischen Altstadt her wohl am meisten zerstörte Stadt. Und da gibt es durchaus die Bildberichterstattung. Wir haben mit Ray D'Addario einen US amerikanischen Fotografen, der Farbfotos liefert von eindeutig, einer Eindeutigkeit, die nicht übertroffen ist. Aber auch auf diesen Bildern spielen Kinder. Auf dem Hauptmarkt stehen kleine Marktstände, wo Marktfrauen wieder ihr Gemüse verkaufen. Der Satz Das Leben geht weiter ist, so banal er ist, der hat zugetroffen. #00:25:34-6#

Hannah Diemer: Sie haben auch eine Veranstaltung gehabt, wo es um das Aufwachsen von zwei Mädchen ging, die in Barackenlagern gelebt haben. Man hat vor den Toren Nürnbergs relativ schnell so Barackenlager aufgebaut, um die Menschen dort unterkommen zu lassen. Aber so wie ich jetzt verstanden habe, sind da auch Menschen hingezogen auf der Suche nach Arbeit, weil sie gewittert haben, dass man hier in Nürnberg dann auch viel zu tun hat, weil man viel wieder aufbauen musste. Stimmt das? #00:26:00-3#

Thomas Eser: In der Tat. Also man spricht ja immer von den sogenannten Trümmerfrauen. Die Forschung ist da ein bisschen weiter inzwischen. Also das soll jetzt nicht die Würdigung dieser Leistung irgendwie schmälern, aber es waren eben nicht nur Frauen und es waren auch gerade in Nürnberg nicht nur Frauen, die im Einsatz waren. Aber es gab natürlich schon die Aufgabe, auch wieder eine Infrastruktur überhaupt herzustellen, um das Weiterleben in der Stadt möglich zu machen und die Räumungsarbeiten fanden sehr früh statt. Wir haben auch Berichte von von Zeitzeugen, die sagen, sie haben ihre Zeit nachts, wenn man eine Unterkunft hatte, doch wieder begonnen in der Stadt zu verbringen. Aber man hörte die ganze Nacht über diese diese kleinen Loks laufen, die den Trümmerschutt aus der Stadt heraus an den Marienberg oder in den Süden, Reichsparteitagsgelände haben ja auch noch große, am sogenannten Silbersee große, heute Hügel, die Freizeiteinrichtungen sind, die entstanden sind, weil das der ganze Trümmerschutt der Stadt Nürnberg ist. Also gewaltige Kubikkilometer große Mengen an Schutt bestimmen bis heute die Freizeitgelegenheiten im Norden und Süden. Das musste aus der Stadt geschafft werden und da fuhren Tag und Nacht so kleine Loks und die haben gequetscht und geknirscht und getutet. Allein sich das vorzustellen, das war nicht nur ein bildlicher Zustand, es war auch akustisch eine ganz eigene Welt, die sich da auftat und den Zeitgenossen geäußert hat. Ja. #00:27:28-3#

Hannah Diemer: Jetzt haben wir in Nürnberg sehr viele sehr große Nazibauten, die heute teilweise anders genutzt werden, zum Beispiel der Z-Bau, das ja früher so ein SS-Gebäude hätte mal werden sollen oder wie Sie schon angesprochen haben Reichsparteitagsgelände. Wie gehen wir denn jetzt heute mit diesem Erbe von diesen ganz großen und ganz bedeutungsvollen Gebäuden um? #00:27:50-0#

Thomas Eser: Zunächst mal ist es eine wichtige und richtige Tatsache, dass die unter Denkmalschutz stehen. Auch darüber gibt es ja gelegentlich Diskussionen. Ich habe es ja vorher erwähnt, es gibt so ein bisschen stille Zeugen dieser Jahre nicht nur der Kriegsjahre, sondern der Jahre vorher, die politisch diese Katastrophe verursacht haben. Und dazu gehören die Prachtbauten, die Prunkbauten, die funktionalen Bauten des Nationalsozialismus und alle Ideen, die irgendwie am besten wegzuräumen, weil man damit irgendeine Würdigung betreibe des NS halte ich für völlig falsch. Wir müssen sie im öffentlichen Raum halten und können gar nicht genug historische Aufklärungsarbeit leisten, indem wir die Symbolik, die diese Gebäude für das diktatorische und am Schluss Terrorsystem des Nationalsozialismus hatten, klar zu machen. Das ist eine nicht leichte Aufgab, wir haben natürlich vor allem mit den gewaltigen Baumassen auf dem Reichsparteitagsgelände bei aller Wertschätzung des Denkmalschutzes ein Erhaltungsproblem. Das kostet sehr viel Geld. Aber Gott sei Dank ist Konsens da, in der Stadt, aber auch weit darüber hinaus dieses Geld aufzuwenden und diese Gebäude zu erhalten. Wir gehen in der Kongresshalle gerade kreativ um und das Wort kreativ ist hier in beidem Sinne gemeint. Kreativ was eine ideologische Nutzung betriff, das sind gewaltige Volumina, die da umbaut sind und da drin soll irgendwas passieren. Die leerstehen zu lassen ist, finde ich auch politisch nicht auf Dauer angesagt, weil die Bevölkerung fragt sich ja auch, wenn wir das erhalten und gar nichts damit machen, wozu ist es dann eigentlich da? Aber die Nürnberger Kulturpolitik sagt ja auch wir wollen da etwas machen, dass die beides möglich macht, also eine eine kulturelle Gegenwartserfahrung und eine parallele Erfahrung dieser Örtlichkeiten als Erinnerungsort an die Untaten des Nationalsozialismus. Das ist ein Experiment, das ist im Gang, wie wir wissen, mit dem Opern Ausweichspielstätte, mit den Ermöglichungsräumen. Und das ist ein ganz großer Schritt, den wir da gegangen sind. Wir sind ja schon länger dort mit dem Dokuzentrum. Also ich darf sagen, da hatten so gewisse Pionierleistungen erbracht und sind jetzt mal gespannt auf die neuen Nachbarschaften. #00:30:20-7#

Hannah Diemer: Bei den stillen Zeuginnen hatten Sie vorher schon kurz angesprochen, die Beamt*innen und die Personen, die unsere Stadt verwaltet haben, waren ja teilweise die gleichen Personen vor Kriegsende und auch nach Kriegsende. Ich kann mich an ein Ausstellungsstück erinnern, wo eine Person erzählt hat, dass sie für den gleichen Antrag oder für einen Antrag vor dem Krieg und nach dem Krieg zur gleichen Person gekommen ist, die aber dann komplett unterschiedlich gehandelt hat. Haben wir denn noch Zugang oder haben wir Informationen über unsere Nürnberger Beamt*innen? #00:30:54-4#

Thomas Eser: Ja, den haben wir schon. Wenn man diese individuellen, ich nenne es mal Forschungen, biographischen Forschungen betreiben will, dann kann man das durchaus machen und das ist vom Ergebnis her immer nicht ganz einfach zu bewerten. In der Tat, wir hatten Mitbürgerinnen und Mitbürger, Verwaltungsleute, die Teile des Systems waren, des nationalsozialistischen und die danach halt weiter hier gearbeitet haben. Ganz aktuelle Diskussion, die ich habe es erwähnt die Hausmeisterin Maria Falke des Dürer-Hauses war in den dreißiger Jahren dort schon tätig, ihr Mann hatte diese Aufgabe übernommen, die Hausmeister wohnten damals auch im Dürer-Haus und haben sich unheimlich biographisch identifiziert mit dieser Aufgabe. Aber sie war auch Mitarbeiterin, Sekretärin bei der Gestapo, Maria Falke. Und sie hat, als am 2. Januar der Krieg, der große Bombenangriff aufs Dürer-Haus war, ihre Kontakte genutzt und den Feuerwehrhauptmann Nürnbergs angerufen, der gerade die Sebalduskirche löschte und gesagt "Hey, das Dürer-Haus brennt! Könnt ihr nicht jemanden hoch schicken, der das löscht?" und das tat die Feuerwehr dann. Jetzt, wie soll man das beurteilen? Da hat eine Gestapomitarbeiterin, die jetzt keine Täterin war, sie war dort Schreibkraft, aber sie war Mitarbeiterin eines verbrecherischen, einer verbrecherischen Organisation. Die hat ihre Kontakte genutzt, um etwas, wo wir heute sagen, sehr gutes zu tun, nämlich das Dürer-Haus zu retten. Wir haben große Diskussionen gehabt, sie, Maria Falke und ihre Tochter Gertrud, die werden jetzt im Dürer-Haus unten gewürdigt, im Erdgeschoss, sie haben eine Schrifttafel, und da steht diese Leistung drauf. Da steht auch dies mit der Gestapomitarbeiterin drauf. Aber wie gehen wir damit um? Sollen wir die Dame jetzt historisch ächten, weil sie sich im System bewegt hat beruflich? Sollen wir sie feiern, ihrer Tat fürs Dürer-Haus wegen? Wir lösen das momentan, indem wir auf beides hinweisen. Denn auf Ihre Frage hin, wir landen da immer bei der Schuldfrage. Ist jemand, der Schuld hatte und was bedeutet eigentlich Schuld, vorher im System mitgearbeitet zu haben, dann, nach dem 20. April 1945, sozusagen in der Verantwortung, sich aus dem Leben zurückzuziehen und nicht mehr gesellschaftlich beruflich tätig zu sein. Das wäre ein bisschen viel verlangt. Ich habe so das Erlebnis im Kulturbereich gesammelt, es gibt in der Tat in Nürnberg fünf Jahre, das ist von 1945 bis 1950, wo relativ rigoros, das geht natürlich auch von den Amerikanern aus eine deutlich ein deutlicher kritischer Umgang mit Mitläufern, wie das Wort so salopp heißt, praktiziert wird. Und es ist um das Jahr 1950, als so eine große Restauration stattfindet, als frühere Amtsinhaber wieder in ihre alten Posten kommen in der Kulturpolitik, als dann dieser Schleier des Vergessens über die Stadtgeschichte gelegt wird und das bleibt dann ziemlich genau zwei Jahrzehnte so. In den 50er, 60er Jahren ist es ein bisschen ein Tabu, über Leute, die wieder weiter ihre Ämter übernehmen, und deren Verantwortung im Nationalsozialismus zu reden. Die 70er ändern das dann wieder etwas. Und wir sind ehrlich gesagt bis heute dabei hier diese Schuldfrage und die ist nicht eindeutig zu beantworten, oder Verantwortungsfrage historisch zu bearbeiten. Was wir nicht machen sollten, ist argumentieren, das ist so schwer was rauszukriegen oder die Sachen sind doch alle weg. Das stimmt nicht. Wer es wissen will, kann es wissen. #00:34:26-0#

Hannah Diemer: Bei der Schuldfrage landen wir jetzt natürlich auch wieder bei den Nürnberger Prozessen und sie hatten das ganz zu Beginn unseres Gesprächs angeteasert. Sie machen da ein ganz neues Format zur Aufarbeitung der Nürnberger Prozesse, und zwar einen History Slam. Was kann man sich denn darunter vorstellen? #00:34:44-7#

Thomas Eser: Es ist ja noch ein bisschen hin. Wir werden den 80. Jahrestag am 19. und 20. November begehen können und die Kolleginnen und Kollegen im Memorium sind aber schon am Sammeln oder am Aufrufen an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Generationen, das können Geschichtsstudierende in der FAU Erlangen sein, das können irgendwelche Koryphäen international sein, egal, zu uns zu kommen und in diesem Format des Slams, also kurz, prägnant, ohne Rednerpult, mit dem Mikro in der Hand, wahrscheinlich wird es ein Zeitlimit geben, fünf Minuten oder so, auf der Slam Ebene, also mit einem kleinen literarischen Anspruch in Richtung Lyrik und Poesie, ihre Forschungsthesen oder auch eine kurze Zusammenfassung eines Aspekts, des deutschen Aspekts der Kriegsverbrecherprozesse vorzutragen. Auch das ein Experiment, denn das hat ja immer was Unterhaltsames und das Thema Kriegsverbrecher ist alles andere als unterhaltsam. Wo wir in letzter Zeit die Erfahrung gesammelt haben und das auch praktizieren, ist immer die sogenannte Relevanzfrage. Wo interessiert es denn eigentlich ein heutiges Publikum? Und da glaube ich, da darf man auch ein bisschen unterhaltsam sein, indem man, sagen wir mal, eine Diskussion serfahrung kann ja auch Unterhaltung bedeuten, auch wenn das Thema ernst ist, indem man zu dem ernsten Thema sich mal prägnant äußert. Wie sind denn eigentlich heute Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die wir, wenn wir Nachrichten lesen und hören, sofort mitgeteilt bekommen, wie sind denn die eigentlich zu ächten, juristisch? Das war ja eine Frage, die 1945 nicht leicht zu lösen war, weil es überhaupt keine Erfahrung damit gab, mit einem internationalen Strafgerichtshof, es gab zwar das Völkerrecht, aber es hat noch keine großen Prozesse gegeben. Dahinter steht ein Riesenideal, das Ideal, dass die ganze Welt sich einig ist, Verbrecher, die nicht auf nationaler Ebene geahndet werden, international, global, universal dingfest zu machen, ihnen den Prozess zu machen, und zwar einen fairen Prozess, also nicht kurzen Prozess zu machen und das in einem Rechtskonsens zu tun. Also es müssen sich ja alle darüber einig sein, was was rechtliche Regeln sind. Das ist eine total spannende Aufgabe. Es ist idealistisch. Momentan hat man fast das Gefühl, das ist eine Utopie. Wenn man diskutiert, welcher in Den Haag angeklagte Staatspräsident zurzeit eigentlich wohin reisen darf, soll, was man mit ihm dort macht. Also der Fortschrittsgedanke, den wir auch immer wieder erzählt haben nach den Nürnberger Prozessen, der ist gerade nicht so en vogue in der Realität, aber darüber wollen wir am 20. November im Rahmen dieses 80. Jahrestages in diesem History Slam Vorträge hören, Anregungen bekommen im History Slam und dann darüber sprechen und ich glaube, das hat schon Potential, sowohl für die, die wissen wollen, was damals war, als auch für die, die sich heute ein Bild machen sollen, wie sie eigentlich mit dieser etwas vertrackten Situation der internationalen Verfolgung von Kriegsverbrecherprozessen umgehen sollen. #00:38:02-2#

Hannah Diemer: Sie testen da ganz viele neue Formate aus in der Vermittlung, in der Art der Darstellung. Wie sehen Sie denn die Zukunft der Museen oder was haben die Museen in Zukunft für eine Bedeutung für uns als Gesellschaft, jetzt auch im Rückblick auf das Aufarbeiten der ganzen Zeitgeschichte? #00:38:20-4#

Thomas Eser: Museen haben, ja, das darf ich mal so sagen, einen Riesenvorteil. Sie haben ein Grundformat, und dieses Grundformat ist in der Frühe aufsperren, die Leute reinlassen und abends wieder zusperren. Also wir haben ein Angebot, ein Alltagsangebot, das nicht gezwungen ist mit Formaten wie History Slams und partizipativen Dingen und ähnlichem zu arbeiten. Wir sind von der Geschichte und von der von der Erwartung der Gesellschaft an die Institution Museum eigentlich etwas Passives. Das heißt nicht, dass wir nichts tun müssen, wir müssen ja diese Ausstellungen erstmal einrichten und wir müssen die attraktiv halten und auch für unser immer größeres internationales Publikum es in verschiedenen Sprachen halten, aber grundsätzlich machen wir ein Angebot, das eher passiv ist. Das gibt uns ein bisschen auch Beinfreiheit auf diesem experimentellen Feld. Dass andere, die rein projektmäßig unterwegs sind, vielleicht so eine Beinfreiheit nicht haben. Ich bin jetzt dann das ist nächste Woche auf dem deutschen, Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes, und wir werden dort die Frage diskutieren wie politisch sollen Museen eigentlich sein, dürfen sie sein, wie beeinflussbar durch die Politik dürfen Museen sein, sollen Museen sein, das ist ja immer ein Hin und Her, ein Wechsel. Ich halte die Entwicklung der letzten Jahre, ich persönlich, indem wir Museen die große Aufmerksamkeit bekamen indem, indem wir diese tagesaktuellen Themen auch bei uns immer wieder angeboten haben, für sehr lehrreich. Aber ich glaube, wir haben jetzt auch sehr viel Erfahrung damit gesammelt. Sie hören vielleicht ein bisschen heraus, ich halte diese Urfunktion oder Grundfunktion von Museen, ein dauerhaftes, anständiges, beständiges, 10, 20 Jahre funktionierendes Angebot an einer Dauerausstellung zu machen, nicht für überholt. Wir sollten das nicht ausschütten vor lauter Freude an dritten Ort und Austauschort und ähnlichem, das können andere auch ein bisschen besser als wir. Also zum Beispiel Theater oder ja, gern auch ein Bildungszentrum. Es ist eine Bereicherung für uns, dass wir diese Chance haben. Audience Development, ist so ein Stichwort, Partizipation natürlich auch. Und die Kunst in nicht einfachen Zeiten, was unsere Ressourcen betrifft, auch unsere Mitarbeitendenzahlen usw. betrifft, wird Zeit das richtig zu dosieren, also nicht zu ungunsten unseres Dauerangebotes einer Ausstellung die Eventformate zu favorisieren. 2025 war jetzt ein bisschen eine Ausnahme, weil wir mit 80 Jahre Kriegsende genau diese Eventformate mal gestärkt haben. #00:41:01-8#

Hannah Diemer: Sie bekommen brandaktuell durch den neuen Koalitionsvertrag jetzt auch eine neue Aufgabe, weil die Nürnberger Geschichte hört ja nicht mit 1945 auf, sondern wir haben ja auch danach sehr viel erlebt und leider auch im Zusammenhang von NSU Morden in Nürnberg sehr viel erlebt. Und es soll jetzt ein NSU Dokuzentrum hier in Nürnberg entstehen. Was bedeutet das für Sie? #00:41:26-2#

Thomas Eser: Also wir waren alle überrascht und mit alle meine ich jetzt glaube ich alle in der Stadt Verantwortlichen. Das ist ja nicht nur, nicht nur die Museen, wir haben ein Menschenrechtsbüro, Internationale Beziehungen, dass im Koalitionsvertrag wirklich dieser Satz drinsteht "In Nürnberg", ich weiß es jetzt nicht mehr wörtlich, aber es heißt, in Nürnberg wird ein NSU Dokuzentrum eingerichtet, also so eindeutig die Stadt Nürnberg genannt ist und ein Dokumentationszentrum und wenn das in einem Koalitionsvertrag einer Bundesregierung steht, dann gehen wir auch davon aus, dass der Bund die Initiative übernimmt, den, die Finanzierung übernimmt, den Betrieb übernimmt auch die inhaltliche Ausdifferenzierung, was ein solches Dokuzentrum zu leisten hat. Das bedeutet für uns, gut, das wird sich noch herausstellen, es wird jetzt einen, mit den Berliner Verantwortlichen eine Stiftung geben, mit den städtisch Verantwortlichen erst mal einen Austausch geben müssen, was dieser eine Satz denn jetzt in der Umsetzung bedeutet. Welche städtischen Institutionen für Berlin Ansprechpartner sein werden, das sind nicht mit einem Automatismus die Museen, aber wir haben die Dokuzentren schon mit Memorium und und Reichsparteitagsgelände und der NSU, so zeitnah das ist, ist auch schon wieder Geschichte. Das ist ein Stück jüngere Geschichte, das, vorsichtig formuliert äußerst fragwürdigen Umgangs von Strafverfolgungsbehörden, von Verfassungsschutzeinrichtungen mit Straftaten, die jahrelang deutschlandweit von einer kleinen Gruppe begangen werden konnten, die einfach niemand auf dem Radar hatte oder noch schlimmer vielleicht schon auf dem Radar hatte, aber auf eine völlig falsche Art und Weise dahingestellt. Also das wird sich noch herausstellen, wir wir stehen bereit und wir haben natürlich im Memorium, da gab es schon politische ähnliche Beobachtungen mit dem Platz an der Fürther Straße, dem Cube 600 eine städtische, ich sag mal, ein Grundstück, wo sich so etwas sehr gut eignen würde und vielleicht auch in Kombination mit einem Besucherzentrum für das Memorium eingerichtet werden könnte. Aber das sind ungelegte Eier, das will verantwortungsvoll gemacht werden und das kann man nur mit dem zukünftigen Träger, sprich dem dem Bund, besprechen. #00:43:47-1#

Hannah Diemer: Wenn wir jetzt wieder zurückkommen auf unser Thema 80 Jahre Kriegsende, was hat Sie denn persönlich mit am meisten bewegt oder haben Sie irgendwie neue Erkenntnisse jetzt bekommen in der Zeit dieser Veranstaltungsreihe? #00:44:01-9#

Thomas Eser: Ich muss den Vergleich jetzt bringen, was mich schon bewegt, das ist etwas einerseits Banales, vielleicht auch Floskelhaftes und auf der anderen Seite hochaktuelles. Also das Banale ist natürlich immer die Frage, die wir uns stellen, was hätte man selber gemacht? Also wo hätte man sich eigentlich wiedergefunden, wenn jetzt zurzeit in Europa ab und zu irgendwo der Strom ausfällt und man anfängt, irgendwie ein bisschen Trinkwasser im Keller zu bunkern, dann ertappt man sich dabei, was, wie banal eigentlich oder oder kleinlich, lächerlich unsere heutigen Sorgen sind im Verhältnis zu den existenziellen Sorgen, die die Zeitgenossen damals hatten. Und existenziell kann ja beides bedeuten, das bedeutet irgendwie zu überleben, aber auch bei vielen, wie sich jetzt rausstellt, wie verhalte ich mich jetzt eigentlich, wenn meine eigene Wertewelt zusammenbricht, was wollen eigentlich diese Amerikaner von mir, wie kann ich meinen Job behalten, wie gehe ich mit dem um, der mich, se, ich Opfer sei ich Täter betroffen gemacht hat die letzten Jahre, wenn es plötzlich eine ganz normale Mitbürgerin oder Mitbürger ist. Und für die Gegenwart, ich sage Ihnen ehrlich wir schauen alle, wir Kulturarbeitenden schauen alle auf die eigenen gesellschaftlichen Entwicklungen in unserem Land. Und auch da wird sich voraussichtlich, wenn man die Trends anschaut, der kulturpolitische Tenor ändern. Wünschen wir uns allen, dass wir in 20 Jahren 100 Jahre 1945 auf eine ähnliche, so differenzierte Art und Weise werden bespiegeln können historisch, als wir es jetzt tun können. Das ist nicht selbstverständlich, dass in 20 Jahren die kulturpolitische Offenheit und Liberalität noch so gewährleistet ist und da fragt man sich natürlich selber, was würde man denn eigentlich selber machen, wenn man dann mal in die Rolle kommt, standhaft zu sein, Märtyrer zu sein, Wendehals zu sein, Mitmacher zu werden. Das ist gar nicht so weit weg, was da 1945 war. #00:46:01-6#

Hannah Diemer: Sie haben noch Veranstaltungen bis Ende November. Welche von diesen Veranstaltungen sollte man denn auf keinen Fall verpassen? #00:46:09-1#

Thomas Eser: Also wenn Sie nicht viel Zeit haben und was sehen wollen, ein Objekt sehen wollen, dass diese ganze Varianz von 1945 widerspiegelt, dann schauen Sie mal ein Spielzeugmuseum. Wir haben da letzte Woche übrigens auch mit einem Zeitzeugen ein einziges Objekt, das bisher nicht ausgestellt war, es ist schön präsentiert, eine Flugzeugtankseifenkiste. Was ist das? Die alliierten Bomber hatten auf ihren zerstörerischen Weg ins Reichsgebiet, in der Regel von England aus an den Flugzeugen außen Zusatztanks montiert. So 1 Meter lang, einen halben Meter dick, damit konnte man Treibstoff einlagern für den Rückflug und die haben diese, wenn die Tanks leer waren, ausgepumpt waren für den Rückflug, haben die die Tanks einfach abgeworfen und die fielen zu Hunderten, zu Tausenden auf deutsches Reichsgebiet. Kinder haben diese Tanks hergenommen und daraus entweder kleine Boote gebaut oder Seifenkisten und sind damit spielend durch die Stadt gefahren. Und eine solche Spielzeugseifenkiste hat das Spielzeugmuseum jetzt gerade ausgestellt und bespiegelt dort auch, mit ein bisschen mehr als nur diesem einen Exponat das Hochwidersprüchliche, was dem innewohnt. Ein todbringender Gegenstand, der danach ein Spielzeug wird und Kindern Freude macht. Und auch das ist für mich so eine Leere, Gegenstände, Objekte, in Museen stellen wir Kunstwerke, Objekte aus, die Objekte selber sind völlig neutral, die haben keinen Wert. Also die Wertigkeit liegt immer in dem, was Menschen mit den Dingen machen und gemacht haben und das müssen wir als Kuratoren herausarbeiten, darstellen, das müssen aber auch Besuchende, sich selber immer wieder erarbeiten, also die Wertigkeit des Objektes für sich bewerten können. Und das kann man ganz toll an dieser Flugzeugtankseifenkiste. #00:47:57-1#

Hannah Diemer: Wo können sich denn unsere Zuhörer*innen über ihre Veranstaltungen informieren? #00:48:02-4#

Thomas Eser: Also es ist wie bei allem heutzutage so, dass wir natürlich einen eigenen Webauftritt haben, Museen der Stadt Nürnberg. Sie finden das mit ausführlichen Angaben zu den Veranstaltungen und wir haben die auch, natürlich analog in Flyer Form vorliegen beim Museumsbesuch in jedem Haus, wer jetzt da nicht rumsurfen will, sondern was für die Hosentasche braucht, in eins der acht Museen in den Eingangsbereich gehen und den Flyer mitnehmen. #00:48:29-2#

Hannah Diemer: Ich darf ganz am Schluss noch Werbung machen für unsere eigenen Veranstaltungen am Bildungszentrum. Ich möchte da Hinweis geben auf zwei Führungen, einmal am Samstag, den 17. Mai um 14:00 Uhr zum Thema "So haben wir dann eben illegal gearbeitet. Frauen, Widerstand und Geschlecht im Nationalsozialismus" mit Nadja Bennewitz. Sie finden das bei uns auf der Webseite unter der Kursnummer 20607. Und die zweite Führung, die ich Ihnen ans Herz legen möchte, ist "Eine Tat, die höchsten Mut erforderte. Jüdische Frauen zwischen Resistenz und Verfolgung im nationalsozialistischen Nürnberg". Bei dieser Führung werden Orte jüdischen Lebens und Widerstands und nationalsozialistischer Verfolgung aufgesucht und unter frauen- und geschlechtsgeschichtlichem Aspekt diskutiert, auch wieder mit Nadja Bennewitz. Das ist am Samstag, den 28. Juni, ebenfalls um 14:00 Uhr mit der Kursnummer 20609. Und Sie finden Themen rund um Demokratie, Aufarbeitung von der Geschichte bei uns auf der Webseite unter dem Schlagwort "Demokratie im Gespräch". Da finden Sie immer wieder neue Veranstaltungen zum Thema. Herr Dr. Eser, ganz, ganz herzlichen Dank für unser Gespräch, für Ihre Einblicke, für Ihr Erzählen über die Veranstaltungsreihe. Ich habe wahnsinnig viel mitgenommen und freue mich auf meinen nächsten Besuch in den Nürnberger Museen. Herzlichen Dank! #00:49:54-7#

Thomas Eser: Sehr gerne. Mir war es auch eine Freude und Ehre. Danke. #00:49:57-4#

Hannah Diemer: Danke. #00:49:58-2#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

80 Jahre nach dem Kriegsende: Dr. Eser über die Zerstörung Nürnbergs, Zeitzeugenberichte und die Gestaltung einer lebendigen Erinnerungskultur.

Dr. Thomas Eser, Kunsthistoriker und Leiter der Nürnberger Museen, teilt seine Einblicke in die Vorbereitungen einer einzigartigen Veranstaltungsreihe, die das Ende des 2. Weltkriegs 1945 und die Nachkriegszeit in Nürnberg thematisiert. Die Reihe, die alle acht Nürnberger Museen umfasst, beleuchtet die vielseitigen Aspekte des Jahres 1945: Einer Kindheit in Trümmern, das Aufräumen einer zerstörten Innenstadt und Nürnberg während der “Nürnberger Prozesse” als internationaler Hot Spot.

Im Podcast geht Thomas Eser auf die Fragen ein, welche Rolle die Museen heutzutage bei der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen spielen.

Welche Formate wählen die Nürnberger Museen zur Vermittlung der bedeutungsschweren Inhalte? Und: Was ist ein ganz besonderes Ausstellungsstück, das für Eser die Ambivalenz der Nachkriegszeit besonders deutlich macht?

Erfahren Sie alles in dieser Podcastfolge am 80. Jahrestag des Endes des 2. Weltkriegs 1945 – am 8. Mai 2025.

Die Angebote des BZ zum Thema 80 Jahre Kriegsende:

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Aufgenommen am: Mittwoch, 30. April 2025
Veröffentlicht am: Donnerstag, 8. Mai 2025
Moderation: Hannah Diemer
Im Gespräch: Dr. Thomas Eser

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede zweite Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.  

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