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Sarah Lohr, wie wird man als Punkband zum "Systemling"?

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Sarah Lohr: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#

Hannah Diemer: Hallo, herzlich willkommen! Mein Name ist Hannah Diemer und ich spreche heute mit Sarah Lohr, der Sängerin und Gitarristin der Nürnberger Punkband Akne Kid Joe. Die Band spielt schon seit 2016 zusammen und sie haben jetzt vor kurzem ihr neuestes Album Die große Palmöllüge rausgebracht, die jetzt gleich auf Platz 13 von den Vinyl Charts gelandet ist. Schön, dass du mit dabei bist. Herzlich willkommen! Stell dich doch mal ganz kurz vor für die Leute, die dich noch nicht kennen. #00:00:48-5#

Sarah Lohr: Hallo Hannah, Danke, dass ich mit dabei sein darf. Ja, ich bin die Sarah, Sängerin und Gitarristin der Kampagne Kids aus Nürnberg. Genau. Im normalen Leben bin ich Sozialarbeiterin und nebenher spiele ich in der Punkband sozusagen. #00:01:06-8#

Hannah Diemer: Warum Punkband? #00:01:08-9#

Sarah Lohr: Ja, warum nicht? Punkband? Weil das halt einfach die muss. Es ist halt einfach die Musik, die uns gefällt, sozusagen. Wir bewegen uns alle in solchen Kreisen und. Ganz ehrlicherweise muss man auch dazu sagen, dass quasi für Punkmusik man. Da braucht man nicht die ausgefuchstesten Musikfähigkeiten, um das machen zu können. Und das kommt uns sehr entgegen. Und ja, genau so wurde es halt Punk und jetzt nicht irgendwas krasses, anspruchsvolles wie irgendwie Prog Rock oder weiß nicht halt. Aber hauptsächlich deswegen, weil wir alle schon seit ewigen Zeiten Punk hören und das auch so die Szene ist, in der wir uns quasi beheimatet fühlen. Und das liegt dann natürlich nahe. #00:01:57-7#

Hannah Diemer: Ihr habt euch kennengelernt im Arsch und fragt sich Habe ich das richtig gelesen? #00:02:03-6#

Sarah Lohr: Ja, genau. Also Matthias und ich haben dort gearbeitet. Also ein Kneipenkollektiv. Auch das wird von mehreren Menschen ehrenamtlich betrieben, sozusagen. Und wir haben dort gearbeitet und Peter, unser Synthiespieler und unser damaliger Drummer Sven, die waren dort Stammgäste. Und so haben wir uns alle kennengelernt und gefunden. Und dann so eines Nachts kam die Idee, so eine Band zu gründen. Alle dachten wir nur Spaß und so jaja, lass uns mal treffen und irgendwas machen. Und so ist dann irgendwie Echo entstanden. #00:02:41-1#

Hannah Diemer: Wie seid ihr auf den Namen gekommen? #00:02:43-2#

Sarah Lohr: Also es ist auch in der Kneipe passiert. Es war einfach nur so ein Verhörer. Also es gibt ja diese Band Ugly Kids aus den 90er. Wir hatten so ein paar. Es ist keine One Hit Wonder Band, weil sie hatten zwei Hits, aber ja eine relativ schlechte Band aus den USA. Und eben keine Ahnung. Es gab in der Kneipe mal dieses Gespräch über die oder über einen Song von denen und einer von uns, Ich weiß nicht mehr. Matthias, so glaube ich, hatte anstatt Acid Joe Akne Kid Joe verstanden und fanden wir irgendwie lustig in dem Moment. Und dann haben wir uns so benannt. Und jetzt, so nach inzwischen vier Jahre Bandgeschichte oder dreieinhalb Jahre, nervt uns der Name natürlich schon, auch weil der Witz dann auch irgendwann mal vorbei ist. Aber jetzt steckt man halt schon drin, kann sich auch nicht mehr einfach umbenennen. Deswegen heißen wir jetzt. Ich habe mich damit abgefunden, Ist schon okay. Okay. #00:03:37-1#

Hannah Diemer: Ihr wurdet beschrieben als eine schicke Mischung aus Musikgruppe und Social Media Agentur. Wer sagt denn sowas? Und was sagst du dazu? #00:03:47-3#

Sarah Lohr: Ich weiß nicht genau, wer es gesagt hat. Ich glaube aber, dass wir uns vielleicht sogar selber so bezeichnet haben, weil es auch einfach stimmt. Also vieles von dieser Band findet ja quasi auf Social Media statt, was einfach daran liegt, dass wir gerne uns im Internet auch befinden und ja man dort halt auch super Sachen machen kann, kreativ sein kann, lustige Sachen posten und was weiß ich. Und deswegen genau und auch mit Videos usw. Also wir legen da schon immer Wert drauf, dass irgendwie auch immer mal was neues ist oder mal was, was man sonst noch nicht gemacht hat. Wie mit Segway durch die Gegend zu fahren oder irgendwie sowas. Und deswegen ja dieser kleine ironische Hinweis auf die Social Media Agentur. #00:04:35-5#

Hannah Diemer: Wir machen bei euch die Videos, macht die selber, weil ich hab mir die jetzt angeschaut und die sind wirklich eins. Also das schaut aus wie von einem super professionellen Musikstudio. #00:04:45-4#

Sarah Lohr: Ja also die Videos, die die machen wir quasi immer mit Freunden von uns. Also wir haben zum Glück echt sehr viele begabte Menschen in unserem Umkreis, so dass wir denen auch kein Geld zahlen müssen, vor allem dafür. Und ja, wir haben da so einen kleinen Pool. Aber die letzten Videos, die hat jetzt vor allem der Jahn gemacht, der kommt aus Nürnberg, der spielt bei der Band. Maffay Falls die dir was sagt. Und genau der hat auf jeden Fall schon echt ein Auge so für, ja, für Momente sozusagen. Und ja, aber wie gesagt, es sind mehrere Leute, die unsere Videos schon gemacht haben und alles Freunde von uns. Und ich fühle mich echt sehr glücklich, dass ich in dieser Position bin, dass ich so viele Leute kenne, die auch so coole Sachen machen können. Also wenn man das alles noch selber machen müsste, dann wird es auch irgendwann kompliziert und deswegen haben wir da einfach sehr viel Glück. #00:05:39-6#

Hannah Diemer: Cool. Und wer schreibt eure Texte? #00:05:43-8#

Sarah Lohr: Texte schreibt eigentlich hauptsächlich Mathias, unser Sänger. Genau der ist da sehr strukturiert. Also wenn ich. Ich habe auch schon ein paar Texte geschrieben, aber wenn ich Texte schreibe, dann dauert es zwei Wochen und ich habe dann am Ende so 24 DIN A4 Seiten mit irgendwelchen Textfetzen drauf und durchgestrichen und andere Reimschema usw. Also bei mir ist es echt so ein richtig chaotischer, anstrengender Verlauf des Ganzen. Und wenn der einen Text schreibt, dann überlegt er sich so okay, heute Nachmittag zwischen drei und vier habe ich Zeit. Dann schreibe ich einen Text über folgendes Thema und dann setzt er sich tatsächlich um drei hin und schreibt dann eine halbe Stunde oder eine Stunde diesen Text. Dann ist er fertig und passt auch schon voll gut zu. Also der ist so krass in seiner Kreativität total strukturiert, was? Was man ja eigentlich immer denkt, was sich ja ausschließt. Also eigentlich sagt man ja, dass kreative Menschen immer so so chaosmäßig unterwegs sind und so, aber er ist halt das komplette Gegenteil. Das finde ich sehr faszinierend und deswegen bin ich echt sehr froh, weil Texte schreiben für mich ist sehr anstrengend und wenn ich einfach einen Song, also ein Thema habe, kann ich einfach sagen Matthias, ich habe hier dieses Thema bis da nicht Text drüber schreiben, sagt er. Ja, macht er. Abends ist dann der Text meistens schon die passenden Codes dazu und fertig. #00:07:03-5#

Hannah Diemer: Das wollte ich gerade fragen Wie kommt dann die Musik auf den Text? Ja, also. #00:07:08-6#

Sarah Lohr: Dann schon immer mit kleiner Voridee und so, aber die Musik dazu, die erarbeiten wir dann schon irgendwie gemeinsam oder oft dann auch Peter Peter, dann quasi auch die technische Komponente dazu ist der kennt sich aus mit Aufnahmen usw, der hat auch unser Album alles aufgenommen und so und so passiert es dann einfach. Also Matthias hat eine Idee und dann schaut man halt wie passt es und dann wird es noch mal umgeworfen usw dann kommen die Drums mit dazu und ja, so so ein Gemeinschaftsding, irgendwie so ein Gemeinschaftsprozess, der sich aus so einem Kleinen zum Großen entwickelt, sozusagen. #00:07:44-5#

Hannah Diemer: Jetzt gehe ich mal davon aus, dass du den Text geschrieben hast zu Sarah Frau auch in der Band. #00:07:49-9#

Sarah Lohr: Das sehe ich nicht. Also ich hab den natürlich schon mit Matthias zusammen geschrieben, sozusagen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn haben möchte und er hat quasi einen guten Text daraus gemacht, weil ich das eben nicht hinbekommen, so dieses Strukturierte. Also es war eine Gemeinschaftsleistung, aber ja, er hat den Text auf jeden Fall geschrieben. Das finde ich lustig, weil es niemand vermutet. Das ist aber vielleicht auch cool. Also dass quasi auch ein Mann sozusagen auch so einen Text schreiben kann. #00:08:20-6#

Hannah Diemer: Erzähl doch mal kurz, worum es in dem Text geht. #00:08:23-1#

Sarah Lohr: Also ja, der Song ist sozusagen autobiografisch über mich. Und es geht einfach darum, wie ich so erzähle. Wie früher. Also ich gehe quasi schon seit ich 14 bin oder so auf Konzerte und auch Punkkonzerte und so, aber ich bin früher zum Beispiel nie auf die Idee gekommen, dass ich auch selber in der Band spielen könnte. Da gibt es verschiedene Gründe dafür und einer der Hauptgründe ist, denke ich, dass es zu meiner Zeit und ja, auch heute immer noch einfach sehr wenig weibliche Vorbilder auch gegeben hat Für mich. Also das ich das Mädchen oder Frauen auch gar nicht auf die Idee kommen sie selber zu machen, weil es ganz normales Bild ist, das man nur Männer auf der Bühne sieht. Und das war früher noch ein bisschen krasser wie jetzt. Aber damit möchte ich nicht sagen, dass jetzt alles schon perfekt ist. Das ist nur ein Prozess und ich glaube, wir stehen da am Anfang. Genau. Und der Text beschreibt sozusagen diesen Werdegang von mir, vom. Von der Konzertbesucher innen sozusagen. Dann später mit 28 Jahren, dann auch mal selber auf die Idee gekommen, eine Band zu gründen. Und ja, es soll einfach so eine kleine autobiographische Idee. Oder Erzählung sein, wie es dazu kam und soll. Aber natürlich auch zum einen Empowern sein für andere Frauen, die sich das vielleicht auch schon insgeheim mal gedacht haben, dass es vielleicht cool wäre, in der Band zu spielen, aber sich nie getraut haben. Und natürlich auch der Hinweis an die männliche Bevölkerung, dass gerade wenn man vorhat, eine Band zu gründen, dass es auch Sinn macht, ab und an mal so in nicht nur bei seinen Kumpels irgendwie zu schauen, wer dazu passen würde, sondern auch mal bei Freundinnen zu schauen, ob da vielleicht nicht jemand mit dabei wäre, die irgendwie gut in dieses Konstrukt reinpassen würde. Genauso war es bei mir letztendlich auch. Matthias war halt mein bester Freund oder ist immer noch mein bester Freund und er hat mich halt einfach gefragt, sozusagen, obwohl ich nichts konnte. Ich konnte bis dahin nicht Gitarre spielen oder so und nur deswegen bin ich jetzt in dieser Band, weil er mich halt gefragt hat. Aber er hat mich nicht gefragt, weil ich eine Frau bin, sondern einfach, weil wir befreundet waren. Und er wollte halt mit Freunden einfach eine Band gründen und so kam das halt und das ist irgendwie ein ganz charmanter Weg, finde ich. Und ich glaube, dass das bei vielen auch so klappen könnte, wenn mal jemand auf die Idee kommen würde, so zu machen. #00:10:54-2#

Hannah Diemer: Was gab es für Reaktionen auf das Video und auf den Track? #00:10:57-9#

Sarah Lohr: Also ich sage mal zu 99 % waren es sehr positive Reaktionen. Es gab so ein paar einzelne Kommentare, die irgendwie so einer hat geschrieben So, okay. Ja, cooler Song, aber er versteht jetzt das Problem nicht, weil es gibt doch Musikerinnen, zum Beispiel Madonna, Beyonce und Kali Minogue oder so und mehr sind die dann tatsächlich auch nicht eingefallen in seiner Aufzählung. Und das ist natürlich also dieses vermeintliche Argument, was er da gebracht hat, ist ja schon wieder eine Bestätigung für das Hauptproblem. Also man ist halt vielleicht 5 bis 10 weibliche Superstars ein und ansonsten halt aber niemand. Und gerade in so einem Band Kontext schon mal gleich gar nicht. Also weil wenn Frauen klischeemäßig irgendwas in mit Musik machen. Dann sind sie halt Sängerin. Popsängerin. Das ist das Einzige, was man Frauen quasi zuschreibt, was sie gut können. Aber jetzt irgendwie Schlagzeug spielen oder Gitarre oder so, das ist jetzt eher nicht so was, wo man Frauen drin sieht. Genau. Ansonsten wirklich zum großen Teil sehr, sehr nette und gute Kommentare. Hab mich sehr gefreut. #00:12:14-1#

Hannah Diemer: Kennst du andere Frauen, die in Bands spielen? #00:12:16-6#

Sarah Lohr: Ja, also inzwischen auch durch und durch. Und dass wir so viele Konzerte überall spielen, in ganz Deutschland. Und so kenne ich einen Haufen Frauen, die in Band spielen. Aber da muss ich schon sagen, das ist, glaube ich, ein punkspezifisches Phänomen, weil diese Punkszene allgemein ja sehr quasi ein großes politisches Bewusstsein hat und so Themen wie Gleichberechtigung und Feminismus usw dort natürlich schon seit langer Zeit eine Rolle spielen. Und da ist es auch klar, dass in diesen Freiräumen und. dass das. Dass man da schon einen Schritt weiter ist, sozusagen. Aber da ist es auch nicht so, dass wir. Also es gibt oft genug immer noch Konzerte, wo ich die einzige Frau bin von drei Bands, oder? Das vielleicht in der zweiten Band auch noch eine Frau ist. Aber dass man da wirklich so von der Bandmitglieder Anzahl von so einem Gleichberechtigungsding sprechen kann, ist auf keinen Fall. Also dass das Verhältnis nicht ausgewogen ist, trotzdem aber schon besser. Wie in vielen anderen Bereichen, sage ich mal, also im HipHop zum Beispiel, Wobei sich auch im HipHop sehr viel tut, muss man auch sagen. Aber die haben auch noch mal ganz andere Themen, die sich beschäftigen, also mit Sexismus und Hip Hop. Und so weiter und so fort. Da bin ich, glaube ich, in der Punkszene schon in einer privilegierten Szene sozusagen. #00:13:45-6#

Hannah Diemer: Was sind denn eure anderen Themen? #00:13:47-6#

Sarah Lohr: Wir haben, glaube ich, ein relativ breites. Potpourri an Themen. Also klar, Politik spielt bei uns schon auch immer eine Rolle. Nazis Scheiße finden, den Staat Scheiße finden und Bullen scheiße finden ist ja das, was eine Punkband auch ausmacht. Aber ansonsten sind einfach auch viele Alltagsthemen, die einen so beschäftigen. Also zum Beispiel irgendwelche, um jetzt mal so ein Klischee aufzumachen weiße, privilegierte Mittelstandshippies, die dann mit ihrem VW Bus die halbe Welt bereisen und danach denken So, jetzt haben sie die Welt verstanden und irgendwie auch noch was zum Besseren gemacht, aber dabei verpesten sie mit ihrem alten Diesel halt irgendwie auch die Umwelt und können das alles nur machen, weil sie irgendwie von Mutti und Vati noch 15.000 € geerbt haben. Solche Themen oder auch einfach. Manchmal geht es einfach auch um Liebeskummer. Oder um Nachbarn von Kneipen oder was weiß ich. also jetzt. Ja, es kommt alles mal zum Vorschein, was einen so im Alltag bewegt. #00:14:56-3#

Hannah Diemer: Ich würde dich gerne ansprechen auf euren Post. #00:15:00-3#

Sarah Lohr: Ja. #00:15:01-0#

Hannah Diemer: Ihr habt einen ganz langen Post verfasst bezüglich der Corona Maßnahmen. Was stand denn da drin geschrieben? #00:15:08-8#

Sarah Lohr: Also diese Post ist zu einer Zeit entstanden, als gerade diese ganzen Hygienedemos oder wie man sie auch immer nennen soll. Ein komischer Name, aber okay, so ja, so so aufgekocht sind und dann auch in Nürnberg ja die erste, die war ja richtig groß und auch richtig krass irgendwie mit viel zu vielen Leuten in der Innenstadt und Leute, die sich umarmen und nichts mit Mundschutz usw Und genau. Und zu dieser Zeit war es auch so, dass uns persönlich, auch wenn man sich so seine Freundesliste auf Facebook durchgeschaut hat, hat man immer mehr von diesen Videos gesehen, die Leute gepostet haben, denen man sowas eigentlich nicht zutrauen würde. Also dann plötzlich KenFM und wie sie alle heißen, diese ganzen. Typen, die so tun, als würden sie einem die Wahrheit sagen. Letztendlich lügen sie aber in einer Tour und wissen das meiner Meinung nach auch ganz genau. Und dann gibt es Leute, die darauf reinfallen und plötzlich sich in so einem Wirrwarr aus Oh mein Gott, wir befinden uns hier gerade in der größten Lüge aller Zeiten und es gibt Corona nicht und es soll eine Diktatur errichtet werden. Und Bill Gates will 7 Milliarden Menschen umbringen. Und das fand ich oder fanden wir einfach irgendwann unerträglich. Und vor allem diese Diskussionen mit diesen Menschen haben sich als wahnsinnig schwer herausgestellt. Also. Man kommt ja ganz oft bei sowas ganz schnell zu einem Punkt, wo man nicht mehr mit Argumenten Diskutieren kann. Weil alles, was man als Argument bringt, wird ja sofort gesagt, dass es halt erstens nicht stimmt. Zweitens, wenn man irgendwelche Quellen anbringt, dann sind die Quellen halt stecken mit in der Verschwörung und sowieso und überhaupt gibt es zu jeder Behauptung oder zu jedem Argument immer eine Gegen behauptung von irgendjemand auf YouTube, die man halt mehr glaubt. Und das hat uns so aufgeregt, dass wir einfach so oder. Dass Matthias sich dann auch hingesetzt und einfach so eines Abends diesen Text geschrieben hat, so voller Wut, weil. Weil das auch zu einer Zeit war, wo anders als jetzt diese ganze Pandemie sozusagen so noch nicht so also wo die Zahlen noch nicht so gut waren, wo es nicht Anlass gab, um jetzt halt mal irgendwie mit 3000 Leuten ohne Mindestabstand und Mundschutz einfach vor der Lorenzkirche zu stehen und sich umarmen zu müssen. Also ich finde es ein zutiefst egoistisches Verhalten, was da auch gezeigt wurde. Ja, und aus dieser Wut heraus ist eben dieser Post entstanden. Und dann hat er den gepostet, morgens um zehn oder so und dann war ich in der Arbeit und hatte Besprechungen, habe irgendwie eine Stunde, zwei Stunden nicht ins Internet geschaut. Schau doch wieder rein und denke mir Oh mein Gott, was denn jetzt los? Also da wurde der halt irgendwie schon 200 Mal geteilt. Oder 300 Mal? Keine Ahnung. Absurd hoch. Also normalerweise werden unsere Beiträge nicht nicht so viel haben. Nicht so viel Reichweite. Und dann habe ich mir schon gedacht. Oh Gott, was ist denn jetzt da passiert? Und dann ist der halt so viral gegangen. Ich weiß immer noch nicht, wie genau das passiert ist. Aber ich weiß nicht. 10.000 Mal geteilt, 12.000 Likes oder sowas inzwischen. Es kommentieren immer noch Leute drunter, teilweise immer noch irgendwie drei Kommentare pro Woche. Und irgendwann hat man auch gemerkt also es waren sehr, sehr viele positive Rückmeldungen 99 %. Aber umso länger der geteilt wurde, umso mehr kamen dann natürlich auch die anderen. Und es gab so einen Punkt, da hat man gemerkt okay, ab jetzt wird es anstrengend, Also jetzt kommen nur noch die Spinner und dann haben uns die Leute auch privat Nachrichten geschrieben und uns links geschickt, um uns wirklich überzeugen zu wollen davon, dass wir auf dem Holzweg sind und dass wir das einfach nicht verstehen. Und das war schon auch ein bisschen anstrengend. #00:19:15-3#

Hannah Diemer: Wie sollte damit umgegangen, wenn die Links geschickt habt, habt ihr geantwortet oder. #00:19:19-0#

Sarah Lohr: Teilweise haben wir geantwortet, aber teilweise waren das so absurde Sachen und auch also ich weiß nicht so, wenn man es ausgedruckt hätte, wären es wahrscheinlich vier DIN A4 Seiten lange Nachrichten am Stück ohne Punkt und Komma mit irgendwelchen Links dazwischen und so und auf solche Sachen haben wir nicht geantwortet. Also weil das Feedback sowieso so krass war, dass wir gar nicht auch hinterher gekommen sind, erstens alles zu lesen, alle Kommentare und zweitens auf jeden auch zu antworten. Das haben wir auch nicht gemacht, weil da würden wir immer noch vorm PC sitzen und immer noch kommentieren. Weil daraus entsteht ja dann wieder eine Diskussion. Wieder antwortet jemand. Was ich aber schon gut fand, war das uns da viele Leute quasi auch unterstützt haben und uns die Arbeit sozusagen abgenommen haben. Also da wurde viel dann von anderen UserInnen mit kommentiert und mitdiskutiert usw also war schon. War schon cool, aber es war echt eine krasse Erfahrung, weil wir wir hatten das ja nicht geplant. Also es war halt einfach nur nervt. Lass einfach mal so einen scheiß Post raushauen, auch in der Hoffnung. Also einfach auch nur deswegen, weil wir halt echt so ein bisschen das Gefühl hatten, dass das diese ganzen Verschwörungstheorien auch bei Leuten ankommen, die eigentlich korrekt sind. Und weil, weil ich immer so das Gefühl hatte, es gibt so einen gewissen Zeitpunkt, bis dahin kann man mit Menschen noch reden und wenn die aber erstmal zu tief drinstecken in diesem Geflecht aus Die Juden und Rothschild hier und Bill Gates dort und Diktatur. Dann ist es irgendwann zu spät. Aber es gibt einen gewissen Zeitpunkt. Bis dahin kann man Menschen noch mit Argumenten erreichen und das war eigentlich so ein bisschen das Ziel dahinter. Einfach mal so einen Standpunkt klar zu machen unsererseits, wenn Leute uns irgendwie folgen, dass sie da mal kurz drüber nachdenken, die vielleicht dafür anfällig wären, dass das daraus entstanden ist, war nicht abzusehen. Finde ich immer noch total krass. #00:21:15-1#

Hannah Diemer: Dass da vorne Überlegung sich quasi als Punk Band, die ja eher systemkritisch denkt, jetzt sich mal hinter das System zu stellen. #00:21:22-2#

Sarah Lohr: Ja, also vorher hätte das glaube ich niemand gedacht, dass das irgendwie mal so passiert. Aber wenn man sich dann so bei dem Gedanken erwischt, dass man sich denkt oh mein Gott, bin ich froh, dass Angela Merkel unsere Kanzlerin gerade ist und nicht irgendwie Donald Trump. Dann erschrecke ich ja auch so, weil mit Angela Merkel an sich als Person habe ich hier natürlich meine Probleme und viele Sachen also, die es auch in der Partei, mit der ich null anfangen kann. Also und da habe ich mir schon gedacht, okay, irgendwas ist jetzt komisch. Also es hat. Es fühlt sich auch nach wie vor komisch an, wenn man auf dieser Seite steht und Leute verteidigen muss, die man eigentlich nicht verteidigen möchte. Aber in dem Fall muss es halt mal irgendwie sein. Und ich glaube, so viel Differenziertheit muss man auch zulassen können, um nicht wieder von den einen als Systemlinge beschimpft zu werden, noch von den anderen. Sich vorhalten zu müssen, dass man jetzt irgendwie System Politik unterstützt, oder? Weiß nicht, aber es ist schon eine abgefahrene Situation. Auf jeden Fall. #00:22:34-7#

Hannah Diemer: Ich habe gesehen, dass ihr durch Corona natürlich auch alle eure Konzerte abgeben musstet oder absagen musstet und ihr habt die Konzerttickets einnahmen und habt ihr gespendet. #00:22:44-3#

Sarah Lohr: Es ist. Genau. Also wir haben ja am 3. April unser Album rausgebracht und am Abend jetzt eben ein großes Konzert in der im TV geben sollen und ich weiß nicht, ab dem 19. März oder so war ja dann Lockdown und dann war es ja klar, dass irgendwie auch nicht mehr stattfinden kann. Und ja und zu dieser Zeit bzw leider muss man sagen ja immer noch ist ja dieses Thema mit den Geflüchteten an den EU Außengrenzen hochbrisant und es ist wirklich krass, was da passiert und dass wir in unserem Wohlfühlstaat sitzen und und uns einfach so ja das einfach so wegducken können vor Verantwortung und dort Menschen sind und teilweise also wenn man dann diese ganzen Jahr und 1,5 Meter Abstand und immer schön Händewaschen usw und so fort und man dort einfach Bilder sieht, wie 20.000 Leute in einem Camp sitzen, was für 5000 Menschen eigentlich gedacht war. Dann ist es ja an pure Ignoranz der EU quasi auch gar nicht mehr zu überbieten. Und das war einfach so ein bisschen das Ding, das wir gesagt haben. Okay. Das war auch zu einer Zeit, wo Leute sehr solidarisch waren. Es gab ja viele Spendenaktionen für Clubs und usw und so fort. Gibt es ja immer noch und die wurden ja alle sehr gut angenommen. Und es gab auch kurz die Überlegung, ob wir das Geld dafür verwenden, irgendwie. Aber dann haben wir gedacht, okay, die haben gerade eh eine große Aufmerksamkeit und die bekommen ihre Spenden auch so irgendwie her, weil die Leute einfach gerade viel spenden. Wir nehmen das Geld einfach um, um es jetzt mal diesen oder so einer Flüchtlingsorganisation, die sich dort unten vor Ort einsetzt und eine Woche oder zwei Wochen vorher. Also das ist so eine Organisation, die dort auch so etwas wie ein Gemeindezentrum hat, wo auch Kinder zur Schule gehen können. Oder Schule in Anführungszeichen. Aber wo? Das ist wie so ein Gemeinschaftshaus im Geflüchtetenlager sozusagen. Und es ist abgebrannt. Und man vermutet auch, dass da Rechtsextreme dahinter gesteckt haben. Und das ist natürlich doppelt schlimm, denn wenn so ein Ankerpunkt in so einem Lager abbrennt. Und deswegen fanden wir das eigentlich eine gute Idee, da Geld zu spenden. Und es lief ja, also das ist ja auch gar nicht unser Geld, Das muss man auch noch mal betonen. Es war ja einfach nur das Geld, was Leute, die uns gegeben haben, weil die ihre Karten nicht zurückgegeben haben. Aus diesem Grund und das war 2.770 € oder so und das wärmt immer noch mein Herz, wenn ich daran denke, dass wirklich so viele Leute, obwohl bestimmt auch einige dabei sind, die ja auch durch Corona selber getroffen werden, finanziell und so, aber dass da die Solidarität zu hoch ist, das fand ich schon echt eine schöne Sache. #00:25:50-1#

Hannah Diemer: Was habt ihr denn als Band gemacht, um jetzt mit euren Fans weiter in Kontakt zu bleiben? In der Zeit Social Media. #00:25:57-3#

Sarah Lohr: Also wir haben ein paar auf Instagram mit ein paar Quiz erstellt. Ratespiele. Und ja, keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob das eher für, für, für die Leute, die uns folgen gedacht war oder mehr als Bespaßung für uns, damit man halt auch mal einen halben Tag wieder rum gebracht hat mit irgendwas. Ja, sowas haben wir gemacht. Dann haben wir ein Video gedreht. Dann haben wir das gemacht. Ich weiß gar nicht, so richtig viel haben wir nicht gemacht. Aber es kommt schon immer immer irgendwas, was man dann wieder. Also Spendenaktionen hier, Solishirts dort. Und es gibt ja gerade viele, viele Sachen, über die es sich, die man irgendwie auch teilen kann, einfach so von anderen. Und ja, solche Sachen haben wir gemacht. Ich bin froh, dass der Lockdown nicht in der Zeit passiert ist, wo es noch keinen. #00:26:52-2#

Hannah Diemer: Hat. Da bin ich auch sehr froh darüber. Was machst du denn außerhalb der Band? #00:26:58-8#

Sarah Lohr: Ich bin Sozialarbeiterin im Jugendkulturbereich und verdiene so meine Brötchen sozusagen. #00:27:09-8#

Hannah Diemer: Das heißt, die Band ist nur der Nebenjob? #00:27:14-3#

Sarah Lohr: Ja, also die Band bringt kein Geld, nur nur Minus auf dem Konto. #00:27:20-9#

Hannah Diemer: Für welche anderen Genres bleibt dann noch Platz bei dir? Oder hörst du selber auch nur Punk? #00:27:27-6#

Sarah Lohr: Ich höre ausschließlich Punk, sobald was anderes kommt. Also ich bin tatsächlich relativ vielfältig, glaube ich in meiner Musikauswahl. Ich kenne mich nicht so aus mit diesen ganzen Genre Bezeichnungen. Ich weiß nicht, was alternative Rock und was Indie Punk ist. Keine Ahnung. Aber ich höre schon so ein bisschen gemischter Hip Hop zum Beispiel. Und ja, ich. Ja, ich bin nicht so festgelegt. Ich finde es aber gut. Tatsächlich habe ich so ein Faible für. Musik mit deutschen Texten. Also einfach nicht, weil Deutschland so geil ist, sondern weil ich es halt einfach besser verstehe und ich diese Texte sehr wichtig. Also ein Lied mit nem mit schlechter Musik, aber guten Text kann ich besser anhören als gute Musik, aber sehr schlechter Text. Und deswegen höre ich gerne Sachen auf Deutsch, weil ich mich da einfach auf den Text konzentrieren kann. Ich höre natürlich auch mit anderen Sprachen, also Musik mit anderen Sprachen, aber da weiß ich oft gar nicht so richtig, um was es geht, wenn ich ehrlich bin. Das hört man also nie mehr? Ja, genau. #00:28:46-9#

Hannah Diemer: Hast du ein aktuelles Lieblingslied? #00:28:49-5#

Sarah Lohr: Ja, aber ich muss kurz nachschauen, wie es heißt. Das ist von der Band. Problem. Und das heißt, wir wie wir heißt einfach nur. Ich dachte. Das heißt, wie wollen wir leben? Aber es heißt, wir bleiben eine Band aus der Nähe von Köln. #00:29:09-4#

Hannah Diemer: Wie geht es dir? #00:29:11-3#

Sarah Lohr: Da geht es um quasi eine. Ja, es geht um die Utopie, wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen. Also man, man ist ja oft. Man weiß ja immer so ein bisschen, was man nicht will. Also man ist ja gegen das und gegen das und gegen das und das finde man scheiße und so, aber da werden in diesem Lied werden permanent nur Fragen gestellt. Also wie wollen wir zusammenleben in Zukunft, was macht uns glücklich usw und so fort. Ja, das finde ich cool. Und tatsächlich ist es auch ein Lied, wo sowohl Musik als auch Text gut ist. Und das wäre natürlich der Jackpot. #00:29:49-6#

Hannah Diemer: Hast du Antworten auf die Fragen in dem Song? #00:29:52-2#

Sarah Lohr: Hm, Ja, also ich kann mir schon. Ich kann jetzt kein konkretes Gesellschaftsbild abzeichnen, aber ich fände es schon gut, wenn Leute so generell in Frieden leben könnten und ein möglichst hohes Maß an Freiheit auch genießen können. Also dass jeder so ein bisschen machen kann, was er oder sie möchte. Und das hört sich alles immer gut an, aber dass die wichtigste Grundvoraussetzung dafür ist, glaube ich diese Chancengleichheit diese auch in Deutschland nicht gibt. Also in Deutschland ist es nach wie vor so, dass jemand, der in einer armen Familie geboren wird, zufälligerweise halt einfach schlechtere Karten hat, und zwar für sein ganzes Leben. Wie jemand, der irgendwie in einer privilegierten Familie aufgewachsen ist. Und das sind einfach Sachen, die halt richtig scheiße sind, meiner Meinung nach. Und das wäre mir für die Zukunft, das wäre meine Zukunfts Utopie, dass sowas wie Chancengleichheit, zumindest neben vielen anderen Sachen, aber das wäre so das Ding, was man auf jeden Fall irgendwie herstellen müsste. Dass das einfach so ein bisschen egal ist, wo du aufgewachsen bist oder wo du herkommst. Ja. #00:31:13-9#

Hannah Diemer: Ist die Musik für dich da? Ein bisschen Ventil, weil man singt auch über solche Themen wie zum Beispiel der Alltagsrassismus. Ist das eine Art Ventil für dich? So was dann also die Wut über die aktuellen Missstände rauszubringen? #00:31:27-7#

Sarah Lohr: Ja, also auf jeden Fall ist schon so ein Ventil. Oft ist man, ist man ja einfach so, man wird ja den ganzen Tag auch irgendwie konfrontiert mit allem was schlecht ist im Prinzip. Und es ist schon gut, wenn man quasi so wie du sagst, so ein Ventil hat, wo man das alles irgendwie verarbeiten kann und rauslassen kann. Was mir aber immer wichtig ist oder uns generell ist das, dass es nicht so zu belehrend rüberkommt, also weil man es gibt ja viele politische Musik, aber es ist auch oft so, dass man sich denkt keine Ahnung, er braucht es jetzt. Also braucht es in einem Laden, in einem AZ voller linker Leute. Irgendwie muss man da jetzt noch gemeinsam Nazis raus brüllen. Also bringt das irgendjemand was? Oder wissen das die Leute ja sowieso schon? Und deswegen finde ich es auch immer gut, wenn wenn Musik oder wenn unsere Musik so ein bisschen auch selbstironisch ist. Also dass man auch so keine Ahnung. Also wir haben einen Song über Leute, die in ihrem Wahn durch die Welt fahren, aber wir fahren selber zum Beispiel mit so einem alten Wohnmobil zu den Konzerten und sind im Prinzip unterscheidet uns nicht so viel von denen und das finde ich auch immer gut, wenn man das auch noch mal deutlich sagt. Ich finde es zwar scheiße, aber ich nehme mich da nicht raus aus dieser ganzen Geschichte. Ja, ich möchte nicht so. Nur weil man auf der Bühne steht, heißt es ja nicht, dass man automatisch mehr Ahnung hat von Sachen, über die man redet. Also man steht da einfach nur zufälligerweise auf der anderen Seite von der Bühne. Das heißt aber nicht, dass man klüger ist als die Personen, die halt vor der Bühne stehen. Und das ist mir schon immer wichtig, dass das nicht so Oberlehrerhafte herkommt. #00:33:16-7#

Hannah Diemer: Wir haben immer eine Rubrik bei uns im Podcast, die nennt sich gerne lernen. #00:33:22-4#

Sarah Lohr: Gerne lernen. #00:33:23-9#

Hannah Diemer: Worüber würdest du denn gerne mehr Bescheid wissen? #00:33:29-6#

Sarah Lohr: Ähm, über Mathe. Also ich. Ich finde manchmal, Mathe kann einem ja schon tatsächlich weiterhelfen. Ich hätte es niemals gedacht, damals in der Schule, als die Lehrer das immer gesagt haben, dass sie schlau ist aufzupassen. Ich merke, dass ich in Mathe so richtig schlecht bin. Und ich. Ich finde es manchmal einfach gut, die Sachen quasi mathematisch oder auch naturwissenschaftlich herleiten zu können, warum das so ist, ohne das ich jetzt erstmal auf Wikipedia eine halbe Stunde verbringen muss und das lernen muss und das Lesen. Und was ist jetzt eigentlich noch mal Quantenphysik und so? Also so naturwissenschaftliche Sachen, über die würde ich gerne mehr erfahren und auch über das Weltall. Ich mag das Weltall. Ich bin sehr im Weltall interessiert. Ich weiß viel zu wenig. #00:34:21-4#

Hannah Diemer: Dann hoffen wir mal, dass das Planetarium in Nürnberg bald wieder aufmacht. Die ganzen Planetarium Show. #00:34:27-5#

Sarah Lohr: Mecker Ecke. #00:34:31-2#

Hannah Diemer: Wir haben eine Meckerecke. Gibt's denn was, was du gerne los meckern möchtest? Hast du was, was du loswerden willst. #00:34:38-9#

Sarah Lohr: Naja, also ich würde gerne schon. Es ist ja so, dass wir gerade in einer krassen Zeit stecken und ich mache niemand den Vorwurf, dass man da jetzt irgendwie falsch reagieren würde. Also auch gerade zu Politikzeiten. Ich rede jetzt nur von unserer Politik, nicht von Trump oder so, dem kann man einiges vorwerfen, weil wir das ja alle quasi zum Ersten Mal erleben sowas. Ich fände es aber gut, wenn wenn gerade auch. Die ganze Subkultur usw in Nürnberg auch beachtet wird. Also wenn einfach dort auch an den richtigen Stellen zum Beispiel Julia, Lena oder so auch ankommt. Dass Nürnberger Kultur eben mehr ist als ein Opernhaus oder eine Meistersingerhalle oder was auch immer, so ich. Ich weiß leider viel zu wenig darüber. Ich weiß, dass es runde Tische gibt und so und dass ich da auf jeden Fall schon viel tut. Ich habe, was auch die größte Befürchtung für mich wäre, wäre, dass irgendwann so ein Konkurrenzkampf entsteht, weil quasi die Mittel, die zur Verfügung stellen, einfach zu wenig sind, damit für alle reicht. Und was ich an Nürnberg sehr schätze, ist gerade, dass in diesen ganzen Alternative und Subkultur die Leute wirklich sehr. Also man kennt einfach alle Menschen, die sich dort bewegen, weil es zahlenmäßig gar nicht so viele sind. Und ich fände es richtig schade, wenn dadurch, also wenn das jetzt diese Situation dazu führt, dass sich Leute irgendwie zerstreiten oder dass Gelder dann so ausgeschüttet werden, weil der eine halt irgendwie einen besseren Kontakt hat zu irgendjemandem. Politik wie irgendjemand anders. Und ich fände es einfach gut, wenn da einfach drauf geachtet wird und so generell auch, dass man auch nicht den Blick verliert für das große Ganze, weil Kultur ist natürlich wichtig und so, aber wenn man jetzt noch mal auf dieses Flüchtlingsthema anspricht, die, die sitzen ja immer noch dort, also da hat sich ja nichts verbessert. Ich glaube, es wurden 50 Kinder nach Deutschland gebracht. Wow. Also cool, dass die 50 Kinder jetzt da sind, Aber das kann es ja nicht sein. Ich glaube schon, dass das auch an uns liegt, da weiterhin irgendwie auf diese Themen aufmerksam zu machen. Ob sie, ob das jetzt große Demos dafür sein müssen oder nicht, ist noch mal eine andere Frage. Man muss ja auch natürlich schauen, dass koronarmäßig immer noch alles stabil bleibt. Aber genau. Also das große Ganze nicht aus den Augen, aus dem Sinn verlieren und dabei das Kleine irgendwie versuchen zu regeln, das finde ich irgendwie ganz cool. Ja, ziemlich unkonkret das Ganze. Aber vielleicht wissen die Politiker, die ich jetzt angesprochen habe, was sie damit anfangen sollen. #00:37:36-2#

Hannah Diemer: Das finde ich ein richtig schönes Schlusswort. Da hast du noch was. Was, worüber du noch sprechen möchtest? #00:37:44-3#

Sarah Lohr: Nö. Ich. Wünsche mir besseres Wetter wieder. Aber ich glaube, am Wochenende wird sie gut. #00:37:51-8#

Hannah Diemer: Wunderbar. Dann danke ich dir ganz herzlich für das Gespräch. #00:37:57-2#

Sarah Lohr: Ich danke dir. #00:37:58-0#

Hannah Diemer: Und ich wünsche noch einen ganz schönen Tag. #00:38:00-0#

Sarah Lohr: Wünsche ich dir auch. Mach's gut. #00:38:02-2#

Hannah Diemer: Glücksmomente. #00:38:26-1#

Sarah Lohr: Einen kleinen Glücksmoment habe ich erlebt, als ich bei Strahlende Sonne nach langer Zeit Pause mal wieder in einem Fluss schwimmen konnte. Mit Freunden. #00:38:36-6#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Sarah Lohr über kreative Strukturen und Klubkultur in Nürnberg, Frauenquoten und weibliche Vorbilder auf Bühnen, die Punkband AkneKidJoe auf einmal als "Systemling" in der Coronakrise, Zukunftsutopien und Mittelstand-Hippies.

 

Sarah Lohr ist die Sängerin und Gitarristin der Nürnberger Punkband AkneKidJoe. Sie erklärt, warum Verschwörungstheorien die Punkband zum „Systemling“ werden ließ und welche Reaktionen der virale Facebook Post mit sich zog.

(Kleiner Ausschnitt: “Was für ein Dilemma das alles. Da haben wir uns als Punks über Jahre hinweg an die Rolle gewöhnt, dass doch wir die „kritischen Stimmen“ sind. Bullen scheiße, Staat scheiße, Regierung scheiße, alles scheiße. Nun sehen wir uns jedoch in einem ganz neuen Kompetenzbereich. Nämlich die „Systemkritiker*innen“ in Zeiten von Corona zu fragen, ob sie noch ganz dicht sind. Und dann – und da blutet uns das Revoluzzer-Herz – bekommt man von denen vor den Latz geknallt, dass man einen F*ck auf Meinungsfreiheit gibt und blind alles glaubt, was einem die Regierung verzapft.”).  

Leidenschaftlich spricht Sarah Lohr über Frauenquoten und weibliche Vorbilder in Bands anhand eigener Texte und gelebter Zukunftsutopien. Selbstreflektiert kritisiert sie die Eigenheiten der Mittelstandhippies und das eigene Bandgeschehen.  

Sie appelliert an die Politik in Nürnberg, dass Corona-Hilfskonzepte so gedacht werden müssen, dass sie nicht im Nachgang zu Konkurrenzkämpfen in der Szene führen. Ein Interessantes Gespräch über das Große Ganze und alltägliche Nachbarn, das wieder einmal zeigt: 

Punk´s not dead – sondern politisch! 

Zur Webseite von AkneKidJoe

Sarah, Frau, auch in ner Band: Link zum YouTube Video über die Frauenquote in Bands

Corona Statement von AkneKidJoe

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Aufgenommen am: Dienstag, 9. Juni 2020 
Veröffentlicht am: Donnerstag, 25. Juni 2020 
Moderation: Hannah Diemer 
Im Gespräch: Sarah Lohr
Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.  
Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an