Phant und Wally vom heizhaus, wie kann aus Leerstand kollektive Leidenschaft entstehen?
Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:20-4#
Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Kontaktaufnahme. Mein Name ist Hannah Diemer, und ich darf heute zu Gast sein im Heizhaus. Wir sitzen hier im Garten bei fantastischem Wetter, und ich wurde eingeladen von Wally und Phant: Hallo, herzlich willkommen, #00:00:40-2#
Wally: Hallo Hannah, schön, dass du da bist! #00:00:42-1#
Phant: Hallo Hanna! #00:00:43-3#
Hannah Diemer: Stellt euch doch vor, mit wem darf ich denn sprechen heute? #00:00:46-8#
Wally: Mein Name ist Wally Geyermann, und ich bin im Heizhaus seit 2018. Ich war schon immer Quellkollektivfan. Das Quellkollektiv ist 2016, rübergezogen von der Quelle nach dem Verkauf. Die hatten eigentlich die ganze rechte Achse dann mit kreativen Menschen befüllt. Das ging los mit einer kleinen, naja nicht so kleinen, Näherei von Wanda Leute, die wollte eigentlich nur einen Raum haben für ihre Schneiderei, und dann hat der damalige Vertreter, der Besitzer, das war Sonae Sierra denke ich, hat gemeint, naja, sie kann schon was anbieten, aber es müssten schon mehrere 1000 Quadratmeter sein, sonst lohnt sich das nicht. Und hat sie gesagt, ja, und hat angefangen, das zu bewerben im Freundinnenkreis, und dann war das ein wahnsinniger magnet. Es kamen Leute von international her, weil plötzlich so viel passiert ist. Das war ein unglaublich kreativer Ort, riesige Räume, sehr viel experimentierfreude, tolle Ausstellungen, tolle Kooperation, und nach dem Verkauf gab es noch einen Kampf, ob sie es irgendwie halten können, ob sie drin bleiben können. Es gab auch das Projekt: Wir kaufen die Quelle. So teuer war die Quelle nämlich nicht. 2 Millionen Euro damals, da ging es. #00:02:03-4#
Phant: Da könntest du ja Heute von Träumen. #00:02:04-4#
Wally: Ja schon, da ging es ja auch eher um die Entwicklungskosten. Nürnberg war da nicht sehr mutig, weil die hätten ein Vorkaufsrecht gehabt, und dann wurde es erst verkauft, dann gab gab's den ersten Besitzer, und dann haben sie darum gefightet, dass wir in ein anderes Gebäude ziehen können. Das war das Heizhaus, sehr exponiert gelegen hier am Quelle Turm in der Wanderer Straße. Das ist die ehemalige Feuerwehr gewesen der Quelle und eben auch das Heizhaus der Quelle. Deswegen auch dieser große große Turm, und 2016 ist das Kollektiv dann eingezogen, waren sehr euphorisch, natürlich nur ein kleiner Teil der Menschen, die vorher in der Quelle waren. Viele sind dann wieder weggezogen, zurück nach Mexiko, zurück nach Kanada, abgewandert nach Berlin. Schade ist war eine große Chance für immer mal wieder ein bisschen großstädtischer zu werden. Ja, und seitdem ist das Heizhaus hier, und ich bin 2018 gekommen, wo es hieß, wir schauen jetzt doch, dass wir ein paar Veranstaltungen durchziehen können, weil das Netzwerk des Hauses war sehr schlecht, das Standing des Hauses innerhalb der Szene war sehr schlecht, weil sie nur beschäftigt waren mit Umbaumaßnahmen, mit einem formalistischen Stolperstein nach dem anderen und gar nicht nach außen agieren konnten. Und seit 2018 bin ich dabei, und mittlerweile ist das Netzwerk auch sehr breit gezogen. Das Haus ist in ökologischer, soziokultureller, kultureller, politischer Achse sehr gut aufgestellt, was Nürnberg angeht, aber auch Bayern oder deutschlandweit oder zum Teil auch international, und ich bin von der Putzfrau über das Booking, über die Koordination alles, wie hier viele Menschen sehr viel machen und wir uns auch immer gegenseitig bestärken in unserem Aktivismus, in unseren Möglichkeiten, unseren, unsere, unsere Schwächen zeigen dürfen, und das ist ein unglaublicher Lernort. Ich mache jetzt erst mal Schluss, weil ich könnte jetzt noch ewig, ja genau! #00:04:03-1#
Hannah Diemer: Sie sprechen jetzt auch noch ewig. Ich freue mich schon ganz arg. Phant, wer bist du denn? Was machst du im Heizhaus? #00:04:08-5#
Phant: Also, ich bin Phant, wie wir schon gehört haben, ich mache hier im Heizhaus vor allem Buchhaltung. Ich kam so richtig letztes Jahr dazu. Ich bin jetzt seit etwas länger als einem Jahr dabei. Ich kenne aber das Heizhaus, das Quellkollektiv, schon länger, also als das drüben beim Quellegebäude, da die Leute noch eingemietet oder nicht eingemietet waren, sondern dass genutzt haben. Da war ich teils auf Partys, und ein Freund hat zum Beispiel bei der Gestaltung vom Artwork geholfen. Da haben wir dann das gefaltet oben auf dem Dach, und mein Partnerchen ist hier auch im Hackerspace. Also, wir haben auch ein Hackerspace hier im Keller 0X90, und dahingehend hatte ich schon länger mit dem Haus zu tun. Aber so richtig eingebracht habe ich mich dann eben seit letztem Jahr als Buchhaltungsphant, und ja, so Veranstaltungen mache ich auch manchmal ein bisschen, wird wahrscheinlich bald mehr, weil ich da schon Bock drauf hab. Und genau! #00:05:02-4#
Hannah Diemer: Wir sitzen hier in einem ganz besonderen und super schönen Ort. Jetzt haben viele Leute, die noch nie gesehen waren, noch nie da. Würdet ihr mal beschreiben, wie es hier aussieht? Was passiert, wenn man hier reinkommt? Was sehe ich denn zuerst? #00:05:16-6#
Wally: Wir sitzen jetzt hier im Hinterhof, und das ist quasi der nicht öffentliche Space. Der ist eher so für die Heizhaus Menschen gedacht. Es gibt Veranstaltungen wie das Testival oder der Antifa Kongress Bayern, wo dieser Ort auch geöffnet wird, allein schon räumlich. Aber wir sitzen hier auf einem selbstgebauten kleinen Podest, neben uns eine Schlafkube, wo auch manchmal Gäste schlafen können. Unser großer Traum ist, hier noch eine Artistresidency hinzubauen, und du schaust jetzt quasi straight in zwei offene Ateliers. Das ist der Möglichkeitsraum und die Lücke, wo mittlerweile sehr viele Menschen aktiv sind, also insgesamt über 20, die hier mit verschiedenen Gewerken in den offenen, in dem freien Atelier arbeiten. Rechterhand siehst du Glaserei und Schreinerei zur linken Seite. Da hört man vielleicht auch ein bisschen was. Das Gebläse ist unsere große Druckerei, die sehr viel mit T-Shirt-Druck arbeiten. Alle Gewerke sind auf Nachhaltigkeit eigentlich auch fokussiert und auf Kooperation und Wissenstransfer. Das ist jetzt die erste Ebene. Ganz hinten haben wir auch noch Stahl mit unserem Klausi, der aber auch sehr gerne an seinen Mopets rumschraubt, sind so Oldtimer. Wenn man eine Ebene tiefer geht, hat fand schon erwähnt, ist da der Hacker Space drin und auch noch ein paar Ateliers und dann vor allem Proberäume von sehr vielen Bands. Es proben hier Robocop Kraus, Track Track, die japanische Club Jacke, Broken Features. Wir haben ein Tonstudio unten, und dann wandern wir hoch in den ersten Stock. Da gibt es auch noch viele freie Ateliers. Hier ist das eine Fenster, was man sehen kann. Das ist eine Buchbinderei. Ganz hinten haben wir auch einen Unternehmensberater, wir haben 3D-Animateurinnen. #00:07:05-5#
Phant: Ganz viele Gestalter*innen hier drüben im Studio rechter Hand. #00:07:08-6#
Wally: Genau auch so Grafikerinnen, Digitales, und dann vorne im ersten Stock und vorne im Erdgeschoss sind die Vereinsräume, die eben soziokulturell bespielt werden, die Rolltore kennt man vielleicht von diversen Ausstellungen oder vom Kunstrasen, wo von den Rolltoren raus, die Bands immer spielen. Genau das nur ein paar. Ich habe sicher ein paar Spots noch vergessen. Phant, fällt dir noch was? #00:07:36-0#
Phant: Ja, vor allem wollte ich noch erwähnen, dass es hier auch unser Garten ist, also hier ist es sehr grün über Pflanzen. Wir haben ja auch eine kleine Solarplatte, um ein bisschen Musik oder sowas außen bespielen zu können. Wir haben auch mittlerweile eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Die sehen wir jetzt nicht, aber wir wissen, dass sie da ist und die Sonne einsammelt. Und ein kleines Gewächshaus haben wir da drüben, eine kleine hausinterne Sauna, die ebenfalls solarbetrieben ist, aber wirklich klein, aber selbstgebaut in der Schreinerwerkstatt. #00:08:05-8#
Wally: Fahrradwerkstatt noch. Wir hatten auch mal Bienen, vielleicht kriegen wir wieder welche. Der Imker, der die betreut hat, ist weggezogen, und wir sitzen am Zaun zum Stadtgarten, die jetzt auch schon ein paar Jahre sind, leider bald wegziehen müssen. Leider, leider! Ja! Also mit denen ist es einfach wunderschön, in Nachbarschaft nachbarschaftlicher Kooperationen zu leben, und hinter diesem großen alten Haus war eigentlich auch mal der Bauwagenplatz Kristallwagen ...Palast. Genau das war auch noch eine tolle Nachbarschaft. #00:08:35-6#
Phant: Ja, die müssen jetzt gerade auch wieder ums Überleben kämpfen, an ihrem neuen Ort, in der Regelsbacher Straße. Genau das erste Mal als ich da war, war es noch hier, das weiß ich noch. Da konnte man von einem Ort zum nächsten ziehen, das war echt schön. #00:08:47-4#
Wally: Auf der großen Skaterrampe, die sie gebaut haben. #00:08:48-2#
Hannah Diemer: Und als ich vorhin reingekommen bin, habe ich vorne ein Plakat gesehen für Wochenmarkt am Heizhaus. Das heißt ihr bespielt noch den Platz vorne auch noch? #00:08:56-5#
Phant: Genau also, ab 16 Uhr ist es jeden Montag. Wir bespielen ihn zum Beispiel auch beim Künstrasen, aber am Montag. Der Wochenmarkt ist immer sehr toll. Also das sind verschiedene Bio Bäuerinnen, und die bieten über Brot bis Rüben, Spinat, leckeren Karotten, was auch immer. Also ich kauf immer montags ein, und dann habe ich erst mal von paar Tage genug da und sind eben auch alles lokale Menschen, die nachhaltige Landwirtschaft betreiben, und dass ist immer die perfekte Gelegenheit, gut einzukaufen. #00:09:26-7#
Wally: Und es gibt einen wunderbaren Mochi Stand, der sich auch vom Haus aus entwickelt hat. Genau die machen sehr leckere, tolle japanische Waffeln und selbstgemachte Mochis. Sehr empfehlenswert! #00:09:38-3#
Hannah Diemer: Was ihr alles aufgezählt habt, hört sich so unglaublich vielfältig an, und es ist so unterschiedliche Gewerke und so unterschiedliche Menschen. Wie koordiniert ihr das? Wie ist das entstanden? #00:09:50-4#
Wally: Das ist eine Basisdemokratie hier. Wir sind des Daches immer noch der Verein, das Quell Kollektiv. Da sind aktuell, so ich glaube, 140 bis 160 Menschen noch Mitglied. Hier im Haus haben wir mittlerweile aber 90 Mieterinnen. Basisdemokratie ist anstrengend, aber auch sehr befruchtend. Wir haben wöchentliche Gremien, jeden Montag, wir haben natürlich die Jahreshauptversammlung einmal im Jahr, und wir haben sehr viele verschiedene AKs. Zum Beispiel haben wir die Eventies, also für die Veranstaltungen, die sich auch einmal im Monat treffen, morgen wieder und in jedem Chapter, so haben wir es mal grundsätzlich eingeteilt, gibt es quasi die Koordination und Kommunikation im kleinen, das dann irgendwie zusammen fließt im Gremium. #00:10:36-5#
Phant: Genau aber zum Beispiel jetzt, also wir schauen ja auf den MöRa, dass ist der Möglichkeitsraum die haben auch meistens montags eben das Repair-Café offen, aber auch eine offene Textilwerkstatt oder in der Lücke gibt's eine Person, die macht eine offene Töpferwerkstatt, und dann kann man für Töpferkurse und auch als neugierige Person reinschnuppern. Und das organisieren die jeweiligen Gruppen, sag ich mal einfach selber schon, und wir koordinieren uns halt wirklich, wie ich schon gesagt habe im Gremium, aber da kommt wirklich viel aus den Gruppen und von den Leuten. #00:11:09-2#
Wally: Und das Heizhaus war so lange beschäftigt, diesen Ort zu verstätigen. Wir mussten Brandschutz ertüchtigen. Das war sehr anstrengend, sehr teuer. Das haben wir innerhalb von zweieinhalb Jahren dann hinbekommen. Wir mussten einen... kämpfen, und einen Mietvertrag, haben wir dann auch bekommen, aber mit Dach und Fach. Das heißt, wir müssen uns selber um dieses schon ein bisschen marodes Gebäude, wobei eigentlich, wenn man es so sieht, es hat auch ein Standing als altes Industriegebäude unter Ernst Neufert Architektur. Aber damals wurde natürlich nicht nachgedacht, wie man energetisch gut baut. Deswegen sind wir froh um unsere Anlage jetzt im Haus, oder aber, was die Arbeit nach innen angeht, sowas wie Leitbilderstellung, haben wir jetzt auch endlich geschafft, so was wie noch mal mehr gucken auf unsere eigenene Awareness. Das ist sehr viel Arbeit nach Innen, mit eigenen Klausuren und nochmal extra treffen, wo wir noch viel vorhaben. #00:12:04-0#
Hannah Diemer: Du hast es vorher schon ganz kurz erwähnt: das Quell Kollektiv und die Anfänge. Kannst du dann nochmal genauer drauf eingehen, wie damals das Quell Kollektiv entstanden ist und warum sich das überhaupt gegründet hat? #00:12:16-5#
Wally: Das Quell Kollektive dieses Jahr seit zehn Jähriges bestehen. Wir werden am zwei Juni ein großes Fest zu feiern. Der Künstrasen für dieses Jahr wird dann auch wieder eröffnet mit Base, und das, und wir werden sehr viele Menschen beschreien von damals, wie die Abläufe genau waren. Ich kann mir vorstellen, dass rauskommt, dass natürlich eine Organisierung oder eine gemeinsame Lobby durch einen Verein mehr Sprachrohr schafft, und ich glaube, es war für sie absehbar, dass es einen Druck von außen geben wird und sie nicht weiter so frei agieren können. Das ist jetzt meine Theorie. Sie mussten den Verein gründen, um sich zu organisieren für das, was anstand. #00:12:54-7#
Hannah Diemer: Und sie waren einfach die verschiedenen Menschen, die aus der Subkultur zusammengekommen sind. #00:12:59-0#
Wally: Es waren die Menschen, die drüben Mieterschaft waren, von Architektinnen über Schneiderei, Fotografen, ja Musikerinnen, die haben sich quasi, die Menschen, die drüben ansässig waren. Da hat sich ein großer Teil dann zu diesem Verein formiert. Ja, und als wir rüber ziehen konnten ins Heizhaus, ist dieser Verein bestehen geblieben. Es gab hier auch noch die... immer wieder die Überlegung: wird das Haus eine Genossenschaft? In der Satzung steht, dass wir ein Pilotprojekt sind, ein verräumlichtes Pilotprojekt des Quell Kollektivs als soziokultureller Ort und als Ort, der, in dem überlegt werden kann: Wie wollen wir leben? Wie wollen wir arbeiten? Der sich beschäftigt mit Ökologie, die Stadtteilarbeit, Soziokultur, Kunstbildung und Wissenstransfer. Genau, und dieses Pilotprojekt, es war eigentlich so angedacht vom Verein, dass es in den Stadtteilen von Nürnerg mehrere Häuser geben sollte wie das Heizhaus. Das ist der große Traum. Das ist so ein Wissenstransferort, ein Ort, wo Menschen gut miteinander kooperieren können in ihrem kreativen Schaffen oder auch in ihren Gewerken, in ihren Visionen. Es sollte mehr Häuser geben wie das Heizhaus. #00:14:17-6#
Phant: Genau, aber dafür müsste das halt auch leichter gemacht werden, so Häuser zu bespielen, sag ich mal, und zu verstätigen, wie du sagst, weil ich glaube, dass natürlich viel Energie reinfließt, dieses Haus zu erhalten, und dass wir hier sein können, und das in sieben Projekten zum Beispiel zu haben in verschiedenen Stadtteilen, ist schon eine Nummer. Ja, da könnte es auch mehr Entgegenkommen geben. #00:14:39-3#
Wally: Mehr entgegenkommen, genau was formale, kapitalgetriebene Stolpersteine gibt. Ich bin mir aber sehr sicher, wir haben so viele Anfragen, was Ateliers angeht und Bandproberäume, ET Cetera, dass, wenn es diese Orte gäbe, es jeweils zu den Orten die Teams geben würde, die diese Häuser halten könnten, auf jedenfall. #00:14:58-5#
Phant: All das wäre kein Problem in Nürnberg. #00:15:00-7#
Hannah Diemer: Phant, was bedeutet denn dieser Ort für dich? #00:15:04-6#
Phant: Ja, für mich ist es schon mal ein Ort, an dem ich einfach wahnsinnig gerne bin. Also, ich gehe gerne hierher, und ich glaube, ich habe noch nie so gerne irgendwo gearbeitet. Um ehrlich zu sein, ich liebe den Ort auch, weil ich habe meinte vorhin kurz, ich hab auch hin wieder Veranstaltungen gemacht. Das waren dann häufig eigene, weil ich auch ein Bandprojekt habe und Musik mache, und ich kenne wenig Orte, an denen du so schnell Ideen umsetzen kannst. Also, du bringst das einfach ein, Sprichst darüber, und wenn es der Kalender realistisch hergibt, dann finden sich helfende Hände und begeisterte Menschen, und im Heizhaus gibt's einfach so viel und so viele Menschen, die hilfsbereit sind. Wir hatten vom Hacker Space zum Beispiel letzten Herbst auch so ein bisschen wie aus Computer Club nahe Veranstaltung. Die ging zwei Tage lang, und da haben auch Menschen einfach mit geholfen, den Tisch aufzustellen, irgendwas noch zusammenzuschrauben. Das mag ich am Heizhaus also es ist einfach ein Ort, wo man gut sein kann, gut Sachen umsetzen kann und wo Menschen offen für Ideen sind, und der Ort ist natürlich auch wunderschön. Also ich mag dieses alte Industriegebäude hier auch. #00:16:05-4#
Wally: Wir sind auf jeden Fall sehr wirkmächtig. Wir sind sehr offen. Wenn Menschen präsent sind und aktiv sein wollen, sind sie das, und ich finde diese Aufgeschlossenheit großartig, weil tatsächlich alle Menschen ganz viel einbringen, egal wie jung oder wie wenig Erfahrungen sie in dem Feld haben, haben sie wiederum Stärken, die wir nicht kennen. Das finde ich ganz großartig hier. Ich finde unseren Drang nach Wissenstransfer ganz großartig. Ich finde unseren Drang, Dinge umzusetzen, wie wenn du hier schaust, du siehst diesen Pizza Backofen, den konnten wir, das war mein Traum. Dann haben wir geschaut, welche Fördermöglichkeiten gibt's und konnten den quasi als inklusives Projekt mit der Lebenshilfe umsetzen. Dieser Wissenstransfer, was Brandschutzmaßnahmen anging, weil wir haben oft gejammert und gesagt, wir kommen an so Punkte, die wussten wir vorher nicht. Wir hatten unsere Energien falsch eingeschätzt. Wir hatten, obwohl wir ein paar Profis mit am Start hatten, es gab so viele Punkte, auch formal, wo wir gesagt haben, das ist sicher ein Punkt für viele Häuser, die daran scheitern. Dann haben wir einen bundesweiten Kongress aufgezogen, der hieß Bausatz, und haben quasi die Abläufe dazu verstätigt. Kann sich jetzt jeder Ort ziehen einfach, ja, es ist, man kann viel Energie hier lassen, aber es lohnt sich, und da ist immer so eine Nachhaltigkeit zu sehen. Okay, die nächsten können wieder was davon nehmen und sich selber ein Stück weit oder sich selber was bauen und was schaffen, was auch für eine Demokratie total wichtig ist. Wir haben hier stetigen basisdemokratischen Austausch, und da gibt's natürlich so Wissenshierarchien. Wir haben auch eine Projektleitung, wir haben einen Vorstand, aber das sind keine festgesetzten Hierarchien, wo ein Mensch dasteht und sich denkt, ich kann mich hier nicht einbringen, und das ist ganz großartig! #00:17:55-7#
Hannah Diemer: Das hört sich nach einem total einzigartigen Projekt an. #00:17:59-0#
Phant: Ist es indeed ja, das habe ich so auch noch nicht erlebt, muss sagen, also auch das, was du ansprichst mit den Hierarchien, so das so flach ist kenne ich sonst nicht, oder was ich noch kurz zum MöRa sagen wollte, Beispiel zu der offenen Textilwerkstatt. Auch ich war jetzt vorgestern auf einem Festival hier in Nürnberg das Fight Back, und da hat auch ein Act gespielt, der jetzt ein neues Musikvideo hatte, und die hatten Masken. Es waren so schöne Waschbärmasken, die in dem Video verwendet wurden, habe ich ein paar Wochen vorher gesehen, weil eine neue mietende Person, die im MöRa zusammengenäht hat und ich so meinte, oh Waschbären, süß, wofür sind die denn? Und dann hat er davon erzählt, und so sieht man es wieder, und das ist einfach total super! Also, ich liebe diesen Ort schon! #00:18:38-9#
Wally: Du kannst dich auch herkommen und ein Projekt komplett durchziehen. Es gab einen Menschen, der wollte so Windanlagen bauen, so, und dann kann er irgendwie bei Elektro fragen. Er kann bei Bau fragen, er kann bei Unternehmensberatern nachfragen, bei Visualisierung, bei Digitalem. Er könnte noch hier seine Merch Shirts drucken lassen. Du kannst wirklich das ganze Haus zusammenpacken für ein Projekt, weil alles da ist. #00:19:03-3#
Hannah Diemer: Und ihr habt vorher gemeint, das ist ein kreativ Kollektiv, Künstlerkollektiv. Es ist ja schon eher auf einer Metaebene zu verstehen. Hast du gleich gewusst, was dich erwartet? #00:19:15-4#
Phant: Nee also auch nicht, wie vollumfänglich es hier ist. Ich konnte davor schon ein bisschen reinschnuppern, immer mal wieder in Bereiche, aber was es hier alles gibt, wie vielseitig das ist, wie breit gefächert, das habe ich eigentlich so richtig gecheckt, als ich dann schon hier auch als Buchhaltungsmensch war und dann mal wirklich alle kennengelernt habe, so, und das ist auch nicht so leicht zu fassen. Also als ich begonnen habe und zum Beispiel bei meiner ehemaligen Arbeitsstelle, da wussten auch viele, die kannten den Namen. Aber da haben viele Menschen dann immer so gemeint, so, ja, was ist das eigentlich? Ist Kunst nur oder wohnen da Leute oder was auch immer. Also viele konnten das gar nicht so fassen, was hier alles passiert, und ist auch interessant. Weil klar also, Soziokultur ist, finde ich schon ein Schlagwort, das man benutzen kann für das, was hier passiert. Das ist schon ein Umbrella term gewissermaßen, aber es erklärt trotzdem noch nicht sehr genau, was hier ist. #00:20:09-6#
Wally: Ja, es gibt Menschen, die hier auch tatsächlich ihre Existenz beschreiben als Schreinerin, als Druckerin, die hier wirklich arbeiten. Das ist ihr Arbeitsplatz. #00:20:18-4#
Phant: Genau! Also tatsächlich gehe ich in wenigen Stunden auch rüber zu und lass da T-Shirts drucken für noch mal eine andere Arbeitsstelle von mir. Wir sind ein Theater und haben da schöne Teamshirts in Auftrag gegeben, und genau die leben davon, natürlich, und deswegen soziokulturelles Zentrum alleine beschreibt es eben auch noch nicht, und deswegen müssen wir, glaube ich, auch so viel aufzählen, was hier passiert, weil es gibt keinen Term, den man dafür einfach benutzen kann, kein Term. #00:20:44-6#
Hannah Diemer: Das ist ja auch das einzigartige im Heizhaus, dass alles möglich ist. #00:20:51-2#
Wally: Es gibt sonst so coworking spaces, also es gibt Häuser, die sind vielleicht, oder die sind eher zugespitzt. Dann gibt's Atelierhäuser wie früher auf AEG drüben, oder es gibt halt Schreinereien. So. Unser Haus umfasst sehr viele Gewerke, sehr viele Ideen, sehr viele verschiedene Formen von Arbeit. Kreativ sein, eigentlich ist es auch wünschenswert. Genau dieser Satz: Wie wollen wir leben? Wie wollen wir auch arbeiten? Arbeit ist ein großer Teil von unserem Leben, das wissen wir alle, und wie man das nochmal umbrechen kann oder transformieren kann in eine andere Arbeitsform, ist, glaube ich, für die ganze Gesellschaft interessant. #00:21:37-6#
Hannah Diemer: Ist das Heizhaus denn für dich der Inbegriff von nem Freiraum? #00:21:42-1#
Wally: Ist esin der jetzigen Realität... natürlich wenn ich mir gesellschaftlich andere Zustände wünsche, gibt's noch viel, viel mehr zu wünschen. In der jetzigen Relaität ist es das ja. #00:21:58-5#
Phant: Also, in meiner Utopie von einem Freiraum müssten wir auch keine Miete an Gerch zahlen, sag es mal so. Also, da hätten wir noch weniger wirtschaftliche Zwänge, die wir jetzt natürlich haben mit den Mieten und so was, wie du sagst, unter den gegebenen Bedingungen ist es schon ein im Inbegriff, für mich auf jeden Fall auch. #00:22:14-1#
Wally: Geld ist auf jeden Fall immer ein Faktor. Wir haben hier im Haus auch Menschen, die gut verdienen. Wir haben Menschen, die sehr prekär sind. Das ist auch ein inneres Gefälle, was wir uns immer wieder anschauen müssen. #00:22:24-4#
Phant: Genau also, das ist halt Geld, ist also, ich bin ja kein Freund des Kapitalismus, und das merkt man hier natürlich auch immer. Du hast hier die Zwänge, und ja, wir versuchen, möglichst solidarisch zu sein, glaube ich. Es wird auch immer wieder darüber verhandelt. Aber ja, einen richtigen Freiraum wäre, glaube ich, nur ohne Kapitalismus umzusetzen. Aber man muss ja auch ein bisschen realistisch sein und das beste draus machen, wo man lebt. #00:22:50-1#

Wally: Das ist auch interessant zu hören, dass wir eigentlich keine Förderung hatten, also seit 2016. Wir konnten auch von den großen Fördermaßnahmen, während Corona von der Life.com, zum Beispiel nicht profitieren, weil wir nicht als Veranstaltungsort existent waren, so das heißt, das Haus ist auch monetär komplett alleine aufgestellt gewesen, bis vor zwei Jahren, als wir eine kleine Förderung von der Stadt Nürnberg bekommen haben, eben wegen Dach und Fach, was natürlich diese ganzen Baulücken überhaupt nicht schließt. Es sind riesige Finanzlöcher quasi ja, das ist das einzige, und es ist auch nochmal interessant zu hören, weil es gibt auch soziale Orte oder Freiräume in Nürnberg, die ganz anders aufgestellt sind, was Förderungen angeht, und das Heizhaus ist da komplett rausgefallen. Das wissen, glaube ich, ziemlich wenig Menschen. #00:23:36-6#
Phant: Ja, schon, es stimmt, das ist auch wirklich erwähnenswert, finde ich, weil diese Förderung, die es eben für den Gebäudeunterhalt, weil sowas ist natürlich schon noch mal auf einem ganz anderen Level teuer, als es jetzt Getränke sind oder PA oder so, und die die meisten anderen Sachen, mit denen ich bislang kulturell zu tun hatte, was schon ein paar sind, die kriegen natürlich alle Förderungen und könnten auch ohne nicht existieren, und da sind wir schon ganz schön rumgekrebst natürlich, ne! #00:24:03-3#
Wally: Als ich angefangen hatte, 2018, hatten wir noch keine Mülleimer, konnten wir nicht beantragen. Wir hatten unten keine Waschbecken. Wir hatten eigentlich zwei Mikros. Wir hatten eine alte PA, die dann ein Kollege zusammengeschraubt hat. Die läuft übrigens immer noch. Also wir agieren von dem Material her, was wir haben, wirklich mit nichts und haben mit diesem nichts ziemlich viel umgesetzt, wo ich immer noch irgendwie so ein Lächeln im Gesicht hab, dass wir das hinbekommen. Mittlerweile haben wir Mülltonnen, und wir müssen den Müll nicht mehr nach Hause schleppen. Das ist zum Beispiel schon mal toll. #00:24:37-8#
Phant: Ja, also die Mülltonnen sind schon sehr wichtig, finde ich. Ich feier es auch teils ein bisschen, weil es schon sehr, sage ich mal, Recycling und Upcycling gewissermaßen ist. Also wenn man schaut, dass hier alles so alte Sachen sind, die dann umgenutzt werden zu guten Teilen und viel gebaut wird, worüber ich auch ganz happy bin, weil ich habe zwei linke Pfoten und kann nicht so viel Sachen bauen, aber gibt ja hier viele verschiedene Menschen. #00:24:59-7#
Wally: Ist vielleicht auch so als Ermutigung, dass man nicht immer ein krasses Material braucht, um was umzusetzen. Das geht auch, wie wir aus einem eigenen Leib erfahren haben. #00:25:07-9#
Phant: Mit nichts genau mal ein übrig gebliebenes Mischpult und hier mal umgebaute Sachen, und das ist schon cool, finde ich, und deswegen mag ich das auch sehr gerne. Aber natürlich ist die Notwendigkeit schon auch immer ein gewisser Druck, klar. #00:25:21-9#
Hannah Diemer: Habt ihr noch Lieblingsgeschichten aus dem Heizhaus? #00:25:25-4#
Wally: Aber ganz viele. #00:25:27-8#
Phant: Hast du wahrscheinlich noch ein paar mehr als ich. #00:25:30-7#
Wally: Im ersten Corona Jahr haben wir angefangen mit Künstrasen, weil wir einen sozialen Ort schaffen wollten, natürlich krass auch mit den hygienischen Auflagen. Da waren wir auch intern, hausintern sehr streng. Aber um wieder ein bisschen Kulturtreffpunkte zu kreieren, und da hat sich aus dem nichts eine Veranstalterin. Team hat sich da formiert, und da kam ein Nachbar, junger Hiphopper, der hatte auf seinem ganzen Unterarm den Quelleturm tätowiert, das werde ich nie vergessen, großartig, und hat gemeint, er will mitmachen. Dann war die ganze Familie da dabei. Wir hatten dann im ersten Jahr ein Team von 20 Menschen, die ehrenamtlich diesen Kunstrasen mit umgesetzt haben. Ja, das war so schön, wie plötzlich Menschen, die nach Nürnberg gezogen sind, dann im Coronajahr, Menschen aus der Nachbarschaft sich da verortet haben. Das war ein ganz tolles Erlebnis! #00:26:22-5#
Phant: Ja, ja für mich, ich kann schwer sagen, also wenn ich aus dem Nähkästchen in der Hinsicht plaudern darf. Ich finde es sehr schön, weil meine Eltern haben früher bei der Quelle gearbeitet hier, die haben sich da auch kennengelernt und so geht unsere Familien Story quasi los, und für mich war die Quelle deswegen auch immer so dieses große alte kapitalistische Ding. So noch aus der bonner Republik war es auch immer dieser Versandkatalog, also schon auch so ein bisschen so ein Inbegriff von Spießigkeit, so, und dann hast du hier so das Künstrasen, wo Menschen schon was neues machen, was schönes machen, sich begegnen, und das ist so. Also für mich ist so ein Freiraum hier quasi das Gegenteil auch von so einem kapitalistischen Konsumtempel, der es früher mal war, und das hat mir schon, hat mich einfach total gefreut. #00:27:11-3#
Wally: Wir hatten so ein Outdoor-Visual-Art-Projekt, das hieß Kammerflimmern, und wir haben mit zwei großen Beamern vom ersten Stock her die Quelle bespielt, Visavi, und ein Visual-Art-Künstler hat die letzte Quelle Kampagne dafür nehmen können, und das war quasi eine Marching Band von damaligen Quelle-Mitarbeiterinnen, alle mit Blasinstrumenten und in Kostüm, und wir haben dazu eine echte Marching Band quasi kreiert, die dann lief mit diesen großen Visuals von dieser Quelle Marching Band, diese Werbekampagne ist nie rausgegangen, weil da die Pleite eigentlich schon stand, und da waren auch viele damalige Quelle Mitarbeiterin, jetzt noch Nachbarinnen da und fanden es so schön, dass nochmal so ein Blick auf sie geworfen wurde. Weil abgesehen vom kapitalistischen Tempel, wie du meintest, war das hier auch eine eigene Hood. Wir haben Leute, die kommen und sagen: Mensch, ich habe hier Fahrradfahren gelernt als Kind, wie schaut es denn jetzt hier aus, und so das beim Gucken, das waren mit AEG und mit Quelle, die dann da niedergegangen sind, auch große, ja Arbeitsplätze und nachbarschaftliche Gemeinschaften, die zerhauen worden sind, und das fand ich sehr rührend damals, bei Kammerflimmern, die wieder erzählen zu hören oder miteinander zu sehen, das war sehr schön! #00:28:30-8#
Phant: Spannend! Ja, das ist ein Aspekt, den ich dann gar nicht so kenne. Das ist schön, ja! #00:28:36-5#
Hannah Diemer: Und dieses Haus ist jetzt nicht nur für die Vereinsmitglieder und für die Leute, die hier wirken, sondern der soll ja wirklich für alle offen sein. Wie macht ihr das? Wie schafft ihr das, dass Leute von außen hierher kommen können? #00:28:48-1#
Wally: Ein paar Sachen sind schon gefallen. Wir wünschen uns natürlich noch immer mehr. Wir haben auch schon angesprochen, dass wir immer in Aktion sind, den Ort zu halten. Ich glaube, wir könnten noch viel weiter sein, was die Offenheit angeht. Aber wir haben auch schon viel erreicht, und wir haben, am Montag ist das Haus relativ offen. Da gibt es die offene Keramik Werkstatt, es gibt die offene Textil Werkstatt, es gibt es Repaircafe. Menschen können kommen mit kaputten Dingen, Menschen können kommen und wollen sich was nähen, Menschen kommen, können sich am Wochenmarkt umschauen, und es sind auch alle vom Haus immer ansprechbar zu fragen, und wir sind auch sehr, wie Phant schon meinte, sehr niederschwellig, was Veranstaltungen angeht. Wir haben jetzt hier viele Aktions-Tage rein, auch schon drin. Die Barmänner, das ist eine schwule Gruppierung, die einmal im Monat so ein Socialising machen. Wir haben Conrad Festival, das ist ein DiY, Gitarren Gruppe, die eigentlich ein festes Festival am Land machen. Die Veranstalten jetzt hier. Wir haben den Chor Stimmengewitter, die jeden Dienstag hier proben. Wir haben ein offenes Tischtennis, einen offenen Tischtennisabend, aktuell auch Dienstagabend. Also, wir wollen noch viel mehr nach außen tragen. Wir müssen schauen, wie unsere Kapazitäten liegen, aber wir sind da immer aufgeschlossen. #00:30:04-7#
Phant: Genau ja, das nach Außen wirken. Also wir hatten jetzt vor ein paar Wochen auch den Tag der offenen Tore. Das war auch sehr schön. Da kamen auch viele Menschen aus der Nachbarschaft, weil natürlich die Wahrnehmung, also Montags, glaube ich, sind wir relativ präsent. Aber wenn du halt Donnerstag abends vorbeikommst, dann ist nicht zwingend gerade was los oder was offen. Von daher ist natürlich schon auch eine Aufgabe, immer wieder zu kommunizieren. Hey, wir sind offen, kommt her, aber ich glaube, dafür sind gerade solche Events wie auch am 02.06. zum Beispiel, dass eben gerade die Leute, die hier wohnen, auch gut mitbekommen. #00:30:36-0#
Wally: Ähm, vor der Haupttür neben dem Turm gibt es auch einen kleinen Geschenkeschrank. Der wird mittlerweile sehr liebevoll auch betreut von Nachbarinnen, aber die Kids kommen auch gerne vorbei, und wir hatten während Corona auch so eine Coronadisco in einem kleinen Telefonhäuschen. Das steht immer noch. Also wir versuchen, möglichst nach viel, nach außen zu bauen und die Leute einzuladen. #00:31:01-2#
Phant: Ja, ja, der Schenkschrank ist auch super, wollte ich noch sagen. Hab ich schon paar Outfits rausgezogen und auch ein paar hingelegt und meine Tassen, die ist gut. #00:31:08-8#
Hannah Diemer: In der Vorbereitung auf das Gespräch habe ich auf der Webseite des Quell Kollektivs gelesen, dass ihr eine Plattform seid für soziale und künstlerische Experimente, und ich dachte mir, so wie kann man so einen hohen Anspruch in die Tat umsetzen? Aber ihr macht ja genau das. Also, es ist ja so wahnsinnig viel geboten und so unfassbar viel los, dass ja genau das als Experiment eigentlich gelten kann. Oder wie würdet ihr das beschreiben? #00:31:33-7#
Wally: Das ist immer abhängig von den Menschen, die aktiv sind, die Menschen, die Ideen einbringen, die Menschen, die Kooperationsvorschläge haben und die dann auch vor Ort sind, um das umzusetzen, und dadurch, dass wir so viele hier sind mit unterschiedlichsten Ideen, ist das einfach möglich. #00:31:48-8#
Phant: Ja, also, das ist auch immer wieder überraschend. Wie gesagt, ich mache die Buchhaltung, und dann sammele ich natürlich auch immer so die Spendentöpfe ein und so, und dann denke ich mir manchmal, so war schon wieder was los. Ach, da war, die Synth-Jam-Session am Abend oder Jazzcafe genau die, Malgruppe und was auch immer. Das finde ich schon immer ganz krass. Es braucht natürlich schon viel Eigenverantwortung, auch von den Gruppen, weil wir sind ja keine, also wir sind ja eben kein Dienstleister oder so, nicht wie ein kommerzieller Laden, der halt sagt: Okay, bringt das Konzept hier, wir setzen es für dich um, sondern natürlich muss das eigenverantwortlich auch gemacht werden, wir der Stützen dann mit Nowhow und mit Erfahrung oder auch mit Händen und Füßen. Aber genau, es hängt wirklich sehr, wie, weil ich schon gesagt habe, davon ab, wer was reinbringt, wer Ideen reinbringt, und davon lebt das Haus also gerne immer auch nachkommen, wenn es Leute interessiert. #00:32:41-5#
Hannah Diemer: Ich bin so beeindruckt, was das hier für ein wahnsinnig lebendiger und schöner Ort ist, aber ihr steht aktuell vor einer ganz großen Herausforderung. Was ist es denn? #00:32:51-6#
Wally: Wir sind nicht Besitzerinnen vom Heizhaus. Aktuelle Besitzer sind Gerch das ist... #00:32:58-5#
Phant: So eine Investmentgruppe Düsseldorf genau! #00:33:02-7#
Wally: Ähm, genau die sind, die wollten die Quelle auch entwickeln, sind Insolvent gegangen. Wie viele große Baulöwen, sag ich mal, und wir sind jetzt Insolventmasse, und Gerch hat angekündigt, dass das Haus verkauft wird, und seither sind wir am rotieren. Wir hatten schon vor vier, fünf Jahren mal, dass bei dem vorherigen Besitzer Sonae Sierra eingebracht, weil es uns klar war, wenn wir so viel Energie und Arbeit hereinstecken, sollten wir Besitzerinnen vom Heizhaus sein, sonst schauen siehe P31, werden wir irgendwann vor die Tür gesetzt. Das könnte uns passieren. Damals hieß es noch nein, jetzt ist es so, dass es fast zu schnell kommt. Also wir versuchen, es als Chance zu sehen. Wir haben seit Januar einen neuen AK, der lautet "Heizi AK Heizi bleibt", und stecken da sehr viel Arbeit rein, treffen uns alle zwei Wochen und sind auch innerhalb dieser Zeiten beschäftigt mit unseren To-Do-Agendas. Wir hatten jetzt vor zwei Wochen eine Hausklausur, um uns da auch ein grundsätzliches Votum abzuholen, und das Votum hieß: Haus bleibt. #00:34:14-7#
Phant: Ja, das war schon überwältigend in die Richtung. #00:34:17-9#
Wally: Ja, also, es gab die Option, wir machen jetzt einfach nichts. Wir haben offiziellen Mietvertrag bis 2036, wir halten die Füße still und setzen das Aus, auch mit neuen Besitzer, Besitzerinnen und gehen dann. Wir schauen uns nach neuen Räumlichkeiten um, oder wir versuchen, das Haus zu halten, und das Haus ist einfach von der Lage her großartig. Mal schauen, wie sich der Stadtteil entwickelt, und uns rum wird jetzt gebaut. Wie verrückt! Also auch der Stadtgarten, hier soll auch eine Baustelle werden. Du siehst die große Baustelle an der linken Achse. Da wurden die so Sozialbauten aus der Quelle herausgelöst, und das heißt, es wird ...sehen wir übrigens nicht als sehr sinnvoll an. Also, es wird ein ein einziger Bau nur für Sozialwohnungen geben, warum auch immer das nicht in der Quelle integriert werden kann, so ein bisschen so raus weg! #00:35:06-7#
Phant: Wahrscheinlich wollen sie das hipper oder so haben da drüben? Ich weiß es nicht. #00:35:10-0#
Wally: Ahnung dann, irgendwie! Drüben gibt's zwei große Durchbrüche. Dann zur Mittelstraße. Die Menschen, die im Wohnen sind, auch von dieser Baustelle endlos lang traktiert. Ein paar Teile ruhen, ein paar werden von anderen Bauträgern jetzt weitergetragen oder weiter umgesetzt. Ja, und wir würden sehr gerne die Punkte, die wir jetzt abarbeiten müssen, das sind viele, ein bisschen mehr in Ruhe abarbeiten können, weil leider sehr viel liegen bleibt. Was fürs Haus wichtig ist, sei es jetzt kulturelle Geschichten, sei es arbeiten nach innen, sei es Stadtteilarbeit et cetera, aber wir haben Zeitdruck. #00:35:49-4#
Phant: Genau also, eine Schwierigkeit ist, dass wir doch noch relativ viele Unklarheiten haben, also zum Beispiel das direkt unser Träger, also Gerch ist, nochmal aufgeteilt in verschiedene Untergruppen quasi, und wir wissen nicht wirklich, ob die Insolvent geht und wir damit zwangsversteigert werden können, oder ob das nicht passiert, wissen wir nicht genau, und auch, wie schnell die auf den Kauf drängen. Wir wissen es auch nicht so genau, und dadurch müssen wir uns halt auf jeden Fall, sag ich mal Know-How anschaffen und ausloten, was wir machen können. Aber die Situation ist oft ein bisschen unklar, wie krass der Zeitdruck ist. Auf jeden Fall ist er da so. Wir können es nicht einfach nur zurücklehnen. Auf keinen Fall, dass wir, finde ich also auf jeden Fall der falsche Weg, und hat das Haus auch so votiert. Von daher ist der Mietvertrag bis 2036 klingt entspannt, aber muss es nicht sein. Und ja, dahingehend bindet das natürlich momentan viele unsere Kräfte. Das Recherchieren, was für Möglichkeiten haben wir? #00:36:47-9#
Wally: Und jetzt sind wir dabei, ganz viele Fühler auszustrecken Richtung Stadtverwaltung. Wir hoffen, dass wir in Verhandlungen unterstützt werden von der Stadt Nürnberg. Da haben wir auch schon Signale bekommen, dass es so ist. Wir hoffen, dass wir unterstützt werden, was Baugutachten angeht. Wir suchen dringend Menschen, Expertinnen, die uns dabei unterstützen könnten. Wir suchen Menschen aus dem Elektrobereich, wir suchen Menschen aus der Architektur, und zudem hatten wir viele Gespräche mit diversen Stiftungen. Wir hatten Gespräche mit anderen Häusern in anderen Orten, die sich quasi auch rausgekauft haben, und wir hatten ein sehr interessantes Gespräch mit Miethaussyndikat, was wir auch sehr interessant finden, weil wir von unserem Konzept, stimmig, dann wieder in ein großes Netzwerk eingebettet wären. Aber wir, wir müssen noch sehr viel Formales klären. #00:37:42-0#
Phant: Ja, nee, das würde gut zu unserer Philosophie passen, denke ich. Aber genau, wir haben uns viel umgehört, wie andere Häuser das gemacht haben. Das lässt sich selten eins zu eins übertragen oder nie, würde ich mal sagen, weil die Situation natürlich immer anders war. Aber es war für uns auf jeden Fall sehr interessant und lehrreich und finde ich auch Mut machend , mit anderen Häusern zu reden, also dieses Hey, es geht, und die Leute haben uns auch häufig mit Mut gemacht, so mit hey, ihr seid ja schon lange da, ihr kennt das Haus, ihr seid schon Kollektiv so, ihr seid eigentlich gut aufgestellt, und das fand ich sehr optimistisch. Ja. #00:38:17-1#
Hannah Diemer: Das heißt, habe ich das richtig verstanden, dass ihr das Haus oder das Heizhaus jetzt selbst kaufen wollt? #00:38:22-3#
Phant: Es ist eine Option, es ist eine Option, also das wollen wollen wir mal noch nicht ganz so sagen. Aber es ist unser Ziel, hier lange drin zu bleiben, und das Kaufen ist auf jeden Fall eine Option, wie wir das dann machen genau, ob eben mit Stiftungsunterstützung oder eben das Mietshaussyndikat, oder es wäre auch so. Eine Mischform ist auf jeden Fall denkbar und wäre vielleicht auch sehr erstrebenswert, denke ich. Also. Ein bisschen Stiftung, bisschen Mietshaussyndikat, bisschen Direktkredite auch, das ist ja auch immer eine Option, und das wär schon langfristig ein Ziel. Genau wir haben uns jetzt schon mal so ein Stimmungsbild aus dem Haus geholt bei der Klausur, und wie wir konkret vorgehen, werden wir da noch sehen. #00:39:04-1#
Wally: Das klingt jetzt auch ein bisschen vielleicht größenwahnsinnig. So haben wir das am Anfang auch gedacht. Aber diese Verstätigung wäre so wichtig bei Mietshaussyndikat, ist zum Beispiel so, die lösen ja Häuser aus der Immobilienblase oder aus der Spekulation raus und verstätigen das. Das heißt, sollten wir darauf setzen oder sollten wir nicht draufsetzen, und wir kaufen es quasi mit durch reiche Menschen, die wir angehen und die unsere Förderer wären. Zum Beispiel, und irgendwann ist das Haus sehr viel wert, und dann sagt der Verein, oh, lass uns doch verkaufen, wir haben jetzt anderes vor, die Menschen, die aktiv sind, da machen wir uns einen schönen Lenz oder so. Das Miethaussyndikat bewahrt das davor, weil du kannst dann innerhalb von diesem Komplex das Haus nicht mehr veräußern. Das ist für jede nächste Generation einfach verstätigt, und das ist sehr, sehr attraktiv. #00:39:57-5#
Phant: Ja, und das ist auch was wichtiges, finde ich, das Haus eben gerade anderen Generationen zu erhalten, weil, wie gesagt, wir von 2036 sprechen. Dann ist es natürlich lange her, dann denke ich auch nur, dann bin ich Ende 40, das fährt sich schon krass an, ist erst mal beruhigend. Aber es geht ja auch darum, natürlich so n Ort für Menschen die nachkommen, zu erhalten, und da ist das, finde ich, wahnsinnig attraktiv hier in diesem Platz und mit den Möglichkeiten, die wir haben, und da ist die Verstätigung wichtig. Aber natürlich müssen wir dann auch noch das langfristig planen. Also wir haben dann natürlich auch ein langfristiges Commitment. Deswegen. #00:40:34-1#
Wally: Ja, wir müssen Baumaßnahmen einschätzen. Es war gut, von paar Häusern zu hören: denkt in nicht so großen Schritten, denkt in vier, fünf Jahres Schritten, weil wenn du dir das Haus anschaust und alles denkst, dann wirst du erstmal ohnmächtig und sagst, das schaffst du niemals. Aber immer die Prioritäten sehen, das nächste, das nächste, das nächste. Dann ist es machbar, wie das oft so ist. Einen Schritt vor den anderen. Gerade haben wir viele Schritte vor den anderen müssen die auch sehr schnell laufen. Wir hoffen, wir stolpern nicht so sehr, und wir hoffen auf Unterstützung, was ja wirklich toll wäre. Vielleicht hört es jemand da draußen beim Podcast Expertinnen, Meinungen und Expertinnen. Hilfe wäre sehr, sehr willkommen, und vielleicht fand wirst du noch mal kurz Direktkredite erklären, was das hieße? Ja. #00:41:23-4#
Phant: Ah, ja, genau also Direktkredite. Das hatte haben verschiedene andere Häuser auch versucht, zum Beispiel, manche waren auch erfolgreich darin. Das heißt, dass Menschen Geld geben, dass sie gerade irgendwie übrig haben. Das kann komplett rangieren in der Höhe, und das Geld geben sie dann eben zu Beispiel nicht der Bank, sondern erst mal uns, und je nach Höhe kann das auch so sein, oder ist es auch so gemacht, dass die Menschen ein bisschen Zinsen dafür bekommen von uns, und wenn sie das Geld dringend wieder brauchen, können sie es auch wieder rausziehen. Das ist auch so eine Sache. Das kann man alles in Verträgen regeln, wie verbindlich das dann quasi ist. Aber es ist eben Geld, mit dem wir erstmal auch agieren können, oder dass wir auch erst mal als Sicherheit haben, zum Beispiel, und genau das ist eigentlich ein guter Weg. Wenn du ein bisschen erspartest hast und dir denkst, ich brauche es jetzt nicht in zwei Jahren dringend wieder, kannst du auch gute Projekte damit unterstützen, statt es halt in einen blöden Fonds zu geben. #00:42:18-4#
Hannah Diemer: Wenn das jetzt alles nicht klappen sollte, was würde das denn für Nürnberg bedeuten, wenn das Heizhaus nicht mehr existieren kann, wenn wir das nicht schaffen, das Heizhaus zu erhalten? #00:42:28-8#
Wally: So denken wir nicht, sonst wären wir nicht hier, und wir sind verrückt, wir sind träumerisch, wir sind visionär, und wir müssen einen Aktionismus und einen Optimismus halten, sonst wären wir längst nicht mehr hier. Deswegen denke ich da nicht dran. #00:42:43-7#
Phant: Also ich, ich müsste jetzt auch erst mal drüber nachdenken, weil ich mir dachte, das habe ich jetzt gar nicht durchgespielt. Das Szenario, naja, de facto würde die Stadt halt auch wieder viele Menschen verlieren, denke ich mal, weil also klar, natürlich würden wir erst mal Orte suchen müssen, hier, alles, was jetzt hier drin ist, müsste sich was neues suchen. Aber auch da wäre die Frage, gibt's das neue, und das ist natürlich schon die Frage auch, ob man dann nach dem X-ten Rückschlag immer noch Lust auf Nürnerg hat. Also keine Ahnung, wie gesagt, ich spiele ja oft irgendwo, und dann in Hamburg oder Leipzig oder sowas, ist natürlich teilweise einfach leichter, solche Orte durchzuziehen. Oder Halle, ist man ja auch so eine Boom Town, und ja, in Nürnberg, ist es immer so ein Kampf, so Leute, die hier Subkultur machen oder Soziokultur, die müssen schon wirklich Bock drauf haben, weil es wird dir nicht einfach vor die Nase gelegt, ist jetzt in Leipzig auch nicht so. Aber es ist hier schon nochmal schwerer. Und wenn du dann als Band zum Beispiel wieder da stehst, du dir denkst, ach, wir haben mal wieder keinen Proberaum, unsere Konzerte zu spielen, ich weiß nicht. Das finde ich immer so schade, dass das nur so passiert, weil es gäbe immer so viel Potenzial für tolle Sachen. Es hätte bei der Quelle drüben so viel Potenzial dafür gegeben, und das wird häufig einfach, immer oder häufig, eigentlich fast schon chronisch, ein bisschen ja halt noch mal schwerer gemacht als an anderen Orten, und also für die Stadt wäre es ein großer Verlust, würde ich sagen. #00:44:08-1#
Wally: Das zu sehen, dass wir soziale Orte brauchen, abseits von Wohnen, Einkaufen, Arbeit. Der Mensch ist ein soziales Wesen, und der Mensch will sich auch oder sollte sich kreativ ausdrücken können. Der Mensch sollte in Austausch kommen können, und so wie unsere Gesellschaft gerade verhärtet oder immer kämpferischer wird und die einzelnen Menschen für sich so fighten müssen, ist es umso wichtiger, solche Orte halten zu können, um wieder eine Gemeinsamkeit zu schaffen, um Verständnis füreinander zu schaffen und um in Austausch zu kommen. Und auch ich liebe dieses Wort "Wirkmächtigkeit", dass man dem Leben oder dem, dass man sieht, dass man nicht ausgeliefert ist, das ist wichtig. #00:44:58-0#
Phant: Ja, und das, weil du es gerade ansprichst. Eine liebe Kollegin von uns hat den Begriff "dritter Ort" hier mal reingebracht in der Diskussion. Aber das bezeichnet einen sozialen Ort, an dem du einfach sein kannst, an dem du Menschen kennenlernst, du dich austauschen kannst, an dem du nicht nichts machen musst, vor allem nicht konsumieren musst oder sowas, an dem du aber auch Ideen umsetzen kannst, und sowas ist das Heizhaus finde ich auf jeden Fall, und das kenne ich in der Qualität auch von wenigen anderen, weil, wie gesagt, andere Orte, die auch so eine Communitybuildung natürlich haben, wie eben das P31 oder auch der Musikverein oder was auch immer, die haben trotzdem häufig punktueller offen. Also wenn eine Veranstaltung ist, haben sie offen, aber ansonsten eher nicht so, und hier kannst du halt auch einfach viel sein, dich viel betätigen, deine Zeit auch verbringen. Und damit ist es als sozialer Ort finde ich auch was sehr wichtiges, was es so jetzt nicht so oft gibt, was es gerade vielleicht doch hier in dem Stadtteil nicht so oft gibt und was in diesem, in dieser offenen Art und als Freiraum auch einfach sehr selten ist, habe ich den Eindruck. #00:46:03-1#
Wally: Wir hatten in den letzten Tagen der Quelle auch das Institut für angewandte Heterotopie gegründet. Da gab es die Zeitachse, nach vorne zu gucken, und die Quelle wäre noch da gewesen. Da gab es von Grit Koalick eine großartige Visualisierung auch eigentlich so ein Wimmelbild, was alles in der Quelle hätte sein können. Es gibt dieses Wimmelbild jetzt auch schon für das Heizhaus, und Heterotopie ist auch sowas wie der dritte Ort. Das heißt nicht Utopie, also Utopie ist ja eher so, man denkt sich was, und es wird nicht realisiert. Heterotopie heißt einfach, das an anderer Ort jederzeit switchen kann, je nach Entscheidung und je nach Aktivität der Menschen und auch je nach welche Wege. Wir werden ihn frei gebaut oder freigeschaffen. Dann kann ein Ort, der vielleicht sehr kalt ist und sehr neoliberal und schulterstämmig, nee ellbogig kann, sich sehr schnell verändern. Was schönes, gemeinschaftliches, heterotopisches! #00:47:00-1#
Hannah Diemer: Was wäre denn deine persönliche Heterotopie für das Heizhaus? #00:47:05-3#
Wally: Ist schon da, also die Heterotopie ist schon das Heizhaus. Wir müssen uns jetzt einfach nur bestätigen können. Das ist mein großer Wunsch. Da hoffe ich auf Hilfe und Unterstützung. Wenn es soweit ist und wenn wir diesen Weg gehen, wird ganz Nürnberg auch davon hören. Also, ich bin da optimistisch. Ich glaube, wir haben einen guten Wind im Rücken. #00:47:26-7#
Phant: Das denke ich auch. Wenn wir bleiben können, dann auf jeden Fall. Dann können wir das, was wir jetzt schon machen, noch mehr entwickeln, und die Kontakte sind häufig schon da. Es kann auch noch mehr geknüpft werden, aber das passiert auch, wie gesagt, wenn es so einen Ort in der Stadt gibt, dann wird er auch genutzt und zieht auch Leute an. #00:47:42-0#
Wally: Die Heterotopie hier ist auch noch für mich wichtig. Es sind hier viele Flinters aktiv. Es gibt, wie gesagt, einen guten Generationsübergriff. Also ich glaube, ich bin jetzt hier fast so die Oma, aber ich merke das nie, und ich glaube auch, dass junge Menschen nicht merken, dass sie vielleicht die Youngsters sind. Ich würde mir wünschen, dass wir noch ein bisschen diverser aufgestellt sind, was Menschen mit Migrationshintergrund angeht. Da wünsche ich mir mehr Menschen im Haus oder auch inklusiver. Da müssen wir noch ein bisschen schauen, was unsere baulichen Maßnahmen angeht. Leider ist es auch damals natürlich nicht mitbedacht worden. #00:48:16-2#
Phant: Ja, Barrierefreiheit wurde da nicht gedacht, ne! #00:48:19-3#
Wally: Aber sonst achten wir sehr, sehr auch auf den gemeinsamen Umgang und die Wertschätzung, und ich finde, da können wir auch noch mehr Role Model werden. #00:48:28-6#
Hannah Diemer: Nach all dem, was sie erzählt haben, finde ich, dass ihr schon ein fantastisches Role Models seid für andere Einrichtungen, für andere Initiativen. Ich finde auch diesen Begriff des dritten Ortes so schön, weil das auch die Stadt Bibliothek für sich claimed und da auch einfach als dritter Ort gelten will, dass man auch dorthin kommen kann und einfach sein kann. Was möchtet ihr denn den Menschen noch mitgeben, jetzt am Schluss des Gesprächs? #00:48:51-0#
Wally: Mir was wichtig: traut euch, in solche Strukturen reinzugehen! Ich weiß, dass es, wenn man alleine reingeht, manchmal ein bisschen schwierig sein könnte. Vielleicht wisst ihr Menschen, die schon in solchen Orten sind, und lasst brückenbauen! Wenn nicht, seid mutig und kommt, kommt zu uns, kommt ins Edel extra, kommt in den Musikverein, in die Desi kommt dann Orte, wo ihr aktiv sein könnt. Ihr lernt so viel, ihr habt so viel Spaß. Es macht sehr glücklich, traut euch rauszugehen aus euren sozialisierten Strukturen, und ja, werdet Aktivistinnen! Es lohnt sich! #00:49:25-4#
Phant: Und davon also wirklich, da kann ich Wally nur zustimmen, davon lebt eine Stadt. Aber jetzt Beispiel. Ich war beim Tag, ich war gestern beim Bunker, Syndikat, in der Kantine, Musikverein und alles solche Sachen überleben nur dadurch, dass Menschen sich engagieren und das machen, worauf sie Bock haben. Alles davon verbindet. Also, ich habe bei beiden Veranstaltungen jeweils auch Leute aus dem Heizhaus getroffen, und es gibt immer diese Connections, und das macht die Stadt lebenswert. Also ich könnte mir nicht vorstellen wo zu leben, wo es sowas nicht gibt. Also keine Ahnung, was soll ich dann machen? Irgendwie Netflix schauen, also macht, macht, worauf ihr Bock habt, und organisiert euch! #00:50:03-0#
Wally: Und ich will noch mal verweisen, ich liebe das Heizhaus über die Maßen, aber ich liebe auch die Szene in Nürnberg. Es gibt so viele großartige Initiativen und Orte. Wir planen übrigens, am 27 Juni im Heizhaus eine Veranstaltung zu freiräumen, und da werden auch Menschen eingeladen, die auch Grad struggeln. Radio Z hat Probleme, das wird in Nürnberg immer gar nicht so gesehen. Dieses Radio, aber das ist das älteste freie Radio in Bayern, sind unglaublich vernetzt, haben unglaublich viel wissen und sind ein wichtiger, wichtiger, auch basisdemokratischer Ort. Dann ist P31, dann Kristallwagenpalast, die einen neuen Ort suchen, und das ist jetzt auch wichtig so, die Kräfte zu bündeln, und ja und natürlich das Heizhaus wird auch sprechen, aber immer den Fingerzeig aufeinander und sich gegenseitig zu supporten. #00:50:52-0#
Hannah Diemer: Ich hatte das Gefühl, dieses Gespräch war eine reine Liebeserklärung an das Heizhaus und an die Nürnberger Subkultur. Vielen Dank für diesen wunderschönen Einblick in eure Arbeit, in eurer Schaffen. #00:51:06-5#
Wally: Sonntag, Zweiter Juni, ab 13 Uhr vor den Rolltoren: 10 Jahre Quell Kollektiv fest! Kommt vorbei! #00:51:12-2#
Phant: Genau da kann man schön reinspitzeln. Ob man da mitmacht, kann man ja dann sehen. Aber das ist der das Spitzen ist der erste Schritt. #00:51:18-4#
Hannah Diemer: Danke euch. #00:51:20-4#
Wally: Vielen lieben Dank Hanna an dich ja, danke. #00:51:23-4#
Phant: Okay, sehr schön! #00:51:24-1#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de

“Der Begriff subkultureller Möglichkeitsort ist für das heizhaus eigentlich zu klein, es ist so viel mehr”, so Phant. Heterotopie? Utopie? Projekt-Aus? Hört alles, was aktuell im heizhaus passiert!
“Heterotopie (aus altgriechisch ἕτερος héteros „verschieden, anders“ und τόπος tópos „Ort“) ist ein von Michel Foucault in einer frühen Phase (1967) seiner Philosophie kurzzeitig verwendeter Begriff für Räume bzw. Orte und ihre ordnungssystematische Bedeutung, die die zu einer Zeit vorgegebenen Normen nur zum Teil oder nicht vollständig umgesetzt haben oder die nach eigenen Regeln funktionieren. Foucault nimmt an, dass es Räume gibt, die in besonderer Weise gesellschaftliche Verhältnisse reflektieren, indem sie sie repräsentieren, negieren oder umkehren.”
Das heizhaus am Quelleturm in Deutschlands zweitgrößtem Leerstand – dem Quelleareal in Nürnberg - hat eine einzigartige Geschichte hinter sich. In steter Veränderung mit den dort Aktiven entwickelt sich das heizhaus laufend weiter. Und bleibt sich im Kern treu: Ein Möglichkeitsort für alle, die etwas machen wollen. Von Wochenmarkt bis Telefonzell-Party. Von offener Schneiderei bis zum Stahlprojekt. Über digitalem Hackertum zu handgemachtem Siebdruck hin zu Proberäumen und Bienenstöcken.
Was und wer und wie das heizhaus ist und agiert, besprechen Phant und Wally leidenschaftlich. Im heizhaus ist alles möglich, eine ehrliche, gelebte Heterotopie mitten in Nürnberg!
- Das heizhaus braucht Unterstützung! Meldet euch bei projektleitung@heizhaus.org
- Hört auch unsere Folge zum Mietshaussyndikat J8
- Website heizhaus
- SZ Artikel
- NN Artikel
- Wikipedia Artikel
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Aufgenommen am: Montag, 13. Mai 2024
Veröffentlicht am: Donnerstag, 30. Mai 2024
Moderation: Hannah Diemer
Im Gespräch: Phant & Wally
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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Alle zwei Wochen, donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.
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