Pauline Füg, Poetry Slammerin und Business Lady, geht das zusammen?
Grazyna Wanat: Hallo bei der neuen Kontaktaufnahme! Mein Name ist Grazyna Wanat, und ich spreche heute mit Pauline Füg. Hallo Frau Füg! #00:00:53-9#
Pauline Füg: Hallo #00:00:54-6#
Grazyna Wanat: Frau Füg, wenn sie jemand auf eine Party fragt, was sie machen beruflich, was antworten sie dann? #00:01:03-0#
Grazyna Wanat: Ich muss immer ganz schön ausholen, weil ich so viel mache und die Sachen dann auch manchmal erklärt werden müssen. Also, ich, ich sage immer, ich interessiere mich für Menschen, und deswegen bin ich zum einen Psychologin geworden und zum anderen Schriftstellerin und vermische auch beides zusammen und mache im Prinzip alles, was irgendwie mit Kreativität zu tun hat, und verbinde aber auch Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung. Gebe Schreibworkshops, gebe Schreibwerkstätten, trete selber mit meinen Texten auf der Bühne auf. Ich habe ein Projekt entwickelt, das heißt Demenz Poesie, wo ich mit Menschen mit Demenz Gedichte, schreibe und kreativ bin. Das ist eine Therapie zur Gedächtnisrehabilitation. Ja, und ich habe eigentlich meine Fühler immer da, wo man kreativ sein kann und wo man die Persönlichkeit entwickeln kann. #00:01:57-2#
Grazyna Wanat: Sind schon ganz, ganz viele interessante Arbeitsfelder, und, wie sie gesagt haben, man muss eigentlich schon, es wird nicht langweilig. Das war jetzt auch die so richtig, aber wir jetzt gleich, kommen wir zu der lange dann auch noch. Ähm, aber ja, so viele Arbeitsfelder, und sie haben auch ganz viele Preise bekommen, habe ich auf ihrer Webseite gelesen, und damit wollte ich eigentlich fragen, welche von diesen Preisen ist für sie am wichtigsten oder am interessanten und hat eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt? #00:02:30-9#
Pauline Füg: Ja, ich glaube, es ist immer, es sind alle Preise wichtig, weil sie meine meine Arbeit wertschätzen, und für mich ist das einfach total schön, dass Menschen das wahrnehmen, was ich tue und das auszeichnen, und was ich besonders wertschätze, ist, dass ich über so einen langen Zeitraum immer wieder mit Preisen ausgezeichnet bin. Und jetzt aktuell habe ich das Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern bekommen, also jetzt ganz frisch. Da war im Oktober die Preisverleihung, und das war natürlich total schön, einfach zu wissen: Okay, jetzt ist zwar Coronakrise, aber ich habe durch das Stipendium jetzt einfach auch ein bisschen kurz eine finanzielle Verschnaufpause, und meine Arbeit wird anerkannt, und in der Presse wird natürlich drüber berichtet. Das heißt, man geht nicht so verloren in dieser ja vielleicht doch nicht so vermeintlich nicht systemrelevanten Kulturbranche, die einfach gerade richtig gelockt down ist, und und da war ich deswegen eben ganz froh, weil das, wie so ein Fingerzeig zeigt, nochmal war, okay, Kultur ist da und Kultur wird ausgezeichnet, und das war echt gut für mich. #00:03:37-9#
Grazyna Wanat: Mhm, aber ich habe mal gehört, dass in ihrer Biografie der Kulturpreis bin eine wichtige Rolle gespielt hat. #00:03:45-5#
Pauline Füg: Ja, ja, das auf alle Fälle also, der hat den also den Anstoß gegeben, dass ich wirklich als Künstlerin komplett leben konnte und dass ich nicht mehr nur unterwegs war und irgendwie für 50 € aufgetreten bin und dann die Miete bezahlt habe für eine Wohnung, in der ich nie war, weil ich nur unterwegs war, um irgendwie Geld zu verdienen, für die Miete. Also, es war so sich in Schwanz beißender Katze quasi, und das war total wichtig für mich also, weil es auch eben auch mit Geld dotiert war und ich einfach auch da quasi plötzlich ja gesehen wurde, eine ganz wichtige Weichenstellung, genau, ob ich doch als Psychologin mich anstellen lasse oder ob ich das eben schaffen kann mit der Selbstständigkeit. #00:04:31-8#
Grazyna Wanat: Sie sind Poetryslammerin, und falls es jemand unter unseren Zuhörer*innen geben sollte, der noch keine Ahnung hat, was ist, was ist das eigentlich? Wie kann man das erklären? #00:04:46-2#
Pauline Füg: Teams sind moderne Poesieschlachten. Da drehten meistens so acht Poeten und Poetinnen gegeneinander an, und die müssen drei Regeln beachten, nämlich der Text muss selbst geschrieben sein, der Text darf nicht länger sein als sechs Minuten, und sie dürfen sich nicht verkleiden, keine Requisiten verwenden, und das Publikum entscheidet dann mit Applaus oder mit Jurybewertung, wer ist dann der oder die beste, und dann gewinnt man irgendeinen Quatschpreis und ganz viel Ruhm und Ehre. #00:05:11-3#
Grazyna Wanat: Okay, und wissen sie, wann und wo der allererste Poetryslam stattgefunden hat? #00:05:18-8#
Pauline Füg: Ja, in Chicago 1986 genau irgendwas. Greenmile's Club, oder so hieß der glaube ich? #00:05:27-0#
Grazyna Wanat: Greenmile, genau ich hab's gestern nachgelesen. Nicht, dass ich jetzt nicht so angeben, mit meinem Wissen, aber ich fand es super spannend, total, dass es auch 34 Jahre her ist, das Format schon so alt ist, kann man schon sagen, und das auch so eine Kultkneipe war, in der Al Capone gerne saß. #00:05:47-1#
Pauline Füg: Also total spannend gibt es auch eine tolle Art Dokumentation drüber. Ich überlege hat, wie der Herr heißt, der das gemacht hat. Ich glaube, Wolkenstein heißt mit Nachnamen. Ich müsste nochmal nachgucken, Wolkenstein, aber ich bin jetzt auch nicht hundertprozentig sicher. Aber es gibt eine richtig tolle Art Doku, wo du auch wo auch wirklich in einem Club drin gefilmt wird. #00:06:06-5#
Grazyna Wanat: Vielleicht finden wir den Namen kann man da schon genau einsetzen. Ja, auf jeden Fall 34 Jahre, das ist schon eine Geschichte, und die Slams sind nach wie vor, wann sie ich populär, also, die fühlen auch ganz große Säle, Konzertsäle oder Festivals,. #00:06:27-0#
Pauline Füg: Zumindest wenn nicht gerade Corona ist. #00:06:29-0#
Pauline Füg: Was meinen sie? Warum ist dieses Format so populär und so beliebt? #00:06:36-7#
Pauline Füg: Also, ich glaube, es ist der Partizipativecharakter, dass eben das Publikum wirklich mitmachen kann, den Abend gestalten und den Abend entscheiden kann durch die Applausabstimmung, und das ist eben diese Abwechslung. Also, dass eben ganz viele unterschiedliche Texte sind, und ja, und dass die Poeten, Poetinnen wirklich die Texte auch leben und performen. Also, die sind ja gleichzeitig Autor*innen und Schauspieler*innen, und das ist einfach schon einzigartig, und deswegen ist es einfach so erfolgreich. Aber. #00:07:05-3#
Grazyna Wanat: Zeitvorgaben gibt's nicht. #00:07:06-9#
Grazyna Wanat: Doch, sechs Minuten, also nach Stadt unterschiedlich. Es gibt doch steht, der, ist es fünf Minuten. Es gibt Städte da sieben Minuten, aber bei den deutschsprachigen oder bayerischen Meisterschaften ist es meistens sechs Minuten. Deswegen ist das immer so eine ganz gute Zeit, an die man sich halten kann, wobei ich auch je nachdem, was ich für Texte schreibe. Bei meinen Lyriktexten bin ich immer kürzer, weil Lyrik einfach anstrengender ist, um zuzuhören, und wenn ich Prosa schreibe, dann sind die schon, dann aber auch um die sechs Minuten lang. Ja! #00:07:32-6#
Grazyna Wanat: 2006 und 2007 waren Sie Finalisten der deutschsprachigen Meisterschaften in Poetryslam, wo sie 2007 zur besten weiblichen Bühnenpoetin gekürt worden. Und warum gibt es dieses Kategorisieren nach Geschlechtern? Ist das gut, oder kann das weg? #00:07:52-4#
Pauline Füg: Das Kategorisieren gibt es gar nicht wirklich oder gab es auch tatsächlich nie. Es ist aber tatsächlich so, dass bisher erst in all den, ich glaube mittlerweile 20er Jahren, wo es im deutschsprachigen Meisterschaften gibt, eine einzige Frau erst gewonnen hat. Das heißt es, es ist dann oft so, dass es, dass man vielleicht, dass es eine oder zwei Frauen ins Finale schaffen, aber dass man eben keine Siegerin hat, und deswegen habe ich das einfach mal in meine Biografie geschrieben. Also müsste ich, ich bin. Insgesamt bin ich damals Vierte geworden, also von von der gesamten Meisterschaft, war aber, glaube ich, als einzige oder noch mit einer anderen Frau zusammen im Finale, und ich fand es dann schon deswegen wichtig, darauf hinzuweisen, dass man eben auch sieht, was machen die Frauen, und wo sind denn die Frauen im? Mittlerweile gibt es den Verein, wo ich auch Mitglied bin, der sich genau darum kümmert über das Empowerment von Frauen in der Poetryslamszene, und das ist mir selber auch ein ganz großes Anliegen. #00:08:49-5#
Grazyna Wanat: Ja. #00:08:51-6#
Pauline Füg: Ja. #00:08:51-9#
Grazyna Wanat: Das wäre schon fast meine nächste Frage. Wie steht grundsätzlich mit Frauen? Portalen, haben sie aber zum Teil beantwortet. Es ist unheimlich, egal, wo man hinschaut. Ist es immer das gleiche? Eigentlich, dass Frauen dann irgendwie entweder übersehen werden, obwohl es genauso viele dabei sind? #00:09:09-9#
Pauline Füg: Ja, also im Nachwuchsbereich hat man mehr Frauen, mehr junge Frauen. Also es gibt ja auch U20 Podcast für junge Menschen bis 20, quasi so die Nachwuchsförderung, und da sind mehr Frauen, und dann kippt das aber irgendwann. Also ab dem Moment, wo dann die Menschen quasi in der Ü20 Kategorie auftreten, hat man, ich würde sagen, 70 bis 80 Prozent Männer, und die Frage ist eben, ob also, man kann es nur vermuten. Man müsste natürlich dazu forschen, sagt die Psychologin in mir, die Statistikerin immer, ob es zum Beispiel damit zusammenhängt, dass Frauen in anderen Richtungen auf ihr Studium oder ihren Beruf oder ihre Ausbilde Bildung legen und deswegen das Hobby gar nicht so professionalisieren und dann nicht mehr so regelmäßig auftreten, oder ob sie nicht so diese, diese vom Publikum vielleicht diese Bestätigung brauchen, oder ob es ihnen dann zu viel Wettkampf ist und sie dann eher in die Literaturszene, weil sie gehen, die neben der, neben den existiert. Also, das sind so meine Vermutungen. Aber mir ist es eben auch wichtig, dass die jungen Frauen dabeibleiben, und deswegen gibt es in meinen Workshops eben ganz viel Empowerment, und ich will auch einen inNürnberg, da kam Corona dazwischen. Aber ich möchte gerne einen Frauenstammtisch, also für Frauen, die Literatur machen, quasi starten, dass man sich da einfach ein bisschen empowern kann, weil, was ich schon merke und kriege das auch immer von Kolleginnen gespiegelt, Verhandlungen als Frau. Da muss man schon sehr taff sein und auch damit leben, dass man vielleicht als zickig gilt, wenn man sagt, nicht für den Preis kann ich das nicht machen, und ich habe es eben jetzt auch bei einer Freundin von mir, der ihr Partner ist, auch Poetryslamer, und er kriegt also ganz andere Anfragen als sie, obwohl sie eigentlich in der gleichen Liga spielen, und sie arbeitet da auch gerade an einem Artikel dazu. Also da bin ich mal gespannt, was sie da so noch recherchiert hat. Aber also, das gibt es schon und wird mir immer wieder gespiegelt, und ich habe vor fünf, sechs Jahren angefangen, sehr taff zu verhandeln, weil ich einfach gemerkt habe, ich reibe mich sonst auf, und ich muss einfach härter und stärker auftreten. Das war schwierig für mich am Anfang. Und ich habe auch oft das Feedback bekommen: Mensch, mach das doch und stell dich nicht so an und sei nicht so zickig, aber dann bin ich halt zickig. Das ist nur also, ich bin halt eine Businesslady, wenn, wenn die anderen Menschen sich jetzt sich empfinden, und genau, aber das ist jetzt zum Glück auch. Also ich bin mittlerweile auch da so sicher und souverän, dass ich schon lange nicht mehr so betitelt wurde. Vielleicht muss man da auch wirklich den eigenen Ton finden oder mit einer Selbstverständlichkeit auftreten, wo sich keiner mehr traut, entgegen zu sagen, dass das anspruchsvoll oder zickig ist. #00:11:48-7#
Grazyna Wanat: Mhm, also würden sie sagen, auch so Lady Slams, die gibt es auch manchmal Sinn machen, weil das eben so ein Empowerment, genau. #00:11:58-9#
Pauline Füg: Genau, genau, genau! Also! Ich bin der absoluten Meinung, dass es total wichtig ist, sich da auch als Frau zu empowern und gegenseitig zu unterstützen, und das ist auch eine ganz andere Atmosphäre, wenn ich bei einem Slam bin, wo nur Frauen sind. Das ist so. Also, es ist dieser Wettbewerb, ist vollkommen wurscht, ist es irgendwie ganz cosy und irgendwie dieser Leistungsdruck, den man manchmal unter den Männern verspürt, wenn dann im Backstage geredet, da meinst, du hast aber hier Mensch deine Texte ins Publikum geballert, und du hast aber gerockt? Das hat man also bisher zumindest. Ich habe das bisher bei reinen Frauen selbst in der Form nicht so erlebt, sondern es ist mehr ein Gemeinschaftliches, den Abend gestalten und sich als Ensemble betrachten. #00:12:41-6#
Grazyna Wanat: Sie leiten auch kreativ Workshops und vor kurzem auch einen Workshop zum der Stadtbibliothek Nürnberg, die dieses Jahr ihren 650 Geburtstag feiert. Und was passiert in diesem Workshop, und wer hat daran teilgenommen? #00:13:00-0#
Pauline Füg: Mhm, ja, wir hatten Ähm, ich überleg Grad, ich glaube, zehn oder zwölf Teilnehmerinnen. Was? Ich müsste jetzt noch mal genau nachzählen, und wir haben das ausgeschrieben für junge Menschen bis 30 Jahre. Die konnten sich anmelden. Das haben wir über den Instagram Kanal, also mein Kollege mich hier, mit dem ich den U20 sein und mache, mit dem habe ich zusammen im Workshop gegeben, und wir haben den Instagram Kanal, und darüber haben wir das beworben, und über diverse andere Kanäle, bei Facebook und so weiter, und eben über die Stadtbücherei. Und ja, wir haben kreativ gearbeitet mit Texten aus dem Archiv der Stadtbücherei. Wir haben gedacht, wenn der Workshop schon digital stattfinden muss, dann wollen wir eine analoge Variante miteinfügen, und es gab Päckchen von uns nach Hause geschickt mit Zeitschaltung, Materialien aus dem Archiv, und dann wurden Lyrikcollagen gebastelt und natürlich auch so n bisschen was über Poetryslam gelernt, und wir haben auch kleine Kurzgedichte geschrieben, aber die Lyrikcollage war so das Hauptwerk, und das Tolle bei Lyrikcollage ist, man schreibt, ohne wirklich zu schreiben, weil man ja schneidet, und ganz bekannte Lyrikcollagistin ist Herta Müller, Literatur, Eberstein, die ja wirklich auch Ausstellungen damit hat, und es ist wahnsinnig. #00:14:11-5#
Grazyna Wanat: Wir können uns super, gerne, oder ich, es war so vertraut, wunderbar. Das ist eben bei diesen Onlinegesprächen auch oft so, dass man sich dann auch so nah kommt, wie wenn man im Wohnzimmer sitzt, das stimmt, das finde ich super! Also, wir dutzen uns ab jetzt. #00:14:31-4#
Pauline Füg: Ja, Pauline und Grazyna muss ich, gucken, wie ich es aussprechen kann, genau! #00:14:35-5#
Grazyna Wanat: Genau okay, ja, und ich komme aus Polen, und eben aus Polen kommt auch diese Nobelpreisträgerin, die heißt chemos schwer ausgehen. Aber sie ist auch Dichterin und hat auch Klagen gemacht und damit auch Ausstellungen, die es leider schon tot sein. #00:14:49-8#
Pauline Füg: Das muss ich mal recherchieren, ich voll gerne, dann schaue ich mir das mal an. Cool! Hm! #00:15:00-2#
Grazyna Wanat: Habt ihr dann? #00:15:00-7#
Pauline Füg: Genau, genau, und die dürfen die Teilnehmerinnen auch jetzt an die Stadtbücherei schicken, und die kommen dann ins Archiv, wenn sie das mögen, und wir haben die eben aber auch aufgenommen. Die wird es beim Instagramkanal zu hören gehen geben von uns, und es hat total Spaß gemacht, und das haben sich alle richtig gefreut, so ein Päckchen zu bekommen mit Kleber und Zeitschriften und Archivmaterial, und da sind schöne Kunstwerke! #00:15:21-1#
Grazyna Wanat: Standen ja super, hoffentlich werden sie auch ausgestellt. #00:15:24-1#
Pauline Füg: Ich hoffe ja, mal gucken, also, wie die Planung jetzt auch wird, wegen Corona, was man wie wo machen kann. Aber es ist auf jeden Fall zumindest auch was, was man vielleicht auch durchs Schaufenster oder durch eine Glaswand von außen sehen könnte. #00:15:36-1#
Grazyna Wanat: Mhm, ich hab eine #00:15:37-9#
Grazyna Wanat: vertonte Collage hier vorliegen, von Florian Kurz, die können wir uns jetzt anhören. #00:15:43-4#
Florian Kurz: Liebe Leserinnen und Leser, die Art, diese neuen Räume zu eröffnen, ist unerlässlich. Ich suche Vogelherz. Ein Bibliothekar schüttelt Wölfe im Kühlschrank, eine Handvoll Propaganda wird ganz zerstört werden. Ein Wort der Anerkennung, den Kriegs, Verdruss in Vorfreude. #00:16:18-7#
Florian Kurz: Auch du hast in diesem Workshop eine Collage erstellt. Kannst du sie uns vorlesen? #00:16:25-0#
Pauline Füg: Herzlich willkommen in der neuen Bibliothek! Küsse lesenlernen, die Blumen ordnet ihr des Wissens an, zu streuen, dich spontan einladen, Blaubeeren suchen, Zimtschnecken, im Kühlschrank der eigenen Kindheit nur Reste, und am Abend Bücher lesen. Ich wirke waise für den Frieden und die Einsamkeit auf dem Platz. Also schweigen wir lieber über die Bedeutung der Frage, wer spricht. #00:16:58-8#
Grazyna Wanat: Danke, es sind so schöne Workshopegebnisse, und ich freue mich, schon jetzt ankündigen zu dürfen, dass wir für das nächste Jahr gemeinsam was planen. Kreativkurse am Bildungszentrum, ich freue mich ja, und es heißt dann: kreatives Schreiben leichtgemacht. Die preisgekrönte Autorin Pauline Füg gibt Tipps und Tricks, und wie finde ich eine Idee? Wie setze ich sie um? Wie klingt mein Text gut? Wie schreibe ich gut? Es werden jede Menge kreative Schreibübungen gemeinsam gemacht und Ideen weiterentwickelt, und Ziel von diesem Workshop ist es, Anregungen zu geben und das Schreiben auch nach dem Workshop in den eigenen Alltag zu integrieren, und für Interessierte gibt es auch so dem einen kleinen Exkurs rund um das Thema. Auf jeden Fall sind Schreibinteressierte Menschen jeden Alters herzlichst willkommen. #00:17:57-9#
Pauline Füg: Ja, vor allem, wir machen einen online und einen offline Plan, das heißt, jeder kann nach Vorliebe sich melden. #00:18:03-2#
Grazyna Wanat: Eben, online am 15 April und offline, hoffentlich unter freiem Himmel. So wollen wir es organisieren, am Samstag, am 05.06.2021, und welche Erfahrungen hast du schon mit online Kursen gemacht? #00:18:19-1#
Pauline Füg: Ähm, gute und viel mittlerweile! Also, ich hab im April, als dann klar war, okay, es ist jetzt für mich erst mal nicht absehbar, wann ich wieder vor Ort arbeiten kann, weil ich auch eben auch viel in Schulen und Bildungseinrichtungen, Theatern bin, habe ich dann gesagt: Okay, ich entwickle Konzept für online Workshops, und ursprünglich war geplant, dass ich im Rahmen der Literaturtage Ingolstadt Workshops an Schulen gebe, und dann habe ich die Literaturtage angerufen, habe gesagt, wie sieht es denn aus? Habt ihr nicht lust? Wir planen das online, und die waren sofort dabei, und dann haben wir das mit ganz vielen tollen Jugendlichen gemacht und haben dann eben auch mein Kollege und ich, und wir haben dann eben auch im Feedback immer gebeten und haben das dann immer weiter optimiert. Und es war total schön, auch zu sehen, dass die Jugendlichen im Lockdown, weil ja auch keine Schule war, was zu tun hatten. Die waren richtig glücklich, dabei sein zu können, und sie hatten das Gefühl, sie können ja mitgestalten, weil wir das Konzept neu entwickeln. Das heißt, wir haben gesagt, sagt uns ehrlich, welche Übung hat nicht funktioniert, was fehlt euch noch? War das total schöner und toller Austausch? Und klar, es ist nicht vor Ort. Manche Sachen kann man eben in der Form nicht machen. Ich habe keine Bühne, ich habe kein Mikrofon, wo ich nochmal Performanz, Übungen in dem klassischen Sinne mache, und der Auftritt ist auch eher im Sitzen oder mit einem Video oder so. Aber ich habe zum Beispiel auch das Feedback bekommen von den Jugendlichen gerade im Lockdown. Sie hatten was zu tun. Sie haben auch andere von anderen Schulen kennengelernt. Dann gab es auch selber gerade in Quarantäne waren, die Teil aber im Workshop teilnehmen konnten, den nicht die Decke auf den Kopf gefallen ist. Es gab Jugendliche, deren Eltern Risikopatient*innen wären, die gesagt haben, ich hätte offline gar nicht hingekommen. So fühle ich mich wohl. Und und was ich auch für eine Erfahrung gemacht habe, ist, dass sie sich mehr trauen, mit mir in den Ragout Rooms Einzelne über Texte zu reden, als wenn wir jetzt im großen Workshop Raum sind, wo andere zuhören können. Und ja, und dann habe ich eben über den Frühjahr Sommer dieses Konzept weiterentwickelt und mache eben diese Online Workshops jetzt schon seit über einem halben Jahr und finde es total schön, einfach diese digitale Möglichkeit nutzen zu können. #00:20:24-8#
Grazyna Wanat: Ich hoffe, es klappt bei uns auch. Ich mache eigentlich so ähnliche Erfahrungen, allerdings bei unserem Publikum, so, dass sie eigentlich am Anfang sehr starke Berührungsängste haben, und die sagen auch, na ja, online. Also, mir geht es eigentlich darum, Menschen zu treffen. Erst wenn sie wirklich teilgenommen haben, nehmen sie das wahr. Das ist genau nicht genauso anders. Aber auch ein Menschen Treffen ist, dass man sich manchmal sogar näher kommt, was wir gerade jetzt erlebt haben, genau dass man sich plötzlich ausversehen dutzt, nutzt, genau das Vertrauenssituation auch erschaffen kann, und dann dann funktioniert es wunderbar. Und dann sagen sie auch oft: Ach, das war so toll, ich wäre heute abend gar nicht rausgekommen, und dann war ich doch dabei. Ich finde ich klasse, also glaube, dass das braucht. #00:21:14-4#
Pauline Füg: Noch ein bisschen Zeit. Ich glaube auch, dass tatsächlich auch eine Generationsfrage ist, also die Jugendlichen, die mit dem Handy wirklich von klein auf aufgewachsen sind. Für die ist das intuitiver als jetzt eine Generation, die sich mit diesen Sag ich mal, ausgefallenen Apps oder Tools noch nicht so auseinandergesetzt hat, und ich merke aber auch dann wirklich das nach diesem ersten online Treffen, auch gerade bei der Generation, die eben nicht mit dem Handy so digital native mäßig aufgewachsen sind. Ich bin ja auch gerade so die Grenze, als ich mein erstes Handy habe, ich mit 16, 17 gehabt. Ja, ich bin gerade so die Grenze, die noch reingewachsen ist, aber ich auf jeden Fall, wenn dann die Leute, die sich noch nicht so sicher sind mit diesen ganzen digitalen Sachen, wenn die das erste mal probiert haben, dann merkt man eben, wie die dann ja das irgendwie auch spannend finden. Also genau, was du auch gesagt hast, dass sie dann sagen, ach krass, hätte ich nicht gedacht, aber ist ja ganz cool, und ich sehe dann meine Aufgabe auch darin, dass ich, als ich arbeite, viel mit so, aber eben auch mit anderen Tools, je nachdem, was die jeweilige Einrichtung für dich arbeiten, dann nimmt, weil, es gibt ja immer irgendwelche Richtlinien, und ich empfinde meine Rolle dann auch, das Tool zu beherrschen und zu gucken, okay, was kann ich dann? Wie kann ich ein Whiteboard nutzen? Wie kann ich das mit Breakoutrooms? Wie kann ich den Chat nutzen, dass eben das Facettenreich gestaltet wird und nicht nur eins zu eins einfach von Offline auf den Versuch eines Online? Weil das ist so nicht möglich. Man muss es einfach ein bisschen anders gestalten und anpassen, aber das macht dann irgendwie auch wirklich Spaß, und wenn man dann alles mal so ein bisschen austestet und probiert, das ist einfach schön. #00:22:45-8#
Grazyna Wanat: Mhm, wenn wir jetzt weiterkommen in dem Erklären von deinem Arbeitsfeldern, schreibst du auf deine Webseite, die perfekte Kombination deine Leidenschaften, Literatur und Psychologie, ist die Demenzpoesie. Was ist das eigentlich? #00:23:06-3#
Pauline Füg: Ja, das ist eine Therapie zur Gedächtnis, Rehabilitation von Menschen mit Demenz. Mittlerweile ist es aber so, dass ich das mit der Kollegin, mit der ich das entwickelt habe, mit allen möglichen Gruppen mache, also mit sozialschwachen Jugendlichen oder auch mit Menschen, die psychische Erkrankungen haben, oder mit der Lebenshilfe zum Beispiel, also alle Gruppen, die quasi ja kognitive Einschränkungen haben oder Besonderheiten haben, und es ist eine Gruppentherapie. Das heißt, wir sind dann entweder in den Einrichtungen, machen das aber auch manchmal in Museen, wo wir dann mit Kunstgegenständen da noch arbeiten, und wir sprechen quasi Gedichte, entweder passend zur Jahreszeit, passend zu den Kunstgegenständen, und die sprechen wir mit verschiedenen Methoden, so dass auch Menschen mit Demenz mitsprechen, richten können, und bei Demenz wird das Langzeitgedächtnis als letztes zerstört. Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel ein Gedicht Anfang von Schiller, die Glocke, dann kann das irgendjemand in dem Raum dann zu Ende sagen, oder mehrere Leute sprechen dann mit, und da entsteht eben so eine ganz tolle Synergie, und es geht ganz viel um die Aktivierung der Lebensqualität und die Ressourcen, die noch da sind, zu nutzen und so lange wie möglich zu bewahren. Also klar, wenn jemand schon Demenz hat, dann können wir das den Prozess nicht mehr umkehren. Aber wir können das Gedächtnis trainieren, beziehungsweise Training ist noch mal eine andere Richtung. Aber wir können die Ressourcen nutzen und eine Rehabilitation machen und genau und damit arbeiten, was da ist, und das so lange, wie es geht, eben bewahren, #00:24:39-1#
Pauline Füg: Beeindruckend. #00:24:40-9#
Grazyna Wanat: Mhm. #00:24:41-3#
Pauline Füg: Ja, mach ich! #00:24:42-0#
Grazyna Wanat: Ich spaß, und das nächste zu erklären, heißt Großraum dichten. #00:24:47-9#
Pauline Füg: Ja, größere Dichten ist mit meinem Kollegen Tobias Heil ein Projekt. Wir treten als Poesie Team auf, das heißt, wir sprechen auch unsere Texte zu zweit. Das kann man sich so ein bisschen vorstellen, wie wenn man Kanon singen würde. Nur dass wir sprechen, also wir sprechen sind, wir sprechen Zeit versetzt, wir haben wir bestimmte Refrain, die wir wiederholen in der Rythmik und arbeiten aber auch mit Musiker*innen zusammen und mit einer Videokünstlerin und Großraumdichten ist quasi unser Konzeptnahme für quasi alles, was mit Kunst, die auf dem Poetryslam basiert, zu tun hat. #00:25:23-5#
Grazyna Wanat: Mhm, und das kann man sich anschauen, jetzt auch die Ergebnisse leiden, oder na ja, jetzt wahrscheinlich nicht, aber sonst auf den Bühnen. #00:25:32-6#
Pauline Füg: Genau sonst auf Bühnen, genau wir drehen bei den deutschsprachigen Meisterschaften auch regelmäßig auf. Bei YouTube findet man einiges von uns, also wenn man großräumlichen eingibt. #00:25:43-9#
Grazyna Wanat: Oh ja, und dort findet man zum Beispiel das wunderbare Stück unter dem Titel Spiegel, was eins zum Gewinner des Publikums Preise im Poetrywettbewerb wurde, mit von Berger. Fünf Minuten wunderbare Poesie, und das klingt so: #00:26:22-0#
Poetryslam: Mann wacht auf und wartet auf den Postboten, auf den Versicherungsvertreter, auf Lieblingsfolgen, auf Lieblingssender, auf Wege zum Glück, auf Essen auf Rädern, auf nicht das Haus verlassen oder bleiben, was man ist. Man weiß es nicht, wenn solche Nebensächlichkeit tatsächlich von Interesse wäre. Wenn solch Nichtigkeit, Wichtigkeit erlänge, keinen Unterschied spürbar. Man fühlt sich selbst stehen am Kliff der inneren Zerissenheit. Am Kliff der inneren Zerrissenheit, allein diskutiert man, liegen bleiben oder aufstehen? Liegen, bleiben oder stehen, wenn es nur diese zu klärende Frage gäbe, die vorraussichtliche Wartezeit beträgt: fünf Minuten, bitte haben sie ein Moment Geduld. Der nächste freie Mitarbeiter nimmt sich ihrer an. Ihrer nicht freie Mitarbeiter nimmt sich, und man sucht nach dem richtigen Tasten und sucht. Die richtigen Worte suchen. Das richtige Programm und sucht, einen anderen Fluchtpunkt. Man sucht in den untersten Schubladen. Nach der Anleitung: Beseitigung aller möglichen Zweifel. Bitte wählen sie Antwort a ,b oder c. Nicht wissen, was tun oder nicht tun, das ist hier die Frage, und wenn es doch nur die einzige wäre, die einzige zu klärende Frage wäre. Klärende Frage wäre, ich fliehe nur vor mir selbst. Das kam aus mit mir und stellt fest, dass es so nicht weitergehen kann. So ist das Leben eben, wenn man jeden Tag aufsteht, zu zusehen, nur reagiert, was ich hinter, und nicht wie auch verkehrt herum, sieht alles anders aus. Ich bin angekommen, unterwegs, bleibt liegen, wenn ich mich fallen lassen, da gerade sein bei zwei, zwei. Aber damals bei fällt keinem auf, genau fällt kaum einen auf. Fall kaum auf. Auch Versprechen, herein, die ich mir selber gebe: aufgestanden auf den Morgen, zu dem es kein Gestern gibt, gestartet, gelandet auf dem Boden, der mit Tatsachen bedeckt ist, Unmöglichkeit im Augenwinkel. Nicht wirklich verschönern. Liegt im Auge des Betrachters. Wir glauben das. In jeden Spiegel, in dem ich blicke, wieder ein Pantomime. Der versucht, mir ein Gesicht zu geben, dass ich verloren habe auf dem Weg vom Sandkasten hier, dass ich verloren habe, und zwar so was von mir. Die Tage verstreichen lassen, keine Spuren, denn man folgen konnte. Eins folgt dem anderen Gesetz, Gesetze, Schritt für Schritt in die Einsamkeit, eins folgt dem anderen. Ich folge allein. Manchmal gibt es Tage an denen einfach so eine Lebensweisheit reinschneit, egal ob man will! oder nicht, offene Schwung vorbeikommt und zwischen den Ohren hängenbleibt und zwischen den Ohren hängenbleibt, zwischen den zwischen den Ohren hängenbleibt. Das ich, das ich, das ich so zum Glück ist heute nicht so einen Tag. #00:30:40-9#
Grazyna Wanat: Und wer sehen möchte, wie Pauline Füg mit Toby Heil das Stück auf die Bühne bringen, kann es, wie gesagt, auf YouTube suchen oder in unsere Shownotes schauen. #00:31:16-0#
Pauline Füg: Und wir geben eben auch zu zweit ganz viele Workshops und bringen da den jungen Menschen bei, zu zweit oder auch alleine Texte zu schreiben. #00:31:23-3#
Grazyna Wanat: Genau bei unserem Bildungspodcast fragen wir unsere Gäste, was sie selber gerne lernen würden. #00:31:31-2#
Pauline Füg: Ähm, ich lerne gerade Roller skaten, also es ist was ganz anderes, also weil ich brauche, tatsächlich, weil ich so viel auch mit Literatur zu tun habe, brauche ich oft nach Feierabend einen körperlichen Ausgleich und hab dann gedacht, jetzt, als der Lockdown kam, ich muss irgendwas neues lernen, was mich dazu bringt, rauszugehen und mich zu bewegen, und dann habe ich Rollerskates gekauft, und da kann man so lustige Tanzmoves machen und über bei uns im Hinterhof, in der Hofeinfahrt und würde ich auch gerne. Ja, es ist lustig, immer gucken ich, ich hab immer niemanden, der es filmt, deswegen muss ich mir gucken, aber bei Instagram poste ich immer mal wieder Fotos, auch davon, wie ich da am Anfang ist noch wackelig, jetzt schon ein bisschen stabiler drauf stehe, und es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß. #00:32:22-3#
Grazyna Wanat: Sag mal, warum heißt es kein Schweiß aufs Holz, und warum stelle ich dir diese Frage? #00:32:30-4#
Pauline Füg: Ja, also, du stellst mal diese Frage, weil ich mit meinem Mann zusammen ein Sauna Podcast mache. Mein Mann ist nebenberuflich Aufgussmeister, und wir sind beide leidenschaftliche Saunierer:innen und und haben von von Freunden bekannten immer wieder ähnliche Fragen gestellt bekommen, nämlich zum Beispiel: warum heißt es kein Schweiß auf Holz auf oder was ist der Rest oder so oder was muss in die Saunatasche rein? Und all diese Fragen beantworten wir, wie auf unserem Podcast. Der Podcast heißt: Abenteuerwellness findet man bei Spotify und iTunes, wenn jemand reinhören will und kein Schweiß aufs Kreuz, heißt es, weil man in der Sauna idealerweise überall, wo Haut das Holz berühren könnte, ein Handtuch dazwischen legt, um das Holz zu schonen und für Hygiene zu sorgen. #00:33:18-3#
Grazyna Wanat: Mhm kommen, lassen wir uns mal von Podcasterin zu Podcasterin unterhalten! #00:33:25-8#
Pauline Füg: Wahrscheinlich kam deswegen das ,,du'' so schnell. #00:33:27-4#
Grazyna Wanat: So schnell genau hast du Feedback für deinen Podcast, kriegst du das? #00:33:33-5#
Pauline Füg: Ja. #00:33:33-7#
Grazyna Wanat: Was? #00:33:33-9#
Pauline Füg: Mhm, ähm, also, uns schreiben immer wieder Saunafans, dass sie begeistert sind. Dann, wir haben auch eine Instagramseite. Da schreiben uns immer wieder Leute, dass sie was Neues gelernt haben, und wir merken eben, es ist ja ein absoluter nischen Podcast. Wir machen das einfach aus Spaß auch, und wir merken aber, dass uns immer wieder Leute schreiben, ach cool, das ist ja spannend, und was wir dann auch sehen, dass wir halt an so Folgen, wie muss man in der Sauna nackt sein, oder darf man in der Sauna flirten? Da sind die Podcast, Hörer zahlen sehr hoch, also das scheinen Fragen zu sein, die Leute wirklich interessiert und wo sie dann eben auch bei uns hängen bleiben. Und ja, wir haben stetige Hörer*innen in den Zahlen, und das ist auch nochmal so ein Feedback, dass es also nicht abbricht, sondern dass die Leute wirklich immer weiter interessiert und auch die Folgen immer weiter hören, und das ist wirklich schön! #00:34:22-5#
Grazyna Wanat: Ja, bei uns ist es interessant. Unsere Zahlen sind sehr gut, also wir wissen Bescheid, dass wir viele Zuhörer*innen haben. Allerdings bekommen wir keine, kein Feedback, und das ist für uns so geheimnisvoll. #00:34:38-0#
Pauline Füg: Ach krass, okay! Also wir bekommen jetzt auch nicht jede Woche, sondern dann gibt's halt mal eine Rezension bei iTunes oder mal eine Mail oder mal jemand, der uns anschreibt und sagt: Mega cool, was ihr macht. Aber vielleicht muss man die Leute auch animieren, und bei uns war es auch tatsächlich so. Wir haben auch eine Zeit lang haben wir gesagt, schreibt uns Feedback, haben wir in jeder Folge gesagt, und da kam dann auch mehr. Also, da haben auch zum Beispiel Feedback vorgelesen von Leuten, und das haben wir schon lange nicht mehr gemacht, müssen wir mal wieder machen. Dann haben wir auch Feedback vorgelesen von Leuten, und dann war das auch schön, wenn es zum Beispiel Leute waren, die im Viertel war, auch regelmäßige Saunagänger*innen sind, die dann gesagt haben, ich habe mein Feedback vorgelesen und ganz glücklich waren, und dann dann ja, vielleicht muss man die Leute animieren, oder sie wollen also vielleicht bei euch anonym bleiben. Ich weiß es nicht. #00:35:24-4#
Grazyna Wanat: Ja, trotzdem sage ich das jetzt gerne, bitte schreibt uns. Wir würden uns wahnsinnig freuen, und die E-Mail Adresse lautet bz.podcast@stadt.nuernberg.de Und in wie viele Podcast warst du schon als Gast eingeladen? #00:35:44-2#
Pauline Füg: Ich würde sagen, bei so drei oder vier, also noch nicht bei so super vielen, aber so, dass es irgendwie schön war, ja. #00:35:51-7#
Grazyna Wanat: Gibt es etwas, was dich in der letzten Zeit besonders genervt hat? Wir haben dafür nämlich eine. #00:36:00-7#
Pauline Füg: Vielleicht eine Mecker-Ecke? Also, ich glaube, was mich gerade so ein bisschen nervt, ist, dass Weihnachtseinkäufe mit ganz vielen Menschen in Läden stattfinden können und mit ganz nahe, und das Körperkontakt und nee da irgendwie okay ist, aber im kulturellen Bereich nicht. Also, ich finde das also, ich verstehe alles, und ich bin auch gerne so, dass ich sage, okay, ich verzichte, aufzutreten und auf Bühnen zu gehen, damit wir der Gesellschaft was gutes tun. Aber dann finde ich das halt alles so ein bisschen schwierig, dass es dann halt ja, ich sage jetzt mal so ganz plakativ, der Kapitalismus ist halt einfach im System Kapitalismus systemrelevant, und, ähm, die Gedanken oder die schönen Künste, die ja eigentlich auch immer Verarbeitungsstrategien sind und Aufarbeitung von der Gesellschaft, werden halt definiert als nicht systemrelevant. #00:36:55-9#
Grazyna Wanat: Und die wir immer stärker vermissen. #00:36:59-3#
Pauline Füg: Ja, genau, und das ist das ist schon, was, was mich manchmal so ein bisschen traurig macht, obwohl ich wirklich ein großer Fan von Sicherheitsmaßnahmen bin, und aber diese zwei verschiedene Maße, das ist manchmal ein bisschen schwierig für mich. Also gerade weil ich einfach jetzt auch ganz klar merke, mein Kalender für nächstes Jahr ist sehr, sehr, sehr viel leerer als in den Jahren davor, und ich bin gespannt, wie es weitergeht, weil auch die ersten Kultureinrichtungen mir auch schildern, sie die Kürzen den, weil es nicht finanzierbar ist, und ich bin auch gespannt, wenn dann die Impfung da ist und die Bühnen wieder öffnen dürfen. Welche Bühnen haben überlebt, und wie viele Zuschauer*innen kommen überhaupt? Kann über den Eintritt dann die Gage finanziert werden, und da braucht man dann halt Fördertöpfe. Und ich habe so ein bisschen die Sorge, auch, weil viele Künstlerinnen, die von so vielen Umplanen so erschöpft sind, mittlerweile von der Veranstaltung dann verschoben und dann umgeplant und hier und so, und dann doch auf nächstes Jahr und dann doch kein Geld, oder dann also viele sind erschöpft, und ich habe so ein bisschen die Sorge, dass 2021 für Künstlerinnen noch härter wird als vorher, weil es wie ein Pausenjahr ist. Also ich habe auch Veranstalter, die sagen, nee, die Veranstaltung im Herbst, Herbst nächsten Jahres, die machen wir doch nicht, obwohl wir dahin verschoben haben. Dann ist es erst 2022, und das bereitet mir wirklich so ein bisschen Sorge, wie das gehen soll. #00:38:25-4#
Grazyna Wanat: Mhm, und was beschert dir Glücksmomente? #00:38:30-2#
Pauline Füg: Ähm, als es am 1. Dezember geschneit hat, das fand ich total schön. Ich bin ziemlich früh aufgewacht und hab so gedacht, das Licht ist ganz anders, und ich mag das wirklich. Ich mag spazieren gehen, und ich brauche bei immer ein bisschen mehr Antrieb, um rauszugehen, aber wenn es dann schneit, und ich bin dann wie so wie so ein kleines Kind eingemummelt und kann dann so ein bisschen auch durch den Schneematsch tapsen. Das mag ich total gerne. #00:38:57-9#
Grazyna Wanat: Ach, klingt schön, ja vielleicht hoffentlich schneit's wieder! #00:39:02-2#
Pauline Füg: Ja, es sollte, glaube ich, irgendwann in nächsten Tagen wieder. Ja, ja, ja! #00:39:05-5#
Grazyna Wanat: Du veröffentlichst auch deine Texte in unterschiedlichen Verlagen und Formaten, und beim Durchschauen von deinem Autorenprofil bei einem großen Bestellportal, bei dem man auf keinen Fall bestellen sollte, weil man ja die lokale Buchhandlungen unterstützen soll, fand ich unter anderem eine kleine Grafiknovelle mit dem Titel ,,Zauberspruch für Verwundete'', und das Buch soll im wahrsten Sinne des Wortes klein, laut Beschreibung zwölf mal zwölf Zentimeter, und ich fand dort auch eine Reihe von Kommentaren, alle durchwegs positiv. Ich habe das nur gar nicht selbst gelesen, ich wusste ja nicht, dass das dann. Dann kann ich die auch vorlesen. Unter anderem folgende Bewertung von einem verifizierten Käufer steht da, so unglaublich traurig, dass es kaum auszuhalten ist, und dabei so schön, dass es dann irgendwie doch geht. #00:40:06-4#
Pauline Füg: Das ist echt süß. Ich wusste das gar nicht. Ich stalke mich selbst zu selten, glaube ich. #00:40:15-4#
Grazyna Wanat: Siehst du, das habe ich gestern alles gemacht, und dann habe ich mir gesagt, dieses kleine Büchlein will ich unbedingt haben, wenn ich. #00:40:22-8#
Pauline Füg: Ich weiß gar nicht, ob es es noch zu kaufen gibt, also sich selber, ach cool, okay, das ist gut, viel, ich muss selber auch mal nachbestellen. Ja, also, ich glaube, mein letztes Exemplar habe ich vor ein paar Jahren tatsächlich bei einer Lesung verkauft, und ich weiß also, der Verlag hat, glaube ich, nicht nachgedruckt. Aber es kann natürlich sein, dass es eben noch noch bei einem Anbieter Restexemplare gab oder so, oder der Verlag hat nachgedruckt, und ich weiß es nicht, was ja auch manchmal bei den kleinen Verlagen. Ja, es ist so cd Booklet Größe und hat ein befreundeter Grafiker von mir quasi wie so eine Art Komik einen Text von mir gezeichnet. #00:40:58-0#
Grazyna Wanat: So, Pauline, vielen dank für dieses Gespräch und ja, schöne Weihnachten, frohes neues Jahr, und wir wünschen uns alle, und ich wünsche dir auch, dass das nächste Jahr doch besser, definitiv besser wird als dieses Jahr. #00:41:13-1#
Pauline Füg: Ja, das wünsche ich dir auch, und danke für das Liebe und tolle Interviews hat mir sehr viel Spaß gemacht. #00:41:18-3#
Grazyna Wanat: Cool! Okay! Dann schönen Tag noch! #00:41:20-4#
Pauline Füg: Ja, dir auch! Sehr gefreut, dich kennengelernt zu haben. Das war irgendwie ein schöner Vibe, gute Laune, einen schönen Tag! Tschüss! #00:41:31-4#
Grazyna Wanat: Dir auch, Tschüss! #00:41:31-4#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.
Eine der bekanntesten Bühnenpoetinnen des deutschsprachigen Raums im Gespräch über ihre überraschend vielfältigen Wirkungsfelder.
Als studierte Diplom-Psychologin wählte Pauline Füg einen ungewöhnlichen beruflichen Weg: sie lebt als freie Autorin und Poetry Slammerin. Sie erzählt im Podcast, welche Möglichkeiten ihr die kreative Arbeit mit dem geschriebenen und gesprochenen Wort eröffnet hat. Sie spricht auch darüber, inwieweit die Gleichbehandlung von Männern und Frauen in der jungen und hippen Szene des Poetry Slams stattfindet. Über Online-Kurse kann sie viel Gutes sagen, auch über das Podcasten und das Saunieren (der Zusammenhang fehlt? Bitte reinhören!)
Zum Jubiläum der Stadtbibliothek Nürnberg leitete sie einen Textcollagen-Workshop, in dem mit den Texten aus dem Archiv der Stadtbibliothek gearbeitet wurde. Auch darüber erzählt sie im Podcast.
Pauline Füg ist eine sehr gefragte Workshop-Leiterin. Wer würde nicht gerne Tipps und Tricks von einer preisgekrönten Autorin lernen? Auch wir haben ab April 2021 Schreibwerkstätten mit Pauline Füg im Programm.
Pauline Füg lebt in Fürth, Ihr Lyrikband „die abschaffung des ponys“ erschien beim Würzburger Stellwerck Verlag. 2011 gewann sie den Kulturpreis Bayern, 2020 das Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern. Ihre Webseite mit aktuellen Projekten finden sie hier.
Im Gespräch erwähnte Poetinnen, Nobelpreisträgerinnen und Autorinnen von Collagen: Herta Müller und Wisława Szymborska
Regisseur der Arte-Doku “Slam Revolution”: Rolf S. Wolkenstein
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Aufgenommen am: Montag, 7. Dezember 2020
Veröffentlicht am: Donnerstag, 17. Dezember 2020
Moderation: Grażyna Wanat
Im Gespräch: Pauline Füg
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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.
Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an!
Foto: Pierre Jarawan