Kathleen Röber, Grazyna Wanat, welche Impulse bieten die texttage Nürnberg?

Ansage: KontaktAufnahme, der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:18-2#
Cristina Gleich: Hallo und herzlich willkommen zur Kontaktaufnahme! Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg! Ich bin die Christina Gleich, und heute freue ich mich auf dieses Gespräch mit zwei Kolleginnen vom Bildungscampus, die ein fantastisches Festival auf die Beine stellen, die Texttage Nürnberg. Beide sind Festival-Leiterinnen. Zum einen Kathleen Röber. Du bist Literaturkoordinatorin des Bildungscampus der Stadt Nürnberg, und im Festival bist du zuständig für den Textilualienmarkt. Grazyna Wanat Du bist Programmmanagerin im Bildungszentrum für Literatur, Politik und Philosophie. Im Festival bist du mit der Meisterklasse beschäftigt, mit den Workshops und Lesungen. #00:01:17-8#
Kathleen & Grazyna: Hallo, hallo! #00:01:21-0#
Cristina Gleich: Zuerst Glückwunsch zur fünften Ausgabe des Festivals. Wie fühlt sich das an? Ihr kennt schon großteils die Herausforderungen, sicher, aber gibt es immer noch den gleichen Nervenkitzel? #00:01:35-6#
Kathleen Röber: Nee, natürlich nicht. Nein, wir sind die Vollprofis. Wir wissen schon ganz genau, wie das alles geht. Haha. #00:01:42-4#
Grazyna Wanat: Ironie off, ja, natürlich, Nervenkitzel gibt's schon, ein bisschen Routine ist aber schon dabei, einiges haben wir uns schon angelernt, geübt und es funktioniert. #00:01:55-3#
Kathleen Röber: Und sonst schafft man es irgendwann nicht mehr. Aber wir leisten uns schon die Freiheit, immer noch neue Sachen zu erfinden, auf die wir Lust haben. Tatsächlich, ja, genau, also, das Grundkonzept ist eigentlich jetzt ganz gut etabliert, was auch gut ist. Es gibt uns allen ja auch so ein bisschen Sicherheit, wie man die Prozesse macht, auch wann die Werbung wie wo sein muss. Also solche Sachen, das kann man natürlich dann schon irgendwann professionalisieren und da auch durchziehen. Genau, aber inhaltlich ist immer noch spannend, deswegen streiten wir auch jedes Jahr darüber wenn wir einladen wollen, haha. #00:02:24-9#
Grazyna Wanat: Das stimmt, haha. #00:02:27-5#
Cristina Gleich: Ja, ja, also ich habe hier in meinen Händen die Broschüre, die immer so schön ist. Das gibt einen sehr guten Überblick über diese drei Festivaltage, also vom Freitag dem 12ten bis Sonntag, 14 Juli 2024, also ein ganzes Wochenende, um sich intensiv mit Texten zu beschäftigen, sei es als Autorin, als Leser oder einfach neugierige Person. Ein Merkmal zumindest bei mir von diesem Festival: diese sommerliche, lockere Atmosphäre, wo man sich in unterschiedlichen Räumlichkeiten, vor allem draußen, mit allen möglichen Facetten der Literatur beschäftigen kann. Ich nehme jetzt ein Zitat von der Broschüre: "Die Texttage Nürnberg sind einzigartig in Deutschland. Nur bei diesem Literaturfestival stielt das Schreiben dem Lesen die Show." Ich glaube, das beschreibt ganz gut den aktiven Charakter dieses Festivals, und lass uns mal mit der Eröffnung anfangen. Grazyna, was erwartet uns, und dazu gleich noch, welche Autorinnen kommen in diesem Jahr nach Nürnberg, und welche Bücher bringen sie im Koffer mit? #00:03:52-0#
Grazyna Wanat: Mhm, ich würde noch auf dein Zitat zurück kommen. Zuerst, ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, Kathleen, ob das wirklich noch noch so stimmt. Genau, als wir angefangen haben, war die Idee wirklich so außergewöhnlich, dass man sich so wahnsinnig auf das Schreiben konzentriert, dass man die Schreibworkshops anbietet. Ich habe das Gefühl, dass sich das ein bisschen ausbreitet. Ich möchte damit nicht sagen, dass man sich das bei uns abgeschaut hat, aber anscheinend haben wir den Nerv der Zeit auch ein bisschen getroffen mit unserem Konzept, weil ich sehe schon andere Festivals, die inzwischen auch vermehrt auch Schreibworkshops anbieten. #00:04:26-9#
Kathleen Röber: Sehe ich auch total viel. Was mir immer auffällt, tatsächlich, dass die Schreibworkshops in anderen Regionen um ein vielfaches teurer sind. Das ist mir aufgefallen. Ich weiß nicht, ob du das schon festgestellt hast? #00:04:37-9#
Grazyna Wanat: Das stimmt! #00:04:38-3#
Kathleen Röber: Also im Vergleich sind wir doch noch wirklich preiswert und mit namenhaften Autor*innen. Das muss man schon auch nochmal betonen. #00:04:45-5#
Grazyna Wanat: Ja, das ist interessant, weil wir dann schon ein bisschen mit dem Preis, das ist auch nicht wahnsinnig günstig für zwei Tage Schreibworkshops 160 € bei diesen Bestsellerautor*innen. Aber gleichzeitig stimmt das, was du sagst, das es woanders noch viel teurer ist, und dass man eigentlich diese Gelegenheit nutzen sollte, bei uns zwei Tage so eng mit so bekannten Autorinnen und Autoren zusammenarbeiten zu können. #00:05:10-3#
Kathleen Röber: Vor allen Dingen du hast es ja so schön auch konzentriert auf eine wirklich kleine Gruppe, also, das muss man auch noch mal verstehen, dass man da wirklich sehr intim und also, das ist wirklich ein geschützter Raum, den du da mit deinen Workshops schaffst, wo man wirklich auch mit den Autor*innen und den anderen, maximal zwölf sind es glaube ich, das ist wirklich eine kleine Gruppe, wo man auch wirklich sehr intensiv am Schreiben arbeiten kann. Und also, ich finde es toll, und das muss man einfach auch wissen. Ich meine Schreiben ist ja so das große Obermotto. Ich glaube, das ist, was dieser Satz auch so ausdrücken will, dass das so ein bisschen die Ausrichtung ist und nicht sozusagen die klassische Lesung im Vordergrund steht. #00:05:50-9#
Cristina Gleich: Ja, genau genau das, weil nicht nur die Schreibworkshops, sondern auch die Lösungen stehen unter diesem "Schreiben"-Zeichen also, es wird nicht gelesen, sondern es wird sich unterhalten über die Schreibprozesse und über alles mögliche, was damit zusammenhängt. #00:06:04-8#
Cristina Gleich: Ja, und das Publikum ist nicht nur als Rezeptor da, richtig? Es gibt immer Austausch, auch in den Lesungen immer sehr. #00:06:12-0#
Grazyna Wanat: Viel Austausch, genau! Genau, ich habe deswegen diese Oberbezeichnung Meisterklassen für diese Schreibworkshops und für diese Lesungen, weil dieses Wort Lesungen passt, nicht ganz für das, was wir hier anbieten. Diesen wirklich intensive Austausch, Stunden mit den Autorinnen, Autoren, die ein bisschen auch aus diesen Romanen oder Texten lesen, aber viel, viel Fragen, beantworten und eigene Impulse auch geben. Ja, und jetzt gehen wir vielleicht doch zu dieser Festivaleröffnung am Freitagabend. Tonio Schachinger kommt zu uns hin, und das ist, glaube ich, ein großer Wurf. Das ist immer diese Herausforderung, welche Autoren, welche Autorinnen in diese kleine Gruppe kommen, und natürlich schauen wir auch auf diesen großen Buchpreis, den deutschen Buchpreis, und versuchen auch den Gewinner, die Gewinnerin, zu uns zu locken, was uns nicht immer gelingt. Und dieses Mal klappte das, und schon alleine deswegen ist es was besonderes, dass Ton Schachinger diese Eröffnungslesung hält und über den Umgang mit Lob und Kritik sprechen wird. Also was passiert, wenn man so eine Besteller auf einmal gemacht hat? Wie verändert das Buch, verändert das die Rezeption und wie der Autor in seinem Fall mit diesem plötzlichen Ruhm umgehen kann? Aber auch, wie wichtig ist dieses Lob und Kritik schon im Prozess des Schreibens eigentlich? Wie viel denkt man daran, wer das Lesen wird, wie die Leute reagieren werden, ob man diesen Gedanken ausschalten kann oder nicht? Aber nicht nur das passiert bei der Festivaleröffnung. Wir haben auch andere Geschichten geplant. #00:08:04-0#
Kathleen Röber: Genau, ja, ja, wir haben uns das Jahr überlegt, das wäre vielleicht ganz schön. Also, wir haben schon länger drüber nachgedacht. Manchmal ist es nicht so einfach, das thematisch zusammenzubringen. Wir haben dieses Jahr tatsächlich auch einen Autor aus der lokalen Szene eingeladen, um die Eröffnung herum sozusagen mit uns an. Eigentlich wird es so ein bisschen ein Mitmachding. Also, wir sind sehr gespannt, wir probieren das gerade mal aus. Also, Christian Schleuer ist Autor, wie gesagt, aber der macht auch akustische Sounds, also der improvisiert Klangteppiche zu Lyrik. Und das wollen wir einfach mit dem Publikum mal ausprobieren. Ich bin sehr gespannt, ob tatsächlich Leute Sachen aufschreiben, während er sozusagen Musik macht und die wir dann später einsammeln können und die er dann noch live improvisieren kann. Also da freue ich mich drauf und ich hoffe das Publikum ist offen genug, einfach mal sowas mit uns zu machen. Warum nicht? Ein Experiment! Aber nicht schlimm. #00:08:58-4#
Grazyna Wanat: Aber nicht schlimm, haha. #00:09:01-5#
Cristina Gleich: Bei einem Experiment kann alles passieren, haha. #00:09:04-0#
Kathleen Röber: Und ich wünsche es mir halt. Ich denke mir immer, ja, traut euch, liebe Leute! Also bei uns sind so viele Leute zu Gast, die keine professionellen Autoren sind. Das ist völlig in Ordnung, aber jeder schreibt und denkt! Also, warum nicht einfach mal ausprobieren, das war so ein bisschen der Hintergedanke, glaube ich. #00:09:21-1#
Cristina Gleich: Und vielleicht passiert das auch in Zusammenarbeit mit unserer DJane, die schon seit ein paar Jahren immer dabei ist bei der Eröffnung. Wir werden schauen, ob die zwei auch zusammen können. Wir haben auch eine Signierstunde eingeplant und mit einer der Autorinnen, mit Aisha Franz. Das ist die Autorin, die die Grafik Novel präsentiert also wirklich so eine Ausnahmegeschichte in dem ganzen Programm, wir werden sehen. Ich hoffe das wird auch ein sehr, sehr, sehr schöner Abend sein. #00:09:49-8#
Kathleen Röber: Wird es auf jeden fall . Die Katharinenruine ist ja auch einfach, es ist ja einfach toll. Du hattest vorhin das Flair angesprochen, Christina, das ist ja mal echt eine tolle Atmosphäre, kann man nur empfehlen. #00:10:02-3#
Cristina Gleich: Wer kommt denn sonst? Ja? #00:10:05-6#
Grazyna Wanat: Ja, also also die, die Gruppe ist immer klein. Das sind sieben, acht Autorinnen, Autoren, und deswegen kann man sich auch auf jede Person sehr konzentrieren. Es ist nicht so, wie bei diesen Riesenfestivals, wo 40, 50, 60 Autorinnen, kann man nur sich was auspicken beim erzählen. Bei uns können wir sich auf jede Person, also jede Person, genauer anschauen, und das sind alles wirklich Ausnahmemenschen, Ausnahmeaautorinnen. Also zuerst, Alice Hasters, ich blätter jetzt in diesem Heft, und in dieser Reihen Folge werde ich kurz alle Autorinnen, Autoren, erwähnen, Alice Hasters wurde bekannt durch diesen Besteller "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten." Und jetzt kommen sie mit einem neuen Buch unter dem Titel "Identitätskrise." Dann kommt Tanja Schwarz, vielleicht am wenigsten bekannt von den Autorinnen, die jetzt kommen, hat aber auch schon mehrere Romane geschrieben. Und das Buch, mit dem sie dieses Jahr kommt, heißt "Vaters Stimme". Necati Öziri, super spannende Persönlichkeit, ein Autor, der eigentlich von der Theaterszene kommt. Christina, für dich vielleicht besonders interessant. Du als Theatermensch. Also vorher hat er Theaterstücke geschrieben, und der Roman "Vatermal" ist sein erster Roman. Man kann sich Necati Öziri viel im Internet anschauen. Es gibt ganz viele YouTube-Videos mit ihm, wo er auch über die Themen spricht, die ihn interessieren. Wie gesagt, also ich beneide die Leute, die in seinen Workshop gehen dürfen. Ich kann leider nicht als Organisatorin. Dann haben wir Charlotte Gneuß, eine sehr spannende Geschichte, auch mit ihrem "Gittersee"-Roman. Der wurde sofort ein Bestseller und wurde wahnsinnig diskutiert und auch sehr kontrovers diskutiert mit dieser Hintergrundfrage. Wer darf was erzählen? Sie erzählt eine Geschichte aus der DDR Zeit, wo sie nicht gelebt hat. Sie ist Tochter einer Mutter, die in DDR gelebt hat, selber hat sie es aber nicht erlebt. Und es gibt Autoren, die natürlich aus eigener Erfahrung erzählen und behaupten, sie hätten mehr recht über diese Geschichten zu erzählen. #00:12:36-4#
Kathleen Röber: Vielleicht ein gutes Beispiel für das Thema Lob, und Kritik kann man vielleicht auch an Thema genau auch noch mal besprechen. #00:12:43-9#
Grazyna Wanat: Dann Sascha Marianna Salzmann, ich darf verraten, vielleicht, mit Necati Öziri sehr befreundet. Sie kommen aus einem anderen Zusammenhang, weil sie beide am Gorki Theater sehr aktiv sind und waren. Und wenn man soziale Medien ein bisschen verfolgt von den Autorinnen, Autoren, dann sieht man sie auch oft gemeinsam unterwegs. Deswegen freue ich mich auch besonders, dass sie beide hier bei uns sind. Das Buch "Im Menschen muss alles herrlich sein" wurde auch auf unsere Nürnberger Theaterbühne gebracht. #00:13:21-1#
Cristina Gleich: Hab ich gesehen! #00:13:22-3#
Grazyna Wanat: Genau habe ich auch gesehen, und ja, ich finde es toll. Allerdings entfernt sich das sehr stark von dem Buch. Auch ein spannendes Thema, eigentlich, wie man Texte auf die Bühne bringt. Dann Isabel Bogdan, die hatten wir schon einmal im Programm und aus komplizierten, schwierigen Familiengründen, musste sie sehr kurzfristig absagen. Das war für uns damals sehr traurig und ich freue mich sehr, dass sie doch kommt. Wir haben sie letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse persönlich kennengelernt, Kathleen, nicht wahr? #00:13:55-5#
Kathleen Röber: Und dort hat sie sofort zugesagt, dass sie auf jeden fall nochmal kommen möchte. #00:13:56-5#
Grazyna Wanat: Genau genau, und das ist sehr, sehr schön. Man kennt sie aus aus ihren Büchern, vielleicht auch aus den Verfilmungen. Also "Der Pfau" wurde auf die Kinoleinwand gebracht. Eine sehr lustige Geschichte. Und die letzte Geschichte, das Buch "Laufen", was völlig anders als alles andere als lustig ist, obwohl sie das auch mit Humor erzählen kann. Eine doch traurige Geschichte, die auch verfilmt würde, und ich glaube immer noch im Zdf Mediathek zu sehen ist. #00:14:27-3#
Kathleen Röber: Sie ist ja auch als Übersetzerin sehr bekannt. #00:14:28-9#
Kathleen Röber: Genauso hat sie auch angefangen, als Übersetzerin. #00:14:29-8#
Grazyna Wanat: Genau, und da sind wir schon am Ende. Wir sind noch bei der Aisha Franz, wie gesagt, eine Autoren, die zeichnet, also mit Zeichnungen erzählt und mit einer Grafik Novel "Work-Life-Balance" zu uns kommt. #00:14:46-5#
Cristina Gleich: Mhm, ja, und alle diese Autorinnen kommen und machen einerseits die Lesungen und auch die Workshops, die sind den ganzen Tag beschäftigt bei uns, richtig? #00:15:00-1#
Grazyna Wanat: Zwei volle Tage, sehr intensiv, ja! #00:15:03-0#
Cristina Gleich: Ja, genau. Wenn ich ein bisschen thematisch denke, so ich hab rumgeblättert, was für Themen in den Büchern kommen. Ich hab ich noch nicht alles gelesen. Es gibt ein paar Themen, das Thema Vater zum Beispiel dieses Jahr, zumindest bei drei Büchern dabei. Bei Tanja Schwarz, Necati Öziri und Tonio Schachinger. Das Thema Vater oder Abwesenheit. #00:15:29-2#
Grazyna Wanat: Abwesenheit, das ist das Spannende. Auch wenn zweimal der Vater im Titel steht, ist der Vater eigentlich gar nicht da. Beziehungsweise bei Necati Öziri ist es tatsächlich ein Brief. Der Arda, diese Hauptperson, schreibt in der Ich-Form und formuliert einen Brief an den Vater, den er gar nicht kennt. Und bei Tanja Schwarz steht auch der Vater in den Titel. Es geht um die Vaterstimme. Den Vater hat sie auch nicht gekannt, der meldet sich, oder es gibt eine Kontaktaufnahme, als sie schon erwachsen ist und einen eigenen Sohn hat. Und dann hinterfragt sie die ganze Geschichte und überlegt, ob diese Kontakt der Familie jetzt gut tut oder nicht gut tut. Aber auch in den anderen Büchern ist dieser Vater oder der... ja der nicht vorhandene Vater oder sich zurücknehmende Vater, zum Beispiel bei Charlotte Gneuß ist auch die Vaterfigur eigentlich dadurch wichtig, dass er nicht so wahnsinnig präsent ist, obwohl er das sein könnte und soweit weiter. Finde ich sehr spannend und überhaupt diese Familienverhältnisse, was bedeutet das, Eltern zu sein, welche Rolle kann man spielen, auch rückwirkend angeschaut? Hab ich das richtig gemacht, oder welche Fehler hab ich gemacht? #00:16:53-5#
Cristina Gleich: Und auch sehr stark das Thema Abwesenheit in anderen Büchern, wie bei Isabel Bogdan. #00:16:58-5#
Cristina Gleich: Also Verlust und Abwesenheit. Das stimmt ja, das wird auch so verarbeitet. #00:17:04-9#
Kathleen Röber: Auch mal interessant, so viele Männerfiguren, die eigentlich... ich frage mich gerade, was das gesellschaftlich bedeutet. Ich habe noch keine Antwort, jetzt in der Kürze der Zeit. Aber jetzt, wo wir drüber reden, muss ich mir meine Gedanken machen. #00:17:15-9#
Cristina Gleich: Ja, aber auch das Thema wirklich Eltern sein. Wir haben mal, Kathleen, miteinander gesprochen, über andere Bücher, wo , wie bei Toni Schachinger hat zum Beispiel diese, diese Gaming Thematik vorhanden war und wie die jungen Leute dort eine eigene Welt finden, die für uns, wir können über uns als ältere Generationen sprechen, nicht immer verständlich ist. Und diese Bücher also Tonio Schachinger besonders, bringen uns das ein bisschen näher. Da gibt es so eine...Hast du das Buch schon gelesen? #00:17:47-8#
Kathleen Röber: Ja, ja, ich habe genesen. #00:17:49-0#
Cristina Gleich: Genau diese Szene, wo, wo der Held mit der Mutter spricht, kannst dich erinnern, ich fand die super. #00:17:55-4#
Kathleen Röber: Eigentlich ist es ganz süß, weil die Mutter sagt, dann "Oh mein Gott, ja, ich dachte, irgendwas bestimmt mit dem Jungen nicht, aber er hat zwei total nette Freundinnen mit nach Hause gebracht.", war dann ganz beruhigt, dass er nicht, dass er auch noch ein Sozialleben außerhalb des Gamings hat. #00:18:10-7#
Grazyna Wanat: Aber wieder Sohn der Mutter auch versucht, das zu erklären. Das ist nicht so, dass sie wirklich so sich gar nicht verstehen. Er versucht, sie näher zu bringen an dieses Thema und scheitert. Sie scheitern beide, also die die die Kompliziertheit. Die Welt ist doch so anders, dass die Mutter verzweifelt ein bisschen daran, und ich fühlte mich ziemlich ertappt, muss ich sagen, als Mutter. #00:18:34-4#
Kathleen Röber: Ich fühlte mich auch ertappt. Aber ich habe es besser verstanden, also mir hat es ...Ich glaube, tatsächlich ist es ganz interessant. Ich glaube tatsächlich, dass die Müttergeneration dieses Buch lesen sollte. #00:18:45-6#
Cristina Gleich: Absolut! #00:18:47-0#
Kathleen Röber: Also findet ja auch, oder? #00:18:48-4#
Cristina Gleich: Ja! #00:18:49-2#
Grazyna Wanat: Ich glaube, das ist auch ein Erfolg von diesem Buch, weil das wirklich an alle adressiert ist und wirklich auch den Nerv trifft. Ich glaube die junge Leute finden sich sehr gut in diesem Buch, aber auch diese Elterngeneration versteht auch einiges, und es liest sich auch amüsant. Also, es ist wirklich ein tolles Buch, finde ich. Ich habe auch darüber nachgedacht, was die Bücher noch verbindet, und ich denke, das stark verbindende ist auch das Interesse an Erinnerung. Also wie man sich an Sachen erinnert, wie man zurückblickt, und wie kann das meine Gegenwart verändern oder sogar meine Zukunft? Und wenn ich unter diesem Aspekt dieser Bücher anschaue, dann trifft das fast auf alle. Natürlich ist es sehr stark schon wieder bei diesem Identitätskrise-Buch, also wie wir uns selber erzählt haben, daraus haben wir unsere Identität gebaut. Jetzt verändert sich alles politisch, jetzt werden Sachen hinterfragt und vielleicht stimmen manche Erzählungen nicht. Und das führt zu der Identitätskrise, und in dem auch im persönlichen, privaten Bereich passiert es ähnlich eigentlich, und die Figuren erzählen sich auch die eigene Geschichte, und dadurch kommen sie zu neuen Erkenntnissen, die wichtig für jetzt sind. #00:20:08-7#
Cristina Gleich: Ja, ganz unterschiedliche Wahrnehmungen, also gerade von Hasters Buch, so wird praktisch die Geschichte aus einer völlig anderen Perspektive hingeschaut, also weg von eine eurozentristische Perspektive. #00:20:25-9#
Grazyna Wanat: Auch das natürlich ja. Ja, wie wir uns Geschichten erzählen? Wie uns Geschichte erzählt? Auch die große Geschichte in den Schulen. Welche Aspekte sind wichtig? Welche Menschen sind wichtig? Welche werden komplett außer Acht gelassen, aus der Erzählung heraus genommen? Und diese Menschen versuchen, die Geschichte jetzt neu beleuchten und neu erzählen, und dadurch wankt auch einiges. Aber das ist nicht schlecht, finde ich. #00:20:52-8#
Cristina Gleich: Es finden sich immer Verbindungen zwischen...also in den anderen Ausgaben auch. Ist das so? Wie wird das ausgewählt? Gibt es da ein Thema, das besonders, Ihr sagt "Ja dieses Thema!" und dann werden die Bücher, die Autor*innen..., oder ergibt sich das einfach organisch? #00:21:11-4#
Grazyna Wanat: Na ja, also ich würde sagen, am Anfang steht immer so eine Wunschliste für die Autoren. Wenn du fragst, wie, wie zu dieser Auswahl kommt. Es gibt eine Wunschliste, wenn hätten wir dann gerne, wen würde ich denn gerne einladen? Und natürlich klappt es nicht immer, also aus Termingründen. Manche Autoren können oder wollen zum Beispiel keine Schreibworkshops geben, und damit funktioniert es mit uns nicht, und dann wirde die die Wunschliste immer schmäler. Aber natürlich ist es uns immer wichtig, dass die Themen auch ein bisschen was vom Zeitgeist erzählen. Das ist schon. Es geht nicht um schöne Texte schreiben, es geht auch, geht sehr, sehr stark um die Inhalte. #00:21:55-2#
Kathleen Röber: Ja, ja, definitiv jetzt über die Workshops. Wie funktioniert das? Wer kann sich bewerben? Wie läuft das? #00:22:06-5#
Cristina Gleich: Ja, also dieses Wort Bewerbung. Man muss sich tatsächlich bewerben. Man schreibt einen ganz, ganz kurzen Text, und anhand von einem Formular auf unserer Webseite kann nennen auch "mit diese Autorin, mit diesem Autor würde ich am liebsten zusammenarbeiten. Falls das nicht klappt, würde ich gerne auch zu den ausgewählten anderen Autoren." Die kann man auch nennen, es ist dafür da. Also wir können es natürlich eröffnen, und jeder meldet sich an. Das würde auch bei diesem bei diesem Konzept nicht wirklich funktionieren, glaube ich. Einen Workshop kriegen wir dann komplett voll, sofort. Bei anderen Workshops ist vielleicht doch ein bisschen Auswahl wichtig. Bei Necati Öziri heißt das zum Beispiel, dass in seinem Workshop sich sehr gut aufgehoben fühlen sollen, Menschen, die aus marginalisierter Perspektive erzählen. Also, es gibt schon bestimmte Aspekte, und manche Bewerbungen passen einfach besser zu bestimmten Autoren, und wir versuchen zu steuern. Allerdings, wer zuerst kommt, malt zuerst. Also, wenn alles eröffnet ist, am Anfang hat man ganz große Chancen, dass man sofort einen Platz bekommt bei dem Wunschkurs und je voller die Kurse werden, umso komplizierter wird es für uns auch, das alles ein bisschen zu managen. #00:23:27-1#
Cristina Gleich: Also gleich sich Anmelden! #00:23:30-2#
Grazyna Wanat: Also, es wird schon zum Teil fast voll bei manchen Workshops muss man schon ehrlich sagen, ja. #00:23:36-8#
Cristina Gleich: Ja, gerade wenn so kleine Gruppen sind. #00:23:38-8#
Grazyna Wanat: Eben genau. #00:23:41-2#
Cristina Gleich: Ja, das ist auch so, dass viele, außer also nicht aus Nürnberg kommen. Das hat sich schon herumgesprochen, und die Leute reisen hierher nach Nürnberg, um diese Kontakt. #00:23:56-4#
Grazyna Wanat: Ja, sogar aus Österreich oder aus Schweiz hatten wir Besuche. Und das Spannende ist, und das freut mich sehr, es gibt Leute, die mehrmals schon da waren und wiederkommen. Das ist eine Bestätigung, eine große Freude. #00:24:11-6#
Cristina Gleich: Auf jeden Fall, jetzt gehen wir zu dem anderen großen Teil des Festivals, den Textuallienmarkt. Das ist die regionale Literaturszene, die auch sehr vielfältig ist. Hier in der Broschüre gibt eine superschöne Bildercollage, und das gibt die Stimmung von von dieserTextuallienmarkt. Da sieht man ganz unterschiedliche Sachen, Leute, die ganz entspannt hier sitzen und sich unterhalten. Menschen, die was vortragen, anderen zuhören, andere aktiv da was schreiben oder sogar mit einer Schreibmaschine oder Stempel oder einfach ein bisschen in den Bücher reingucken. Und auch das herrliche um diese, um die Katharinenruine außen rum . Also superschöne Kulisse einfach. Sogar Kinder sind dabei. Hängende Texte, so wie Wäsche aufgehängt, also sieht super entspannt aus und macht sofort Lust. Die Textuallienmarkt wird beschrieben als Oasen der Begegnung und Vielfalt. Über 50 kleine Veranstaltungen und Mitmachaktionen. Wie können wir uns das vorstellen, Kathleen? Und kannst du das ein bisschen beschreiben und vielleicht einige von diesen ganzen Veranstaltungen extra erwähnen? #00:25:38-6#
Kathleen Röber: Ja, beschreibe ich gerne. Also es ist wirklich gedacht als ein Ort, wo jeder hin darf, der sich vielleicht für die Schreibworkshops noch nicht fit genug fühlt, sag ich mal, der sagt, ich traue mich noch nicht in Schreibworkshop, aber ich würde gerne Sachen ausprobieren. Das heißt, der Textuallienmarkt, das Programm auf dem Textuallienmark, ist gemacht für Menschen, die entweder einfach mal eine Schreibmaschine bedienen wollen, das gibt es natürlich auch, habe ich lange nicht mehr gemacht. Da gehe ich nochmal hin und tippe mir was. Aber es ist auch gemacht für Menschen, die sozusagen am Anfang stehen. Also Menschen, die vielleicht schon was geschrieben haben und nicht so genau wissen, was gibt es denn für Netzwerke? Das heißt, man läuft auf dem Platz, um es ganz kurz mal vielleicht bildlich darzustellen. Es gibt ganz viele Stände, dort befinden sich unsere regionale Vereine, also da kann man natürlich auch Mitglied werden. Man kann sich dort aber auch Tipps holen. Man kann dort erste Kontakte knüpfen. Unter anderem ist der Verband der freien Lektoren zum Beispiel auch vor Ort. Also da gibt es auch Beratungstermine zu Lektorat, es gibt Beratungstermine. Wie mache ich Selfpublishing? Heißt, man hat so die ersten Anknüpfungspunkte und kann mal Menschen kennenlernen, die den Weg schon gegangen sind. Wie mache ich meine ersten Schreibversuche? Wie funktioniert es? Das ist so das eine. Und auf dem Platz sind natürlich noch ganz viele Stationen. Man kann Black-Out-Poetry ausprobieren, wie du schon gesagt hast. Also man stempelt was, man schreibt was, aber alles in kurzen Teilen, Zeitslots zum Ausprobieren, zum Mitmachen mal zwischendrin, und man kann was mit nach Hause nehmen. Also, man hat dann so kleine Textgeschenke, die man einfach mit nach Hause nehmen kann. Und neben dem Platz gibt es eine kleine Bühne. Dort präsentieren sich natürlich auch die regionalen Autorinnen und Autoren. Wir versuchen es immer, so ein bisschen gemischt zu halten, also dass man wirklich von Mund-, also fränkischer Mundart, die ich übrigens sehr empfehlen kann. Das ist unglaublich gut, was die machen, die haben auch einen Preis bekommen letztes Jahr. Bis hin zu jungen Autorinnen und Autoren, die sich Texte via KI schicken. Also, es gibt sehr unterschiedliche Probiersachen, auch die probieren sich auch aus, ist doch so super. Ja, also jeder bekommt im Prinzip die Chance, sich zu bewerben und am Textuallienmarkt Sachen vorzustellen, an denen sie arbeiten. Aber der große Hintergedanke ist natürlich: die Szene trifft sich! Aber die ist unglaublich offen auch für neue Talente und beantwortet extrem viele Fragen auch rund ums Buch, und wie man einsteigen kann, wie man seine Texte sozusagen auch vermarkten kann, wie präsentiere ich die bei Lesungen? Wo kann ich mich hinwenden? Also da findet man wirklich erste gute Anknüpfungspunkte. Genau wir haben auch dieses Jahr ein paar neue Akteure dabei, also welche, die ich selbst auch noch nicht kannte. Ganz junge Frauen, die ein neues Projekt gestartet haben mit MATE Poesie. Da geht es eben genau darum, also junge Menschen, die zusammenkommen und sich auch mal ihre Texte vortragen, einfach in einem geschützten Raum darüber sprechen können und auch voneinander lernen können. Und da gibt es verschiedene Sessions bei uns auch, die man besuchen kann, und auch wir haben noch einen Schwerpunkt am Sonntag. Das möchte ich ganz kurz noch erwähnen, weil ich glaube, das könnte für viele wirklich interessant sein. Also wir haben so kurze, halbstündige Info-Sessions. Also da geht es um Fragen wie, wie kommt mein Buch in den Buchladen? Also auch wenn ich Self-Publishing mache? Zum Beispiel, was ist Lektorat? Wie muss das Cover gestaltet sein? Wie komme ich aufs Literatur Portal Bayern? Wo muss ich da hinschreiben? Wie kann ich mich dort präsentieren? Also so ganz kurze, knackige Kurzvorträge von den Akteuren, und man kann natürlich darüber auch Kontakte knüpfen. Das ist das eine und natürlich aber auch offen für alle, die Lust haben, das einfach mal auszuprobieren. Der Bücherbus wird da sein, der Stadtbibliothek. Man kann sich eine Karte ausstellen lassen, man kann sogar Ausleihen an dem Tag. Wir haben Sonderaktionen geplant,... also du hast schon gesagt, es sind halt 50 Programmpunkte. Die kriegen wir in der Broschüre nicht unter. Es gibt nochmal separat, also die sind online mittlerweile, also man kann Online mittlerweile nachschauen, was alles wann stattfindet an dem Samstag und Sonntag, Sonntag haben wir tatsächlich eine Sonderaktion! und ich rufe hiermit alle Nürnbergerinnen und Nürnberger und euch zwei auch gleich auf. Zwischen 14 und 17 steht die Challenge. Schafft es, Nürnberg, die komplette Nonnengartenstraße, und das sind sehr viele Quadratmeter, mit Schrift vollzuschreiben? Die Schriftkünstlerin Hannah Rabenstein ist da und wird das ganze so ein bisschen orchestrieren und auch selbst den Boden bemalen, und ich hoffe, Nürnberg schafft es. Das wär natürlich toll! Ich hoffe genug Menschen kommen raus und schreiben dann frei. #00:30:20-1#
Grazyna Wanat: Ich hoffe es regnet nicht! #00:30:20-7#
Kathleen Röber: Nee nicht, es wird nicht regnen. Nein, da sind wir zuversichtlich #00:30:27-4#
Cristina Gleich: Also bis jetzt hatten wir Glück! #00:30:27-4#
Grazyna Wanat: Das stimmt! #00:30:27-4#
Kathleen Röber: Also, das haben wir dieses Jahr uns überlegt. Also es gibt natürlich immer Sachen, die wir vom Kuratoren-Team uns auch überlegen, die wir gerne machen möchten. Aber im Grunde sind die Oasen, die da im Text stehen, von den Akteuren selbst gemacht. Also die schicken uns Ideen. Tatsächlich, wir hatten dieses Jahr mehr, als wir machen konnten. Das war das erste Jahr, wo ich auch Leute ablehnen musste, leider, und wir kuratieren das dann und clustern das in bestimmte Gruppen rein, dass man sagt, man hat einen Schwerpunkt zum Thema Nachwuchsarbeit oder so. Und dann ist das Programm eigentlich von der Szene selbst gemacht. Also die bewerben sich im Prinzip oder schlagen Dinge vor, und wir kuratieren das dann durch, genau. Sehr viele Akteure, unglaubliche Menschen, die sich dafür Zeit nehmen! Ich möchte mich nochmal bedanken, falls mich jemand hört aus meinem Netzwerk. Die sind so toll, wirklich, also, es sind wirklich tolle Projekte dabei. Also wenn ihr euch das Programm mal anschaut, ist es unglaublich, was die Szene so zu bieten hat. Ich glaube, die wird oft unterschätzt, die regionale Szene, und deswegen würde ich ganz gerne mal die Lanze für hochhalten und sagen, wie toll die sind. #00:31:34-0#
Cristina Gleich: Und ich kann mich vorstellen, organisatorisch auch gar nicht so einfach, wenn so viele Kooperationspartner und auch Personen, die einfach zu euch kommen. #00:31:47-4#
Cristina Gleich: Da ist viel kommunikative Arbeit nötig. Wir müssen viel kommunizieren, also viele, die auch öfters schon da waren und die langsam auch verstanden haben, ah, es ist gut so, kleinere Sachen anzubieten, es ist gut Mitmachsachen anzubieten, dann können die Leute was mit nach Hause nehmen. Die ,die schon jetzt vielleicht ein, zwei Jahre dabei sind von den Akteuren, die bieten, die wissen schon, wie das geht. Also die bieten mir natürlich auch Sachen an, die dann zu unserem Konzept passen, und dann kommen immer neue und kommen immer neue dazu. Genau, und das finde ich halt ganz schön. Also, wir haben zum Beispiel dieses Jahr die Nürnberger Rhetoriker dabei. Kennt ihr die? Ist ganz interessant, also solltet ihr mal gucken, genau, die machen auch einen Kurzvortrag zu ihrem Konzept. Das ist auch eine Gruppe, die sich hier trifft. Da geht es ums Sprechen. Also wie kann ich mich gut präsentieren und sprechen? Und da gibt es halt auch eine Gruppe, die das Üben, finde ich auch toll. Also es kommen eben immer wieder neue dazu, und übrigens nicht nur aus Nürnberg. Deswegen nennen wir das regionale Szene. Also wir haben auch Gäste aus Bamberg und Forchheim und alles so wirklich drum herum. Auch ich hatte dieses Jahr, darf ich vielleicht kurz erwähnen, tatsächlich eine Anfrage aus Ulm, das musste ich natürlich ablehnen. Also, das Konzept ist wirklich so, dass wir sagen, das ist für die regionale Szene da, da können die sich präsentieren, alle, die Lust haben, können dabei sein, und wir können es immer noch auch kostenlos anbieten fürs Publikum. Das finde ich wirklich auch toll. Genau das ist Open-Air draußen und kostenlos zugänglich. #00:33:09-8#
Cristina Gleich: Man kann einfach vorbeikommen, sich was an gucken, dann irgendwo was machen, dann wieder zurück, weil gibt immer was anderes. Genau das ist eine sehr lebendige, aktive Szene, die einfach in diesen Tagen sich zeigt. Richtig schön! #00:33:27-4#
Kathleen Röber: Und auch tatsächlich, weil du sagst, also, da ist ja alles dabei. Also, wir haben vom Buchhändler über den Autor bis zu literarischen Vereinigungen, Schreibgruppen, also wirklich extrem breit gefächert, auch von den Menschen, die da aktiv sind. Das möchte ich auch nochmal erwähnen. #00:33:44-1#
Cristina Gleich: Das Programm ist super vielfältig und eben so das Publikum anhand der vorherigen Ausgaben. Nach eurer Erfahrung, wen zieht das Festival typischerweise an und welche Zielgruppen? Vielleicht möchtet ihr noch stärker ansprechen, oder sind schon alle da? #00:34:04-3#
Cristina Gleich: Das kann man, glaube ich, nie behaupten, dass alle schon da sind. Ich glaube, wir haben tatsächlich ein sehr gemischtes Publikum, jung und alt. Wir schauen immer, dass es oft die Angebote, zum Beispiel vom Bildungszentrum, um ein bisschen schwieriger ist, jüngere Leute zu erreichen, und ich glaube, das wird ein bisschen durchbrochen in diesem Festivalprogramm. Da haben wir viel jüngeres Publikum, aber natürlich nicht nur. Ich glaube, wir könnten immer noch diverser werden. #00:34:36-2#
Kathleen Röber: Das sehe ich auch so, obwohl das Programm eigentlich gut dafür geeignet ist. Diese Inhalte sind sehr gut geeignet dafür. #00:34:41-0#
Grazyna Wanat: Definitiv, definitiv, und wir gehen da bestimmt auch mit Inhalten in diese Richtung. Und die Erreichbarkeit der Zielgruppe, sozusagen technisch gesagt, gelingt nicht immer. Also ich würde mich sehr, sehr, sehr freuen, wenn mehr Menschen mit wirklich auch Migrationsgeschichte zu den Programmpunkten auch mit Necati Öziri kommen zum Beispiel, der sich wirklich an diese Gruppe auch richtet, oder zu unserem Samstagabend Programm auch. Ja. #00:35:14-0#
Cristina Gleich: Mhm, ja, ja, ich weiß nicht, die Sprache ist natürlich manchmal kann eine Barriere sein. Aber ich glaube, ebenso kann man ganz unterschiedlich spielen, auch mit allem, also sehr viele Möglichkeiten, aber manchmal ist das nicht das Problem, sondern vielleicht einfach von der Person her ein bisschen die Angst. Ich beherrsche das nicht, noch nicht perfekt. Es gibt bei bisschen dieser Perfektionismus. Aber genau also, so wie ich von euch höre, man kann sich einfach ausprobieren, wie du sagst. #00:35:50-2#
Kathleen Röber: Genau ich denke, ich denke auch, man sollte echt keine Angst haben, einfach auch mal auf den Textuallienmarkt vorbeizuschauen, sich was anzuhören, mit Leuten zu reden. Die sind alle sehr offen, sehr nett. Das ist ganz entspannend, wirklich, und man muss kein Profi sein, um da einfach auch mal was auszuprobieren. Man kann natürlich auch in seiner eigenen Sprache dort was texten. Das ist ja nicht verboten, das sagt, man muss ja nicht auf deutsch schreiben. Man kann ja im Textuallienmarktauch was mit Black-Out-Poetrymachen, man kann auch was stempeln, was eine andere Sprache ist oder was schreiben. Das ist kein Problem, glaube ich. Also das würden wir uns sogar sehr freuen. #00:36:20-9#
Cristina Gleich: Apropos Sprache. Im letzten Jahr gab es ein Highlight, eine Performance, und da wurden Texte auf Ukrainisch gab's auf der Bühne, und das war großartig. Also, ich kann mich noch erinnern, dass viele Menschen da waren, natürlich viele davon nicht die Sprache verstanden haben. Es gab ein bisschen Übersetzung auch, aber das war einfach eine Atmosphäre, wo man mitgemacht hat. #00:36:51-1#
Cristina Gleich: Apropo Performance, Granzyna? #00:36:54-5#
Grazyna Wanat: Ja, also, ich denke auch sehr gerne zurück an diese Show letztes Jahr mit Serhij Zhadan, der übrigens an der Front kämpft, tatsächlich, in der Ukraine. Ja, und es ist nicht wirklich gesetzt, was wir immer am Samstag machen. Wir wissen, dass wir immer eine Abendshow haben, aber eigentlich ist es sehr unterschiedlich, jedes Mal was komplett anderes. Und so ist es auch dieses Jahr. Wir haben dieses Jahr zwei Leute auf der Bühne. Das ist mehr eine Performance als ein Konzert. Letztes Jahr war es wirklich definitiv ein Konzert. Jetzt haben wir Gianni Jovanovic und Celina Bostic und das Programm heißt: wir Kinder der kleinen Mehrheit. Das ist schon ein bisschen überraschend, dieser Titel, ich glaube auch ein bisschen erklärungsbedürftig, aber es basiert auf dem Buchtitel von Gianni Jovanovic "Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit" und es ist eine eine unheimlich spannende autobiografische Geschichte von eine Emanzipationsgeschichte von einem Sohn einer traditionellen Roma Familie, der mit 14 Jahren verheiratet wurde. Er versucht, sich noch dagegen zu wehren, wie er in seinem Buch erzählt, aber nichts war möglich. Mit 16 hat er das erste Kind bekommen, dann mit 17 das zweite Kind. Mit 32 war er schon Opa, und jetzt ist der Opa von zwei Kindern, aber mit 20 hat er sich geoutet als homosexuelle Mensch und hat sich von dieser ganzen traditionellen Geschichte befreit. Und das beschreibt er alles in diesem Buch. Und um die Emanzipation geht das hauptsächlich, also um Minderheiten, und dieses Programm in dem Programm heißt es: "Wir Kinder der kleinen Mehrheiten" ist eine Feier für die Wahl-Familie und alle, die es werden wollen. Also auch wenn diese wirklich so eigene traditionellen Familienverhältnisse, nicht wirklich eigenen Wünschen entsprechen sucht man sich auch unter gleichgesinnten, offenen Menschen eine Wahlfamilie, und das dafür plädieren diese zwei auf der Bühne. Die zweite Person ist Celina Bostic und die, als Tochter einer weißen Deutschen und eines Afroamerikaners, hat einen hat einen festen Platz in der deutschen Musikszene. Sie ist Sängerin und Songwriterin, und ihr Song "Nie wieder leise" ist die Hymne der deutschen Black Lives Matter Bewegung, und gemeinsam machen sie etwas. Wir haben lange über den Titel oder über diese Bezeichnung Performance gestritten, aber ich glaube, Performance passt hier tatsächlich, weil es ist eine Show, die nicht wirklich einen festgelegten Ablauf hat. Die Publikum, das Publikum, ist auch gefragt. Das Publikum kann auch teilnehmen oder auch nicht teilnehmen, je nachdem, es werden Fragen zugelassen, es wird viel gesungen, es wird viel erzählt, wir wissen nicht genau, was passiert, aber es wird bestimmt spannend, nachdem man sich wirklich die Erfahrungen von diesen zwei Personen anschaut und ihre Shows. #00:40:21-5#
Kathleen Röber: Mhm, glaube ich auch. #00:40:23-9#
Grazyna Wanat: Ja, ich hoffe, dass auch auch die Szene aus die Menschen, die auf den Textualienmarkt unterwegs sind, nicht so erschöpft sind und auch zu uns kommen und mitfeiern diese Feier der Wahlfamilie. #00:40:38-8#
Kathleen Röber: Ja, genau vor allen Dingen ist ja auch noch Fußball-EM, da müssen alle ihre Kräfte ziemlich zusammenhalten. Weißt du, dass sie dann noch fit sind für den Tag abends. #00:40:46-4#
Grazyna Wanat: Das ist wahr, das ist auch spannend! Also Sonntagabend ist EM-Finale. #00:40:51-6#
Kathleen Röber: Wir sind vorher fertig! #00:40:52-1#
Grazyna Wanat: Ja, aber wir sind vorher. #00:40:54-2#
Kathleen Röber: Ja, wir sind vorher fertig mit unserem Programm, und dann kann man entspannt noch das finale anschauen. #00:40:58-6#
Cristina Gleich: So langer Tag, aber ja spannend, so vor der Öffnung sind wir gespannt auf dieses Experiment und auch auf dieser Performance überhaupt über alles. #00:41:10-9#
Grazyna Wanat: Jedes Mal also das Spannende ist auch, wie diese eingeladenen Autoren, Autoren miteinander gut auskommen oder weniger gut auskommen. Also bisher war es tatsächlich immer so, dass sie sich sehr gut verstanden haben, und das hat uns immer gefreut, dieses Gemeinschaftsgefühl. Ich hoffe, dass wird uns wieder gelingen dieses Jahr. #00:41:29-8#
Cristina Gleich: Ja, ja, das ist unglaubliche Möglichkeit zum Austausch zwischen die, und im letzten Jahr haben sie alle sogar getanzt. Das war sehr schön! #00:41:38-4#
Grazyna Wanat: Das war sehr schön am Samstag, ja! #00:41:40-5#
Cristina Gleich: Ja, ja, ich freue mich sehr darüber. Zum Schluss wollte ich euch beide noch fragen, was macht die Texttage für euch ganz persönlich so einzigartig? #00:41:53-2#
Grazyna Wanat: Ja, für mich einzigartig ist das, dass ich tatsächlich aus einer eigenen Perspektive geschaut, diese Ähm Ehre habe und das Programm mitvorbereiten kann. Für mich ist es wirklich wie Weihnachten. Ich warte jedes Jahr. Ich bin das ganze Jahr damit beschäftigt, eigentlich. So diese Auswahl und sich überlegen, welche Autoren würden uns guttun, und wer würde dazu passen? Wenn, würde ich gerne hier haben. Also, das ist etwas für mich persönlich, was in meinem Leben wirklich eine große Rolle spielt, seit ich seit fünf Jahren an der Programmerstellung teilnehme. Mhm. #00:42:38-5#
Kathleen Röber: Ja, ich glaube, ich habe jetzt überlegt, aber ich glaube, für mich ist es was anderes. Also ich finde die Vorbereitungsphase immer extrem lang, und ich denke, man kann es nicht bitte soweit sein, weil ich mich immer total freue, wenn das Wochenende dann läuft, und dann trifft man so viele tolle Menschen und hat so tolle Gespräche. Also nach dem Wochenende bin ich auch echt, mein Kopf ist total voll, aber glücklich voll. Weil ich treffe dann hat halt auch, also ich meine, wann sehe ich denn alle Leute aus der Szene und noch so tolle Autoren, und es ist aber trotzdem auf so einem kleinen Radius. Wisst ihr, das ist nicht wie bei einer riesen Messe, wo du von einem zum nächsten rennt und eigentlich mit gar niemanden wirklich sprechen kannst, sondern das ist auf einer kleineren Fläche bei uns, und man trifft total viele Menschen und spricht total viel. Und das, das macht mir immer total viel Spaß. Also, ich gehe da immer so mit einem positiven Gefühl raus, auch so schön war es wieder so klasse, das brauche ich ja, also die Vorbereitungsphase, ja, weiß ich nicht so genau, aber wenn es dann endlich losgeht, das ist so bei mir quasi. #00:43:37-0#
Grazyna Wanat: Mich begleitet das ununterbrochen. Ich denke schon jetzt an die nächste Ausgabe. #00:43:42-4#
Kathleen Röber: Ich habe auch schon eine Wunschliste. #00:43:44-6#
Cristina Gleich: Hm! #00:43:45-5#
Kathleen Röber: Wir müssen eine Wunschliste schreiben! #00:43:47-2#
Grazyna Wanat: Oh interessant! Ich habe auch schon eine Zusage. #00:43:47-3#
Kathleen Röber: Oh ich werd verrückt! Ja super! #00:43:52-0#
Cristina Gleich: Sehr schön, gut, gut, spannend, ja, ich freue mich sehr, bin sehr gespannt. Ich wünsche euch viel Erfolg. Ihr wird sicher haben, und gutes Wetter natürlich, und würde ihr sagen, alle gerne jetzt schon in den Kalender ein tragen. Wer noch nicht gemacht hat, die Texttage Nürnberg, von 12.-14. Juli, vormittags, Schreibworkshops, nachmittags, abends, die Lesungen, Performance auch. Sich anmelden, natürlich, es gibt auch Abendkasse, Möglichkeit für die Lesungen und Performance, und natürlich Samstag und Sonntag ganztäglich mehrmals vorbeikommen, um die Katharinenruine herum, zu den Textualienmarkt. Und es hat mich gefreut, mit euch zu sprechen. Und ja, wir sehen uns den Texttagen sicher. #00:44:46-7#
Grazyna Wanat: Ja, danke, Christina, und du gehörst zu den sozusagen Unterstützern von Anfang an. Also wir wünschen uns alle gemeinsam viel Erfolg, du bist auch immer dabei. Danke auch dafür! #00:44:57-2#
Kathleen Röber: Sehr gerne. www.texttage.nuernberg.de #00:45:01-4#
Cristina Gleich: Ja schön! Ciao! #00:45:04-6#
Kathleen & Grazyna: Tschüss! #00:45:04-6#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de

Das Literaturfestival texttage.nuernberg geht in die fünfte Runde und es wird spannend. Ein Gespräch mit den Festivalleiterinnen bietet einen Vorgeschmack auf drei intensiven Festivaltage.
Autor*innen, Leser*innen und Neugierige aufgepasst: Bald ist es wieder soweit – das Literaturfestival texttage.nuernberg geht in eine neue Runde!
Zwischen lockeren Austauschmöglichkeiten, Workshops und Lesungen mit preisgekrönten Autor*innen, kurzweiligen Mitmachaktionen, informativen Angeboten für Autor*innen, experimentellen Formaten und Highlights bietet das Literaturfestival dieses Jahr ein vielseitiges Programm für ein vielfältiges Publikum.
Am textualienmarkt sorgen unzählige Kooperationspartner*innen für ein lebendiges Programm, in dem sich die pulsierende Literaturszene der Region zeigt und öffnet. Sogar eine Challenge für Nürnberg ist dabei!
Bei den Meisterklassen wird einerseits das intensive Arbeiten mit preisgekrönten Autor*innen in den Schreibworkshops möglich, andererseits können Besucher*innen bei den Lesungen Spannendes über den Schreibprozess der Autor*innen erfahren. Die Themen, die dieses Jahr auf die Bühne kommen, sind so verschieden wie aktuell: u.a. Identität, Familienverhältnisse, Perspektivenwechsel, Emanzipation.
Das inzwischen etablierte Literaturfest ist jedes Jahr eine Überraschungskiste.
Link: www.texttage.de
-------
Aufgenommen am: Donnerstag, 16. Mai 2024
Veröffentlicht am: Donnerstag, 13. Juni 2024
Moderation: Cristina Gleich
Im Gespräch: Kathleen Röber, Grazyna Wanat
-------
Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Alle zwei Wochen, donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.
Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Schreiben Sie uns an!