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Katharina Leiter, was können wir vom Universum lernen um das Leben auf der Erde besser zu verstehen?

Vera Deising: Herzlich willkommen zu einer neuen Kontaktaufnahme. Mein Name ist Vera Deising und ich spreche heute mit der Astrophysikerin Katharina Leiter. Sie ist Leiterin des Nicolaus-Copernicus-Planetariums in Nürnberg. Hallo Katharina! #00:00:35-6#

Katharina Leiter: Hallo, schön hier zu sein! #00:00:37-0#

Vera Deising: Ja, das freut mich auch sehr. Katharina, kannst du dich noch an deinen ersten Planetariums Besuch erinnern, wann und wo war das? #00:00:43-4#

Katharina Leiter: Es war wirklich hier in Nürnberg. Es ist ziemlich witzig, aber gut, ich bin geboren in Bamberg und von daher, das war wirklich schon zu fortgeschrittener Zeit. Also, ich war im Studium mit Freunden, habe in Würzburg studiert und von daher ist halt das nächste Planetarium dann wirklich Nürnberg und kann mich da sehr gut dran erinnern. Das war eine Show über Planeten, also wir sind durch Sonnensystem geflogen, und der Aufhänger war ein bisschen. Wir hatten einen guten Kumpel, also meine Studienkollegen und ich. Wir haben beide Astro gemacht, und er war total Astro begeistert und hat gemeint, okay, zu seinem Geburtstag lädt er uns ins Planetarium ein, sodass wir dann im Anschluss ihm alles erklären können, was er so für Fragen hat und das war total schön. Also es war wirklich, also, ich liebe Planetarien. #00:01:29-1#

Vera Deising: Ja, ich auch. #00:01:29-9#

Katharina Leiter: Ganz toller Erlebnisort! #00:01:31-1#

Vera Deising: Ich bin auch ein großer Planetarium-Fan. Bei mir war es mein Opa, der uns in Stuttgart das erste Mal ins Planetarium genommen hat und seitdem bin ich auch immer "on fire" und mindestens einmal im Jahr mit der Family im Planetarium. Also ich bin ein Fan! #00:01:44-4#

Katharina Leiter: Also, das Witzige ist, ich wollte schon immer früher ins Planetarium. Wir waren in München im deutschen Museum, aber als wir dort waren, also ich war sogar zweimal vorher dort, war ich noch jünger, war immer das Planetarium zu. Blöd, aber gut, konnte man nichts machen und dann war es halt dem so. #00:02:02-9#

Vera Deising: Okay, wunderbar,. Jetzt hast du schon gesagt, "Wir, die Astros". Du bist Astrophysikerin. Was ist denn jetzt genau Astrophysik? Ist das mehr Physik oder ist es mehr Astronomie? Oder ist es beides? Erzähl mal! #00:02:16-5#

Katharina Leiter: Also grundsätzlich, ich meine, wenn wir von Physik sprechen, dann wollen wir als Physiker*innen, die Natur verstehen, und die Natur ist das Universum im großen Ganzen. Also von daher, wenn man jetzt von der Historie ausgeht, hat man wirklich Astronomie und Physik erstmal getrennt. Mittlerweile ist das aber wirklich so. Die Physik, also die Astronomie, kann man so als gesonderten Studiengang nicht in Deutschland studieren. Man fängt mit Physik an, mit den Grundlagen und kann sich dann eben in Astrophysik spezialisieren. Das macht auch völlig Sinn meiner Meinung nach, weil diese Gesetzmäßigkeiten, die wir in der Physik erlernen, die großen Wechselwirkungen, die fundamentalen Wechselwirkung und auch die ganzen Formalismen, die gelten natürlich in der Astronomie oder in der Astrophysik genauso. Von daher ist es auch gut, dann größeres Spektrum ein bisschen zu haben, weil wenn wir über das Universum sprechen, eben eigentlich gesamtheitlich über alles sprechen. Wir sprechen über den Makrokosmos, also das ganz, ganz große, aber um zum Beispiel einen Kernfusionsprozess in einem Stern zu verstehen, muss ich auch das ganz, ganz klein verstehen. Also von daher ist es gut, da einen größeren Überblick zu haben, und dann ist es aber heutzutage in der heutigen Forschung so, man muss sich spezialisieren. Also, es ist sehr selten, dass man wirklich ein sehr, sehr breites Fenster aufmacht und sagt: "Okay, ich mache ein großes, also ein großes Forschungsfeld". Ich bin halt dann irgendwie Experte für einen bestimmten Bereich, weil wir natürlich den Sachen auf den Grund gehen wollen, und wir haben halt bestimmte grundsätzliche Fragen schon geklärt, und damit müssen wir immer mehr ins Detail und da kommt eine gewisse Spezialisierung oder geht damit einher. Genau, aber, Astrophysik beschäftigt sich eben mit dem Universum und ganz eben wichtig auch mit der Fragestellung, wie ist das Ganze entstanden? Warum strahlt ein Stern? Also wir wollen die Physik natürlich hinter das Ganze bringen. Wir wollen jetzt nicht nur "den Himmel beobachten" und sagen, okay, wie ist die Kinematik am Himmel? Ah, die Planeten bewegen sich so und so und so. Das ist natürlich ein Teil davon. Aber wir wollen auch Ergebnisse ableiten. Also wir wollen wirklich verstehen, was steckt dahinter. Ja, da gibt es auch die unterschiedlichsten Ausprägungen. Es gibt auch die Planetenforscher, die sich dann wirklich mit Atmosphären auseinandersetzen. Also, es gibt dann zum Beispiel die Kosmologen, die sich mit der Entstehung und Entwicklung des Universums spezialisieren. Also, es gibt auch jetzt zum Beispiel in der beobachtenden Astronomie, ist es dann wirklich so, man spezialisiert sich oft auf eine Wellenlänge. Also, wir haben ja ein großes elektromagnetisches Spektrum, mit dem Auge sehen wir wirklich nur im optischen Bereich. Das ist aber ein ganz kleiner Bereich, und mittlerweile haben wir uns sozusagen in der Physik "Brillen" gebaut, dass wir die anderen Bereiche auch angucken können, der Sinn Detektoren. Damit können wir zum Beispiel Röntgenstrahlung sehen, die wir nun mal mit dem bloßen Auge nicht sehen. Wir können aber auch Radiostrahlung sehen, also somit das gesamte elektromagnetische Spektrum abdecken. Und aber all diese Techniken sind sehr unterschiedlich. Man spezialisiert sich dann doch schneller in eine bestimmte Richtung, um da dann einfach auch wirklich viel "know how" zu haben. Wichtig ist aber trotzdem, eben bei diesen ganzen Spezialisierungen über den Tellerrand immer wieder hinauszugucken, also eine Interdisziplinarität innerhalb der Fachrichtung, aber dann auch mit anderen Fachrichtungen immer zusammenzuarbeiten, um eben nicht nur diesen Scheuklappen Blick zu haben und eben in dieser, in dieser Spezialisierung so ein bisschen sich zu isolieren. Also ganz, ganz wichtig ist wirklich, immer weiterschauen, über einen Tellerrand schauen, große Verbindungen zu sehen, weil es spielt alles irgendwie zusammen. #00:05:58-7#

Vera Deising: Ja, okay, also immer, der Austausch ist auch wichtig. #00:06:01-3#

Katharina Leiter: Genau diese Wechselwirkung dann eben auch, und diese Verknüpfungen, also dass man Schnittstellen einfach miteinander wirklich verbindet, das ist sehr, sehr wesentlich in der heutigen Forschung. #00:06:10-8#

Katharina Leiter: Ich merk schon, du bist voll on Fire! #00:06:14-0#

Katharina Leiter: Ja, bremse mich! #00:06:16-0#

Vera Deising: Woher kommt diese Leidenschaft, oder wie ist das entstanden? Sind deine Eltern Physiker, oder wie bist du dazu gekommen, oder warum begeistert dich das so sehr? #00:06:26-6#

Katharina Leiter: Ich glaube, es ist wirklich so. Also was mich sehr geprägt hat, war, Fragen, die man nicht gleich beantworten kann, aber die eine gewisse Rätselhaftigkeit umgibt. Also ich glaube, was mich schon immer fasziniert hat, sind, erstensmal fremde Welten zu betreten, geistig wie körperlich, natürlich. Ich meine, körperlich ist das für Planeten zum Beispiel sehr, sehr schwierig. Aber in fremde Welten geistig ein Tauchen, wirklich sich darin auch ein bisschen. Also dieses Explorieren, dieser Entdeckergeist, der uns Menschen ja irgendwie auch voranbringt und der auch, glaube ich, ein sehr wesentlicher Aspekt von uns Mensch als Mensch ist, den finde ich super spannend, und der geht eben damit einher, dass man unterschiedlichste Fragestellungen hat und diese Fragestellung jetzt erst mal für sich erkunden möchte. Also eine Frage nicht als etwas sehen, was, oh, das ist ein Defizit, oder oh, ich bin jetzt total überfordert. Jetzt sind nur noch Fragezeichen, sondern das als Herausforderung zu sehen und zu sagen, oh, das ist auch irgendwie spannend. Also, da ist was Rätselhaftes mit dieser Frage verknüpft, und da möchte ich dahinter schauen. Also das finde ich in der Physik eben auch das tolle, und auch in der Astrophysik eben, wir schauen eigentlich immer hinter die Kulissen. Ja, also, das ist nicht das Offensichtliche, was jetzt nicht so alltäglich ist. Natürlich, was wir alltäglich sehen, aber oft ist der Schein nicht gleich dem Sein, und von daher, in der Astrophysik möchte man hinter die Kulissen gucken und eben verstehen, warum ist denn das so. #00:07:54-0#

Vera Deising: Und das Ziel ist vielleicht gar nicht die Antwort, sondern das Ziel ist dann, neue Fragen aufzumachen oder? #00:07:59-8#

Katharina Leiter: Perfekt! Also, das ist auch so. Also ich meine, wir werden in der Physik oder in der Astrophysik niemals an den Punkt kommen, wo wir alle Fragen beantwortet haben. Aber das ist auch das Tolle an der Sache, also wie faszinierend, spannend, vielseitig unsere Natur ist im Großen ganzen, und das mit jeder Frage, die wir beantworten, ganzer Strauß von neuen Fragen sich eben daraus ergibt und daraus eben auch so ganz klar wird: "Ok, also, wie verrückt ist denn das alles?" Also, weil oft, indem man sich mit einer Frage beschäftigt und daraus eben sieht: "Oh okay, so simpel ist die gar nicht", steigt man eben mehr in die, in diese ganze Thematik ein und merkt, wie komplex das eigentlich ist, was da alles zusammenspielen muss, dass das überhaupt so ist, wie es ist, und wir akzeptieren es einfach ganz normal jeden Tag, weil wir es erst mal nicht hinterfragen, und das ist echt superspannend. Also fremde Welten betreten in jederlei Hinsicht, auch wenn das die Alltagswelt ist, aber da eben hinter die Kulissen zu schauen, das macht Riesenspaß! #00:09:00-4#

Vera Deising: Und so warst du bestimmt schon, auch als Kind, oder? #00:09:03-4#

Katharina Leiter: Da müssen wir jetzt meine Eltern fragen. Genau also, ich glaube, was mich wirklich schon immer fasziniert hat, ist wirklich dieses Fragen stellen. Fragen stellen habe ich schon immer gern gemacht, aber wirklich dieses geheimnisvolle, was damit oft einhergeht, weil man eben sich selber etwas erschließen muss, das kann abschreckend sein, das kann auch manchmal frustrierend sein. Das ist überhaupt keine Frage. Ich mag das nicht beschönigen, dass ein Erkenntnisprozess ist nicht einfach, aber er ist sehr, sehr, sehr viel gewinnend. Also insofern, dass man danach wirklich also diesen Effekt zu haben "Wow, wie cool!". #00:09:40-8#

Vera Deising: Es gehen immer wieder neue Welten auf. #00:09:44-0#

Katharina Leiter: Ja, es macht echt Spaß. Am meisten wirklich auch, wenn man mit Kindern spricht, weil Kinder nicht die Hemmungen haben, wie wir Erwachsene Fragen zu stellen, seien sie noch so erst mal nach dem ersten offensichtlichen Banal. Und meistens sind die banalen Fragen die aller schwierigsten, also weil sie nicht banal sind und auch nicht simpel sind, sondern einfach sehr fundamental und grundsätzlich. Das ist wirklich super cool, mit Kindern zu arbeiten, sie sind so ursprünglich und so authentisch auch in ihrer Fragestellung. #00:10:12-3#

Vera Deising: Bleiben wir nochmal ganz kurz bei dir. War das dann relativ schnell klar, so nach dem Abitur, ich studiere Physik? #00:10:19-0#

Katharina Leiter: Es ist ein bisschen lustig, weil ich bin kein naturwissenschaftliches Gymnasium gegangen, zum Beispiel. Ich habe ein musisch künstlerische Gymnasium besucht, genau hatte dann auch wirklich Leistungskurs Musik. #00:10:30-3#

Vera Deising: Und wir haben ja so spät Physik gehabt oder, war das bei euch auch? Also wir hatten, glaube ich, erst in der achten Klasse Physik. #00:10:36-9#

Katharina Leiter: Ich glaube ja in der Achten, also ich weiß noch, wir haben mit Latein angefangen, auf jeden Fall, das war auf jeden Fall so, und dann mussten wir uns erst mal am Anfang, glaube ich, entscheiden zwischen Chemie und Physik, und dann haben wir Physik genommen. Bei uns kam kein Leistungskurs zustande, sonst hätte ich also ich hatte jetzt Musik, Mathematik, sonst hätte ich Musik, Physik genommen. Das kam bei uns nicht zustande. Von daher habe ich das als Grundkurs gehabt. Das war aber auch ein großes Glück, weil wir da nicht dadurch nicht unbedingt diesen krassen Zeitplan durchfahren mussten, sondern wir haben uns dann wirklich auch auf Astronomie spezialisiert, also ganz großer Schwerpunkt Astronomie, und also das war echt Bombe. Also, da bin ich richtig aufgegangen, hat richtig Spaß gemacht, das war ganz toll. #00:11:24-4#

Vera Deising: Und da wusstest du dann gleich, da bleibe ich dabei? #00:11:26-6#

Katharina Leiter: Jaein, ich wollte mich eigentlich erst in die philosophische Richtung orientiert, habe eine Sportausbildung gemacht und habe in der Zwischenzeit Philosophie studiert in Bamberg ein paar Semester. Habe aber dann eben gemerkt, okay, also, Philosophie ist für mich so ein Allrounder, weil was macht die Philosophie? Sie trägt mit Fragestellungen die Vernunft in die Natur, also sie möchte mit analytischen Fragen, mit Logik oder mit Vernunft, eben die Natur verstehen. Und das ist erst mal der Ansatz, und ich meine, daraus haben sich natürlich viele verschiedene philosophische Richtungen entwickelt und natürlich in viele verschiedene Bereiche kann man dann hineingehen. Aber was mich eben sehr stark fasziniert, ist die Naturphilosophie, und da ist einfach so die Frage, oder die großen Fragen, den kann man auf unterschiedlicher Art begegnen. Also wie möchte man diesen Fragen auf den Grund gehen? Und da ist mir während meines Studiums dann auch ziemlich schnell klar geworden, cool! Also, ich glaube, ich würde noch gerne mehr in diese physische einsteigen und einfach mich diesen Fragen auf dieser Ebene näher. Der Weg ging völlig genau in die richtige Richtung. Das war einfach völlig mein Interesse. Aber das liebe ich auch so an der Physik, dass sie so diese großen Fragen immer wieder, das große Ganze immer wieder thematisiert und das eben auch in den größeren Kontext stellt. Also, die Physik bietet immer wieder Anknüpfpunkte in ganz viele andere Wissenschaftsbereiche, und diese Anknüpfpunkte finde ich super spannend und eben auch diese großen Fragen, die Physik eben mit versucht zu beantworten, die in die philosophische Schiene gehen. Also weil mich viele Fragen, wie bist du dann von der Philosophie auf die Physik gekommen? Für mich ist das sehr nah miteinander verknüpft und das eine wächst eigentlich aus dem anderen heraus, weil Philosophie für mich so ein Grundkonzept, eher mehr ist. Natürlich würden Philosophen da noch wahrscheinlich ganz anders drüber reden, aber jetzt einfach nur von meinem Ansatz her, wie ich vom einen ins andere gedriftet bin. Da ist für mich ein großer Überlappen da, von der Fragestellung. #00:13:36-3#

Vera Deising: Genau, die Fragestellungen sind sehr ähnlich. #00:13:40-3#

Katharina Leiter: Auch von der Herangehensweise her, also was macht die Philosophie? Sie möchte mit Fragen, etwas verstehen, und ob das jetzt in soziologischer Richtung ist oder naturwissenschaftlicher Richtung, das differenziert sich aus. Die Herangehensweise ist eigentlich die ursprüngliche eben, ich stelle mir eine Frage und gehe danach, und zwar gehe ich hier nicht mit einer Intuition nach. Aber erst mal sage ich, ich benutze meine Vernunft, um diese Frage zu beantworten, und das ist der Grundansatz und das mag ich sehr gerne. #00:14:16-0#

Vera Deising: Jetzt hast du schon gesagt: musisches Gymnasium. Ich weiß, dass es sehr mädchenlastig ist. Der Leistungskurs ist nicht zustande gekommen. Wie war es im Studium? Waren die Frauen in der Unterzahl und warum ist das so? Was glaubst du? Was hält die Frauen davon ab, so was Tolles zu studieren? #00:14:32-1#

Katharina Leiter: Ja, also auf jeden Fall. Also zu meiner Zeit waren wir, glaube ich, ungefähr vielleicht 10 Prozent oder 13 Prozent Frauenanteil. Die Frage ist auch, was ist jetzt wirklich so? Was nimmt man da mit rein? Am Anfang ist man ja mit den Lehramtsstudierenden auch mit zusammen und da ist natürlich der Frauenanteil höher. Also, wenn man aus den ersten zwei Semestern spricht, da ist der Frauenanteil höher. Wenn es dann wirklich aber auf die Spezialisierung Physik als ein Grundstudium und jetzt nicht als ein Fach in der Schule geht, dann ist der Prozentanzahl kleiner. Mittlerweile, also ich war jetzt auch wirklich viele Jahre an der Uni und in der Lehre war ich auch tätig. Mittlerweile nimmt das zu. Für mich ist es eine große Frage der Vorbilder und auch wirklich des Rollenvorbilds. Wir sind einfach in unserer Gesellschaft noch sehr stark geschlechterspezifisch geprägt, in bestimmten Berufsfeldern. Das ist nun mal einfach so. Da kann ich mich auch nicht ausnehmen, selbst wenn ich mir das jetzt eben ganz bewusst eben vornehme, intuitiv, wenn, wenn mir jetzt jemand sagen würde, okay, welches Geschlecht stellst du dir unter einem Mechaniker vor? Entschuldigung, da ist ja jetzt schon die Änderung des Geschlechts mit angehängt, aber trotz alledem, mir ploppt ein Mann auf. Das ist nun mal einfach wirklich bei mir so geprägt und so lernen es ja auch unsere Kinder. Also ganz wichtig ist wirklich, dass wir schon bei unseren Kindern im Umfeld anfangen, bestimmte Rollenverhalten aufzubrechen und aber auch ganz wichtig, eben Rollenbilder zu geben. Die ganzen großen Physiker aus der Geschichte sind Männer erst mal, also sie sind halt bekannt, sagen wir es einfach mal so, weil sie eben auch aus einer Zeit bekannt sind, wo Männer einfach, die war sehr Männer orientiert ja klar. Selbst wenn die Frauen auch was auf dem Kasten haben, dann wurden die halt nicht so in den Vordergrund gestellt und ich glaube, das können wir heutzutage einfach ändern. Da ist das Bewusstsein mittlerweile da, und da brauchen wir jetzt einfach wirklich Rollenbilder, die das ganze ein bisschen aufweichen, dass auch in dieser Physik Geschichte, sagen wir es mal so, jetzt auch Frauennamen immer wieder auftauchen, die zitiert werden und die einfach ganz normal in dieses geschichtliche Geschehen mit eingegliedert werden. #00:16:45-1#

Vera Deising: Hattest du dann irgend so ein Vorbild, ein weibliches Vorbild, an dem du dich orientieren konntest, oder gab es das gar nicht? #00:16:52-0#

Katharina Leiter: Nee, muss ich jetzt sagen. Ich glaube, ich möchte nicht sagen, dass ich keine Vorbilder brauche, das sicherlich nicht so. Also es ist trotzdem so. Man sucht sich in seinem Umfeld ja doch irgendwie was, was einen formt und wo man sich irgendwie inspiriert. #00:17:08-9#

Vera Deising: Genau. Sagen wir es mal so: Personen, die dich inspiriert haben. #00:17:10-5#

Katharina Leiter: Ja, ich muss jetzt wirklich gestehen, zu meiner Schande, es war keine Frau. Aber mittlerweile ist es jetzt zum Beispiel so, dass ich wirklich auch immer mehr den Fokus darauf lege und mal gucke, was gibt's da eigentlich? Also weil es eben vom Standard her, von all diesen großen Persönlichkeiten in diesem Forschungsfeld, die Frauen erst mal nicht so nach Außen getragen werden, ist einfach nur mal so. Mittlerweile ändert sich das, das ist überhaupt keine Frage. Aber ich damals hatte jetzt kein weibliches Vorbild in dem Sinn. Was ich glaube, auch noch mit hineinspielt, ist auf jeden Fall, dass Frauen dazu tendieren, sich zu unterschätzen, und das nehme ich auch bei weiblichen Studierenden oder auch Schülerinnen einfach wahr, dass sie viel mehr an sich zweifeln und eine große Hemmschwelle ist zum Beispiel in der Physik, bin ich eigentlich geeignet für dieses Physikstudium. Beziehungsweise verstehe ich das eigentlich, bin ich da irgendwie gut genug aufgestellt habe ich die Voraussetzungen dazu und ich glaube, da haben junge Frauen eine größere Hemmschwelle und trauen sich nicht so viel zu und haben vielleicht auch mehr Angst zu scheitern. Ich glaube, da könnten wir in unserer Gesellschaft auch mehr dazu beitragen. Diese Begrifflichkeit "scheitern" ist ja eigentlich Erfahrungen sammeln, und die ist gar nicht so negativ. Also, sie ist sehr negativ belegt. Sie ist aber nichts Negatives im Endeffekt, weil Scheitern ist so ein fundamentales. Man hat immer so das Gefühl, oh, jetzt habe ich komplett versagt. Damit hat das ja überhaupt nichts zu tun. Ich hab einfach ne Erfahrung gemacht, und die war wahrscheinlich auch super wichtig in dem Moment und ist ein Schritt auf meinem Weg. Aber die, die sagt ja jetzt nichts per se über mich aus und definiert mich nicht und definiert auch nicht mein Leben und sagt was dazu aus, dass ich zu irgendwas gar nicht geeignet wäre in Zukunft. #00:19:03-4#

Vera Deising: Und ich entscheide ja letztendlich, wie ich damit umgehe. #00:19:06-4#

Katharina Leiter: Genau, und ich glaube diese "Fehlerkultur", die würde ich mir auch wünschen, weil ich bin da auch sehr vorgeprägt, einfach, also jetzt nicht gar nicht von meinen Eltern, sondern einfach irgendwie, wie man so groß wird, auch im Schulalltag und so. Also ich merke auch, ich möchte eigentlich keine Fehler machen, so aber, dass das eben zum Entwicklungsprozess dazugehört. Das ist ja super fundamental und wichtig, und diese Hemmschwelle würde ich jedem wünschen, dass die eigentlich nicht da ist, und ich glaube, da können wir schon dazu beitragen, dass unsere Kinder nicht so groß werden. #00:19:39-5#

Vera Deising: Genau weil ich denke, wie du vorhin auch schon gesagt hast, diese Faszination nach diesen Fragen, die man sich stellt, die ist ja immer bei jedem Kind da, sonst würden sie ja diese Fragen nicht stellen. Aber irgendwann wird es so ein bisschen. Wie soll ich sagen, es verliert sich so ein bisschen, also man traut sich dann nicht mehr so, die Fragen zu stellen, oder die Faszination geht so ein bisschen weg, dass es schade. Wie könnte man es schaffen, dass man das aufrechterhält, noch länger? #00:20:04-5#

Katharina Leiter: Ja, ich glaube, die Fragen kommen wirklich mit der Neugier, und ich glaube, das hast du ja schon auch jetzt klar benannt. Wir sind von Grund auf neugierig, also Menschen sind neugierig. Wir wollen eben Fragen stellen und die auch irgendwie beantworten. Das treibt uns an, und das macht uns auch zu Menschen. Also das hat auch zur Folge, dass wir irgendwie voranschreiten, dass wir uns weiterentwickeln und ich glaube, dass es im Allgemeinen, in der Erziehung, in der Schulbildung schon wichtig wäre, mehr offen mit dieser Sache umzugehen und zu sagen, okay, wir haben jetzt nicht diese festen Strukturen. Ich meine, das ist ja immer das Problem. Ich habe eine große Gruppe, die ist sehr heterogen, und irgendwie muss ich die alle unter einen Hut bringen, weil ich möchte ein gewisses Wissen vermitteln. Aber ich weiß gar nicht, ob das so wichtig ist, dass man bestimmtes Wissen vermittelt in unserer heutigen Gesellschaft auch, sondern dass man bestimmte Herangehensweise verfahren, bestimmte Prozesse eigentlich mehr den Kindern an die Hand gibt, also zum Beispiel kritisches Denken. Ich meine, das ist wirklich schwierig, das ist nicht so einfach, weil ich kann nicht sagen, okay, ich stelle jetzt eine Frage, und das ist ja und nein, und das ist schwarz und weiß und das ist richtig oder falsch. Es ist viel anspruchsvoller, natürlich. In der heterogenen, größeren Gruppe ist es sehr schwierig, das irgendwie jedem Einzelnen auf demselben Level irgendwie zu ermöglichen. Aber ich glaube, dass solche Herangehensweisen viel, viel wichtiger sind, vor allem in einem Zeitalter, wo wir an Wissen, was ist Wissen, aber, sagen wir es mal so, an Informationen, erst mal, an Informationen kommen wir ziemlich schnell ran. Ja, wir haben ein riesengroßes digitales Monstrum, sage ich schon, was, wo wir alles zu jeder Zeit irgendwie an Informationen herausfiltern können. Aber wichtig ist eben filtern, also kritisches Denken. Was macht denn Sinn? Was ist denn Unsinn? Welche Information, welchen kann ich glauben, welchen kann ich nicht glauben? Ich werde alle Informationen irgendwie finden und auch in ihrer Vielseitigkeit, und dann muss ich für mich irgendwie erlernen, wie gehe ich mit dieser Informationsflut um, wie filter ich die und wie, wie gehe ich wirklich auch damit um mit okay, ich habe jetzt keine Ahnung von dem Thema, aber wie könnte ich mich denn dem Thema nähern, und was ist denn davon jetzt irgendwie was, was ich sage okay, das macht jetzt gar keinen Sinn, selbst wenn ich noch nicht so tief in dem Thema drin bin oder man sagt, da möchte ich mal weiterforschen, möchte ich mich mal weiter mit auseinandersetzen. Ich glaube, diese Prozesse müssten viel mehr gefördert werden, weil so was ich aus meiner Schulzeit noch ich meine, das entwickelt sich auch weiter, ist mir auch klar. Aber was ich viel kenne ist, man lernt bestimmte Sachen und ganz ehrlich, nach der Schulaufgabe habe ich die meisten wieder vergessen, weil es einfach Faktenwissen ist, und aber Faktenwissen bringt uns im Leben jetzt per se nicht immer überall weiter, sondern wir müssen es irgendwie verinnerlichen, wir müssen es umsetzen, wir müssen es anwenden. Es ist so viel mehr, was wir dann wirklich zu einem, zu einer Weiterentwicklung brauchen als Faktenwissen, und ich finde schon, dass unsere heutige Schulbildung viel auf Faktenwissen beruht, und ich glaube, das könnte man aufweichen. Aber das ist ein langer Prozess, also ich glaube, es wird auch schon aufgeweicht. Also da gibt es ja Bestrebungen dorthin. Aber es ist gar nicht so einfach, so ein großes Schiff wie Bildung im großen Kontext da jetzt eine komplett neue Struktur da reinzubringen. #00:23:28-9#

Vera Deising: Also, wäre es eigentlich der wichtigste Auftrag an das gesamte pädagogische Personal, diese Flamme der Neugier, wie du sie genannt hast, nicht ausgehen zu lassen, oder dass man einfach immer guckt, dass die Kinder Interesse haben. Es muss ja nicht immer in jedem Bereich gleich viel Flamme da sein, aber das immer diese Flamme nährt oder eben auch Aufträge gibt zur Selbstforschung. #00:23:52-4#

Katharina Leiter: Auf jeden Fall. Also. Ich glaube, was da ein wichtiger Ansatz ist und ich merke das auch jedes Mal bei mir selber wieder, ist, wenn man selber aktiv werden kann. Also, es ist einfach ein Riesenunterschied, ob ich was selber rumspielen kann. Wir sind alle irgendwo Spielkinder, weil meine ich, mehr ausgeprägt, eigentlich weniger ausgeprägt. Aber wenn ich selber mir irgendetwas, wenn du vor mir was hinstellst, dann will ich erst mal rumprobieren und will erst mal schauen, was kann man damit machen, und das prägt sich bei mir auch viel stärker ein, weil mir wird nicht gesagt, was ich erst mal zu tun habe und was richtig oder falsch ist, sondern ich kriege das durch meine eigene Anwendung raus, und vielleicht kriege ich ja noch mal was ganz anderes raus, was bei diesem richtig und falsch gar nicht ein kategorisierbar ist. Ich finde da meinen eigenen Weg dazu, mich mit der Sache auseinanderzusetzen. Dieses "Begreifen", da steckt "greifen" schon drin. Also, ich glaube, wir müssen viel mehr in die Mehrdimensionalität unserer Sinne eintauchen und wirklich mehr aktiv, viel aktiver, also von diesem Frontalen vorgefertigten 90 Minuten, hängt ja alles auch irgendwie zusammen, diese Vernetzung, diese Tragweite. Es ist natürlich schwierig, das umzusetzen. Das sind auch Idealvorstellungen, aber ich glaube, in diese Richtung muss man immer mehr denken, und das macht einfach verdammt viel Spaß sich mit Sachen auseinanderzusetzen und dann auch gerne in der Gruppe. Teamwork ist, das ist das wesentlichste, auch in der Forschung. Das ist so wichtig. Ich meine, es gibt immer mal wieder Genies, die daraus hervorstechen, aber mittlerweile ist interdisziplinäres Arbeiten in größeren Gruppen wird uns vorantreiben. Die Fragestellung unserer heutigen Gesellschaft und auch unsere heutige Forschung, Wissenschaft wie auch immer, sind zu komplex, als dass sie ein Fachbereich alleine lösen könnten, und das müssen wir von vornherein gleich lernen, und wir müssen unseren Kindern auch die Freiheiten geben oder auch wirklich den Ansatz, die Möglichkeiten geben, kreativ zu sein, einfach mal auszuprobieren. Ich glaube, dieses Ausprobieren ist das wesentliche. Auch eben stell mir was hin, und ich probiere erst mal aus, und da ist wieder die Fehlerkultur ganz, ganz wichtig. Ich probiere nur frei aus, wenn ich nicht Angst habe, etwas falsch zu machen. #00:26:03-9#

Vera Deising: Und bewertet zu werden danach. #00:26:04-4#

Katharina Leiter: Genau also, erst mal einfach, es ist alles erlaubt, ja natürlich nicht an Hauen, Schlagen und Beißen. Also ich meine, wir reden ja jetzt hier einfach mal vom Denkprozess und nicht irgendwie zu sagen, ach, das ist doch albern, ich das nee also, sondern erst mal diesen Denkprozess zu fördern und diese Kreativität zu fördern, weil Kreativität ist das, was auch in der Forschung was ganz, ganz wesentliches ist, weil wir wollen neue Welten beschreiten, also neue Wege beschreiten, wir wollen neue Welten kennenlernen. Das kann man nicht auf Wikipedia nachlesen. Also, ich muss da irgendwie meinen eigenen Weg dorthin finden, und das ist ein ganz, ganz kreativer Prozess. Und ja, also, ich glaube aber, man sollte wirklich mehr Schulfächer auch noch stärker fördern wie Motorik. Also Sport bei uns war immer so, wir hatten einen Lehrer, der hat total viel Volleyball mit uns gespielt hat, weil er wohl Volleyball geliebt hat. Ich mag Volleyball auch voll gern, aber im sportlichen Bereich war es einfach so. Na ja, das ist halt jetzt mal so eine Spaßstunde, und man sollte wirklich mehr in diese Richtung gehen, dass man ein breites Spektrum an verschiedenen Ansätzen der ganz Körperlichkeit wirklich unterrichtet, und zum Beispiel Kommunikation finde ich auch einen ganz wesentlichen Punkt, sowas wie Rollenspiele viel früher mit rein reinbringt, dass man sich wirklich auch in andere Personen eher reinversetzen kann, aber natürlich auf einem spielerischen Level und einfach auch wirklich merkt, was macht denn eine Gruppenstruktur mit mir, was macht sie denn nicht? Also mal in eine andere Rolle reinschlüpfen und merken, es ist ja oft so, man ist in Gruppen unterwegs, und man sucht sich da so seinen Platz, und dann hat man da natürlich auch irgendwie diesen Charakterzug, der diesen Platz ausfüllt. Aber setzen wir diese Person in eine andere Gruppe, und dieser Platz, den sie gerade erfüllt mit ihren Charakterstrukturen, ist vielleicht schon besetzt. Da müsste sie sich eine andere Nische suchen, und diese andere Nische ist vielleicht auch. Also, diese Eigenschaften hat die Person auch. Sie kommen nur in der anderen Gruppe nicht zum Tragen, und deshalb glaube ich, dass durch so etwas unsere Kinder auch sehr stark gefördert werden, sich zu entdecken. Also, man wird ja auch schon in der Familienstruktur groß. Ich komme aus einer Familie mit vier Kindern, da sucht man sich ja allein schon seine Nische, klar und aber wirklich auszuprobieren, wer bin ich denn, was kann ich denn? Was interessiert mich denn? Das ist was sehr, sehr wichtiges und ich glaube wirklich, das ist was, was uns Menschen auch wirklich sehr stark prägt und ausmacht. Und je früher wir uns in eine Nische selber auch bewegen, desto länger sitzen wir da vielleicht fest und erkunden gar nicht, was könnte denn noch alles gehen. #00:28:40-6#

Vera Deising: Also Persönlichkeit bildend ist es ja. #00:28:42-7#

Katharina Leiter: Genau und ich glaube, das ist eigentlich wirklich was sehr Wesentliches, was ich gerne mehr in den Fokus oder mehr in den Fokus stellen würde bei Bildung im allgemeinen, weil ich glaube, dass wir das eigentlich als Menschen allein wir brauchen, und zum Beispiel eine Kommunikation. Jeder muss mit jedem irgendwie kommunizieren, und ich finde das immer nett, einer kann, einer kann es nicht, der andere muss halt noch ein bisschen lernen, aber das ist immer so nebenher. Ich finde, das kann man auch fokussieren. Das ist so wesentlich in unserem menschlichen Miteinander und auch in dem, wie ich vorankomme oder wie etwas vorankommt. Also, wenn wir jetzt alle nicht miteinander sprechen würden, wäre irgendwie schwierig, da wirklich gesellschaftlich auch voranzukommen. #00:29:24-0#

Vera Deising: Ja, verlassen wir doch mal das Klassenzimmer und fliegen ins Weltall, dein Spezialgebiet. Also, mir geht es immer so, wenn ich im Planetarium sitze und wenn, selbst wenn ich so eine Show anschaue, wo darunter steht ab zwölf. Ich lerne immer noch so viel dazu, und es ist so unendlich groß, und ich gehe jedes Mal so demütig raus, denk mir, oh, es gibt noch so viel, was du nicht weißt, geht ja das auch noch so, oder bist du schon an den Grenzen des Universums angekommen? #00:29:52-0#

Katharina Leiter: Ja natürlich, gar nicht. Also das ist ja eben das Spannende. Mit jeder Frage, die wir uns stellen und lösen, gehen eben ganz, ganz viele neue Fragestellungen auf, und wir müssen da nicht stehen bleiben. Wir können eben weitergehen. Und also ich werde ja, es wäre ja total anmaßend, wenn ich sagen will, okay, alles klar, ich habe alles gecheckt. Es wäre ja super langweilig! Also, es macht ja Riesenspaß, sich mit Sachen auseinanderzusetzen und eben zu sagen: "Wow" oder "Wie verrückt". #00:30:23-4#

Vera Deising: Ja, aber da merkt man halt die Faszination. Wie alt ist eigentlich unser Weltall? Wie konnte man das rausfinden? #00:30:30-6#

Katharina Leiter: Ja, das ist eine gute Frage. Wenn man mit der "Big Bang Theory" geht, ist es 13,7 Milliarden Jahre alt. In der Physik ist es grundsätzlich so. Wir haben zwei verschiedene wichtige Komponenten. Das eine ist die Theorie. Wir überlegen uns etwas, wie etwas sein kann, und dann ist es so. Weil wir ja die Natur beschreiben wollen, müssen wir diese Theorie immer testen. Also, wir können die abstrusesten Ideen uns überlegen, die klingen alle ganz toll. Aber wenn die Natur das nicht irgendwie widerspiegelt, dann wird es schwierig und dieser Test funktioniert durch Experimente. Wir müssen uns irgendwie die Natur angucken und müssen überlegen, wie können wir diese Fragestellung mit irgendeinem Experiment beantworten, und müssen dementsprechend eben diese Auswertung dann vollziehen. Bei der Astronomie ist es so, wir müssen raus ins Universum gucken, und was wir in der Astronomie oder in der Astrophysik eben nicht können, was man auf der Erde im Labor kann, ist die physikalischen Kenngrößen oder einfach die Parameter zu manipulieren. Also, im Labor kann ich machen, okay, wie verhält sich das ganze mit einer anderen Temperatur, und dann stell ich eine andere Temperatur ein, und dann kann ich diese verhalten, es ist jetzt sehr reduziert dargestellt, aber wir können es beeinflussen. Im Universum wird das schwierig. Ja, also, erstens mal müssten wir zu diesen Objekten hinfliegen können, und dann müssten wir irgendwie so noch die Möglichkeit haben, eben zu sagen, okay, du Stern, jetzt machen wir das, was ich will, das wird er halt nicht tun. Genau also, von daher haben wir da wirklich die beobachtende Rolle, also die ganz klassische Naturforscher Rolle des Beobachtens. Aber wir haben einen großen Vorteil, und zwar haben wir das größte Labor der Welt. Wir haben das Universum, und da gibt es so viele Objekte und Möglichkeiten, da verschiedene Objekte zu verschiedenen Zeiten zu beobachten. Also wir wissen zum Beispiel mittlerweile, dass es einen Stern Lebenszyklus gibt, also ein Stern wird geboren, er entwickelt sich zum Jugendlichen, zum Erwachsenen, bläht sich dabei auf und vergeht dann in einem Todesszenario, abhängig von seiner Masse. Das können wir natürlich nicht im Laufe unseres Lebens beobachten an einem einzelnen singulären Objekt, aber wir haben eben mehrere Sterne und können von diesen die unterschiedlichen Stadien ableiten und somit eben eine Evolution heraus abbilden, oder ableiten und das können wir eben mit vielen verschiedenen Objekten machen. Es gibt unterschiedliche Objekte im Universum, und was wir dann eben auch noch anschauen können, ist, wie verhalten sich diese Objekte also im großen Kontext "Universum". Ja, und so kann man zum Beispiel schauen, wie bewegen sich denn die relativ zu uns? Und da hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass sich Objekte voneinander wegbewegen. Erst mal im großen Universum Maßstab, okay, und dann hat man sich natürlich überlegt: Okay, wenn sich alles voneinander wegbewegt. Also spulen wir das ganze mal zurück, wenn sich alles voneinander wegbewegt, zentriert sich das ganze irgendwie mal irgendwann auf einen Punkt. Also muss es irgendwie einen Ursprung gegeben haben, und so ist man eben auf die Idee gekommen, okay, irgendwann muss das ganze Mal angefangen haben, und das ist mehr oder weniger dann eben wirklich der Ausgangspunkt, den wir derzeit "Big Bang Theory" nennen. Was eine große Herausforderung ist, ist eben diese ganzen Steps, die einzelnen Schritte von dem jetzt Zustand, den wir beobachten können, gerade im Moment nachzuvollziehen. Was ist denn damals aber passiert, ist ja schon ein bisschen lang her. Genau das Coole im Universum ist, dass wir in die Vergangenheit gucken können. Das ist nämlich so, dass es gibt eine fundamentale Theorie in der Physik, das ist die allgemeine Relativitätstheorie, und eine ganz, ganz wichtige Grundlage in die dieser Theorie ist, dass sich nichts schneller im Vakuuom bewegen kann als Licht, aber dass Lichtgeschwindigkeit auch eine endliche Größe hat. Jetzt ist es eben so. Also was bewegt sich? Was können wir von der Erde aus beobachten, von diesen Objekten? Wir können ja nicht hinfliegen, aber sie schicken uns Informationen in Form von Licht zum Beispiel. Gut, aber dieses Licht muss sich durch einen Raum bewegen, und dieser Raum ist ewig groß, und von daher braucht es eine bestimmte Zeit, um bei uns anzukommen, dieses Licht. Deshalb sprechen wir gerne davon. Wenn wir in den Sternenhimmel gucken, schauen wir in die Vergangenheit, weil natürlich dieses Licht. Wenn wir von einer Entfernung sprechen, zum Beispiel von 2,6 Lichtjahren, heißt es, das Licht braucht 2,6 Jahre um bei uns anzukommen, weil es eben nur mit einer bestimmten Geschwindigkeit sich fortbewegen kann, und über die geht halt nichts. Also das ist einfach begrenzt. Diese Möglichkeit und deshalb schauen wir, wenn wir in die Sterne gucken, in die Vergangenheit und können da natürlich Stadien unseres Universums, der Entwicklung unseres Universums angucken, die schon längst vergangen sind, aber die für uns jetzt eben noch sichtbar sind, in Anführungsstrichen ja. #00:35:47-9#

Vera Deising: Genau aber, wenn du sagst, jetzt ist der Stand so, und wir können zurückblicken auf den Anfang, dann bedeutet das ja auch, wenn sich alles voneinander weg bewegt, dass es sich immer noch weiter ausdehnt. Kann man denn auch in die Zukunft schauen? Weiß man denn, was noch passieren wird? Hat man da Ideen? #00:36:02-8#

Katharina Leiter: Auf jeden Fall, es gibt mehrere Theorien. Das ist eben das Spannende in der Physik, in der Astrophysik, dass wir eben immer dieses Wechselspiel von Theorie, Experiment, Experiment, Theorie haben. Das muss ineinandergreifen und muss sich gegenseitig bedingen und auch irgendwo mehr oder weniger kontrollieren. Und natürlich, wir haben die Möglichkeit, wenn wir von einer Ausgangssituation ausgehen und diese weiter extrapolieren, natürlich zu sagen, okay, wir haben diese und diese Bausteine in diesem Konzept mit drin. Wie entwickelt sich denn dann das weiter? Dazu muss man aber sehr gut verstehen, was diese Entwicklung beeinflusst, und unser Universum hat so ein paar Komponenten, die die Entwicklung des Universums beeinflussen. Das eine ist zum Beispiel eine Materieform, die wir baryonische Materie nennen. Das ist die Materie, aus der wir alle bestehen, das ist die Materie, die wir sehen können, also auch alle Sterne also alles das, was wir sehen können, ist baryonische Materie. Das ist aber ein sehr kleiner Prozentsatz des Universums, was wir wirklich derzeit gut verstehen und was wir gut beschreiben können. Ein größerer, viel größerer Prozentsatz ist die dunkle Materie. Also, wir wissen, es gibt eine Art von Materieform, die gravitativ wirkt, also wir können sie so sozusagen durch Experimente untersuchen, aber wir können sie jetzt mit dem bloßen Auge zum Beispiel oder auch mit anderen, also wir können sie über Licht. Das Licht ist ja dieses gesamte elektromagnetische Spektrum, wenn man es mal so sieht, also über elektromagnetische Wellen, können wir sie nicht sehen oder detektieren. Die dunkle Materie ist total faszinierend. Irgendwas ist da, wir wissen aber nicht was. Schon mal ein großes Fragezeichen, also dunkel, induziert auch immer, da tappen wir vielleicht auch schon ein bisschen im Dunkel noch. Aber es macht einen großen Prozentsatz unseres Universums aus und beeinflusst eben auch dessen Entwicklung. Noch ein größerer Prozentsatz ist die dunkle Energie. Also, es ist irgendwie etwas in diesem gesamten Universum, steckt da drin, was zum Beispiel derzeit dazu führt, dass unser Universum nicht nur expandiert, sondern beschleunigt expandiert. Und diese dunkle Energie, das ist wirklich noch eine ganz, ganz spannende Fragestellung, weil da tappen wir, würde ich mal sagen, noch mal im dunkel, dunkel, dunkel, und da gibt's noch ganz viele Rätsel zu lösen, was aber ein Antriebsfaktor sein kann. Genau aber, was ich damit sagen wollte, ist, es gibt viele Theorien, weil es gibt natürlich jetzt auch Erklärungsmodelle. Was ist diese dunkle Energie, was ist diese dunkle Materie? Wir wollen die verstehen lernen, wir wollen sie natürlich dann eben auch in diesen großen Kontext Entwicklung des Universums, der Kosmologie hineinpacken und schauen, wie entwickelt sich das weiter. Aber abhängig von diesen Modellen, das ist immer ein Modell. Es ist nicht die Natur per se. Wir können die Natur nur immer in einem gewissen Bereich dann beschreiben, der sehr reduziert ist. Können wir eine Entwicklung des Universums vorhersagen, in Anführungsstrichen oder ableiten? Aber dazu müssen diese Theorien eben auch irgendwann klarer eingedämmt werden. Also, wir müssen diese Komponenten besser verstehen lernen, wenn wir wissen wollen, wo es wirklich hingeht. Aber ja, ja, also, es gibt verschiedene Modelle, die dann die Entwicklung des Universums vorhersagen und sagen, okay, das geht immer weiter auseinander, und irgendwann wird es an einem Kälte Tod sterben, zum Beispiel. #00:39:30-8#

Vera Deising: Okay und die Frage, was danach kommt? #00:39:33-4#

Katharina Leiter: Ja, ich meine, das Universum ist auch sehr Theorie abhängig. Kann man jetzt auch sagen, was war davor, was ist danach? Also, das ist eine sehr wesentliche Frage, der wir uns immer so, natürlich auch der, der wir so begegnen müssen, dass wir sagen können, zum Beispiel, was war vor dem Big Bang? Es ist total schwierig für uns. Wir können Theorien aufstellen. Aber wie sollen wir das jemals mit einem Experiment belegen? Mit dem Urknall, sagen wir mal das Deutsche Wort dafür, mit dem Urknall hat unser Verständnis von Raum, Zeit und Materie angefangen, also unser Verständnis vom Universum per se, und von daher ist es natürlich voll schwierig zu sagen, vor dem Urknall, was war denn da, mit welchem Experiment wollen wir denn so etwas irgendwie in Erfahrung bringen? Wie gesagt, es gibt auch viele tolle Spanne in Konzepte. Für für für so etwas, für die Physik ist es immer wichtig und auch für die Astrophysik eben immer wichtig, dass man sagt, okay, Theorie schön, aber wo ist jetzt das Experiment? Und ich möchte auch gar nicht sagen, dass das jemals niemals möglich ist, bestimmte Sachen herauszufinden. Gar nicht. Ich meine, Einstein hat vor über 100 Jahren Gravitationswellen vorhergesagt und hat damals aber gesagt: Ach, aber ganz ehrlich, also besser gesagt, das aus einer Theorie rausgeploppt, aber das werden wir niemals messen können. #00:40:54-8#

Vera Deising: Ja. #00:40:55-5#

Katharina Leiter: Und mittlerweile kann man sowas Abgefahrenes messen. Also ich meine, das ist auch eine enorme Leistung, das ist eine enorme technische Leistung, auch und Wissens Leistung. Wenn wir wirklich anfangen, mal als Menschheit uns nicht gegenseitig nach nur zu bekriegen, sondern wirklich unser, unser Wissen zu bündeln und mehr gezielt in die kooperative Richtung gehen, dann könnten wir so viel erreichen. Ist es unglaublich, also wird spannend, auf jeden Fall! #00:41:21-4#

Vera Deising: Was können wir denn noch vom Weltall lernen, um das Leben auf der Erde besser zu verstehen? #00:41:25-9#

Katharina Leiter: Oh, erst mal sehr viel! Also erstmal bietet die Astronomie die Möglichkeit, die Erde von außen zu betrachten. Das ist schon mal sehr gesund, glaube ich, und sehr, sehr wesentlich, weil wir da einen ganz anderen Bezug dazu bekommen, also diese Außensicht sich selber zu betrachten. Ich meine, was machen wir. Wir sind auf der Erde, oft identifizieren wir uns ja auch mit der Erde als unser, unserem Heimatplaneten, weil wir hier lokalisiert sind, also sich selber zu betrachten und mal anzuschauen, das schadet uns als Menschen gar nichts, und natürlich auch unseren Heimatplaneten mal anzuschauen und zu sagen, wie geht es denn eigentlich? Und das kann man halt am besten, wenn man wirklich mal die Außensicht hat, und von der Außenperspektive her kann man eben auch feststellen, diese Erde ist so ein kleiner fragiler wunderschöner Ort in diesem Universum, auf dem wir alle in einem Raumschiff eigentlich unterwegs sind. Und wir müssen uns wirklich an die Nase fassen und sagen, wir müssen auf die aufpassen, und ich glaube, diese Außensicht, die kann das bewerkstelligen, oft, wenn man in der Situation ist, hier drin alles gut, alles fein, super klasse, mein Alltag, alles so stressig. Man muss wieder den Schritt rausfinden, und das kann die Astronomie im großen Stil sehr gut, und was sie eben dadurch auch gut kann, ist nicht umsonst, ist die ISS auch wirklich als, die internationale Raumstation ist international. Das heißt, wir bündeln unsere Wissen. Wir wollen als Menschheit auftreten, und wir wollen eben jenseits von irgendwelchen politischen Konflikten Wissen erlangen, wir wollen explorieren, wir wollen als Menschheit nach draußen gucken und fragen, was ist denn da alles also? #00:43:12-2#

Vera Deising: So ja, also, Nationalitäten spielen auf der ISS eigentlich keine Rolle, und wenn man dort oben wahrscheinlich auf die Erde guckt, dann fragt man sich auch, warum werden hier unten Kriege geführt, über Grenzen hinweg, die man von da oben gar nicht sehen kann? #00:43:24-9#

Katharina Leiter: Genau, genau das wollte ich gerade sagen. Also, ich glaube, es ist wichtig, diese Außensicht zu haben, weil die Problematiken, die wir uns ja selber bauen, teilweise. #00:43:33-4#

Vera Deising: Die sind ja global, dann betreffen alle. #00:43:36-0#

Katharina Leiter: Mhm. #00:43:36-3#

Vera Deising: Ja. #00:43:36-4#

Katharina Leiter: Genau, und manche werden vielleicht auch ganz klein, weil man sich denkt, ganz ehrlich, im kleinen. Klar ist das ein Problem, aber diese Grenzen gibt es eigentlich gar nicht. Die sind einfach komplett fiktiv vom Menschen gemacht und ich glaube, sich als Menschheit mal wieder zu verstehen und einfach auch die Verantwortung, die wir tragen, für unseren Planeten, zu verstehen. Und was es eigentlich heißt, unser Planet, weil es kann nicht das Ziel sein, den Mars zu explorieren und um auf den Mars auszuwandern. #00:44:07-4#

Vera Deising: Und die Erde hier in Schutt und Asche liegen zu lassen. #00:44:09-3#

Katharina Leiter: Genau also, wir sollten uns wirklich damit stärker auseinandersetzen und eben dieser Blick in dieses große Konzept Universum, in dieses große Ganze, du hast vorhin schon ein ganz schönes Wort benutzt: demütig. Es lässt uns demütig werden, und das ist auch gesund für uns Menschen, uns nicht so wichtig zu nehmen. #00:44:27-2#

Vera Deising: Nach so einem Planetariums Besuch frage ich mich auch mal, wie können wir auf die Idee kommen, dass wir allein sind im Weltall? Was denkst du darüber? Ich finde das fast schon ein bisschen vermessen, das zu sagen. Weil das fällt alles so groß, und nur weil unser Blick so kleines, heißt das ja nicht, dass es nicht woanders noch was gibt. Gibt es leben noch im Weltall. #00:44:46-2#

Katharina Leiter: Also nach meiner Meinung auf jeden Fall allein von den Wahrscheinlichkeiten her. Also ich meine, wenn wir uns überlegen, wie viele, aus wie vielen Sternen, oder sagen wir es mal so, unser Planet ist einer von vielen Planeten, der um ein Zentralgestirn kreist, eine Sonne, ein Stern. Sonne ist einfach ihr Name. Es gibt ganz viele Sterne in einer Galaxie, und es gibt Milliarden von Galaxien in unserem Universum. Also jetzt einfach nur mal vom Konzept der Wahrscheinlichkeit her wäre es total abstrus zu sagen, okay, es ist nur hier auf der Erde Leben entstanden. Ich glaube, die größere Herausforderung ist die zeitliche Komponente. Also die Frage ist für mich nicht, gibt es oder ist schon mal Leben im Universum entstanden, derzeit vorhanden, oder wird es entstehen? Die würde ich auf jeden Fall immer mit ja beantworten. Die Frage ist, können wir jemals in Kontakt treten, und das ist natürlich schon eine Herausforderung, weil wir sind hier auf sehr, sehr großen Skalen unterwegs, im zeitlichen, in räumlichen und was ich schon gesagt habe. Also ich meine, der nächste Stern von uns ist 2,4 Lichtjahre entfernt. Das ist natürlich noch eine Entfernung, da kann man sagen, okay, in Zukunft kann man die vielleicht irgendwann mal überwinden. Ich meine, wenn man auch nur Informationen austauschen will. Informationen bewegen sich in elektromagnetischer oder durch elektromagnetische Wellen. Oft verwendet man die eben mit Radiostrahlung dann wirklich ins All hinaus. Die kann maximal mit Lichtgeschwindigkeit fliegen. Also von daher ist der auch eine Endlichkeit gesetzt, und dann ist eben die Frage, können wir jemals mit irgendeiner Lebensform in Kontakt treten? Weil das ist eine Frage des timings. Wie lange hat es gebraucht, dass sich der Mensch auf diesen Intelligenz Standard bewegt, den wir jetzt haben? Also ich meine, wäre vor 100 Jahren hier eine Information von Außerirdischen angekommen, wir hätten sie nicht mal gescheit diktieren können. Also das wäre halt nicht gegangen, so, und deshalb, das ist ein sehr kleines Zeitfenster, in dem intelligentes Leben entsteht und dann eben auch noch die technologische Entwicklung vollzogen hat, wo wir die abpassen müssen. Also, es kann ja sein, dass wir irgendwie, dass unsere Informationen zu einer bestimmten Zeit an einem Planeten ankommen, wo einfach gerade noch Amöben rumfleuchen und kreuchen. Das ist anfängliches Leben, aber es ist halt noch nichts, was uns antworten kann, und dann natürlich ist die Frage, das muss ankommen, aber es muss ja auch wieder zurück. Und wenn wir so weitermachen, sehe ich ein bisschen Schwarz, dass bei uns die Antwort jemals ankommen wird, dass dann auch intelligentes Leben auf der Erde vorhanden sein wird, dass das empfangen werden kann, weil wir ein einfach auch wirklich gut darin sind, uns selbst zu zerstören. Gut, aber jetzt mal von diesem Negativen Denken. Also, es ist super spannend, sich damit auseinanderzusetzen, und ich glaube, dass wir da auch nicht scheu sein müssen und gar nicht in dieser Richtung nur unterwegs sind, wenn wir sprechen von außerirdischen Leben, vor allem, wenn man jetzt in die aktuelle Forschung reingeht und sagt: Exoplaneten, dafür gab es einen Nobelpreis. Die Erkenntnis, es gibt außerhalb von unserem Sonnensystem gibt es andere Planeten, und wir haben mittlerweile die Technologie, die sogar zu untersuchen, zu detektieren. Also, wir können wirklich außerhalb von unserem Sonnensystem Planeten detektieren und können gucken, was haben die für eine Atmosphäre sind die denn lebensfreundlich? Sind sie es nicht? Das gibt uns unglaubliche Möglichkeiten und eröffnet uns natürlich auch ein neues Spielfeld, weil man sagt: Okay, es gibt ja so was, also die, die Möglichkeit wird einfach viel, viel größer, dass es wirklich außerirdisches Wesen gibt. Das muss ja nicht grün und mit irgendwelchen Fühlern auf den auf dem Kopf, auf dem Kopf ein. Es heißt ja nur, dass es nicht von der Erde kommt, und von daher, diese fragen dürfen wir uns meiner Meinung nach stellen, und sie müssen nicht belächelt werden. #00:48:36-5#

 

Vera Deising: Damit halten wir auch die Faszination aufrecht. Meinst du denn, dass wirklich mal Leben außerhalb der Erde von Menschen möglich ist? Also können wir andere Himmelskörper besiedeln in der Zukunft? #00:48:48-9#

Katharina Leiter: Ja, ich glaube das schon, glaube ich auf jeden Fall. Also da müssen wir natürlich technologisch auf jeden Fall noch einige Schritte gehen. Aber wie gesagt, also, wenn wir uns bündeln, wenn wir einfach da wirklich den Fokus drauf setzen und sagen, okay, das wäre auch unser Ziel, dann kann es die Menschheit per se, glaube ich, schon auf jeden Fall bewerkstelligen. Die Frage ist, was ist die Zielsetzung dabei, und deshalb meine ich eben, also, ich glaube nicht, dass unsere Zielsetzung sein sollte, die Planeten in unserem Sonnensystem zum Beispiel kennenzulernen und zu explorieren, um unsere Erde kaputtzumachen und einfach auswandern zu können, sondern es sollte zum Erkenntnisgewinn sein, und wir lernen von diesem Planeten natürlich auch sehr, sehr viel im Gesamtkontext, und es ist auch natürlich super spannend. Also, ich meine, wird schon gerne auch mal auf dem Mars rumlaufen. Das ist also, es ist einfach eine faszinierende Welt, in die man da auch eintauchen kann, aber sie wirkt natürlich auch ihre Herausforderungen, überhaupt gar keine Frage. Also, weil, wir müssen uns ja dann auch über noch ganz andere Sachen Gedanken machen. Nicht nur über können wir da leben, sondern es ist ja dann auch eine Frage, wie organisiere ich mich auch gesetzestechnisch wirtschaftlicher Art? All das sind das auch Tage, Welten können die miteinander irgendwie kooperieren. Also das ist ja eine sehr große Struktur, die man da auch im gesamtheitlichen aufmacht. Alles spannend aber das ist auf jeden Fall anspruchsvoll. #00:50:15-5#

Vera Deising: Dann gehen wir doch noch mal vom Weltall zurück zu uns. Wie sieht denn eigentlich so ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus? Sitzt du mehr am PC oder schaust du mehr durchs Fernrohr, oder bist du alleine im Büro, oder bist du viel im Austausch mit anderen? #00:50:30-5#

Katharina Leiter: Also, weil ich jetzt in eine Begrifflichkeit gehört habe, müssen wir ganz kurz etwas klären, und zwar im Planetarium schauen wir nicht durch ein Teleskop, Fernrohr oder wie du es jetzt, glaube ich, gerade genannt hast, ganz, ganz wichtig, das wird gerne verwechselt, das ist aber auch völlig okay. Aber das wollte ich jetzt nur mal hier erwähnen. Warum es gerne verwechselt wird, ist natürlich, es hat einmal mit Sternen oder mit dem Universum zu tun und zum nächsten, das Gebäude ist gewölbt, hat eine Kuppel, und das hat eine Sternwarte, wo wir mit Teleskopen unterwegs sind, auch. Aber der wesentliche Unterschied ist, bei einer Sternwarte schaue ich in den aktuellen Himmel. Ja, also, es ist eine Live Beobachtung. #00:51:09-7#

Vera Deising: Da heißt, es geht wirklich die Kuppel auf. Das ist immer der Moment, auf den man wartet, im Planetarium, aber der kommt dann nicht. #00:51:16-9#

Katharina Leiter: Genau, das ist nämlich der wesentliche Unterschied, und da wollte ich jetzt gleich noch mal für alle sagen, bei uns geht nicht die Kuppel auf, weil was wir im Planetarium machen, ist, wir simulieren den Sternenhimmel. Das gibt uns natürlich bestimmte Vorteile, nämlich den, wir sind nicht wetterabhängig. Also ich meine, ich komme aus der beobachtenden Astronomie, auch ich habe viele Beobachtungsnächte hinter mir, und natürlich ist es immer wieder auch frustrierend, wenn man sagt, das Wetter spielt einfach nicht mit, wir kriegen keine Daten. Wir sind einfach wetterabhängig in der Beobachtung vom Erdboden aus. Wir haben natürlich auch Teleskope auf Satelliten außerhalb der Erdatmosphäre, da sind wir nicht atmosphärisch abhängig, da sind wir nicht vom Wetter abhängig, auch nicht von Tag und Nacht. Aber grundsätzlich, wenn wir vom Erden aus beobachten, sind wir das. Das nächste ist, was wir einfach auch Menschen gemacht, selber verursacht haben. Bleiben sie in der Stadt, gehen sie raus mitten in die Pampa, die auf irgendein Feldflur, haben sie einen komplett anderen Sternhimmel, weil sie natürlich mit so viel Streulicht, Lichtverschmutzung, wie wir es auch nennen, eben gar nicht die Schönheit des gesamtheitlichen Sternhimmel wahrnehmen können. Das ist schon gar nicht mehr möglich und das können wir zum Beispiel halt alles. Aber natürlich alle diese Faktoren können wir künstlich im Plane darum ausschalten, sehr schön, und das birgt natürlich auch seine, seine Möglichkeiten und Faszination, was wir noch machen können, ist, wir sind auch nicht zeitlich abhängig. Das ist auch das Coole. Also weil manchmal a Abends möchte man gerne zum Beispiel den Saturn anschauen, durchs Teleskop wirklich ein ganz schönes Objekt, dann geht er aber erst früh um vier auf. Dann ist halt vielleicht die Begeisterung oder die Motivation dann doch nicht so hoch, bis vier Uhr früh zu warten, und dann macht man es halt dann doch nicht. Wir können den Saturn natürlich trotzdem zeigen, weil wir können jemanden in 100 Jahre Vergangenheit mit den Führen und die Sternenkonstellationen zeigen und aber auch in die Zukunft oder eben einfach nur ein paar Stunden drauf oder runter, wie auch immer. Also ganz wichtig, einmal schauen wir den aktuellen live Sternhimmel an, und einmal simulieren wir den Sternenhimmel, was nicht heißt, das ist nicht der aktuelle Sternenhimmel sein kann, aber es ist nicht der, den wir jetzt mit bloßem Auge sehen. Wichtig ist wirklich auch, beide Komponenten auch da zu verzahnen, weil man sollte auch wirklich diese live Komponente haben. Also, jeder sollte wirklich mal in einer Sternwarte gehen. Es ist einfach was ganz anderes, mal hinter diesem Teleskop zu gucken und in den Sternenhimmel zu schauen. #00:53:44-0#

Vera Deising: Wir haben ja eine ganz tolle in Nürnberg! #00:53:45-3#

Vera Deising: Auf jeden Fall, gehen Sie hin! #00:53:47-8#

Vera Deising: Ja. #00:53:47-9#

Katharina Leiter: Da sind wir jetzt abgeschwiffen, das tut mir leid, aber das ist wirklich wesentlich, weil doch wir immer wieder Besucher*innen haben, die warten, dass die Kuppel aufgeht. Das wird sie nicht, Entschuldigung, das wird sie nicht! Aber der Arbeitsalltag ist dann doch wie in vielen Bereichen. Um das zu machen, was wir am liebsten tun, nämlich Astronomie an die breite Öffentlichkeit kommunizieren, in der Kuppel etwas darzustellen, muss einfach ganz viel im Hintergrund hinter den Kulissen passieren, was das ermöglicht, und viel sitzen wir an Computern oder unser technisches Personal investiert super viel Zeit eben darein, dass wir überhaupt das zeigen können, was wir zeigen. Dazu ist sehr viel Aufwand nötig und auch viel Wartungsarbeiten nötig. Also von daher, ja, ich sitze viel am Computer, das ist so, Büroarbeit gehört genauso mit dazu, natürlich auch für Bürokratie, dem ist so wichtig. Aber immer ist der zwischenmenschliche Austausch, also der, würde ich sagen, ist das fundamentalste überhaupt. Weil, selbst wenn wir E-Mails schreiben, selbst wenn wir am Computer über mittlerweile ja viel im Online Bereich einfach chatten oder eben in Videokonferenzen zusammensitzen, ist das immer ein miteinander Kommunizieren, und unser Hauptaspekt, den wir aber dann ja eigentlich nach draußen tragen wollen, ist wirklich Wissenschaftskommunikation über den Sternenhimmel, die Faszination mit der breiten Öffentlichkeit teilen und unsere Leidenschaft auch irgendwie. #00:55:21-8#

Vera Deising: Ja, jetzt habt ihr ja auch ein sehr heterogenes Publikum, also, ich sag mal, von drei bis 100 sind ja wahrscheinlich alles dabei. Also die ganz neugierigen, die vielleicht mit der Kindergartengruppe zum ersten Mal ins Planetarium gehen, und die alten Hasen, die quasi schon Sternen Profis sind und immer noch leidenschaftlich gern gehen. Wie schafft ihr den Spagat, für alle was anzubieten, diese Vielfalt der Veranstaltungen, die ihr im Programm habt? Wie wählt ihr das aus? #00:55:51-2#

Katharina Leiter: Ja, es ist also, ich glaube, das Wichtigste ist wirklich, die Leute irgendwo bei ihrem Kenntnisstand abzuholen, und das ist nicht zwangsläufig immer altersbedingt. Aber natürlich, das ist ein starker Indikator und da haben wir wirklich altersspezifische Andockpunkte, also einfach, dass wir wirklich sagen, es gibt bestimmte Shows, die sind für dieses und dieses Alter gedacht, und dass man unterschiedliche Zugänge auch ermöglicht. Es gibt bei uns unterschiedliche Formate, und das eine Format jetzt zum Beispiel für die klassischen Kindergartenkinder. Bleiben wir mal bei dem hast du gerade das Alter genannt, ist doch einfach noch verspielter. Ja, es ist noch nicht so stark informationslastig, sondern einfach mit Bildern, mit einer Geschichte einsteigen. Geschichten erzählen ist sowieso grundsätzlich eine wunderschöne Herangehensweise, um Informationen überhaupt zu transportieren. Ich glaube, wir sind viel zugänglicher mit Geschichten, weil sie mit Emotionen verknüpft sind und dass sie einfach in uns dann einen stärkeren Widerhall hat und einfach irgendwie sich stärker einprägt. Von daher ist es da, sich noch stärker in den Storytelling-Aspekt und die, die Kinder vom visuellen her abzuholen. Astronomie ist aber grundsätzlich immer eine sehr visuelle Geschichte, also schöne Bilder. Damit kriegt man auch ganz viele Leute, oder erschließt man sich Zielgruppen, auch, die jetzt mit den naturwissenschaftlichen Aspekten gar nicht so viel anzufangen wissen, die auch zum Beispiel sagen, oh Gott, Physik! In der Schule konnte ich noch nie was mit anfangen, keinen Bock drauf so, aber man findet eben einen Zugang. #00:57:27-4#

Vera Deising: Weil den Sternenhimmel schaut da trotzdem jeder gerne an. #00:57:30-3#

Katharina Leiter: Ja, weil der Sternhimmel für viele einfach so unterschiedlich ist. Also, in den Sternhimmel werden schon immer auch Emotionen und viel Wünsche, viel Fantasie. Also, es spricht ganz viele unterschiedliche Komponenten an, die Faszination, Interesse entwickeln oder fördern können, und deshalb muss man das natürlich dann altersspezifisch ein bisschen lenken. Aber die Ansätze sind eben, wir haben visuelle Chancen auch für Ältere. Das ist dann in meiner Richtung so ein bisschen Edutainment, weil das ist wirklich eine 360 Grad Projektion. Das ist wie ein Kinofilm. Aber halt, auf 360 Grad arbeiten wir mit sechs Projektoren, und das sind Bewegtbilder, deshalb Kinofilm, und da wird eben dann auch, würde ich mal sagen, eine naturwissenschaftlich orientierte Geschichte erzählt, und dann kann man natürlich indikativ dann arbeiten und sagen: Okay, wie viel Informationen packe ich denn in welchem Detail rein, welche Altersspanne das dann auch wirklich abdeckt. Das ist eine Möglichkeit, wie man, welche Formate man anbieten kann. Eine andere ist, wir wollen wirklich die aktuelle Forschung ins Planetarium holen, das heißt, wir wollen Wissenschaftler*innen bei uns wirklich vor Ort haben, dass sie in Wechselwirkung treten können, also in Kommunikation, Schulungen, Wechselwirkungen ist ein physikalisches Worden, in Kommunikation mit mit der breiten Gesellschaft. Dass das nicht eben Forschung oder Wissenschaft ist, immer muss in der Gesellschaft ankommen, sonst hat sie keine Tragfähigkeit. Man kann also im Institut sich ganz viel irgendwie zusammen und kann die tollsten Erkenntnisse gewinnen. Aber diese Erkenntnis muss eben in der Gesellschaft entweder eine Anwendung finden oder eben einen Wissenswiderhall. So, und das wollen wir auch machen, wir wollen ja eben gesamtheitlich wissen, transportieren, und das passiert eben auch ganz viel in diesem Auseinandersetzen mit einer Sache dann natürlich für die breite Öffentlichkeit jetzt kein Fachvortrag, sondern es ist natürlich insofern, es ist ein/eine Forscher*in, die/der über ihre aktuelle Forschung berichtet, aber wirklich in einem sehr verdaulichen Level, würde ich sagen, und danach eben die Möglichkeit haben, miteinander sich auszutauschen und einfach mal zu Fragen, ja, aber schuldig, das habe ich jetzt noch nicht verstanden oder vielleicht auch gar nicht. Es geht gar nicht ums verstehen, sondern da bin ich nicht ganz einer Meinung. Oder wie machen Sie denn das eigentlich? Weil irgendwie, das kommt mir gerade noch ein bisschen undurchsichtig vor, also dass man wirklich ein bisschen näher an die Forschung heranrückt und wirklich da ein Teil davon sein kann, das Miterleben können, die Leute mehr mit involviert, weil da auch wirklich das wichtige ist, die Hemmschwellen abzubauen. #01:00:13-9#

Vera Deising: Das war jetzt im Rahmen des Nikolaus Kopernikus Symposiums? #01:00:17-0#

Katharina Leiter: Zum Beispiel, wir haben auch immer wieder Vorträge, also unsere nächste Vortragsreihe, die beginnt jetzt im Juni dann wieder. Das ist mit dem Thema "Unsere Erde", und da ist eben viel die Vogelperspektive, die Astronauten Perspektive, die Satelliten Perspektive auf unsere Erde, um mal zu beleuchten, wie wunderschön dieses Kleinod ist und wie fragil aber auch, und sich einfach damit stärker auseinanderzusetzen, dass es zum Beispiel in unsere nächste Vortragsreihe, also, wir haben immer wieder unterschiedliche Themen, die müssen auch nicht nur Astronomie bezogen sein. Wir haben zum Beispiel auch viel in den, wenn man zum Beispiel in den kognitiven Gehirnforschungsaspekt geht. Da hatten ja auch mehrere Vorträge in der Vergangenheit, am Anfang diesen Jahres und und und also ich würde sagen, interdisziplinär auch hier, weil man möchte auch irgendwie einen Diskurs schaffen. Man möchte Raum eben für die Auseinandersetzung mit, mit, mit breiter Forschung. Das soll das Planetarium eben auch gewährleisten. Das ist aber oft ein anderes Zielpublikum, oder man hat teilweise überlappt, und dann gibt es natürlich aber auch die Möglichkeit, wirklich die Leute noch bei größeren Aktionstagen interaktiver mit einzubinden, und dann auch wirklich gibt es eben noch mehr Möglichkeiten, selber auszuprobieren. Das können wir in der Show natürlich nicht so ganz realisieren. Was das Planetarium aber immer hat, ist den Erlebnischarakter, weil sie können wirklich eintauchen in eine Welt. Durch diese 360 Grad Projektion ist das einfach unglaublich. Man sitzt mitten drin, und es ist sehr unmittelbar, und dann durch diese Wölbung hat man auch eben eine drei Emotionalität, die eine richtig reinzieht. Also, man ist da wirklich, man fliegt da einfach durch und am Jupiter vorbei, und also, es ist einfach echt cool vom Erlebnis, Charakter her und deshalb eben auch sehr emotionalisierend, würde ich sagen, deshalb sehr einprägsam, genau, und also, da haben wir eben sehr unterschiedlich Formate. Wir haben zum Beispiel auch schöne Formate, die dann wirklich auf aktuelle Geschehnisse am Sternenhimmel eingehen. Zum Beispiel am Anfang des Jahres kam ja ein Komet vorbei, hat uns mal besucht, in bedächtiger Entfernung, genau, und also die, die wird zum Beispiel auch eben mit sehr viel Herzblut vom vom Herrn, also ein Mitarbeiter bei uns am Planetarium, eben auch mitgetragen und mit mit begleitet, und das ist einfach richtig schön, weil da merkt man auch richtig, diesen Aspekt wollen wir im Planetarium eben sehr stark fördern. Wir sind per se jetzt erst mal kein Kino, sondern unsere führenden Personen sind auch Teil der Show. Also, die sitzen mit im Publikum, und man steuert so ein bisschen das Raumschiff, wo alle mit drin sitzen. Aber man ist mit Insasse, und das hat ein bisschen noch ein bisschen eine andere menschliche Nähe, glaube ich, und bringt da ein bisschen noch mehr, diese Verbundenheit zu tragen, und nicht nur dieses. Ich sitze jetzt da und schau mir irgendwas an: Okay, und dann habe ich aber nicht mal mitbekommen, werde auf dem Einknopf gedrückt, so ein bisschen genau, und das ist wirklich! Also, wir sitzen gemeinsam in diesem Raumschiff, was sich dann einfach wirklich durch dieses Universum bewegt, und in der Live Führung von Herrn Sadurski kommt das sehr, sehr, sehr schön zu tragen. #01:03:25-9#

Vera Deising: Kann ich bestätigen, also gerne mal auf die Webseite schauen und gucken, was da für tolle Angebote demnächst geplant sind. Wenn du jetzt einen Wunsch frei hättest, was würdest dir noch wünschen, was könnte man noch im Planetarium realisieren, was es vielleicht noch nicht gab oder noch nicht gibt? Gibt es da noch Ideen von deiner Seite aus? #01:03:45-4#

Katharina Leiter: Ja schon, also, ich würde super gerne noch stärkere interaktive Komponenten mit reinbringen. Wir hatten es ja vorhin schon. Dieses greifen, also wirklich einfach dieses selber ausprobieren des Rumspielen. Das wäre total toll. Dazu wäre es richtig schön, im Foyer einfach so ein paar Komponenten zu haben, wo man die Leute einlädt, mitnimmt selber hier. #01:04:09-5#

Vera Deising: Probier es doch mal aus? #01:04:10-0#

Katharina Leiter: Ja, genau, meistens ist auch so, wir haben ja eben eine bestimmte Wartezeit vor unseren Shows, und da ist ja genau der Rahmen eigentlich dafür gesetzt, sich im Foyer mit sowas auseinanderzusetzen, weil, selbst wenn man jetzt nicht bewusst nur für diese Sache zum Planetarium kommt, man merkt dann doch irgendwie, ach, wenn ich mich mal drauf einlasse, dann ist es eigentlich schon ganz cool, und es macht ja auch schon Spaß, und das könnte ich doch auch noch probieren. Genau also dieses interaktive, dieses spielerische, das würde mich sehr reizen, Komponenten mit zu integrieren, eben vielleicht auch in die Show mit zu integrieren, dass man ein bisschen noch diesen Erlebnischarakter noch ein bisschen verstärkt, indem man sich noch stärker in dem Geschehen mit involviert als eigener Protagonist*in, wie auch immer, ist erst mal egal. #01:04:57-4#

Vera Deising: Genau, und ich glaube, ihr habt jetzt auch noch was ganz tolles geplant mit einer Kollegin von mir vom Fach Gesundheit. Cool, da geht ihr mal richtig über die Grenzen! Erzähl mal! #01:05:08-5#

Katharina Leiter: Genau also, wir haben uns überlegt, dass das Planetarium ein wunderschöner Ort ist, um einfach auch zur Ruhe zu kommen. Also ich habe das, während meines Arbeitsalltags merke ich das, wenn ich im Kuppelsaal bin. Das ist eben unser Planetarium, der Alltag ist dann irgendwie ganz fern und man ist in einer ganz eigenen Atmosphäre und ganz eigenen Stimmung, und es ist einfach wunderschön, und den würden wir eben gerne auch für andere Formate noch mal zur Verfügung stellen. Was wir jetzt eben da uns überlegt haben, ist wirklich auch ein bisschen, dieses Gesamtheitliche noch mehr zu stärker zu involvieren, dass man sagt: Okay, die die Körperlichkeit mit hineinzubringen, also wirklich diesen Entspannungsmoment mit diesem Ort zu verknüpfen. Yoga, in dem Fall ist es jetzt nicht Yoga, sondern es sind Entspannungstechniken unterschiedlicher Art, ob das jetzt schon Traumreisen, wie auch immer man das jetzt nennen möchte, genau für kleinere Gruppen anzubieten, und das probieren wir jetzt mal aus. Die Leute, die da sind, die sind immer ganz bezaubert von diesem Ort. Ich kann das einfach wirklich nur noch mal bestätigen, und ich glaube, dass dieses Format auf jeden Fall eine Möglichkeit ist, auch noch mal Leute diese Atmosphäre schnuppern zu lassen, die jetzt zum Beispiel nicht von den naturwissenschaftlichen Aspekten angezogen werden. Als erstes, und ich glaube, da ist eben der wichtige Punkt, auch verschiedene Zugänge, wie ich schon gesagt habe, einfach zu kreieren und den Leuten die Schönheit in ihrer Vielseitigkeit einfach auch zu präsentieren. Es gibt ganz, ganz unterschiedliche Möglichkeiten, glaube ich, und das probieren wir jetzt einfach mal aus. #01:06:46-6#

Vera Deising: Genau wenn Sie Lust haben, dann schauen sie beim Bildungszentrum auf der Webseite. Da gibt es die Hinweise zu den Kursen im Planetarium. Katharina, Danke. Dann wollte ich dich noch fragen. Gibt es noch ein kurioses Ereignis, was dich mal so richtig zum Lachen gebracht hat oder dich komplett glücklich gemacht hat? Die Reaktion eines Besuchers oder irgendwas? Fällt dir spontan was ein? #01:07:06-4#

Katharina Leiter: Also, ich glaube, die schönsten Erlebnisse sind immer die authentischen Reaktionen auf das Gesehene oder das Erlebte, weil bei uns eben der Erlebnischarakter sehr vorherrschend ist, und da sind eben Kinder sehr ursprünglich, die haben da nicht mehr so die starken Hemmungen, einfach wirklich dieses Staunen rauslassen, dieses Emotionale. Ich kann ein Beispiel wirklich nennen. Da war ich hin und weg, wie emotional und auch mit wie viel staunen einfach die Kinder auch bei diese Chance dabei sind. Wir hatten vor kurzem die Premiere von "Der kleine Major Tom". Das ist ja eigentlich eine Buchreihe, die hier auchin Nürnberg sitzt, und der Verlag Entschuldung ist kein Mensch, und da gibt es eine Adoption fürs Planetarium, und die Kinder leben die diese Welt schon sehr intensiv, weil sie die aus den Büchern kennen, und bei den dieser Remiere waren eben auch ganz große Fans mit dabei, und da gibt es ein paar spannende Szenen. Die haben manche Kinder richtig mitgerissen, und ich möchte die Szene jetzt nicht per se sagen, aber ein bisschen eine gefährlichere Szene dabei, wo man dann nicht weiß, was passiert jetzt, und dann ein Kind nehmen mir so schräg neben mir "Oh mein Gott, Oh mein Gott!", so dieses richtige "Oh mein Gott" #01:08:31-7#

Katharina Leiter: Voll dabei! #01:08:33-4#

Katharina Leiter: Die war komplett dabei, nicht nur in der Storyline, sondern einfach in dieser Situation. Es war der Hammer und das ist einfach wunderschön, weil das ist einfach, das ist der Erlebnischarakter, von dem ich eben sprach, und das bleibt dann hängen. #01:08:45-8#

Vera Deising: Ja. #01:08:46-7#

Katharina Leiter: Ja. #01:08:46-9#

Vera Deising: Ja, wunderbar! Gibt es noch irgendwas, was du uns sagen oder mitteilen willst? Weil sonst wär ich jetzt schon fast am Ende unseres Gespräches. #01:08:54-4#

Katharina Leiter: Ich habe schon so viel heute gesagt. Ich kann nur sagen, es ist ein Riesengeschenk am Planetarium zu arbeiten, und wirklich auch ein tolles Team. Kommt einfach mal vorbei, wir freuen uns! #01:09:06-3#

Vera Deising: Nehmen wir das doch als Aufruf, ja, dann bedanke ich mich ganz herzlich für das Gespräch, dass du dir so viel Zeit genommen hast heute, und ja, ich verabschiede mich, vielen dank! #01:09:17-0#

Katharina Leiter: Sehr gerne! #01:09:17-6#

 

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Die Planetariums-Leiterin möchte im Planetarium einen Ort für alle Menschen schaffen, der Unterhaltung und Wissenschaft verbindet und erlaubt alle Fragen der Welt zustellen.

Heute treffe ich die Astrophysikerin und Leiterin des Nicolaus-Copernicus-Planetariums in Nürnberg. Wir sprechen über das ausgesprochen spannende Studium zwischen Physik und Astronomie und warum sich mehr Frauen für dieses faszinierende Studium entscheiden sollten.

Wir reden über die Parallelen zur Philosophie und dass in beiden die Disziplinen die großen Fragen der Menschheit diskutiert werden, jedoch mit unterschiedlicher Herangehensweise. Wie schafft es eigentlich das Planetarium Menschen jeden Alters für den Sternenhimmel zu begeistern und ihnen astronomisches Wissen zu vermitteln?Gleichzeitig stellen wir fest, dass (Fakten-)Wissen in unserer heutigen Welt nicht mehr allein ausreicht, um in interdisziplinären Teams zu arbeiten, wie es in der Forschung heutzutage üblich ist.
Welche Rolle wird das Planetarium spielen, wenn Fähigkeiten wie Kritisches Denken, prozessorientiertes Arbeiten und gelungene Kommunikation immer wichtiger in der Zukunft werden?

Meine Gesprächspartnerin erzählt, wie das Planetarium Menschen ermutigen kann, skeptisch zu sein, Fragen zu stellen und wissenschaftliche Prinzipien anzuwenden, um Informationen zu bewerten und zu verstehen.
Nach einem Exkurs in die Vergangenheit reisen wir natürlich in die Zukunft und stellen die Frage nach Leben auf fremden Planeten und wann wir sie endlich treffen, die außerirdischen Lebensformen. Freuen Sie sich auf einen Hörgenuss mit Ausflug ins All!

Danke für die Kollegen und Kolleginnen der Musik-Bibliothek am Gewerbemuseumsplatz. Hier durften wir in einem Probe-Raum für Musikinstrumente die Podcast-Aufnahme machen. Wer bis zum Schluss hört, erhält einen Einblick hinter die Kulissen der Podcast-Aufnahme.

 

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Aufgenommen am: 22. Mai 2023
Veröffentlicht am: 29. Juni 2023
Moderation: Vera Deising
Im Gespräch: Katharina Leiter

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