Katha Schulz, wie können sich Frauen* vor Gewalt schützen?

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Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-9#
Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen KontaktAufnahme. Heute ist zu Gast Katha Schulz. Katha arbeitet bei Aura Nürnberg und mein Name ist Hannah, Diemer gleich zu Beginn einen Disclaimer Bitte gebt beim Hören auf euch acht. Heute sprechen wir über Gewalt gegen Frauen und Präventionsarbeit auch in Pandemiezeiten. Gewalt gegen Frauen schließt sprachlich Transpersonen aus. Doch wenn ihr das Interview bis zum Schluss anhört, dann erfahrt ihr, was Audio geplant hat, um mit Transpersonen besser zu arbeiten. In diesem Podcast geht es um Gewalt gegen Frauen, die von Männern ausgeübt wird. Ja, nicht alle Männer sind Täter, aber zu viele Männer sind Täter. Wir haben uns in diesem Podcast auch schon mal darüber beschäftigt, wenn Männer zum Opfer werden. Und dafür hört ihr euch einfach die Folge vom 17. September 2020 mit Matthias Becker an? Damit ihr das mal einordnen könnt, wie viele Frauen eigentlich von Gewalt betroffen sind. Nur noch kurz zu Beginn. Die aktuelle kriminal statistische Auswertung von Partnerschaftsgewalt, die es von 2019. Und die Zahlen kommen vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Und diese Statistik erfasste im Jahr 2019 folgende Delikte gegen Frauen. 115.000 Frauen sind Opfer von Partnerschaftsgewalt geworden, 11.991 Frauen wurden in ihrer Partnerschaft gefährlich. Körperverletzung mit 28.906 Fälle von Bedrohung, Stalking oder Nötigung wurden aufgezählt. 514 Frauen wurden der Freiheit beraubt und 301 Frauen wurden von ihrem Partner ermordet oder totgeschlagen. Dieses Thema ist also ein aktuelles Thema und deshalb haben wir uns im Katha Schulz eingeladen. Katha Schulz Wer bist du? Hi! Grüß dich, Hannah. #00:02:18-6#
Katha Schulz: Ich arbeite beim Verein Aura Nürnberg e.V. als Sozialpädagogin und Kursleiterin für Vento Kurse. Was wir bei Aura machen, ist So läuft alles unter diesem Titel Selbst stärken, selbstbehaupten, selbst verteidigen. Wir machen also Kurse, Information und Beratung für Frauen und Mädchen rund um dieses ganze Thema. Wir sind letztendlich eine Präventionseinrichtung. Also wir sind jetzt keine Einrichtung explizit für Gewalt betroffene Mädchen und Frauen, sondern eben explizit für alle Frauen und Mädchen ab sieben Jahren, zumindest mit dem Ziel, diese Mädchen und Frauen so zu stärken, in ihrem Selbstbewusstsein ihnen Wissen zu vermitteln und Handlungsstrategien, sodass sie letztendlich schaffen können, sich selber vor Gewalt zu schützen. Also die Dinge, die Mädchen und Frauen in dieser Gesellschaft so begegnen, die sehen wir schon als ein gesellschaftliches Problem auch an, was es letztendlich nötig macht, um solche Angebote zu machen für Mädchen und Frauen. Dass sie letztendlich so eine Situation im Vorfeld schon einschätzen können und im Vorfeld bereits spüren Oh, da passiert gerade irgendwas, das ist komisch, das mag ich nicht. Also schon dieses Lernen, Grenzen zu setzen und zwar im Alltag, also in wirklich ganz unterschiedlichen Situationen und Aura gibt es schon ganz lange. Das ist 1987 gegründet worden. Ähm, ja, da war ich noch nicht mal geboren. Und es gab einfach damals, das war so die zweite Welle der Frauenbewegung, gab es auch hier in Nürnberg einfach einige Frauen, die gesagt haben okay, wir wollen uns wehren gegen verschiedene Formen von Gewalt, wir akzeptieren das nicht, das ist Alltag ist, wir wollen da was dagegen machen und haben diesen Verein gegründet. Damals hieß es noch Selbstverteidigungsverein oder so war glaube ich der Name selbst. Selbstverteidigungsverein Aura Genau. #00:04:19-7#
Hannah Diemer: Ich finde es klasse, dass ihr für alle Frauen da seid, Weil wir können gleich mal mit dem ersten Mythos aufräumen, dass Gewalt gegen Frauen nur schwache Frauen betrifft. Jede Frau kann es treffen und man hat es ja gerade an den Zahlen von Beginn schon gehört, wie groß der Anteil der von Gewalt in Partnerschaft betroffenen Frauen ist. Was macht ihr nun von Aura, um Frauen gegen Gewaltsituationen zu schützen? #00:04:42-5#
Katha Schulz: Also unser wirklich unser Schwerpunkt sind die Kurse tatsächlich. Also wir haben einerseits so einen Flyer, der ist so länglich und meistens in relativ knalligen Farben. Manche kennen den. Und dort findet Frau und Mädchen im Endeffekt, wenn du Kurse. Eine einzelne kann sagen Oh ja, das will ich mal machen und meldet sich an so einem Kurs. Nebenher gibt es natürlich noch so auch Einzelberatung und Einzelstunden. Das ist jetzt gerade im durch die Zeit noch mal viel, viel mehr geworden. Aber letztendlich sind die Kurse eigentlich unser Schwerpunkt und es ist wirklich dieses in einer Gruppe zusammenkommen mit anderen Mädchen und anderen Frauen und letztendlich üben, besprechen, Bewusstsein verändern und sich gegenseitig stark machen. Manchmal sagen wir ja, das ist ein bisschen so was ähnliches wie ein Erste Hilfe Kurs. Viele sagen auch, jede Frau oder jedes Mädchen sollte so einen Kurs mal gemacht haben, weil es letztendlich Prävention ist. Ja, egal was du mitbringst und vor allem was auch total wichtig ist, egal welche körperlichen Fähigkeiten eine mitbringt. Also was wir hier machen ist kein Kampfsport, generell kein Keinen Sport, sondern wir arbeiten mit dem Konzept Vento. Das ist ein ganzheitliches Konzept und soll wirklich am Alltag jederfrau und jedes Mädchens ausgerichtet sein und ist auch sehr, sehr individuell. Und wir sagen auch Das kann jeder. Da musst du auch nicht in Sportklamotten herkommen. #00:06:04-6#
Hannah Diemer: Ich habe auf eurer Webseite gelesen, dass ihr Kurse für Seniorinnen habt oder das Angebot Mut zur Wut. Was verbirgt sich dahinter? #00:06:13-6#
Katha Schulz: Ja, also erst mal so dieses Thema mit den Seniorinnen. Wir gehen letztendlich davon aus, dass Frauen total unterschiedlich sind. Und sie haben auch unterschiedliche Lebensphasen, sage ich mal, und in jedem Alter, das du hast, dann jeder Lebensphase, die du hast, hast du. Letztendlich begegnen die andere Situationen und begegnest du dir selber auch anders. Also ein Mädchen, die acht Jahre alt ist, hat ganz andere Situationen oder Grenzüberschreitungen wie jetzt eine 15-jährige oder wie eine dreissigjährige oder eben wie eine 70-jährige. Und letztendlich ist es eben ein Alltags Konzept und jede Frau erlebt hin, erlebt so bestimmte Situationen und wir wollen letztendlich mit diesen verschiedenen Kursen für die verschiedenen Zielgruppen, also auch für die Seniorinnen, letztendlich hauptsächlich zeigen Jede Frau kann zu uns kommen. Das ist nicht nur was für junge Frauen. Also es gibt einfach viele Seniorinnen, die sagen na ja, da muss ich ja sportlich sein, das ist nichts mehr für mich. Aber das wollen wir letztendlich damit ausdrücken. Nein, es ist für jede. Und Seniorinnen sind dann auch noch mal somit mit bestimmten Situationen manchmal konfrontiert zu diesem Thema, vielleicht auch nicht so ernst mehr genommen zu werden wie jetzt eine junge Frau. Dass Leute sagen Ach geh und so, das ist nicht so wichtig. Ja, dieses auch auch noch mal Grenzüberschreitungen oder auch natürlich schon so auch so diese Angst vor Raubüberfällen, ja oder auch diese ganzen Betrugsgeschichten, die es gibt, die auch vor allem gegen ältere Menschen eingesetzt werden. Also auch da im Kurs einfach zu gucken, welche Situationen erleben Seniorinnen? Auch da Strategien zu finden, wie sich eine Seniorin in ihrer eigenen Situation und mit ihrem eigenen Körper dagegen wehren kann. Mut zu Wut ist noch mal so ein anderes Angebot. So ein extra Kurs. Der wird von Maria Ulbrich angeboten, von der Aggressionsberaterin. Und da geht es letztendlich um dieses Gefühl. Wut. Also auch darum, dass in dem Gefühl so ganz viel Positives eigentlich auch drin ist. Also Wut ist auch ein sehr kraftvolles Gefühl, oft auch ein Gefühl, des aufkommt, wenn eine Grenze verletzt wird. Ja, also wenn mich etwas auch stört, wenn mir etwas nicht gefällt und Wut es auch so ein Gefühl ist. Ja, ich denke, Mädchen lernen oft nicht so sehr, diese Wut auch zuzulassen. Also das ist so ein Gefühl. Das wird auch eher auf die Jungs zugeschrieben. Ja, Jungs sind laut. Jungs sind wütend. Jungs sind auch aggressiv. Ja, Mädchen sind eher brav. Schüchtern, Ruhig. Ja, das sind ja auch so Zuschreibungen, die da passieren. Und letztendlich ist aber Wut ein ein wichtiges Gefühl. Also, wenn ich meine Wut spüren kann, dann, dann kann ich auch meine Kraft spüren. Und Wut ist auch auch legitim. Ja, es gibt so viele Situationen, die wütend machen und es ist legitim. Und in dem Kurs gucken wir auch einfach Ja, wie ist es denn mit deiner Wut? Spürst du die? Oder spürst du die überhaupt gar nicht? Oder spürst du die ganz, ganz stark, so dass sie dich manchmal auch überrollt? Und wir lernen letztendlich da auch Umgangsweisen mit, mit dem Gefühl Wut, also die auch mal zuzulassen, die produktiven Seiten davon aber auch zu gucken, okay, wie kann ich, wie kann ich auch auch wieder runterkommen. Also wie kann ich den Dampf ablassen rauslassen, dass er nicht innen in mir drin steckt? Wie kriege ich das hin? Ja. #00:09:42-8#
Hannah Diemer: Und das Ganze dann natürlich ohne verletzend gegenüber sich selbst oder anderen zu werden. #00:09:47-8#
Katha Schulz: Ja, ja, ja, genau. Ja, genau. #00:09:50-9#
Hannah Diemer: Was sind denn eure Erfahrungen mit von Gewalt betroffenen Frauen? Jetzt meintest du schon, dass ihr im Bereich Gewaltprävention arbeitet. Kannst du hier mal von Erfahrungen berichten? #00:10:00-1#
Katha Schulz: Ja, also letztendlich, so wie sich die Gesellschaft abbildet, so ist es natürlich auch bei Aura. Du hast die Zahlen am Anfang ja auch genannt. Ein unheimlich großer Anteil in der Gesellschaft sind Frauen, die bereits Gewalt erlebt haben. Und so ist es bei uns auch. Also im Jahr 2019 kamen 940 Frauen und Mädchen zu Aura und 70 % dieser Frauen sind schon von Gewalt betroffen gewesen in ihrem Leben. Ja, also das und auch die Mädchen, also nahezu jede Kursteilnehmerin kennt dieses Gefühl, nachts nach Hause zu gehen, alleine und sich dabei unwohl zu fühlen. Oder kennt dieses Gefühl, einen blöden, unangenehm sexistischen Spruch abzukriegen? Oder dieses Gefühl, möglicherweise nicht gleich viel wert zu sein oder nicht genauso ernst genommen zu werden? Also diese ganzen Gefühle, die kennen wirklich die meisten Kursteilnehmerinnen. Von daher spielt es natürlich eine Rolle, diese Erfahrungen. Letztendlich machen wir aber hier nicht eine Aufarbeitung dieser Gewalterlebnisse. Also keine explizite Therapie oder Beratung, sondern wir machen dieses handlungsfähig werden für die Zukunft um alles was kommt, ja, um dann den Umgang zu finden, um so an unsere eigene Stärke zu kommen, an unsere Ressourcen und an dieses Gefühl. Okay, ich kann nein sagen. Und auch wenn ich vorher einmal nicht nein gesagt habe oder auch wenn vorher Gewalt passiert ist, heißt es. Muss es nicht in der Zukunft wieder so sein? Also ich kann den Weg finden und es ist so bei jeder ist es ein anderer Weg. Also was wir immer sagen, ist so ganz wichtig. Es gibt kein eins zu eins Geheimrezept oder sowas, das du befolgen musst. Also es gibt nicht diese und jene Selbstverteidigungstechniken, die du perfekt üben und können musst, um dich zu wehren. Darum geht es hier nicht. Es geht hier darum, dass wir im Kurs verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, wie ich mich wehren könnte. Und jede entscheidet letztendlich für sich. Jede entscheidet für sich. Okay, ich bin vielleicht eher ein ruhiger Typ. Ich schreie jetzt nicht laut, sondern ich renne weg. Ja, oder ich trete zu. Oder Ich bin. Ich schaffe es, mir Hilfe zu holen und schaffe es irgendwie Solidarität zu kriegen mit den anderen oder sowas. Wiederum eine andere schreit ganz laut und ein Täter flüchtet. Also wir versuchen letztendlich da unsere Ressourcen zu finden und für jedes so eine so eine individuelle Lösungsmöglichkeit. #00:12:46-3#
Hannah Diemer: Dann erklär doch mal was, wenn du genau ist. #00:12:49-8#
Katha Schulz: Ja, ja. Also wenn du das hört sich immer so manche sagen dann Ach, ihr macht Kampfsport. So. Hört sich so an, ist es aber nicht. Es ist. Setzt sich zusammen aus den Wörtern Woman für Frau und du. Das kommt aus dem Japanischen für weg und heißt übersetzt Weg der Frau. Es ist in den 70er und 80er Jahren entstanden. Also wirklich. In dieser autonomen Frauenbewegung und Lesbenbewegung ist in Kanada entstanden, und zwar mit dem Zusammenhang, dass eben damals Frauen vermehrt aus ihrer eigenen Vereinzelung und Isolation rausgegangen sind und haben sich mit anderen Frauen vernetzt und im Gespräch und in vielen Frauengruppen feministischen Gruppen festgestellt. Okay. Gewalt gegen mich als Frau ist nicht mein individuelles und eigenes Problem. Das, was ich erlebt habe, das haben noch ganz viele andere erlebt. Und es war eine sehr, sehr wichtige Erkenntnis, dass es ein gesellschaftliches Problem ist. Und dann haben Frauen gesagt okay, Moment mal, wieso müssen wir uns das gefallen lassen? Warum? Das sehen wir nicht mehr ein. Damit ist jetzt Schluss. Und haben letztendlich, wenn du erfunden. In erstmal geheimen Gruppen, geheimen Zusammenschlüssen haben sie Alltagstechniken geübt, um aus blöden Situation rauszukommen, aus unangenehmen Situationen, sich auch eben zu verteidigen, sich zu wehren. Mit effektiven und einfachen Techniken, die letztendlich jeder erlernen kann, die nicht sehr kompliziert sind. Ja und aber auch mit diesen, mit diesem Austausch, mit diesem Sprechen über das, was da passiert und auch mit diesem so dieses Verstehen und so, wenn du es so ein Konzept, das wurde dann weitergetragen von Frau zu Frau. Also eine Frau hat gesagt okay, gut, wir haben das jetzt entwickelt, das erzählen wir jetzt weiter, ja, ich bilde jetzt eine andere aus in Vento und es kam irgendwann auch nach Deutschland. Und ja, 87 wurde Aura gegründet und hierbei Aura. Ist dieses vento Verständnis auch einfach ganz stark. So dieses erst mal musst du fühlen, wo deine Grenze ist und dieses Wahrnehmen ist wichtig. Also das heißt, wir machen im Kurs tatsächlich Wahrnehmungsübungen, versuchen unsere Gefühle zu benennen, versuchen diese Gefühle tatsächlich anzunehmen und zu sagen Ja, das ist so, das ist mein Gefühl, das bilde ich mir nicht ein, sondern das ist einfach wirklich so, also dieses Thema vertraue deinem Gefühl. Das versuchen wir auch den Medien ganz, ganz stark näher zu bringen. Das ist richtig. Ja, du darfst darauf hören und auch so dieses Wissen. Ich darf mich wehren, also auch über diese eigenen Rechte so Bescheid zu wissen. Und dann so diese Selbstbehauptung im Alltag. Also ich sag einfach mal nein, ich sag so ne, will ich nicht. Und zwar auch wirklich so der eigenen Mutter mal nein sagen, Ja, dem eigenen Bruder mal Nein sagen, vielleicht auch der besten Freundin mal sagen Du jetzt gerade nicht. Ja, wir können uns morgen treffen, aber jetzt nicht einfach auch so dieses ja, dieses im ganzen persönlichen Nahraum. Wo begegnen mir denn überall Grenzen? Und manchmal begegnen mir ja bei mir selber schon Grenzen. Ja, also wie viel Arbeit halte ich mir auf, Wie viel traue ich mir selber zu? Wie viel Stress setze ich mich in meinem Alltag aus oder so? Ja, auch so dieses Thema. Also so Sachen, die wir einfach so verinnerlicht haben mit unserer weiblichen Sozialisation. Dieses freundlich sein, ja, dieses freundlich sein. Ich darf nicht einfach jemanden das Gespräch unterbrechen und sagen Du, ich muss jetzt los oder so! Also da ist ganz viel Bewusstseinsarbeit und dann ganz viele Techniken zu Stimme, Körpersprache, Atmung und wie kann ich einfach auch mit meiner Körpersprache und mit meiner Stimme Nein sagen? Eine Grenze setzen. Wir machen Rollenspiele und schlüpfen auch in Alltagssituationen rein, spielen das nach und finden eine Lösung, stellen verschiedene Möglichkeiten vor, zum Beispiel auch Weggehen, eine Situation zu verlassen. Auch so dieses Thema Solidarität. Ja, dass einem auch geglaubt wird. Also dass einer geglaubt wird, was das, was, was sie erlebt hat und was sie dabei empfindet, dass das dass das stimmt. Ja, und Selbstverteidigung ist tatsächlich, wenn du auch ein wichtiger Punkt. Aber der kommt bei uns wirklich nur an letzter Stelle. Selbstverteidigung ist das was, was ich dann tun muss, wenn ein Notfall tatsächlich passiert ist. Aber unser Ziel ist immer das dieser, dass dieser Notfall, diese, dieser, diese Gewalt, dieser wirkliche körperliche Übergriff eigentlich erst gar nicht passiert, als er sich wirklich schon sehr, sehr früh bei komischen Blicken, bei komischen Bemerkungen. Sich sehr, sehr früh wahrnehme. Hier stimmt was nicht und ich werde jetzt aktiv, das heißt, es geht ganz viel drum. Ich warte nicht, bis es soweit ist. Ich warte nicht, bis mir Gewalt passiert, sondern ich werde vorher aktiv. #00:17:56-1#
Hannah Diemer: Ja, ich finde das total wichtig, dass ihr das genau so beschreibt. Denn Gewalt ist nicht nur körperliche Gewalt, sondern geht schon viel früher los. Oftmals fällt hier der Begriff House of Control, vor allem wenn es um partnerschaftliche Gewalt geht. Es handelt sich dabei um ein Puzzle aus kleinen Teilen, die Einzelbetrachten eigentlich überhaupt nicht schlimm sind, aber zu ihrer Summe zu einer sehr gewaltvollen Situation beitragen. Das sind jetzt zum Beispiel Sprüche, Blicke, Grundhaltungen und deshalb würden sich viele Betroffene auch selbst nicht als direkt von Gewalt betroffene Personen beschreiben, sondern wenn dann angeben, dass der Partner manchmal Ausrutscher hat, die jedoch Einzelfälle sind und nicht zu einem gewaltvollen Gesamtbild passen. Und genau deshalb finde ich es so wichtig, dass sie den Frauen und Mädchen das Gefühl für die eigene Wirklichkeit zurückgibt und eben den Frauen und Mädchen zeigt, wie sie in ihre eigenen Grenzen sich hineinspüren können und auch Grenzüberschreitungen als solche wahrzunehmen und nicht erst dann, wenn es bereits zu körperlichen Auseinandersetzungen kommt. #00:19:03-3#
Katha Schulz: Ja, ja, weil ganz oft sind es ja so ganz, ich sag mal, das sind so komische Gefühle, die manchmal da sind, ja, so etwas Diffuses, Ich fühle mich da einfach gerade nicht so wohl. Ja und kann es manchmal aber auch gar nicht ausdrücken. Und das erlebe ich schon häufig im Kurs, dass wir über die Themen sprechen hier, und Frauen auch sagen So, ich war noch nie von Gewalt betroffen. Das ist für mich kein Thema. Und manchmal dann so im Laufe des Kurses, ich so das Gefühl habe, da passiert gerade was, das wirklich auch Teilnehmerinnen erkennen. Oder da waren Dinge in meinem Leben, die waren nicht okay und das wusste ich bisher noch gar nicht, dass es nicht okay war. Und das dann auch so erstmal zu erkennen, das ist. Das ist auch was, was wichtig ist. #00:19:57-4#
Hannah Diemer: Das hat jetzt auch alles viel mit Lightning zu tun. Lightning wird beschrieben als eine Form von psychischer Gewalt, mit der Opfer gezielt, desorientiert, manipuliert und zutiefst verunsichert werden. Das passiert zum Beispiel dadurch, dass den Opfern die Schuld gegeben wird, dass den Opfern die Realität abgesprochen wird. Wenn man sagt Ach, das war doch jetzt nicht so oder Das hast du dir nur eingebildet. So schlimm war es nicht und vor allem mit auch Aussagen wie Du bist daran schuld, Du hast mich dazu gebracht, so zu handeln. Diese ganzen Beispiele zeigen, dass die Realität umgedreht wird und nicht mehr zur tatsächlichen Wahrnehmung der betroffenen Frauen führt. Und es ist ja genau das, was du auch beschrieben hast. Ja. #00:20:41-5#
Katha Schulz: Und das ist das was, was wirklich auch bei den Frauen ankommt und was sich da so verinnerlicht. So, ach naja, das hat er ja nicht so gemeint. Ja, er hatte es ja auch schwer in seiner Kindheit. Hm, das habe ich mir vielleicht auch ein Stück weit nur so eingebildet. Ja, das kam mir nur so vor. Und diese Sätze, also diese Glaubenssätze in unserem Kopf, die, die, die kennen viele von uns, weil sie auch viele von uns auch schon gehört haben von anderen. Und es ist eine. Also das ist ganz, ganz gefährlich. Also wie du schon sagst, genau und das ist auch so so wichtig, da dann eben mit diese, mit diesen, mit dieser Bewusstseinsbildung da anzufangen und einfach auch. Und das ist das, was dann in der Gruppe auch oft passiert, wo wir uns gegenseitig bestärken und sagen Hey, nee, das ist nicht okay. Wenn du dich so fühlst, dann vertraue dem Gefühl auch und das ja du, du musst es nicht ertragen und du musst nicht warten, bis es noch blöder wird. Und du darfst auch in der Situation, die für dich uneindeutig ist, das auch gehen. Und du darfst etwas beenden. Ja, also was für ganz viele Frauen und auch für wirklich viele Mädchen so ein Punkt ist, ist dieses eine Situation verlassen, aktiv eine Situation verlassen und wenn es nur ist dieses in der Straßenbahn oder in der Ubahn aufstehen, wenn jemand blödes neben mir sitzt, einfach aufstehen und woanders hingehen. Das ist so, das sitzt so tief. Dieses ich muss jetzt in dieser Situation verharren. #00:22:16-4#
Hannah Diemer: Ich glaube, das hat viel mit der patriarchalen Gesellschaft zu tun, mit der wir aufgewachsen sind? Ja. Hast du gut um 53 gesehen? #00:22:24-2#
Katha Schulz: Nein, ich kenne das Cover. Ich habe es aber noch nicht gesehen. Ja. #00:22:28-6#
Hannah Diemer: Bei Ku'damm 53 geht es um Deutschland in den 50er Jahren. Und die ganze Geschichte wird beschrieben von einer Protagonistin, die zu dem Zeitpunkt Anfang 20 ist und nicht so recht mit diesen ganzen Strukturen klarkommt. Das bedeutet, das größte Ziel für die Frauen damals war es eben, verheiratet zu werden. Oder zumindest für die Familie war es extrem wichtig, dass die Frauen verheiratet werden konnten. Die mussten ja mit Männern zusammenkommen, die mit, für die sie überhaupt gar keine Gefühle hatten, für die überhaupt keine gemeinsame Realität in Frage gekommen ist. Und es ist wirklich eine sehr gute Serie, weil ich dadurch erst so richtig verstanden habe, wie eigentlich die Generation meiner Großeltern aufgewachsen ist und woher sie diese ganzen patriarchalen Strukturen kommen, die wir haben und wie intensiv ist eigentlich in den ganzen Köpfen drinnen ist und das kann ich echt empfehlen, es anzuschauen. Aber wenn man jetzt wieder den Bogen zur Jetzt zeigt schlägt. Wie schätzt ihr denn die Situationen von von Gewalt betroffenen Frauen in Corona Zeiten ein? Und hier noch mal kurz vorneweg ein Interview mit Bayern zwei und dem Jugendamt Leiter von Nürnberg Frank Schmidt. Das Interview ist am 24. September 2020 ausgestrahlt worden und da sagt Frank Schmidt, dass er keine signifikanten und irgendwie Corona bedingten Zunahmen von häuslicher Gewalt gegen Kinder und gegen Partner oder Partnerinnen erkennen kann und begründet jetzt diese positive Nachricht dadurch, dass der Alltagsstress vielleicht wegfallen kann. Und es wäre ja sehr erfreulich, wenn es so wäre. Das stünde jetzt aber in einem sehr großen Gegensatz zu berichten aus anderen Ländern, wie zum Beispiel China, hatte berichtet, dass es zu einem Gewaltanstieg von 25 % kam. Und in Italien und in Frankreich sind sehr hohe partnerschaftliche Gewaltdelikte vorgefallen. Wie schätzt ihr denn das jetzt ein? Glaubst du, dass es zu mehr Gewalt gegen Frauen kommt? Was würdest du sagen? #00:24:37-8#
Katha Schulz: Also wir wie bei Aurora sind halt eine relativ kleine Einrichtung. Jetzt mal so das was bei uns ankommt an Fällen und an Zahlen ist es natürlich nicht aussagekräftig für Nürnberg, wie das jetzt irgendwie im Jugendamt ist oder so. Ähm, ich habe so den Eindruck, dass da, wo vorher schon Gewalt war in Beziehungen, in Familien, dass es da gerade auch noch mal zu einer Verschärfung kommt. Also die Mädchen, mit denen ich aktuell arbeite, ist so, dass belastende Situationen, die da sind sind während des Lockdowns oder wenn die Schule zu hart? Ja, schwieriger. Ja, wenn die Schule öffnet und da auch wieder Begegnungen mit anderen Kindern möglich sind, dann wird es zum Beispiel von den Mädchen als weniger belastend erlebt. Ich glaube, es hat sich gerade einfach schon vieles auch verändert, sozusagen. Und wir haben ja einen relativ weiten Gewaltbegriff. Also ich spreche jetzt nicht nur explizit von häuslicher Gewalt oder explizit von Stalking oder explizit von sexualisierter Gewalt, sondern ich spreche jetzt mal in unserem Sinne von Aura, von allen unangenehmen Situationen oder belastenden Situationen, die Mädchen und Frauen so begegnen. Und natürlich so viele Themen, mit denen Mädchen hierher auch kommen, sind so Sachen wie Mobbing in der Schule, Gewalt in der Schule durch Gleichaltrige. Solche Sachen nehmen natürlich in dem Moment, wo kein Präsenzunterricht stattfindet, erstmal für die Mädchen ab und da ist es erstmal vielleicht auch eine Entlastung. Ja, wenn ich dann plötzlich zu Hause bin, wenn es zu Hause gut ist. Wenn ich mich da wohlfühle und wenn da für mich gesorgt wird. Wenn jetzt allerdings das Zuhause der Ort ist, wo die Grenzüberschreitungen, die unangenehmen Situationen oder die Gewalt stattfindet, dann ist das während des Lockdowns nochmal dramatischer. Ja, oder da spitzen sich Krisen zu. Und bei uns kommt da gerade aus dem Bereich der Medien sehr wenig an, tatsächlich kommt weniger an und ich führe das aber schon darauf zurück, dass die Mädchen gerade nicht angebunden sind an andere Angebote, weil ein ganz großer Teil der Mädchen, mit denen wir arbeiten, kommt tatsächlich durch Sozialpädagoginnen zu uns. Ja, durch die Schulen, durch die Lehrkräfte, durch die Kinderhorte, durch andere Fachstellen. Und da öffnen sich die Kinder natürlich dann, wenn sie mit Bezugspersonen in direkten Kontakt kommen, in direkten Kontakt, in Präsenz, wo sie auch ein Vertrauen aufbauen können und das findet ja gerade nicht statt. Also ich muss sagen, für unseren Bereich rechne ich eigentlich damit, dass wenn die Pandemie sich jetzt mal ein bisschen entspannt und Gruppen Angebote wieder sein dürfen, ja die ganzen Einrichtungen wieder öffnen, rechne ich damit, dass das dann diese ganzen Geschichten erst hier ankommen, was Mädchen in dieser Zeit erlebt haben. Deswegen finde ich das für mich jetzt gerade, wo ich jetzt keine keine Studie mache und keine Forschung, sondern diese praktische Arbeit. Hier kann ich das gerade schwer einschätzen, aber meine Vermutung ist, dass da dann viel kommt. Ja. #00:27:46-5#
Hannah Diemer: Das deckt sich auch mit der Beobachtung, dass viele Angebote für Kinder nicht direkt von den Kindern in Anspruch genommen werden, sondern dass viel durch Vermittlungsarbeit passiert. #00:27:55-4#
Katha Schulz: Ja, ja, also wirklich, diese diese Arbeit, die Multiplikatorinnen da leisten. Und was sich aber, denke ich schon sehr verstärkt, ist die Gewalt im digitalen Raum. Ja, also das ist was, was sich auch verändert. Und zwar eben auch bei den Kindern und Jugendlichen, dass das, was halt vorher im Klassenzimmer vielleicht auch stattgefunden hat oder im persönlichen Kontakt auf dem Schulweg so drumherum, dass sich das auch verlagert in Chatgruppen und in den digitalen Bereich. #00:28:23-8#
Hannah Diemer: Wie zeigte den Mädchen und Frauen, sich gegen digitale Gewalt zu wehren? #00:28:27-7#
Katha Schulz: Denn die digitale Gewalt hat natürlich auch Unterschiede zu dieser analogen Gewalt. Es gibt aber auch viele Ähnlichkeiten. Also auch da geht es viel darum, das wahrzunehmen, was nicht okay ist, das eigene Gefühl, das dabei entsteht, auch ernst zu nehmen. Also auch genau das, was wir vorher besprochen hatten, dass das auch einfach wirklich nicht okay ist. Und auch da dieses Einüben von aktiv werden. Also wie die meisten Mädchen, wenn ich das mit den Mädchen bespreche, die wissen alle blockieren wie das funktioniert und so technisch ja die wissen das, oder? Ja, das jemanden erzählen oder so, das wissen die schon auch. Aber das zu machen tatsächlich in der Situation, das ist noch mal was anderes. Und das ist was, was ich denke, was auch durch Übung leichter werden kann. Also die analogen Übungen, die wir im Kurs machen können, denke ich auch helfen für den digitalen Raum wirklich dieses Üben. Aufstehen aus einer Situation, rausgehen, verändern, eine Person ansprechen und sagen Du, darf ich dir was erzählen? Ja, auch dieses Überlegen Mit wem kann ich da überhaupt drüber sprechen? Das ist auch, denke ich, auch bei vielen Mädchen so, das kann ich das meiner Mama erzählen. Wie wird sie reagieren? Sie wird wahrscheinlich böse sein. Ja, mich schimpfen, dass ich da irgendwie überhaupt den Kontakt hatte, ja, dass ich überhaupt in dem sozialen Netzwerk unterwegs war. Da gehen wir jetzt in das Thema rein, Auch so Eltern. Was können Eltern machen? Ja, und wie wichtig ist es eigentlich auch im Alltag, diese Stärkung der Mädchen? Also da denke ich, kann ganz, ganz wichtig und kann ganz viel gemacht werden. #00:30:15-2#
Hannah Diemer: Wie kann ich denn jetzt als Beobachterin oder als außenstehende Person einer vielleicht von Gewalt betroffenen Person Hilfe anbieten? Also wie eröffne ich denn ein solches Gespräch? #00:30:26-8#
Katha Schulz: Ja, letztendlich ist wirklich das Wichtige für die Person, da zu sein und ganz individuell zu gucken wie. Wie kann ich ihr eine Stütze sein und was natürlich keine Stütze ist. Ist dieses sie nicht ernst nehmen, ihr möglicherweise die Schuld zuschreiben oder das zu bagatellisieren, was sie mir erzählt? Das heißt zuhören, ernst nehmen. Ihr Hilfe anbieten, sie ihr aber nicht aufzwingen. Also so dieses Thema Selbstbestimmung, dass da, wo mal Gewalt passiert ist, da, wo etwas nicht in Ordnung ist, ist es super wichtig in dem Prozess, wie eine Person da rauskommt. Auch da so die Selbstbestimmung zu wahren und nicht nicht was zu machen, was die Person zum Beispiel nicht will oder so. #00:31:20-2#
Hannah Diemer: Also eine möglichst entspannte Stimmung schaffen und eine möglichst ruhige Atmosphäre der Person dann Raum geben und ja, mit eher behutsamen Fragen wahrscheinlich anfangen. #00:31:32-5#
Katha Schulz: Ja, das hört sich ganz gut an, letztendlich ist natürlich da auch wieder jede Situation auch super individuell, je nachdem, worum es da jetzt auch gerade geht oder um welche Person es gerade geht. Aber ja, so grundsätzlich. Ja, genau. #00:31:48-2#
Hannah Diemer: Vorher hat man jetzt auch schon gehört, dass das Victim Blaming ein großes Thema ist, also die Opferzentrierung und der Schuldzuschreibung der Opfer, also zum Beispiel durch Fragen nach der Mitschuld eines Opfers. Zum Beispiel, dass man sagt, eine gute hätte irgendwie Alkohol getrunken oder ein bestimmtes Outfit an, das war zu aufreizend. Warum sollten wir uns von Victim Blaming so stark entfernen? #00:32:12-5#
Katha Schulz: Weil es einfach nicht der Grund ist. Es ist nicht der Grund, warum Gewalt gegen Frauen und Mädchen passiert. Also es ist faktisch einfach Quatsch. Es kann potenziell jede Frau davon betroffen sein, potenziell jedes Mädchen, egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht sie kommt, egal, was sie anzieht, egal, was sie anhat. Der Grund für Belästigung sind schlicht und ergreifend einfach blöde Typen oder blöde Menschen, die es nicht verstanden haben, dass das nicht in Ordnung ist. Die sind das Problem ja nicht. Nicht mein Outfit und nicht mein Lippenstift. Das alles nicht. Und das. Also ja, bis die Gesellschaft das. Also wenn die Gesellschaft das mal verstanden hat, dann ist wirklich ganz schön viel auch schon geschafft. Das ist wirklich ein ganz schön großes Problem und es ist so verinnerlicht und es ist auch ein Grund dafür, warum viele Gewalterfahrungen auch nicht so gut verarbeitet werden. Wenn ich mir selber an etwas die Schuld gebe, dann kann ich das auch nicht so gut verarbeiten. Ja, dann, dann. Dann quäle ich mich da auch noch mal umso länger natürlich damit. #00:33:18-7#
Hannah Diemer: Das heißt, wir müssen auf jeden Fall weg vom Victim blaming und hin eher zu einer gesamtgesellschaftlichen Veränderung. Und damit das Ganze jetzt noch mal klarer wird für Nürnberg habe ich die Nürnberger Zahlen mal mitgebracht. Denn wenn man jetzt davon ausgeht, dass jede vierte Frau in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt wird und davon ausgeht, dass 275.000 Frauen in Nürnberg wohnen das ist der Stand von 2020. Dann sind es 68.756 betroffene Personen. Und wenn wir das jetzt vom Victim Blaming umdrehen, dann müssten es ungefähr 1756 Männer, seien es, die ihrer Partnerin in Nürnberg Gewalt antun. Und es ist schon eine richtig, richtig hohe Zahl. Und für diese gesamtgesellschaftliche Veränderung könnte man sich jetzt ein Beispiel an der Istanbulkonvention nehmen, die 2018 unterschrieben worden ist Der weltweit erste rechtlich bindende Vertrag zur Bekämpfung und Verhinderung von häuslicher Gewalt. Und die Konvention erkennt Femizide als ein strukturelles gesellschaftliches Problem an und konzentriert sich dabei auf den Schutz der Opfer und schlägt Maßnahmen vor, die in das deutsche Rechtssystem aufgenommen werden müssen. Und wenn man sich dann daran anschließend noch die Webseite der Stadt Nürnberg anschaut und man dann sieht, dass auf der Webseite der Stadt Nürnberg als Gewalt gegen Frauen nur häusliche Gewalt, Stalking und Zwangsehen aufgeführt werden, Ist es jetzt keine große gesamtgesellschaftliche Veränderung. Warum muss denn unsere Webseite noch erweitert werden? #00:35:03-9#
Katha Schulz: Also was an der Istanbulkonvention ja im Grunde toll ist, muss man sagen, ist, dass sie schon diesen ganzen Bereich Gewalt gegen Frauen und Mädchen sehr, sehr weit fasst und es anerkennt, was da alles dazugehört, wie du gerade gesagt hast, ja, dass da gesamtgesellschaftlich letztendlich Veränderungen stattfinden müssen und dass zu diesen Veränderungen natürlich auch ganz zentral die Prävention gehören und die Prävention und auch diese Primärprävention wirklich, bevor jegliche Gewalt geschehen ist, schon Mädchen und Frauen zu stärken, natürlich auch im Hinblick auf die Täter der Täter, den Blick auf die Täter Prävention zu machen, das ist auch ein super wichtiger Baustein. Aber das muss letztendlich da eben das reicht nicht aus. Die drei Punkte, die du gesagt hast, sondern da gehört eben ganz viel dazu. Aber es muss jedenfalls erweitert werden. Und zwar ist ja dieses Thema was, was ist jetzt Gewalt oder welche Punkte gehören da noch dazu? Das ist ja so was Individuelles, dass letztendlich jeder für sich selber auch entscheiden muss wann ist mir jetzt etwas zu viel? Ja. #00:36:12-8#
Hannah Diemer: Patriarchale Strukturen müssen unbedingt verändert werden und müssen dazu führen, dass Frauen tatsächlich auch als gleichberechtigt angesehen werden. Und es gibt zwar viele sogenannte Symptombehandlungen wie Hilfe, Prävention, also wie zum Beispiel das Hilfetelefon, wo sich Frauen dann Hilfe holen können. Aber ich finde, das fängt schon viel früher an, also wir brauchen wirklich eine richtige Gleichberechtigung. Das mit einschließen würde, dass die Frauen nicht mehr herabgewürdigt werden in der Gesellschaft, dass man eine gleiche Bezahlung bekommt, dass die Care Arbeit gewertschätzt wird, dass es keine sogenannten Frauenberufe mehr gibt, die einfach geringer bezahlt werden. Und ich finde, da haben wir echt noch ein gutes Stückchen Arbeit an! Und wenn man jetzt auch noch mal auf Coruna quasi zurückkommt. Es muss einfach aufhören, dass sich so viele Männer dazu berechtigt fühlen, Gewalt gegen Frauen und Kinder durchzuführen oder dass sie es einfach machen können. Weil es ist ja jetzt nicht so, dass jetzt die Situation zu einer erhöhten Stresssituation führt, natürlich zu mehr Stress, aber das führt jetzt nicht dazu, dass einfach normale Männer oder Männer einfach anfangen würden, ihre Frauen zu schlagen, sondern dafür brauche ich ja diese Grunddisposition, dass Frauen weniger wert sind oder Kinder weniger wert sind als ich und dass ich dazu entstellt bin, also dass ich die schlagen darf, dass ich da im Recht bin und da dann müssen wir auf jeden Fall was ändern. Und wie stellt ihr euch denn jetzt Gewaltprävention vor? #00:37:41-9#
Katha Schulz: Also unsere Gewaltprävention setzt natürlich jetzt bei den Frauen und Mädchen selber an, letztendlich jetzt im Hinblick auf die Istanbulkonvention. Es muss gesamtgesellschaftlich gesehen da ganz, ganz viel gemacht werden. Da gehören ganz viele Bausteine dazu. Der eine Baustein, den wir hier machen, ist tatsächlich diese konkrete Stärkung der Frauen und der Mädchen. Und das machen wir im Endeffekt mit diesem Konzept. Wenn du. Ja, also das ist für uns geschlechtsspezifische Gewaltprävention. Ja, ich erkenne eine Situation und kann sie einschätzen, bevor sie eskaliert. Und ich warte nicht ab, bis sie sich zuspitzt, sondern ich bin in der Lage und schaffe es schon vorher, eine Situation zu verlassen oder mir Hilfe zu holen oder so. Ja, und das sind einerseits eben unsere Kurse, aber andererseits auch Schulungen zum Thema Gewaltprävention für Firmen, für Einrichtungen usw, um da zu gucken, welche strukturellen Komponenten können wir denn zum Beispiel am Arbeitsplatz auch verändern? Welche Ähm, Reize gibt es da oder welche? Welche Einzelheiten gibt es da, die Aggression zum Beispiel begünstigen? Ja. Oder welche? Welche Sachen machen wir hier? Dass Aggression jetzt nicht so stark vorkommt, also dass man solche Sachen auch anguckt. Letztendlich üben wir da aber mit den Frauen auch ganz konkret Was kann ich denn in der Situation machen, in der ich mich jetzt gerade auch an meinem Arbeitsplatz zum Beispiel nicht mehr wohlfühle? Ja. #00:39:15-6#
Hannah Diemer: Jetzt mit der Istanbulkonvention hat ja eine große Aufmerksamkeit geschaffen und das würde ich jetzt auch mit einer großen Summe an Fördergeldern wahrscheinlich verknüpfen. Wie ist es denn bei euch? Kommen viele Hilfen bei euch an? #00:39:30-0#
Katha Schulz: Hm, ja, da sprichst du ein spannendes Thema an! Also Prävention wird ja auch in der Literatur und überall, ja allen ist es eigentlich klar. Und auch in der Politik ist es denke ich schon auch vielen Leuten klar, dass letztendlich nur Prävention dazu führen kann, dass wir Gewalt gegen Frauen und Mädchen in der Gesellschaft einfach. Wirklich, dass wir die wirklich bekämpfen? Ja, also das. Es ist super wichtig, dass Frauenhäuser, Frauennotrufe, Beratungsstellen, dass die finanziell gut ausgestattet sind, um den betroffenen Frauen und Mädchen da gut helfen zu können. Das ist super wichtig. Aber unser Ziel ist ja eigentlich, dass diese ganze Gewalt überhaupt nicht mehr stattfindet. Ja, und deswegen sind wir eigentlich der Meinung, dass jetzt Einrichtungen wie unsere gibt es generell ziemlich wenig. Ja, wir sind eine kleine Einrichtung, Wir haben nicht mal zwei Vollzeitstellen. Unsere Bürofrau hier arbeitet zehn Stunden in der Woche. Das ist super wenig. Und unser Problem ist, dass wir finanziell nicht genug auf sicheren Beinen stehen. Also überhaupt nicht. Ich glaube, ich habe es am Anfang. Ich weiß gar nicht, ob ich es am Anfang gesagt habe, aber ein unheimlich großer Teil unserer Arbeit hier wird ehrenamtlich geleistet. Diese ganze Geschäftsführung und diese ganze Arbeit drumherum, wie zum Beispiel sich um die Räume zu kümmern oder Gelder zu beantragen oder Öffentlichkeitsarbeit zu machen oder auch zu Arbeitskreisen und zu Vernetzungstreffen zu gehen, die Löhne abzurechnen und das alles. Das wird ehrenamtlich gemacht. Und meine Kolleginnen, die machen das schon seit vielen Jahrzehnten und die sind da wirklich am Limit. Also ich mache das noch nicht so lange, erst einige Jahre. Aber wir merken gerade hier so bei Aura, es kommen so Herausforderungen auf uns zu wie das Thema Generationenwechsel. Ja, also die alte gibt es an die neue Generation weiter, was hier läuft und auch so dieses Thema Professionalisierung, weil. Bestimmte Dinge, die hier gemacht werden, die können nicht ehrenamtlich gemacht werden. Das sind unheimlich wachsende Bedarfe. Also wir müssen auch immer mehr gucken, so was, was brauchen die Zielgruppen gerade? Müssen uns auf neue Sachen einstellen, uns da auch weiterbilden. Die Digitalisierung war jetzt gerade zuletzt ein super Herausforderung, also wirklich auch PCs anzuschaffen, einen richtigen Server, ein richtiges Emailsystem, dass das alles funktioniert. Das ist Wahnsinn und wir haben keine Basisfinanzierung. Also viele Stellen für bereits von Gewalt betroffenen Frauen haben so eine Basisfinanzierung, Bundesgelder und dann schon auch noch andere Komponenten, wie sie sich finanzieren. Und wir haben nun, wir kriegen einen kleinen Zuschuss von der Stadt Nürnberg, vom Gesundheitsamt, der ist aber zu wenig. Also wir bräuchten, wir bräuchten mehr Geld, mehr regelmäßiges Geld, um unsere Stelle im Büro beispielsweise ein bisschen zu erhöhen, um die Geschäftsführung der für die ehrenamtlichen Frauen, um die den so ein bisschen abzunehmen. Ja, dass auch andere ehrenamtliche Frauen nachkommen und sagen okay, ich engagiere mich hier auch und das ist auch machbar. Also das, was die Frauen hier gerade reinstecken, das ist eigentlich nicht mehr machbar, das ist eigentlich zu viel. Und daher bräuchten wir so ein bisschen mehr Geld aus der Stadt Nürnberg, aus dem Gesundheitsausschuss, vom Gesundheitsamt um, um da unsere Arbeit auf etwas sicherere Beine zu stellen. Wenn es nicht der Fall ist, dann ist es schwierig, dass so ein kleiner Verein wie Aura tatsächlich dauerhaft existiert. Also sowas wie die Corona Pandemie bringt uns natürlich komplett, beraubt uns komplett unserer finanziellen Einnahmemittel, weil ein riesiger Teil, den erwirtschaften wir selber durch diese Kursgebühren und durch die Kurseinnahmen, die wir da haben, die da jetzt natürlich im letzten Jahr komplett weggefallen sind. Na ja. #00:43:19-8#
Hannah Diemer: Im Vorgespräch hast du gesagt, dass du zum Ersten Mal am Samstag einen Onlinekurs machst. Jetzt kann ich mir zum einen vorstellen, dass es im zu Hause für die Frauen entspannender ist, weil die gewohnten Atmosphäre sind und sich da vielleicht besser öffnen können. Aber auf der genau gleichen Seite kann diese Orte für viele entspannen und ein sicheres Zuhause ist, das für viele betroffene Frauen eben nicht sein, weil genau das zu Hause dann der Ort der Gewalt ist, ein unsicherer Raum ist und die gefährdende Person einfach mit im Raum ist und wahrscheinlich tut oder damit dabei ist. Was erwartest du denn, wie es wird? #00:44:01-5#
Katha Schulz: Ich bin natürlich super gespannt. Ich freue mich, dass wir das jetzt ausprobieren. Ganz lange haben wir das nicht gemacht, genau aus den Gründen, die du gerade genannt hast. Weil es in unserem Kurs immer ganz wichtig ist, so einen möglichst sicheren Raum herzustellen für jede Teilnehmerin. Und es ist natürlich im Online Raum jetzt nicht so gewährleistet, wie wenn wir jetzt hier in diesem Kursraum hier sitzen würden. Meine Vermutung ist, dass die Frauen, bei denen es der Fall ist, die zu Hause nicht an einem sicheren Ort sind, dass die sich möglicherweise nicht anmelden. Aber für manche kommt es in Frage und für manche ist es auch eine Entlastung des Online machen zu können, Weil also aus verschiedenen Gründen, ja auch aus Mobilitätsgründen zum Beispiel überhaupt hierher kommen zu können. Oder auch für Frauen mit Behinderung, für die unser Raum hier nicht barrierefrei genug ist, könnten Onlineangebote eigentlich eine super Möglichkeit sein, auch so Sachen zu üben. Ja. #00:44:55-5#
Hannah Diemer: Ich drücke euch auf jeden Fall ganz fest die Daumen. Hast du für unsere Hörerinnen und Hörer denn einen Tipp für akut brenzlige Alltagssituationen, was man machen kann? #00:45:05-5#
Katha Schulz: Es gibt immer ganz vieles, was wir machen können. Verschiedene Möglichkeiten und das kann ich auch nicht so entscheiden, welche, welche Möglichkeit für welche jetzt die richtige ist. Aber eine Sache, die immer gut und super wichtig ist, ist erstmal auszuatmen, also wirklich erstmal auszuatmen, Weil was uns ganz oft passiert ist, wenn wir Angst kriegen oder wenn wir geschockt sind, dass wir die Luft anhalten. Das ist so eine so eine Reaktion des Körpers, die da oft vorkommt. Und wir brauchen aber Sauerstoff in unserem Gehirn, um auch nachdenken zu können, um auf eine Idee zu kommen, um eine Entscheidung zu treffen, um überhaupt wahrzunehmen, um zu registrieren Aha, das ist jetzt passiert. Okay, das ist nicht okay. Das möchte ich nicht. Ja, ich entscheide mich. Ich tue jetzt was. Was es dann ist. Das sind verschiedene Sachen. Aber Ausatmen ist so eine Sache, die uns oft und gut im Alltag helfen kann. Nicht nur bei Grenzüberschreitungen und Gewalt, sondern auch einfach bei Stress. Bei zu viel hilft uns Ausatmen. Zuerst mal als erster Schritt. #00:46:14-3#
Hannah Diemer: Das heißt, ich versuche mich selbst wieder so eine Art aktive Position zu bringen und durch das Ausatmen dann in der Situation wieder anzukommen. Dann festzustellen, was passiert hier eigentlich gerade und nach diesem Ausatmen dann handeln zu können. #00:46:31-4#
Katha Schulz: Ja, genau. Also darum geht's. Genau. Aktiv werden und das erste aktiv werden ist auszuatmen. Ja, genau. Und dann ist eine andere Möglichkeit wäre auch einfach weggehen aus der Situation. Jetzt den Raum verlassen, nach draußen gehen oder einfach in dem Moment mal die Wohnung verlassen rauszugehen. Ja, genau. Oder auch am Arbeitsplatz erstmal aufstehen und rübergehen zum Fenster und mal das Fenster aufmachen. Ja, das ist so eine eine erste Handlung und eine ganz erste und einfache Handlung. Kann mir auch helfen, dann auch die nächste Handlung folgen zu lassen, sozusagen. Ja. #00:47:08-2#
Hannah Diemer: Ich glaube auch, dass es vielleicht hilfreich ist, mit anderen Frauen das Gespräch zu suchen und die Erfahrungen auszutauschen. Weil, wenn, also wenn ich jetzt mal auf meinen Freundeskreis schaue, ich kenne fast niemanden, dem noch nie irgendeine Art von sexualisierter Gewalt passiert ist. Und wenn man sich dann auf einmal austauscht und dann merkt Wow, ich bin hier nicht die Einzige und so vielen Leuten ist einfach irgendeinen Mist passiert und dieses Austauschen gibt dann einfach Wahnsinnigen halt. Und zum einen mal ein Verbundenheitsgefühl erstmal untereinander und das hilft unglaublich solche Sachen zu verarbeiten. #00:47:45-7#
Katha Schulz: Ja, ja, das ist ganz wichtig, weil letztendlich die Tabuisierung von Gewalt und auch von geschlechtsspezifischer Gewalt. Es ist natürlich ein großer Punkt. Das war also da hat sich natürlich auch viel verändert, das ist viel mehr möglich, auch jetzt. Heute ist auch über die Themen zu sprechen, oder Ich denke, auch durch die sozialen Medien hat sich da auch viel verändert, weil natürlich auch viele, viele Erfahrungen und Erlebnisse auch geteilt werden und da auch sichtbar werden. Das finde ich eigentlich ganz gut. Trotzdem ist es ein immer noch ein riesiges Thema, ob das eben einer anderen passiert ist oder ob mir das passiert ist. Und es ist so sehr auch noch mit Scham behaftet, dass es schwierig ist, darüber zu sprechen. Und ich denke aber, je mehr Frauen da das auch machen und darüber auch sprechen, desto mehr, wie du sagst, und andere auch ermutigt, es zu tun. Und es ist auch so etwas, warum wir uns wirklich wünschen, wieder Gruppenangebote machen zu können. Also was wir ja die letzten Monate und auch im letzten Jahr viel gemacht haben, sind Einzelstunden. Aber wirklich dieses Erlebnis so ich bin nicht die einzige, hier sitzen hier ganz viele und die kennen es auch. Und ich bin hier in der Gruppe und wir schaffen das jetzt zusammen, das Strategien zu üben und uns in dem Moment, in diesem Moment, in dem wir hier sind und ein Stück weit von so was zu befreien, das ist so so was unheimlich wichtig ist, was für uns zu dieser Präventionsarbeit auch dazugehört und auch zu dieser positiven Ich wehre mich Dynamik auch dazu gehört sind es sind einfach diese diese dieses Gruppengefühl und dieses Solidaritätsgefühl. Deswegen hoffe ich wirklich total, dass die Onlinekurse da einerseits was bringen, weil das dann auch wieder eine Gruppe ist und das ist aber auch in Präsenz auch einfach wieder möglich wird. #00:49:31-3#
Hannah Diemer: Wie kann man Autoren unterstützen? #00:49:35-3#
Katha Schulz: Also wir brauchen. Wir sind natürlich immer auf Spenden angewiesen, weil unsere Finanzierung einfach nicht so sicher ist. So egal ob Krone oder nicht. Spenden brauchen wir tatsächlich jedes Jahr. Egal wie klein oder groß diese Spende ist, er ist immer möglich über unser Spendenkonto. Dass sie auf der Homepage oder im Flyer findet oder auch über unsere Spendenkampagne, die jetzt speziell zu Corona läuft bei Gut für Nürnberg und betterplace. Das heißt glaube ich rettet Aura über die Corona Krise heißt da unser Spendenprojekt. Was wir aber auch brauchen, sind tatsächlich ehrenamtliche Frauen. Auch so zu dem Thema Generationenwechsel. Also meine ehrenamtliche ehrenamtlichen Kolleginnen, die wünschen sich auch irgendwann in Rente zu gehen und die wünschen sich aber auch, dass das Aura weiter existiert und das ist Aura noch lange gibt. Und da bräuchten wir tatsächlich ein paar tatkräftige Frauen, die sagen ich habe Lust, da auch aktiv zu sein in einem solchen Verein und würde da meine Hilfe anbieten oder vielleicht ja auch ein bisschen, also mich da auch einzubringen. Genau. #00:50:39-2#
Hannah Diemer: Und wie sieht es aus? Also muss ich was Besonderes mitbringen oder muss ich was Besonderes können, um euch zu helfen? #00:50:45-6#
Katha Schulz: Nein, das nicht. Wir gucken dann einfach, was diejenige so mitbringt und was sie so machen möchte und machen kann. Und es gibt da ganz verschiedene Aufgaben, wie zum Beispiel Flyer verteilen oder Programmflyer verschicken, Eintüten in Post Postverschickung oder das dann organisieren, diese Eintüttelungsaktionen oder Anträge schreiben, so Förderanträge oder Öffentlichkeitsarbeit Sachen machen, wie zum Beispiel den Infostand oder zu Netzwerktreffen gehen oder irgendwie so it mäßig irgendwie was helfen oder im Büro Sachen helfen. Sich um die Pflanzen kümmern oder handwerklich etwas reparieren in unseren Räumen. Also es gibt eigentlich da ganz viel Unterschiedliches. Tatsächlich. #00:51:36-9#
Hannah Diemer: Das Ganze ist also super niederschwellig und ich muss jetzt nicht gleich den nächsten Kursleiter. #00:51:42-3#
Katha Schulz: Nein, nein, nein, nein, überhaupt nicht. Die Kurse machen bei uns ja nur pädagogisch qualifizierte Mitarbeiterinnen, die auch entweder wenn du Trainerinnen sind oder je nachdem, welchen Kurs sie leiten, eine entsprechende Ausbildung haben. Ehrenamtliche Frauen machen tatsächlich dieses ganze Drumherum, was so nötig ist, um so eine Einrichtung überhaupt am Laufen zu halten. Ja. #00:52:07-0#
Hannah Diemer: Hast du denn am Ende des Gesprächs einen Glücksmoment für uns, trotz des schweren Themas und der schwierigen Zeit? #00:52:14-5#
Katha Schulz: Ein Glücksmoment in der letzten Zeit. Ähm, ich war letzte Woche auf einem Fachtag zusammen mit meiner Kollegin. Und wir haben uns da mal die Zeit genommen, auch zu zweit zu so einem Fachtag zu gehen. Also oft teilen wir uns auf, dass nur eine von uns dies macht. Aber das haben wir zusammen gemacht und wir beschäftigen uns gerade inhaltlich. Über das Thema haben wir jetzt gar nicht gesprochen. Sehr mit dem Thema Diversität und der Notwendigkeit, das eigentlich so Gewaltprävention auch für Trans, Inter und nicht binäre Personen wichtig ist. Und da gucken wir gerade inhaltlich wie, wie, wie passt es mit dem Vento, mit unserem Konzept und wie können wir die Person auch ansprechen und was für die anbieten? Wo sind unsere Grenzen? Welche Kursformate sind für welche Personen geeignet? Und so und da waren wir letzte Woche auf einem Fachtag zum Thema Wenn du und trans Personen und diese Fachtag hieß. Auch das Projekt, das sie gemacht hatten, hieß Trans glücklich und mich hat es auch glücklich gemacht, mich zu so einem wichtigen Thema fortzubilden und es auch noch mit meiner Kollegin zusammen, dass wir da auch inhaltlich gerade in auch auch viel drüber sprechen, das finde ich schön. Ja. #00:53:31-9#
Hannah Diemer: Wir sind eigentlich die Menschen, die zu euch kommen. #00:53:34-4#
Katha Schulz: Also in die Kurse kommen tatsächlich die unterschiedlichsten Frauen und Mädchen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Fluchtserfahrung. Ich kann dir da jetzt keine Prozentzahl nennen, aber wir bieten ja auch immer wieder ganz bewusst so diese unterschiedlichen Kurse an, um auch für die für die Zielgruppe speziell was anzubieten. Senso Ein großes Projekt mit einer Berufsschule, wo wir ganz viele Selbstbehauptungskurse für geflüchtete junge Frauen anbieten oder auch immer wieder Kurse, die wir außerhalb in anderen barrierefreien Räumen für Frauen mit Behinderung anbieten. Und auch diese ganzen Kooperationen und Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen, die eben mit bestimmten Frauen oder Mädchen Gruppen arbeiten, wie zum Beispiel dann den Kurs für Seniorinnen. Und im Bereich geschlechtliche Vielfalt sind wir da einfach gerade dran, uns mit dem Prozess auseinanderzusetzen. Also auch da gibt es natürlich trans Kinder und Jugendliche oder auch trans Frauen, die dann einen Bedarf haben, auch nach so Präventionskursen. Und da gibt es einerseits die Möglichkeit, natürlich von außen den Kurs zu organisieren für eine Gruppe, die sich schon kennt oder die das einfach selber organisiert. Und da ist ganz viel möglich. Also da gab es auch schon Teilnehmerinnen, die trans, inter oder nicht binär sind und in unserm Kursprogramm bei Aura, das jetzt eben für Frauen und Mädchen ausgeschrieben ist. Da sind wir gerade dran, so ein bisschen zu gucken, wie können wir das öffnen und wo sind da Grenzen? Ja, und wir sind gerade dabei, so einen kleinen Text und ein Erklärtext für unsere Homepage zu machen, um der Interessierten nach außen auch transparent zu machen. Für welche Person ist unser Angebot geeignet? Für welche Personen Gibt es vielleicht woanders auch ein besseres Angebot? Da setzen wir uns gerade mit auseinander. #00:55:37-0#
Hannah Diemer: Das heißt, wir versuchen für jeden das passende Angebot anzubieten. #00:55:40-6#
Katha Schulz: Dass wir es zumindest versuchen. Also ja. #00:55:44-4#
Hannah Diemer: Darf ich dich noch fragen, wie deine perfekte gesellschaftliche Utopie aussieht? #00:55:50-6#
Katha Schulz: Eine gesellschaftliche Utopie? Utopische Vorstellung. Das ist natürlich. Also ich sag mal so Eigentlich wäre die perfekte gesellschaftliche Utopie in Bezug auf das Thema natürlich, dass es auch irgendwann nicht mehr geben müsste. Also das wäre eigentlich so die Vorstellung, dass wir Aura nicht auflösen müssen, weil wir zu wenig Geld haben, sondern dass wir Aura von selbst auflösen, weil Aura nicht mehr notwendig ist, weil es keine Frauen und Mädchen mehr gibt, die Gewalt erleben aufgrund ihres Geschlechts, und dass vielleicht auch geschlechtliche Identitäten so frei möglich sind, dass wir auch die Kategorien vielleicht auch gar nicht mehr so brauchen. Dass es vielleicht nicht mehr notwendig ist, aus Analyse Gründen zu unterscheiden Wer ist hier welches Geschlecht, dass wir das nicht mehr brauchen und dass dadurch einfach alle Menschen frei leben und lieben können, wie sie wollen und wen sie wollen? Das wäre ganz. Das wäre schön. Also das wäre natürlich eine Utopie. Und ich weiß gleichzeitig genauso, wie weit weg die ist. #00:57:06-2#
Hannah Diemer: Liebe Katha Schulz, ich danke Dir ganz herzlich für das Gespräch. #00:57:13-8#
Katha Schulz: Danke Dir auch für das Gespräch. #00:57:15-5#
Hannah Diemer: Vielen Dank, dass du uns mit in deinen Arbeitsalltag hineingenommen hast und uns gezeigt hast, wie auch wir in brenzligen Situationen handeln können. Und wer jetzt noch mehr darüber wissen möchte oder wer vielleicht auch nur mal einen Kurs machen will, der kann zum einen natürlich direkt bei oder selbst einen kompletten Wendekurs machen. Und bei unserem Bildungszentrum gibt es Kurse, die speziell nur für Frauen sind. Das heißt, es gibt Kurse, bei denen nur weibliche Teilnehmerinnen dabei sind, um eine geschützte Atmosphäre zu schaffen. Für jede Person, für die das wichtig ist. Bis zum nächsten Mal. #00:57:53-8#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Wir müssen anfangen Frauen ihre oft gewaltvolle Realität zuzusprechen und zu glauben. Wie Frauen ihre eigenen Grenzen erkennen und artikulieren können, erklärt Katha Schulz.
Trigger Warnung: Gespräch über Gewalt gegen Frauen* und Mädchen.
"Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Betroffen sind Frauen aller sozialen Schichten”, so das Bundesministerium BMFSFJ.
Diese Zahlen sind erschreckend hoch. Und genau darüber sprechen wir, denn Gewalt gegen Frauen* darf kein Tabuthema mehr sein.
Katha Schulz arbeitet bei AURA Nürnberg, einem Verein, der sich mit Gewaltprävention für Mädchen und Frauen* beschäftigt. Sie erklärt, wie man mit dem Konzept WenDo die eigenen Grenzen erkennen, einschätzen und entsprechend handeln kann. Gewalt fängt nicht erst bei körperlicher Gewalt an, sondern beginnt schon viel früher. Um unser gesamtgesellschaftliches Problem zu lösen, müssen wir als Gesellschaft dafür kämpfen, dass Frauen endlich gleichberechtigt sind und als gleichwertig angesehen werden. Welche Schritte dafür nötig sind und wie Frauen* sich bis dahin schützen können, erfahrt ihr in dieser Podcastfolge.
Weitere Informationen:
- Zahlen der Bundeskriminalstatistik über Gewalt gegen Frauen
- Link zur AURA Webseite
- KontaktAufnahme-Folge mit Matthias Becker über (u.A.) Gewalt gegen Männer und Jungs
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Aufgenommen am: Wochentag, Mittwoch, 21.4 2021
Veröffentlicht am: Donnerstag, 29. April 2021
Moderation: Hannah Diemer
Im Gespräch: Katha Schulz
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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Wir sind mindestens jeden zweiten Donnerstag mit einer neuen Folge online, manchmal öfters.
Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an!