Ingrid Dullnig, wie revolutionär kann das Anbauen von Gemüse sein?
Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#
Tobias Wildner: Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von KontaktAufnahme, dem Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. Mein Name ist Tobias Wildner und ich stehe heute hier in einem Gärtnereifolientunnel mit Ingrid Dullnig. Hallo Ingrid. #00:00:34-9#
Ingrid Dullnig: Hallo. Freut mich, dass du hier bist. #00:00:36-7#
Tobias Wildner: Ja, wir haben ein total spannendes Setting heute hier. Wir stehen nämlich direkt neben den grünen Salaten. Schaut total frisch aus für März und das ist auch Teil eures Projekts die alternative Landwirtschaft. Aber dieses Projekt ist natürlich noch sehr viel vielfältiger, was wir uns heute anschauen möchten. Ihr nennt das "Am Hof". Wir sind hier in Kammerstein bei Nürnberg und wir fangen mal einfach mit dem gesamten Projekt ein bisschen an und schauen uns an, was da dazugehört. Ihr macht ja nicht nur Landwirtschaft. Was verbirgt sich denn hinter dem Projekt "Am Hof"? #00:01:08-8#
Ingrid Dullnig: Ja, "Am Hof" sollte ein super naturnaher Hof sein. So was wie der Hof. Der Hof, zu dem man eigentlich gerne kommen möchte. Wir machen hier Landwirtschaft und in der Landwirtschaft machen wir Gemüsebau. Wir halten Legehennen und wir haben Bienen. Und gleich direkt anschließend an den Folientunnel, da sind wir jetzt quasi vorbeigelaufen, als wir hier in diesen Folientunnel gelaufen sind, ist unsere Kita. Wir haben eine Bauernhofkita mit Kindergarten und Hort und ein sehr, sehr enges Zusammensein mit der Landwirtschaft. So wie wir uns eben einen Bauernhofkindergarten oder einen Bauernhofhort vorgestellt hatten, so dass die Kinder immer wieder über die Gemüsebeete hüpfen können auch, schön auf den Wegen bleiben natürlich und nicht den Salat zertreten. Aber das die Kinder supergut mitkriegen, wie wir hier arbeiten und was wir hier arbeiten. Weil unser Ziel war es von Anfang an eine anschaubare und anfassbare Landwirtschaft hier zu machen. Und das machen wir auch mit der Art von Landwirtschaft, die wir hier betreiben. Vor allem im Gemüsebau, aber auch bei den Hennen und bei den Bienen sind ja immer wieder Kinder sehr willkommen und gut dabei, weil wir nicht mit großen Maschinen arbeiten, sondern eben mit der Hand arbeiten. #00:02:37-9#
Tobias Wildner: Das heißt, ihr seid praktisch von der Landwirtschaft ausgegangen und habt überlegt, da brauchen wir noch ein bisschen mehr dazu oder wie kam diese Verbindung zwischen sozialem und ökologischer Landwirtschaft? #00:02:48-3#
Ingrid Dullnig: Wir haben hier Flächen vorgefunden, die von einer Bauernfamilie schon seit 30 Jahren verpachtet wurden oder eben nicht mehr genutzt wurden. Und so im 2017, 2018 gab es in der Region auch Anfragen, ob es nicht schön wäre eine Bauernhofkita zu machen, weil hier das einfach ganz ländlich ist. Und diese Anfrage ging dann zur Familie Hechtel, die diesen Bauernhof eben vor 30 Jahren aufgehört hat zu betreiben, wegen der damaligen Schwierigkeiten, wachse oder weiche. Und die haben sich entschieden zu wichen, sind in [unverständlich] gegangen und haben die landwirtschaftlichen Flächen verpachtet. Und die Gebäude und alles sind eben noch so dagestanden, wie sie ursprünglich dagestanden waren. Und dieses Anliegen, eine Bauernhofkita aufzubauen, hat die Familie Heckel in kurz vor ihrer Pension quasi getroffen, die waren schon relativ alt. Und da wir Karina und ich und Ruth Simone war damals auch noch dabei, uns schon länger sehr mit Biolandwirtschaft befasst hatten, haben wir gedacht naja, eigentlich wäre das jetzt irgendwie eine gute Gelegenheit, hier so eine Kombination zu machen mit dem Ziel, eben wirklich Landwirtschaft ganz naturnah zu betreiben. #00:04:25-3#
Tobias Wildner: Dann wart ihr quasi irgendwann in der Küche gesessen, habt gesagt "Nee, das machen wir jetzt", oder wie kann man sich das vorstellen, wann ist so der Startpunkt? #00:04:29-2#
Ingrid Dullnig: Ja, so ähnlich kann man sich das vorstellen. Wir haben uns Wissen angeeignet, hatten selber ja schon herumprobiert, wie man einen größeren Garten überhaupt so organisiert und wie man Gemüse anbaut. Wir alle drei sind ja Quereinsteigerinnen und keine von uns hat Erzieherin oder auch Gemüsegärtnerin als Beruf gehabt. Ähm, genau. Wir haben, wir haben uns wirklich, wir hatten so, wir haben so gesponnen und gesponnen und Ideen gesponnen. Und je weiter wir dann im Spinnen kamen, desto klarer wurde es, dass man konkret werden muss. Wir haben uns dann auch mit verschiedenen Fördermöglichkeiten befasst. Es gibt ja für Kitabauten diese Förderungen vom Staat Bayern und wir haben uns überlegt, ob wir Kooperationen eingehen, in welcher Art von Firma oder Gemeinschaft oder wie wir das irgendwie organisieren können. Aber die Idee, die Grundidee war eben, Landwirtschaft und soziale Einrichtung oder einfach sozial diese Landwirtschaft zeigen zu können. Das war so die Grundidee. Genau. Geworden sind es dann eben die Kita und diese dieser Market Garden, dieser Gemüseanbau. Aber das war schon ein langer Weg und hat viele, viele Projekttreffen gebraucht, viele Anfragen bei den Ämtern, wenn es dann konkret wird mit den Kommunen und mit der Regierung Mittelfranken und alles. Wir mussten uns dann auch entscheiden, quasi zwei Einheiten zu machen, also die Landwirtschaft extra und die Kita extra, weil das ja sonst buchhalterisch und Förderwesen bezogen gar nicht gut abbildbar ist. Genau. Also da hat es viele Schritte gegeben. Bis zu dem Punkt, wo wir gesagt haben "Okay. Ja, komm, wir machen das!". #00:06:18-2#
Tobias Wildner: Und dann geht die Arbeit richtig los wahrscheinlich. #00:06:20-4#
Ingrid Dullnig: Ja, dann geht die Arbeit los. #00:06:21-6#
Tobias Wildner: Das eine ist ja die Idee, die man hat und am Küchentisch sitzt und sagt "So, jetzt legen wir los" und dann merkt man irgendwann, auf was man sich da eingelassen hat. Das ist ja doch ein Riesending hier. #00:06:31-6#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. Dann merkt man okay, es gibt eine Frist beim Amt, und die müssen wir jetzt einhalten, damit wir diese Investitionsförderungen in der Höhe, wo wir es irgendwie schaffen können, auch kriegen. Okay. Und dann brauchen wir ja auch noch Geld. Okay, dann muss man Businessplan erstellen, weil wir brauchen, wir müssen ja zur Bank gehen. Und welche Bank macht jetzt das soziales Projekt und kann auch die Landwirtschaft unterstützen. Also da wird es dann schon komplexer und komplizierter und wirklich mit richtiger Arbeit verbunden. Mit Projektpläne schreiben und Businessplan schreiben und Menschen kontaktieren und Menschen von der Idee zu überzeugen versuchen und sich zu entscheiden, wie man denn überhaupt jetzt die Kita bauen möchte. Und unser oberstes Ziel war ja immer sehr nah an der Natur. Das heißt, wir haben auch das Haus ausschließlich biologisch aufgebaut. Das ist ein Holzhaus, es hat eine Dachbegrünung, es gibt im Haus auch nur Holzböden und Natursteinböden, also dies alles, wo finden wir jetzt einen Architekten, der ein ausschließlich biologisches Haus baut? Die sind ja nicht so zahlreich zu finden. Okay, mit, versuchen wir Architekten. Also da ist schon sehr viel einfach rundherum, okay, wo können wir jetzt Intensivseminar zum Gartenbau machen? Wie baut man überhaupt dann, wie? Wo ist unser Vertrieb für das Gemüse, wie wollen wir unser Gemüse überhaupt verkaufen? Wie stellen wir uns das vor? Wie groß soll es denn sein? Machen wir Hühner auch oder machen wir keine Hühner? Also... #00:07:59-2#
Tobias Wildner: Da ploppen die Fragen auf. #00:08:00-1#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. Das ist einfach ganz viel. Wir hatten ja noch viel, viel mehr Ideen, die wir so auch noch gesponnen haben. Wir wollten ursprünglich das so machen, dass wir nicht nur Kinder hier am Hof haben, sondern auch ältere Menschen. Wir hatten gedacht, wir könnten noch eine Tagespflege eröffnen, wo wir auch noch das Zueinander von Kindern und älteren Menschen hätten. #00:08:21-9#
Tobias Wildner: Noch ganzheitlicher als es eh schon ist, sozusagen. #00:08:24-6#
Ingrid Dullnig: Noch ganzheitlicher, als es sowieso schon ist. Aber jeder, der sich ein bisschen im Bereich Altenhilfe auskennt, weiß einfach, dass das ein Wahnsinn ist. Und wir sind ja jetzt kein großer Träger, wo sehr viele, sehr viele Finanzen im Hintergrund stehen. Nein, wir müssen ja für unsere Projekte zur Bank gehen und schauen, dass wir die... #00:08:46-4#
Tobias Wildner: Immer wieder neu. #00:08:48-6#
Ingrid Dullnig: Genau, schauen, dass wir die immer irgendwie finanzieren können, auch in einer guten Art und Weise. Und deswegen haben wir jetzt einmal gesagt okay, wir machen jetzt mal die Kita und wir machen die Landwirtschaft. Genau. Und das hat schon eine Zeit gedauert, bis das bis, bis wir uns da durchgearbeitet hatten. Aber, muss man sagen, wir haben dann so ganz konkret 2019 den Förderantrag eingereicht und im September 2020 haben wir mit der Kita begonnen. #00:09:12-7#
Tobias Wildner: Und dann gab es kein Zurück mehr. #00:09:13-6#
Ingrid Dullnig: Und dann gab es kein Zurück mehr. Genau. #00:09:15-4#
Tobias Wildner: Und Rückschläge wahrscheinlich auch zwischendrin. Oder gab es da so Momente, wo ihr gedacht habt, "Oh kritisch, machen wir da jetzt weiter?"? #00:09:24-3#
Ingrid Dullnig: Ja, viele. Ja, also gerade am Anfang muss man wirklich sehr, sehr das Ziel im Auge behalten, weil es gibt einfach verschiedenste Dinge, die einem bei solchen Projekten dann, wo einem Steine in den Weg gelegt werden könnten oder wo einfach viele Ängste von Menschen aufploppen. Wir sind ja hier recht ländlich hier in Poppenreuth bei Kammerstein und auch gegen eine Kita können die umliegenden Nachbarn große Bedenken haben. Das ist jetzt, wir tun jetzt nicht Uran abbauen oder sonst was, aber auch eine Kita bringt schon Unterschriftenlisten hervor und alles. #00:10:08-3#
Tobias Wildner: [unverständlich] man fast denken könnte, es wäre Uran. #00:10:09-8#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. Genau. Also gibt es viele, viele Hindernisse oder Obstacles, die immer wieder kommen. Dann war das eine ja noch das mit dem Bauamt, das hat ja alles gut funktioniert, muss man sagen. Aber man gerät natürlich auch in den Fokus. Und dann kommen die verschiedensten Ämter hierher und kontrollieren dies und kontrollieren das und finden, dass das irgendwie nicht passt und das nicht passt. Dann hatten wir auch eine Phase, wo genau, wo der Nachbar noch eine Anfrage an das Bauamt gestellt hat, was uns wieder zu Verzögerungen, wo es wieder zu Verzögerungen geführt hat. Finanziell war es total schwierig, weil sich die Gemeinde Kammerstein von Anfang an dagegen ausgesprochen hatte, uns eine Vorfinanzierung zu geben. Und Fördergelder vom Staat Bayern fließen ja, jeder, der da irgendwie dabei ist, weiß das, immer im Nachhinein. Jetzt nicht nur für den laufenden Betrieb im Nachhinein. Bei den Investitionen ist es noch viel schlimmer. Da kommt viel, viel im Nachhinein, also Jahre im Nachhinein. #00:11:15-0#
Tobias Wildner: Das heißt man muss wahnsinnig viel vorstrecken, erst mal und wissen, wo man das Geld wir haben. #00:11:19-5#
Ingrid Dullnig: Genau. Wir haben auch Bausumme von 2 Millionen angestrebt, inklusive Außenbereich und die Fördersumme damals war so bei 1,3 - 1,4 Millionen. Und da muss man sagen jetzt, wir sind jetzt 2025, wir haben 2020 begonnen und wir haben das noch immer nicht. Wir haben noch immer nicht alle Gelder abgerechnet und abgeschlossen. Und wir hatten zwischendurch einfach Phasen, wo dann die Bank den Kredit nicht freigab, weil die Förder, der Förderbescheid vom Staat Bayern noch nicht da war und wir aber sonst kein Geld hatten und ja schon anfangen mussten, weil wir wussten, wir müssen dann irgendwann auch Geld erlösen. Also wir können ja nicht nur bauen, bauen, bauen, also irgendwann muss auch Geld wieder zurückkommen. Also hatten wir einen bestimmten Termin, nämlich den September 2020, wo wir eröffnen wollten. Genau. Dann hatten wir einmal eine Situation, wo der, der hauptsächlich unseren Bau durchgeführt hat, die Firma hat uns gesagt also wenn bis übermorgen nicht eine Summe von ich weiß es nicht mehr um die 100.000 € bezahlt werden können, dann dann machen sie einen Baustopp, dann haben wir gewusst okay, Baustopp. #00:12:31-8#
Tobias Wildner: Kriegt man schon mal weiche Knie, oder? #00:12:34-3#
Ingrid Dullnig: Ja, da kriegt man nicht nur weiche Knie, da kriegt man auch schlaflose Nächte. Das ist einfach Wahnsinn. Das ist Wahnsinn. Ja, ja. Wir haben dann alle unsere Freunde, Bekannten, Verwandten angepumpt. Und bei denen 5.000 10.000, alles mögliche, haben alles zusammengekratzt um das um irgendwie diese Lücke, irgendwie versucht diese Lücke zu schließen. Also da sind schon viele Dinge da, mit denen rechnet man im Vorfeld nicht. Also man denkt sich, eine Kita, alle Menschen mögen Kinder, alle Menschen freuen sich, wenn Kinder betreut werden. Es muss uns ja eine Welle von Sympathie entgegenschlagen. Alle freuen sich, wenn biologisch und naturnah Gemüse angebaut wird. Wir bauen hier Lebensmittel an, ja denkste. Also es, wir hatten total viele, die uns unterstützt haben, die das toll gefunden haben. Die Eltern der ersten Generationen von Kindern, die hier gekommen sind, die sich ja quasi angemeldet haben im Januar, wo noch nichts da war, da ist noch die alte Scheune gestanden, Also da war noch nichts von Haus und nichts und wir konnten ihnen nur die Pläne vom Architekten zeigen. Also krass. #00:13:34-0#
Tobias Wildner: Muss man auch ein bisschen Mut haben. #00:13:35-2#
Ingrid Dullnig: Ja, da muss man auch Mut haben. Und die haben uns, aber die haben uns geglaubt und haben und ihre Kinder sind tatsächlich dann im September betreut worden. Also es waren total viele, die an uns geglaubt haben bei dem Projekt, aber auch viele, viele, die also, die einfach kritisch gegenübergestanden sind oder eben ihre Ängste dann auf irgendwas umgelegt haben. Und das waren schon schwierige Zeiten. Also da ist gut zu schaffen, eben diesen dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren oder zu sagen "Nee, komm, da finden wir jetzt auch eine Lösung" und das ist jetzt das hundertste, da finden wir jetzt auch ne Lösung und jetzt haben wir schon so viel geschafft, da finden wir jetzt auch eine Lösung. Das ist wirklich total wichtig, sonst kann man solche Projekte nicht durchziehen. Da muss man echt ein gutes Durchhaltevermögen haben. #00:14:14-7#
Tobias Wildner: Ihr wart ja so ein Team von drei Frauen, die sich auch vorher gekannt haben. Was muss man für Persönlichkeit mitbringen, damit man sowas dann gemeinsam durchsteht? Ich könnte mir vorstellen, dass gerade so dieses Zusammenspiel zwischen den Personen, die da so ganz eng dran sind und das vorantreiben eine ganz zentrale Rolle spielt. #00:14:32-0#
Ingrid Dullnig: Ja, also vom vom Wissen her oder so ist es natürlich gut, wenn wenn Leute dabei sind, die sich auch schon mal mit Businessplan oder mit Finanzen oder mit BWL Betriebswirtschaftslehre irgendwie auseinandergesetzt haben? Das ist schon wichtig. Das ist jetzt nicht unbedingt wichtig, da kann man sich sicher auch noch rein reindenken, aber das ist schon, also der Wissensbereich ist schon wichtig. Wenn es dann ein Projekt ist, wo wo's auch um Fördergelder geht, dann ist es auch wichtig, dass man ja in einer guten, aber doch hartnäckigen Weise mit Ämtern umgehen kann, weil, und das hat die Ruth Simone übernommen, das war super. Sie hat wirklich wöchentlich am Telefontermin gemacht mit der Regierung Mittelfranken und das genau und immer wieder und immer wieder und steter Tropfen höhlt den Stein. Also wirklich, das braucht man auch und man braucht auch, also man braucht jemanden, der eine Vision im Auge behalten kann und man braucht aber auch Leute, die die Dinge dann abarbeiten, weil die Vision allein reicht nicht. Also es gibt einfach viele, viele, viele, viele Formulare, die wir hier in Deutschland ausfüllen und wo wir wieder Meldung dorthin machen und Meldung dahin machen und das so und so und das ist schon, ja, also dafür braucht es auch jemanden. U"nd so innerhalb der Gruppe braucht es auch jemanden, der immer wieder mal sagt Boah, schau mal, was wir alles schon geschafft haben, Das ist doch super". #00:16:00-2#
Tobias Wildner: Das man sich die Motivation wieder reinholt um die Vision weiter voranzutreiben #00:16:04-3#
Ingrid Dullnig: Ja genau. Und das man so zwischendurch immer wieder so Punkte hat, wo man stolz auf sich selber sein kann und auf das Zusammenarbeiten so, genau. #00:16:12-1#
Tobias Wildner: Die kleinen Erfolge feiern. #00:16:13-8#
Ingrid Dullnig: Die kleinen Erfolge feiern, genau. Durchaus, durchaus, genau. #00:16:17-3#
Tobias Wildner: Du hast vorhin dein oder euer Umfeld angesprochen. Das ist ja schon was, was erst mal so vermutlich eine Welle schlägt, wenn man sagt "Ich lass jetzt meinen Bürojob sein, ich mache jetzt was völlig anderes". Ein Riesenprojekt. Landwirtschaft, Kita, alle im Quereinstieg. Wie haben so eure Freundinnen und Freunde reagiert, Familien, aber auch so die Leute hier im Ort? Ihr seid ja nicht hier aus Kammerstein, zumindest in Teilen. Was waren das für Reaktionen, die, die euch da entgegengeschlagen sind. #00:16:47-2#
Ingrid Dullnig: Also wir beginnen noch einmal bei der Familie Hechtel, die ja quasi diese landwirtschaftlichen Flächen dann übergeben hat. Die fanden das toll. Die fanden toll, dass das Projekt gemacht wird, dass wieder Landwirtschaft betrieben wird und dass hier die, der, der Ort und auch die Flächen wieder belebt werden und dass es weitergeht. So wie jede Bauersfamilie sich ja wünscht, dass es irgendwie weitergeht oder dass der Betrieb, den sie aufgebaut haben, auch wenn der schon lange stillgelegt war, wie gesagt, quasi eine Generation war ja schon wieder stillgelegt, dass es weitergeht. Viele unserer Freundinnen und Freunde fanden das toll und fanden uns wahnsinnig mutig. Und sie fanden das Projekt an sich toll und auch, dass wir dieses zusammen von naturnaher Landwirtschaft und und Kita machen und Kindern machen, so. Viele fanden das super, dass wir hier biologischen Gemüseanbau machen, was es hier in der Gegend ja eigentlich nicht gibt. Es gibt schon biologische Landwirtschaft in kleinen Teilen, aber eben nicht in Richtung Gemüseanbau. Also die haben sich gefreut auf die Kisten haben die ersten Kisten [unverständlich]. Also das war auch super. Und die Familien, ja, die haben sich immer wieder gefragt, wie wir das denn schaffen werden und wie wir das finanziell abbilden können und ob wir denn genug Energie haben, um das durch zu tragen und ob das, ja, ob es das jetzt sein wird. Und die waren auch durchaus daran interessiert zu wissen, ob wir da so Stopps eingebaut haben, wo wir sagen würden okay, jetzt kommen lassen wir, es ist bringt nix. #00:18:28-7#
Tobias Wildner: So ein Sicherheitsnetz, so ein bisschen. #00:18:30-1#
Ingrid Dullnig: Ja, genau, genau das Sicherheitsnetz. So ähm, ja, das. Ja. Und manche von den Familien haben es toll gefunden, weil sie selber so ein bisschen auch schon den Wunsch hatten vielleicht denke ich mir, das haben ja viele Menschen, die denken sich, die sitzen im Büro und denken, irgendwie bin ich eigentlich viel lieber draußen und das habe ich ja eigentlich nur beim Klettern oder im Urlaub, wo ist meine Lebenszeit so. Also viele dieser Menschen, die, die so die Sehnsucht haben, mehr in der Natur zu sein, auch die Natur viel mehr zu beobachten, näher dran zu sein an der Natur, mit der Natur zu arbeiten. Also die haben das wirklich toll gefunden. Da hatten wir auch viele, die so einfach hergekommen sind und das hier angeschaut haben und gesagt haben, sie möchten in irgendeiner Weise mitarbeiten, das sie so begeistert waren richtig. Also war richtig schön, das auch zu sehen. Ja, genau. Und dann gab es natürlich auch Menschen die, hab ich schon vorhin gesagt, die hatten Angst hier im Dorf, also, Oh Gott, was wird das? Die Eltern bringen immer die Kinder zur Kita, es wird Verkehrsstau geben, man wird hier im Stau stehen, sehr lange. Es wird wahnsinnig laut werden, weil alle Eltern müssen ihre Kinder hier holen. Es wird wahnsinnig laut werden, weil wir haben eine große Außenfläche und da können die Kinder ja so laut schreien. Es wird eine unendliche Lärmbelastung geben. Also genau so, das waren so die Themen, die dann auch von von Dorfbewohnerinnen und Bewohnern aufgenommen wurden und anhand von Unterschriftenliste zum Bürgermeister gebracht worden sind, der dann in einer sehr, finde ich jetzt.... #00:20:06-4#
Tobias Wildner: In einer schwierigen Lage war. #00:20:07-2#
Ingrid Dullnig: Ja in einer schwierigen Lage, war aber auch, ja, also. Ja, also der hat ja schon, schon das unterstützt auch dass das Thema an sich ähm ja und hat es aber auch die Bedenken der Nachbarinnen und Nachbarn natürlich weitergegeben. Ja, das, so, wie es halt der Bürgermeister macht, also der konnte sich ja auch nicht deutlich auf eine Seite stellen, was uns wiederum irritiert hat, also... #00:20:31-1#
Tobias Wildner: Konntet ihr das Zerstreuen mittlerweile irgendwie, dass über die Zeit hinweg jetzt auch die Skepsis vielleicht ein bisschen gesunken ist, oder wie seid ihr da rangegangen an so kritische Blicke hier aus der direkten Umgebung? #00:20:43-7#
Ingrid Dullnig: Wir haben, bevor wir überhaupt mit den Baumaßnahmen begonnen haben, haben wir quasi den ganzen Sommer lang jeden Sonntag eine Veranstaltung gehabt die heißt "Rast am Hof" und da waren wir immer da und ansprechbar und haben den Leuten erzählt, was, was wir hier machen. Und dazu haben wir viele Nachbarn mehrmals eingeladen, von denen leider niemand gekommen ist, um eben das noch einmal besser zu erzählen. Wir waren bei den nächsten Nachbarn dort und sind dort am Küchentisch gehockt und haben denen erzählt, was wir vorhaben. Und wir haben immer wieder in diesem Gemeindeblatt, das es hier gibt, auch irgendwas reingeschrieben, was wir eben gerade tun und wo wir sind. Wir waren mehrmals im Gemeinderat und haben unser Projekt vorgestellt. Ähm, ich glaube, dass die Leute schon informiert waren. Trotzdem muss man sagen was heißt schon informiert? Also es gibt immer noch Leute, die hier im Umkreis von fünf Kilometern wohnen und uns nicht kennen und dann hier reinschneien und "Ach euch gibt es auch hier gibt es Bio. Ach wirklich? Wow. Ach, ist das super. Oh, und ihr habt auch einen Kindergarten" #00:21:51-6#
Tobias Wildner: Und Hühner! #00:21:53-3#
Ingrid Dullnig: "Und Hühner, Wow" Und Bioeier. Na sowas.". Also, das gibt es natürlich und das, ja. Und Ich glaube aber, wenn man ein neues Projekt macht, dann ist es immer so, dass man mit Widerständen rechnen muss. Das ist wirklich, also... #00:22:06-2#
Tobias Wildner: Darf man sich nicht zu sehr zu Herzen nehmen, braucht man so eine gesunde Sturheit vielleicht auch. #00:22:12-6#
Ingrid Dullnig: Ja, ja oder einen gesunden Optimismus, sich sicher zu sein, dass man schon eine Lösung finden kann dafür auch. Und jetzt, ähm, ja.. Jetzt ist es so, dass die nächsten Nachbarn ja eigentlich alle selber einen Garten haben und deswegen nicht bei uns Gemüse kaufen. Aber durchaus oben aus dem Dorf, also aus Kammerstein direkt immer wieder welche hier sind oder immer wieder welche eine Kiste nehmen. Und vor allem neu Zugezogene finden das total toll, dass es hier einen Bauernhofkindergarten gibt. #00:22:42-1#
Tobias Wildner: Der Traum einer jeden Familie. #00:22:45-2#
Ingrid Dullnig: Genau das ist super Interessant, dass gerade die, die eben noch nicht so lange hier sind und nicht so in der Tradition eingesessen sind und so, das dass es für die total schön ist hier und die finden das toll und kommen hierher und genießen das und genau für andere eben. Ja, also andere tun sich schwer, weil da war früher eben einfach nur Wiese und irgendwie. Aber jede Veränderung löst einfach, gerade auch in der Landbevölkerung, denke ich, ja verschiedenstes aus. Und ähm, ja, manchmal denke ich mir auch, ja okay, ich mache einfach gar nichts und so mach so mein Ding hier ohne irgendwie. Wir sind ja hier nicht laut, wir arbeiten nur mit deinen Händen. Also wir haben keine Abgase, die wir hier rauslassen und so, also wir schädigen die Natur nicht. Also vielleicht wird es früher oder später einfach dann entdeckt, dass das doch was Wertvolles ist, auch. #00:23:43-0#
Tobias Wildner: Seht ihr euch da auch so eine Funktion für so einen kleinen Ort, dass man sagt Naja, es gibt ja auch viel Wegzug aus Dörfern. Was kann so ein Projekt für so ein Dorf bedeuten? Es ist wahrscheinlich polarisierend, hat man ja gerade schon gehört. Ist eure Hoffnung auch, dass das einfach auch eine Dynamik entfachen kann, Dass man da doch Dörfer auch wiederbelebt, wenn man sagt man, man startet solche Projekte an solchen Orten, die ansonsten eher so ein ruhigeres Dasein fristen, vielleicht. #00:24:11-5#
Ingrid Dullnig: Ähm. Ja, das glaube ich unbedingt. Ich glaube dass, dass es wichtig ist, auch das zu zeigen, was man hier macht. Also dadurch, dass wir die Kindergartenkinder und die Hortkinder hier haben, haben wir einfach jetzt mehr Leute, die diesen Ort hier kennen. Und wir machen auch immer wieder Veranstaltungen für Kinder außerhalb unserer eigenen Kita, für Grundschulkinder und für Kindergartenkinder. Und dann kommen auch immer wieder Erwachsene hierher und sehen das. Also ich glaube schon, dass es eine gewisse Strahlkraft hat. Und darüber haben wir auch schon mal nachgedacht, ob nicht jemand mit der Familie hierher ziehen würde, weil sich das eben hier vorfindet. Ich kann mir das durchaus vorstellen. Ob es schon mal war, kann ich jetzt nicht sagen. Aber es gibt jedenfalls Leute, die, die das gut finden und. Und das ist schon gut und tut uns auch gut. #00:25:05-5#
Tobias Wildner: Und die Ideen gehen euch nicht aus, so wie sich das anhört. ich glaub ihr bremst euch so ein bisschen, weil ihr merkt, es ist wahnsinnig viel, aber man hat so das Gefühl, da sind noch so ein paar Sachen in petto. #00:25:15-0#
Ingrid Dullnig: Ja, durchaus. Wir versuchen ja immer wieder, das ein bisschen zu erweitern, was wir hier machen oder auch an manchen Stellen zu schärfen oder noch detaillierter irgendwas zu machen. Wir haben jetzt in der Landwirtschaft haben wir vor zwei Jahren begonnen, ein Jungpflanzenmarkt zu machen. Anfang Mai ist der dieses Jahr vom 1. bis 4. Mai von 10:00 bis 16:00 Uhr hier bei uns und da ziehen wir wirklich nur eigene eigene Pflanzen und wir verkaufen nur Pflanzen, die wir selber hier gezogen haben. Das ist ja super, super, super selten, weil alle normalen Märkte haben ja zugekauftes Zeug, das dann weiterverkauft wird, aber wir ziehen es hier wirklich selber. Und das ist so ,das war so eine Idee, die aus dem entstanden ist, dass wir ja sehr viele unserer eigenen Pflanzen selber ziehen hier und wir uns dann gedacht haben, na ja, vielleicht gibt es sicherlich private Gärten, die das auch, denen auch unser Salat gut tun würde. Oder unsere Tomaten oder unsere Paprika, unsere Chilis, so. Genau und das ist finde ich schon, das hat sich schon ein bisschen etabliert nun, wir haben über 50 Tomatensorten, die man hier bei uns kaufen kann und mittlerweile haben wir auch ein Sortiment an Stauden, wunderschöne Blumen. Das ist so, das ist so eine Sparte, das und das ist total schön und die allermeisten unserer Ernteteiler, weil das Normale ist ja, dass wir über unser Gemüse, über Ernte Kisten verkaufen. Die allermeisten kommen auch dann zu diesen Zeiten hierher. Da sind wir hier. Dann kaufen sie sich für Ihren Balkon ihre Blumen hier und wir treffen uns wieder und begrüßen uns und es ist schön und also das ist so quasi so ein bisschen Event geworden, auch. Das würde ich jetzt sagen, das ist wirklich so entstanden, auch einfach weiterentwickeln und weiterdenken und schauen, was, was passt so gut dazu. Und wir machen seit ein paar Jahren auch dieses, diese Hoftage für Grundschulkinder eben. Und das merke ich auch, das tut den Kindern dann einfach gut und dem Lehrpersonal auch einmal einen Tag hier zu sein. Die schönsten Zeiten sind da immer wenn die [unverständlich] voll sind mit Gurken und Tomaten und so. #00:27:23-8#
Tobias Wildner: Kriegen alle große Augen. #00:27:25-2#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. Weil. Einfach, weil diese 50 Tomatensorten. Das ist einfach was sehr Besonderes. Genau. Und auch wenn es in den Supermarktketten mittlerweile schon die kleinen Gelben gibt und die länglichen Roten. Und so ist es nun mal anders, wenn man einfach alle Formen und Farben und Größen und die riesengroßen und dann. So groß können die sein. Und das ist auch so, so eine Weiterentwicklung quasi, Weil wie gesagt, haben nicht nur die Kinder, die hier bei uns in der Einrichtung sind, sondern auch Kinder von außen sollen wieder hierher kommen können und schauen, wie das wächst eigentlich. Und es ist wirklich immer total schön und lustig und wir gehen dann da durch die Gemüsebeete und es gibt meistens einen Gemüsegarten und dann liegen so gelbe Stücke in der Erde und dann sagen die Kinder Oh, schau, da wachsen Bananen. Und es ist einfach super, weil dann schauen wir mal genauer, was grün ist. Auch daneben sind das doch keine Bananen. Also es ist genial. Das sind Zucchini. Natürlich. Also das Ja, das ist einfach ein Erlebnis für alle, finde ich. Und gerade Grundschulkinder sind auch noch so, so fröhlich und in der Aufnahmefähigkeit auch. #00:28:30-0#
Tobias Wildner: Und viel Spaß. #00:28:31-1#
Ingrid Dullnig: Macht total viel Spaß. Auch die Hühner. Also wie auch immer, letztens war eine Klasse hier und ein Mädel hat sich so interessiert und so detaillierte Hühner fragen gestellt. Das war echt super, super interessant auch Und so was für so was soll das eben sein? Hier soll ein Ort sein, auch wo auch Kinder das, was sie sonst in Biologie lernen, an der Schulbank und auf Folien oder weiß ich nicht so, wo sie das richtig hier erleben können und die Tomaten probieren können? Und schmeckt jetzt die Gelbe wirklich anders als die rote oder. Oder schmeckt alles gleich? Also das ist auch so ein Anliegen, das wir hier verfolgen. Das ist auch so eine Weiterentwicklung von dem, wie wir einfach gestartet sind, das wir es noch ein bisschen ausweiten und mehr Gruppen von Menschen hier erreichen können. #00:29:16-8#
Tobias Wildner: Gehen wir noch mal zu deiner Person. Du bist laut eurer Webseite die Gemüse Chef Handwerkerin hier. Und wie deine anderen Mitstreiterinnen bist du, wie du gerade vorhin schon gesagt hast, Quereinsteigerin in der ganzen Sache. Kommst aber ursprünglich aus der Betriebswirtschaft und aus dem Projektmanagement. Wie kommt man jetzt als Projektmanagerin dazu, professionell Gemüse anzubauen? #00:29:41-5#
Ingrid Dullnig: Ja, also da muss man, glaube ich, schon durch sein ganzes Leben hindurch sehr Lust verspürt haben, sehr nahe an der Natur zu arbeiten, weil sonst kann ich es mir kaum vorstellen. #00:29:55-3#
Tobias Wildner: Also eine Berufung, die man bisher nicht ausgelebt hat. #00:29:58-6#
Ingrid Dullnig: Ja, genau so was. So was Genau. Und wenn ich also ich habe da viel drüber nachgedacht und ich kann mich erinnern, dass ich als Kind immer draußen sein wollte. Immer, immer, immer. Und ich wollte eigentlich auch draußen schlafen. Und ich wollte draußen herumstreunen. Und ich wollte immer draußen sein. Und ich, ich war da noch klein und niemand meiner beiden Eltern hatte diese gleiche Leidenschaft als. Ich konnte nie mit niemanden teilen. Und genau dann hat sich das eben so entwickelt, dass ich zwar viel Sport betrieben habe, draußen auch und immer nebenher auch Sport betrieben habe, neben der Schule, neben dem Studium immer Sport betrieben. Genau. Aber so dieses so richtig unter freiem Himmel sein und ganz frei zu sein, das habe ich irgendwie nicht ausgelebt. Und ich habe dann genau BWL auch gearbeitet in dem Bereich sehr viel und das findet ja dann eher genau im Büro statt und bei geschlossenem offenen Fenster oder wie auch immer. Und als wir dann hier standen und gesagt haben okay, machen wir das Projekt jetzt, okay und lassen wir unsere Jobs so oder wie oder wie machen wir das jetzt? Da war das dann schon noch mal so eine richtige Überwindung. Weil ich jedoch das die sichere Büro den sicheren Schreibtischplatz verlassen musste, um hier draußen etwas zu machen, was ich vorher erst zu einem kleinen Stil im Hausgarten, aber nicht in der Größe, wie wir es jetzt einfach haben, gemacht habe. Und darauf zu vertrauen, dass ich dann schon hier auch irgendwie was verdienen werde, dass mir die Arbeit Spaß machen wird. Davon war er überzeugt, dass mir die Arbeit Spaß machen wird. #00:31:39-1#
Tobias Wildner: Aber ob was dabei rumkommt? #00:31:40-3#
Ingrid Dullnig: Das, was dabei rumkommt, ob wir es schaffen, ob das auch so wird? Also das ist schon. Da hat es schon. Das war schon ein großer Schritt für mich auch. #00:31:48-1#
Tobias Wildner: Da muss er mal in sich gehen kurz. #00:31:49-3#
Ingrid Dullnig: Ja, da muss man in sich gehen und muss man, glaube ich auch sich so. Ja, kann man auch sagen. Okay, ich mache das mal ein Jahr und wenn es nicht klappt, dann kann ich hier zurückgehen, so irgendwie. Und das hatte ich dann tatsächlich auch so, so ein bisschen vereinbart mit dem Arbeitgeber, den ich hatte. Dann könnte ich hier wieder nach ein paar Monaten irgendwie wieder aufstocken oder so, also damit man irgendwie auch Sicherheit hat. Aber, und und das muss ich ja sagen, also die erste Zeit hier, ich war ja verantwortlich für die Oder bin verantwortlich für die für den landwirtschaftlichen Betrieb. Das war wirklich echt hart. Manchmal eine Wahnsinnsumstellung für meinen Körper, weil es einfach dann wirklich immer draußen bist und dann Sauerstoff kriegst ohne Ende. Und auch die körperliche Arbeit, die ja nicht immer sehr ergonomisch vor sich gehen kann. Also man muss halt ein gebückter Haltung arbeiten manchmal und man muss Dinge heben und das ist schon, also da muss sich der Körper schon umstellen. #00:32:49-4#
Tobias Wildner: Auch das scheint auch nicht immer nur die Sonne. #00:32:52-3#
Ingrid Dullnig: Es scheint nicht immer nur die Sonne. Genau. Es ist Im Winter will der Folientunnel trotzdem betreut werden und da hat es dann halt auch Minusgrade und es ist manchmal im Herbst feucht, wenn man erntet und es ist im Frühling kalt, wenn der Wind bläst. Und genau, also das gehört alles dazu und es ist im Sommer wahnsinnig heiß und man muss sich irgendwie schützen und und diese diese erste Zeit war schon echt hart, auch körperlich. Aber trotzdem habe ich gemerkt irgendwas ist da. Also irgendwas irgendeiner Art von Sehnsucht muss ich doch noch nachgehen. Mehr, weil das das, das macht mir einfach Spaß. Und dann dann zu sehen so die ersten Pflanzungen und dann die die ersten Dinge ausgesät und dann wächst es auch und es wächst auch in der großen Menge, weil auf einmal hat man da 500 Stück von irgendwas draußen statt vorher fünf oder so und ja und und und Es wächst dann trotzdem und man betreut das und es wird und und man ist dann und die den Leuten schmeckt. Also das sind schon so ähm, ja, das sind einfach so Vorgänge, die sehr zufriedenstellend sind, weil man hat das wirklich selber betreut, das ist Gemüse und dann kann man es ernten und dann schmeckt es, Den erntet man genau. Also jetzt. Mittlerweile würde ich im Rückblick sagen Ja, das hat super gepasst und es ist wirklich schön, hier draußen zu arbeiten. Auch, aber es war auch. Also ich habe wirklich mutig sein müssen, um das anzufangen und um mir das dann einzugestehen, dass das eigentlich das ist, was, was mir total Spaß macht. Und wenn ich jetzt so einen Tag mal habe, wo ich im Büro sitzen muss. #00:34:21-9#

Tobias Wildner: Kann man doch genießen oder? #00:34:24-4#
Ingrid Dullnig: Nein, ich will raus. Ich denk mir immer wieder raus. #00:34:26-6#
Tobias Wildner: Ich hätte jetzt das Gegenteil erwartet, dass man dann sagt "Ach, jetzt sitze ich mal hier ein paar Stunden. Wie angenehm." #00:34:31-6#
Ingrid Dullnig: Nee, das ist also es ist gar nicht. #00:34:34-0#
Tobias Wildner: Es zieht dich sofort wiede raus. #00:34:34-9#
Ingrid Dullnig: Ja, genau da. #00:34:36-0#
Tobias Wildner: Dann ist es wohl das Richtige. #00:34:37-4#
Ingrid Dullnig: Es passiert total oft, dass ich dann also so irgendwie, dass das erlaubt ist. Die Bildschirme spielen ja manchmal so, aber es ist irgendwie möglich, es wirklich hier draußen im Schatten auch irgendwo hin und arbeite hier oder so, dass nur wenn ich körperlich völlig K.O.. Bin, dann dann ist das Büro sitzen vielleicht, ne, aber ansonsten ist es genau meins und ich freue mich an dem und versuche jetzt, da immer mehr dazu zu lernen noch über das Gemüse und wir probieren auch immer wieder verschiedene Sorten aus, sodass wir da vom Geschmacklichen noch weiterkommen und von dem ja wie wir einfach auch die Leute, die unsere Erntekisten abonnieren, manchmal überraschen können, mit was anderem noch. Und das macht einfach wahnsinnig viel Spaß, diese ganze Vielfalt zu sehen, die die Natur gibt. Und wie, wie arm ist einfach das Supermarktregal im Gegensatz zu dem, was hier wachsen kann und was man hier in so kleinen Gärten an Vielfalt produzieren kann. Jetzt müssen es ja nicht die 50 Tomatensorten sein, aber wenn der Basilikum noch einmal eine andere Nuance hat, oder, also es ist einfach Wahnsinn, was hier noch alles möglich ist, in dem, auch in der Größe, wie wir hier arbeiten, wo wir einfach ganz vielfältig sind, wo wir nur mit Samenfesten Sorten arbeiten, so dass die Leute, die unser Ding essen auch können, sich das Kernl aufheben und im nächsten Jahr das in die Erde pflanzen. Also das ja, ne, das macht einfach Spaß und wird glaube ich noch lange Spaß machen. #00:36:08-3#
Tobias Wildner: Weil du gerade Fläche angesprochen hast. Einfach nur so zur Erklärung für alle, die gerade zuhören. Es ist ja nicht groß hier. Ihr habt wie viel, Hektar? Zwei Hektar? #00:36:17-3#
Ingrid Dullnig: Genau. Wir haben zwei Hektar. #00:36:18-9#
Tobias Wildner: Also in Fußballfeldern vielleicht drei. . #00:36:21-8#
Ingrid Dullnig: Genau drei Fußballfelder. #00:36:24-2#
Tobias Wildner: Durchaus überschaubar. #00:36:25-1#
Ingrid Dullnig: Durchaus überschaubar. Und wir haben davon einen halben Hektar immer für Kartoffeln und so circa ein halber Hektar ist Gründüngung oder so, oder Blühmischung oder so irgendwie. Das heißt, wir arbeiten mit Gemüse so hauptsächlich auf einem, ein bisschen mehr als einem Hektar. #00:36:45-0#
Tobias Wildner: Also auch völlig ungewöhnlich, wenn man das vergleicht mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben, die ja in der Regel, selbst wenn sie klein sind, eine deutlich größere Fläche haben. #00:36:52-8#
Ingrid Dullnig: Genau. Genau. Und muss man auch sagen, also nichts im Vergleich zu den Betrieben im Knoblauchsland. Also die hätten ja schon mehr Hektar unter Glas als wir hier Freiland haben. Also das ist... #00:37:06-2#
Tobias Wildner: Die stellen da ihre Maschinen ab auf eurem... #00:37:06-2#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. Ja, genau. Ja, genau. Die würden doch auch genau die. Da würde ihre Maschine nicht mal irgendwo hinfahren können, bei uns. Oder die würde einmal auf und einmal ab und dann wäre alles bearbeitet. Schon genau. #00:37:16-2#
Tobias Wildner: Du hast vorhin dazulernen noch mal angesprochen. Das ist auch ein gutes Stichwort, weil du ja nicht nur hier das aufgebaut hast, sondern dir gedacht hast, ich mache parallel auch noch eine Gärtnerinausbildung ,so berufsbegleitend wahrscheinlich. Wie darf man sich das vorstellen und warum das auch noch obendrauf? #00:37:32-2#
Ingrid Dullnig: Ich habe jetzt eben im vor, also muss man sagen, ich habe vorher, vor ein paar Jahren gemerkt, dass es einfach Sinn macht, in der Landwirtschaft für die Landwirtschaft mehr zu wissen auch und habe an diesem, das nennt sich Bildungsprogramm Landwirt, BiLa, habe an dem teilgenommen. Das sind tatsächlich Abendkurse für Nebenerwerbslandwirte sozusagen über drei Jahre und da kann man danach dann die Gesellenprüfung machen, so wie es ein normaler Azubi machen würde. Und das habe ich wirklich deswegen gemacht, um mich einfach besser zurechtzufinden in den vielen Regelungen, die der Landwirtschaft vorgegeben sind. Sei es die Düngeverordnung oder sei es, wie man genau die Flächen meldet beim Mehrfachantrag und das alles so, um mich einfach da besser auszukennen. Und um ackerbaulich, also wir haben ja diese, die Kartoffeln auch und diese, diesen halben Hektar, den wir immer wieder mal für verschiedene Dinge nutzen, um da einfach zu wissen, was da so gut hinkann. Für das Gemüse hat mir die landwirtschaftliche Ausbildung jetzt nicht so wahnsinnig viel gebracht, aber genau, ich habe jetzt entdeckt, dass es die Fachschule für Gemüsebau in Fürth gibt. Und das ist ja Wahnsinn, weil da kann man nämlich quasi hinarbeiten oder wird vorbereitet darauf, die Meisterprüfung zu machen. Und das mache ich jetzt konkret gerade und da war jetzt gerade das Wintersemester vorbei und im Sommersemester fahren wir aber auf ein paar Exkursionen. Dieses Jahr geht es nach Österreich, nach Italien und nach, in die Niederlande und nach Nordwestdeutschland. Und dann gibt es noch ein Wintersemester und dann gibt es im nächsten Jahr um diese Zeit circa die Meisterprüfung oder ein bisschen später, im April dann. Und da bin ich jetzt super super froh, weil es gibt in der Ausbildung total viele BWL Fächer und es gibt total viele Fächer, die mit den Grundlagen der Kulturführung und Produktion zu tun haben. Und diese BWL Fächer, die habe ich jetzt nicht gemacht, ich war Gastschülerin und habe jetzt nur die die betreffenden Fächer gemacht und das ist einfach Wahnsinn, wie viel ich jetzt noch theoretischen Hintergrund kriege für das, was ich eigentlich in der Erfahrung quasi schon gesehen habe oder beobachtet habe. Und das ist noch einmal super, das zu verbinden. Und das hat mir noch einmal sehr viele Impulse gegeben, wie man da einfach noch verbessern kann und noch anders die Dinge machen kann oder auch noch zusätzliche Dinge machen kann. Ich habe jetzt so einen mini Pak Choi da drüben im Folientunnel, den ich kennengelernt habe, in der Schule, der, ja. Also freue ich mich schon, wenn wir den in die Kisten geben und es ist einfach super, da noch mehr kennenzulernen, um die Vielfalt, die es schon gibt, auf unserem Hof noch mal größer zu machen. So. #00:40:20-8#
Tobias Wildner: Ihr habt ja sogar hingekriegt, jetzt nach drei vier Jahren selbst einen Azubi zu haben. #00:40:25-7#
Ingrid Dullnig: Genau, genau. #00:40:27-0#
Tobias Wildner: Das ist ja auch noch mal eine spannende Geschichte, dass man dann so nach so kurzer Zeit direkt sich den eigenen Nachwuchs ran zieht. Wie kam das? #00:40:35-4#
Ingrid Dullnig: Wir haben dank einer Ernteteilerin aus Schwabach, deren Tochter die FOS für Agrarökonomie in Nürnberg besucht hat und die gekommen ist und gesagt hat, sie will hier Praktikum machen, sind wir jetzt Praktikumsbetrieb bei der FOS in Nürnberg. Und da kommen immer wieder Praktikanten zu uns und das freut mich auch, weil das ist einfach nur eine andere Art von Landwirtschaft, die die hier kennenlernen. Es gibt ja viele Praktikumsplätze, auch bei den Landwirtschaftsämtern usw., aber das hier ist einfach noch, sie arbeiten einfach hier mit den Händen und sie pflanzen so richtig ein und so und, ähm. Wir hatten doch über die Jahre oder über die Semester jetzt immer wieder Praktikanten. Und ich habe im vorigen Jahr von einem, gehört, von einem Schüler, der hier bei uns Praktikant war und sich wirklich gut angestellt hat, dass er eigentlich die Schule verlassen hat und jetzt gerade so irgendwie in Orientierung ist oder so und ich habe ihn kontaktiert und gefragt, ob er nicht Lust hat, bei uns ein bisschen Praktikum weiter zu machen und so und das hat sich dann ausgeweitet und irgendwann haben wir uns gefragt, ob das nicht das richtige wäre für ihn, das er hier bei uns anfängt eben Gemüsegärtner zu lernen. Und genau das macht er jetzt. Also wir haben noch die, wir haben noch diese Formulare ausgefüllt und sind von den Ämtern besucht werden worden, damit... #00:41:56-8#
Tobias Wildner: Noch mehr Formulare. #00:41:57-5#
Ingrid Dullnig: ...genau damit wir jetzt Ausbildungsbetrieb sein können. Und ja, genau das freut mich jetzt total, weil das ist schon super interessant und wir haben jetzt für dieses Semester wieder zwei Praktikantenanmeldungen, die kommen mich jetzt nächste Woche besuchen von dieser FOS in Nürnberg. Und das ist auch was total schönes, wirklich finde ich, auch die die allererste Generation von Praktikantinnen, da war die Praktikantin jetzt beim vorherigen Jungpflanzenmarkt hier und hat mir erzählt, dass sie jetzt in Triesdorf studiert. Also dass das so, das hat einfach so ein Impact gemacht irgendwie will sie jetzt in dem Bereich weiter reingehen und das finde ich, ist super schön, dass das dann so weitergeht einfach. #00:42:33-8#
Tobias Wildner: Einfach Man hört raus, wie vielfältig die Arbeit hier ist und natürlich auch deine große Begeisterung dafür. Was sind denn so die Momente, die absoluten Glücksmomente hier auf dem Hof? Also gibt es da so Situationen, wo du weißt da, das ist das absolute Highlight der Saison? #00:42:49-4#
Ingrid Dullnig: Ich für mich, ich streife total gerne am Abend hier herum, wenn es ganz viele, ganz viel Vogelgezwitscher gibt. Man muss sich vorstellen, hier haben wir eine Gemüsefläche, die ist umgeben von großen Eichen und Buchen, in denen total viele Vögel Platz finden und total viele Insekten. Also ist auch so eine Hecke herum noch. Also so quasi so könnte man sagen Agroforst der ersten Stunde. Das haben wir hier einfach vorgefunden. Und hier dann am Abend nach getaner Arbeit mit müden Muskeln herumzustreifen, den Sonnenuntergang zu sehen und das vielfältige Vogelgezwitscher zu hören, das, das finde ich immer wahnsinnig schön. Und ein Highlight für die Menschen ist sicherlich unser Jungpflanzenmarkt, wo, den ich schon erwähnt habe. Und in den allermeisten Jahren schaffen wir es auch im Herbst ein gemeinsames Kartoffelerntefest zu machen. Und das ist auch ein Treffpunkt für Jung und Alt, wo wir dann hören, "Mei wie klein war, da habe ich ja auch aus dem Kartoffelfeuer meine Kartoffeln gegessen", oder die Leute, die aus den neuen Bundesländern kommen, sagen, "Boah, da haben wir immer, die ganzen Sommer müssen Kartoffeln ernten", also das wirklich, was sich da auch trifft bei solchen Events dann, das ist wirklich super schön und die Kinder finden es total toll, dass man da jetzt Kartoffeln draußen brät und dann isst. Also genau. Das sind so zwei, zwei Punkte vielleicht. #00:44:13-0#
Tobias Wildner: Vielleicht gehen wir noch mal ein Stück weit auf euren Anbau ein. Ihr habt hier von der Anbauart einen Market Garden eine Marktgärtnerei. Das ist jetzt nicht so wahnsinnig bekannt als Begriff. Kannst du uns kurz erklären, so ganz kurz und knapp, was sich dahinter verbirgt und wo das herkommt, wie er darauf gekommen seid? #00:44:31-9#
Ingrid Dullnig: Marktgärtnerei ist ein intensiver Gemüseanbau auf kleiner Fläche, der ausschließlich händisch gemacht wird. Und da kommt, die Bewegung kommt eigentlich aus Amerika und aus Frankreich, Frankreich, muss man sagen, schon ganz früh, wo man einfach stadtnah kleine Gärtnereien hatte, die Lebensmittel erzeugt haben für die Stadt Paris in ganz kleinem Ausmaß. Heutzutage ist es eben eine kleine Fläche, wo man händisch Gemüseanbau macht. Das macht man auf permanenten Beeten und permanenten Wegen und man versucht die so wenig wie möglich Bodenbearbeitung zu machen, bzw. das wird nicht gepflügt oder so die Beete hier, sondern die werden nur oberflächlich gefräst, so dass die Bodenstruktur möglichst erhalten bleibt, weil ein gesunder Boden ein ganz wichtiges Thema ist im Market Garden. Also das, ein Prinzip ist gesunde Beete ist, permanente Beete und permanente Wege. Und dann muss man sagen, auf ganz kleiner Fläche wird eine ganz große Vielfalt von Gemüsen angebaut. Und bei uns hier ist es von den Winter Gemüsen angefangen, jetzt im Folientunnel steht der überwinterte, der überwinterte Mangold und der Salat und der Postelein und der Feldsalat und verschiedene Kräuter, die gut Minusgrade abkönnen. Und das geht über die ganzen Fruchtgemüse, die im Sommer hier in den Folientunnel stehen und im Freiland alle Gemüse, die eben hier in Franken bei uns wachsen und die es gerade noch schaffen, hier reif zu werden. Also das alles. Also diese Vielfalt gehört zu einem Market Garden dazu und das, dass immer die gleichen Flächen bearbeitet werden und die aber in einer sehr, sehr schonenden Art und Weise händisch bearbeitet werden. #00:46:24-0#
Tobias Wildner: Es gibt nämlich hier keinen Traktor auf dem Gelände. #00:46:26-5#
Ingrid Dullnig: Es gibt hier keine Traktor auf dem Gelände. Genau. #00:46:29-0#
Tobias Wildner: Du stehst hier auf deinem Gemüsefeld und als Frau in der Landwirtschaft, das ist ja auch noch mal eine ganz eigene Rolle und dann kommt vielleicht der große Traktor von nebenan vorbei. #00:46:39-4#
Ingrid Dullnig: Ja. #00:46:40-0#
Tobias Wildner: Welche Blicke erntet man da? #00:46:42-0#
Ingrid Dullnig: Ja, also das ist noch so ein eigenes Thema. Wir hatten ja auch. Also es ist sehr verschieden, wie uns die Nachbarsbauern sehen, sozusagen. Wir haben da durchaus welche, die, die mir immer wieder helfen, die ich anrufe und sage "Wie würdest du das machen? Oder könntest du da mal aushelfen?" oder so. Aber es gibt auch welche, also kann ja ein Beispiel erzählen. Wir hatten aufgrund der Fruchtfolge sind ja immer unsere Kartoffelflächen woanders und wir hatten vor zwei Jahren die Kartoffelfläche da oben, wo wir uns entschieden hatten, dass wir eine kleine Streuobstwiese machen, bzw. ein paar Obstbäume hinpflanzen. Und wir hatten im Jahr davor die Kartoffelernte händisch gemacht und wir haben gemerkt, das geht einfach nicht. Also das geht wirklich nicht. Wir hätten da 20 Leute eine Woche lang gebraucht und die haben wir einfach nicht und es geht einfach nicht. Und wir haben deswegen einen Bauern mit einem Kartoffelvollernter gebeten, dass er uns die Kartoffeln rausholt. Und das, das funktioniert normalerweise total gut, der ist wirklich total nett. Aber wie er diese Baum, Obstbaumreihe gesehen hat, hat er mich wirklich, wirklich zusammengeschrien, was mir da mir einfällt, dass ich da jetzt die Bäume rein pflanze, wo er da jetzt mit der Maschine wenden soll und so und da muss man sagen, das ist ja mein Land, das ist ja kein Pachtland, das ist ja mein Land und jeder, der auch sich mit Hecken auskennt oder mit Obstbäumen weiß, das ist super wichtig, dass man da mehr Strukturelemente in die Landschaft bringt wieder. Genau. Also ja, das ist, so sind die Begegnungen mit den großen Maschinen manchmal und manchmal sind sie aber durchaus gut, so dass sie, da frage ich dann "Ich muss jetzt leider, ich muss den Kompost von A nach B bringen, kannst du mir da helfen?" und dann kommt der und bringt mir das von A nach B. Also genau, durchaus verschieden. #00:48:34-5#
Tobias Wildner: Auch schön zu hören, dass man sich dadurch auch einfach kennenlernt und einfach auch schätzt in dem was, was man jeweils für den anderen auch tun kann. #00:48:42-7#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. #00:48:43-4#
Tobias Wildner: Und da keine ideologischen Gräben aufmacht. #00:48:45-5#
Ingrid Dullnig: Ja. #00:48:46-3#
Tobias Wildner: Die es wahrscheinlich ohnehin gibt. #00:48:47-7#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. Genau. #00:48:49-1#
Tobias Wildner: Wir können das gleich mal als Anlass nehmen, um noch mal auf die Landwirtschaft allgemein in Deutschland vielleicht ein bisschen zu schauen. Ihr seid ja praktisch das Gegenteil von dem, was der Trend ist, nämlich immer größer werden. Gerade wenn man nach Norddeutschland geht, sind die Betriebe riesig, ähneln eher Großkonzernen als dem, was man von einem landwirtschaftlichen Betrieb vielleicht als Vorstellung hat. Mit riesigen Problemen, die anfangen bei Monokulturen, ausgelaugten Böden, Erosion durch Starkregenereignisse, Aufheizung im Sommer. Und so weiter und so fort. Große Vernichtung von Biodiversität. Seht ihr jetzt bei eurer Art des Anbaus auch einfach ein Gegenmodell zu dieser Art der Landwirtschaft, der Konventionellen, wo ihr sagt, das könnte man durchaus auch skalieren, das könnte man größer denken und damit könnte man auch viele Probleme in der Landwirtschaft lösen. #00:49:39-3#
Ingrid Dullnig: Ja, durchaus, muss man ja sagen, von daher kommen wir ja eigentlich, bevor wir jetzt die Erfindung der Mineraldünger und so geschenkt bekommen haben und die die Erfindungen von Pflanzenschutzmitteln, von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Ähm, also ja, ich glaube, dass es durchaus sehr erstrebenswert wäre, wenn solche kleine Strukturen noch mehr gefördert werden würden. Weil ich glaube, das sind schon Inseln von Verschiedenheit und Vielfalt. Und das ist schwierig, in einer Art von industrieller Landwirtschaft sowas herzustellen, was wir hier haben. Wir hatten vor ein paar Jahren, über die Regierung von Mittelfranken gab es da so ein Forschungsprojekt und die haben 160 Käferarten in unseren, in unserer Baum, in unserer Baumreihe gefunden. Also. Wahnsinn. #00:50:38-2#
Tobias Wildner: Wahnsinn. #00:50:38-6#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. Wahnsinn. Also das ist einfach, also und so was gibt es einfach nicht, also so was gibt es nicht in Monokultur. Und ich sage jetzt nicht das, jeder muss jetzt in Zukunft Kleinlandwirtschaft betreiben. Also das ist ja eh ein Quatsch oder Schwachsinn und wird auch gar nicht gehen. Aber ich würde mich schon freuen, wenn einfach mehr solche Initiativen im Kleinen ermöglicht würden. Und es braucht da wirklich nicht so wahnsinnig viel dafür, natürlich begeisterte Menschen und Leute, die das unterstützen und solche Oasen wie das hier eine ist, wo man dann einfach kann die Erdbeere vom Feld in den Mund nehmen, ohne dass man sich befürchten muss, dass da 500 Pilzmittel gespritzt worden sind vorher. Das wäre schon schön, wenn es das öfter geben würde. Und wäre auch wahnsinnig wichtig, sowohl für die Menschen, die hierher kommen können, dann als auch für die Natur, wo wir hier einfach wir merken das auch, es ist hier noch einmal ein anderes Klima. Wir haben ja unten noch eine andere Fläche, die viel weniger Landschaftselemente hat und dort ist es immer wärmer und da hatten wir auch schon Bodentemperatur zwischen 60 und 70 Grad, wenn die, wenn die Sonne so niederbrennt, weil es einfach keine Landschaftselemente gibt. Und das haben wir hier nie, weil hier haben wir die hohen Eichen, die uns umgeben. Und wir haben oben noch einmal jetzt geplant, dass wir eine zusätzliche Hecke bauen. Und ich verstehe schon, in der industriellen Landwirtschaft ist das ja quasi, kann man das hier fast nicht fast nicht erwarten. Aber zumindest gibt es ja jetzt auch schon diese Agroforstsystem Förderungen, auch, wo das so ein bisschen in die Richtung geht. Aber das zu beantworten, ja, ich finde, es ist total wichtig. Es wäre durchaus wünschenswert, dass es viel mehr solcher kleinen Einheiten gibt, wie es ja früher viele, viele, viele gegeben hat, quasi bei jedem Haus. #00:52:29-8#
Tobias Wildner: Das hat ja immer auch mit politischer Steuerung irgendwo zu tun. Wir hatten die letzten vier Jahre oder knapp vier Jahre jetzt einen grünen Landwirtschaftsminister mit Cem Özdemir. Jetzt steht eventuell an, dass dieser Posten wechselt auf einen CSU Mann, auf Günther Felsner, der hier kein Unbekannter ist. Er ist ein Bauer aus Lauf, der unter anderem Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes ist und gleichzeitig 2018 eine, zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, weil er selber auf seinem Betrieb die Abwässer von Silos in ein Landschaftsschutzgebiet geleitet hat. Der hat vermutlich ein andere, ein anderes Verständnis von ökologischer Landwirtschaft als ein Grünenpolitiker. Macht so was, also wer an der Spitze von einem Ministerium steht, macht so was einen Unterschied für eure tägliche Arbeit? #00:53:19-7#
Ingrid Dullnig: Äh. Nee, also wir spüren das sehr wenig, weil wir so klein sind und die Förderungen flächenbezogen sind. Das heißt, auch wenn unser Betrieb von Anfang an biologisch wirtschaftet, also die ersten zwei Jahre haben wir Umstellung machen müssen, weil wir ja nicht, weil, wenn man auf ein Gebiet kommt, wo zwar nichts gespritzt worden ist, aber das in keinem Programm drinnen war, muss man trotzdem zwei Jahre machen und. Und seitdem sind wir biologische Landwirtschaft in Betrieb. Aber nachdem wir klein sind, wird die Förderung immer klein bleiben. Also ist es egal, ob oben der von der Partei sitzt oder die von der Partei oder die von der Partei sitzt, egal so. Ich glaube, grundsätzlich muss man schon sagen, es ist einfach durch die vielen verschiedenen Themen, die in der Welt es jetzt gibt, den Ukrainekrieg, den neuen Präsidenten in den USA und auch die Wahlen, die ja jetzt verschiedenes gezeigt haben, hier sichtbar, dass so die Natur ein bisschen vielleicht ins Abseits gerutscht ist und ich mich manchmal frage wer spricht denn eigentlich für die Natur? Also natürlich Bund Naturschutz und zu viele, viele, viele Anwälte. Aber auch wer spricht jetzt für eine ökologische Landwirtschaft? Reicht es, wo es auch die Verbände, die es da gibt machen, reicht, wer spricht für die kasernierten Schweine in der Schweinezucht und Schweinemast? Wer spricht für die Kühe, die noch immer nicht so gehalten sind, wie man es eigentlich sollte? Wer spricht für die Hühner, die noch immer in Bodenhaltung gehalten werden? Ich merke einfach, dass die Menschen sehr wenig Wissen darüber haben, wo ihre Lebensmittel überhaupt herkommen oder wie die hergestellt werden. Und ich vermisse da ein wenig Bewusstseinsbildung. Also gerade jetzt eben, wer spricht für die kasernierten Schweine? Ich merke, das wenn Kinder hierherkommen, glauben die ja tatsächlich, dass alle Eier, die sie im Supermarkt kaufen, von Hühnern sind, die so leben wie unsere hier. Also das ist so was von gekoppelt irgendwie aus den Bilderbüchern, von den Bauerngeschichten in so und da mehr Realität zu kennen wäre schon hilfreich. Jetzt, wenn ich auf den Gemüsebau gehe, ich mein jeder weiß wie unendlich viele Ernte Arbeiter es braucht im Gemüsebau, damit überhaupt das geleistet wird, was jetzt gebraucht wird und das in den Supermärkten liegen kann, so wie es jetzt daliegt. Und muss das so daliegen. Manchmal kommt mir hier vor, das schaut ja fast aus wie Plastik, jedes gleich, gleich, gleich, gleich. Da könnte man jetzt wieder zu den Hybridsorten gehen und zu den Samenfesten Sorten und so aber will ich jetzt gar nicht so weit gehen. Ich möchte nur sagen, die Bevölkerung versucht ein regionales Produkt zu kaufen und weiß gar nicht, dass da dahinter so viel noch ist an Erntearbeiterleid oder an geknechteten Arbeitsstrukturen oder so, also und das ist noch regional hier, weil wir wissen ja, hier in der Nähe von Nürnberg gibt es ja das große Gemüseanbaugebiet und da finde ich, also es bräuchte noch viel mehr Bewusstseinsbildung. Ob die wirklich passiert, wenn wir jetzt die, wenn jetzt die Politiker die wechseln? Keine Ahnung. Aber ich glaube, dass es die grundsätzlich brauchen würde. Und da sind nicht nur die Politiker gefragt, da sind eigentlich alle Leute gefragt, die irgendwie ein Anliegen haben, dass die Natur noch weiter besteht. Und das müssen jetzt auch nicht nur die Fridays for Future oder sonst irgendjemand sein, sondern das kann ich selber auch machen. Und wir machen es ja, indem wir den Ernteteilerinnen und Ernteteilern einen Newsletter schreiben immer, wo wir beschreiben, welche Gemüse wir reingetan haben, was hier so passiert, am Hof, aber manchmal auch, was eben so woanders passiert, so dass das ein bisschen deutlicher wird noch was, ja, was wir hier machen möchten und im Gegensatz zu anderem, was ich jetzt nicht verteufeln will, aber das einfach, da wo einfach andere Dinge dahinter stehen und ähm, ja und das ist auch so ein Punkt, auch jetzt in der Gemüse, Gemüsefachschule, also die BWL und das wirtschaftliche und das kapitalistische Denken, haben einfach einen so breiten Raum, den sie einnehmen, dass ich mich manchmal frage, ja wer spricht denn dann für die Natur, bitteschön? Und gerade bei bei Gemüse und bei Landwirtschaft? Also, das ist ja nicht nur Produktion, sondern das ist eben auch, da ist die Natur und die sollte erhalten bleiben. Also das sind so meine Fragen und die habe ich noch an keinem politischen Ort irgendwie gut aufgehoben gesehen und auch nicht bei verschiedenen Verbänden gut aufgehoben gesehen. Also da braucht es noch viel mehr. Da braucht es einfach noch Menschen, die sich mehr Gedanken darüber machen, was sie eigentlich essen. #00:58:27-3#
Tobias Wildner: Immerhin schon mal gut, dass ihr dann ganz entspannt der neuen Regierungsbildung entgegensehen könnt, nachdem er so klein sei, dass euch die Förderungen eh nicht betreffen, könnt ihr da auch in gewisser Weise entspannt sein. #00:58:38-5#
Ingrid Dullnig: Das ist richtig. #00:58:39-2#
Tobias Wildner: An der guten Sache weiterarbeiten. Und gerade die Sensibilisierung, die du gerade angesprochen hast, die erreicht ihr ja in gewisser Weise auch über eure Art der Vermarktung des Gemüses. Ihr habt euch für Direktvermarktung entschieden, ihr geht also nicht auf einen Bauernmarkt in der Region, ihr beliefert auch keinen Supermarkt, sondern ihr sagt, wir möchten ein ganz direktes Verhältnis zu den Menschen, die dann das Gemüse essen. Es fiel auch immer wieder der Begriff Ernteteiler, Ernteteilerin, das ist das Konzept, das aus der solidarischen Landwirtschaft kommt, das ihr im Prinzip nachbildet oder das sich bei euch wiederfindet. Wie seid ihr zu dieser Entscheidung gekommen, nur Direktvermarktung? #00:59:16-4#
Ingrid Dullnig: Das hat ein wenig damit zu tun, dass wir ja neu begonnen haben hier und wenig Erfahrungswerte darüber hatten, in welcher Menge und in welcher Qualität wir hier Gemüse produzieren können. Und da kann ich zwar hochrechnen und mir Bücher anschauen und das runterrechnen und hochrechnen und runter rechnen und dann auf einmal sehe ich oh, Franken, da haben wir weniger Lichteinfall, als wir zum Beispiel in Oberbayern hätten. Aha, der Boden ist hier sandig. Also es hängt einfach von 1000 Faktoren ab. Und da muss man erst, muss man, wenn man so arbeitet wie wir, so naturnah, muss man da erst reinwachsen. Das wär was anderes, wenn wir hier einen riesen Folientunnel aufgebaut hatten oder ein Glashaus aufgebaut hätten, mit einer Temperatursteuerung, mit einer Feuchtigkeitssteuerung. Also das ist anders, da kann ich... #01:00:03-8#
Tobias Wildner: Völlig andere Geschichte. #01:00:04-4#
Ingrid Dullnig: ...Völlig andere Geschichte, das ist es hier nicht. Deswegen haben wir überlegt, wie können wir, wie können wir trotzdem von Anfang an einigermaßen einen Umsatz erwirtschaften und wie können wir aber auch sehr nahe an den Kundinnen und Kunden sein einfach? Und da bietet sich so eine Art SoLaWi einfach an, weil hier die Menschen das Gemüse so nehmen, wie es aus dem Garten kommt. Wir tun da auch nichts großartig verarbeiten, großartig wegschneiden oder so irgendwie. Das Gemüse muss schön sein und sauber sein und und schmecken. Und unsere, von unserer Qualität her muss ich sagen wir verwenden einfach gar keine Pflanzenschutzmittel, nur Pflanzenstärkungsmittel und pflanzliches Pflanzenstärkungsmittel. Und das ist, das ist eine ganz andere Art von Qualität, die wir hier produzieren. Und das, was wir hier tun, das hätten wir nicht über Wiederverkäufer erlösen können, das, was da einfach an Aufwand drinsteckt. Und auch ich finde, was so an Wertschätzung drinsteckt, weil ein Lebensmittel hat das jetzt einen Wert in Euro, ich weiß gar nicht. Also manchmal denke ich mir, äh, ich weiß nicht, also es hat eigentlich einen ganz anderen wird davon können wir leben, das ist ja Lebensmittel. Und deswegen ist diese Art von SoLaWi, die wir hier haben Alawi nennen wir das also alternative Landwirtschaft, ist, glaube ich, schon das ganz Richtige für uns, weil wir eben auch die Wertigkeiten anders bedenken oder uns andere Dinge dazu überlegen. #01:01:38-3#
Tobias Wildner: Und für euch gibt es ja die soziale Komponente dabei noch, dass ihr eine direkte Rückmeldung wahrscheinlich oft kriegt von euren Ernteteiler*innen. Gibt euch das auch persönlich einfach was, wenn ihr immer wieder hört, wie euer Gemüse ankommt? Was die Leute damit kochen? #01:01:52-0#
Ingrid Dullnig: Total, Total. Oh, das ist so schön, wenn die wieder schreiben "Oh, meine Kinder haben wieder geliebt euren Salat" oder so! Gerade wenn, wo man weiß Kinder ist eh schwierig und Gemüse und so, ne, das ist total schön und wir kriegen auch oft Rückmeldung, wenn, wenn wir irgendwas überrascht reintun noch oder wenn wir im Sommer manchmal auch Sonnenblumen reintun oder irgendeine andere Blume, so dass es noch einmal zusätzliche Überraschung ist. Oder wenn wir was reintun, was die Leute noch gar nicht kannten und wo sie jetzt neu den Geschmack erproben können. Ja, das ist total schön und natürlich auch, wenn die Leute dann Rückmeldung "Oh da war jetzt so wenig in der Kiste, oh, was habt ihr denn?" Oder die Kartoffeln sind dieses Jahr so klein oder, weiß ich nicht, es gibt Sonnenbrand auf den Paprika, oder, also all diese Dinge, die hört man natürlich dann auch direkt und das ist schon auch, also beides ist einerseits schön, andererseits ist es auch immer gut, gut, das nehmen zu können dann, was als Rückmeldung kommt, weil das ja für mich, für die Qualitätssicherung wichtig ist. Aber es ist schon auch da, denke ich mir auch manchmal, na ja, wenn du, wenn ich da Verkäuferin im Supermarkt bin und die hört "Aha, eure Tomaten sind ja schlecht", das betrifft sie ja nicht so richtig. Und wenn ich mir denke, ich meine, wenn mir das jemand sagt, dann denke ich mir "Oh Gott, die habe ich vom Samen aufgezogen. Ich habe sie gehätschelt, während sie klein waren. Ich habe jeden Tag zu ihnen geschaut, wenn sie Jungpflanzen waren". Wir haben sie umgetopft, wir, es ist einfach, über Monate haben wir sie begleitet. Wir haben sie gepflegt und gehegt und gepflegt. Und jetzt schmecken sie nicht. Oh nein. Also, das ist, ja, das ist also beides. Es ist schön, aber es ist auch so, dass das ja. #01:03:28-2#
Tobias Wildner: Das es direkt ist, so richtig. #01:03:29-3#
Ingrid Dullnig: Ja, es ist einfach direkt. Genau. #01:03:31-6#
Tobias Wildner: Und wenn, wenn man jetzt sagt, ach, das ist ja ganz spannend, würde ich gern mal ausprobieren, dann kann man bei euch einfach so eine Abo-Kiste quasi mal testen und schauen ob das was für einen ist. #01:03:41-9#
Ingrid Dullnig: Genau. Wir haben, also wir, es gibt Gemüse in der Kiste, das ist ausschließlich von uns und wir beliefern übers ganze Jahr. Und es sind so im Schnitt sechs Gemüsesorten drinnen, im Sommer wesentlich mehr. Wir berechnen auch den Preis für über das ganze Jahr. Das heißt, im Sommer ist die Kiste mehr wert, als man zahlt, und im Winter ist sie tendenziell ein bisschen weniger wert, als man zahlt. Das ist also über das ganze Jahr gerechnet und man kann die ganz unproblematisch über unsere Website auch mal probieren oder abonnieren eben. Und dann kann man eine Probekiste machen, das ist quasi eine Kiste allein. Es gibt zwei Größen, eine große und eine kleine. Oder man kann gleich einen Probemonat abonnieren. Und wir liefern in sogenannte Abholstellen und die sind an verschiedenen Stellen in Nürnberg, in Fürth, in Roth, in Rednitzhembach und in Schwabach und hier am Hof bei uns kann man natürlich auch abholen. Genau. #01:04:41-7#
Tobias Wildner: Und es lohnt sich auf jeden Fall auch mal bei euch im Hof vorbeizukommen, kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen, sich mal hier in den Folientunnel zu stellen und den Salaten beim Wachsen zuzugucken. #01:04:51-1#
Ingrid Dullnig: Muss man auch sagen, wir sind ja jetzt Anfang März und die Salate sind wirklich super. Schön grün da hinten. Und wir haben auch rote Salate und wir haben bunten Mangold, also ist es einfach eine Farbenpracht, auch wenn es erst März ist und draußen quasi noch nicht so viel wächst. #01:05:05-4#
Tobias Wildner: Und ich weiß nicht, ob man sie über die Mikrofone gehört hat, aber wir hatten auch jede Menge Vogelgezwitscher jetzt die ganze Zeit über. Also auch das kann man hier natürlich genießen. Und wenn jetzt das einem spannend erscheint, gibt es noch eine ganz andere Sache. Das Bildungszentrum startet im Mai nämlich einen BZ Kurs mit dem Titel "Mit Herz und Hand auf dem Gemüsefeld". Und da soll es unter anderem eben um diese Anbauform des Market Gardenings gehen, was ihr hier macht. Und in diesem Kurs werden wir drei verschiedene Marktgärten besuchen hier aus der Region. Die Alawi hier in Kammerstein ist eine davon. Das heißt, man wird dann hier auf den Hof kommen und was tun? #01:05:45-3#
Ingrid Dullnig: Man wird hier auf den Hof kommen und ich erkläre mal so ein paar Grundsätze, wie wir hier arbeiten und dann wird man, je nachdem, wie dann die Vegetation fortgeschritten ist oder was bei uns grad ansteht, tatsächlich selbst Hand anlegen. Hand, mit Hand Gemüse pflegen, mit Hand vielleicht Gemüse pflanzen, vielleicht aussäen. Wir schauen, was zu dieser Zeit gerade bei uns hier los ist und dann wird es ganz spannend, was man dann gerade macht. #01:06:13-9#
Tobias Wildner: Das heißt Lernen direkt am Objekt sozusagen. Nicht nur die Theorie, sondern wir wollen wirklich uns die Hände schmutzig machen und schauen, wie fühlt sich das an, wenn man im etwas größeren Stil als nur im eigenen Garten Gemüse anbaut. Und wahrscheinlich kann man auch für den eigenen Anbau im Garten, in der Selbstversorgung auch noch was lernen. #01:06:30-7#
Ingrid Dullnig: Ja, das ist sehr wahrscheinlich, dass man das kann. Je nachdem wie, wie, wie gut man selber schon ist, natürlich. Vielleicht können auch wir was lernen von den Teilnehmenden, die, die zu uns kommen jetzt. Aber normalerweise nimmt man sich jedenfalls was mit, weil wir ja schon einige Jahre Erfahrung haben, schon sehr viel ausprobiert haben und in der Menge, wenn dann irgendwas passiert, natürlich die die Schäden gleich größer sind und wieder mehr achtsam sein müssen, so als wenn mir ein Salat die Schnecke frisst. Genau voriges Jahr hatte ich ein Reh hier drinnen, das hat mir zwei, also 300 Salatpflanzen aufgefressen. Das weiß man dann schon, dass das irgendwie genau, also das trifft einen dann schon ein bisschen härter. Deswegen ja, also das Lernen wird wahrscheinlich auf beiden Seiten sein, aber ich freue mich schon total. Genau, weil es einfach schön ist, hier zu arbeiten. Und wir hatten eine Ernteteilerin hier, die haben wir hier, ich glaube, sie hat im Herbst im Folientunnel gearbeitet und dann hat sie nach dem Tag Arbeit, den sie uns geschenkt hat, rückgemeldet, dass sie sich fühlt wie nach einem Tag Kloster, wie nach einem Tag Retreat. Also, es hat ihr so gefallen und war so beruhigend für sie auch. #01:07:36-1#
Tobias Wildner: Ich wollte gerade sagen ein Veggie Retreat quasi. #01:07:38-8#
Ingrid Dullnig: Ja, genau. Veggie Retreat, ja das ist ein gutes Wort. #01:07:44-6#
Tobias Wildner: Wäre ein neues Format hier. #01:07:44-6#
Ingrid Dullnig: Muss ich mir merken, ja genau. #01:07:44-6#
Tobias Wildner: Super. Vielen, vielen Dank, liebe Ingrid, für dieses ganz spannende Gespräch und die vielen unterschiedlichen Eindrücke auch von eurem Projekt. Wie das entstanden ist, was jetzt daraus geworden ist und vielleicht noch daraus werden könnte. Ich wünsche euch ganz viel Erfolg bei allem, was ihr noch anpackt. Und wer weiß, in welcher Runde man sich dann im Mai hier noch mal wiedersieht. Oder wer Lust hat, hier mal vorbeizukommen. Vielen Dank. #01:08:06-8#
Ingrid Dullnig: Ja, sehr gerne. Und ich freue mich schon auf euch. Tschüss. #01:08:09-9#
Tobias Wildner: Tschüss. #01:08:10-5#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

"Wir wollen der Hof sein, zu dem man gerne kommen möchte", sagt Ingrid Dullnig über ihr Projekt „Am Hof“, das ökologischen Gemüseanbau mit einer Bauernhof-Kita verbindet.
Den Bürojob an den Nagel hängen und nochmal etwas ganz Anderes machen – davon träumen viele. Ingrid Dullnig ist ein solches Wagnis gemeinsam mit ihren zwei Mitstreiterinnen eingegangen. Die drei Frauen gründeten 2020 ihr Projekt „Am Hof“ in Kammerstein bei Nürnberg. Ihre Idee: einen alten Bauernhof wieder in Betrieb nehmen, dort ökologisch Gemüse anbauen und Hühner halten und dies für möglichst viele Menschen erfahrbar machen. Unter anderem über eine Bauernhof-Kita, die direkt auf dem Hofgelände gebaut wurde. Das Gemüse baut die „Gemüsechefhandwerkerin“ Dullnig nach dem Prinzip des Market Gardenings an. Das bedeutet möglichst vielfältige Kulturen auf sehr kleiner Fläche. Fünfzig unterschiedliche Tomatensorten oder eine Vielfalt an frischen Salaten über den ganzen Winter hinweg ohne beheiztes Gewächshaus, das findet sich nirgends sonst in der Metropolregion. Auf den Einsatz großer Maschinen wird vollständig verzichtet. Die Gemüsebeete und die zwei Folientunnel werden vollständig in Handarbeit und mit minimaler Bodenbearbeitung bewirtschaftet. Der Verkauf erfolgt über Abokisten an die Ernteteiler*innen, die auch mal am Hof mitarbeiten. „Manche sagen mir nach einem Tag Arbeit, das war für sie wie ein Retreat“, erzählt Ingrid Dullnig begeistert. Im Podcast berichtet sie, wie die Idee für das Projekt entstand, welche Hürden zu meistern waren und was ihr absoluter Glücksmoment auf dem Feld ist.
Links:
- Webseite von „Am Hof“: https://www.amhof.org/
- BZ-Kurs „Mit Herz und Hand auf dem Gemüsefeld“ mit Praxisteil beim Projekt „Am Hof“
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Aufgenommen am: Freitag,14. März 2025
Veröffentlicht am: Donnerstag, 20. März 2025
Moderation: Tobias Wildner
Im Gespräch: Ingrid Dullnig
Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede zweite Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.
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