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Grit Eißler, Laura Mittenzwei, spielen Kinder auf der Flucht anders?

Katharina Mittenzwei: Immer wieder donnerstags, eine neue Folge unseres Podcasts. Kontaktaufnahme. Mein Name ist Katharina Mittenzwei, und ich freue mich heute auf zwei Gästinnen und ein Thema, das wir noch nie hatten im Laufe, der nun knapp tatsächlich letzten drei Jahre. Es geht heute um Kinder, Kinderrechte, das Recht auf Spiel und die Arbeit mit Kindern auf der Flucht. Dazu spreche ich mit zwei Vertreterinnen des Vereins Plan Peas, mit Grit Geisler aus Fürth und Laura Mittenzwei aus Nürnberg.. Hallo, schön, dass ihr da seid. #00:00:50-1#

Grit Geißler: Hallo #00:00:51-5#

Laura Mittenzwei: Hallo #00:00:51-5#

Katharina Mittenzwei: Herzlich willkommen, ihr beiden! Beides war tatsächlich ganz frisch aus Griechenland zurück, einem Einsatz in einem Geflüchtetencamp. Darum soll es heute gehen, aber nicht nur erst mal der Reihe nach. Da wir heute zu dritt sind, also ausnahmsweise zwei Gesprächspartnerinnen zu Gast im Podcast sind, machen wir es einfach so, dass ihr euch erst mal selbst beide vorstellt. Ihr arbeitet in sehr ähnlichen Kontexten, bringt aber dann doch unterschiedliche Themen auch mit. Wer bist du? #00:01:15-8#

Grit Geißler: Ja, ich bin die Grit und arbeite seit 1995 im Landkreis Fürth und leitet dort das Spielmobil des Landkreises, bin ausgebildete Erzieherin, hab eine schon erwachsene Tochter, die auch ein Spielmobil leitet, und ja, hab den besten Job der Welt. #00:01:33-5#

Katharina Mittenzwei: Laura, wer wisst du? Was treibt dich an? Ich bin. #00:01:36-5#

Laura Mittenzwei: Ich bin Laura und ich arbeite für Spielmobile e. V. , die Bundesarbeitsgemeinschaft der mobilen spielkulturellen Projekte, mit Sitz in München, und bin da zuständig für das Projekt Kultur macht stark und macht da Projekt und Antragsberatung, habe davor lange Jahre beim Spielmobil Spieltiger e.V. in Hamburg gearbeitet und da vornehmlich seit 2014 in Erstaufnahmen für Geflüchtete. Mein Hintergrund ist eher sportwissenschaftlich und bin gerade dabei, in soziale Arbeit auch noch einen Abschluss zu erwerben. #00:02:14-4#

Katharina Mittenzwei: Könnt ihr uns jetzt einmal eine Definition per se der Spielmobilarbeit geben? Was bedeutet Spielmobilarbeit? #00:02:22-9#

Grit Geißler: Also für mich bedeutet Spielmobilarbeit, Kindern Raum, Zeit und Material zur Verfügung zu stellen, um auf freien Flächen frei ein freier Zeit spielen zu können, die Möglichkeit zu geben, Räume für sich zu nutzen, Kinder sichtbar zu machen in der Öffentlichkeit, und das eben mitspielen. #00:02:51-1#

Katharina Mittenzwei: Ihr beiden habt euch kennengelernt, vermutlich über die Spielmobilarbeit, und seid dann irgendwie auf die Idee gekommen, einen Verein zu gründen. Wie kam es dazu? Wer gehört dazu? Warum überhaupt? #00:03:03-0#

Grit Geißler: Genau also kennengelernt über die Spielmobilarbeit? Tatsächlich! Ich weiß gar nicht mehr genau, wo weißt du das noch auf? #00:03:09-4#

Laura Mittenzwei: Wahrscheinlich einer der vielen internationalen Spielmobil Kongresse, die jährlich stattfinden. #00:03:15-2#

Grit Geißler: Ja, wahrscheinlich, und es gab zwei 16, Anfang 2016, also kurz oder mit der großen geflüchteten Welle, 2015, 2016 eine Werkstatt Tagung in Weimar, und da haben sie sich ein paar daraus zusammen, ein paar Leute von uns zusammengeschlossen und haben sich überlegt, was wir machen könnten für Kinder, die auf der Flucht sind, genau. #00:03:41-9#

Laura Mittenzwei: Genau und vor allem auch in dem Zuge, dass wir einfach deutlich merkten, die Spielmobilarbeit ist durch ihre Mobilität sehr geeignet, in Krisenzeiten schnell zu reagieren und dorthin Angebote der Kinder und Jugendarbeit zu bringen, wo sie sehr notwendig nötig sind. In Hamburg haben wir zum Beispiel diese Erfahrung gemacht in den Erstaufnahmen. Dann dachten wir uns, das kann man doch auch an die EU Außengrenzen bringen. Das wäre sinnvoll. #00:04:11-0#

Katharina Mittenzwei: Und wie ist das passiert? Wie kamt ihr dazu? Ich hab's gerade schon erwähnt, ihr seid frisch aus Griechenland zurück, eigentlich frisch gegründeter Verein. Ihr hattet 0€ in der Tasche, aber trotzdem sind ja so großartige Dinge passiert. Erzählt mal Schritt für Schritt! #00:04:26-0#

Grit Geißler: Genau also, dann gab es eben diese paar Leute. Ich glaube, wir waren fünf oder sechs, die da die Idee hatten, und dann kam der Umstand dazu, dass bei mir tatsächlich im Landkreis vier das alte Spielmobil ausgemustert wurde, und dann war es nur die Frage, was passiert mit dem alten Bus. Der war dann schon über 30 Jahre alt und hatte aber nur 100000 Kilometer runter, waren Mercedes, ein alter 4,8 Tonnen, ein wunderschönes Auto, das schönste Dienstauto vom Landkreis Fürth, und mir sehr am Herzen gelegen, weil ich, wie gesagt bin das seit 95 jeden Tag im Sommer gefahren, und wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Und dann stand er da, und ja, eigentlich war es so. Ja, der kommt den Schrott, also der wird verschrottet, und es gab auch schon die ersten Anfragen von Schrotthändlern, die den halt genommen hätten und den Motor ausgebaut hätten, weil der noch toll in Schuss war, und den Rest einfach auf den Schrott gepackt hätten. Und dann habe ich mir so gedacht, das darf nicht sein, dieses schöne Auto, was so viel viele Kinder glücklich gemacht hat, jetzt einfach zu verschrotten, das darf nicht sein! Und dann haben wir eben im Team uns unterhalten, was wir machen können und ob es eben tatsächlich möglich wäre, dass den Bus in ein Projekt zu bringen, das mit Kindern auf der Flucht arbeitet, und das habe ich dann dem Landrat vorgestellt, das Ganze, und der hat eingewilligt, und so konnten wir den recht günstig kaufen, und dann ging das seinen seine Wege, ihr als Verein den Bus kaufen, hm, also den tatsächlich ich gekauft, das ist für den Ablauf, dann ging das schneller, und wir hatten auch noch nicht so viel Vereinserfahrung, also ich überhaupt gar keine, ich bin nicht so ne Vereins Tante, genau, und dann haben wir den günstig gekauft, ausgebaut, und so war er ja schon. Also der war ein, war ein Spielmobil mit Systemen drin, und dann haben wir das in der Szene Publik gemacht, und dann haben wir den eben ausgestattet mit Spielmaterialien, und über einen Kollegen in München haben wir dann Kontakt gekriegt zu einer Organisation in Sizilien, und mit denen haben wir dann eben Kontakt aufgenommen, haben die gefragt, ob sie sich das vorstellen könnten, weil ein Ziel ist es eben auch, nicht nur, den Bus da hinzubringen und zu sagen, so, hier und jetzt macht was, was ihr wollt, damit, sondern eben die Arbeit, die wir hier in Deutschland machen, auch entsprechend zu verankern bei den Organisationen vor Ort. Das heißt, dass die dann im Idealfall den Bus weiternutzen und mit den Spielgeräten zu den Kindern fahren und mit denen spielen, und so hat auch an den Außengrenzen und bei Kindern auf der Flucht für Kinder auf der Flucht das Recht auf Spiel entsprechend sichern. #00:07:33-1#

Katharina Mittenzwei: Und das, was 2018 und 2019 in Sizilien dann mit euch passiert ist, passiert ihr jetzt auch ganz aktuell mit einem geflüchteten Kam bei Niki. Könnt ihr davon noch was erzählen, wie es dazu kam? #00:07:46-7#

Laura Mittenzwei: Das Spielmobil, dass wir nach Griechenland bringen durften konnten, wurde von der SJR Betriebs Gmbh in Pforzheim, die schon sehr lange professionelle Spielmobilarbeit machen, ausgemustert. Aber auch wie das alte Spielmobil entführt, stand das noch super da, und die kamen auf uns zu und fragten, habt ihr Interesse, das Spielmobil zu übernehmen? Und wir sagten ja, und dann ging es los. Ne wichtige Sache ist natürlich, dass wir Kooperationspartner* innen finden. Ohne die geht es nicht. Wie es ist auch ein Ziel unserer Arbeit, Kooperationen aufzubauen, die auch langfristig wirken und in dem Bereich die Kräfte sind, voll bündeln, und da hat die Grit nen tollen Kontakt geknüpft mit dem Franken Konvoi, die schon lange Jahre arbeiten in Krisengebieten. #00:08:46-4#

Grit Geißler: Ja, genau also angefangen hat es tatsächlich auch 2015, 2016 haben die damals in einem Krisengebiet so eine Feldküche errichtet für Menschen auf der Flucht, und was dem Franken Konvoi wichtig ist, eben ähnlich wie bei uns, dieses Hilfe zur Selbsthilfe. Also, wir bringen Sachen hin, und die Menschen machen dort mit den Sachen entsprechend weiter, und das hat sich gut für mich angefühlt und für uns, mit so einem tollen Verein dann auch zusammenzugehen, und Franken Konvoi hat es zum Glück genauso gesehen. #00:09:17-7#

Laura Mittenzwei: Genau, und über den Franken Konvoi haben wir dann eben die zweite Kooperation schließen können, mit der Organisation in Griechenland, quick response team, und das war. #00:09:31-0#

Katharina Mittenzwei: Eine NGO in Griechenland? #00:09:32-0#

Laura Mittenzwei: In Griechenland genau, und das war der wichtigste Gelingensfaktor für unser Projekt, diese Kooperation mit dem Franken und dem Quick response Team in Griechenland, und dann, damit stand fest, wir machen das. Und dann ging es wieder darum, Material spenden zu sammeln, aus der Spielmobil Szene, natürlich auch finanzielle Spenden zu sammeln, um das Mobil räumlich dorthin zu bringen. Wir haben uns für den Weg über die EU entschieden, also Italien, mit der er Fähre nach Griechenland, weil uns das eben ans Herz gelegt wurde aus Erfahrungsberichten von Hilfsorganisationen, die in Konvois dorthin gefahren sind, dass man, wenn man quasi über nicht eu Grenzen fährt, damit Schikane rechnen muss, dass es wurde uns ans Herz gelegt, das zu umgehen, indem man eben den Weg über Italien wählt ist entsprechend teurer. Aber letztendlich haben viele Menschen gespendet und uns unterstützt, und mit deren Hilfe haben wir das konnten wir das schaffen. #00:10:36-8#

Katharina Mittenzwei: Grandios! Aber wie habt ihr euch auf die Arbeit in einem geflüchteten Kampf vorbereitet? Grit, du warst schon in Sizilien in einem Kampf, hattest die Erfahrung, Laura, du hattest die Erfahrung noch nicht. Ihr hattet ja noch andere Kolleginnen und Kollegen, die mit dabei waren. Gab es was, wie ihr euch mental darauf vorbereitet habt? Oder seid ihr ins kalte Wasser gesprungen? #00:10:55-0#

Grit Geißler: Also bei der Vorbereitung waren verschiedene Faktoren wichtig. Also die Vorbereitung hat sehr viel organisatorisches betroffen. Wir sind alle ehrenamtlich und ein wirklich kleiner junger Verein. Das heißt, alles organisiert, motorische, ist für uns eine große Sache, und das war viel Vorbereitung. Eine weitere Vorbereitungsart war, möglichst viel Kontakt zu dem Quick response team vor Ort in Griechenland zu haben, mit Videocalls, mit E-Mails und einem inhaltlichen Austausch, also dass das Quick response Team weiß, was ist unser Ziel, also dieses Stärken, das Recht auf Spiel, und aber auch, dass wir uns möglichst informieren. Wie ist die Lage vor Ort. Dann war viel Vorbereitung unser professioneller Background. Also das besondere bei unserem Verein ist, glaube ich, auch, dass wir uns ehrenamtlich engagieren in dem Bereich unserer Profession. Das ist zum einen unsere Lohnarbeit, die Spielmobilarbeit, und zum anderen wollen wir uns in dem Bereich aber auch freiwillig ehrenamtlich engagieren, um was anzustoßen, um das sichtbar zu machen, was aus unserer Sicht noch nicht sichtbar genug ist. #00:12:17-9#

Grit Geißler: Genug ist. Der Bus ist dann also über Italien gefahren, einmal mit der Fähre nach Griechenland übergesetzt. Dann seid ihr eingefahren mit diesem sehr schönen, bunten Buss in dem Camp. Wie können wir uns das vorstellen? Was habt ihr vorgefunden? Was gab's für euch überraschende Erlebnisse? Wir haben die Kinder, auf euch reagiert. Wie können wir es uns vorstellen? #00:12:40-7#

Grit Geißler: Also, wir sind am Sonntag in angekommen und sind dann zuerst zu dem Stützpunkt gefahren, nennt sich, ich würde jetzt sagen, umgebaut, hautes, ausgebautes Lager mit unterschiedlichsten Ebenen und Räumen für vor allem Frauen und nur Mädchen auf der Flucht. Es ist neben einem einem großen Camp für Geflüchtete. #00:13:12-9#

Laura Mittenzwei: Das ist ein Camp der Regierung, und die Regierung in Griechenland hat scheinbar nach Erzählungen im letzten Jahr beschlossen, dass keine NGO Arbeit in den Camps mehr stattfinden darf. Daher konnten wir nicht nicht rein, damit man sich das vorstellt. Das ist ein Camp, in dem Menschen in Containern unterkommen, aber nur bis zu 1000 Menschen. Es leben mehr als 1000 Menschen dort. Deswegen kann man sich vorstellen, das sind Behelfsunterkünfte, in Form von Zelten. Dieses ist ummauert mit einer circa dreieinhalb Meter hohen Mauer und einem Stacheldraht obendrauf, und der Eingang. Es gibt einen Ein und Ausgang, der vergittert ist. #00:13:54-6#

Katharina Mittenzwei: Und bewacht. Man kann sich vorstellen, warum Ngos keinen Zutritt haben zu diesem Ort? #00:13:59-8#

Grit Geißler: Ja. #00:14:00-6#

Laura Mittenzwei: Ja. #00:14:01-1#

Grit Geißler: Genau! Und Mädchen und Frauen, die in dem Camp sind, die können halt in die andere Base. #00:14:09-1#

Laura Mittenzwei: Männer dürfen nur rein, wenn sie eine Art von Lehrtätigkeit oder Arbeit dort verrichten, und also man merkt das auch, wenn man in diese, wie Grit das berichtet hat, in diese umgebaute Garage geht, dass es durchdacht, also es ist, wird viel mit Vorhängen gearbeitet, dass eben Bereiche abgetrennt werden können. Falls quasi männliche Personen durchgehen, kann man trotzdem noch Bereiche abtrennen. Also, es ist wirklich darauf ausgelegt, dass es ein sicherer Ort ist, und die haben einen Programm. Das ist. Im Endeffekt kann man sagen, haben die da ein Bildungszentrum, kulturelles Bildungszentrum für Frauen und Mädchen geschaffen aus dem nichts mehr oder weniger da, wo großer Bedarf war, und vormittags machen sie Sprachkurse für die Frauen und Mädchen, die nicht zur Schule gehen, zur Regelschule, und nachmittags gibt es dann eher so informelle Bildungsangebote in den Bereichen Kunst, Sport, Freizeit, abhängen. Man kann da auch einfach nur abhängen. #00:15:09-6#

Grit Geißler: Und da sind wir eingerollt mit dem Spielmobil. Die haben haben uns schon erwartet und haben sich sehr gefreut. Es waren auch gleich am Anfang Kinder da, die wir dann ein bisschen einbremsen mussten, und am Montag ist es dann gestartet und erstmal noch mal mit einer größeren Materialsicht, dann da auch nochmal einfach gecheckt, wo steht was am besten, wie können wir das am besten so packen, dass wir das auch gut, wenn wir in das Camp fahren, gleich zum Einsatz bringen können, das schnell raus kann, das sind die Erfahrungen, die wir ja in der Arbeit mit dem Spielmobil haben. #00:15:49-4#

Katharina Mittenzwei: Darf ich dir kurz eine Zwischenfrage stellen für die Hörerinnen und Hörer, die die Spielmobilarbeit nicht kennen und unter Spielsachen vielleicht was anderes verstehen als ihr. Also, es geht jetzt nicht um ein Mensch ärgere dich nicht Brett. #00:16:02-3#

Grit Geißler: Nein. #00:16:02-7#

Katharina Mittenzwei: Sondern? #00:16:02-7#

Grit Geißler: Also, es geht zum Beispiel um Stellen. Es geht um das. Es geht um Großspiele wie Flip Kick. Das ist so ein schussel Spiel, einfach. Es geht um ein Rollerbahn, das ist so eine Kiste. Rutsche kennen bestimmt viele Zuhörer*innen, wo die Kinder in Kisten oder Brettern sitzen und dann so ein Förderband mäßig runterrutschen können. Es geht um große aufblasbare Bälle. Es geht um Spiele, Sachen, mit denen man draußen mit möglichst vielen Menschen spielen kann, reden natürlich auch kreativ. Material ist mit dabei, Straßenmalkreide und alles, was man außer Tisch, Brettspiele, würde ich jetzt mal sagen, quasi im öffentlichen Raum spielen kann. #00:16:55-5#

Katharina Mittenzwei: Du hast gerade erzählt, ihr habt das Material gesichtet, und dann ging es weiter, wahrscheinlich mit dem Spielen und dem konkreten Angebot an die Kinder. #00:17:03-5#

Laura Mittenzwei: Mhm, was hat das quick response team für uns total gut gemanagt und da verantwortungsvoll für uns den Weg geebnet? Und dann konnten wir in einen kämpfen, dass etwas weiter entfernt war, weiß nicht, wie es dir geht, aber das ist irgendwie ein besonderer Moment, wenn man mit einem Spielmobil, völlig egal wo auf dieser Erde, das erste Mal auf einem Platz fährt und man gesehen wird von den Kindern. Das ist einfach ne Reaktion, die es im Endeffekt überall gleich und tatsächlich auch man kann eigentlich sagen, gar nicht beim ersten Mal, auch wenn du zum und an den gleichen Einsatzort fährt. Die Kinder sind da, die Kinder wissen, was passiert, und es kann losgehen. Und so war es auch in dem Kamp. Wir sind da angekommen, wurden sehr freundlich begrüßt. Das war, das von der Regierung zwar kontrolliert wird, aber nicht geführt. Wir wurden sehr freundlich begrüßt von den Securitys, von dem Camp Manager und natürlich von den Leuten, die dort zurzeit unterkommen, und ähm ja, dann ging's los! Genau. #00:18:24-7#

Grit Geißler: Ja, ich finde, noch besonderer als der Moment, mit dem Bus vorzufahren, ist der Moment, den Bus aufzumachen, weil dann sehen die Kinder tatsächlich, was drin ist. Erst mal, wenn du ankommst, sehen die nur in der Hülle, die ist bunt, und das ist ein Auto. Aber was für tolle Sachen das aber tatsächlich enthält. Das sehen die Kids erst, wenn man es aufmacht, und da dann die leuchtenden Kinderaugen zu sehen, das ist nochmal was ganz besonderes, und da ist es dann wirklich so besonders, wenn man das erste mal irgendwo hinkommt, weil die Kinder damit nicht rechnen mit dem, was da drin ist, und das war schon, das war schon besonders. Also, das war schon! Für mich war der Moment, dass wir da reinfahren durften, tatsächlich sehr bewegend. Also, ich fand das wirklich ein gutes Gefühl, und als wir den Bus dann aufgemacht haben und die staunenden Kinder da davor standen und in Erwartung waren und selber gar nicht wussten, was jetzt passiert, auch die Erwachsenen haben geguckt, wer kommt da? Was machen die? Was ist denn da in dem Bus drin so, und als sie dann begriffen haben, was wir tatsächlich mitbringen. Die Freude war riesig, und ich glaube, das sind Bilder, die gehen nicht mehr weg, haben sich eingebrannt. #00:19:54-0#

Katharina Mittenzwei: Würdet ihr denn aus eurer Erfahrung sagen, Kinder auf der Flucht oder Kinder mit Fluchterfahrung spielen anders als Kinder in einem gesicherten Umfeld? #00:20:07-2#

Grit Geißler: Schwierig? Einerseits, ja, ich glaube also, ich habe die Erfahrung gemacht, dass die mit den unbekannten spielen. Dass sie die mehr in Beschlag nehmen und auch eher verteidigen, klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, aber die gehen also, wenn die das mal spielen, spielen die das so, und dann lassen die auch niemanden ran. So also, es ist erst mal ihr Spiel, und die spielen das bitte auch so lange, wie sie wollen. Und das war eine Erfahrung, die ich jetzt bei meinen Spielmobileinsätzen nicht so machen muss, dass mir eben das gerade an den großen Tisch spielen wie jetzt flippig, wo Schule von einer Seite zur anderen ziemlich schnell mit einem Gummiband geschnipst werden müssen, dass man das dann so zeitlich auch reglementieren muss, also dass man dann sagen muss, okay, bei drei das Kind, das die drei Punkte zuerst hat oder dreimal gewonnen hat, und dann ist Schluss, und dann wird gewechselt. Das ist Beispiel. Einsetzen, die wir normalerweise haben, nicht so. Also, da sind die Spielsachen einfach auf dem Platz, und die Kinder spielen damit selbstorganisiert. Das war eine Erfahrung, die habe ich so das erste Mal gemacht, tatsächlich! #00:21:30-5#

Laura Mittenzwei: Also, mir fällt bei der Frage sofort ein, alle Kinder spielen gleich im Sinne von alle Kinder wollen spielen, alle Kinder müssen spielen können, und die Frage ist eher, welche Möglichkeiten wurden ihnen bisher im Leben gegeben, um dieses Recht auf Spiel auch auszuleben? Ähm, welchen Rahmen können wir da schaffen, damit eine Art Chancengleichheit entstehen kann oder zumindest in die Richtung gearbeitet werden kann? Ich finde, wenn man sich Mechanismen oder Reaktionen im Spiel ansieht, wenn man zum Beispiel am Anfang jeder Spielaktion, gibt es ein Großgruppen Spiel, also, das Spielmobil wird nicht aufgemacht, sondern wir kommen alle erst mal zusammen und spielen miteinander, spielt, das aktiviert, das Freude macht, dass einfach diese dieses Event einläutet, dass man jetzt drei, vier Stunden lang gemeinsam spielt. Da, finde ich, merkt man immer wieder, dass menschliche Reaktionen auf Spiel so ähnlich sind, also dieses sei die Bereit, ja völlig egal, welche Sprache oder sich gemeinsam im Kreis aufstellen und auf irgendwas reagieren, Fangen, Jagen, weglaufen, verstecken, was fangen, werfen, als Gruppe von der einen Seite zur anderen rennen. Also, es sind so einfach, eigentlich einfache Mechanismen, die Ein miteinander auslösen, dass ganz grundlegend für die Spielmobilarbeit ist und sie auszeichnet. Genau also deswegen glaube ich, dass Kinder auf der Flucht natürlich Dinge mitbringen: Traumatisierung, Erfahrungen, die man sich gar nicht vorstellen mag, die, die man vielleicht aus manchen Kontexten der Kinder und Jugendarbeit hier nicht kennt. Das ist, glaube ich, auf jeden Fall die eine Perspektive, die du geschildert hast, und auf der anderen aus der anderen Perspektive. Ja, alle Kinder spielen überall gleich und verfolgen dabei das gleiche Ziel, und zwar spielen #00:23:29-4#

Katharina Mittenzwei: Hattet ihr denn noch schwierige Situationen beim Spiel mit den Kindern oder vielleicht auch im Kontakt mit? Du hast vorhin den Campleiter erwähnt? Gab es Herausforderungen für euch zu bewältigen? #00:23:41-9#

Laura Mittenzwei: Also in Beziehung mit der, mit der Zusammenarbeit, nenne ich es jetzt mal mit dem camp Management dort vor Ort hatten wir großes Glück. Die waren sehr froh darüber und haben das sehr gerne angenommen, unser Angebot, und da war eher die Schwierigkeit zu vermitteln, dass dieses Projekt, das wir da machen für nur zwei Wochen, dass wir nur zwei Wochen da sind und in diese Aktionen eine Multiplikatorinnen, Schulung versuchen mit einzubinden, um die Volunteers, die länger vor Ort sind, die Arbeit weiter oder dazu zu befähigen, die Arbeit weiterzuführen. Also, das war eher schwierig, eine Herausforderung während der Spielaktionen, sowas wie kleinere Eskalationen, Konflikte, ja, klar, klar gab es die, und deswegen waren wir uns aber völlig bewusst. Also, diese Erfahrung bringen wir glücklicherweise mit, dass uns total bewusst ist, dass so was aufregendes und anregendes wie miteinander spielen und große, besondere Spielgeräte aus zu probieren, solche Energien freisetzt, dass die natürlich auch gegeneinander aufeinander treffen und natürlich vor allem in so einem Lebensraum der Menschen dazu zwingt, auf sehr engem Raum unfreiwillig nebeneinander miteinander zu leben, auf teilweise sehr, sehr lange Zeit und ohne eine klare Perspektive auf Änderung. Deswegen gab's auf jeden Fall Konfliktsituationen zwischen Kindern. Also ich kann da nur unsere Kolleginnen an Platz zitieren, die dann sagt, ja, das ist meine tägliche Arbeit. So sieht bei mir jeder Spielmobil Einsatz aus. Also, das gehört einfach zur Arbeit, mit dazu, dieses Aushandeln des Miteinanders in der Vielfalt des Spiels, und das ist ja auch dieser gesellschaftliche Wert, den die Arbeit mitbringt, dass eben dieser Aushandlungsprozess in einem freien Umfeld stattfindet, in diesem Spielraum, den wir als spielmobiler Innen schaffen. #00:25:53-5#

Katharina Mittenzwei: Ihr habt vorhin die Base erwähnt, also den für Mädchen und Frauen. Habt ihr denn grundsätzlich den Eindruck, dass Mädchen und junge Frauen andere Bedürfnisse, sicherlich aber auch andere Herausforderungen auf der Flucht haben? Konntet ihr dabei euren Spielaktionen bemerken, dass es dann Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern gab? #00:26:18-1#

Laura Mittenzwei: Also, während den Spielaktionen würde ich aus meiner Perspektive so sprechen, dass diese diese, ich sage jetzt mal, diese Prinzipien von Vielfalt und miteinander, die wir ja bei unserer Arbeit haben, dazu führen, dass wir einen, den Raum möglichst zu schaffen, dass Geschlechter unabhängig gespielt werden kann, also stets nach dieser einen Regel, die wir haben. Alle dürfen mitspielen, und daher kann ich jetzt aus der direkten Spielmobilarbeit, die wir dort vor Ort gemacht haben, nichts direkt sagen. Aber der Leiter der Kabas vom Quick response team hat da viele Erfahrungen mit uns geteilt, heilt, die in die Richtung gehen: Frauen und Mädchen haben einen sehr erschwerten Zugang zu Hilfsstrukturen während der Flucht und sind gleichzeitig Faktoren der Flucht, also den den Fluchtgründen, viel mehr ausgesetzt. Die Erfahrungen der Arbeit der Leute vor Ort in Griechenland, die schon seit 2015 dort sind, zeigt, dass sich die Herkunftsländer sehr geändert haben, aus denen die Menschen kommen. Also 2015 kam der Großteil aus Syrien, während seit letztem Jahr vorrangig Menschen, Personen aus Afghanistan und auch den Iran kommen und hier die Ereignisse Machtergreifung der Taliban in Afghanistan und der Vorfall Mascha Amini im Iran dazu geführt haben, dass eben auch vor allem Frauen und Mädchen fliehen müssen und dass dieser Schritt, quasi diesen safe space für Frauen und Mädchen zu erschaffen und ihnen dadurch einen Zugang zu Strukturen, Bildung und gesundheitliche Versorgung sicherstellen, unbedingt notwendig ist, wie du vorhin schon gesagt hast. Ja, das wird eher amtlich getragen, von volunteers, durch zivilgesellschaftliches Engagement sichergestellt, zu großen teilen. #00:28:40-3#

Katharina Mittenzwei: Jetzt ein Schwenk nach Deutschland, also wir reisen wieder einmal zurück. Gedanklich würdest du aus deiner Profession heraus sagen, die Spielmobil Lobby ist groß genug in Deutschland. Wie sieht die Spielmobil Landschaft aus? Braucht sie mehr Unterstützung, und ich glaube, ich kenne die Antwort schon. #00:28:57-9#

Grit Geißler: Ja, wir brauchen auf jeden Fall noch mehr Unterstützung. Also, es gibt unglaublich viele Spielmobile, die sind aber eher nicht so bekannt. Das Liegt hat sicher verschiedene Gründe. Ich kann jetzt nur für einen Landkreis versprechen. Ich glaube, unser Spielmobil ist im Landkreis Verzehr etabliert und auch sehr bekannt, und die Kinder und auch die Erwachsenen freuen sich sehr, wenn wir zu denen in die Orte kommen, auf die Dörfer und mit den Kindern dort Zeit verbringen. Deutschlandweit ist es schon so. Wie gesagt, wir haben über 300 Spielmobile. Spielpädagogische Projekte sind nicht nur Spiele wie jetzt unsere, ausgestattet mit Spielmaterialien als Fahrzeug. Es gibt auch inzwischen Leute, die mit Bollerwagen auf Spielplätze sitzen, ziehen oder eben in den Unterkünften arbeiten, für für und mit Menschen auf der Flucht oder in vernetzten Strukturen, wie eben bei Kultur macht stark, wo auch Spielmobile mit dabei sind. Oder es gibt Werkstätten, die mobil sind und Kindern auf spielerische Art und weise den Umgang mit besonderen Materialien wie Metall beim Schmieden oder Frischholz in der Grünholzwerkstatt schnitzen und so weiter nahebringen. Ähm, aber es kann immer mehr sein! #00:30:35-6#

Katharina Mittenzwei: Es gibt das Recht auf Spiel für Kinder, inkludiert in die zehn Kinderrechte, die auch von den vereinten Nationen verabschiedet wurden. Was hat das mit eurer Arbeit zu tun? #00:30:47-9#

Grit Geißler: Das Recht auf Spiel ist deswegen so wichtig für die Spielmobilarbeit, weil wir durch die Spielräume, die wir schaffen, wie du es gerade erläutert hast Grit, gerät, Vielfalt und miteinander ermöglichen für Kinder und dadurch eine kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe für Kinder ermöglichen, die sie häufig nicht auf die Weise bekommen, wie sie eben in freien Spielräumen, die sie bekommen. Und die Teilhabe ist grundlegend grundlegend für unsere Demokratie, dass wir Kinder und nicht erwachsene Personen teilhaben lassen an unserer Gesellschaft. #00:31:29-6#

Laura Mittenzwei: Für mich ist es immer so ein Zusammenspiel im wahrsten Sinne des Wortes, weil, was ganz wichtig ist, um den Kindern dieses Recht auf Spiel zu ermöglichen, ist, freie Zeit, und auch diese freie Zeit, die auch in dem gleichen Artikel drin steht. Also die Kinder haben ein Recht auf freie Zeit und freies Spielen, und auch diese freie Zeit wird für die Kinder immer, immer, immer weniger, nicht nur durch Schule und nicht nur durch Angebote, die in irgendeinem schulischen oder Lernenkontext, Bildungskontext stehen, sondern auch die Zeit, die durch Familie bestimmt wird, auch die Zeit ist, nimmt einen großen Raum ein. Die ist auch wichtig, ähm, Familien, das Familien zusammen sind, das Familien gemeinsam Zeit verbringen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass jeder Mensch, und eben auch Kinder sind Menschen ein Recht auf eigene Zeit und selbstbestimmte Zeit haben und mit unseren angeboten, und das halte ich für ganz, ganz wesentlich. Geben wir den Kindern den Raum, diese Zeit selbstbestimmt zu füllen. Ob die jetzt bei uns spielen oder ob die sich nur in Anführungszeichen mit anderen Kindern treffen, um miteinander zu reden oder nur zu sitzen und zu gucken, sei mal dahingestellt. Aber diese freie Zeit selbstbestimmt auszufüllen, das ist mir ein großes Anliegen, den Kindern da die Möglichkeit zu geben, das für sich zu entdecken, dass sie Zeit haben und die auch selber nutzen können, wie sie wollen, ohne dass jemand rein spricht. Da rede ich ganz gerne und ganz oft auch mit den Eltern darüber, dass die Kinder bei uns sein können, wie sie sind, und die Eltern gerne nach Hause gehen dürfen und ihren Kindern nicht beim Spielen oder beim Freizeiterleben zuschauen müssen. Ähm, das war vor allem in der Pandemie für mich ein wirklich großartiges Erlebnis, weil wir da tatsächlich, ich werde immer wieder darauf angesprochen, was habt ihr in der Pandemie gemacht? Da durftet ihr nicht, doch wir durften. Mit entsprechenden Konzepten haben wir in beiden Pandemiejahren mit den Kindern gespielt. Tatsächlich sowohl 20 als auch 21 konnten wir unsere Spielaktionen durchführen, ein bisschen anders, ein bisschen andere Konzepte, aber wir haben gespielt, was wesentlich ich war, und ganz anders, es waren keine Eltern dabei, die durften nicht, die durften ausgeschlossen, genau die wurden tatsächlich ausgeschlossen, und es durften nur Kinder ab sechs Jahren mit uns spielen oder bei uns spielen, und das war für die Kinder waren das dreieinhalb Stunden wahnsinnig wertvolle, schöne Zeit, und wir haben das so tolle Beobachtungen machen können. Was bei Kindern passiert, wenn die dreieinhalb Stunden selbstbestimmt unterwegs sind, das auch das ist was, was ich, was ich durchaus positiv aus dieser Pandemiezeit mitnehme. #00:34:52-3#

Katharina Mittenzwei: Laura, du hast vorhin von gesellschaftlicher Teilhabe gesprochen. Mir ist aufgefallen, dass Kinder und Jugendliche im öffentlichen Diskurs keine bis wenig Beachtung finden, es sei denn, es geht dann um überhöhten Medienkonsum oder um das marode Bildungs Thema. Aber letztlich geht es dabei dann ja im Kern nicht um Kinder und Jugendliche. Woran liegt das eurer Meinung nach, und welche Aspekte müssen hier ganz dringend in den Fokus des gesellschaftlichen Diskurses geholt werden? #00:35:21-0#

Laura Mittenzwei: Ich habe das Gefühl, dass im gesellschaftlichen Diskurs Belange und Bedürfnisse von Kindern, jugendlichen, nicht erwachsenen Personen stets aus einer erwachsenen Perspektive behandelt werden und besprochen werden. Es gibt im gesellschaftlich, im öffentlichen gesellschaftlichen Disks kaum Kinder, ernst genommene Kinderperspektiven. Dafür gibt's, gäbe es konkrete Handlungsvorschläge. Einer steht sogar im Koalitionsvertrag, und das ist, dass die Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden. Der letzte Gesetzesentwurf hat keine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat bekommen. Seitdem sind andere Themen wieder in den Vordergrund gerückt. Da sind wir wieder beim Thema lobby der Kinder. Da wäre jetzt eine starke Lobby notwendig, die immer wieder auf dieses Thema zurückkommt. Es steht im Koalitionsvertrag: Kinderrechte sollen in ins Grundgesetz. Da wäre juristisch schon mal ein anderes Fundament geschaffen, um Kinderperspektiven in den öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs mit aufzunehmen. Denn die Teilhabe und die die Ermöglichung von Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, die ist gesetzlich eigentlich festgelegt. #00:36:37-2#

Katharina Mittenzwei: Sonst einmal nochmal nach Nürnberg führt, Metropolregionen blicken. Du hast jetzt schon das Spielmobil Fürth genannt. Was gibt's noch für Orte? Wo können wir hin? Konkrete Vorschläge an alle Kinder da draußen, die uns vermutlich nicht zuhören, aber vielleicht die Eltern. #00:36:50-2#

Grit Geißler: Also ganz wichtig ist, das Spielmobil des Landkreises Fürth genau, es gibt in Nürnberg auch zwei Spielmobile, tatsächlich das Mopel und den Ratz von der Stadt Nürnberg, die immer auch in den Stadtteilen in Nürnberg unterwegs sind, auf großen Flächen, großen Plätzen in Nürnberg. Es gibt ja so tolle Einrichtungen wie das Erfahrungsfeld der Sinne, wo Kinder auch einen freien Raum haben zum Nutzen und zum spielerischen Sinneserleben. Ähm, es gibt tolle Brachflächen, auf denen Kinder spielen sollten. Meiner Meinung nach. Also, habt Mut und erobert euch diese Flächen zurück, weil die sind da in allen Städten, auch auch auf dem Lag, und es gibt tolle Wälder und Parks und wiesen, in denen Kinder spielen können und auch dürfen. Also, es gibt kein Gesetz dieser Welt, dass es Spielen im Wald oder auf der Wiese verbietet, und ich kann nur Eltern auch immer wieder dazu ermutigen, und das ist, glaube ich, das allerwichtigste, dass man die Kinder ziehen lässt, als wir, das man die Türen aufmacht und sagt, geh raus, spiel, du hast Zeit bis um sechs früher, also vor, als ich noch Kind war, hatten wir ja gesagt, bis die Mutti gerufen hat: Abendessen, komme hoch, oder eben anfängt zu dämmern, und dass man die Kinder einfach so bisschen einen Spielraum gibt. Also, man muss nicht mal immer die Uhrzeit im Blick haben, sondern eben auch an anderen Sachen, dass man fest machen, und die Kinder müssen lernen zu fragen, auch wie spät es ist. Zum Beispiel dafür brauchen die keine Smartwatch am Abend so, aber sie müssen sich trauen, auf andere zuzugehen oder sich eben zu orientieren. Wo ist die nächste Turmuhr? Zum Beispiel? In allen Städten gibt's Kirchenuhren, wo man drauf gucken kann, oder eben andere fragen oder eben gucken, oh moment, jetzt sind die Straßenlaternen schon an. Vielleicht sollte ich jetzt dann doch mal nach Hause gehen. So genau, und das ist aber eine Aufgabe, die die sich erwachsene Erwachsene tatsächlich stellen müssen, um Kindern die Möglichkeiten eben zu geben, das auszuprobieren. Wie ist das? Wenn ich alleine unterwegs bin, kann ich mich auf andere Erwachsene auch verlassen, wenn ich Hilfe brauche? Zum Beispiel werde ich wahrgenommen als Kind, und auch das ist was, was gesellschaftlich absolut Thema ist. Wie werden Kinder wahrgenommen? Mische ich mich ein, wenn ich sehe, dass ein Kind weint? So, und das, glaube ich, ist eine große Aufgabe, die da auch aktuell immer noch da ist. Da nehme ich mich auch nicht aus. Also ja, jeder muss gucken auf die kleinen Persönlichkeiten, die draußen auf der Straße sind. #00:40:04-0#

Laura Mittenzwei: Ja, und ich denke auch, dass Nürnberg eine gute Grundlage hat, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Es gibt in Nürnberg zum Beispiel die Straße der Kinderrechte im Stadtpark. Da haben wir uns. 2020 haben wir ein kleines Projekt gemacht, das hat uns das eben Nurnberg ermöglicht mit dem Projekt Quartier U eins, und da konnten wir in der Beteiligungsaktion die Zugangsrampen zur Band Station maffay Platz bemalen und so quasi im öffentlichen Raum Raum einen Spielraum schaffen. Auf Grundlage dieser dieser Thematisierung und physisch machen der Kinderrechte, die die Stadt Nürnberg schon angegangen hat, gibt es einfach eine gute Grundlage, das noch viel weiter zu verfolgen und vielleicht sogar beispielhaft voranzugehen als Stadt und zu überprüfen, welche Möglichkeiten haben Kinder überhaupt in unserer Stadt, also das große Thema Verkehr. Wie viel wird bei der Stadtplanung an Autos gedacht, und wie viel wird bei der Stadtplanung an Kinder gedacht? Diese Frage könnte man sich ernsthaft stellen und dann gemeinsam überlegen, wie man Kindern viel mehr Möglichkeiten einräumen kann beziehungsweise wie man die Kinderrechte auch tatsächlich in die Praxis umsetzen kann in einer Stadt. Ja! #00:41:24-9#

Grit Geißler: Ja, also, das sind wir auch. Was mir da wirklich einfällt, ist Beispiel: Spielstraßen gibt es ein tolles Schild, da spielen Kinder auf einem Schild auf die Spielen da auf der Straße. Wenn man sich aber die Spielstraße anguckt, ist die Straße zugeparkt, und Kinder haben überhaupt keine Möglichkeit, auf dieser Straße sicher zu spielen. Jetzt gibt es in einigen Städten auch für temporäre Spielstraßen, also im Sommer vor allem die mit der Nachbarschaft und so weiter, dann entsprechend eingerichtet wird werden für einen bestimmten Zeitraum, wo dann eben in der Straße nicht geparkt werden darf, wo Möglichkeiten zum gemeinsamen Zusammensein und zum Spielen geschaffen werden. Die sind temporär, also die sind halt nur für einen bestimmten Zeitraum Sonntagnachmittag, im Idealfall irgendwie, wo sowieso vielleicht weniger leute Autos fahren und so weiter. Aber die sind ein kleiner Anfang, um eben, ähm das Spielen auf der Straße, wie es vor ja noch möglich war, wieder zu schaffen und auch eben dafür dann eine entsprechende Akzeptanz herzustellen. Das ist halt, das der Kinderlärm und Spieler viel wertvoller und wichtiger sind als Straßenlärm, autolärm Abgase, so. #00:42:51-9#

Katharina Mittenzwei: Laura Ritt, an der letzte Frage an euch, und ihr dürft nur jeweils mit einem Wort Antworten, weil der Erwachsene auch spielen. Was ist euer liebstes Spiel? #00:43:01-4#

Grit Geißler: Weitschreien. #00:43:05-6#

Laura Mittenzwei: Das wusste ich das du das sagst. #00:43:06-4#

Katharina Mittenzwei: Hm! #00:43:06-5#

Laura Mittenzwei: Monster, das ist aber das, das ist aber fies, nur mit einem Wort. #00:43:16-5#

Laura Mittenzwei: Weit chreien muss man eigentlich auch erklären. #00:43:19-9#

Katharina Mittenzwei: Das erklärte mir gleich nach abgeschalteten Mikro, hat mich sehr gefreut. Danke, dass ihr da wart. Wir werden den Franken, Konvoi und Plan natürlich verlinken. Ich denke, es gibt nach wie vor ein Spendenkonto, auf das man überweisen kann. Bis bald! #00:43:37-9#

Laura Mittenzwei: Tschüss und danke, vielen Dank für die Einladung. #00:43:41-0#

Grit Geißler: Ja, danke! #00:43:44-9#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Im Gespräch mit Playing Peas e. V. geht es um Kinder auf der Flucht, Kinderrechte im Koalitionsvertrag und die eine Regel: alle dürfen mitspielen!

Grit Eißler und Laura Mittenzwei, zwei Vertreterinnen des Vereins Playing Peas e. V., brennen, wenn es um das Thema Kinderrechte und das Recht auf Spiel geht. Die beiden sind tief in der Spielmobil-Szene verwachsen und sprechen aus Erfahrung, wenn sie sagen „Kinder haben keine Lobby in unserer Gesellschaft“. Ob es die offene Kinder- und Jugendarbeit mit dem Spielmobil in Fürther Landkreis oder in Erstaufnahme-Camps ist: Der Bedarf an Spielraum und Flächen der Teilhabe für Kinder ist weit größer als es die aktuellen Strukturen hergeben. Der Verein Playing Peas widmet sich genau dieser Herausforderung. Denn noch viel größer ist der Bedarf bei den Kindern und Jugendlichen, die auf der Flucht an den EU-Außengrenzen festsitzen. Eißler und Mittenzwei berichten über ihre Reise nach Griechenland und über den Moment, als sie mit dem bunt bemalten und mit Spielgeräten beladenen Bus in ein Geflüchteten-Camp nahe Thessaloniki einfuhren. Dass auch in Deutschland die Belange der jüngsten unserer Gesellschaft nicht ausreichend gesellschaftlich diskutiert würden, sei eine Lücke unseres demokratischen Miteinanders und müsse sich schnellstmöglich ändern. Eißler empfiehlt „Kinder, erobert euch die Brachen der Stadt!“

Weitere Infos:

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Aufgenommen am: Donnerstag, 16. März 2023
Veröffentlicht am: Donnerstag, 23. März 2023
Moderation: Katharina Mittenzwei
Im Gespräch: Grit Eißler und Laura Mittenzwei

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Wir sind mindestens jeden zweiten Donnerstag mit einer neuen Folge online, manchmal öfters.
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