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Literarischer Austausch sorgt für neue Impulse
Kreative sammeln während des Stipendiums "Grenzenlos" Inspiration

Schon als Kind habe sie gerne Geschichten erzählt, sagt Anna Hofmann. An der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg studierte sie Fotografie und wurde Schriftstellerin. Über ein Literaturportal im Internet erfuhr sie vom Austauschstipendium und bewarb sich. „Ich habe in Prag viele kürzere Texte und Lyrik geschrieben“, erzählt die Autorin. Wöchentlich schrieb sie für einen Blog über ihre Zeit in der Metropole an der Moldau. Außerdem habe sie an ihrem ersten Roman weitergeschrieben. „Die Arbeit an einem Roman ist langwierig, deshalb sind Stipendien in dieser Phase eine große Unterstützung“, sagt sie.
„Wir haben das Austauschstipendium Nürnberg-Prag 2021 ins Leben gerufen, also während der Corona-Pandemie“, sagt Kathleen Röber, Literaturkoordinatorin am Bildungscampus (BCN) Nürnberg. „Damals war es wichtig, persönliche Begegnungen zu organisieren.“ Außerdem sollte die seit 1990 bestehende Partnerschaft mit Prag gestärkt werden.
Bewerben können sich Autorinnen und Autoren, die ihren Lebens- und Schaffensmittelpunkt in Mittelfranken haben. „Wir bekommen inzwischen sehr viele Bewerbungen“, sagt Kathleen Röber. Auch auf tschechischer Seite ist das Stipendium beliebt. So verbrachte der Kinderbuchillustrator Jan Laštovička aus Prag den Oktober 2024 in Nürnberg. „Es war eine tolle Zeit“, schwärmt er. „Ich hatte viel Zeit für mich alleine, ohne Familie. So konnte ich in aller Ruhe mein Ding machen.“

Früher, erzählt der 45-Jährige, habe er in einer PR-Agentur gearbeitet. Mit der Zeit merkte er, dass ein Bürojob nicht das Richtige für ihn war. „Während meiner Arbeitszeit habe ich Illustrationen für mein erstes Buch gezeichnet“, erzählt er. „Irgendwann habe ich das zu meinem Beruf gemacht.“ Schon vor seinem Stipendienaufenthalt war Jan Laštovička mehrfach in Nürnberg. Nun hatte er einen Monat lang Zeit, sich die fränkische Metropole anzusehen und Postkartenmotive von ihr zu zeichnen, darunter das Heilig-Geist-Spital, in dem er auch wohnte. Außerdem ist Jan Laštovička mit dem Deutschlandticket viel herumgefahren, hat sich Rothenburg ob der Tauber und Bamberg angesehen.
Das Austauschstipendium „Grenzenlos“ wird vom Prager Literaturhaus und einem Zusammenschluss mehrerer Player der Metropolregion Nürnberg getragen: der Akademie Faber-Castell Stein, dem Amt für Internationale Beziehungen Nürnberg, der Koordinierungsstelle für Literatur am Bildungscampus Nürnberg sowie der Regionalgruppe Mittelfranken des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
Text: Philipp Demling
Grenzenlos: ein mittelfränkisch-tschechischer Literaturaustausch" heißt ein Aufenthaltsstipendium für Nürnberg und Prag. Einen Monat verbringen Literaturschaffende aus Mittelfranken in Tschechien – und umgekehrt. Initiiert wurde es unter anderem vom Bildungscampus Nürnberg. Im Oktober 2024 war der Prager Illustrator und Autor Jan Laštovička in Nürnberg, den November verbrachte die Nürnberger Schriftstellerin Anna Hofmann in der „Goldenen Stadt“.
Bereits die Zugfahrt nach Prag war für Anna Hofmann die richtige Einstimmung: Der Zug war sehr voll, irgendwann mussten alle aus- und in einen Bus umsteigen – ein Teil der Strecke war gesperrt. „Es war schön, wie sich völlig fremde Menschen gegenseitig geholfen haben“, erinnert sich Anna Hofmann. „Obwohl sie ganz unterschiedliche Sprachen gesprochen haben.“
In Prag war die junge Nürnberger Schriftstellerin vor allem zu Fuß unterwegs. Von ihrer Wohnung im Stadtzentrum lief Anna Hofmann in alle Himmelsrichtungen. Von ihrem Fenster aus genoss sie den Ausblick auf die Moldau. Sie wandelte in Prag auf den Spuren ihrer Literatur und reichen Geschichte. Sie besuchte etwa das jüdische Viertel, den jüdischen Friedhof, das Café Louvre und das Prager Literaturhaus.
