Olga Komarova, hat der Krieg deinen Blick auf Deutschland verändert?

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-9#
Grazyna Wanat: Guten Tag und herzlich willkommen bei unserem Podcast. Mein Name ist Grazyna Wanat und ich spreche heute mit Olga Komarova, Künstlerin, Aktivistin, Nürnbergerin, Ukrainerin. Hallo Olga. #00:00:29-9#
Olga Komarova: Hi Grazyna. #00:00:32-5#
Grazyna Wanat: Liebe Olga, in diesen vier Wörtern, mit denen ich dich vorgestellt habe, stecken bereits alle Themen, über die ich heute mit dir sprechen möchte. Kurz gesagt möchte ich mich mit dir unterhalten, wie es ist, als Ukrainerin während des Krieges in Deutschland, in Nürnberg zu leben, zu arbeiten und Kunst zu machen. Seit wann lebst du in Deutschland und wie kam es dazu, dass du ausgerechnet in Nürnberg gelandet bist? #00:00:58-2#
Olga Komarova: Also ich lebe in Deutschland seit 2001, also das heißt schon 21 Jahre. Ich habe davor noch in Bielefeld, in Münster und in München gelebt. Also es war schon genau auch schon so ein bisschen gereist, quer durch Deutschland. Und nach Nürnberg kam ich wegen dem Studium. Und zwar ich habe an der Technischen Hochschule das Fakultät Design abgeschlossen. Genau. Und ich, ich wohnte davor eben in München, und in München habe ich mich auch mehrmals beworben, an der Fachhochschule oder auch an der Hochschule für Fernsehen und Film, hatte aber absagen und in Nürnberg hat es irgendwie geklappt, so von gleich vom ersten Versuch. Deswegen bin ich dann umgezogen. #00:01:50-5#
Grazyna Wanat: Gut für Nürnberg, würde ich sagen. Mein Internetwissen sagt, dass du auch Linguistik studiert hast. #00:01:57-9#
Olga Komarova: Genau. In München habe ich tatsächlich germanistische Linguistik studiert und als Nebenfächer noch Romanistik und Finnougristik. Genau. Ja, das kam dann so, dass ich eigentlich, mein erster Berufswunsch noch, als ich noch in der Ukraine war und noch Teenager war, das war Journalismus. Genau. Und dann tatsächlich dann, als ich nach Deutschland gezogen bin, dann dachte ich, oh, okay, also das wird bestimmt viel komplizierter jetzt, weil, genau, die Sprache. Und deswegen habe ich überlegt, okay, als erstes studiere ich vielleicht Deutsch und ich schaue, was es noch so kommt wie es ob ich tatsächlich ob das was bringt. Und genau dann müsste ich noch Nebenfächer wählen. Und dann habe ich mir überlegt, ja, vielleicht weitere Sprachen und habe einfach geguckt, Welche Sprachen gibt es noch in unserer Familie nicht, sozusagen. Meine Familie besteht auch zum größten Teil aus Menschen mit philologischen Bildung und es war schon verschiedenes mit dabei, wie Französisch und Deutsch, auf jeden Fall Englisch, Japanisch sogar. Genau und dann so, oh, Finnougristik, richtig interessant. Dann lerne ich Finnisch. Genau. Und das fand ich auch super spannend, weil, also ich spreche kein Finnisch, tatsächlich, also ich habe wirklich, das war schon lange her und es ist eine sehr komplizierte Sprache und es ist, also so Basiswissen habe ich noch, also ich kann auch ein bisschen was verstehen, aber wenig, also wenn ich was lese, also einzelne Wörter vielleicht. Aber warum ich das trotzdem sehr spannend und wichtig für mich fand, weil die meisten finno-ugrischen Völker, also neben den Großen, die wir kennen, ja, und gar die Ungarn, Finnen und Esten, die anderen kleinen Völker, die leben ja im Territorium des Russischen Föderation, Das heißt, schon damals, und das heißt schon vor knapp 20 oder 18 Jahren wurde es mir klar, dass da irgendwas nicht stimmt mit der Russischen Föderation. Also irgendwie genau kam schon damals so dieses Gefühl es ist ein Imperium, es ist irgendwie... #00:04:31-8#
Grazyna Wanat: Nicht unbedingt eine Nation. #00:04:34-3#
Olga Komarova: Genau. Also das. Na also, es wird als Föderation verkauft, aber dass diese ganzen kleinen Kulturen dort und es sind nicht nur finno-ugrischen Kulturen. Aber wie gesagt, damals wurde mir klar, dass die eigentlich ihre Kultur nicht so wirklich leben können dort und dass die auch, viele Völker sind auch schon ausgestorben oder eben vom Aussterben bedroht. Genau das war mir schon damals klar und jetzt können wir das auch sehr gut sehen, auch wie wirklich die kleinen Völker in Russland am meisten leiden, weil die werden am meisten mobilisiert und die werden in den Krieg dann geschickt und... #00:05:17-2#
Grazyna Wanat: Verheizt. #00:05:17-9#
Olga Komarova: Ja. #00:05:18-6#
Grazyna Wanat: Ja, wir sind sofort mitten im Thema. Aber ich wollte zunächst noch ein bisschen fragen zu deiner bisherige Arbeit, also noch vor dem 24. Februar. Du machst ja nämlich so viele unterschiedliche Sachen. Theater, Filmproduktion, soziokulturelle Kunstprojekte, arbeitest auch in einer Werbeagentur. Gibt es etwas, was du als Zentrum deiner Wirkung nennen würdest? Was das Wichtigste ist? #00:05:48-3#
Olga Komarova: Tatsächlich nicht. Es ist sehr schwierig. Und wenn mich Menschen so fragen, was du machst, dann sage ich einfach Kulturschaffende. Das ist natürlich ein sehr weites Begriff, aber es ist wirklich, genau, schwierig. Weil klar, also studiert habe ich Design und mit Schwerpunkt tatsächlich audiovisuelle Kommunikation im Internet, also Social Media. Und das ist das, was ich, genau, das ist so Teil meiner Arbeit, auch mit der Werbeagentur ist das. Aber auch für die Stadt mache ich immer wieder irgendwas in Richtung Social Media oder eben Öffentlichkeitsarbeit. Also genau. Also Öffentlichkeitsarbeit ist auf jeden Fall ein Schwerpunkt und das ist das, was ich studiert habe. Und dann kommt noch irgendwie freie Kunst, auch unterschiedlich Theaterperformance, aber auch Fotografie oder Medienkunst oder so und dazu irgendwie auch Kulturmanagement und, ja dazu, also das ist schon eher so ein Quereinstieg und dazu kam es, glaube ich so, das ist, es war mir schon wichtig, die Projekte mit den Künstlern in Osteuropa zu pflegen und halt diesen Austausch zu organisieren. Und manchmal ist es so. ich will unbedingt diese Theatergruppe nach Nürnberg bringen oder sonst noch ein Projekt zu machen und keiner macht das, dann mache ich das. Genau. So kam es tatsächlich dazu, dass ich irgendwie auch so als Quereinsteigerin per Tun auch Kulturmanagement beherrscht habe. Und das wurde dann auch zu einem, zu einem Beruf, weil tatsächlich leite ich auch Projekte wie jetzt zum Beispiel die Komfortzone vom Amt für Kultur und Freizeit. War ein großes Projekt, das ich geleitet habe. Oder eben ich war Teil des Kuratorenteams beim Global Art Festival im Germanischen Nationalmuseum. Ja. #00:08:00-3#
Grazyna Wanat: Ja, und auf dieser Liste fehlt auch noch "ArtiSchocken". Ich glaube, mit diesem Namen verbindet man auch deinen Namen sehr stark in Nürnberg. Was ist eigentlich ArtiSchocken? #00:08:11-5#
Olga Komarova: Genau das ist eine Künstler*innengruppe, überwiegend schon aus Menschen aus Osteuropa, aber nicht nur. Und gegründet wurde das also als kleine Gruppe noch vor 20 Jahren, ist eine Theatergruppe, wo es um die Integration durch Theater ging, in erster Linie. Genau. Es war also der juristische Name sozusagen davon war "Integration Nürnberg e.V." tatsächlich so, denn irgendwann kam der Name "Russisches Theater Nürnberg" ins Spiel. Von diesem Namen haben wir uns dann auch wahrscheinlich so 2014, 2015 dann gelöst. Aber nicht nur wegen dem Krieg, sondern auch tatsächlich, dass wir mehr Projekte gemacht haben, wo es nicht nur Migranten beteiligt waren. Und das war dann irgendwie komisch. #00:09:11-4#
Grazyna Wanat: Zu eng. #00:09:12-5#
Olga Komarova: Genau zu eng, das so zu nennen. Also wenn das ein Theaterprojekt ist, das zur Hälfte aus Menschen besteht, die hier geboren sind, die auch sich als Biodeutsche sozusagen identifizieren, dann zum Teil aus Migranten. Und genau. Und dann, 2016 haben wir auch die kulturelle Zwischennutzung am Aufseßsplatz übernommen, also was ArtiSchocken eben hieß und dann haben wir diesen Namen auch behalten, weil der Name ist eigentlich ganz schön, warum nicht? #00:09:47-1#
Grazyna Wanat: Das stimmt. Du sprachst vorher von Zusammenarbeit mit Künstler aus Osteuropa und jetzt auch vom russischen Theater. Und wie schaut jetzt deine Zusammenarbeit mit russischen Künstler, hier und dort? #00:10:05-1#
Olga Komarova: Genau. Also hier ist es natürlich, ich würde sagen, in unserem Kollektiv hat sich nicht so groß was geändert. Denn tatsächlich, die Menschen, die aus Russland stammen, unterstützen die Ukraine und zwar oft sogar mehr als ich selber, habe ich manchmal das Gefühl. Zum Beispiel meine Kollegin Lisa Schlossberg, die eigentlich aus Russland stammt, die aber so viel macht, dass ich auch immer sage "Oh Wahnsinn, also was würden wir ohne dich auch machen?" Und genau. Und aus Russland ist tatsächlich jetzt schwierig, weil sehr viel, also ich habe, ich hatte viele Kontakte und es sind nur wenige, wo ich sagen kann, die Leute, es ist den Leuten auch bewusst und sie äußern sich auch dagegen und wirklich. Was machen sehr viele? Sie schweigen einfach, die sind wie verschwunden irgendwie. Die sagen nichts. Ich glaube, die haben Angst. Also es waren schon alles Menschen, die eigentlich gegen Putin waren, auch davor, aber die nahmen so so eine komische Stellung und das kann ich irgendwie auch nachvollziehen. Also irgendwie diese Angst oder der Wunsch, das irgendwie einfach: "Ja, okay, ich mache jetzt nichts, ich warte ab". Aber weiß ich nicht ob diese Kontakte, ob wir diese Kontakte noch retten können, weil ich glaube das ist schon, wenn wenn du solche feige, sozusagen, neutrale Stellung erlebst, dann ist es schwierig. Ja, weiß ich nicht, wie es dann was noch kommt. Schaun wir mal! #00:11:49-7#
Grazyna Wanat: Tjaja, und jetzt sind wir wirklich mitten im Thema. Wir sind in der Epoche der Zeitenwende, als der Krieg, der ja schon seit 2014 dauert, auch hier nach dem 24. Februar als Krieg wahrgenommen wurde, dann startete Russland einen großangelegten Angriff auf die Ukraine aus mehreren Richtungen, mit dem Ziel, die ukrainische Regierung zu stürzen. Und seitdem schon seit fast acht Monaten inzwischen dauert ein furchtbarer und immer weiter eskalierender Krieg. Wie haben diese acht Monate deine Arbeit und dein Leben verändert? #00:12:26-8#
Olga Komarova: Hm, ja, also die ersten Monate war war schon schwierig, muss ich sagen. Und es hat auf jeden Fall auch meine, meine Arbeit zum Beispiel auch in der Komfortzone beeinträchtigt. Im Sinne, ne, wir haben das schon alles dann gemeistert, gut gemacht, aber ich muss sagen also ich, ich versuche immer auch über die Grenzen hinauszugehen und immer noch was drauf zu machen. Und ich hatte das Gefühl, ich mach schon das Nötigste, also das Projekt läuft, es ist alles gut ist, zum Glück hatte ich auch ein super Team, natürlich. Also meine Kollegin [unverständlich] und auch das Team KUF im südpunkt als Kooperationspartner natürlich mit, oder auch unsere Programmgruppe aus, so die Freiwilligen, die Ehrenamtlichen, die auch mitgestaltet haben. Also es lief schon alles, aber ich weiß, ohne den Krieg würde ich wahrscheinlich auch mein Team noch mehr herausfordern und sagen "Ja, lass uns noch was überlegen, lass uns doch noch was machen." und genau das war nicht der Fall. Das heißt, ich habe einfach okay, ich muss einfach das Nötigste, dass alles passt. War trotzdem genau gelungen. Aber wirklich so diese ersten Monate, März, April konnte ich nur, also wirklich habe ich sehr viel Zeit auch in die Sachen investiert wie Flüchtlingshilfe oder so, oder auch Projekte, die, ja, die auch irgendwie direkten Bezug mit der Ukraine haben. Wir haben zum Beispiel eine Theatergruppe am Staatstheater gegründet mit, genau, mit zum Teil geflüchteten Künstler*innen und manchen, die auch hier leben. Dank Anja Sparberg vom Staatstheater vom Theater Plus war das dann möglich und wir haben dann auch eine Produktion im Juli, "Brautkleid bleibt" dann auch aufgeführt. Hm, und genau das habe ich schon versucht, oder bzw. es war mir sehr wichtig, irgendwas sowohl künstlerisch als auch soziokulturell zu machen, was mit meiner Heimat zu tun hat. Oder auch, ich war auch damals noch an einem Projekt vom Staatstheater, einem anderen Projekt beteiligt. Das Projekt "Wer ist wir?". Das Projekt ging also Anfang Februar los und der Casting gab es im Januar. Und eigentlich schon zum Casting kam ich mit so einem Text, was es, wo es auch darum ging, wir sind jetzt alle in Gefahr und ihr checkt das noch nicht, das weiß ich, aber wir sind schon in Gefahr. Und es war dieser Text und das fand ich auch spannend, wo es dann am 24. und auch an den Tagen darauf irgendwelche Menschen mir schrieben so "Oh, es tut uns leid, wir hätten es nie gedacht, dass es so weit kommt." und ich las das und so "Na super, Also ihr habt das nicht... also ich, klar." #00:15:38-5#
Grazyna Wanat: Nicht gemerkt. #00:15:38-7#
Olga Komarova: Genau, ihr habt das nicht, konntet euch das nicht vorstellen können. Ich konnte mir das aber sehr wohl vorstellen, dass so was passiert. Genau. Und das heißt, dieser Text wurde dann überarbeitet, noch von mir und auch vom Dramaturgen und dann neben der Kongresshalle vorgetragen im Rahmen dieser Performance. Das war mir zum Beispiel auch sehr wichtig. Also diese Performance haben wir sehr oft gespielt, "Wer ist wir?". Und das war für mich auch so ein Teil dieser Beteiligung an dem, was in der Ukraine passiert, dass ich durch diesen Text auch mich äußern konnte und auch die Aufmerksamkeit von Nürnbergern auch auf dieses Thema richten konnte. Aber gleichzeitig ich muss sagen, dass zum Beispiel eben die Komfortzone oder anderen Sachen, die mit dem Krieg nichts zu tun hatten, war auch gleichzeitig auch eine Rettung, weil es ist schon gut, dass man irgendwas machen muss, was mit dem Krieg nicht zu tun hat und dass man tatsächlich auch gezwungen wird, sich abzulenken und dadurch auch mal so eine Auszeit hat mental von diesem ganzen Horror. #00:16:56-9#
Grazyna Wanat: Ein bisschen Abstand, ja. Sind deine Verwandten noch in der Ukraine? #00:17:01-7#
Olga Komarova: Ja, mein Bruder ist an der Front. Genau. Und meine Großeltern, die sind in Kiew jetzt aktuell. Wir wollten sie hierher holen, aber die haben gesagt "Nein, auf keinen Fall. Wir fahren nicht weg. Und wir sind hier geboren. Und als wir geboren sind, da flogen auch Raketen über uns, und so sterben wir wohl." Aber denen geht es gut. Und mein Bruder hat auch vor kurzem an der Front auch eine Katze gefunden und hat ihnen eine Katze gebracht und jetzt haben sie eine Katze. Die Katze heißt natürlich HIMARS[?]. Genau. Gehört dazu, das tatsächlich, der Krieg dringt auch in die Popkultur sozusagen ein. Aber das finde ich auch ganz okay und auch vor allem wichtig, weil ich finde, es ist auch wichtig, das in solcher Form auch zu verarbeiten. Auf jeden Fall so kulturell oder so mit Humor und so und ich glaube deswegen auch irgendwann nicht nur an den Sieg der Ukraine, sondern auch, dass die Ukraine sich dann auch erholen kann, weil man sieht, wie Menschen auch spielerisch manchmal oder mit Humor damit auseinandersetzen. Und meine Tante, die in Kalifornien lebt, die ist PhD für Psychologie und ihre Doktorarbeit ging eben da ums Spielvermögen, das ein Zeichen der psychischen Gesundheit ist eben Spielvermögen. Das der Mensch die Fähigkeit behält, spielerisch kreativ mit irgendwelchen Sachen sich auseinanderzusetzen, wie jetzt Kinder, die zum Beispiel jetzt Krieg spielen und das macht manchmal den Eltern Sorgen, aber eigentlich ist es gut. Viel schlimmer ist es, wenn man das nicht spielt, weil dann ist es schon irgendwo sehr tief. Und sobald wir diese Fähigkeit haben, damit auseinanderzusetzen, ist es eher ein gutes Zeichen. #00:19:10-6#
Grazyna Wanat: Definitiv. Und ich glaube, als Polin habe ich ein bisschen mehr Zugang, glaube ich dazu, wie das in der Ukraine verarbeitet wird, auf den polnischen sozialen Medien und überhaupt in den Medien. Und da sehe ich viel davon, auch viel von diesem Sinn für Humor und für diese kreativen Ideen, wie man eigentlich das Schreckliche verarbeiten kann, auf jeden Fall. Ja, und von deinem Bruder, von dem habe ich auch schon vorher gehört. Er ist auch promovierter Philosoph und mit dem wollen wir, wenn uns das gelingt, eine kleine Veranstaltung machen, am Bildungszentrum, also im Rahmen von einer Reihe Ukraine verstehen. In eine Veranstaltung am 17. Mai wollen wir über ukrainische Identität sprechen und dann, wenn uns das gelingt, wie gesagt, kann man nie wissen, wenn er auf der Front ist, aber wenn uns das gelingt, dann vielleicht eine Liveschaltung zu ihm. #00:20:08-0#
Olga Komarova: Also ich hoffe, dass er im Mai uns besucht. #00:20:11-5#
Grazyna Wanat: Das wäre natürlich das Beste. Dann ist er einfach live. #00:20:15-2#
Olga Komarova: Also ich hoffe, dass er vor Ort ist. Genau. #00:20:18-6#
Grazyna Wanat: Das wäre klasse, Ja. Und vorher bist du auch selbst als Referentinnen bei dieser Reihe bei uns am Bildungszentrum tätig und präsentierst für unsere Reihe "Sachbuch des Monats", ein Sammelband mit vielen Beiträgen zur Geschichte der Ukraine, Ende Januar. Wir haben das schon angesprochen, dass sich deine Aktivitäten eigentlich in zwei Richtungen wenden. Einerseits sind das Angebote für Geflüchtete aus der Ukraine, aber andererseits auch Projekte und Aktionen, die sich an die Nürnberger Gesellschaft wenden. Wie bereits am 10. März diese Benefizveranstaltung im Kulturwerkstatt Auf AEG und seitdem auch mehrere solche Sachen also. Du willst mit deiner Arbeit auch die deutsche Gesellschaft ansprechen und sie gezielt auf das Thema Ukraine und auf das Thema Krieg ansprechen? Warum ist das wichtig? #00:21:06-9#
Olga Komarova: Also ich bin jetzt gerade tatsächlich, beziehungsweise vor unserem Gespräch, weil ich auch dabei für eine, äh, ich würde sagen interdisziplinäre Performance das auch, wo auch mein Bruder dann involviert wird. Also wahrscheinlich als das gestreamt wird dieses Podcast ist es schon dann die Vergangenheit. Genau. Aber jetzt aktuell steht es noch. Genau, für diese Performance schrieb ich auch einen Text und es ging oder es geht in diesem Text auch darum, dass wir eigentlich schon im Krieg sind. Also Deutschland oder ganz Europa und auch andere Länder sind schon im Krieg. Wir kämpfen auch mit. Und das ist natürlich, ich meine, 80 Jahre hat Europa an keinen Kriegen so richtig sich beteiligt, obwohl die Kriege trotzdem weitergingen. Also es war nie so ein Zeitpunkt in der Menschengeschichte, dass es keine Kriege gab. Die Kriege laufen weiter. Und genau, Europa hat es schon geschafft, 80 Jahre nicht mehr an den Kriegen zu beteiligen, aber jetzt ist es so und je besser wir das verstehen, desto besser ist es, glaube ich. Weil klar, man kann das natürlich immer wieder ausschalten und sagen "Nee, das betrifft mich nicht.", aber natürlich betrifft es uns alle hier, dass die Preise steigen, dass wir auch uns Sorgen machen, wie wir unsere Wohnungen heizen werden. #00:22:41-3#
Grazyna Wanat: Aber da haben einige einfache Lösungen. Wie sollen einfach Ukrainer nicht mehr unterstützen und dann ist alles gut bei uns? #00:22:47-9#
Olga Komarova: Ja, ja, genau. Das heißt manchmal, manche sagen, wir sollen aus diesem Krieg aussteigen. Also das heißt, es gibt, tatsächlich, es gibt Menschen, die eben genau aktiv sagen "Bitte raus aus diesem Krieg, das hat mit uns nicht zu tun." und es gibt Menschen, die irgendwie schon so passiv diesen Krieg befürworten, nicht den Krieg befürworten, sondern den... #00:23:12-1#
Grazyna Wanat: Die Unterstützung. #00:23:13-5#
Olga Komarova: ...das Recht der Ukraine auf militärischen Abwehr befürworten, aber trotzdem eher passiv sagen "Ja, das hat mit uns trotzdem nichts zu tun." Also das heißt, es ist auch keine so aktive Position, aber in Wirklichkeit, ja, es ist, sind wir in diesem Krieg und und genau. Und Teil dieses Krieges, wie du auch sagst, ist auch der Informationskrieg, wie du sagst. Also es gibt welche, die Putins Narrative verbreiten und die sagen "Ne, wir wollen den russischen Gas. Wir wollen, dass unsere Regierung keinen Wirtschaftskrieg mit Russland führt, wir wollen Freundschaft mit Russland." Und natürlich ist es auch wichtig, dass die, dass die nicht siegen. Genau, die ganzen AfD und Querdenkerszene usw... #00:24:03-0#
Grazyna Wanat: Aber das sind nicht nur die, sondern na ja, wie erlebst du die Diskussionen um die vermeintlich notwendigen Friedensverhandlungen und die offenen Briefe der Intellektuellen? #00:24:12-4#
Olga Komarova: Ja, genau, auch das, auch das und deswegen finde, deswegen ist auch meine künstlerische Tätigkeit sozusagen, oder, ja, oder genauso. Wie ich schon sagte, wir planen gerade, beziehungsweise es findet schon vom 21. bis 23. Oktober statt. Wahrscheinlich. Oder hat schon stattgefunden. Genau. Ein Projekt, das heißt die Ukraine in Nürnberg, wo es also heißt, das ist eine Ausstellung, aber es gibt dort auch Performances und Vorträge und verschiedenen Sachen. Und da geht es zum Beispiel auch darum, mehr Menschen zu informieren und vielleicht auch mehr Verständnis zu schaffen und genau. Und mal schauen. Also klar, wir müssen hier auch irgendwie, also was heißt müssen, das ist meine Entscheidung an diesem Krieg zu beteiligen, wie ich kann. Also ich kann jetzt nicht in den Krieg ziehen und Teil der ukrainischen Streitkräfte werden, daher beteilige ich mich hier an Informationskrieg. Genau. #00:25:24-5#
Grazyna Wanat: Ja. Wir werden auf jeden Fall in den Shownotes auf diese Ausstellung verlinken. Ja, zu diesem Thema gehört für mich auch die Frage, ob sich dein Blick auf deine Mitmenschen hier seit dem Kriegsanfang geändert hat. Also dein Blick auf Deutschland, auf die Deutschen, auf die Nürnberger und zum Beispiel auf die pazifistischen Linken. #00:25:49-9#
Olga Komarova: Mhm hm. Ich war ja selber Pazifistin, mehr oder weniger. Also wirklich, ich habe, muss ich sagen, so glaube ich, vor vier Jahren oder so mal mit meinem Großvater gestritten, im Skype natürlich, denn wir haben wie immer, alle paar Wochen telefonieren wir natürlich auch per Skype. Und wo ich gesagt habe, ich finde es super, dass die Ukraine jetzt kein keinen, also den 9. Mai nicht mehr so wie Russland feiert mit diesen großen Paraden. Nun kennen wir alle schon, haben auch das schon mal im Internet Bilder gesehen, wie grausam das alles ausschaut. Wir können es wiederholen und so [unverständlich] und dieses ganze Zeug. Und ich finde es super, dass die Ukraine das nicht mehr macht, aber die Militärparaden gibt es ja immer noch am Unabhängigkeitstag im August in der Ukraine. Und das finde ich nicht gut, weil diese Heroisierung des Krieges, das finde ich schlecht. Und mein Großvater war so wütend auf mich und hat gesagt, ich verstehe gar nichts und ich bin dumm und ist einfach weggelaufen. Aber klar, und jetzt kann ich das natürlich besser nachvollziehen, weil ich meine, vor vier Jahren haben wir schon den Krieg geführt. Ich war dennoch immer noch auf dieser pazifistischen und so, ja, wir müssen gucken wie wir verhandeln usw.. Aber so, ich glaube es muss noch ein bisschen Zeit vergehen. Also ich weiß es nicht. Jetzt weiß ich das. Das einzige was wir machen können ist unsere Armee unterstützen und anders geht wohl nicht. Was es in mich noch alles verändert, weiß ich nicht. Ich würde jetzt nicht, nicht so viel sagen. Also wie, wie es mein Blick auf meine deutschen Mitmenschen oder auf mich selbst verändert hat. Sicherlich verändert, aber ich glaube, es ist noch viel zu emotional alles und ähm und so situativ, dass ich eher abwarten würde. #00:28:07-6#
Grazyna Wanat: Ich finde das toll und vor allem finde ich toll, was du gesagt, erzählt hast jetzt gerade von deinem Gespräch mit deinem Großvater, weil ich glaube, das ist sehr vielsagend. Ich glaube, das ist diese Etappe, auf der du warst, damals im Gespräch mit ihm, auf der jetzt einige Menschen vielleicht hier sind. Man braucht ein bisschen mehr Zeit, um das zu verstehen, dass wir schon im Krieg sind und dass diese pazifistische, wunderschöne Vorstellung leider keine Lösung ist. #00:28:38-4#
Olga Komarova: Ja, genau deswegen glaube ich, es hilft mir auch, mich nicht so sehr aufzuregen. Also das ist das, was ich auf jeden Fall sagen kann dass ich nicht sofort wütend werde, wie manche Menschen um mich herum, andere Ukrainer um mich herum oder so, sondern wirklich so, ja, ich verstehe, was diesen Leuten jetzt passiert und was kann ich da machen, also wenn ich einfach wütend auf sie werde, das bringt eh nichts. Ich muss versuchen, möglichst Leute aufzuklären und genau. #00:29:10-5#
Grazyna Wanat: Und trotzdem, es geht nicht um wütend sein, aber trotzdem, hast du nicht manchmal das Gefühl, dass du von Verbündeten verlassen wirst, wenn zum Beispiel die Menschenrechtsorganisation Amnesty International den Vorwurf präsentiert, wirft der ukrainischen Armee vor, durch ihre Militärtaktik unnötig Zivilisten gefährdet zu haben. Oder wenn Konzerte von ukrainischen Künstler abgesagt werden, weil die Künstler Geld für militärische Zwecke sammeln. #00:29:39-0#
Olga Komarova: Ja, finde ich schade, aber wiederum, ich versuche mich, also ich äußere mich da auf jeden Fall und ja, schau, was man da machen kann. Also ich meine, wir, es ist, du hast jetzt gesagt also Konzerte abgesagt werden, also, das ist schon natürlich so ziemlich heftige Situation, also das... Ähm, aber wir hatten zum Beispiel auch im September ein Gastspiel aus der Ukraine, ein Solo Theaterstück am Festival "TRIGGER" im Z-Bau und da ist es auch passiert, dass ein paar Leute aus dem Publikum oder auch ein paar von den Festivalorganisatoren oder auch Z-Bau Mitarbeitern, dass die irgendwie die letzte Szene in diesem Stück schon viel zu nationalistisch fanden. Ja, und es hat sie erschrocken. Also ich fand schon gut, dass die jetzt nicht irgendwie sehr, also laut wurden und irgendwie das irgendwie unterbrochen haben oder sowas. Die haben mich dann angerufen und Fragen gestellt. Ich habe diese Fragen beantwortet und habe danach auch einen Post geschrieben und erklärt, warum es jetzt passiert, also warum ist es uns wichtig, tatsächlich dieses Lied, was jetzt sozusagen auch zur Hymne ukrainischer Streitkräften auch mal ernannt wurde oder so und weil ja, wir sind alle jetzt die Armee und das ist schrecklich und ich finde es auch. Es macht auch mir manchmal Angst, wenn ich so realisiere, dass ich jetzt die ganzen Namen von Waffen kenne. Ne, #00:31:30-1#
Grazyna Wanat: Das stimmt. #00:31:31-4#
Olga Komarova: Oder dass ich mich freue, dass heute haben die ukrainischen Streitkräfte 500 Okkupanten vernichtet und nicht 300 wie gestern zum Beispiel und darauf freue ich mich. Das ist erschreckend, aber so ist es jetzt. Das ist, da müssen wir durch. Dann ist natürlich die nächste Frage, also wie, wie werden wir uns diese Empathie und Menschlichkeit zurückholen? Klar, also klar, dass, dass vor uns steht noch viel Arbeit, auch die Menschen, die dann krass traumatisiert werden und die dann auf unsere Hilfe angewiesen werden. Aber andererseits, ein Mensch ist in der Lage, auch ambivalent zu sein, ambivalent zu fühlen und ambivalent zu denken. Und deswegen ist es für mich wirklich auch kein kein Widerspruch zwischen den utopischen pazifistischen Ideen und dem Wunsch nach danach, dass der Krieg, das es nie wieder Krieg stattfindet. Oder dass, wie zum Beispiel mein Bruder, der sagt, ja, wir müssen den Krieg einfach neu denken. Aber klar, wir können wahrscheinlich den Krieg nicht komplett, also das zeigt uns die Geschichte, wir können nicht. Aber vielleicht brauchen wir dann neue Normen, dass der menschliche Körper komplett aus dem Krieg entnommen wird. Und das wird zum Beispiel wahrscheinlich seine nächsten, also nach dem Krieg dann seine, seine nächste Arbeit sozusagen. Er ist momentan noch nicht bereit, darüber wirklich Vorträge zu halten, weil das habe ich auch gesag "Oh, das ist doch so toll! Eine tolle Idee." und da hat er gesagt "Es ist noch zu früh, da muss ich noch paar Jahre daran arbeiten.". Und gleichzeitig ist es ein Mensch, der an der Front ist und der Menschen tötet. Ja, diese beiden Sachen können leben, weil, können in einem Menschen auch existieren, weil und es ist auch gut, dass wir in der Lage sind so zu sein und das zu vereinen, weil klar ist, es sind verschiedene Sachen. Also wenn du schon angegriffen bist und du musst dich retten, dann dann machst du das. Und gleichzeitig kannst du trotzdem daran glauben, dass irgendwann so was nicht gibt und trotzdem dazu streben, also dieses Utopische und Reale zu vereinen. Geht. #00:34:02-2#
Grazyna Wanat: Ja, ja, also ich denke auch viel darüber nach, weil natürlich waren wir alle Pazifist*innen und wir müssen damit mit dieser Ambivalenz zurechtkommen. Und wir haben alle irgendwie das Gefühl, ja, wir wissen, wer der Aggressor ist, wir wollen, dass die Ukraine gewinnt, wir freuen uns über alle Erfolge, aber wir wollen, dass es irgendwie weniger martialisch wirkt, weniger kriegerisch, weniger patriotisch, ohne Nationalismus, diskreter, pazifistischer. Das geht leider nicht. Und damit... #00:34:31-9#
Olga Komarova: Ja, genau. Aber wie? Ja. Ja, das ist ein super Wunsch. Aber das echt, ja. #00:34:37-4#
Grazyna Wanat: Ja. Ähm. Ich habe die Beschreibung des Projektes "GALERIE UKRAINE" gelesen und da fand ich ganz schöne Worte. Unter anderem, dass die Ausstellung oder dieses Projekt erzählt von der Ukraine, die im Krieg siegen wird, über Städte, die wiederaufgebaut werden, über die Zukunft, über Menschen, die nach Hause zurückkehren und unglaubliche Wiederaufbauprogramme, unzählige Ideen, Motivation und Kraft. Und wenn du über die an diese Ukraine der Zukunft denkst, dann hast du schon irgendeine Vorstellung und kannst du mir eine Sache nennen, die du aus Deutschland gerne übernehmen würdest? Etwas, was super wäre, wenn es in der Ukraine genauso wäre und etwas, was unbedingt bitte nicht so werden soll wie in Deutschland. #00:35:31-3#
Olga Komarova: Also was super wäre, ist einfach etwas, was an diesem Wochenende passiert ist. Ich bin jetzt momentan auch beim KPZ (Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg) noch als freie Mitarbeiterin dabei und zwar beim Programm für die Ukrainische Familien, Sonnenstunden. Also es gibt da eine Koordinatorin, die das alles leitet und manche Führungen habe ich übernommen. Im Germanischen Nationalmuseum zum Beispiel oder im Museum Industriekultur, das ich diese Führungen selber für die Kinder oder für die Familie mache. Und bei manchen Führungen übersetze ich die anderen, für die anderen pädagogischen Mitarbeiter. Nach einer Führung hat eine Mutter gesagt "Oh, das ist so toll, dass es sowas in Deutschland gibt, diese Museumsangebote für Kinder, die wirklich an die Kinder angepasst sind." und das fehlt in der Ukraine sehr, total. Und die Koordinatorin von diesem Programm, die auch selber Geflüchtete ist, also die kann auch ganz gut Deutsch, aber genau die ist auch neu hier. Das, genau, ne, ich sagte, dass diese Koordinatorin, die Katharina, die kommt doch zurück und die kann das doch dort aufbauen danach, weil jetzt hat sie das so gut gesehen. Also diese Sache fällt mir jetzt, diese eine Sache auf, einfach, weil es so eine neues Erlebnis ist, also sehr frisch ist. Und tatsächlich, das finde ich toll. Also Thema Bildung ist natürlich auch in Deutschland kann man auch vieles besser machen, das ist klar, zum Thema Bildung. Aber wir sind hier schon auf dem guten Weg, also was, was die Bildung angeht, finde ich. Und ich finde tatsächlich diese außerschulischen Angebote, alles was es in Deutschland gibt, großartig und finde auch super, dass ich das jetzt unterstützen kann und auch den Menschen aus der Ukraine, den Geflüchteten zeigen kann, das es sowas geht und das ist auch die Hoffnung, dass sie dann zurückkommen und sagen, jetzt brauchen wir das auch so bei uns in den Museen oder so, dass man den, genau, weil sonst hast du tatsächlich in den Museen in der Ukraine oft sehr langweilige Führungen. Noch so Überbleibsel aus der Sowjetzeit, es muss alles schwer und langweilig sein und auf keinen Fall spielerisch, weil gehört nicht dazu und auf keinen Fall nicht, keine Ahnung. Also eigentlich bin ich deutsche Patriotin, also wirklich. Und ich merke auch oft sowas, was ich davor auch gesagt habe, dass ich zum einen die Deutschen aufklären will wegen dem, was in der Ukraine passiert und warum wir manchmal diese nationalistischen Parolen oder Lieder oder Rituale brauchen während dem Krieg und so, also das ist halt eine Sache. Aber andere Sache ist es wirklich, wenn ich die Aufregung von der anderen Seite höre, von meinen Freunden aus der Ukraine, dass ich im Gegenteil diese andere Seite immer einnehme und sagt "Ja, ihr müsst ihr verstehen, das ist in Deutschland so und so und so." #00:38:57-3#
Grazyna Wanat: Kenne ich! Ich kenn das, so gut! #00:39:02-7#
Olga Komarova: Ich nehme immer so diese Anwaltsposition, so ne, also Leute, also versucht es anders irgendwie zu betrachten. Also ich bin ständig so und deswegen es fällt mir wirklich jetzt im Moment, bestimmt gibt es einiges, aber keine Ahnung. Ich finde Deutschland schön. #00:39:23-1#
Grazyna Wanat: Ja. #00:39:24-0#
Olga Komarova: Ich bin Patriotin. #00:39:25-7#
Grazyna Wanat: Auf jeden Fall. Geht mir nicht anders, ja. Und Olga zum Schluss, wo findest du deine Glücksmomente? #00:39:33-4#
Ansage: Glücksmomente #00:39:36-3#
Olga Komarova: Ähm, also mein Kind, auf jeden Fall gibt mir schon viel Kraft und Glück und das ist klar auch, solche Momente. Ich glaube wirklich Kinder jetzt, weil ich habe jetzt so dieses Sonnenstunden Projekt angesprochen, genau. Also tatsächlich irgendwie, ähm, Kinder machen mich glücklich, sowohl mein Kind als auch fremde Kinder. Tatsächlich, man kann von Kindern sehr viel lernen und sehr viel von denen übernehmen. Also wie sie mit irgendwelchen Sachen umgehen, also das ist schön. Also das heißt, diese ganzen Momente entweder mit meinem Kind oder im Museum mit Kindern oder eben bei unseren Treffen Treffen für Geflüchtete, wo auch viele Kinder natürlich dabei sind. Ich fühle mich da sehr wohl und glücklich. #00:40:32-7#
Grazyna Wanat: Toll. Vielen Dank, liebe Olga. Wir sehen uns spätestens bei uns im Januar, aber mit Sicherheit schon viel früher bei einem von deinen zahlreichen Projekten. Und es lohnt sich auch auf unsere Shownotes auf der Webseite des Bildungszentrums Nürnberg zu schauen, weil dort verlinken wir einiges aus diesem Gespräch. Und noch an die Zuhörerinnen und an die Zuhörer. Sie finden auch noch in der Folge 56 ein Gespräch mit Antje Rempe, Vorsitzende des Charkiw-Nürnberg Vereins, über die Partnerschaft beider Städte. Und in der Folge 58 sprechen wir mit Karin Gleixner über Auswirkungen des Krieges hinsichtlich Klima- und Gleichberechtigungsfragen. Danke nochmal, liebe Olga. Die Technik war heute nicht so ganz perfekt, aber ich glaube, die Aufnahme funktioniert. #00:41:22-0#
Olga Komarova: Danke dir. #00:41:24-5#
Grazyna Wanat: Ich wünsche dir alles Beste und wir bleiben in Kontakt. #00:41:28-7#
Olga Komarova: Ich dir auch. #00:41:30-3#
Grazyna Wanat: Tschüss. #00:41:31-9#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Olga Komarova, Künstlerin, Aktivistin, Nürnbergerin und Ukrainerin über ihr Leben und ihre vielfältige Arbeit in Nürnberg – vor dem Krieg und seit dem russischen Einmarsch.
Olga Komarova lebt seit 21 Jahren in Deutschland. Nach einem Aufenthalt in München und in Bielefeld kam sie für ein Design Studium nach Nürnberg - und blieb. Sie ist an zahlreichen künstlerischen und soziokulturellen Projekten beteiligt, einige davon hat sie als Kuratorin maßgebend geprägt.
Kunst ist immer politisch, meint sie, und besonders in Zeiten des Krieges kann man sich eine unpolitische Position nicht leisten. Olga Komarova spricht im Podcast darüber, wie sie ihre Arbeit nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine neu denken musste und welche Ziele für sie wichtig sind. Sie spricht auch über ihre Großeltern, die in der Ukraine geblieben sind und über ihren Bruder, studierter Philosoph, der jetzt an der Front dient.
Weitere Infos:
- Aktuelle BZ-Veranstaltungen zu Demokratie (neue Ukraine-Reihe ab November 2022 buchbar)
Demokratie im Gespräch - Bildungszentrum Nürnberg (nuernberg.de) - "ArtiSchocken Nürnberg e.V." – ein Künstlerverein, der auf das Vernetzen der freien Theater- und Künstlerszene mit Hilfe von Theaterlaboren setzt und für multimediale, spartenübergreifende, transkulturelle Theaterproduktionen steht
Artischocken! (artischocken-nuernberg.de) - Galerie Ukraine: Ausstellung-Performance-Austausch-Reflexion Freitag, 21. bis Sonntag, 23. Oktober 2022, 19:00-22:00
GALERIE UKRAINE — REFLEXION EXCHANGE PERFORMANCE EXPOSITION (galerie-ukraine.com) - KommVorZone Dokumentation - YouTube (Video, 9:24 Min.)
- Vielfältige Angebote für Geflüchtete – Staatstheater Nürnberg bietet Raum für künstlerische Projekte und Partizipation
Solidarität mit der Ukraine | Staatstheater Nürnberg (staatstheater-nuernberg.de)
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Aufgenommen am: Dienstag. 11. Oktober 2022
Veröffentlicht am: Donnerstag, 20. Oktober 2022
Moderation: Grazyna Wanat
Im Gespräch: Olga Komarova
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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Wir sind mindestens jeden zweiten Donnerstag mit einer neuen Folge online, manchmal öfters.
Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an!