Skip to main content

Johannes Volkmann, müssten wir jetzt alles “anders herum denken”?

Die folgende Transkription wurde automatisiert mittels KI erstellt. Etwaige Fehler bitten wir zu entschuldigen. Eine manuelle Nachkorrektur erfolgt zeitnah.

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:11-3#

Cristina Gleich: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcast. Mein Name ist Cristina Gleich und heute nehme ich Kontakt auf mit Johannes Volkmann, freischaffende Künstler und Gründer des Papiertheaters Nürnberg, das dieses Jahr sein 25. Jubiläum feiert. Hallo Johannes. #00:00:42-8#

Johannes Volkmann: Hallo, Grüß dich! #00:00:44-9#

Cristina Gleich: Wir haben uns genau vor zehn Jahren kennengelernt. Und zwar nicht in Deutschland, sondern in Quito, die Hauptstadt Ecuadors. Damals unter anderem, um einen riesen langen Tisch aufzubauen und es komplett, also Tisch, Teller und Besteck mit Papier einzupacken. Dieser Tisch wurde in öffentlichen Raum gestellt und alle Besucher und Passanten hatten die Möglichkeit, sich einen Stift zu holen und aufs Papier eine Antwort zu geben auf die Frage Was ist unbezahlbar? So einen Tisch wurde in weiteren unterschiedlichen Orten der Welt aufgestellt wie Israel, Palästina, Kosovo, Indien, China und Deutschland. Kannst du ein bisschen über dieses Projekt erzählen und wie es sich weiterentwickelt hat zu dem, was das Papier Theater heute macht? #00:01:40-1#

Johannes Volkmann: Ja, sehr gerne. Vielleicht gleich mit einem Blick nach Quito, wo wir ja zusammen diesen Tisch aufgestellt haben, direkt neben dem Präsidentenpalast, in einem Innenhof, der also in der Stadt Quito Auch schwer bewaffnet, war, bewaffnet, bewacht, war also schwer. Das heißt, es waren Sicherheitskräfte da den ganzen Tag gestanden haben. Und das vielleicht als kleine Anekdote, die mir da so einfällt, dass es so schön war, das nach diesem ganzen Tisch dann diese drei Sicherheitskräfte gekommen sind und ihren Kommentar auch noch auf den Tisch geschrieben haben. Das fand ich also sehr schön, wie dann so eine Fassade der Angst in so was Menschliches wurde. Und das ist vielleicht auch ein gemeinsamer Nenner in allen Ländern gewesen, dass es eben nicht um diese politischen Ismen geht, um die verschiedenen Religionen. Die Unterschiede, die wir im Laufe unserer Menschheitsgeschichte und so angeeignet haben, sondern dass es eigentlich um das ganz Menschliche geht, nämlich das, was einem selber bewegt, was man für richtig und für gut erachtet, was einem wirklich wertvoll ist. Und das war sehr schön zu sehen innerhalb dieser vier Jahre. Das ist der breite und schöne gemeinsame Nenner gibt, die uns Menschen alle verbindet. Und wenn du fragst, was aus dem Projekt geworden ist, dann hat es sich dahingehend entwickelt, dass ich nach vier Jahren ein Buch über dieses ganze Projekt geschrieben habe. Mit den Ergebnissen und Erlebnissen. Und am Ende des Buches mich entschieden habe, die künstlerische Idee frei zu geben. Das heißt, es ist eine kleine Gebrauchsanleitung drin Do it yourself. Denn der Tisch und die Auswirkungen an diesem Tisch waren so positiv und so schön, dass ich gesagt hat Es ist gut, dass er weiterlebt, Aber ich muss ihn nicht überall aufstellen, sondern jeder kann es selber tun nach den Kriterien in dem Buch und so gibt es aktuell, ich würde mal sagen, an die 20 25 Nachahmer, die eigenständig diese Tische aufgestellt haben. Und wir vom Papiertheater waren frei, uns wieder den neuen Themen zu widmen. #00:04:15-9#

Cristina Gleich: Was sind die neuen Themen? #00:04:18-5#

Johannes Volkmann: Innerhalb dieses Tisches ist herausgekommen als einer der gemeinsamen Nenner, dass Kinder und ihr Wohlergehen überall auf der Welt als unbezahlbarer Wert erachtet worden ist. Also in dieser Richtung stand in jedem Land was auf dem Tisch. Und das haben wir zum Anlass genommen, an diesem Punkt einzuhaken und einen neuen künstlerischen Prozess zu initiieren, der da heißt Konferenz der Kinder. Also so nach diesem Gedanken, wenn die Menschen wollen, dass es eigentlich ihren Kindern gut geht, dann ist es doch sinnvoll, bei den Kindern und Jugendlichen mal nachzufragen Was brauchen sie für ihr Wohlergehen? Wo haben sie ihre Ängste? Was gefällt ihnen, was ist zu viel? Und somit ist ein Tagebuch entstanden, ein kleines Büchlein. Ich habe ja seit 15 Jahren diesen Verlag. Erlesene Bücher, ein kleiner Eigenverlag. Und dieses Büchlein war dann die Grundlage wiederum für vier Jahre. Dass Kinder und Jugendliche auf der Welt ihre Gedanken, ihre Meinungen, ihre Ängste dort hineinschreiben, hineinmalen, hineingestalten konnte. So dass wir also 2018, am Ende dieses Prozesses, dann im Rahmen der ersten Gipfelkonferenz der Kinder, all diese Bücher ausgestellt hatten und Vertreter Kinder aus der Welt nach Nürnberg an die Straße der Menschenrechte eingeladen hatten. #00:05:57-3#

Cristina Gleich: Und was sind da alles für Themen, entstanden aus den Konferenzen der Kinder? #00:06:05-4#

Johannes Volkmann: Ja, das ist natürlich alles sehr umfangreich, weil es ein bunter Blumenstrauß war an Anregungen, an konkreten Ideen, an utopischen Gedanken. Aber wir haben versucht, das zusammen zu bündeln. Es waren an die 80 Jugendlichen für drei Tage zusammen aus zehn verschiedenen Ländern, und es sind sechs Topthemen entstanden, die wir herausgearbeitet haben. Und an einen dieser Themen, der steht aktuell am meisten im Fokus. Das ist der Wunsch nach mehr Frieden, die Sorge vor einem Dritten Weltkrieg, die Einsicht, dass es zu viel Waffen gibt, dass es zu vielen Kindern schlecht geht in diesen Kriegs und Krisengebieten. Und dieses Anliegen fanden wir außerordentlich schön in den Büchern zu lesen und ist ja ein Wunsch, der uns alle eigentlich verbindet. Aber es ist ja die Frage Wie geht das mit dieser friedlichen Welt? Und deshalb haben wir im Rahmen dieser Gipfelkonferenz gesagt Toll, liebe Kinder, ein schönes Anliegen, aber ganz von alleine geht es nicht. Der Frieden beginnt bei einem selber. Deshalb würdest du als symbolisches Zeichen für deinen Wunsch nach mehr Frieden würdest du dafür deine Plastikspielzeug Waffe, also dein Kriegsspielzeug hergeben. Wir sammeln das und wollen aus all den weltweit gesammelten Plastik Waffen eine große Skulptur bauen, eine Säule des Friedens. Und die ist tatsächlich nach einem Jahr im Rahmen der zweiten Gipfelkonferenz, die wir auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg initiiert hatten, im Innenhof der Kongresshalle von Adolf Hitler, also an diesem Kriegsort des Schreckens. Haben wir 1000 Waffen aus Was waren es 18 Ländern über das Spielzeugmuseum, die die Waren der Kooperationspartner zugeschickt bekommen. Es kamen auch Delegationen aus Russland, aus der Ukraine, aus Serbien, aus Bosnien, aus Rumänien mit ihren Plastikwaffensammlungen zu dieser zweiten Gipfelkonferenz. Und wir haben also dann diese 4 Meter hohe Säule um ein Eisengerüst verschmolzen, was ein wirklich sehr eindrucksvolles Dokument ist, das Kinder und Jugendliche sich von ihren vielleicht auch Lieblingswaffen getrennt haben. Für dieses Zeichen. #00:09:06-5#

Cristina Gleich: Dieser Ruf nach Frieden kommt von überall gleich her. Ich meine, ihr habt das Projekt durchgeführt mit Kinder und Jugendliche aus Ländern, wo das Thema Krieg stark präsent ist, aber auch mit Kindern in einer ziemlich sicheren Situation, die in eine ziemlich sichere Situation leben und nicht direkt von einem Krieg betroffen sind. Gibt es da deutliche Unterschiede? #00:09:36-0#

Johannes Volkmann: Also ich glaube, die Kinder in allen Gebieten kriegen schon mit, was auf der Welt passiert. Sei es über die Nachrichten, über Gespräche bei den Eltern oder auch am Pausenhof und die aktuellen Drohgebärden von Donald Trump und auch von Kim Jong UN. Diesen Konflikt, den haben die Kinder extrem wahrgenommen, was wir in den Büchern gesehen haben. Auch die Auseinandersetzungen, die in Syrien sind, das sind Themen, die die Kinder auf jeden Fall erreichen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich war selber erstaunt und überrascht, dass der Angst vor einem dritten Weltkrieg von vielen Kindern auch hier aus Deutschland formuliert worden ist. Das war kein Einzelfall. Also irgendwie so ein Gefühl doch existiert, dass dieser Frieden, dieser schöne Frieden, in dem wir hier grundsätzlich leben. Dass der nicht selbstverständlich ist. Das kriegen die Kinder schon auch mit. #00:10:53-3#

Cristina Gleich: Diese Skulptur des Friedens. Wenn man vor so einem großen Installation aus Plastik Waffen steht, kriegt man vielleicht gleich das Gefühl Ja, die Welt ist überfüllt mit Waffen, mit Krieg und Gewalt, aber auch irgendwie. Die Welt ist überfüllt mit Plastik. Ist das auch ein Thema? #00:11:15-5#

Johannes Volkmann: Also in erster Linie nicht. Es geht wirklich um die Frage Was ist? Wo fängt der Frieden an? Und der fängt eigentlich bei einem selber an, in erster Linie. Und dann spiegelt es sich natürlich in den jeweiligen Regierungen wieder und in den Zusammenhängen, in denen man lebt. Deshalb ist es jetzt auf jeden Fall keine Plastik Müllsammelstelle zur Vermeidung von Plastik. Nein, es ist überraschend und fast ein bisschen pervers, wie diese ursprünglichen Spritzpistolen mittlerweile zu Kriegsgegenständen gebaut worden sind. Das sind also Magazine, beweglich, Pumpguns in einem Maße, die den echten Waffen zum Teil sehr, sehr nahe kommt. Es sind auch nicht alle nur bunt, sondern es gibt wirklich auch die in Schwarz, die du fast nicht mehr unterscheiden kannst. In Nürnberg gab es ja vor einem Jahr sogar einen Polizeieinsatz, weil Kinder mit diesen Waffen im Bahnhof gespielt haben. Und die Polizei hat einen Großeinsatz gehabt, weil die gedacht haben, das ist ein Anschlag, weil es tatsächlich nicht zu unterscheiden ist. Und das sind auch keine Spritzpistolen für 15 € oder sowas, sondern die Kosten 100 bis 1 150 €. Also das sind schon ganz schöne Waffenarsenale, auch bei den Kindern, die zum Teil dann auch gesagt haben okay, also eine von meinen fünf Waffen kriegt er, aber die anderen, die will ich auf jeden Fall behalten. Ja, es ist so, was wir den Kindern lernen oder anbieten in der Kindheit, damit gehen sie auch um. Und dieser riesige Markt, dieser Plastik Waffenindustrie ist größer als ich gedacht habe. #00:13:15-0#

Cristina Gleich: Ist so eine Botschaft, was ihr gemacht habt, auch in diese Spielzeugindustrie, die sich mit Plastikwaffen beschäftigt, auch angekommen. #00:13:28-9#

Johannes Volkmann: Also wir hatten einen gewagten Versuch, dass wir in der Spielzeugmesse, also da, wo die weltweiten Spielwarenhersteller kommen, dass wir diese Skulptur dort ausstellen und damit also die Besucher und die Leute zum Nachdenken anregen. Das ist uns leider nicht gelungen. Die Leitung hat da zwar netterweise, ist wirklich geprüft, aber letztendlich dann wollten sie die Kunden nicht verschrecken. Na ja, es ist jetzt der Versuch, einen Umgang mit dieser Skulptur zu finden. Sie soll an unterschiedlichen Orten stehen, um zur Diskussion anzuregen. Sie stand nach dem Reichsparteitagsgelände in der St. Gideon Kirche. Sie steht aktuell auf Eck und so ist es auch offen, wo diese Skulptur weiter aufgestellt wird. Und vielleicht stellen wir sie ja auch einmal vor eine wirkliche waffenproduzierende Firma hin, als Demonstration des Wunsches nach mehr Frieden. Das ist offen. #00:14:43-6#

Cristina Gleich: Und diese Forderungen der Kinder kommen auch an die Politik, an die Entscheidungsträger. #00:14:52-3#

Johannes Volkmann: Ja, das ist immer so ein schwieriges Feld. Also durch die Veröffentlichungen und diese großangelegten Gipfelkonferenzen haben wir schon ein sehr großes Medienecho erzeugt, so dass es schon sehr weitreichend angekommen ist. Aber ganz ehrlich In den größten Teilen des politischen Handelns wird darüber natürlich nur gelächelt. Das ist ein Wunsch dort mehr rein zu kommen bzw auch mehr Wirkung zu erzeugen. Und das ist auch ein Prozess, an dem wir dran sind und da schon einige weitere Ideen dazu haben. #00:15:38-2#

Cristina Gleich: Das Projekt lebt weiter. Ihr sammelt noch weiter. Ich bin gespannt, auf was alles noch kommt. Ich würde jetzt das Thema wechseln und ein bisschen über deinen Bildungsweg sprechen, sowie über den Anfang des Papiertheaters von der Holzbildhauer Lehre zu einer Weiterbildung auf dem Figurentheater und dann zum Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg mit dem Schwerpunkt Kunst und öffentlichem Raum. Dein Bildungsweg ist interdisziplinär und so auch die Inszenierungen und Gesellschaftsprojekte des Papiertheaters. Die Projekte entstehen auch aus einer Zusammenarbeit mit Künstler, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen. Also Vielfalt überall. Auf der anderen Seite Ein Element bekommt immer die Hauptrolle das Papier. Was wird alles auf der Bühne mit dem Papier gemacht? Und ein bisschen zurück zu der Entstehung des Papiertheaters. Wieso Papier? #00:16:40-7#

Johannes Volkmann: Ja, in der Kunst ist es ja so oft, dass Zufälle maßgeblich werden für irgendetwas. Und so war es mit dem Papier auch. Es ist nicht so, dass ich gesagt hat, das Material, mit dem will ich auf jeden Fall was machen. Und ich will ein Theater haben, mit dem ich weltweit herumreisen kann. Nein, es hatte den Ursprung in einer Entdeckung, in einer künstlerischen Entdeckung, nämlich, dass, wenn man auf der Bühne. Eine Schere durch ein aufgespanntes Papier steckt und anfängt zu schneiden, also das Publikum sozusagen nur den Schnitt von vorne sieht, nicht die Person, die es macht. Es entsteht eine unheimliche Spannung, weil die Fantasie angeregt wird und man als Zuschauer in diesen Prozess reinkommt. Was? Was wird denn da gerade gestaltet? Der macht es ja kaputt, das Papier. Aber warum? Und was entsteht daraus? Und aus dieser Entdeckung des Gestaltens auf der Bühne ist letztendlich die ganze Arbeit des Papiertheaters begründet. Das heißt, wir haben keine vorgefertigten Bühnenbilder, sondern es ist immer nur diese eine Papierwand, die da steht, 2 Meter hoch und 3 bis 4 Meter abgewickelt. Und diese Kinoleinwand ähnliche Fläche wird dann künstlerisch bearbeitet, eben mit der Schere. Das man daraus, dass wir Ausschnitte rausschneiden, die zu kleinen Spielbühnen werden, dass wir natürlich mit der Farbe arbeiten und auf das Papier etwas malen. Und wenn man da mit Licht dagegen geht, dann wirkt es ganz anders und leuchtet durch. Somit spielt also auch das Schattenspiel eine Rolle. Und aus diesen künstlerischen Elementen sind im Laufe dieser Jahre dann verschiedenste Zusammenarbeiten entstanden. Mal mit Musik, also Papier, Theater und Musik, mal mit Tanz und Papiertheater, mal mit Textilkunst, also mit Nähmaschine und Papiertheater, mit der Geschichtenerzählkunst. Und so ist es eigentlich so, dass durch diese Papierfläche die verschiedenen Künste in Szene gesetzt werden. Und es hat sich so entwickelt, dass ich der Organisator und künstlerische Leiter dieses ganzen Projektes bin und derzeit aber 19 freie Künstler unter dem Dach des Papiertheaters mitarbeiten, manche in Berlin, in Hannover, in München, in Wien. So, und wir organisieren uns dann immer so, dass wir zu den Auftritten dann fahren, uns dort treffen und das Stück noch mal proben und dann spielen. Also das heißt, es gibt keine feste Struktur, kein Haus, kein Theaterhaus, das wir selber betreiben, sondern es ist ein ausschließliches Tourneetheater, was auf Anfrage aktiv wird. #00:20:04-6#

Cristina Gleich: 25 Jahre Papiertheater dieses Jahr. Erstmal Glückwunsch. #00:20:11-2#

Johannes Volkmann: Ja, danke. Das ist durchaus bemerkenswert, dass man so lange durchgehalten hat. #00:20:17-1#

Cristina Gleich: Ja, genau. Ihr habt in dieser Zeit zahlreiche Anerkennungen und Preise bekommen und seid auf Tournee mit den Inszenierungen und partizipativen Kunstprojekten sehr viel um die Welt gereist. Diese internationale Charakter des Papiertheaters. Da hast du eben erwähnt, dass es nicht schon von Anfang an so geplant war. Aber wann hat das sich so entwickelt? #00:20:46-9#

Johannes Volkmann: Also auch wie in der in der Kunst, dass der Zufall Teil eines Lebens wird, eines Berufes wird? So ist es, wenn man sich auf den Weg macht und Dinge riskiert, also ohne Arbeitgeber, ohne Schutz von außen aus sich heraus Dinge entwickelt und sie zeigt, dann besteht die Möglichkeit, dass man auf völlig ungewöhnliche und ungeahnte Wege trifft und stößt. Und so war das bei dem Papiertheater auch. Wir haben einfach unsere Stücke gespielt, ganz am Anfang, und ich glaube, es war der vierte Auftritt von unserem zweiten Stück Märchentage in Bottrop, wo wir aufgetreten sind. Und da war eine Kulturmanagerin aus Hongkong da und hat es gesehen und hat gesagt Wollt ihr nicht in einem halben Jahr in Hongkong auf dem internationalen Festival spielen? Und wir haben natürlich erst rum gescherzt und gesagt Sehr witzig. Aber es war dann tatsächlich so, wie wir mit dem Flieger zu viert dann in Hongkong ankamen und in der allgemeinen Broschüre mal geguckt haben, was in Hongkong so los ist. Also auf der dritten Seite dann das Bild von unserem kleinen ich weiß nicht unsere Papierfigur und waren dann in diesem riesigen Kulturzentrum mit unserer kleinen Papierrolle da aktiv, mit Auftritten und Workshops für Kinder und Schüler. Ja, und so begann das dann, dass man das wir gemerkt haben, dass diese Papier Theaterinszenierungen eigentlich ohne Worte auskommen. Also sie bedienen sich einer Bildsprache und diese Bildsprache funktioniert überall. Und das war dann mit ein Schlüssel dafür, dass wir sehr, sehr viel in der Welt unterwegs sein konnten. Das Goethe Institut hat uns dann auch entdeckt und gesehen, dass wir nicht nur einfach und unerschrocken sind, sondern auch noch eben unkompliziert vom Bühnensetting her und deshalb günstig. Und somit waren wir also auch wirklich an vielen extremen Orten in Krisengebieten. Wir waren im Iran, wir waren im Libanon zum Kriegseintritt des Iraks. Wir waren in Algerien, wo man nicht mal am Abend über die Straße laufen konnte, sondern irgendwie schnell. Und dann wurde abgesperrt im Restaurant wieder, weil die kriegerischen Auseinandersetzungen Massiv waren. Also wir haben viel erleben dürfen durch unsere Reisen. Und das war und wurde dann auch die Basis, dass ich irgendwann gesagt habe, es ist schön, diese Erlebnisse nicht nur für sich zu haben, sondern sie eigentlich zusammenzuführen. Also dass man daraus auch künstlerisch gestalterisch mit umgeht und so, daraus sind dann diese weltweiten Vernetzungen und Projekte geworden, dass wir sehr stark auf Austausch gearbeitet haben. Also wenn wir wo sind, entwickeln wir etwas, was wir mitnehmen oder bringen was anderes mit, was dann unter einem großen größeren Dach steht. In einem größeren Zusammenhang, wie zum Beispiel diese erwähnte Konferenz der Kinder. Wie gesagt, ab vier Jahre entwickeln wir dieses Projekt und lassen es wachsen und dementsprechend gibt es da keinen Masterplan, sondern nur einen Anfangspunkt und einen Endpunkt. Nach vier Jahren soll diese Gipfelkonferenz stattfinden. Und dieser Prozess dieser Entwicklung, das ist eigentlich das Spannende an dieser neuen Theaterform, dass man nicht mit einem fertigen Produkt irgendwo ankommt, sondern dass alles im Prozess entsteht und eben auch in Zusammenarbeit arbeiten kann. Viel auch mit Künstlern vor Ort, wo wir sagen, wir brauchen bloß allein oder zu zweit kommen und dann ist das Team wird gespeist aus unterschiedlichen Leuten. Und so entsteht dann als Kinder und Jugendprojekte vor Ort dann etwas Einmaliges. #00:25:08-4#

Cristina Gleich: Also sehr dynamisch. #00:25:10-7#

Johannes Volkmann: Sehr dynamisch, das kann man wohl sagen. Ja. #00:25:13-5#

Cristina Gleich: Jetzt ein bisschen noch zu reisen hast du schon erwähnt. Aber wenn man viel reist und woanders intensive Erfahrungen sammelt, was so partizipative Projekte oft hervorbringen können. Also wer reist und mit ganz anderen Realitäten konfrontiert wird, ist manchmal auch in der Lage, das eigene. Und ich meine damit das eigene Kultur, das eigene Land, sich selbst mit anderen Augen zu sehen. Ist es auch für dich so? #00:25:49-2#

Johannes Volkmann: Also ich würde mal sagen, insgesamt dieses künstlerische Arbeiten ist auf jeden Fall ein Moment, wo man sehr stark mit sich auch konfrontiert ist und mit seinen Schwächen und mit seinen Ängsten. Und ich weiß nicht, wie oft es in diesen 25 Jahren die Situationen gab, wo ich gesagt habe, ich höre auf, ich halte es nicht mehr aus, ich suche mir eine normale Arbeitsstelle irgendwo, weil es ist schon auch ein anstrengender Der Weg, sagen wir mal immer wieder. Aber wie es so ist, jede Anstrengung wird auch belohnt, wenn man irgendwo dann auf einem Gipfel auf dem Berge steht und sieht, es ist irgendwie was Wunderbares gelungen oder was Schönes zusammengekommen. Und das wirkt natürlich auch nach innen. Und wenn das dann natürlich auch in Situationen sind, die das eigene Leben und die Lebensform ganz anders in Frage stellt. Wenn wir in Indien diesen Tisch aufbauen und fragen Was ist da unbezahlbar? Und es sind so viele Leute, die überhaupt gar kein Geld haben, sich überhaupt nur einen Kanten Brot zu kaufen. Und wir aus diesem Kulturkreis hier eine ideelle, eine ideelle Wertediskussion anstoßen wollen. Dann, dann krachen da Welten zusammen. Und das sind natürlich Dinge, die. Ja. Wir sollen Spuren hinterlassen. In mir und auch vielleicht für weitere Arbeiten. Vielleicht auch in Zusammenhängen zu denken, in künstlerischen Zusammenhängen zu denken, die zum Teil ein bisschen verstörend sind für. Für manch einer. Weil, wie soll ich sagen, Kunst ist doch geprägt durch ein gewisses Ego, in dem man sich durchsetzt. Und dieses Egohafte verliert man mehr und mehr, wenn man in diesen Ländern unterwegs ist und man eigentlich mehr fragt Warum tut man das eigentlich? Und der Grund, warum ich Schrägstrich wir diese Projekte machen, liegen auf jeden Fall nicht in einem Wunsch, viel Geld zu verdienen oder in einem Wunsch selbstdarstellerisch dazustehen, sondern interessante, gute Dinge zu entwickeln, die ich, die wir spannend finden, weil sie vielleicht auf dieser Welt zu wenig beachtet sind oder oder Kraft bekommen. Und das sind schon sehr, sehr schöne Geschenke, die man dann letztendlich auch kriegt. Nach 25 Jahren so rückblickend durchgegangen zu sein durch die verschiedenen Krisen und Situationen und zu sehen, dass es doch ganz toll ist, wo man da überall hinkommt. Für sich selber, auch für sich selber und auch für die Arbeiten, die entstehen. #00:29:08-1#

Cristina Gleich: Andersherum denken, so heißt ein weiteres Projekt von dir bei der Künstlerinitiative FA zusammen Kunst. Das ist ein Projekt zwischen Bürgerbeteiligung und festgelegten Konzept. Mit der Frage Was soll in unserer Gesellschaft andersherum gedacht werden? Wie funktioniert das? #00:29:31-8#

Johannes Volkmann: Ja, vielleicht vorweg die Benennung dieser Fa Zusammen Kunst. Das fängt dort an, wo wir, wo ich vorhin aufgehört habe. Also wer ist denn der? Der, der der Schöpfer einer künstlerischen Arbeit. Also es braucht immer den Künstler, die Person, die im Vordergrund steht für eine Arbeit. So funktioniert der Markt und so funktionieren auch die Zusammenhänge. Und mit dieser Fa zusammen Kunst haben wir versucht, ein Dach zu bauen, das eben im Graubereich liegt. Wer ist denn das jetzt eigentlich, der diese Fa zusammen Kunst ist also diese Familie oder diese Firma zusammen Kunst. Man kann es so oder so abkürzen und es ist nicht festgelegt, weil jeder, der diesen Ansatz dieses gesellschaftsrelevanten künstlerischen Arbeitens in sich hat, kann Teil dieser dieser Zusammenkunft werden. Und somit ist es in dieser Richtung schon mal eine Herangehensweise, die versucht, ein bisschen andere Rahmenbedingungen zu setzen, damit etwas entstehen kann in unserer Welt. Und da sind wir ja auch bei deiner Frage Was ist dieses Anders herum Denken Projekt? Ja, das ist jetzt natürlich auch sehr umfangreich. Ich versuche mich kurz zu fassen, aber wir wissen alle, dass wir in einer Überproduktion leben, sprich in einer Welt, in der der Konsum und das Verbrauchen und so an die Grenzen bringt, auch einer ökologischen Situation. Zum Teil auch in Abartigkeiten, wie wir Menschen mit diesem Erdball umgehen. Dass die Frage nach dem sinnvollen Zusammenleben immer wieder gestellt werden muss, meiner Meinung nach. Was macht Sinn? Was bringt Glück einem selber oder auch dem Zusammenleben? Und aus dieser Suche heraus, aus dieser gesellschaftlichen Suche heraus habe ich ein eine Idee entwickelt, die eine Verpackungsschachtel, also das Objekt des Konsums, deine Müslipackung oder deine Zahnpasta oder Medikamentenschachteln. Dass diese Schachteln wir in einem großen Prozess gesammelt haben. In Nürnberg und in Fürth waren große Boxen aufgestellt. Da stand andersrum denken drauf, Sie waren rot mit ausgesägten Buchstaben, und sie hatten vorne eine Klappe und da konnte jeder einfach seine alten Pappschachteln reinwerfen für diese Gesellschaftskunst. Man wusste noch nicht, für was und warum. Man konnte es aber dann erleben, wenn man nach vier Wochen entweder in die Kunstgalerie Fürth gekommen ist oder ins Künstlerhaus Nürnberg, weil dort jeweils all diese Schachteln ausgestellt waren. Aber an der Klebekante aufgeschnitten, aufgefaltet auf die graue Pappe, also die Innenseite mit einem Stempel, der Begriff andersherum denken drauf gestempelt war und dann wieder zusammengeklebt. Also das heißt die Werbungsseite war innen und die Graupappe mit dem Begriff andersrum Denken außen. Also die Umdrehung unserer Konsumgesellschaft als kleines Schachtelobjekt. Und diese ganzen Schachtelobjekte. Es waren hunderte waren an der Wand gehangen als große Installation und die konnte man dann sehen und vielleicht auch seine Pappschachtel entdecken. Jetzt ist der Prozess aber nicht so, dass ich eine Kunst betreiben will, wo man dann sagt Ach, wie schön, was sich der Künstler da hat einfallen lassen, so kreativ. Nein, Es ging dann darum, dass jeder sich so eine Schachtel mit nach Hause nehmen konnte, kostenlos, wenn er wollte, im Tausch gegen einen Kommentar. Was er andersherum denken will in der Gesellschaft, was er eigentlich findet, was verändert gehört. Und diese Kommentare wurden dann immer mehr in dieser Galerie oder in diesen Galerien. Und die Schachteln sind immer mehr in die Haushalte gewandert, so dass wir am Ende auch eben hunderte von Kommentaren des andersrum Denkens hatten. Und diese Kommentare wurden dann zur Grundlage für ein Theaterstück. Wir haben mit dem Stadttheater Fürth daraus eine Inszenierung gemacht, mit fünf Profi Schauspielern, mit dem Papier Theater und mit einem Bürger Sprechchor. Also das heißt, man konnte selber mitmachen, wenn man wollte. Und haben diese Kommentare zu einer Collage zusammengefügt, zu einer assoziativen Inszenierung, die schon sehr kurios war in diesem Stadttheater, in diesem Barocktheater, weil wir alle auf der Bühne saßen Und das Publikum. Der Raum leer war. Und eine riesige Papierwand dazwischen gespannt war. Also 3,5 Meter hoch und 10 Meter groß. Ein Guinness Buch der Rekorde. Papierwand. Und ja, und selbst an dem Punkt haben wir den Prozess nicht beendet. Er war zwar offiziell beendet auf Seiten der des Kulturvertrags, also der Zusammenarbeiten. Aber wir haben als zusammen Kunst weitergemacht, ein Jahr lang, und haben nach jeder Aufführung gesagt Liebe Leute, es ist gut, andersrum zu denken. Aber das Entscheidende ist das Handeln. Wenn ihr also eure Gedanken ernst nehmen wollt, kommt wir, die FA zusammen. Kunst in jedem Monat, an diesem Tag, um diese uhrzeit da und versuchen im Gemeinschaftsprozess das zu realisieren, was gedacht wurde Und ein Jahr lang fanden dann die Realisierung dieser Projekte statt mit einem kuriosen und lustigen Ende, einem szenischen Verwendungsnachweis auf einer Verkehrsinsel in Fürth, wo wir einen Apfelbaum gepflanzt haben, symbolisch und die Kulturpolitik eingeladen haben an diesem gedeckten Tisch, um darüber zu diskutieren, wo eigentlich die Initiative Kraft von uns Menschen steht. #00:36:42-9#

Cristina Gleich: Als Beispiel, was da herausgekommen ist. Vielleicht eine Sache, dass jemand geschrieben hat, was man anders denken könnte. #00:36:52-5#

Johannes Volkmann: Ja, also eine sehr schöne Sache war das insgesamt so diese Mitmenschlichkeit fehlt. Also wir sollten eigentlich mehr denken, dass wir Dinge zusammen machen, weil wir dann mehr voneinander haben, als wenn es jeder alleine macht. So zum Beispiel. Und daraufhin ist dann ein Gedanke entstanden, dass man ein Miteinander am besten an einem Tisch realisiert. Und zwar an einem anders herum essen. Das heißt, eine Initiativgruppe hat sich gebildet und hat also in der Fußgängerzone in Fürth einen Tisch aufgestellt, der unter einer Bedingung mit zu benutzen war dass man eben nicht einen Teller mitbringt, sondern zwei. Das heißt, man hat immer einen noch einladen können. Und somit ist also aus diesem Laufpublikum eine kuriose Gemeinschaft entstanden für diesen einen Tag und man hat sich da frei und kostenlos ausgetauscht und etwas Gemeinschaftliches erlebt. Und das ist das eigentlich das Beglückende daran, dass aus dieser Initiative tatsächlich eine Serie geworden ist, also dass sie tatsächlich jedes Jahr jetzt umgesetzt worden zum vierten Mal. Und das ist dann schon einfach toll, wenn aus so einem Kunstprojekt dann auch so etwas Reales, Weiterführendes entsteht. #00:38:25-2#

Cristina Gleich: Sehr schön. Jetzt wechsle ich noch mal das Thema, und zwar Korona. Die ganze Welt unter Stress Probe. Wir alle müssen auf einmal ganz viel anpassen, wirklich alles anders machen und anders denken. Für die Kunst und Kulturschaffenden noch besondere Herausforderungen. Was hat für dich für euch als Papiertheater erstmal der Lockdown bedeutet? Und wie ist die Situation jetzt? #00:38:56-2#

Johannes Volkmann: Na ja, wie für alle, dass die Auftritte erst mal alle abgesagt waren. Es war null Situation, wir haben ja keine keinen Auftrag, keinen Arbeitgeber und auch keine Kurzarbeit. Das ist die Realität gewesen. Für mich persönlich. Wie soll ich sagen? Ich fühle mich eigentlich relativ gut geschult für solche Krisensituationen. Weil, ehrlich gesagt, ich lebe immer in der Krise. Als Künstler ist man permanent gefordert, dass Dinge sich immer wieder ändern, dass man immer wieder reagieren muss auf das, was im Moment stattfindet. Und so ist natürlich diese Corona Zeit extrem in dieser Herausforderung, weil natürlich so massiv alles wegbricht. Aber ich selber habe die Auffassung, dass ich aus meiner künstlerischen Kreativität auf jeden Fall wieder Neues schaffen und schöpfen werde. Und so gesehen ist das ja eigentlich das größte Projekt des andersherum Denkens, wenn man es aus der künstlerischen Sicht ansieht, diese Zeit, weil jeder konfrontiert ist. Dinge, die gewohnt sind, in Frage zu stellen und irgendwie neu zu bewerten mit sich. Also deshalb ist habe ich mir jetzt keine Riesenängste gemacht, sondern gesagt das orientiert sich halt jetzt alles wieder neu und um. Und so ist es letztendlich aktuell auch. Es sind wieder spannende neue Themen dazugekommen. Ganz überraschend und sehr, sehr schön. Einen Film mit dem Bayerischen Rundfunk drehen dürfen, ein Drehbuch schreiben dürfen, mit dem Rundfunkorchester zusammen und der Uta Seiler und hatten jetzt im Studio gerade diese Aufnahmen und es wird im Herbst ein einstündiger Film zum Karneval der Tiere von Susanne rauskommen. Auch als kinderpädagogisches Projekt und auch im Fernsehen. Und so hat diese Zeit jetzt auch so was Neues wieder hervorgebracht, was ich vorher nie gedacht hätte, dass das stattfinden wird. Und somit bin ich auch noch Teil eines Drehbuchautoren geworden, jetzt in der in dieser ganzen Auseinandersetzung. Und das ist schön, wenn man flexibel mit sich umgeht und versucht, seine Fähigkeiten auch anders einzusetzen. Und es hat halt auch die Zeit, wo ich ganz einfach Steine geschleppt habe, hier bei den Nachbarn und eine Terrasse gesetzt, habe gesagt, dann mache ich halt mit Kunst im Moment gerade jetzt nicht, sondern arbeite halt mal ein bisschen konkret an einer Terrasse. #00:42:01-3#

Cristina Gleich: Hat sich angepasst und sind neue Sachen einfach dazugekommen. Jetzt kommen bald Veranstaltungen zum Jubiläum. Also wie wird das Jubiläum gefeiert? Gibt da was zu sehen? Was zum Mitmachen? #00:42:18-3#

Johannes Volkmann: Ja, gibt es. Wir haben uns entschieden, unser Jubiläum in einem Kunstraum zu feiern, weil wir eben diese Spanne haben zwischen Theater und bildender Kunst. Wir sind in der Kohlenhofgalerie Galerie Kohlenhof im September. Am 12. September ist die Eröffnung. Und dann geht es einen Monat lang bis zum 10. Oktober. Und innerhalb dieser Zeitspanne werden wir in der Galerie und auch an anderen Orten verschiedene Projekte noch zeigen. Also es wird auch um das anders herum denken gehen, zum Beispiel. Es wird aber auch eine neue Premiere geben in der Tafelhalle am 9. Oktober. Ein Corona taugliches Stück in einem Stuhlkreis, mit dem Martin Roth der Geschichtenerzähler ist. Das ist sozusagen diese Ein Monat Jubiläums, die Jubiläumszeit, die wir begehen. Und dann gibt es in Nürnberg auch noch einen zweiten Teil des Mitmachens. Das ist im Oktober. Dort findet die dritte Gipfelkonferenz der Kinderstadt vom zwei und 20. Oktober bis vier und 20. Oktober, wo wir die zweite Säule des Friedens bauen wollen, weiter einladen zur Plastik Waffensammlung. Auf AEG wird draußen dieser 4 Meter das 4 Meter große Gerüst wieder aufgebaut und jeder kann kommen. Und seine Plastikwaffen dort abgeben und mitmachen. Und parallel werden wir ein internationales Forum haben auf einer Zoomkonferenz mit einem künstlerischen Projekt. Auch da können einzelne Kinder und Jugendliche mitmachen. Wenn sie sich beim Papiertheater melden, dann kriegen sie die Einmaldaten und können Teil dieser Konferenz werden. #00:44:23-3#

Cristina Gleich: Tolle Sachen. Ich hoffe, ich kann bei der eine oder andere dabei sein. Wir haben in unserem Podcast eine Rubrik. #00:44:32-6#

Johannes Volkmann: Gerne lernen. #00:44:34-1#

Cristina Gleich: Gibt es irgendwas, das du noch lernen möchtest? #00:44:40-6#

Johannes Volkmann: Ich will gern lernen, die Mitmenschen, die um eine so kurios herum sind, noch besser zu verstehen, wo und wie jeder so tickt. Das ist etwas, was man üben kann und was ich finde, was einen im Leben sehr bereichert, wenn man das übt. #00:45:04-6#

Cristina Gleich: Und wir haben auch eine Rubrik, Die Meckerecke heißt also Du hast jetzt die Chance, hier über etwas, das dich aufregt oder Ärger zu äußern. #00:45:17-0#

Johannes Volkmann: Meckerecke? #00:45:20-4#

Cristina Gleich: Naja, das ist vielleicht aus dem ähnlichen Themenfeld. Also ich, wo ich am meisten mecker, ist, wenn Leute so viel meckern. Ich finde es unglaublich, wie viel gemeckert wird in den unterschiedlichsten Bereichen. Ich finde, wir haben sehr viele sehr tragfähige Strukturen uns hier erarbeitet in unserer Gesellschaft. Und ich finde es wesentlich schöner, wenn man diese positiven Seiten auch ins Bewusstsein holt und sie benennt. Als dieses wahnsinnige rumgemeckert über so viele Kleinigkeiten und Nichtigkeiten, die einem das Leben versauern. Und da mecker ich gegen die Meckerer. #00:46:10-9#

Johannes Volkmann: Zum Schluss noch eine letzte Frage Das Papier. Theater auf Tournee in anderen Ländern, haben wir schon gesagt. Ist aber in gewisser Weise ein Kulturbotschafter. Was nimmst du als Kulturbotschafter von hier aus gerne mit? Was erzählst du gerne von hier? #00:46:33-8#

Cristina Gleich: Von Nürnberg? Meinst du oder. #00:46:38-3#

Johannes Volkmann: Guttenberg oder von Deutschland? #00:46:40-3#

Cristina Gleich: Ja, das ist auch so ein Teil des Meckern. Wir meckern ja über unsere Strukturen, die ja manchmal auch wirklich absurd ein bisschen sind, was man alles darf und was man nicht darf. Sie haben aber in vielen Sachen auch eine gewisse Struktur, eine Verlässlichkeit und eine Sicherheit, die ich toll finde an diesem Land und an diesem Zusammenleben. Das eine doch immer wieder der Versuch gemacht wird, die die Rechte für die Rechte zu kämpfen, sie zu wahren, Gerechtigkeit, um Gerechtigkeit zu ringen. Das finde ich große Werte und Schönheiten von Nürnberg oder auch eben aus von Deutschland. Dass diese offene Gesellschaft ein Ziel und ein Ringen, das, dass das möglich ist und dass es sich auch einfach weiterhin entwickelt. Es bleibt immer ein Ringen, aber es entwickelt sich in der Richtung weiter. #00:47:53-3#

Johannes Volkmann: Johannes. Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Gespräch. Schön, Dich wieder zu treffen in einem komplett anderen Rahmen und ich wünsche Dir viel Erfolg weiterhin. Und wie gesagt, hoffentlich sehen wir uns bald bei einer der Veranstaltungen zum Jubiläum. #00:48:12-5#

Cristina Gleich: Ja, also ganz meinerseits. Vielen Dank für das Gespräch. Jetzt haben wir länger gemacht, als wir eigentlich geplant haben, aber es ist 25 Jahre. Ist ja auch eine lange Zeit, gell? Ich wünsche dir alles Gute in Nürnberg hier und bis zum Wiedersehen. #00:48:28-7#

Johannes Volkmann: Bis dann. #00:48:30-2#

Cristina Gleich: Bis dann. Tschüss. #00:48:31-4#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Mit einzigartigen Theaterinszenierungen und anregenden, partizipativen Kunstprojekten ist Johannes Volkmann in den letzten 25 Jahren mit seinem Papiertheater um die Welt gereist.

Ein Grund zum Feiern: das Papiertheater Nürnberg hat in diesem Jahr sein 25. Jubiläum! Johannes Volkmann erzählt in diesem Podcast über die Themen und Projekte, mit denen sich das Papiertheater aktuell beschäftigt und blickt zurück auf die Entstehung und Entwicklung von Inszenierungen und partizipativen Kunstprojekten.

Das Wohlergehen der Kinder hat sichim Rahmen des Projekts „Unbezahlbar“ als gemeinsamer Nenner der Menschen überall auf der Welt gezeigt. Wenn man Kinder und Jugendliche fragt, was sie beschäftigt, scheint das Thema Frieden besonders wichtig: Kinder aus unterschiedlichen Ländern sind mit dem Projekt Konferenz der Kinder zusammengekommen und haben ihren Wunsch nach mehr Frieden geäußert. So groß ihre Angst vor Krieg, so groß der Wunsch nach Frieden. Somit sind sie auch bereit, auf ihre eigenen Spielzeugwaffen zu verzichten - als symbolisches Zeichen und als Kompromiss. Wie aus den abgegebenen Waffen beeindruckende Säulen des Friedens entstehen, erzählt der Künstler im Gespräch. Volkmann erzählt auch von weiteren Gesellschaftsprojekten wie anders herum denken, die die Urheberschaft der Kunst in Frage stellen.

Fantasievolle, interdisziplinäre Theaterinszenierungen, bei welchen am Anfang immer eine gespannte Papierwand vor dem Publikum steht, ist ein besonderes Merkmal des Papiertheaters. Mit dieser Papierwand wird alles Mögliche gemacht: geschnitten, bemalt, benäht, projiziert, davor wird getanzt, gespielt und musiziert. Die Inszenierungen entstehen aus einer Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen.  

In den 25 Jahren des Bestehens ist das Papiertheater schon ziemlich überall in der Welt gewesen. Auf Tourneen im Ausland sind weltweite Vernetzungen und Projekte entstanden.

Das Jubiläum wird ab September mit Ausstellungen, Aufführungen und Weiterem gefeiert. Alle sind herzlichst eingeladen mitzumachen!

Webseite des Papiertheaters

Webseite der Künstlerinitiative Fa. Zusammenkunst

------- 
Aufgenommen am: Donnerstag, 30. Juli 2020 
Veröffentlicht am: Donnerstag, 13. Juli 2020 
Moderation: Cristina Gleich 
Im Gespräch: Johannes Volkmann 

Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch.  

Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (manchmal am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an