Erik Stenzel, wie kann man mit einer Gitarre im Klimacamp Nürnberg den Klimawandel aufhalten?

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Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-9#
Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von KontaktAufnahme. Mein Name ist Hannah Diemer und ich spreche heute mit Erik Stenzel. Wir treffen uns im Klimacamp Nürnberg und es schüttet in Strömen. Man hört es wahrscheinlich ein bisschen im Hintergrund. Also davon nicht irritieren lassen. Hallo Erik, schön, dass du dir Zeit genommen hast. #00:00:44-6#
Erik Stenzel: Hallo, Hannah. Schön, dass du oder ihr mich Sachen fragt und dass wir uns hier treffen können. #00:00:50-5#
Hannah Diemer: Ich bin total begeistert, dass wir hier in dem Klimacamp sitzen. Ich bin bisher eigentlich nur vorbeigefahren oder habe mal so ein bisschen geguckt. Aber jetzt, wo ich hier mitten drin bin, wir sitzen quasi so im Office, würde ich sagen, schaut es total professionell aus. Also hier ist alles, was man braucht. Das ist total organisiert. Ich bin richtig überrascht. Wie lange hat es gedauert, bis das so professionalisiert war? Und warum bist du im Klimacamp? #00:01:15-7#
Erik Stenzel: Ich würde sagen, der Professionalisierungssprozess ist immer noch am Laufen. Wir sind jetzt seit 280 Tagen hier, angefangen mit einem Sonnenschirm und zwei Sofas. Genau. Mittlerweile gibt es bei uns verschiedenste Arbeitsgruppen, Presse, Social Media, Mobilisierung, aber auch gesetzliches usw ganz viel Vernetzungskram, wo einfach es total gut ist, dass wir Arbeitsflächen haben und dass wir uns auch Stauraum haben, verschiedenste Sachen. Deswegen haben wir uns irgendwann dann dazu entschieden. So ein bisschen ähnlich wie in so einem Startup. Einfach die Funktionen hier auch. Also der Bedarf war da und dann haben wir gesagt, warum sollten wir nicht auch so eine Art kleines Büro hier hinstellen, neben unserem Protest, dass wir das auch besser im Hintergrund organisieren können? Genau. Ich bin. Ich bin persönlich dazu gekommen, auch schon vor 280 Tagen. Ich habe hier einen Auftritt gehabt am ersten Tag und der war ganz lustig, weil es war quasi überhaupt niemand wirklich da. Es saßen drei Menschen auf diesen Sofas, von denen ich gerade erzählt habe und ich habe sie gefragt Hey, wo soll ich spielen? Was ist denn der Plan? Und keiner wusste Bescheid. Und dann meine Sachen. Okay. Wer hat mich angerufen? Ja, wissen wir nicht. Okay. Und habt jetzt irgendeine Vorstellung. Mach einfach, wie du. Wie du meinst. Und? Genau. Und so war dann im Prinzip am Schluss die, wie soll ich sagen, die Problematik, dass ich gemerkt habe, hier ist super viel zu holen. Die Idee ist genial, dieses Thema Klimaschutz, Klimagerechtigkeit jetzt dauerhaft präsent zu halten, richtig. Einen Verknüpfungspunkt zu haben, einen Protest zu haben, Menschen zu mobilisieren. Aber ich habe gemerkt, Hier gibt es aber noch ganz wenig Ressourcen. Und dann dachte ich mir, ich versuche meine Ressource auch zur Verfügung zu stellen und bin seitdem auch hier aktiv. #00:03:06-1#
Hannah Diemer: Und man sieht, es hat sich richtig viel getan. Ich würde sagen, darüber reden wir später nochmal. Genau, weil jetzt wollen wir dich erstmal kennenlernen. Auf deiner Homepage hast du nämlich geschrieben Du hast eine sinnvolle Aufgabe. Du rettest die Welt mit Gitarre, Stift und Papier. Was machst du denn mit Gitarre, Stift und Papier? #00:03:24-0#
Erik Stenzel: Genau. Ich bin, wenn man das Beruf nennen kann, Liedermacher. Also ich mache zumindest damit mein Geld und ein Stück weit vielleicht auch meine Berufung, weil ich da auch sehr aufgehe darin. Ich versuche, deutschsprachige Lieder zu schreiben, die das Thema Klimawandel oder auch Gesellschaftswandel also einfach recht sag ich mal, politisch, aber doch irgendwie verdaulich meinen Zuhörerinnen näher bringt, um eben auch über diesen Kulturweg, also über die Musik. Es gibt, finde ich, viele andere Kulturpfade, sei es jetzt zum Beispiel Malerei oder oder Bildhauerei, die schon ganz krass Möglichkeiten finden, finde ich auf sowas aufmerksam zu machen. Und ich bin der Meinung, in unserer Sparte der Musik gibt es noch viel zu wenig. Wie soll ich sagen. Also deswegen möchte ich gerne meine Chance nutzen und das einfach mal auszuprobieren. Und ich habe zwar natürlich auch nicht viele Zuhörerinnen, aber es macht auf jeden Fall Spaß. #00:04:20-0#
Hannah Diemer: Du hast jetzt tatsächlich schon dein erstes Album rausgebracht. Wie ist es entstanden? Wie hast du das geschafft? #00:04:26-0#
Erik Stenzel: Ich hatte ein bisschen Vorarbeit. Ich habe schon vorher in einer kleinen Band gespielt, schon seit ungefähr zehn Jahren, und da haben wir schon zwei Alben gemacht. Deswegen wusste ich ungefähr, wie es geht. Und ich wollte aber gerne eben diesen Weg mal gehen. Speziell meine Idee, Da kann ich meine andere Band nicht unbedingt dafür oder es verlangen, dass die alle das genauso sehen wie ich und dachte, ich schreibe jetzt einfach mal selber Lieder. Hintergrund ist der ich habe selber physische Geografie studiert, das ist sowas wie Umweltwissenschaften und habe auch meinen Master so ein bisschen in Klimatologie gemacht. Deswegen habe ich da so ein bisschen den naturwissenschaftlichen Einblick. Und habe dann einfach gesagt, ich habe jetzt Bock, ein eigenes Album zu schreiben, habe mich hingesetzt eben mit Stift und Papier und Gitarre und habe dann ein Crowdfunding gemacht, damit ich das finanzieren konnte. Leider. Eben, das ist, so sage ich mal, der Nachteil am Musiker Sein reich wird wird man nicht oder zumindest so wie ich es betreibe. Aber ja, er konnte echt voll viel Geld sammeln, fast so über 4.000 € und konnte damit dann. Hier gibt es die Ghost City Records. Ist ziemlich cooles Studio in Beirut durfte ich dann drei Tage lang dort aufnehmen, konnte die CDs pressen lassen und ein bisschen Marketing machen. Und genau. Und so hatte ich dann mein erstes Album ist am Valentinstag letztes Jahr erschienen. Drei Tage. Drei Wochen später war, glaube ich, Korona mäßig die Kulturszene dicht. War aber nicht so schlimm, weil ich habe nämlich auch meine quasi also meine Release Tour konnte ich nicht spielen, aber ich habe quasi vor dem offiziellen Release auch schon den ganzen Winter so ein bisschen durch getourt und meine Erfahrungen sammeln können. Deswegen alles cool, alles easy. Und habe jetzt auch so viel Bock, dass ich mir schon für nächsten Winter einen Monat lang Zeit genommen. Gebloggt, wo ich mich irgendwo in eine Hütte zurückziehe und dann das zweite Album schreibe. #00:06:06-2#
Hannah Diemer: Das sind ja auch richtig viele Lieder auf der CT jetzt. Und du nennst es auch ein Konzeptalbum? Was ist, was ist ein Konzeptalbum? #00:06:13-8#
Erik Stenzel: Ich würde sagen, ein Konzeptalbum ist so eine Art inhaltlicher Rahmen oder oder konzeptioneller Rahmen, der eben das Album umschließt und in meinem Fall eben Augen auf, geht darum. Wir müssen das, was wir quasi sehen oder wo wir auch gerne die Augen vor verschließen, was wir eigentlich schon wissen. Müssen wir einfach hinschauen? Also passenderweise Klimawandel. Aber es gibt ja auch ganz viele andere gesellschaftliche Themen, die darunter fallen. Ich habe mich jetzt da speziell auf klimapolitische Sachen so fokussiert, aber es sind auch ein paar andere Themen dabei. Und im Anfang war eben das Konzept. Ich möchte gerne etwas schreiben, was ich quasi auf Konzerten. Ich möchte nicht, dass die Menschen tanzen oder? Also nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber die Menschen, also die Intention ist, die sollen nachdenken, die müssen auch nicht klatschen, die sollen quasi. Im Endeffekt sollen die getroffen werden und danach ihr Leben ändern. Also sehr utopisch gedacht, natürlich. Aber halt einen kleinen Anstoß geben und das ist quasi meine Grundidee gewesen. Und dann habe ich gedacht okay, dafür brauche ich den Titel, nämlich Augen auf! Dafür schreibe ich irgendwie so ungefähr diese Songs. #00:07:11-6#
Hannah Diemer: Und wie bringst du dann die Leute dazu, deine Musik auch tatsächlich anzuhören, Wenn man davor schon weiß, es ist jetzt was, was mich eher nachdenklich stimmen wird. Bekommst du Feedback von den Hörerinnen? #00:07:23-5#
Erik Stenzel: Ja, also das ist tatsächlich die Grundproblematik, würde ich behaupten. Warum auch wahrscheinlich so wenige Menschen im Popbereich solche Themen anfassen, Weil eben das, was ich was populär ist, ist meistens was, was eher leicht runter geht oder was Spaß macht und so. Aber natürlich gibt es auch durchaus richtig krasse kritische Songs, die oder kritische Bands und Künstlerinnen, die wirklich auch populär sind. Also ich versuche auf Konzerten immer viel dazwischen auch zu erzählen, auch so ein bisschen durch mein Hintergrundwissen. Und ich habe auch ein paar Lieder, die. Es ist nicht alles tiefschwarz, sondern es versucht auch ein bisschen eine gewisse Ironie manchmal reinzubringen, oder? Also ich versuche schon auch von verschiedenen Aspekten das Thema zu beleuchten und da habe ich zumindest ein Feedback bekommen bis jetzt, dass es eigentlich mir ganz gut gelungen ist. Aber mir ist völlig bewusst für die große, für den großen Multiplikatoren seffekt, den ich eigentlich erreichen möchte. Ich würde ja gerne auch haben, dass das Tausende von Menschen, die diese Musik wöchentlich hören, nicht weil ich dann berühmt werde. Das ist natürlich auch schön, aber quasi auch, weil diese Message rüberkommen soll. Das habe ich noch nicht geschafft. Das ist, glaube ich, auch einfach ein Prozess. Aber ich bin da auch guter Dinge, dass das das Schöne am Musiker sein immer stetige Weiterentwicklung immer aus sage ich mal Fehlern oder aus Defiziten lernen und das versuchen weiterzuentwickeln. #00:08:37-9#
Hannah Diemer: Das ist quasi wie ein Educational Song, den du da manchmal schreibst, oder? #00:08:43-4#
Erik Stenzel: Ja, ich versuche immer so ein bisschen den Zeigefinger nicht zu krass auszustrecken. Das finde ich selber manchmal nicht so geil. Ich muss aber auch sagen, Ich finde eben auch von vielen meiner Kolleginnen oder auch eben populären Bands ist einfach oft schade, dass sich die Menschen oft nicht so dran trauen, auch mal was zu machen. Und wenn man eben davon ausgeht. Ich bin ja hier als Aktivist im Klimacamp auch jetzt relativ drin und wir reden hier von einer Spanne von zehn, maximal 13 Jahren, in der sich unsere Gesellschaft eigentlich komplett, sag ich mal, eine andere Richtung geben muss. Also wir müssen. Wir müssen uns nicht komplett 180 Grad drehen, aber finde es mindestens mal vielleicht 30 40 Grad in eine andere Richtung im Pfad gehen. Und ich glaube, das funktioniert nicht weiter mit Liebesliedern. Es ist irgendwie habe ich das Gefühl, wir müssen uns auch mal wieder trauen zu sagen, was gerade los ist. Also auch die, die Wahrheiten, die Fakten anzusprechen. Oder vielleicht schaffe ich es mal einen Song so zu schreiben, dass es quasi Antenne Bayern tauglich ist, aber trotzdem irgendwie leichte Inhalte. #00:09:43-7#
Hannah Diemer: Also quasi wie Tim Bendzko Nur mal kurz die Welt retten. #00:09:46-1#
Erik Stenzel: Ja, wobei das natürlich glaube ich kein einziger Mensch, der diesen Song hört, so versteht. Ja, ich finde zum Beispiel ein schönes Beispiel ist Die Ärzte. Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wäre nur deine Schuld, wenn sie so bleibt. Geniale Zeile, wahnsinns Ding. Ich war auf Ärzte Konzerten schon häufig auch jetzt auf Rock im Park. Da sehe ich aber trotzdem lauter besoffene, grölende Kids und und Erwachsene, die halt einfach das mit schreien. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass die das blicken. Ich habe das Gefühl, dass da sich nichts ändert, wenn die Ärzte danach noch mit dem Zeigefinger auf uns zeigen und sagen Leute, das war übrigens ernst gemeint, dass wir sind zwar eine Partyband, aber das war jetzt mal ernst gemeint. Das meine ich zu dieser dieser Aspekt, ja, das so ein bisschen so in so ein Change kommt. #00:10:26-2#
Hannah Diemer: Das heißt, dir würde man wahrscheinlich auch mehr vertrauen, weil du ja tatsächlich diesen wissenschaftlichen Hintergrund auch hast. Erzähl doch mal von deiner grundsätzlichen Laufbahn, so in Anführungszeichen. #00:10:38-3#
Erik Stenzel: Ich bin in Dresden geboren, kurz vor der Wende mit meiner Familie Ausreiseantrag bewilligt bekommen und nach Neumarkt in der Oberpfalz gezogen oder daneben nach Berlin und bin dort aufs Gymi gegangen, bin danach zum Studieren nach Würzburg gegangen. Habe dort eben Geografie studiert. Ewig lange, 16 Semester insgesamt. Da habe ich aber eben auch schon sehr viel Musik nebenher gemacht. Und genau dann, vor fünf Jahren oder so, stand ich vor der Wahl Soll ich jetzt mit meinem Master Geografie irgendwas anfangen? Oder soll ich Musik machen? Und ich habe mir gedacht, ich werde es mir nie verzeihen, wenn ich mit 50 irgendwie sagt Hey oder ich. Ich werde immer fragen Hätte ich, hätte ich es schaffen können? Deswegen. Ich probiere es jetzt einfach mal und es klappt jetzt seit fünf Jahren echt gut. Freut mich total. Ich muss sagen, es ist auch ein krasses Privileg. Natürlich. Was? Jeder Mensch, der studiert hat, hat nicht nur alleine den Inhalt seines Faches, sondern auch einfach dieses ganze Surrounding mit anderen Menschen quatschen, abends auf feiern oder irgendwie sich anders betätigen, sei es in Theatergruppen oder schon in ersten politischen Organisationen oder irgendwie Also das ist halt was, was natürlich Menschen, die mit mit 15 die Ausbildung machen und mit 17 dann schon irgendwo fest in den Betrieb schaffen leider in unserer Gesellschaft nicht so cool verteilt. Und ich glaube, da habe ich einfach viel auch gelernt über die Welt nachzudenken und auch sage ich mal, auch über Kommunikation. Ich bin jemand, der ganz viel analysiert und das ist ganz gut wiederum für die Musik, weil dadurch entstehen halt neue Themen, neue Texte, neue Ideen. #00:11:59-9#
Hannah Diemer: Habt ihr das eigentlich in dem Studiengang selber auch so kritisch besprochen? Den Klimawandel? Oder lernt man da eher die Welt, wie sie bisher war und aufgebaut ist? #00:12:09-3#
Erik Stenzel: Da hole ich ganz kurz aus in meiner im Abitur. Also ich hatte noch 13 Jahre und da musste man noch eine Facharbeit schreiben, da wollte ich meine Facharbeit über den menschengemachten Klimawandel schreiben und mein Erdkunde Lehrer damals hat gesagt, es gibt keinen menschengemachten Klimawandel. Das war krass. Also ich habe da natürlich auch dran geglaubt und ich habe dann aber in meiner ersten Klimatologie Vorlesung im ersten Semester ging los mit. Liebe Leute, bevor es losgeht, wir haben zwei Möglichkeiten Entweder retten wir den Eisbär oder wir verhindern die nächste Eiszeit. Also so ganz sarkastisch gesprochen von dem Prof. Ich sag mal so richtig kritisch es ist ja eine Naturwissenschaft, geht es ja erstmal um Fakten und nicht unbedingt um eine Bewertung politischer Art, sondern eher auch eine Bewertung eben dann ökologischer oder eben naturwissenschaftlicher Art und so haben wir auch jetzt nie groß. Das hat mich auch aufgeregt. Tatsächlich. Dieser Elfenbeinturm hat ein unglaubliches Wissen. Wenn du da Papers durchliest oder mit in Vorlesungen sitzt, denkst du, das muss jetzt alle. Diese ganze Welt muss das jetzt wissen. Aber es ist ja auch ein großes Problem bei uns diese Wissenschaft Gesellschafts Kommunikationswege. Genau. Und deswegen habe ich, glaube ich so richtig erst angefangen, kritisch das Ganze zu hinterfragen und auch das mit anderen gesellschaftlichen Kontext in Verbindung zu setzen, als ich dann eben auch mich separat weitergebildet habe, mit Leuten geredet habe. Ich habe mich auch manchmal in andere Vorlesungen gehockt. #00:13:25-7#
Hannah Diemer: Was hatte deine Familie dazu gesagt, nachdem du so lange studiert hast und dann doch gesagt hast, Du bist Musiker? #00:13:30-9#
Erik Stenzel: Das Gute ist, ich konnte mich immer entweder durch Bafög oder dann durch die Musik oder durch Kellnern. Finanziell autonom, im Prinzip verhalten. Und meine Familie gibt mir einfach auch die Freiheiten, das Vertrauen. Ich habe das auch schon immer so klar gemacht. Ich möchte gerne das machen, was sich für mich gut anfühlt und ich finde diesen. dieser Standardweg quasi. Größer, schneller, weiter. Oder andersrum. Karriere, Kind zeugen, Haus bauen und dann abbezahlen. Und dann irgendwann Rente ist einfach genau der Weg, der uns ja in das Dilemma gebracht hat. Diese Geschichte, die uns erzählt wird, was wir alles brauchen. Warum sollten wir überhaupt Karrieren machen und sowas? Warum sollten wir mehr Geld verdienen, als wir eigentlich benötigen? Das ist so Natürlich ist das eine. Eine Welt, in dem meine Eltern groß geworden sind und somit haben sie mir diese Geschichte ein Stück weit auch erzählt. Nicht so krass. Vielleicht auch, weil sie in der DDR groß geworden sind, zum Teil. Also wir sind jetzt kein so karriere oder kapitalistisch orientiertes und orientierter Haushalt, aber natürlich wirkt es trotzdem krass und so habe ich eigentlich schon immer einfach das Gefühl, ich kann da was machen. Kriegt natürlich auch ganz klar harte Facts und auch kritische Rückmeldung. Aber ich glaube, im Endeffekt kann jeder in meiner Familie damit umgehen, dass ich einen nicht durchschnittlichen oder einen nicht so normalen Weg in Anführungszeichen Bestreite. #00:14:50-7#
Hannah Diemer: Du hast vorher schon mal ganz kurz gesagt, dass du dich schon lange über die Musik finanzieren kannst, und zwar über Straßenmusik. Wie fühlt sich das an, in jetzt wahrscheinlich Konsumstraßen Einkaufsstraßen zu stehen und zu wissen, dass das, was da im Prinzip passiert, absolut falsch ist? Und trotzdem da zu versuchen, quasi sein Geld zu verdienen? #00:15:10-3#
Erik Stenzel: Ja, das ist total interessant. Ich war letztens mal in der ich glaube Kaiserstraße heißt sie. Das sind ja so ganz feine Boutiquen. Das stand mir gegenüber. Eine eine Verkäuferin, die hatte so einen Sektkühler und Sektgläser hingestellt für die Kunden. Und ich habe quasi genau ihr gegenüber, also sie musste da draußen stehen und quasi versuchen, Kunden einzufangen. Und ich habe genau gegenüber quasi diese ganze Sache gemacht und auch natürlich ein bisschen Konsumkritik abgelassen. Und sie hat so getan, als würde sie mich nicht sehen, als würde ich nicht existieren. Aber es war irgendwie witzig, weil ich wusste, sie muss da draußen stehen. Ich glaube also, finanziell gesehen muss man es natürlich so sagen Wir hätten in Deutschland niemals diese Möglichkeit. So viele Kulturschaffende und so viele Künstlerinnen und so was so gut zu finanzieren. Auch ein Leben, was? Ich habe das unglaublich privilegiert. Ich. Mir mangelt es an nichts. Also meinen Entwürfen, Bedürfnissen entsprechend. Geht natürlich nur, weil wir auch wirtschaftlich so ein starkes Land sind. Deswegen verstehe ich auch absolut eine Kritik daran, dass wir auch alle wir können nicht nur gegen, sage ich mal, die Automobilindustrie wettern. Weil ein Stück weit wächst, ist auch mein Reichtum oder auch das Gesundheitssystem und alles in irgendeiner Form verzahnt. Aber das ist eine systemische Problematik. Das kann man auch ändern. In diesen Einkaufsstraßen direkt ist es einfach schön, Menschen, die wirklich komplett anders denken als ich, erstmal so zu sehen. Also auch für mich auf Out of the Bubble. Also ich muss auch sagen, ich lerne ja auch ständig dazu und ich muss mir auch mit diesen Menschen, mich, mich beschäftigen und uns sagen okay, wie können wir denn einen Weg finden, mal drüber zu reden, dass das die Person XY vielleicht nicht jeden Tag was Neues kaufen braucht? Und ich glaube aber quasi die konfrontative Art und Weise, in denen ich jetzt Lieder singe und durch die Straßen schreie, das funktioniert nicht. Das funktioniert ja in einem normalen Gespräch auch nicht. Wenn ich jetzt jemanden anschreien und sagt Hey, du fährst so wie du bist ein Arsch, dann habe ich nichts gewonnen, sondern es muss andersrum gehen. Aber ich glaube, die konfrontative Art und Weise ähnlich auch wie jetzt hier Aktivismus und Klimacamp gibt es ja durchaus. Wenn man eine Straße blockiert, hat es trotzdem auch eine gewisse Wirkung. Es zeigt irgendwas stimmt nicht ganz, aber. Also mir macht es schon gibt es ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und es gibt auch manchmal selten den Fall, dass Menschen, die ich überzeugen möchte, zumindest mal ein bisschen lauschen, manchmal sogar mit mir reden. Und es gibt natürlich aber auch viele Menschen, die sind schon überzeugt und sagen einfach dann auch Krass cool, oder Danke, dass du mich daran erinnerst oder so, also es gibt auch, würde ich sagen, einen großen Teil, dann nicht einen großen Teil. Es gibt da so ein Bild. Wenn wir uns vergleichen mit einem Fischschwarm, also unsere deutsche Gesellschaft oder auch vielleicht die ganze Zivilisation, es gibt so oder im Fisch reich ist es so, es gibt also ganz wenige Fische. Das sind die neugierigen Fische, die schwimmen außerhalb des Schwarms und schauen so in alle Richtungen, was so geht. Das ist natürlich gefährlichsten, weil die sich in unentdeckte Territorien vorwagen. Und dann gibt es noch so ungefähr 20 % des Schwarms. Das sind die Unentschlossenen, die wissen nicht, wollen die mit den Neugierigen mitschwimmen oder wollen die wieder zurück zum Schwarm? Und ich glaube, diese 20 %, dass es das ist, das sind die, die quasi für uns interessant sind. An die kommen wir, sage ich mal durch. Da komme ich auch durch meine Musik irgendwie ran, weil die wissen eigentlich oh ja, er hat eigentlich recht und ich spüre das genauso. Und ich bin auch nicht zufrieden mit dem System. Und ich, ich brauche das alles auch nicht, aber ich bin da irgendwie gefangen. Aber die können mir eigentlich per se zustimmen. #00:18:23-1#
Hannah Diemer: Was hast du denn das Gefühl, dass du diese große Masse, also so diese 80 % von der Nachhaltigkeit noch nichts wissen wollen? #00:18:31-3#
Erik Stenzel: Ja, ich würde sagen, vielleicht machen wir so Es gibt 10 % neugierige Fische, 20 % Unentschlossene, das heißt, wir haben ungefähr 70 % vielleicht. Ich glaube also, Sie wollen nichts wissen daher, weil es für Sie das Leben komplizierter macht. Weil es natürlich immer das ist ja auch der. Die Grundidee von von rechten Gedankengut. Es macht quasi das Leben einfacher, alles auf irgendwas zu schieben. Leichte, einfache Gründe. Es gibt da Hass. Ich meine. Antisemitismus gibt es seit 6000 Jahren oder seit 10.000 Jahren. Es ist einfach, diese Bevölkerungsgruppe hat Schuld an allem. Ja, so habe ich es erklärt und und. Also nicht, dass 70 % der Deutschen irgendwie Antisemiten sind. Überhaupt nicht. Aber quasi ich glaube es ist. Es ist immer erstmal schwierig, sich quasi immer einer Veränderung zu stellen. Ging mir auch so, ich bin ja auch nicht als Aktivist oder als Klimaschützer geboren. So, das ist Irgendwann ist es passiert und es gibt halt Menschen, viele Menschen, die in diesem System auch durch das System, auch gerade durch unser Marketing System so im Prinzip sediert sind und so geblendet, dass die überhaupt nicht mehr die auch das Empowerment haben, mal sich selbst Gedanken zu machen die die kriegen das nirgendwo wird es ihnen irgendwie als sexy oder cool verkauft, sondern es ist eigentlich gut, genau das zu machen, was die anderen machen. Und das ist natürlich für die Wirtschaft am besten, weil die können dann ganz genau prognostizieren, die kaufen weiterhin das gleiche Zeug, die halten sich gleich. Deswegen glaube ich schon das. Also ich würde sagen, von den 70 % wissen wahrscheinlich ungefähr 30 % Bescheid. Ist es aber unangenehm oder einfach nicht möglich für sie in ihrer Lebenssituation? Und dann gibt es noch mal vielleicht knapp die Hälfte der Bevölkerung, die wirklich wenig Bescheid wissen, auch nicht Bescheid wissen wollen, einfache Lösungen suchen. Ich glaube auch, diese Zeit ist halt so enorm herausfordernd für uns alle. Also die ist auch so komplex. Ich kann verstehen, dass man sich auch gerne dann irgendwie auf einem sagt jetzt mal aktuell sachsen anhaltinischen Dorf zurückzieht und einfach dort dann den AfD Brei kocht, weil einfach alles andere scheißegal, Hauptsache hier funktioniert. Und also es ist schon irgendwie klar, dass es bequemer ist. Aber das ist ja genau der Punkt. Alles was wir unsere komplette Umweltzerstörung oder alles was wir machen, geht ja nur darum. Also, oder andersrum Die Wirtschaft produziert ja im Prinzip nur Dinge, um uns das Leben noch bequemer zu machen. Jede Erfindung geht eigentlich darüber, uns noch mehr, mehr abzunehmen. Und das ist ja genau das Problem, warum die Welt vor die Hunde geht. Weil wir nicht mehr in der Lage sind, auf diese Bequemlichkeit oder auf großen Teilen zu verzichten. Beziehungsweise eben, dass das System darauf ausgerichtet ist. #00:20:55-5#
Hannah Diemer: Das heißt, du wirst eigentlich mit deiner Musik eher aufrütteln und wach machen. Und deshalb wäre auch der Titel Augen auf! #00:21:02-1#
Erik Stenzel: Ja, natürlich. Genau. Also meine Argumentationsstrategie ist oft die erstmal ein bisschen Apokalypse oder oder erstmal einfach sagen eh, ist es so oder ich habe Angst aus dem und den Gründen. Und das Problem klar zeigen und dann aber auch sagen, es gibt da Lösungen. Und ich mache dir auch keinen Vorwurf, dass du so bist wie du bist, sondern ich hätte Bock, mit dir gemeinsam über eine Lösung zu sprechen und vielleicht dich einzuladen. Macht es. Macht es nicht für mich, sondern macht es für dich. Mach das für deine Kinder, Macht das für uns, macht das für die Gemeinschaft so und das funktioniert eigentlich immer relativ gut. #00:21:34-0#
Hannah Diemer: Warum bist du jetzt ins Klimacamp gekommen? #00:21:37-5#
Erik Stenzel: Genau. Also inspiriert. Wie gesagt, am Anfang von der Idee fand ich geil und gemerkt so und die Menschen, die das hier aufgemacht haben, brauchen vielleicht ein bisschen Support. Da habe ich mir gedacht Mache ich auch mit, kann ich hier irgendwie unterstützen. Mittlerweile ist es so ein riesen Sog, die sage ich mal die Rettung der Welt ist plakativ gesprochen. Oder die Lösung der Gesellschaftskrise, die eigentlich ja die Klimakrise überhaupt auslöst, ist natürlich ein unglaublich hochkomplexes Thema. Es ist uns bewusst hier, dass wir als einzelne Menschen das niemals alles irgendwie fassen können. Und das ist auch erstmal so, womit wir uns beschäftigen müssen, was es überhaupt eben, was es alles gibt, auch was, was wir denn tun können. Das heißt erstmal überhaupt dieses zusammen sich finden, Austauschen und ist ein riesiges Feld, macht dabei auch ganz viel Spaß. Und mittlerweile haben wir aber auch hier sage ich mal, solche Verpflichtungen, zum Beispiel Ich bin auch der Pressesprecher, deswegen quatschen wir jetzt halt miteinander auch vielleicht ein Stück weit. Das ist so, wir machen uns das alle unbezahlt hier. Ich mache das auch momentan quasi Vollzeit. Es fühlt sich aber auch gar nicht mehr an, als würde ich quasi keine Entlohnung bekommen, sondern es ist einfach so, es ist quasi ein Muss. Also wir haben jetzt auch schon so Urlaubssysteme, dass wir Menschen in den Urlaub schicken müssen, damit sie sich mal wieder entspannen können, dass wir so rotieren, also dass wir uns selbst irgendwie nicht hier komplett ausbrennen, weil wie gesagt, die Aufgabe so riesig ist. Und das Klimacamp ist quasi rein physisch gesehen ja eigentlich nur nur eine Demo. Wir machen Protest und zwar hauptsächlich gegen unsere Regierung, also die Stadtregierung. Und wir möchten gerne, dass die was ändern oder dass die das, was sie versprechen, auch umsetzen. Aber es gibt auch neben diesem Protestcamp im Hintergrund im Prinzip eine ganz große, sich bildende Organisation irgendwie. Und die braucht einfach ganz viel Ressourcen und Betreuung. #00:23:25-1#
Hannah Diemer: Nimm uns doch mal mit, wenn man zum Klimacamp kommt, wie schaut's da aus? Wie empfindest du das? #00:23:30-4#
Erik Stenzel: Also es sieht wahrscheinlich aus so eine Mischung aus Hippie Festival und Bretterbude. Ein bisschen Gärtnerei mittlerweile. Wir haben viele Pflanzen hier. Ich glaube Man kommt auf das Klimacamp zu oder läuft auch rein und trifft erstmal mindestens zwei Menschen an, die hier aus einem Grund sind. Sie möchten hier sein, um zu repräsentieren, dass sie gerne einen effektiven Klimaschutz oder eine Klimapolitik haben möchten. Sie möchten genauso Menschen informieren. Also wenn man jetzt Klimacamp kommt, kann es auch sein, dass man sagt Kann ich dir weiterhelfen? Kann ich irgendwie. Hast du Bock mal über was zu reden? Oder auch wenn gerne natürlich, wenn Menschen interessiert sind. Wir haben ganz viele Flyer und Bücher und alle möglichen Infomaterial da, wo sich die Menschen einfach informieren können. Dann kann es sein, wenn man ins Klimacamp kommt, dass gerade irgendeine Art Workshop ist, das eine gerade eine Podiumsdiskussion ist. Wir haben zum Beispiel immer Mittwoch. Politikerinnen, Gespräche oder Menschen aus der Stadtgesellschaft sind bei uns zu Gast. Kann sein, dass wir Plena haben, also wie wir uns organisieren, basisdemokratisch über so ein Plenum, das machen wir zweimal die Woche und da können Menschen auch einfach teilhaben und können, können mitmachen. Es kann sein, dass wir gerade eine Aktion vorbereiten, irgendwelche Banner malen, irgendwelche Sachen bauen. Es kann sein, dass wir gerade Selber hier noch mal eine Nebendemo machen. Also es gibt hier viele verschiedene. Möglichkeiten, wie du das Klimacamp antrittst. Wenn du früh um sieben kommst, schläft meistens noch alles oder eine Person ist vielleicht schon wach, trinkt vielleicht schon den ersten Kaffee. Abends um zwölf ist es gibt es meistens noch interessante philosophische Gesprächsrunden. #00:25:02-6#
Hannah Diemer: Du hast gesagt, es sind immer zwei, weil ja immer zwei Personen da sein müssen. Das heißt auch nachts, Ihr schlaft hier. #00:25:08-6#
Erik Stenzel: Genau. Wir nutzen im Endeffekt ein gewisse juristische, ich möchte sagen Grauzone, aber es ist zumindest bis jetzt noch nicht definiert gewesen. Eine Demo ist dadurch definiert oder eine politische Versammlung, also um es juristisch auszudrücken, ist dadurch definiert, dass zwei Menschen sich treffen und versammeln, also mindestens zwei. Eine eine Person kann sich quasi nicht mehr versammeln oder nicht mehr treffen. Und man braucht eine politische Botschaft, die man kundtut. Das ist wichtig. Das heißt, es ist quasi keine zeitliche Limitierung eigentlich gegeben. So, und für uns ist es halt so, dass wir sagen Gut, wir machen, statt dass wir quasi mit 2000 Menschen zwei Stunden eine Demo machen, machen wir es andersrum Wir machen quasi 2000 Stunden mit zwei Menschen. Natürlich können es auch gerne mehr sein, aber jetzt im Winter zum Beispiel war es eher ungemütlich draußen und auch natürlich dann nachts bei -15 Grad mussten halt dann sich zwei, sage ich mal erbarmen. Oder wir haben uns halt natürlich viel ausgewechselt und wir hatten da auch gutes Equipment und so einen ganz tollen Support von der Nachbarschaft hier bekommen. Deswegen ist es nicht so stressig. Aber genau, wir sind quasi seit 280 Tagen twenty seven hier, also schon keine Ahnung wie viel 10.000 Stunden. #00:26:12-7#
Hannah Diemer: Und was habt ihr für Reaktionen bisher so bekommen? Also jetzt haben wir die, sind wir mal ins Camp eingeführt worden und wissen so ungefähr wie es aussieht es gibt so eine Jurte, wo ihr drin übernachtet und eben ein Podium, Sitzplätze. Außen stehen ganz viele Plakate, wo eure Forderungen und Mahnungen draufstehen. Und wenn ich jetzt daran vorbeilaufe und aber rausschaue was siehst du für Reaktionen? Sind es verwunderte Blicke? Sind es interessierte Blicke oder werdet ihr überhaupt wahrgenommen? #00:26:41-5#
Erik Stenzel: Ja, also wir werden auf jeden Fall wahrgenommen. Ich glaube das. Also am Anfang, als Klimacamp im letzten September gestartet ist, da gab es hier noch sehr viele Menschen, die großen Diskussionsbedarf hatten, auch gerade zu Klimawandel, Skeptiker, Leugner innen oder diverse Verschwörungstheoretiker auch. Manchmal denken Leute auch wir sind hier gegen Corona Maßnahmen und so, also die denken halt so Protest ist gleich gegen alles oder halt. Genau. Manche wollen ja auch mitmachen, weil sie quasi auch gegen Corona sind oder weil sie denken, das ist eine Verschwörungstheorie. Da können wir dann gleich sagen Klimacamp. Aber genau, es gibt auf jeden Fall sehr gemischt. Also die Bevölkerung, das sehen wir auch in den Wahlen oder in eigentlich allem, wir sind super divers und es gibt genauso Leute, die. Gestern kam ein Opa vorbei, der hat geschrien Wann brennt der Haufen endlich ab? Ist okay. Das ist eine Demokratie, darf er sagen. Genauso gibt es Menschen, die uns 50 € spenden und einfach sagen Ihr seid so geil, Danke, macht weiter. Also es gibt so eine ganz, ganz breite Mischung, was wir zu Gute. Das Gute ist, wir hatten bis jetzt in 82 Tagen noch nie wirklich ernsthafte, krasse Auseinandersetzungen, weil wir, glaube ich, auch nach außen relativ deeskalierend und und gewaltfrei kommunizieren. Also wir sind hier nicht so, auch wenn es vielleicht notwendig wäre zu sagen alles ist scheiße und fuck the system Revolution. Aber das ist auch was, was die Gros der Großteil der Gesellschaft halt noch nicht so wahrnimmt. Also das ist nichts positives, sondern es ist eher was negatives und oh Gott, was sind das für Krawall Leute hier? Und wir haben es glaube ich. Also wir gehen eher den sanfteren Weg. Es gibt auch andere Klimacamps in Deutschland, die gehen wesentlich radikalere Wege. Ich kann nicht sagen, was, was besser ist. Ich kann nur sagen, wir haben uns so entwickelt, wie wir gerade sind. Aber genau die Politik nimmt uns eigentlich auch als einigermaßen angenehm wahr, oder? Bzw. Wir kooperieren in dem Sinne, dass wir auch viel versuchen über Gespräche, über gewisse Treffen. Wir dürfen auch zum Beispiel über die Politbande, die hat uns angeboten, dass wir Anträge einbringen dürfen in den Stadtrat. Also es gibt da schon Möglichkeiten, dass wir gesehen werden. Wir werden auch zum Teil von Vertreterinnen aus anderen Wirtschaftsverbänden oder sowas gesehen. Da arbeiten wir aktuell noch überhaupt nicht zusammen, weil wir uns da noch überhaupt gar nicht klar sind, wie man das machen möchte. Aber das hat schon eine Wirkung. #00:28:52-1#
Hannah Diemer: Euer Slogan ist ja, dass ihr da bleibt, bis die Politik handelt. Was glaubst du, wie lange da bleiben müsst? #00:29:00-0#
Erik Stenzel: Ich sage zehn Jahre. #00:29:02-5#
Hannah Diemer: Zehn Jahre? #00:29:04-4#
Erik Stenzel: Genau. Also, es ist ja so, also, wir fordern im Prinzip die Klimaneutralität von Nürnberg, also von der Stadt Nürnberg mit all ihren Bürgerinnen. Und alles, was drauf ist. Also auf die Fläche gesehen bis 2030. Es wäre notwendig, bis 2027 um das 1,5 Grad Ziel mit einer 2/3 Wahrscheinlichkeit noch zu halten. Also jetzt auf Nürnberg runtergerechnet. Wenn wir quasi sagen, bis 2030 landen wir quasi auf Nürnberg runtergerechnet wahrscheinlich bei 1,55 Grad oder irgendwie so oder wer weiß, wie sie es ändert. Vielleicht gibt es auch irgendwann noch mal die Möglichkeit, CO2 zu binden oder für Nürnberg irgendwo anders was Gutes zu tun. Was dann wiederum den das Budget für Nürnberg im Prinzip wieder glätten würde. Aber deswegen sagen wir ganz klar Es gibt also ich glaube, das ist uns auch keine bewusst. Aber wir leben gerade meiner Meinung nach in einer Art Epochenwende. Die Zeit, also dieses Jahrzehnt, ist sowas von bedeutsam und wir sind eine Generation, also alle lebenden Menschen aktuell. Wir bestimmen die Zukunft von tausenden von Jahren, Welt und auch Lebewesen. Und das ist eine noch nie dagewesene Verantwortung, die wir jetzt haben. Wir haben noch nie dagewesene Privilegien, aber quasi große Macht. Spiderman große Macht folgt auch mit großer Verantwortung. Und diese Verantwortung, diese Epochenwende, die müssen wir jetzt irgendwie angehen. Und es macht für mich überhaupt keinen Sinn, jetzt nächstes Jahr aufzuhören. Hier. Ich meine, es kann natürlich sein, Es wäre wunderbar, wenn die Politik nächstes Jahr sagt Bäm, ist gemacht. Aber wir merken schon in den Gesprächen mit Stadtrat, es ist so unglaublich schwierig irgendwas da drüben. Rathaus ist ja gleich hier neben dem Klimacamp zu verändern. Deswegen sehe ich es als sehr, sehr unwahrscheinlich. Also wir versuchen natürlich maximalen Druck zu machen. Und jetzt gerade zum Beispiel, wir haben jetzt einen Nutzungskonflikt irgendwann mal mit zum Beispiel in Baden treffen Sie bei der Platz super gerne, dass wir Veranstaltungen laufen. Hinter uns ist hier ein Gastronom, Bratwurstglöcklein. Der möchte hier eigentlich auch Stühle aufstellen. Es gibt Touristinnen, Führer, die versuchen, also Führerinnen, Touristinnen, Führerinnen, also quasi, die sagen Hey, ich möchte den Platz gerne mal wieder den Touristen hier zeigen, ohne dieses Klimacamp, weil sie möchten. Also es gibt Leute, die sagen Haut hier ab. Das wiederum können sie gern sagen, aber rein rechtlich dürfen wir hier sein. Es ist alles safe. Deswegen gehen die am besten Fall dann zum Oberbürgermeister und sagen Die müssen weg. Dann sagen wir der Oberbürgermeister wir gehen auch weg, wenn du das machst, was wir wollen. Also das heißt, ein Stück weit ist dieser Nutzungskonflikt auch gut für uns, weil er halt den Druck erhöht auf das Rathaus. Aber ich glaube, wir müssen ehrlich sein, wenn. Solange die Gesellschaft also in unserer repräsentativen Demokratie, solange die Gesellschaft nicht bereit ist, die, diesen Wandel mitzugehen. Und das heißt nicht Verzicht, sondern es heißt einfach auch Veränderung. Zum Guten wird die Politik auch nicht handeln. #00:31:42-1#
Hannah Diemer: Jetzt habt ihr aber nicht nur Gegnerinnen, sondern ich habe auf TripAdvisor Reviews gesehen für das Klimacamp und da war eine Review davon. Also es war ein männliches Pseudonym und er hat geschrieben Das Klimacamp ist nicht kommerziell, aber trotzdem sehenswert, weil sie eine sehr sehenswerte Darstellung von einem essenziellen Thema haben und man nimmt immer etwas Wertvolles mit. #00:32:08-5#
Erik Stenzel: Schön. #00:32:10-0#
Hannah Diemer: Und ich musste so lachen, weil auch da wieder so dieser unser gesellschaftliche Grundgedanke drinnen ist. Es muss irgendwie kommerziell zur Verfügung stehen. Ich muss irgendwie was kaufen können, damit ich Spaß habe. Ist so etwas, was sie auch öfter erlebt, dass Leute irgendwie bei euch vielleicht was kaufen wollen oder dass sie hier so kommerziell abhängen wollen? #00:32:28-1#
Erik Stenzel: Ja, tatsächlich, Wir haben ja so ganz viele kleine Bäumchen, die sind so 20 Zentimeter hoch, ich weiß nicht, was, was wie das heißt. Die stehen hier so außen am Zaun quasi rum. Und da werden wir tatsächlich, seitdem die da seit zwei Wochen stehen, immer gefragt, was die kosten. Und ich werde auch häufig gefragt, wenn ich am Infostand stehe bei uns hier, wie viel ich denn gezahlt bekomme bzw immer so, welche Organisation steckt dahinter und quasi was? Ja genau sowas, Was ist die Entlohnung und so? Und das ist ja das schöne bei uns wir sind eben keiner Organisation zugehörig, sondern wir sind ja eine offene BürgerInnenbewegung. Also es gibt natürlich Menschen hier, die in Organisationen wie Friedas Future oder Extinction Berlin oder der Bund Naturschutz oder so was sind. Aber es gibt auch ganz viele Menschen, zum Beispiel mich, die quasi da noch nicht Mitglied sind, aber einfach sich hier engagieren. Und das ist auch, glaube ich, ein Stück weit die Utopie, die wir im Endeffekt auf die auf den großen Staat aus oder sagen wir mal bei Nürnberg auf Nürnberg ausweiten möchten. Also wir leben hier eine Utopie. Wir versuchen auch, unserem Selbstverständnis entsprechend möglichst natürlich, also möglichst wir müssen es auch alle trainieren, aber eben quasi feministisch, uns zu verhalten. Oder natürlich antirassistisch, uns möglichst wenig irgendwie zu diskriminieren. Also das sind jetzt Sachen, die sind in uns verankert. Leider. Ich als Mann muss da auch voll viel lernen oder kann hier viel lernen, aber das ist quasi so, Entsteht hier die Möglichkeit wirklich auch mit Jung und Alt. Der Jüngste ist zwölf, die älteste 74 einfach mal zu versuchen, weil wir ja hier irgendwie leben in irgendeiner Form. Es gibt ja auch eine kleine Küche, wo man sich halt mal was zu essen macht. Genau sowas. Im Prinzip auch ein Beispiel für die Gesellschaft zu sein. #00:34:04-1#
Hannah Diemer: Ja, das heißt, es ist bei euch so ein bisschen eine MehrgenerationenWG Camp? #00:34:09-1#
Erik Stenzel: Ja, ich glaube, wir sind auf jeden Fall die größte WG Nürnbergs mit so 60 70 Menschen die Woche. Und genau das ist ein Mehrgenerationenhaushalt. #00:34:17-6#
Hannah Diemer: Was sind denn dann die konkreten Forderungen, was das Klimacamp stellt? #00:34:21-8#
Erik Stenzel: Also ganz konkret ist es so was Der Frankenschnellweg sollte nicht ausgebaut werden, da er einerseits falsches Zeichen ist, riesige Autobahnen. Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten. Er wird so viel Geld verschlingen, dass quasi kein Geld mehr da ist für andere. Verkehrswende, Projekte usw und so fort. Ist eigentlich unendlich lang die Liste. Generell geht es uns darum, dann positiv gesehen mehr ÖPNV auszubauen, zum Beispiel dann durch das 350 € Ticket den ÖPNV attraktiver zu machen usw Radwege Infrastruktur zu verbessern. Das sind quasi alles Dinge, die baulich geändert werden können. Wir möchten eine Energiewende haben, das heißt, wir möchten, dass die Energie, also diese unser unser städtischer Hauptversorger, dass der sich auch aktuell bei 1 % Eigenproduktion von Erneuerbaren dass das hoch geht, dass der quasi irgendwann mal bei 100 % ist logischerweise genauso möchten wir auch. Aber das, das wir im Zuge der Bauverordnungen sagen, dass wir zum Beispiel also PV Anlagen Pflicht auf Dächern finde ich absolut sinnvoll. Ist doch scheißegal wie es da aussieht. Wer schaut schon auf Dächer von oben, also so, sondern es ist einfach so wichtig ist so viel ungenutzte Fläche und wir brauchen gerade wenn wir diesen Energiehunger, wir müssen ihn sowieso ein bisschen stillen, aber quasi. Also das ist ja ganz oft das Argument von Leuten, die wahnsinnig viel Energie verbrauchen und sagen dann gehe ich. Ich stelle mir kein so ein Ding aufs Dach, wo ich mir denke Ja, wenn du weiter so! Also entweder oder. Entweder brauchst du weniger oder du stellst das Ding aufs Dach. Oder am besten beides. Ernährung ist ein großes Thema. Da ist auch strukturell in unserer Stadt hier so viel im Argen. Dieses Wenn so große Stadtmenschen zum Beispiel einfach immer noch die billige Scheiße anbieten, immer noch. Es gibt irgendwie drei Standardgerichte, alle mit Fleisch und das vegetarische Gericht ist dann noch so extra exotisch ausgeschildert oder sowas ist es überhaupt nicht, der Umschwung. Aber einfach mal zu sagen lasst uns doch mal gucken und das irgendwie versuchen regional hinzubekommen und lasst uns doch einfach nur ein Fleischgericht und ein Vegetarisches gar nicht mehr hinschreiben, was sondern einfach ist. Ganz normal. Es gibt vegetarische Gerichte, so, es ist nichts exotisches mehr. Also solche Dinge anzugehen, oder? Da gibt es im Prinzip es gibt 1000 geile Ideen, was zu machen. Ich glaube, was mir immer noch ganz genau zu viel. Keine klimaschädlichen Wertanlage mehr von der Stadt, also das Geld, was die Stadt irgendwo anlegt oder auch Tochtergesellschaften der Stadt anlegt. Das ist nicht bei Banken oder so, die eben klimafreundliche Wertanlage oder Wertehandel machen. Aber genau für mich Werte ist auch ein ganz wichtiger Punkt. Wir müssen eben wir brauchen. Finde ich das wichtig, überhaupt eine Art Wertewende, Also die Idee, dass es das Wertvollste auf dieser Welt ist, quasi Geld. Deswegen arbeiten wir auch so viel, deswegen tauschen wir unsere Zeit in Geld. Deswegen heizen wir das, heizen wir diesen Stoffwechsel an, der Stoffwechsel muss immer größer werden in diesem System, damit wir weiter Geld verdienen können, damit wir mehr Geld verdienen können. Es ist ganz normal, dass du quasi einsteigst mit irgendeinem Gehalt XY und das ist immer mehr wird. Es ist ganz normal. Kein Mensch kommt auf die Idee zu sagen, es bleibt gleich oder es wird sogar weniger. Wieso? Weil das das Wertvollste überhaupt ist. Aber wir haben jetzt in der Akademie gesehen Was? Was ist denn das, was gefehlt hat? Das waren die sozialen Kontakte, das war die Familie, das war die alten Menschen in Wohnungen oder Pflegeheim besuchen oder in die Schule, so was das sind. Das sind anscheinend Dinge, die uns wirklich Wichtig sind. So und genauso mit der Umwelt ist es ja auch so wir wir können quasi die Umwelt, die ist ja jedem Menschen an sich wichtig, wenn er wüsste was was da zusammenhängt und und das wieder zu begreifen, das zum Beispiel soziale Werte, also wie wir hier zum Beispiel. Also keiner kriegt ja Kohle, aber trotzdem, jeder macht das hier mit voller Motivation, weil wir hier so viel an neuen Werten kriegen, sei es soziale Fähigkeiten, sei es Skill share, sei es überhaupt Kontakte. Also ich habe vielleicht schon 500 Menschen im letzten halben Jahr kennengelernt hier, die kann ich alle irgendwann mal, wenn ich möchte, einladen oder mit denen quatschen. Oder vielleicht brauche ich mal irgendwas und frag die. Also da sind wir bei dem Sharing, also das ist glaube ich was, wo wohl leider auch der politische Diskurs noch ganz weit weg ist. Da geht es immer ganz viel um technische Lösungen oder eben so Einschränkungen eben wie jetzt zum Beispiel Dieselverbot oder sowas. Das ist natürlich auch okay, aber, aber das ist quasi, da geht es noch nicht darum, unseren Kopf zu ändern, sondern da geht es darum, unser Verhalten zu ändern. Aber ich glaube, unser Verhalten ändern wir am besten, wenn wir im Kopf anfangen. #00:38:32-5#
Hannah Diemer: Wo ziehst du denn die Energie her oder die Motivation her, noch die nächsten zehn Jahre hier zu bleiben? #00:38:39-2#
Erik Stenzel: Ja, das ist natürlich. Ich habe nicht gesagt, dass ich zehn Jahre hier bleibe, obwohl ich das schon vorhätte. Ich würde sagen, es ist notwendig, um Nürnberg klimaneutral zu bekommen, dass wir eine Art Versammlungsort haben wie das Klimacamp. Ich würde, wenn die sagen würden Leute, ihr kriegt hier ein anderes Haus, dass das Klimahaus, dann würde ich auch sagen Alles klar. Geh mal da rein. Also mir geht es nicht darum, zwingend hier irgendwie Krawall zu machen. Es ist natürlich geil, dass wir hier eine Art Protest haben und dass wir diese Außenwirkung haben. Aber es muss sich. Wir müssen zwangsläufig uns vergrößern. Und wir müssen, um diesen Wandel zu schaffen. Bei einer 500.000 Einwohner Stadt müssen wir einfach richtig was auf die Beine stellen. Und das, glaube ich, geht halt nicht nur in einem Jahr, es kann auch ganz andere Aktionen geben und sowas. Aber das merkt man auch hier. Wir wachsen auch als Klimacamp. Die ganzen anderen Organisationen wachsen ein Stück weit, es wird quasi immer brenzlicher und ich glaube, meine Motivation ist wirklich mal ganz psychologisch gesprochen ist einfach erstmal Selbstwirksamkeit. Also ich merke, ich kann hier einfach Dinge tun. Ich bin nicht in keiner Ohnmacht, sondern ich in dem Ding, dass ich hier Sachen umsetze, in dem, dass ich mich damit beschäftige, auch wenn es noch so aussichtslos manchmal erscheint. Ich bin dran, ich mache was. Und das zweite ist, würde ich auch sagen, dieses, dieses Gemeinschaftliche. Also es macht immer Spaß, in der Gruppe zu arbeiten, in einem Team zu arbeiten. Es macht Spaß, mit flachen Hierarchien zu arbeiten oder eben, wie ich vorhin gesagt habe, auch versuchen mal gewisse strukturelle Probleme da draußen wie Sexismus, Rassismus, Klassismus, alles mögliche hier mal anzusprechen und mal drüber nachzudenken. Wie können wir das hier anders leben? Können wir das anders leben und so? Und diese beiden Faktoren Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft, würde ich sagen, ziehen mich extrem an. #00:40:18-6#
Hannah Diemer: Das heißt das Klimacamp ist in deinen Augen auch so eine gelebte Utopie? #00:40:22-5#
Erik Stenzel: Ja, also wir haben wir haben drei quasi Ziel sag ich mal Silos. Also unser Ziel, Nürnberg klimaneutral zu machen. Und das möchten wir machen. Einerseits, indem wir unsere politischen Forderungen, wo ich gerade schon so ein Paar genannt habe, kommunalpolitisch umgesetzt werden und die durchbekommen. Das andere ist wir möchten die Bürgerinnen informieren, aber auch aktivieren. Also nicht mehr nur faul rumsitzen, sondern jetzt mal was machen. Wir haben nicht mehr viel Zeit und das dritte ist quasi durch eine utopische Lebensart und durch die Vermittlung unserer Werte im Prinzip den Wandel schon so automatisch voranzubringen. #00:40:59-7#
Hannah Diemer: Sehr, sehr spannend und ich wünsche dir wirklich extrem viel Durchhaltevermögen. Vor allem, wenn es jetzt noch weiter solche Wetter geben wird. Wenn unser Frühling wie bisher einfach nur verregnet ist, wünsche ich gute Regenhosen und Regenjacken und ganz viel Durchhaltevermögen und würde dich am Schluss gerne noch fragen, was denn so dein größter Glücksmoment war in letzter Zeit? #00:41:25-2#
Erik Stenzel: Ich habe letztens eine Radtour gemacht, an der Elbe entlang und weil ja alle Campingplätze zu haben und sowas habe ich quasi wild gekämpft und ich hatte immer so ein bisschen Schiss davor, gerade in Bayern, das ist ja verboten und ist das. Und habe es dann geschafft, quasi fünf Nächte durchgehend am Stück in der Elbe mich zu waschen und immer dort quasi wild zu campen. Und einmal habe ich in so einem Wald gepennt, hatte riesen Schiss, also war irgendwie Blair Witch Project und keine Ahnung was die verrückte Psyche da spielt. Und dann irgendwie habe ich irgendwann meinen Frieden gefunden mit der Idee es ist ein Wald ist eigentlich super safe und ich habe das jetzt schon vier Nächte gemacht. Das ist kein Problem, Hier laufen keine Serienmörder rum oder alles mögliche. Und das war irgendwie. Als ich da dann am nächsten Morgen aufgestanden bin, Zelt wieder zusammengepackt und weiter gefahren. War das so? Wow, ist es geil! Also es war so brutalste Selbstermächtigung, irgendwie, so irgendwie. Ich brauche gar nichts mehr. Ja, es kann mir quasi also ich bin einfach autonom und war irgendwie auch so mit der Natur in einem. Und genau das war zwar ziemlich, da war ich ziemlich strahlend an dem Tag. #00:42:34-5#
Hannah Diemer: Vielen Dank Erik Stenzel für das Gespräch, für deine Meinungen und deine offenen und ehrlichen Antworten. Und dann hören wir hoffentlich bald von dir mit deinem zweiten Album oder noch mehr im Klimacamp. #00:42:46-9#
Erik Stenzel: Ja, gerne. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und dass ihr das macht auch. #00:42:52-3#
Hannah Diemer: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir würden Sie jetzt gerne in die Sommerpause schicken mit dem neuen Song von Erik Stenzel und seiner Platte Augen auf! Dieser Song heißt Die Hoffnung stirbt zuletzt und wir machen damit eine kleine Sommerpause und sind wieder mit neuen Folgen für sie da. Anfang August. #00:43:13-7#
Erik Stenzel: Ein Grad, zwei Grad, drei Grad. Vier Grad, fünf Grad. Scheißegal. Es wird schon werden. Ein Rad. Zwei Rad. Dreirad. vier Rad Allrad ganz normal. Was soll denn die Beschwerden? Ich hab mal gelesen, hab's mal irgendwo gehört. Die ganze Sache ist gar nicht so schlimm. Wie könnte sie auch, wenns sonst niemanden stört. Wir machen besser weiter unser Ding. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zwar genau dann, wenn niemand mehr übrig ist, der noch hoffen kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zwar genau dann, wenn niemand mehr übrig bleibt. Auf Vaterausfahrt, Luftfahrt, Raumfahrt, Kreuzfahrt. Scheißegal. Man lebt nur einmal. Hausbau muss Mastsau. Rückstau, Bergbau, Tagebau. Ganz normal. Und einmal ist keinmal. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zwar genau dann, wenn niemand mehr übrig ist, der noch hoffen kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zwar genau dann, wenn niemand mehr übrig bleibt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zwar genau dann, wenn niemand mehr übrig ist, der noch hoffen kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zwar genau dann, wenn niemand mehr übrig ist, der noch hoffen kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zwar genau dann, wenn niemand mehr übrig bleibt. Mir wird heiß. Mir wird heiß, denn ich weiß. Mir wird heiß, denn ich weiß um den Preis. Mir wird heiß, denn ich weiß um den Preis von warmem Eis. #00:46:20-8#
Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

"Es bringt nichts, den Leuten ins Gesicht zu schreien: SUV fahren ist scheiße!” Trotzdem versucht es der Musiker durch Text und Gitarrenklänge gegen den Klimawandel zu kämpfen.
Erik Stenzel ist seit Tag 1 beim Klimacamp in Nürnberg dabei. Zuerst als Musiker, inzwischen als Pressesprecher. Als wir uns dort am Tag 281 treffen, regnet es in Strömen - zeitweise werden wir von Gewitterrauschen und Donnergrollen begleitet.
Stenzel hat eigentlich Geographie im Master studiert und hat sich doch dazu entschieden zur Gitarre zu greifen, um klimapolitischer Musiker zu sein. Welche Rolle dabei die Wissenschafts-Gesellschafts-Kommunikation spielt und warum unsere Zivilisation so einiges mit einem Fischschwarm gemeinsam hat, erklärt Erik Stenzel leidenschaftlich.
Finden Sie heraus, wie es sich anfühlt, als Kapitalismuskritiker in Einkaufsstraßen Musik zu spielen und woher Erik Stenzel immer wieder die Motivation und Kraft nimmt, gegen diesen so mächtigen Gegner Klimawandel anzukämpfen.
Ganz am Ende des Podcasts verabschieden wir uns mit Eriks Stenzels Song “Die Hoffnung stirbt zuletzt” in unsere Podcast-Sommerpause und sind ab August 2021 wieder mit spannenden Interviewpartner*innen und deren ganz persönlichen Geschichten und Erlebnissen für Sie zu hören.
Zur Webseite von Erik Stenzel (inkl. Tourdaten)
Informationen über das Klimacamp in Nürnberg
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Aufgenommen am: Donnerstag, 10. Juni 2021
Veröffentlicht am: Donnerstag, 22. Juni 2021
Moderation: Hannah Diemer
Im Gespräch: Erik Stenzel
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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Wir sind mindestens jeden zweiten Donnerstag mit einer neuen Folge online, manchmal öfters.
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