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Anne Tieseler, kann Nürnberg zero waste Stadt werden?

Die folgende Transkription wurde automatisiert mittels KI erstellt. Etwaige Fehler bitten wir zu entschuldigen. Eine manuelle Nachkorrektur erfolgt zeitnah.

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#

Cristina Gleich: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen KontaktAufnahme. Mein Name ist Cristina Gleich und ich freue mich heute über meine Gästin Anne Tieseler, Aktivistin und Mitgründerin der Zero Waste Gruppe Nürnberg von Blubingo e.V.. Hallo Anne. Hallo! Zuerst eine kurze Begriffserklärung Was ist mit Zero Waste gemeint? #00:00:47-6#

Anne Tieseler: Also Zero Waste. Kommt ja aus dem Englischen und heißt wortwörtlich übersetzt null Müll. Und wir haben das aber so interpretiert als null Müll und null Verschwendung. Genau. Und Ziel ist es eben, so viel Müll wie möglich zu vermeiden. #00:01:03-4#

Cristina Gleich: Das ist so eine Veränderung des Lebensstils. Und wie bist du zum Thema gekommen? #00:01:10-8#

Anne Tieseler: Also wir sind damals umgezogen in eine neue Wohnung und hatten da kaum Sachen mitgenommen. Und dann saßen wir in der Wohnung und sind einkaufen gewesen und haben diesen riesigen Müllberg, der dann nach dem Auspacken von den Einkäufen halt entstanden ist, gesehen. Und uns ist der da so richtig ins Auge gestochen, weil halt die Wohnung sonst relativ leer war auch. Und dann dachten wir das kann doch irgendwie nicht sein. Also mein Mann und ich und haben dann gesagt, das muss doch irgendwie anders gehen. Und dann habe ich den Müllhaufen mir sozusagen einfach mal angeguckt, was da drin gelandet ist. Und beim nächsten Mal einkaufen haben wir eben probiert, die Sachen gezielter zu vermeiden, Also was das Müllaufkommen angeht und haben dann in den ersten paar Wochen gemerkt, wir haben ungefähr um die Hälfte unseren Müll reduzieren können, nur dadurch, dass wir das Produkt nebendran gekauft haben oder Sachen lose gekauft haben oder so Und dann bin ich über einen Blog gestolpert mit dem SEO Waste Konzept und habe mir gedacht, dass es so toll, man kann ja noch viel mehr machen. Und dann haben wir ganz Stück für Stück angefangen, unseren Alltag umzustellen und selber weniger Müll zu produzieren, bis wir am Ende eigentlich nur noch auf eine kleine Tüte oder fast eine Handvoll Müll im Jahr gekommen sind. Genau über mit Übungen von ungefähr sieben acht Jahren. Also nicht sofort, aber Stück für Stück. #00:02:30-7#

Cristina Gleich: Und wie bist du dann zu dieser Initiative gekommen? Zu Zero Waste Gruppe. #00:02:37-3#

Anne Tieseler: Also ich kannte Blubingo als Nachhaltigkeitsverein in Nürnberg schon ein bisschen länger. Die haben ja ganz viele verschiedene Projekte und Zero Waste war aber noch nicht abgedeckt oder noch nicht dabei. Und dann dachte ich mir mit ein paar Leuten Ja, wir machen ja das schon privat zu Hause mit dem Zero Waste. Aber wenn man jetzt irgendwie unterwegs ist oder so, dann produziert man sozusagen automatisch Müll. Und wir wollten auch anderen Leuten ein bisschen Ideen geben, wie sie auch selber Müll vermeiden können. Und so haben wir uns dann zusammengeschlossen und sind an den Verein Blubingo rangegangen, haben gefragt, ob sie Lust hätten, dass wir unter ihrer Schirmherrschaft sozusagen eine Gruppe machen können. Und das haben wir dann vor vier Jahren, glaube ich, die Zero Waste Nürnberg Gruppe gegründet. Und das Tolle ist natürlich, dass wir unserem Verein sozusagen ein bisschen andere Möglichkeiten haben, die Strukturen zu nutzen, die halt schon da sind, als wenn wir das jetzt einfach alleine auf die Beine gestellt hätten. #00:03:33-9#

Cristina Gleich: Und was für Aktionen macht die Aktivitäten Projekte? #00:03:39-4#

Anne Tieseler: Also wir haben einmal im Monat einen offenen Treff, der ist immer am vierten Donnerstag im Monat um 19:00, außer im Dezember, da würden wir total auf die Weihnachtstage fallen. Aber genau und da kann jeder eben kommen, sich zu informieren und unser Ziel ist es aber eher nicht zu sagen was kann man noch privat zu Hause machen? Ich glaube, da gibt es auch schon viele Tipps. Also wenn da jemand Fragen hat, kann er uns natürlich trotzdem fragen. Aber uns geht es eher darum, wie können wir unsere Stadt frei gestalten oder eben einen größeren Impact einfach haben als nur eine Person zu Hause. Und da planen wir sozusagen an diesen Treffen Bei welchen Veranstaltungen wollen wir teilnehmen, Wo machen wir vielleicht einen Infostand? Ähm, ja, welche Aktionen können wir mitmachen? Also zum Beispiel die Europäische Woche der Müllvermeidung. Da machen wir ganz oft was. Also diesmal wollen wir eben Bäckereien und Cafes und andere Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten dazu animieren, dass man dort verpackungsfrei einkaufen kann. Das ist zum Beispiel eine Aktion, die jetzt gerade läuft und genau im Rahmen von diesem einmal ohne Bitte. Falls es jemand schon mal gehört hat, schließen wir uns auch gerne mit anderen Leuten zusammen für solche Projekte. Ab und zu machen wir auch Müllsammelaktionen. Also wir haben Zigarettenstummel gesammelt, mal mit knapp 40 Leuten, die Lust hatten, mitzumachen. Da hatten wir auch in der Zeitung einen Aufruf gestartet, auch zur Europäischen Woche, der Abfallvermeidung vor zwei Jahren oder drei. Und da haben wir für zwei Stunden zu 40 ungefähr Zigarettenstummel gesammelt, einer Innenstadt. Und das war natürlich auch spannend, mit den Leuten dann in Kontakt zu kommen, die da einkaufen waren und so und eben gefragt haben, was wir so machen. Und auch auf die Problematik hinzuweisen, dass da halt so ein Zigarettenstummel eben nicht verrottet, weil er aus Plastik besteht und dass da ganz viele Giftstoffe auch frei werden, wenn die ausgewaschen werden vom Regen und so und genau das hat dann eben auch viel mehr Spaß gemacht in der Gruppe zu sammeln als jetzt vielleicht alleine. Und am Ende hatten wir einen riesigen Berg Zigarettenstummel. Also ich glaube, jeder hat so ungefähr ein, zwei Kilo geschafft zu sammeln in der kurzen Zeit. Das war echt unglaublich viel. Und er hat vielleicht auch wieder den einen oder anderen motiviert, eben seine Zigaretten nicht in die Gegend zu werfen. #00:06:02-7#

Cristina Gleich: Also ihr seid schon damit auch in Kontakt gekommen mit den Menschen, die mit der Aktion jetzt nicht unbedingt was zu tun hatten, sondern sich ausgetauscht. #00:06:13-6#

Anne Tieseler: Ja, also spannende war ja, dass dann Raucher gesagt haben Ja, aber das wird doch eh sauber gemacht von der Stadt. Ob ich da jetzt meinen Zigarettenstummel hin werfe oder nicht, das wird ja von der Kehrmaschine weggekehrt, was nicht der Fall ist zwischen dem Kopfsteinpflaster. Es ist super schwierig, die rauszukriegen. Aber ja, wir haben dann auch gesagt Ja, hier, also wir haben so kleine Taschen, Aschenbecher ausgegeben bei der Aktion, dass eben auch jemand, der jetzt zum Beispiel raucht, halt eine Möglichkeit hat, wenn kein Mülleimer in der Nähe ist. Oder genau dann einfach seine Zigarettenstummel da reinzutun, mitzunehmen und zu Hause halt im Restmüll zu entsorgen oder im nächsten Mülleimer zu entsorgen, den er eben sieht. Genau. Aber als Gruppe haben wir uns eben auch gedacht Ja, es ist so, so schade, dass man automatisch an vielen Orten Müll produzieren muss, also man zum Friseur geht oder wenn man im Restaurant ist und eben schon die Serviette unterm Teller steckt oder unterm Glas steckt oder so bei solchen Sachen. Und das wollten wir irgendwie dann auch noch angehen und haben gesagt, wir machen ein Projekt, das heißt Zero Waste Helden. Das ist eigentlich so unser größtes Projekt, das eigentlich immer läuft und haben dann auch Leute gefunden, die dann auch total Lust drauf hatten mitzumachen. Also zum Beispiel eine Kita, die gesagt hat, sie möchten ihren Müll reduzieren und dann haben wir mit denen gemeinsam eben Ideen entwickelt, wie das vonstatten gehen könnte, auch ein bisschen zu gucken, was es überhaupt erlaubt. Weil das wussten wir ja persönlich jetzt nicht so, aber die Kita durfte konnte da ganz viel sagen. Und dann haben wir auch gesagt okay, jetzt haben wir so eine tolle Kita mit ganz vielen Sachen, die die umsetzen. Das wollen wir irgendwie für andere Leute auch zugänglich machen und auch zum Nachmachen motivieren. Und dann haben wir dieses Zero Waste Helden Projekt ins Leben gerufen, wo man online sich auch angucken kann Wie macht die Kita das? Was für Schritte sind die gegangen, Wo fängt Müll an, wo können sie es vermeiden und was machen sie anders? Und dann kann man eben an eine andere Kita, die dann vielleicht selber sagt Ja, wir würden es ja gern, wir wissen aber nicht, wo wir anfangen sollen. Die können dann eben sich da einfach Anregungen holen. Und auch wenn sie Lust haben, mit uns in Kontakt treten und kriegen dann auch unseren Zero Waste Helden Aufkleber und einen kleinen Bericht auf Social Media und auf unserer Seite. Da kann man eben nürnbergweit die ganzen Stellen Anlaufstellen finden, die da mitmachen. Aber wir hatten jetzt auch schon über Nürnberg hinaus Leute, die halt Lust drauf hatten und mitgemacht haben. Also es gibt jetzt auch eine Schule und ein Zero Waste Festival haben wir mal mit organisieren dürfen und ein Cafe und Restaurants und solche Sachen, also bis hin zu öffentlichen Einrichtungen. Das ist ganz toll. Und da sind wir auch mit der Stadt ins Gespräch gekommen, weil die auf einmal gemerkt haben, wir versuchen da was umzusetzen, was ja eigentlich auch Richtung Stadtpolitik ging, was ja auch so unsere Idee war. Okay, fangen wir von oben an, versuchen wir irgendwie beim Abfallwirtschaftsamt was zu bewegen oder bei der Stadt. Oder fangen wir von unten an und versuchen erstmal Leute zu finden, die eben einfach als Bürger und Bürgerinnen was ändern wollen. Und haben dann gemerkt, es gibt ja ganz viele Anknüpfungspunkte. Und dann sind wir sozusagen parallel mit der Stadt auch ins Gespräch gekommen, was ganz toll war, weil wir dann sehen konnten, was dene ihre Ansatzpunkte waren oder wo man sich ergänzen konnte. Also wir haben dann noch mal so eine Zigarettenstummel Sammelaktion mit der Stadt veranstaltet, in der breiten Gasse in der Innenstadt und die haben sozusagen die Stadt ist. Vom Ordnungsamt aus sind Leute rumgelaufen und haben Leute angesprochen, die denen, die Kippen sozusagen auf den Boden werfen und auch geguckt, ob die einsichtig sind, ob die die Problematik verstehen und so und es wurden sogar Bußgelder verteilt. Ich glaube, es waren nur zehn oder 15 €, aber trotzdem. Also klar, wenn die Leute einsichtig waren, dann nicht. Dann haben sie es halt aufgehoben und in den nächsten Mülleimer geworfen selber. Aber es war halt die Aktion, einfach mal ein bisschen darauf aufmerksam zu machen. Auch, dass es nicht okay ist, Müll auf den Boden zu werfen, egal in welcher Form und diese Zigarettenstummel irgendwie den Leuten nie so auffallen. Und wir haben aber parallel eben aufgeklärt, warum das so blöd ist mit den Zigarettenstummeln und auch wie man es vermeiden kann, haben immer wieder diese Taschen Aschenbecher verschenkt und es war so eine ganz coole Aktion eigentlich. #00:10:34-9#

Cristina Gleich: Zu dem Zero Waste Helden kann man Wettbewerb fähig sein. Ich überlege jetzt zum Beispiel Ein Restaurant, wenn er nur und verpackte Sachen kauft usw kann ja trotzdem wettbewerbsfähig oder regional, das ein bisschen teurer sein kann. #00:10:56-0#

Anne Tieseler: Also das war auch genau unser Ansatzpunkt zu sagen, was hat denn jetzt zum Beispiel das Restaurant davon, Zero Waste zu sein? Oder auch Sachen Zero Waste auszugeben? Und bei ganz vielen Punkten ist uns aufgefallen, dass sie eigentlich Geld sparen können. Also zum Beispiel wenn man die Strohhalme, die ja sowieso bald verboten sind, die eins Einweg Strohhalme, wenn man die eben nicht schon in jedem Glas platziert, bevor man sie dem Kunden auf den Tisch stellt, sondern halt einfach einen Becher vielleicht auf die Theke auf der Theke hat. Oder man hat es nur auf Anfrage, wenn jemand eben einen möchte, dass man dann dem Kunden Halt gibt oder auch für Kinder oder so, falls die da mal so was möchten, dann kann man das eben rausgeben. Aber man muss halt nicht von vornherein den Müll produzieren. Und ich sage mal von 100 Leuten will vielleicht einer einen Strohhalm. Dann spart man sich ja auch als Restaurant ganz schön viel Geld. Genauso mit den Servietten, genauso mit Essensmüll. Also wenn man eben vielleicht feststellt okay, wir haben jeden Tag so und so viel Kilo Essen, das zurückgeht von den Tellern, dass man sich dann einfach mal überlegt, ein anderes Konzept zu machen, zu sagen okay, wir machen unsere Portionen kleiner und schreiben auf die Karte, dass man auf Zuschlag auf Nachfrage bekommt oder dass man ja einfach kleine und große Portionen vielleicht anbietet für ein, 2 € günstiger oder solche Sachen. Und ich denke, dass man sich da schon auch einiges sparen kann. Aber ich glaube, das ist schon auch teilweise natürlich idealistisch ist. Also wir hatten da das Restaurant, das mitmacht, das hat tatsächlich auch auf den Toiletten zum Beispiel kleine Handtücher für ihre Gäste gehabt, anstatt Papierhandtücher oder sowas. Und klar, das ist dann auch ein Ticken, mehr Arbeit. Aber es muss ja jeder für sich so umsetzen, wie es auch für einen selber passt. Und wir hatten da auch ganz viele Ideen bekommen, Auf die werden wir jetzt gar nicht selber gekommen. Also die haben zum Beispiel gesagt, wenn ein Kunde einfach seinen seine Tupperbox oder seinen Glasbox oder irgendwie ein Einmachglas von zu Hause mitbringt, dann können die da einfach die Reste mit einpacken. Wenn die jetzt am Tisch eben das nicht aufessen, zum Beispiel ohne dass das Restaurant erstens Container oder Behälter ausgeben muss, für die es auch wieder zahlen müsste. Und ja, das war einfach so kleinere Schritte, die eigentlich jeder machen kann und wo man vielleicht auch die Kunden einfach mit einem kleinen Aufsteller auf dem Tisch darauf aufmerksam machen kann, dass sie vielleicht nächstes Mal was mitbringen, um selber einzupacken. #00:13:23-1#

Cristina Gleich: Erfahrungsgemäß. Wie gewinnt man Menschen dazu, Menschen zu motivieren? Also muss man auf das Problem ansprechen, Ein bisschen mit dem Finger zeigen oder eher sanft darüber sprechen? Oder irgendwas in der Mitte? #00:13:42-4#

Anne Tieseler: Also ich glaube, es ist eher in der Mitte und wir als Gruppe sind eher gegen den erhobenen Zeigefinger, weil wir sagen, es muss auch irgendwie Spaß machen, sonst bleibt man halt nicht dabei. Also wenn man jetzt gezwungen wird, weil man Bußgeld zahlt oder so, das macht ja jetzt nicht so viel Spaß, als wenn man von selber sagt, ich mache das, weil es einfach sich gut anfühlt und weil ich was für die Umwelt tun kann und vielleicht sogar selber Zeit und Geld sparen kann, auch noch dabei. Ich glaube, man muss eher mit Spaß rangehen und auch mit ganz kleinen Schritten anfangen und die Leute zum Umdenken zu bewegen. Weil wenn man einmal umgedacht hat, glaube ich, ist es schwer, die Sache, also wieder dieses Denken rückgängig zu machen und weiterzumachen wie bisher. Und ich denke, jemand, der zum Beispiel mal gemerkt hat oder bei einer so zu einer Müllsammelaktion dabei gewesen ist, der weiß, wie viel Müll da tatsächlich rumliegt, den man eigentlich sonst gar nicht wahrnimmt. Und der wirft dann auch nichts mehr auf den Boden. Also wir hatten das ganz oft, dass Leute mitgemacht haben und gesagt haben das gibt's doch nicht, dass ich irgendwie den 20. Zigarettenstummel aufhebe oder das fünfte Bonbonpapier oder Plastikflaschen. Oder Wir hatten auch schon ganze drei Räder aus dem Dutzendeich gezogen oder aus dem Wörthersee und solche Sachen. Also es gibt ja mal, es fällt dann halt auch erst auf. Und ich glaube, auch Jugendliche und Kinder machen oft bei den Aktionen mit, die dann das wieder an ihre Eltern zu Hause weitergeben und dann auch sagen Mensch, ich habe jetzt irgendwie zehn Bonbonpapiere aufgehoben heute bei dieser Aktion oder 50 Strohhalme und ich brauche bei meinem Trinken einfach keins mehr rein haben. Und das finde ich ganz spannend, wenn man einfach dieses Umdenken so ein bisschen anstößt, dass es vielen Leuten dann auch einfach Spaß macht oder ganz selbstverständlich wird nach einer Zeit, dass man eben ja ein bisschen auch an die Umwelt denkt, wenn man, Ja, wenn man seinen Alltag bestreitet. #00:15:37-5#

Cristina Gleich: Ist das Thema präsent. Bei bestimmten Generationen ist diese die Leute, die mitmachen, eine bestimmte Generation oder einige oder übergreifend. #00:15:49-8#

Anne Tieseler: Also ich finde es relativ spannend, weil überwiegend haben wir schon jüngere Leute, die mitmachen, weil sie einfach so ein bisschen präsenter haben, dass es auch noch um ihre Zukunft geht. Wie das dann in ein paar Jahren eben ausschaut, weil sie auch den Vergleich vielleicht sehen. Ja, ganz einfach Bilder, also Urlaubsbilder zum Beispiel, kann ich nur sagen, wenn ich mit meinen Eltern im Urlaub war als Kind. Dann hat man halt das Foto am Strand vielleicht gemacht in Italien. Und wenn man es jetzt macht, dann fällt einem auf, dass da überall Müll liegt. Und es war halt früher nicht so und ich glaube, dass man das die jüngere Generation das schon noch mehr wahrnimmt und da auch mehr vor allem dagegen machen möchte. Und dann finde ich es aber spannend, dass von diesen ganzen in Anführungszeichen teilweise neuen Tipps, wo man jetzt sagt zu einer jüngeren Person Nimm doch bitte deinen Einkaufsbeutel mit zum Einkaufen. Das hat dann die ältere Generation, also so die Großelterngeneration dann wieder sagt was, das machen wir immer, das haben wir früher auch gemacht, das ist doch normal. Und so die Generation dazwischen, die das halt alles, sag ich mal, einerseits vielleicht nicht mehr so machen musste, weil eben die Plastiktüte bequem im Laden schon nebendran lag und die aber jetzt auch sozusagen sehr eingefahren ist in ihren Alltag. Strukturen, also in ihren Gewohnheiten. Ich glaube, es ist relativ schwierig ist, Gewohnheiten zu ändern. Da muss man halt einfach mal anfangen. Aber ich denke, dass es tatsächlich eines der schwierigsten Sachen, wenn man das mal überwunden hat und dann mit Spaß rangeht, sich so seinen Beutel zum Beispiel immer in ins Auto zu legen oder auch in Fahrradkorb oder in seinen Rucksack hat, immer so ein Beutelchen zur Verfügung hat, dann ja. Es ist halt so eine kleine Angewohnheit, die man ändern muss. Und deswegen finde ich es gerade spannend, dass sehr überwiegend jüngere Leute sich engagieren und ältere Leute oft mit Tipps und Ideen und auch mit Engagement dabei sind. Aber so die Eltern oft von ihren Jugendlichen oder Kindern dann wieder auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden und dann oft auch das einsehen und voll Lust haben mitzumachen. #00:17:57-6#

Cristina Gleich: Ich erschrecke mich selber, wie schnell so ein gelber Sack voll wird bei uns in eine kleine Familie. Ich weiß, dass ich auch weniger Müll produzieren kann, machen kann. Das braucht aber Disziplin, glaube ich. Ich habe das nicht immer. Ich vermute, dass ich nicht die einzige dabei bin. Mir ist das Problem schon bewusst und ich habe auch ein paar Ideen, wie ich das anders machen kann. Aber trotzdem bin ich nicht immer konsequent. Reicht das aus, wenn wir dieses Thema in den Händen der Konsumenten, der Privatpersonen lassen? Kann man erwarten, dass die Menschen bewusst werden und selber auf ein bequemes Leben verzichten? Oder brauchen wir was anderes radikalere Sachen und Entscheidungen? #00:18:51-6#

Anne Tieseler: Also ich finde es wichtiger, dass alle irgendwie ein bisschen anfangen, anstatt dass es wenige Leute perfekt machen. Also man muss ja nicht sagen, ich mache jetzt auf einmal von null auf 100 alles. Und ich glaube, als Konsumenten müssen wir auch ganz arg uns in den Kopf rufen, dass wir mit unserem Geld entscheiden, was produziert wird. Also wenn ich meinem Geld jetzt am Marktstand ausgebe, an den Bauern aus der Region zum Beispiel, dann weiß ich, wo mein Geld landet und sag sozusagen indirekt ich möchte bitte mehr von deinem Produkten. Ich möchte, dass sie dass sowas nach produziert wird und wenn ich aber im Supermarkt einkaufe und vielleicht gerade die verpackten Sachen, die von weiter weg kommen, dann sage ich ja auch den Produzenten ich möchte bitte nochmal, also das wird dann wieder nachgeliefert und nachproduziert. Also wir haben da schon, glaube ich, viel Macht in der Hand, aber ich glaube, man muss genauso versuchen oder auch als Verbraucher sagen, was einem nicht gefällt und dann eben auch an die Läden herantreten und sagen ich hätte, ich hätte das Produkt so gerne bei euch gekauft, aber ihr habt es nicht unverpackt Und das finde ich schade und deswegen kaufe ich es woanders. Und ich glaube, das macht dann ganz viel mit den Läden, auch wo sie sagen, sie fangen vielleicht an mit ein, zwei Regalen, wo unverpackte Sachen gibt. Oder sie gucken eben, was für Möglichkeiten sie haben. Aber genauso als Konsument. Auch wenn ich jetzt nicht die Möglichkeit habe, einen Unverpackt Laden in der Nähe anzusteuern, dann macht es auch keinen Sinn, dass ich dafür in eine andere Stadt fahre oder so. Also ich glaube, man muss immer gucken, was es auch in seinem Einflussbereich. Und ich wünsche mir auch ganz arg, dass von oben, also von der Politik und von der Stadt was passiert. Also eine ganz einfache Idee wäre zum Beispiel, dass die Stadt sagt, jeder bezahlt nicht eine pauschale Müllgebühr, sondern es wird gewogen pro Kilogramm. Und dann hätte man ja einen riesen Anreiz für jeden geschaffen, einfach weniger Müll zu produzieren und überhaupt auch das Denken der Leute einfach mal drauf gerichtet. Und in anderen Städten, also es gibt tatsächlich schon Städte, die das auch umsetzen und da ist es Müllaufkommen natürlich rapide gesunken, ganz schnell. #00:21:04-8#

Cristina Gleich: Also man muss im Geldbeutel spüren, um manchmal diese Bewegung zu machen. #00:21:11-6#

Anne Tieseler: Ich denke schon. Also genauso mit einem Plastiktüten. Bevor die nicht 0,10 € gekostet haben, haben sich die Leute einfach keine Gedanken gemacht. Und die 0,10 € glaube ich hat jeder beim Einkaufen übrig. Also man könnte jetzt genauso sagen ist mir doch egal, ich zahle die 0,10 € und gut ist, aber man macht es einfach nicht. #00:21:28-9#

Cristina Gleich: Auch ein psychologischer Trick. #00:21:31-4#

Anne Tieseler: Genau. Ich glaube auch. Und andersrum ist es natürlich schön, wenn man zum Beispiel seinen Mehrwegbecher zum Bäcker mitbringt und die sagen, man kriegt 10 % Rabatt auf seinen Kaffee, dann hat man das Ganze wieder als positiven Effekt umgedreht und hat vielleicht auch wieder den einen oder anderen Kunden Stammkunden dazugewonnen, der sagt Ach, da ist ein Ticken günstiger und es ist ja kein Aufwand, da mache ich jetzt einfach. Also hole ich mir immer meinen Kaffee. Da zum Beispiel. Genau. Also ich glaube, man kann da schon auch Anreize in den Läden schaffen oder auch von der Politik. #00:22:01-0#

Cristina Gleich: Es ist häufig so, das unverpackte Obst und Gemüse teurer sind als Dosen oder beim Bioladen oder Wochenmarkt teurer wirklich als im Supermarkt ist. Zero Waste oder diese nachhaltiges Lebensstil wirklich für alle zugänglich, die das mitmachen wollen, oder? Es ist teuer und nur für die, die sich das leisten können. #00:22:29-8#

Anne Tieseler: Also ich denke, dass jeder ganz viel machen kann und sich sogar Geld sparen kann. Aber es gibt natürlich auch Grenzen, wo ich jetzt sage, das ist also auch wenn man sich qualitativ hochwertige, langlebige Dinge anschafft. Ob das jetzt ein Fahrrad ist, zum Beispiel dann. Klar, wenn man halt das Geld in dem Moment nicht zur Verfügung hat, dann nützt einem das alles nicht. Auch wenn ich jetzt weiß, das hält vielleicht 15 oder 20 Jahre oder länger. Aber, und das andere eben nur drei oder vier. Aber wenn ich das Geld nicht habe, nützt es nichts. Aber ich denke, wenn jeder in seinem Rahmen. Also es gibt ja so viele Leute, die schon anfangen könnten, auch vielleicht mehr Bio zu kaufen und mehr regional und eben mit ihrem Geld sozusagen abzustimmen, was sie möchten, dann wird es ja auch günstiger, weil einfach mehr davon produziert würde und weil sich die Strukturen wieder darauf einstellen. Also dann gibt es einfach mehr Bauern, die sagen es lohnt sich, Es kaufen viele Leute meine Bio und regionalen Sachen, da kann ich auch ein bisschen günstiger machen. Wobei es auch sehr darauf ankommt. Also ich habe zum Beispiel die Erfahrung gemacht, wenn man diese saisonalen Sachen kauft auf dem Wochenmarkt, dass man nicht teurer wegkommt als beim Supermarkt und dass man auch gezielter einkauft. Also wenn ich jetzt sage, ich brauche irgendwie drei Karotten und eben nicht einen ganzen Kilo, dann kann ich halt nur die kaufen und verschwende dann nicht den Rest, indem ich es dann wegwerfen muss, weil es schlecht wird, zum Beispiel. Und dann gebe ich vielleicht unter Umständen auch wieder einen Ticken weniger Geld aus. Dadurch, dass ich kleinere oder gezieltere Sachen kaufe. Aber ich denke, es gibt schon auch Grenzen, wo es eben gerade bei qualitativen Sachen schon darum geht, dass man das Geld auch erstmal haben muss. Ganz spannend war es, wieder mal einen Vortrag gehalten über Zero Waste, bei dem. Straßenkreuzer bei der Straßenkreuzer Uni. Und das fand ich total spannend, weil da vom Publikum her also da ist ja herzlich jeder eingeladen. Ob er jetzt wirklich auf der Straße zum Beispiel wohnt oder eben keinen festen Wohnort hat oder. Ja, zum Student, zur Hausfrau, zu keine Ahnung. Geschäftsmann. Jeder durfte da kommen und es war auch eine kostenlose Veranstaltung. Und es war sehr, sehr spannend, weil noch nie so viele Leute im Publikum Tipps und Tricks kannten, wie man gleichzeitig Müll vermeidet und Geld spart. Also das war, das war richtig toll. Die kannten also ich weiß nicht, vielleicht ein paar Hörer kennen auch schon Kastanienwaschmittel, aber da gingen wirklich die Hälfte der Arme hoch, dass die Leute das kannten und das war. Also kann man sich ja kostenlos selber auf der Straße sammeln und dann seine Wäsche mit den Kastanien waschen. Und das war so was, wo ich dachte, das ist so toll, dass ich das auch teilweise echt gut verbinden lässt. #00:25:21-5#

Cristina Gleich: Wir sind ständig aufgefordert, mehr zu kaufen, mehr zu haben. Ist das überhaupt kompatibel? Also das Konzept mit unserem System. #00:25:34-9#

Anne Tieseler: Also ich glaube, dass es ganz viel dem System entgegenstellt, weil natürlich diese ganzen Werbungen zum Beispiel was auch so ein Punkt ist, wenn ich die nicht in meinem Briefkasten will, dann klebe ich zumindest schon mal so ein. Werbe bitte keine Werbeschild oder schreib mir das selber dahin. Also so ganz, ganz mini kleine Schritte, die man einfach machen kann. Ich probiere schon, dass ich mich nicht so viel dem Werbeversprechen und so auch aussetze. Oder auch wenn ich mir manchmal denke Ach Mensch, das hat die und die und das ist so praktisch und voll cooles Produkt. Und dann? Dann überlege ich aber also ich gehe dann einen Schritt zurück und schreib mir das vielleicht auf eine Liste. Es ist so ein kleiner Trick, den man machen kann, ist, sich seine Wunschprodukte vielleicht einfach mal auf eine Liste zu schreiben und nach drei Tagen wieder anzugucken und dann zu sagen okay, ich habe es festgehalten, ich habe es für mich aufgeschrieben. Das hat irgendwie auch schon so einen psychologischen Effekt, fast wie das Kaufen. Man hat es eben festgehalten und dann nach drei Tagen oder einer Woche, also man kann sich ja selber so einen Zeitrahmen setzen, guckt man es an und dann fällt mir auf, dass ich von den zehn Dingen, die ich vielleicht aufgeschrieben habe, überhaupt nur noch eine interessant finde. Und eine Woche später denke ich mir selbst das brauche ich nicht oder halt. Also diese Impulse sozusagen anders zu leiten, das. #00:26:50-8#

Cristina Gleich: Ist ein Supertyp, finde ich gerade jetzt, dass man so unkompliziert online kaufen kann. #00:26:57-8#

Anne Tieseler: Ja, und dann wird es ja auch oft wieder zurückgeschickt, wenn man es online kauft. Und das ist, glaube ich, das, was die Umwelt noch dazu doppelt belastet und auch den Hersteller, also gerade so kleine Betriebe, die haben da echt mit dem Onlineversand manchmal zu knabbern, wenn sie die Hälfte wieder zurückgeschickt kriegen, weil die Leute dann einfach einen Tag später merken, sie brauchen es doch nicht. #00:27:15-6#

Cristina Gleich: Ja, wir haben sehr viele Sachen einfach, die wir nicht brauchen. #00:27:19-7#

Anne Tieseler: Ja, also für mich war es jetzt auch so ein bisschen. Mit der Zeit habe ich auch die Sachen wieder zu schätzen gelernt, weil ich einfach gemerkt habe, was brauche ich alles nicht. Und ich glaube, wir sind einerseits zu materialistisch, aber nicht materialistisch genug, dass wir uns wirklich Gedanken machen, aus was besteht es jetzt? Ist es langlebig, Gefällt es mir? Ich ärgere mich auch über Produkte, die schnell kaputt gehen, die ich eigentlich mag zum Beispiel. Aber dann sage ich auch nicht Kauf das jetzt wieder, sondern dann sage ich Ich kaufe das garantiert nicht mehr. Und dann hat man ja auch wieder sozusagen dem Hersteller gesagt Dein Produkt taugt so nicht. Oder Ich schreib dir auch manchmal an und sag dazu, dass es jetzt nach drei, vier Tagen kaputtgegangen. Auch bei Kinderspielsachen merke ich das ganz oft. Und dann ist es ja auch ab und zu beabsichtigt von den Herstellern, dass man es einfach wieder nach kauft. Und das finde ich halt sehr schade. Und ja, dass man das einfach so ein bisschen in seinen Alltag vielleicht auch aufnimmt, sich zu überlegen, wie viel Ressourcen, wie viel Wert steckt in mein Produkt, das ich jetzt kaufe oder das ich zu Hause habe? Oder brauche ich wirklich noch eine neue Handtasche, weil ich ja eigentlich schon drei habe, die mir gut gefallen? Solche Sachen. #00:28:29-1#

Cristina Gleich: Nürnberg soll Zero Waste Stadt werden, das habe ich gelesen, ist eine der Forderungen für die Stadt Nürnberg vom Klimacamp. Apropos wir haben einen Podcast dazu mit Eric Stenzel. Sehr empfehlenswert Nürnberg Zero Waste Stadt. Ich habe so eine Info Stand 2018 455 Kilo Müll erzeugen in Deutschland pro Kopf und Jahr. Das mittelfristige Ziel soll maximal 75 Kilo Müll werden. Wenn ich das grob denke das ist ungefähr 80 % weniger Müll. Findest du dieses Ziel realistisch? Was wird bereits gemacht? Was muss noch passieren und in welchen Ebenen, damit wir zu diesem Ziel kommen? #00:29:24-4#

Anne Tieseler: Also diese Zero Waste Stadt. Ziel hatten wir auch als Gruppe diskutiert, wo dann eben unser Zero Waste Heldenkonzept raus entstanden ist, weil wir gedacht haben, wir wollen eigentlich Nürnberg zur Sera City machen. Und es gibt tatsächlich auch ein europäisches Projekt, das Zero Waste City heißt, mit dem wir durch unseren Namen, weil wir die Webseite uns dann sozusagen als City genommen haben, in Kontakt gekommen sind, weil die auch gesagt haben, sie haben da auch schon Ansätze und so und das war total spannend. Also es gibt auch in Deutschland schon zwei offiziell Zero Waste Cities, die eben von der diesem EU Konzept als Zero Waste Städte gelten. Und das finde ich ganz spannend, weil wir das total gerne für Nürnberg auch haben wollen und das auch mal in den Stadtrat jetzt gebracht haben und sehr gespannt sind, was da eben passiert. Ja, ich denke, dass man auf ganz vielen Ebenen ansetzen muss. Also man muss auch den Handel mitnehmen, zum Beispiel. Nicht nur die Politik und alles sozusagen ein bisschen an einem Strang ziehen lassen. Also wir hatten auch mal überlegt, kann man nicht in Nürnberg sagen, es gibt Nürnbergweit keine Einweg to go Becher mehr und man macht es einfach Nürnberg weit, dass man sagt, man macht es von politischer Seite aus oder statt technische Seite aus ein Verbot, dass das eben einfach nicht mehr gibt. Und dann hieß es auch es ist halt einfach nicht wettbewerbskonform. Also wenn es eine andere Stadt nebendran muss es nicht machen und Nürnberg muss es machen, dann würde ja jetzt vielleicht ein paar Restaurants da nicht aufmachen wollen in Nürnberg deswegen. Oder soll ich sagen. Also es gibt da schon viele Ansatzpunkte. Es gibt auch viele Ideen zum Müll im öffentlichen Raum. Also da war auch mal haben wir mit dem Vorsitzenden der selber geredet in Nürnberg und da hieß es auch ja, es gab so unglaublich viel Müll an der Pegnitz und auch in den Stadtparks, an so Grillwochenenden, wo es im Sommer warm ist und die Leute wirklich sich außen hinsetzen und Picknick machen und so und einfach ihren Müll liegen lassen. Und dann haben wir uns alle gefragt Also die Stadt muss es wegräumen, weil diese auch sich gedacht haben, wir lassen das einfach mal paar Tage liegen. Das dürfen sie aber nicht, um den Leuten zu zeigen, was würde passieren, wenn hier keine aufräumt? Und dürfen sie nicht, weil sie natürlich über Steuergelder finanziert werden und das ihr Auftrag ist, sozusagen das wegzumachen. Und dann haben sie aber mal einen zehn auf 10 Meter Quadrat liegen lassen und es abgezä und einfach nur um den Leuten zu zeigen, was da alles liegen bleibt und den Blick darauf zu schärfen. Aber ich denke, es hat jetzt im Endeffekt nicht. Ich weiß nicht, wie viele Leute das gesehen haben und wir haben uns da eben im Austausch auch mit der Stadt zusammengetan und gesagt Wenn ihr mal wieder so eine Aktion macht, sagt uns Bescheid, weil es wäre schön, einen Infostand daneben zu stellen von uns und zu sagen hier so und so könnt ihr beim Picknick auch den Müll vermeiden, weil was sollen die Leute machen, wenn der Mülleimer voll ist und das Zeug halt daliegt? Ich meine, schön wäre es, wenn sie es dann mit nach Hause nehmen oder einen Mülleimer suchen, der halt noch nicht überfüllt ist. Das ist, glaube ich eigentlich nicht zu viel verlangt, weil es ist ja trotzdem eine Straftat, sage ich mal. Den Müll wegzuwerfen und einfach in der Wiese liegen zu lassen, darf man ja erstens nicht und das ist ja auch moralisch. Ich glaube, jeder, der eine Sekunde drüber nachdenkt, sagt, er möchte das auch von selber nicht genau. Aber das war so eine Aktion oder auch so eine Schnittstelle, wo wir auch gemerkt haben, die Stadt kommt einfach selber auch nicht weiter damit und braucht eben auch Aktivisten oder andere Leute, die sozusagen den Menschen mit Infoständen oder mit anderen Wegen klarmachen, dass der Müll vielleicht auch selbst zu reduzieren ist. #00:33:17-9#

Cristina Gleich: Nicht mal provozieren. Die sind nicht nur das Problem, wo schmeiße ich das jetzt hin, sondern wirklich. #00:33:25-2#

Anne Tieseler: Aber es gibt ja jetzt glaube ich, auch ein neues Gesetz, dass man zum Beispiel to go im Mehrweg anbieten muss ab 2022. Also es wird da schon immer mehr Stellschrauben geben, die auch genutzt werden, denke ich. Aber wir sind halt noch leider nicht so weit und ich denke, dass jeder einfach schon mal anfangen kann, ohne warten zu müssen auf die Politik oder die Wirtschaft. #00:33:49-0#

Cristina Gleich: Ja, ganz konkret bei deinem Alltag. Du hast schon einiges erwähnt. Was kann man im Alltag machen, Was kannst du empfehlen oder gibt es so ein Top Ten? Oder wegen der Zeit vielleicht nicht Top Ten, sondern Top drei Sachen, das man unkompliziert und einkommensunabhängig machen kann. #00:34:14-8#

Anne Tieseler: Also ich glaube der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Also muss man halt gucken, wenn man den Müll sozusagen beim Einkaufen oder die Verpackungen beim Einkaufen schon mit nach Hause genommen hat, ist es ja eigentlich schon fast zu spät. Dann muss ich ihn ja nur noch oder kann ich ihn ja nur noch irgendwie loswerden? Und deswegen ganz wichtig, einfach drauf zu achten, was habe ich bei mir in der Gegend für Möglichkeiten, Müll frei einzukaufen oder verpackungsarm einzukaufen? Zumindest vielleicht in der Papierverpackung. Oder ich teile mir mit den Nachbarn einen 25 Kilo Sack Haferflocken und bestell das vielleicht so bei meinem lokalen Bioladen oder auch bei meinem normalen Supermarkt und frag Kann ich denn da einen Sack mitbestellen, wenn ihr eine Bestellung macht und teilt es dann vielleicht hier auf oder sowas? Also ich glaube, dass wichtig ist, beim Einkaufen einfach mal drauf zu gucken, was kriege ich unverpackt und das dann auch wirklich zu nutzen. Ja, was wir auch gemerkt haben es sind so Kosmetikprodukte, dass da wahnsinnig viel Werbung betrieben wird und Versprechen, die ja eigentlich so eine Creme jetzt nie halten kann und dass man da ganz, ganz viel auch reduzieren kann und dann halt sagt, okay, wir haben zum Beispiel ein Stück Kernseife und reine Olivenölseife zu Hause und die verwenden wir zum Haarewaschen, zum Duschen, zum Putzen, zum Rasieren. Das funktioniert eigentlich für alles und man spart sich da wahnsinnig viele verpackte andere Sachen, die auch noch Chemie und sonstiges enthalten. Also das ist so ein ganz simpler Tipp und man kann die auch. Also auch so ein Olivenöl Stück in die Küche nehmen und damit den Abwasch machen. Also das funktioniert auch gut. Und das andere ist, glaube ich ja, sich vielleicht einfach Sachen auch zu reduzieren, zu sagen, ich habe schon so was Ähnliches zu Hause, Ich kann das ersetzen oder ich brauche nicht. Ich brauche vielleicht auch einfach nicht so viel. Also ich sage mal ein bisschen minimalistischer im weitesten Sinne leben, Weil wie viele Schneidemesser kann ich gleichzeitig in der Hand halten, um irgendwie eine Karotte zu schnippeln oder sowas? Also sich einfach mal zu überlegen was hab ich denn schon zu Hause und was kann ich nutzen? Und brauche ich denn überhaupt immer mehr Oder reicht mir das? Oder kann ich vielleicht sogar ungenutzte Sachen, die bei mir zu Hause rumliegen, weitergeben an Leute, die es verwenden können? #00:36:32-7#

Cristina Gleich: In deinem privaten Kreis jetzt nicht als Aktivistin, was du bei der Gruppe machst, sondern in deinem privaten Kreis auch. War das schon Grund für Konflikt oder Diskussion oder konntest du andere mitnehmen? #00:36:47-5#

Anne Tieseler: Also bei meinem Mann war das schon so am Anfang, dass ich gesagt habe so, Mensch, dieser Müllberg und was können wir denn tun? Und dann hatte er ein bisschen Angst, dass es einfach viel kostet oder Zeit in Anspruch nimmt. Oder halt diese Sachen, die wir vorhin auch schon angesprochen haben, was man vielleicht erstmal im Kopf hat. Und dann habe ich gesagt Komm, wir probieren es aus. Und dann hat er einfach gesagt Na ja, wenn du dich mehr oder weniger drum kümmerst, ne? Dann hat er mitgemacht und ganz schnell gemerkt, dass es unbegründete Vorurteile waren. Und wir haben ja auch zwei Kinder, also die kriegen da auch öfter. Also die verstehen auch viel mehr als man denkt. Also der Große ist jetzt vier Jahre und der Kleine ist eineinhalb, der ja jetzt noch nicht so viele eigene Meinungen natürlich, aber der große schon, also auch was Spielsachen angeht. Und ich glaube, wenn man den Kindern zum Beispiel erzählt, erklärt, wie das hergestellt ist oder dass es schnell kaputt geht und sie akzeptieren das ganz schnell und verstehen das auch total gut. Ich glaube, die anderen Leute, die uns besuchen kommen, den fällt es jetzt erst mal gar nicht auf. Also dass wir da irgendwie anders leben, oder ja, auch unser Familie. Ich glaube, die haben das nicht so mitbekommen. Erst als sie dann halt mal bei uns zu Besuch waren und geguckt haben. Ja, ihr habt keinen Restmüll, Wieso habt ihr keinen Restmüll und sowas? Also ich hatte ganz witziges Erlebnis. Da war eine Freundin bei uns, die hat bei uns übernachtet und wir haben kein einziges Mal über Nachhaltigkeit oder Müllvermeidung oder irgendwas davon geredet. Aber sie hat einfach nur so ein bisschen am Rande mitbekommen, was wir halt machen zu Hause und hat mich dann ein paar Tage, nachdem sie schon wieder zu Hause war, angerufen und gesagt Hey, ich habe es geschafft Müll zu vermeiden zu Hause und das macht ja voll Spaß Und ich habe das bei euch gesehen und ich war da total überrascht, dass wir sie sozusagen ohne Worte motiviert haben, einfach nur durch das, was man tut. Und ich glaube, man muss auch tatsächlich als allererstes bei sich selber anfangen, anstatt andere irgendwie belehren zu wollen. Oder auch wenn man dann schon ein bisschen weiter ist, dass man einfach den Leuten das vormacht, anstatt viel zu sagen, weil das viel wirkungsvoller ist und auch viel mehr Spaß macht, dass die Leute sozusagen selber den Gedanken haben ich möchte auch was ändern. #00:39:03-0#

Cristina Gleich: Du bist Architektin von Beruf. Genau wie in den Architektur integrierst du das auch in deinem Beruf. #00:39:13-0#

Anne Tieseler: Also ganz am Anfang, als ich angefangen habe mit meinen ersten Job sozusagen, habe ich Hotels designt und das war ein ganz toller Job. Ich hatte ganz tolle Kollegen und die Arbeit hat voll Spaß gemacht. Aber als ich dann in diesem Zimmer stand, am Ende, weil halt die Zimmer fertig waren und das hat ja schon so, so, so nach Chemie gerochen. Drinnen sage ich mal, dass ich dann schon ein bisschen schlechtes Gewissen hatte, dass da dann Leute drin schlafen. Und das war so auch einer der Punkte, wo ich gesagt habe, ich möchte auch irgendwie was ändern, dass das auch beruflich, dass ich da zufrieden sein kann, sozusagen mit mir selber. Und nachdem also jetzt momentan mache ich eben die Laden Gestaltung für eine Bio Ladenkette und das passt natürlich total gut zusammen. Und auch von den Materialien achten wir da auf Nachhaltigkeit und ja, von dem ganzen Bauprozess. Aber das ist natürlich, hat sich jetzt auch schön verbinden lassen. Das ist aber auch natürlich nicht bei jedem der Fall, dass das klappt von der Berufswahl oder so, aber ja, bei mir bin ich total froh, dass das hinhaut. Und ich darf mich tatsächlich auch um die Unverpackt Stationen kümmern und habe da auch wahnsinnig viel gelernt, was es da eben auch für gesetzliche Grenzen und hygienetechnische Vorschriften und sowas gibt, was ich so aus Kundenseite natürlich noch nicht kannte. #00:40:31-4#

Cristina Gleich: Ich habe auf eure Webseite was gelesen. Finde ich sehr schön. Jetzt sind wir kurz vor Weihnachten. Eine sehr schöne Tradition. Man freut sich. Die Kinder wollen natürlich ganz viele Geschenke bekommen, aber das ist auch mit sehr viel Verschwendung verbunden. Ich habe diese Satz gelesen. Geschenke vermeiden. Schenke lieber Zeit statt Zeug. Finde ich sehr schön. Wie kann ein Zero Waste Weihnachten ausschauen? #00:41:06-0#

Anne Tieseler: Also das ist auch tatsächlich immer sehr spannend, weil man kann natürlich nur über die Geschenke, die man selber besorgt, bestimmen. Und ich glaube, man muss dann trotzdem auch relativ entspannt sein, wenn das eben nicht komplett mit dem Zero Waste klappt. Aber ja, am besten ist es, sehr proaktiv, sage ich mal vorzugehen. Und schon bevor die Weihnachtszeit anfängt, darüber nachzudenken oder auch mit ihrem Freunde und Verwandtenkreis drüber zu reden und zu sagen Ja, wir, der Sohnemann wünscht sich vielleicht ganz konkret das und das. Dass man eben nichts bekommt, wo man jetzt sagt, das können die eh nicht gebrauchen. Oder man kriegt so Krimskrams, weil jemand nicht weiß, was er schenken soll oder so, also das ist ganz praktisch. Ja, es ist ja jetzt bei uns auch nicht komplett plastikfrei Frei von Geschenken. Wenn die Kinder gerade irgendwelche größeren Spielsachen wollen, die jetzt eben aus Plastik sind, angefangen vom Lego, dann ist es jetzt auch kein Kriterium und die dürfen das schon haben. Aber ich glaube, so konkrete Vorstellungen schon weiterzugeben, was sich die Kinder oder vielleicht auch man selber wünscht. Es ist auf jeden Fall hilfreich. Oder eben zu sagen Ja, es wäre schön, wenn ihr vielleicht mit denen lieber was unternehmen könntet, weil die haben jetzt gerade eh so viele Sachen, dass sie sich nicht konkret was wünschen. Also daran liegt es ja oft, dass man denkt, man muss irgendwas ein Ding schenken. Dabei wäre es ja total schön zum Beispiel zu sagen ich lade euch in den Zoo ein und wir verbringen dann den ganzen Tag vielleicht im Zoo oder in der Therme oder einfach draußen im Wald. Also man muss ja auch nichts nehmen, was was kostet. Man kann auch sagen, ich mache mit den Kindern ein Schnitzeljagd im Wald oder sowas. Ja, also ich persönlich finde das auch total schön, wenn ich zum Essen eingeladen werde oder ins Kino oder so oder eben was auch immer super ist zu schenken. Wenn man jetzt gerade nicht weiß, was man schenkt, sind selbst gemachte Sachen. Also ich habe mit den Jungs letztes Jahr Badebomben gebastelt oder zusammengemischt und dann haben wir die eben hübsch in einem Papierumschlag gemacht oder in so alte Marmeladengläser, die leer sind und ausgewaschen und haben das dann eben so verschenkt. Und das kam richtig gut an, auch bei den Verwandten und hat halt eben auch Spaß gemacht, weil so ein bisschen was Persönliches auch wo man weiß, jemand hat sich Mühe gemacht. Ja, ich glaube, man kann ganz viele Lösungen finden oder auch wenn es darum geht, Geschenke zu verpacken. Also man kennt ja vielleicht so ganz klassisch, wenn man sagt, man möchte das Geschenk trotzdem verpacken. Man nimmt dann Zeitungspapier und dann denken sich die anderen so was hast das sieht ja nicht schön aus oder so, aber da gibt es auch ganz witzige Ideen. Wenn man zum Beispiel jemanden, der total fußballverrückt ist, dann eben die Fußballseite aus der Zeitung mit seinem Lieblingsverein aufhebt und darin das Geschenk verpackt ist, ist zum Beispiel wieder eine ganz andere Geschichte. Und kommt natürlich dann auch schon gut an. Natürlich, An Weihnachten geht es ja auch um Zusammensein und vielleicht was Essen, das man sagt. Ich lade jetzt die Leute zu uns nach Hause ein und sag eben, jeder bringt vielleicht, einer, bringt vielleicht den Nachtisch mit. Und das ist das Geschenk, das wir bekommen, sozusagen. Das wäre auch total schön, dass man einfach was Gemeinschaftliches macht. #00:44:17-9#

Cristina Gleich: Und ich glaube, auch, wenn man sich abspricht, das ist einfacher, weil dann sind alle ja sind alle zusammen mit demselben Thema und dann fühlt man sich nicht gezwungen, jetzt irgendwas zu besorgen. #00:44:33-2#

Anne Tieseler: Ja, ja, und das dauert auch. Also wir haben gemerkt, das ist schon so ein Umdenkprozess bei den Leuten auch, also bei unseren Verwandten, das war am Anfang hat es überhaupt nicht geklappt mit dem weniger Müll oder so, weil die das auch einfach eine Zeit gebraucht haben, um zu verstehen, was da dahinter steckt und warum wir das möchten und dass es uns auch ernst ist. Weil manchmal sagt man ja so was und sagt ich möchte keine Geschenke und im Endeffekt fühlt man sich dann doch blöd, wenn man nichts bekommt oder wenn dann der andere mit leeren Händen vor der Tür steht. Es hat natürlich auch ein bisschen gedauert, bis die merken okay, eine Flasche Glühwein oder selbstgemachte Seife finde ich jetzt toller als irgendwie ein großes, teures Geschenk. Genau. #00:45:15-4#

Cristina Gleich: Sehr schön. Anne, herzlichen Dank für dieses Gespräch und danke für die Aktivitäten. Das ja macht und weiterhin so! #00:45:25-3#

Anne Tieseler: Dankeschön! Freut mich, dass ich da sein durfte. #00:45:28-7#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Mit kleinen Schritten anfangen und die eigene Selbstwirksamkeit erfahren – dafür plädiert zero waste Aktivistin Anne Tieseler.

Lediglich eine Handvoll Restmüll im Jahr als Familie zu produzieren klingt erstmal unmöglich oder sogar radikal. Aktivistin und Mitgründerin der Zero Waste-Gruppe Nürnberg Anne Tieseler erklärt im Gespräch, wie das möglich ist und erzählt dabei aus einer persönlichen Perspektive, wie eine Veränderung des Lebensstils Müllvermeidung möglich macht.

Ist ein zero waste-Lebensstil teurer oder kann man sogar Geld damit sparen? Soll es mehr Verbote geben oder liegt die Verantwortung eher bei den Privatpersonen? Wie viel Macht in der Hand haben wir als Konsument*innen? Auf diese und weitere Fragen geht Tieseler ein und verrät dabei gleich Tipps und Tricks, wie man selbst zero waste Held*in werden kann.

Ein Gespräch über Zigarettenstummelsammelaktionen, Stadtpolitik und das Umdenken der eigenen Gewohnheiten.

Mehr über Zero Waste Gruppe Nürnberg erfahren Sie hier:

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Aufgenommen am: Dienstag, 23.11.2021
Veröffentlicht am: Donnerstag, 09.12. 2021
Moderation: Cristina Gleich
Im Gespräch: Anne Tieseler

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Wir sind mindestens jeden zweiten Donnerstag mit einer neuen Folge online, manchmal öfters.
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