Am Abend nochmal schnell in die Bibliothek zum Stöbern

Über 45.000 Menschen haben im vergangenen Jahr die Stadtteilbibliothek Südstadt im südpunkt in der Pillenreuther Straße 147 in Nürnberg besucht. Sie hat längst weit mehr zu bieten als nur Bücher. Auf einer Fläche von 200 Quadratmetern findet man Bücher, Filme, Brett- und Konsolenspiele, Tonie-Figuren und mehr.
Insgesamt umfasst das Angebot 19.000 Medien zur Unterhaltung und Information sowie zur Unterstützung in Schule und Alltag, darunter eine Vielzahl an Deutschlernmedien für Kinder und Erwachsene, spezielle Angebote zur Leseförderung sowie türkisch- und russischsprachige Bücher.
Eine weitere Säule: Die Stadtteilbibliothek führt mit Kindern zahlreiche Veranstaltungen für Kitas, Schulklassen und im freien Programm durch. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 548 Events. „Leseförderung ist dabei Schwerpunkt der Arbeit der Bibliothek. Viele Kitas und Grundschulklassen besuchen die Bibliothek regelmäßig“, erzählt Lilli Lehmann.
Gedruckte Bücher erfreuten sich dabei nach wie vor großer Beliebtheit. „Wir sehen da keine Rückgänge, eher Zuwächse“, freut sich Julia Heinz, Abteilungsleiterin der dezentralen Angebote der Stadtbibliothek Nürnberg. Gerade in den vergangenen drei Jahren hätten Trends wie Book Tok und New Adult auf Social Media unter jungen Leserinnen und Lesern zu einer neuen Leidenschaft für Bücher geführt. „Diese Phänomene haben Heranwachsende sowie junge Erwachsene zu uns an Land gespült“, erzählt sie.

Statt 16 Öffnungsstunden pro Woche ist die Bibliothek ganze 72 Stunden pro Woche zugänglich: dienstags bis freitags von 11 bis 22 Uhr und an Wochenenden von 8 bis 22 Uhr. Nur Montage und die Vormittage bleiben vorerst für Gruppenbesuche und Veranstaltungen reserviert, hier ist also keine Open Library. Die bisherigen personalbesetzten Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag, 14 bis 18 Uhr, mit allen Serviceleistungen sowie die Anzahl des Personals bleiben erhalten.
Was beim Besuch während der erweiterten Öffnungszeiten möglich ist: die Bibliotheksräume nutzen, also die Arbeitsplätze, Sitzecken, Steckdosen und WLAN, Recherche im Online-Katalog durchführen, Bücher und Zeitschriften lesen, die Ausleihe und Rückgabe von Medien durchführen sowie Leihfristen am Selbstverbuchungsautomaten verlängern.
„In dieser Zeit ohne Personal erfolgt dann Kameraüberwachung in den Räumlichkeiten“, erläutert Julia Heinz. Kindern ist der Zutritt nur in Begleitung eines Erwachsenen gestattet. „Da geht es um Sicherheit und die Absicherung, falls es zu einem Notfall kommen könnte.“ Der Zutritt erfolgt per Scan des Bibliotheksausweises. Am Automaten kann dann wie gewohnt ausgeliehen oder verlängert sowie am Computer recherchiert werden. „Vorher war die Bibliothek natürlich nicht strikt auf Selbstnutzung ausgelegt, das haben wir nun geändert“, schildert Lilli Lehmann.

Damit die Open Library problemlos funktioniere, wurde die Regal-Ordnung umgestellt, bei den Beschriftungen nachgebessert und insgesamt stärker ausgeschildert, was wo zu finden ist. Auch die Theke wurde ein wenig umgebaut. „Alle Besucherinnen und Besucher sollen sich auch ohne Personal problemlos bei uns zurechtfinden“, sagt die 43-Jährige.
Nur wochentags 14 bis 18 Uhr, wenn Personal anwesend ist, sind folgende Services möglich: Fachberatung durch das Bibliotheksteam, das Ausstellen und Verlängern von Bibliotheksausweisen, das Bezahlen von Gebühren in bar sowie die Ausleihe und Rückgabe von Medien, die mit einem bestimmten Aufkleber gekennzeichnet sind, wie Brett- und Konsolenspiele. „Die Open Library ist ein Zukunftsmodell“, meint Julia Heinz. „Die Menschen können mit den erweiterten Öffnungszeiten – unabhängig davon, ob Personal da ist oder nicht – flexibler Medien zurückgeben und ausleihen, was viele zu schätzen wissen. Auch mögen viele die ruhige Atmosphäre in der Bibliothek und können jetzt hierher auch abends noch zum Lernen kommen.“
Lilli Lehmann vermutet: „Wer arbeitet, hat wenig Zeit. Vielleicht finden davon einige Literaturfans im stressigen Alltag jetzt leichter den Weg zu uns.“ Gerade sonntags könnten vielleicht mehr Interessierte vorbeikommen. „Auch für Familien wäre ein Ausflug in die Bibliothek an einem regnerischen Wochenende eine willkommene Abwechslung“, ist sie überzeugt.
Der Erfolg der Open Library hat sich bereits in Langwasser gezeigt, wo das Konzept 2022 erstmals in Nürnberg umgesetzt wurde. „Die Besucherzahlen sind gestiegen“, berichtet Julia Heinz. 2023 kamen 2.734 Besucher, vergangenes Jahr waren es 3.433 Besucherinnen und Besucher. „Wir würden das Konzept gern an weiteren Standorten umsetzen, wenn baulich und technisch die notwendigen Sicherheitsvoraussetzungen gegeben sind“, erläutert sie.
Auch andere Städte hätten bisher nur positive Erfahrungen mit dem Konzept gemacht. „Es wurde nichts geklaut, demoliert oder zerstört. Man hat vielleicht vorher diese Horrorvorstellung, aber die hat sich nicht bewahrheitet. Stattdessen wird mit der Open Library die Bibliothek für viele Menschen im Alltag erreichbarer und das Ausleihen einfach total unkompliziert.“
Text: Lea-Verena Meingast
Durch die Büchergänge huschen, entlang der Regalreihen, Ausschau halten nach dem Objekt der Lese-Begierde, bis man es entdeckt hat – und dann den Buch-Schatz voller Vorfreude heimtragen. Und noch eine DVD mitnehmen: Das ist nun noch einfacher.
Die Stadtteilbibliothek Südstadt im südpunkt ist seit Oktober 2025 eine Open Library. Das heißt: Die Öffnungszeiten werden deutlich erweitert. Den Bürgerinnen und Bürgern wird mehr Flexibilität ermöglicht für das Zurückgeben und Ausleihen sowie Recherche oder Lesen in den Räumlichkeiten. Einzige Voraussetzung: Man muss einen gültigen Bibliotheksausweis besitzen.
„Durch die erweiterten Öffnungszeiten können wir richtig punkten und den Wünschen unserer Kundinnen und Kunden gerecht werden“, sagt Lilli Lehmann, seit rund vier Jahren Leiterin der Stadtteilbibliothek Südstadt im südpunkt. Der Fokus habe bisher stark auf Schulklassen, Kindern beziehungsweise Familien sowie auf Seniorinnen und Senioren gelegen. Die Bibliothek sei insgesamt ein gern besuchter Ort dieser Zielgruppen. „Vielleicht können wir sogar neue Kundinnen und Kunden gewinnen, das würde uns sehr freuen“, sagt sie.

