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texttage-Team, was macht die unbeschreibliche Stimmung des Nürnberger Literaturfestivals aus?

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#

Katharina Mittenzwei: Schön, dass ihr beide da seid. Herzlich willkommen zur KontaktAufnahme, dem Podcast des Bildungszentrums. Wir haben heute Folge 85 (83) und sprechen über die texttage.nürnberg. Ich freue mich wahnsinnig, dass ihr da seid. Hallo, Kathleen. Hallo Grazyna. #00:00:34-0#

Grazyna Wanat: Hallo. #00:00:34-5#

Kathleen Röber: Hallo. #00:00:35-4#

Katharina Mittenzwei: Wir sind alle drei Kolleginnen am Bildungscampus Nürnberg. Und bevor wir jetzt in die unendlichen Tiefen des dreitägigen Literaturfestivals abtauchen, möchte ich euch einmal ganz kurz vorstellen. Kathleen, du bist Literaturkoordinatorin am Bildungscampus der Stadt Nürnberg. Du koordiniert den Literaturstandort Nürnberg, betreust im Rahmen dessen das Nürnberger Autorenstipendium und planst große und kleinere Veranstaltungen, zum Beispiel ganz aktuell die Virtual Reality Installation, die unendliche Bibliothek. Seit Monaten dreht sich bei dir allerdings fast alles nur noch um die texttage, genauer gesagt um den Textualienmarkt. Auf was freust du dich besonders? #00:01:15-3#

Kathleen Röber: Das wir hoffentlich tolles Wetter haben und alle alle Akteure auf dem Platz so viel Spaß haben mit den Gästen und ganz viel ausprobieren können? #00:01:24-5#

Katharina Mittenzwei: Grazyna, du bist Programmmanagerin am Bildungszentrum für die Bereiche Literatur, Politik und Philosophie. Neben dem normalen Kursgeschehen und dazu noch natürlich etlichen besonderen Einzelveranstaltungen größere und kleinere Art bist du den Großteil des Jahres damit beschäftigt, die Meisterklassen und Lesungen vorzubereiten. Du machst es jetzt schon zum vierten Mal, denn du hast das Konzept nämlich erdacht und 2019 das erste Mal erprobt und umgesetzt, sehr erfolgreich. Und nach wie vor geht einfach jedes Jahr wieder nach den texttagen ist vor den texttagen. #00:01:58-9#

Grazyna Wanat: Das stimmt. #00:01:59-6#

Katharina Mittenzwei: Du planst also seit Monaten die Meisterklassen und Lesungen. Auf was freust du dich denn besonders? #00:02:05-7#

Grazyna Wanat: Wow. Also meine Gedanken, meine Gedanken kreisen natürlich auch um das Wetter, schon seit Wochen. Weil ich glaube, diese, diese Location, die wir haben, die Katharinenruine und die Umgebung ist natürlich wunderbar und wenn das wirklich alles Open Air stattfinden kann, dann haben wir ein wunderbares Festival. Wir haben auch ein wunderbares Festival beim schlechten Wetter, beim schlechten Wetter, wir haben auch so eine Variante erdacht, aber ich hoffe, die müssen wir nicht wirklich ausprobieren. #00:02:33-2#

Katharina Mittenzwei: Es war ja, glaube ich, tatsächlich die letzten vier Male auch so, dass wir immer gutes Wetter hatten und dank des Datums 07. bis 09. Juli können wir uns das sicherlich einfach auf Sonnenschein freuen, weil da einfach die Stimmung so toll ist. #00:02:48-2#

Grazyna Wanat: Na dann freue ich mich natürlich auch die Autorinnen und Autoren, die wir eingeladen haben und wir haben schon wieder eine spannende Liste da. Ja. #00:02:55-6#

Katharina Mittenzwei: Ihr habt euch einen großen Namen gemacht. Ich würde fast sagen im gesamten deutschsprachigen Raum. Denn nicht nur die Autor*innen, sondern auch die Teilnehmenden der Meisterklassen kommen tatsächlich gar nicht unbedingt alle nur aus Deutschland, sondern ich glaube, es sind auch Menschen aus der Schweiz angemeldet. #00:03:11-7#

Grazyna Wanat: Da hast du es gesehen, tatsächlich. Mich hat es auch überrascht. Ja, genau. Und natürlich aus ganz vielen unterschiedlichen Orten in Deutschland. Aber die Anmeldung aus der Schweiz, das war schon eine Überraschung. #00:03:23-4#

Katharina Mittenzwei: Ja, Wahnsinn. Was unterscheidet euch denn von diesen klassischen Literaturfestivals, die es ja tatsächlich dann auch schon häufiger gibt? #00:03:31-5#

Grazyna Wanat: Ja, also, ich, in diesem Fall diese Anmeldungen, das ist ganz klar. Die Leute melden sich an und wollen kommen, weil sie die Gelegenheit haben, nicht nur die Autoren auf der Bühne zu sehen und eventuell eine Frage zu stellen, sondern tatsächlich mit ihnen sehr intensiv zusammenzuarbeiten und zwar in einer kleinen Gruppe, also dieser, dieser Schreibworkshop, die wir im Rahmen von diesen Meisterklassen anbieten. Das ist das, glaube ich, was die Leute anzieht. #00:03:58-4#

Kathleen Röber: Das ist ja auch das, was man quasi messen kann an den Anmeldungen. Also der Textualienmarkt funktioniert ja komplett offen, das ist ohne Anmeldung. Und da wäre ich natürlich auch froh, wenn jemand aus der Schweiz rumläuft. Das müssen wir dieses Jahr mal gucken, ob da jemand da ist, der von weiter weg ist, aber tatsächlich mischt es sich ja auch ganz schön. Ich glaube, das ist auch so ein Rezept und der Ort ist halt toll und auch die Teilnehmer*innen von den Meisterklassen sind natürlich dann auch auf dem Platz unterwegs und vernetzen sich da auch mit der Szene. Das finde ich, glaube ich, ein bisschen besonders. Und es ist noch nicht so groß, dass es zu viel ist. Also ich weiß nicht, wie ich das anders sagen soll. Vielleicht wisst ihr, was ich meine. Manchmal sind Festivals ja auch zu groß, dass man nur noch von A nach B rennt und eigentlich hinterher gar nichts mehr weiß. Und ich glaube das macht es schon aus, das besondere Flair, dass man sich wirklich auch Zeit nehmen kann und mit den Leuten ins Gespräch kommen kann und das wird von den Autor*innen sehr geschätzt und das geht auch weiter in die Verlagslandschaft, also das wird natürlich dann auch den betreffenden Leuten in den Verlagen weitergeleitet, dass die das hier gut finden und dann schicken die auch gerne Leute. #00:05:10-2#

Grazyna Wanat: Das haben wir erlebt in Frankfurt, auf der Buchmesse, als wir mit dem Verlag Menschen gesprochen haben. Das haben sie uns tatsächlich immer wieder bestätigt: "Ach, unser Autor war ja bei Ihnen bei den texttagen. Er fand das so schön und sagte, er würde jederzeit gerne wiederkommen.". Und dann ist natürlich einfacher, neue Einladungen auszusprechen. #00:05:28-5#

Kathleen Röber: Und die kennen sich ja auch untereinander, das darf man ja auch nicht vergessen. Also texttage ist jetzt schon so eine Marke, die sich so ein bisschen rumspricht und denke ich auch noch weiter rumsprechen wird. Ich habe auch viele Anfragen tatsächlich aus der Szene, die von Menschen, die ich vorher noch nicht kannte, aus dem Umfeld, wo sich das auch langsam rumspricht, die sich dann auch beworben haben mit Konzepten bei uns. Und ja, das ist doch ein guter Weg. Also dieses Jahr war das erste Jahr, dass ich wirklich Sachen ablehnen musste, weil wir nicht genug Zeit Slots hatten. Ja. #00:05:54-9#

Katharina Mittenzwei: Das spricht vielleicht doch dafür, noch ein bisschen größer zu werden. #00:05:58-4#

Kathleen Röber: Wollen wir das? Genau. #00:05:59-1#

Katharina Mittenzwei: Es ist immer so ein bisschen ne gute Frage. #00:06:03-7#

Grazyna Wanat: Gute Frage. #00:06:04-6#

Katharina Mittenzwei: Ihr habt schon ein bisschen angedeutet, es findet nicht alles an einem Ort statt, sondern ihr habt drei unterschiedliche, ich nenne es jetzt mal Texträume. Was sind das für Texträume? #00:06:18-5#

Grazyna Wanat: Also angefangen von Schreibworkshops ist das natürlich das Seminar Gebäude, das Bildungszentrum. Hier finden die Workshops mit den eingeladenen Autor*innen statt. Dann haben wir die Katharinenruine mit der großen Bühne. Dort finden die Lesungen von denselben Autorinnen und Autoren statt. Und dann... #00:06:40-8#

Kathleen Röber: ...gibt es den Textualienmarkt, der sich quasi zwischen den Gebäuden rund um die Katharinenruine befindet, wo dann die lokale Szene ihre Programme hat. Genau. Und Texträume ist ja ist ja so ein Stichwort, weil da passiert ganz viel mit Text, da hast du schon recht. Und das, ich, ja, ich würde das sogar irgendwie gar nicht so an so einem Ort-Ort festmachen, sondern ich glaube, da passiert einfach ganz viel hier rundherum noch so. Ja. #00:07:07-3#

Katharina Mittenzwei: Es ist auch eher so was wie ein sozialer Raum als ein öffentlicher Raum. #00:07:11-0#

Kathleen Röber: Genau. Ja, aber eben sehr kondensiert hier auf die aufs Zentrum Nürnberg, Stadtbibliothek, Bildungszentrum, Katharinenruine. Und dadurch ist es natürlich auch sehr gut erreichbar für jeden. Also man ist überall schnell da und kann alles total schnell genießen und hat keine großen Wege, um jetzt von einer zur nächsten Lesung zu kommen. Das ist natürlich auch ein Vorteil. Ja. #00:07:30-5#

Katharina Mittenzwei: Ja, und das macht wahnsinnig Spaß, in dem Programm zu blättern. Grazyna, erzähl uns doch einmal, es sind Autorinnen und Autoren geladen, wer kommt mit welchen Themen? #00:07:40-6#

Grazyna Wanat: Hm, ja, also wir haben ein bisschen mehr Autorinnen und Autoren als letztes Jahr. Neun Autor*innen mit Schreibworkshops, acht Autorinnen, Autoren mit Schreibworkshops und Lesungen und dann noch zusätzlich ein paar, davon sprechen wir vielleicht später. Und ich habe gestern vor mir auf dem Tisch die ganzen Bücher ausgebreitet, die die Autor*innen mitbringen. Und ich mache, mag diesen Gedanken, dass Bücher miteinander in eine Art Dialog treten. Und dann habe ich sie mir angeschaut, was verbindet sie eigentlich miteinander? Und da gibt es eine jede Menge von roten Fäden, die sich dann durchziehen durch diese verschiedenen Bücher, wie zum Beispiel das Buch von Fatma Aydemir. Ich freue mich so sehr, dass sie kommt. Ich weiß, dass du sie auch so gerne magst, die Autorin mit dem Buch "Dschinns" und Dilek Güngör mit dem Buch "Vater und ich", die beide gehören zu den Autorinnen, die Geschichten ihrer Elterngeneration erzählen, den türkischen Gastarbeitern aufschreiben und und wie sie das machen, finde ich natürlich unheimlich toll. Sie finden die Stimme für eine ganz große Gruppe von Menschen, die keine Stimme hier hatte und erzählen das auch in verschiedenen, mit verschiedenen Formaten, eigentlich, weil während Fatma Aydemir so eine Palette von Figuren entwickelt in ihrem Roman von Menschen, die man sofort ins Herz schließt, oder? Ja, genau, auch wenn sie so unterschiedlich sind. Dann kreiert wiederum die Dilek Güngör ein Kammerspiel mit nur zwei Personen. Sie und ihr Vater. Und wenn ich sage sie, dann suggeriere auch, dass es autobiografisch ist und tatsächlich sind diese Bücher sehr stark autobiografisch angehaucht, fast alle eigentlich in unserer diesjährigen Kollektion. Weil so ist es zum Beispiel auch mit Dmitrij Kapitelman in seinem Buch "Eine Formalie in Kiew". Da schaut er sich so zum Teil ähnliche Zusammenhänge an. Also auch seine Eltern entscheiden sich vor vielen Jahren, vor 25 Jahren, in die Fremde zu ziehen, um ein neues Leben zu beginnen, um der postsowjetischen Welt zu entkommen. Und jetzt stehen sie ohne jegliche Heimat da, also nirgendwo heimisch. Und das beschreibt er auch so bitter, traurig und urkomisch zugleich, oder? Kann man viel lachen beim Lesen. Wie er auch seine Entscheidung, seine persönliche Entscheidung beschreibt, wie gesagt, auch sehr autobiographisch, jetzt doch die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und da gebe es nur diese eine kleine Formalie in Kiew zu erledigen. Ja. Und wenn ich, Kapitelman macht eben kein Geheimnis daraus, dass sein Roman und seine kritische Auseinandersetzung mit den Eltern autobiografisch motiviert ist. Ähnlich wie Julia Franck in ihrer Autofiktion. "Welten auseinander". Hast du auch schon gelesen oder bist gerade dabei? #00:11:05-9#

Katharina Mittenzwei: Ich bin gerade dabei, relativ am Ende und das hieß ja kurz nachdem das Buch rauskam, wow, sie schreibt wieder. #00:11:13-0#

Grazyna Wanat: Richtig, nach einer langen Pause. #00:11:15-1#

Katharina Mittenzwei: Nach einer relativ langen Pause. Und dann hat sie dieses dieses autobiografische Pamphlet auf den Tisch geknallt. Das ist schon sehr anrührend. Ja, total. Ja, Schonungslos. #00:11:27-4#

Grazyna Wanat: Ja, da habe ich mir was aufgeschrieben, wie sie zu dieser Autofiktiven Form steht, weil da kommt kein Wort Roman eigentlich in Verwendung. Dieses Buch wird nicht Roman genannt, sondern Autofiktive Form. Und am Anfang des Buches macht sie Vorbemerkung, oft, ich zitiere jetzt: "Oft liegen unsere Geschichten und unsere Sicht auf die Wirklichkeit Welten auseinander. Wir erinnern uns an Ereignisse und unsere nächsten Menschen vollkommen unterschiedlich. Daher wird sich keine reale Person in einer der Figuren dieses Buches wiedererkennen.". Und ich habe noch ein Zitat aus einem anderen Buch aus unserer Liste mitgebracht, nämlich aus dem Buch "Scheiblettenkind" von Eva Müller. Und dort heißt es wie folgt: "Schon seit langem beschäftige ich mich mit autobiographischem Erzählen. Von mir selbst zu erzählen ist für mich kein Problem, dabei kenne ich keine Hemmungen. Etwas anderes ist es jedoch, sobald andere Menschen ins Spiel kommen, denn über andere zu erzählen, vor allem ohne sie zu fragen, finde ich nicht fair. Hinzu kommt, dass Erinnerung subjektiv ist und das Gedächtnis keine Festplatte. Insbesondere im emotionalen Kontext machen sich falsche Erinnerungen breit. Deshalb tauchen hier nur Personen auf, die es im wahren Leben so nicht gegeben hat oder gibt.". Und ich finde das auch bezeichnend, wie ähnlich sie das eigentlich, diese Vorwarnung rausschicken, "Okay, ich erzähle meine Geschichte und es ist tatsächlich meine autobiografische Geschichte und die wird trotzdem durch meine subjektive Wahrnehmung fiktional umgestaltet." #00:13:16-8#

Katharina Mittenzwei: Und auch so eine ganz wahnsinnig unterschiedliche Art und Weise. Also Eva Müller dann doch mit diesen grafischen Abbildungen sehr emotional. Und bei Julia Franck habe ich den Eindruck, es ist fast protokollarisch geschrieben. #00:13:31-3#

Grazyna Wanat: Genau als ob sie so eine so eine Distanzmauer bräuchte, um überhaupt darüber zu erzählen, was sie dann zu erzählen hat. Und wenn ich da bei den roten Fäden bin, gibt es natürlich viel mehr, die alle diese Bücher verbindet. Diese zwei letzten zum Beispiel die prekären Verhältnisse auch, die sie beide Autor*innen beschreiben, und dadurch entstehende Selbstzweifel, die sie auffressen und wogegen sie auch kämpfen müssen und diesen Kampf auch schaffen alle beide. Und der Freiheitsdrang der weiblichen Protagonisten als ein Motiv führt mich zum nächsten Buch. "Ein simpler Eingriff" von Yael Inokai. Was denkst du, wo spielt, wann spielt diese Geschichte? #00:14:19-0#

Katharina Mittenzwei: Spannend. Das wird nie erwähnt... #00:14:20-9#

Grazyna Wanat: Richtig. #00:14:21-5#

Katharina Mittenzwei: ...in dem Roman. Ich weiß es, weil ich es, ne, ich weiß es gerade nicht, ich habe es aber gelesen. Ich glaube, es ist in den 50er Jahren. #00:14:30-0#

Grazyna Wanat: Genau. Also... #00:14:31-3#

Kathleen Röber: Ich hätte 20er gedacht. #00:14:33-2#

Grazyna Wanat: Das ist spannend. Ich glaube, es ist alles möglich. #00:14:36-5#

Kathleen Röber: 20er hätte ich gedacht, aber ich weiß es nicht. #00:14:38-1#

Grazyna Wanat: Ich glaube, das ist nirgendwo gesagt. Und ich glaube, es ist sogar möglich, manche interpretieren das so, dass es eine Dystopie ist und das in so einer Zukunft spielt, die uns vielleicht bevorsteht. #00:14:48-2#

Katharina Mittenzwei: Ach spannend, ja. #00:14:50-2#

Grazyna Wanat: Auch das wäre natürlich theoretisch möglich. Also sowas wie wie Margaret Atwood, ja, in ihren Geschichten auch so eine Zukunft kreiert, die diese konservative Wendung doch stattgefunden hat. #00:15:06-4#

Katharina Mittenzwei: Also man kann seine Überlegungen dann ja anhand der Gegenstände auch spinnen. #00:15:11-5#

Kathleen Röber: Richtig. #00:15:11-7#

Katharina Mittenzwei: Also Kleidung, die verwendet wird, es wird auch von Kittelschürze gesprochen. Dann steigen sie zum Schluss in ein Auto, das glaube ich auch näher beschrieben wird, aber... #00:15:18-8#

Grazyna Wanat: Ja, auf jeden Fall ist es eine Geschichte von von einer Welt und von einem, mit einem nicht näher bestimmten, auch aber bedeutenden medizinischen Eingriff einer Gehirn-OP werden hier wütende Frauen geheilt und die Protagonistin macht, ist Krankenschwester und macht brav mit und unterstützt den Arzt, bis sie die ersten Zweifel bekommt. Und dann verändert sich dann alles und sie stellt alles Mögliche in Frage, auch die Hierarchien, in den sie lebt, die medizinischen Behandlungsmethoden und das, was als normal betrachtet wird und auch die Gebote, die Liebe nur zwischen Mann und Frau kennen. Ja, dann habe ich noch zwei Bücher vor mir liegen, in dem ein geerbte Haus ein Hauptmotiv spielt. Das wäre nämlich das Buch "Männer sterben bei uns nicht" von Annika Reich und "In unseren Kreisen" von Georg M. Oswald. Ja. In beiden stehen, also im ersten Buch steht eine 30-jährige Protagonistin am Grab ihrer Großmutter, als Alleinerbin des prächtigen Familienanwesens. Wird von anderen Frauen aus der Familie mit Neid und auch Mitleid betrachtet und muss sich entscheiden, will sie dieses Erbe annehmen oder nicht. Und womöglich ist dieses, mit diesem Erbe nicht nur das Anwesen gemeint, sondern das ganze Erbe, diese Familie, diese Frauenfamilie, eigentlich, weil in diesen Familien sind Männer abhanden gekommen. #00:16:56-7#

Katharina Mittenzwei: Abwesend. #00:16:57-6#

Grazyna Wanat: Genau. Und in "In unseren Kreisen" wiederum ist die Ausgangssituation auch ähnlich. Hier gibt es aber eine kleine Familie. Tatjana, Nikolai und ihre 10-jährige Tochter Marie. Und ziemlich überraschend kommen sie in die Erbschaft von Tante Rose, halt bekommen sie die Erbschaft von der Tante Rose. Diese Erbschaft ermöglicht ein völlig neues Leben und das ist das Spannende an dem Buch, es wird hinterfragt: Wie ist jetzt möglich? Wie kann eine Wandlung von linksliberalen, engagierten Hipstern zu neuen Großbürger funktionieren in einer prächtigen Villa und in einer superreichen Gegend, wo auf einmal völlig andere Prioritäten herrschen? Ja, und dann habe ich jetzt eigentlich fast alle Autor*innen und ihre Bücher vorgestellt, bis auf die wunderbare Doris Dörrie, die dieses Jahr unser Festival eröffnen wird. Und ich muss sagen, seitdem ist dieses Festival gibt, war es mein Traum, Doris Dörrie einzuladen. Beziehungsweise ich habe sie immer wieder eingeladen, es ist uns nie gelungen, wirklich passenden Termin zu finden. Und dass sie jetzt zugesagt hat, es macht mir riesengroße Freude. Das ist eine Regisseurin und Autorin gleichzeitig. Sie schreibt und sie schreibt auch über das Schreiben und gibt auch ständig Empfehlungen, wie das Schreiben gelingen kann und meint, dass das Schreiben eigentlich eine Medizin ist. Und wirklich jeder Mensch braucht das, um wirklich sich gut zu fühlen. #00:18:33-1#

Katharina Mittenzwei: Das ist ein ganz guter Anknüpfungspunkt. Wir haben in unserem letzten Podcast vor den dritten texttagen uns darüber unterhalten, dass eigentlich jeder schreibt und das ist ja auch so, aber manch eine oder manch einer zeichnet dazu auch. #00:18:49-3#

Grazyna Wanat: Genau das ist die Eva Müller. Also mit Eva Müller versuchen wir wieder was ganz Neues zu etablieren oder ausprobieren, auch. Wir haben eine Autorin eingeladen, die Graphic Novels zeichnet und schreibt. Sie lebt und arbeitet in Hamburg und ist aber schon ziemlich viel in der ganzen Welt unterwegs mit ihren Geschichten. Ihr Comic wurde zum Beispiel beim Japan Media Arts Festival ausgezeichnet als eine der besten zehn Comics. Und vor kurzem habe ich sie auch in der beliebten 3sat Kulturzeit gesehen. Also schon eine Größe. Und das Buch, was sie mitbringt, heißt "Scheiblettenkind" und dass sie ein Workshop gibt im Rahmen von unseren Workshops, das wird eben das was ganz Neues und Besonderes, weil es geht um Schreiben und Zeichnen gleichzeitig. #00:19:52-5#

Katharina Mittenzwei: Habt ihr von anderen Literaturfestivals gehört, die so Graphic Novels auch integriert haben oder ist es wirklich eine Besonderheit? #00:19:58-3#

Grazyna Wanat: Kann ich jetzt nicht sagen, habe mich nicht so umgeschaut, aber ich kann es mir vorstellen, dass das die anderen vielleicht, also es ist naheliegend. Mich würde es wundern, wenn die anderen das nicht machen, weil Graphic Novels sind eigentlich sehr beliebt und immer beliebter und und erzählen auch über viele wichtige und gesellschaftspolitische Geschichten. Also das sind wirklich mutige Texte, ganz oft. #00:20:24-8#

Kathleen Röber: Aber im Workshop wird ja gezeichnet mit Eva Müller richtig. #00:20:29-8#

Grazyna Wanat: Gezeichnet, genau aber, aber auch Autobiographisches erzählt. Also für sie ist es genauso die Inhalt wichtig, nicht nur die Zeichnungen, natürlich. Beides. #00:20:40-9#

Kathleen Röber: Also auch noch mal eine Zielgruppe, die quasi beides können muss. Interessant. Also bin ich gespannt, ja. #00:20:47-4#

Katharina Mittenzwei: Oder was bedeutet "können"? #00:20:50-0#

Kathleen Röber: Richtig. #00:20:50-4#

Katharina Mittenzwei: Ich glaube, man muss sich hauptsächlich auch trauen, sich einfach dafür anzumelden und sich da willkommen zu fühlen, ohne dass man vielleicht auch großartig... #00:20:58-5#

Grazyna Wanat: Das behauptet auch die Autorin. Das hat sie explizit auch an mich geschrieben, dass in ihrem Workshop jeder herzlich willkommen ist, der sich nur traut und Lust hat zu zeichnen. #00:21:07-8#

Katharina Mittenzwei: Toll. #00:21:08-3#

Grazyna Wanat: Ja. #00:21:08-8#

Katharina Mittenzwei: Kathleen, Wir wandern jetzt von dem Innenhof der Katharinenruine einmal durch den Ausgang auf den Vorhof sozusagen der Katharinenruine und sind auf dem Teytualienmarkt, den du ja organisierst. Der Textualienmarkt ist so in seiner Atmosphäre auch noch mal ganz anders als so eine Lesung, so eine Lesung in einem abgegrenzten Innenhof. Erzähl uns ein bisschen davon. #00:21:34-7#

Kathleen Röber: Ja, wir haben ja erst mal nicht so richtig Stühle und Stuhlreihen auch nicht. Das ist vielleicht schon ganz interessant. Ich versuche es mal für die Zuhörerinnen und Zuhörer so zu beschreiben, dass man weiß ungefähr, was einen da erwartet. Weil das ist tatsächlich von 13 bis 18 Uhr am Samstag und Sonntag, also am 8. und 9. Juli ist vielleicht noch interessant und es ist bei freiem Eintritt zu besuchen. Das heißt, man kann kommen und gehen wie man möchte. Das ist vielleicht auch noch mal gut zu wissen. Wenn man eh in der Stadt ist, kann man mal drüber schlendern. Also wenn, wir befinden uns jetzt mal vor der Stadtbibliothek, okay, also in der Nonnengartenstraße, wo das Cine ist, wenn man da so losläuft, in die Nonnengartenstraße rein, also vom Seminargebäude hochwärts, befinden sich so Chill Out Areas und man kann essen, an Essenständen sich Sachen holen und dann läuft man so weiter und entdeckt den riesig wunderschönen Bücherbus der Stadtbibliothek. Also einen der beiden, den neueren, den Hombre SUK ja designt hat letztes Jahr. Sieht also auch gut aus. Da gibt es übrigens dieses Jahr ganz neu, finde ich eigentlich auch spannend, ein Gewinnspiele, wo man mitmachen kann. Und da gibt es richtig coolen texttage-Merch dieses Jahr. #00:22:40-3#

Katharina Mittenzwei: Verrätst du schon worum es geht? #00:22:42-4#

Kathleen Röber: Ja. Nein, nein, nein. Ich weiß es schon, genau. Und so nebendran haben wir dann den Infopoint. Das ist für alle wichtig, die sich nicht so zurechtfinden, oder was ist das Programm. Weil es ist immer, auch bei uns am Textualienmarkt werden Leute mal krank oder hier oder da. Also das heißt, es gibt dort immer auch das tagesaktuelle Programm, was man sich mitnehmen kann. Und dann läuft man im Prinzip auf den Innenhof hinter der Katharinenruine. Und da muss man sich vorstellen, ja, das ist halt wie ein Markt, da gibt es Marktstände im Prinzip, wo viele Menschen sehr coole Programme vorbereitet haben, also sehr niederschwellige Mitmachaktionen. Man kann Bücher kaufen, direkt von den Autorinnen und Autoren. Also wir haben da zum Beispiel die Verwertungsgesellschaft dabei, die haben jetzt Furore gemacht mit ihrem neuen, mit ihrer neuen fränkischen Bierleitung. Das solltet ihr unbedingt mal anschauen. Das ist ein total abgefahrenes Kunstkonzept und da kann man auch Bierfilze stempeln und texten und wirklich Sachen kreativ auch machen und mitnehmen. Man kann sich Gedichte schreiben lassen, man kann Texte weiterschreiben und das sind alles so kleinere Sachen, wo man auch keine Hürde hat. Da kann man einfach sich mal ausprobieren, da passiert ja nichts. Also ich muss das ja niemandem vorlesen. Es passiert viel, aber es passiert mir nichts, sozusagen. Wir haben natürlich auch den Autorenverband da, die machen dann auch, man, kann man seine Texte mitbringen und man kann Feedback dazu bekommen. Also es gibt extrem viele Programmpunkte, erst mal schon an den Ständen allein, die man entdecken kann. Ich habe jetzt mal gezählt, insgesamt haben wir, ich habe jetzt gerade durchgezählt, 55 allein am Samstag und Sonntag. Da ist dann auch noch die Bühne, also wenn man reinläuft, links. Beim Bürogebäude der Stadtbibliothek ist eine Bühne aufgebaut. Da ist dann dieses Jahr ein Schwerpunkt am Samstag. Das haben wir uns gewünscht als Kuratorenteam. Wir haben Samstag von 13 bis 18 Uhr lokale Krimiautor*innen, die immer im halbstündigen Wechsel kurze Geschichten hier aus der Region, kann man sich einfach dazu setzen, mal zuhören. Das sind echt tolle Leute auch dabei, die sich da angemeldet haben. Sonntag auf der Bühne haben wir ein sehr buntes Programm. Das sind junge Autorinnen und Autoren da, Debütautor*innen, die vom Preis des, vom fränkischen Preis für junge Literatur die Gewinner*innen, die wurden jetzt gerade erst gekürt, die lesen dort. Wir haben auch eine Fantastik Lesung, also auch mal ein Genre, was ein bisschen mal was anderes ist. Und das ist immer so im Stundentakt, kann man so grob sagen auf der Bühne, da kann man sich auch hinsetzen. Also ja, wir haben auch irgendwo Stühle. Aber nicht so wie in einer klassischen Lesung, sage ich mal, ja. Und dann gibt es noch den Vorraum im Katharinensaal. Dort finden so kleinere Mini Workshops statt zu unterschiedlichen Themen, also zu Recherche von Crime Literature zu Nürnberg Noir, es gibt Geschichtenschatz, man kann Texte machen, wie mache ich Musik zu Texten, wie mache ich Hörspiele? Apropos Hörspiele, wir haben dieses Jahr zwei Hörspiele auf dem Platz, da freue ich mich auch. Also in der Nonnengartenstraße von der Subkultur, da läuft man so vorbei, und dann ertönen Texte. Ich bin sehr gespannt. Und wir haben tatsächlich, das ist jetzt so ein bisschen ein Pilotprojekt und Versuchsballon an den texttagen die neue Litera-Touren-App des Bildungscampus Nürnberg mit einer Tour bestückt, die der Pegnesische Blumenorden ausgearbeitet hat. Da sind erste Audios und Textbeiträge zum Irrhain, also zur Geschichte auch des Blumenordens, die man per App erkunden kann. Also da hängen dann auf dem Platz Bilder und die scannt man und dann hört man, was da losgeht. Und das sind ganz tolle Beiträge auch geworden. Also es ist viel los und wie gesagt, man kann auch an den Ständen Sachen erfinden. Die Wortkünstler Mittelfranken sind da, die machen WhatsApp Dialoge mit euch, ihnen. Man kann Mundartkenntnisse testen. Aber alles so kleinere Snippets, so kleinere Dinge, wo ich glaube, wo man einfach eine gute Zeit haben kann damit kann auch Sachen mit nach Hause nehmen, man kann Sätze weiterschreiben. Also es sind viele Akteure da. Es wäre jetzt echt zu viel, die alle aufzuzählen, muss ich sagen. Es fällt mir extrem schwer, weil die alle gut sind und die alle ganz tolle Sachen einreichen. Und da gilt natürlich mein Dank auch den Akteuren, dass die immer mit so tollen Ideen auch kommen, weil wir wünschen uns natürlich auch solche Dinge und dann bringen die, die uns auch und das ist kreativ einfach und das entwickelt sich gerade auch in der Szene so zu einem Ort, wo man wirklich weiß, ah, das ist so unser Treffen, da treffen wir uns alle einmal im Jahr, aber man kommt halt auch mit mit Leuten in Kontakt, die vielleicht auch Kontakt suchen. Das ist letztes Jahr auch passiert. Selfpublisherberatung haben wir da, kommen natürlich auch viele, die sagen "Mensch, ich habe da jetzt was geschrieben, wie kann ich das veröffentlichen?" Und das passiert alles ganz niederschwellig am Stand und zu einzelnen Terminen. Ich glaube, das mag ich daran, dass sich da keiner wichtiger nimmt als ein anderer und dass wir alle einfach da sind und wirklich total tolle Sachen da anbieten. Und jetzt hoffe ich, dass das Publikum sich traut. Aber das ist eben noch mal was, was mir Leute immer sagen: "Ich trau mich nicht", das hatten wir ja gerade schon mal, "ich trau mich nicht, mich zu so einer Meisterklasse mit so einer Bestsellerautorin anzumelden. Wie ist das denn?". Ich so: "Ja, wenn du dich nicht traust, dann auf den Textualienmarkt". Da gibt es ganz viel zu texten und zu erleben und zu sehen und Bücher zu kaufen und Sachen zu erfinden. Und da kann man auch einfach mal abhängen, ein paar Stunden und einen schönen Nachmittag haben. Deswegen ist das Wetter so wichtig. Ja, wie ich eingangs sagte, genau, weil das macht natürlich das Flair aus auch, das Open Air. Ganz klar auch für die Lesungen, Gespräche. Es ist einfach ein tolles Flair da auf dem Platz. Genau. #00:28:20-9#

Katharina Mittenzwei: Und es klingt eindeutig danach, als ob man sowohl Samstag als auch Sonntag kommen sollte. #00:28:26-9#

Kathleen Röber: Richtig! #00:28:27-2#

Katharina Mittenzwei: So viel Auswahl, dass es sich tatsächlich auch lohnt, einfach zwei Tage mit dabei zu sein. #00:28:31-6#

Kathleen Röber: Genau. Also wir haben auch wechselndes Angebot. Also manche Sachen gibt es nur Samstag, manche nur Sonntag. Zum Beispiel das Bühnenprogramm und auch die Miniworkshops im Vorraum vom Katharinensaal. Die Stände sind eigentlich durchgängig da, aber auch da wechselt ab und zu das Personal. Ist ja klar. Genau. Also man sollte schon gucken, was so geboten ist. Oder man macht es einfach abhängig vom Wetter und sagt sich Sonntag, ich habe Zeit, ich gehe jetzt mal um zwei dahin. Was ist denn gerade los? Also man muss das auch nicht planen. Also man kann auch kommen und sagen, ich gehe jetzt da mal hin und erkunde das mal. #00:29:03-6#

Katharina Mittenzwei: Was mir an dem Konzept so gut gefällt, ist, dass professionelle Autor*innen sich an einer, in einer Veranstaltung mischen mit Leuten, die vielleicht ganz gut schreiben, sich aber noch nicht so richtig trauen, sich selbst als Autor*in zu bezeichnen, gerade auf dem Weg dorthin sind und das gar nicht so der Unterschied gemacht wird, wie er arbeitet jetzt hier professionell, das ist dann vielleicht auch gut erkenntlich, aber schreiben dürfen alle und es darf sich muss sich hier niemand verstecken. #00:29:29-5#

Kathleen Röber: Wir haben noch am Samstag einen kleinen Textblock auch gemacht für Autorinnen und Autoren, die sich vielleicht noch nicht so raus getraut haben, wo es noch mal so Tipps gibt. Also wir haben einmal was zu Lektorat, das ist auch ganz spannend. Wir haben was von einer jungen Schauspielerin, die macht einen kleinen Miniworkshop, wie man Lesungen tatsächlich gestaltet. Also da geht es ums Sprechen, ums, ne, und das können wir kostenlos anbieten, finde ich super. Kann man natürlich gucken, wie geht verlegen, wie recherchiere ich richtig, also, ne, wo finde ich die Sachen? Da gibt es so Schwerpunkte auch noch mal für Leute, die da gerade vielleicht am Anfang ihrer Laufbahn sind. Und genau. Auch keine Altersgrenzen, keine Beschränkung in irgendeiner Weise. Das finde ich wirklich toll. Ja. #00:30:12-4#

Katharina Mittenzwei: Du bist ja in deiner Funktion so richtig tief in dieser, in der Nürnberger Literaturszene verwurzelt, kann man sagen, mit Newcomern, mit etablierten Autor*innen hier. Kannst du denn gerade eine Richtung erkennen, ein Thema, ein literarisches Format, das sich gerade ganz besonders häufig rausgepickt wird. #00:30:35-4#

Kathleen Röber: Also es beschäftigen tatsächlich sich viele Menschen gerade mit ChatGPT und wie geht es ums Texten weiter und künstlicher Intelligenz, das ist so ein Thema und ich finde es eigentlich ganz spannend. Also wir haben am Sonntag, moment, ich muss kurz gucken, tatsächlich einen Programmpunkt, wo sich drei jüngere Autor*innen trauen, ChatGPT mit auf die Bühne zu nehmen. Und die schreiben quasi gegen ChatGPT live auf der Bühne. Finde ich eigentlich ein total cooles Experiment, einfach um mal zu gucken, was passiert denn da? Also wie viel Text ist denn Text und wie viel kann die AI schon? Also so, ne. Also ich finde es gut. Ich muss das kurz raussuchen, weil das ist wirklich schon mal was Besonderes. Das ist am Sonntag, 17:00 Uhr. Es nennt sich "Masters of Lore", ist eine fantastik Lesung und Talk und die drei Autor*innen schreiben gegen die künstliche Intelligenz. Das ist, glaube ich, ein Thema, was viele beschäftigt. Braucht es uns eigentlich noch? Und wie funktioniert das in der Zukunft? Welche Berufsfelder ändern sich dadurch? Das haben wir jetzt dieses Jahr auf dem Textualienmarkt noch nicht so richtig angegriffen, sage ich mal. Ich glaube, da müssen wir uns alle auch erst mal noch so ein bisschen ein Bild machen, wie das geht und wie sich das weiterentwickelt. Aber dass das längst da ist und benutzt wird es eh jedem klar. #00:31:55-8#

Katharina Mittenzwei: Ja, und das sich jedes Individuum darum Sorgen macht, das bringt an sich das Thema ja auch schon auf den Platz. #00:32:01-8#

Kathleen Röber: Ich glaube schon, aber ich mache mir zum Beispiel gar keine Sorgen, ich persönlich. Wenn ich jetzt persönlich spreche, weil es mir tatsächlich auch viel erleichtert. Ich glaube, man muss reden über welche Bereiche wird es, welche Bereiche wird es verändern. Also in vielen Punkten, wenn ich einen Text noch mal zu machen habe oder sonst wie, ich benutze auch solche Dinge zur Korrektur, mache ich ganz oft. Manchmal schlägt es mir andere Wörter vor, die ich dann doch auch schön finde und ich muss nicht erst umständlich im Synonymwörterbuch suchen. Also zur Textproduktion oder zu inhaltlichen Texten oder werblichen finde ich das gar nicht schlimm, ehrlich gesagt. Aber ich bin kein Autor. Also das muss man noch mal unterscheiden. Ich glaube, dass da eine ganz andere Gewichtung noch mal passiert und dass da, dass da viel drüber geredet werden muss. Ja. #00:32:46-3#

Grazyna Wanat: Ja. #00:32:46-8#

Katharina Mittenzwei: Wir wären nicht die KontaktAufnahme, wenn ich euch jetzt noch mal persönlich auf die Pelle rücken würde. Denn dadurch zeichnet sich die KontaktAufnahme ja aus. Wenn ihr euch an die letzten texttage Festivals erinnert, was waren denn da für euch die Gänsehautmomente, an die ihr immer unweigerlich zurückdenkt? #00:33:06-0#

Grazyna Wanat: Also ich kann es nicht vergessen und ich hoffe, das wird sich wiederholen, wie toll diese Autor*innen letztes Jahr sich sofort als Gruppe verstanden haben. Das ist ein kleiner Kreis. Das ist eben dieser Vorteil von unserer Größe, sozusagen, dass das Festival nicht 20 Autor*innen einlädt und jede hat irgendeinen Slot und dann treffen sie sich womöglich gar nicht. Sie sitzen bei uns tatsächlich 2 bis 3 Tage am Fleck zusammen und sind nur zu acht, sagen wir, oder zu neunt. Und letztes Jahr hat so wunderbar funktioniert, dass sie sich alle gemocht haben. Und man hatte das Gefühl, dass es wirklich so eine Schulklasse ist. #00:33:48-1#

Kathleen Röber: Wie so ein Camp oder so was. #00:33:50-4#

Grazyna Wanat: Genau, auf so einem Ausflug und dass sie diese Zeit so genießen. Und das macht natürlich schon was mit allen aus, auch mit dem Publikum und mit uns allen. Wie diese Stimmung sich dann auf uns übertragen hat. Und ich hoffe so sehr, dass wir das wieder ähnlich erleben dürfen. #00:34:07-8#

Katharina Mittenzwei: Wie sich die Autorinnen gegenseitig gefeiert haben... #00:34:10-3#

Grazyna Wanat: Richtig. Genau, genau. #00:34:11-2#

Katharina Mittenzwei: ...während der einzelnen Lesungen. #00:34:12-5#

Grazyna Wanat: Genau. Die haben gemeinsam eigene Lesungen besucht und saßen als Gruppe und haben, wie du sagst, sie die Autor*in auf der Bühne dann angefeuert. #00:34:22-6#

Kathleen Röber: Na ja, die haben ja sonst für so was auch wenig Zeit. Muss man einfach bedenken. Und das ist wirklich was Besonderes. Aber ich denke in die gleiche Richtung. Ich habe letztes Jahr gedacht, diese, im Garten vom Zeitungscafe, das ist übrigens auch wieder offen dieses Jahr, da freue ich mich sehr, dass wir da auch im Garten, das ist wie so eine kleine grüne Oase, wo man sich treffen kann und Kaffee trinken kann. Da sind extrem viele Menschen in Kontakt gekommen, unter anderem auch die eingeladenen Autor*innen mit Akteuren vom Textualienmarkt usw.. Also das fand ich, das war ein total schöner Moment, das zu beobachten für mich. Und dann bin ich heimlich hinterhergerannt und denke: "Oh, ne, jetzt muss ich mal eine Zigarette rauchen." und dann stand Daniel Schreiber neben mir und hat heimlich eine mit mir geraucht. Und ich glaube, das war... #00:35:07-3#

Grazyna Wanat: Das war dein Highlight. #00:35:09-2#

Kathleen Röber: Das war mein Highlicht, das darf man eigentlich nicht mehr laut sagen. Aber irgendwie fand ich das total nett. Das sind so diese netten Rundummomente und... #00:35:16-8#

Grazyna Wanat: Genau diese Nähe auch. #00:35:18-2#

Kathleen Röber: Diese Nähe und dieses Gefühl. Es funktioniert alles und die Stimmung ist gut und es ist einfach gechillt und alle mögen sich. #00:35:25-0#

Katharina Mittenzwei: Ja, ich glaube, das machts. #00:35:26-2#

Kathleen Röber: Ja. #00:35:26-6#

Katharina Mittenzwei: Also. In meinem krankhaften Optimismus bin ich mir ganz sicher, die Autor*innen werden auch dieses Jahr wieder zu einer Gruppe verschmelzen und du findest garantiert jemanden für deine heimliche Raucherpause. #00:35:35-9#

Kathleen Röber: Meine heimliche Pause. #00:35:38-0#

Katharina Mittenzwei: Ich hab schon so ein paar Leute im Kopf. Also das klappt, glaube ich. Eine weitere Besonderheit, da müssen wir unbedingt drüber sprechen ist der Samstagabend, an dem wir feiern. #00:35:49-1#

Kathleen Röber: Stimmt. #00:35:49-1#

Grazyna Wanat: Ja. #00:35:49-1#

Katharina Mittenzwei: Es gibt eine Party, eine richtige Party und diese Katharinenruine wird bunt und laut. #00:35:53-5#

Grazyna Wanat: Ja, das hoffen wir sehr. Wir haben das einmal live erlebt, Kathleen, diese Show... #00:35:59-7#

Kathleen Röber: Ja stimmt in Frankfurt. #00:36:00-3#

Grazyna Wanat: ...in Frankfurt, da haben wir das gesehen, und dort wurde das tatsächlich zum ersten Mal in Deutschland präsentiert. Foxtrott, eine Performance von und mit Serhij Schadan und wir fanden das so klasse, dass wir dachten lasst uns versuchen und das würde passen zu unserem Festival. #00:36:17-8#

Kathleen Röber: Vor allem, weil es auch Texte als Grundlage hat. Und das sind, glaube ich, aus den 20er Jahren. #00:36:24-0#

Grazyna Wanat: 20er Jahre. #00:36:24-7#

Kathleen Röber: Ukrainische Texte. Und das ist halt, wenn das mit Musik und DJ und da flackerts auf der Bühne verstehe ich zwar kein Wort, aber das ist doch trotzdem schön. Und dann haben wir alle getanzt. Also jetzt mal nur so vom Feeling her erklärt. Also manchmal ist eben auch diese Sprachbarriere dann überhaupt kein Thema mehr. Das ist dann auch egal. #00:36:44-3#

Grazyna Wanat: Die Texte werden auch übersetzt. Also es gibt auch so eine Art Untertitel, auch für die Texte, aber das ist klar, man schaut dann nicht so unbedingt ständig auf die Texte, sondern lässt sich von der Stimmung tragen. Ich finde daran auch spannend an diesem Projekt, dass es tatsächlich drei Musiker auf der Bühne gibt, die aber gleichzeitig Autorinnen sind. Die sind, also Serhij Schadan ist nicht weltberühmt geworden als Musiker, sondern als Schriftsteller natürlich und Preisträger von ganz vielen wichtigen Preisen, auch natürlich des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2022. Und in diesem Fall wird er Musik machen und singen. Und neben ihnen steht auf der Bühne Yuriy Gurzhy, der auch als Musiker und Komponist bekannt ist und in Berlin lebt. Und manchen ist es vielleicht ein Begriff, dass er diese Bekannte, dieses Russendisko mitgegründet hat mit Kaminer. Ja, genau. Aber was auch interessant ist Er schreibt auch. Er hat auch ein Buch veröffentlicht "Richard Wagner und die Klezmerband. Der neue jüdische Sound in Deutschland" und wurde letztes Jahr veröffentlicht. Und dann haben wir die dritte Person auf der Bühne, eine Frau, Irena Karpa, die auch Schriftstellerin ist und außerdem, dass sie singen wird, wird sie auch zusätzlich ein Workshop für Ukrainerinnen und Ukrainer in der ukrainischen Sprache bei uns anbieten. Das hat sich eigentlich ergeben, als ich diese ganzen Informationen über diese drei Personen auf der Bühne schon im Detail bekommen habe, habe ich daraus gelesen, hallo, die schreibt auch und macht Workshops. Passt einfach so gut. Diese Chance können wir uns nicht entgehen lassen. Und deswegen haben wir auch so ein extra Angebot mit ihr ausgeschrieben. Mal schauen, ob wir tatsächlich diese Zielgruppe auch erreichen. #00:38:49-9#

Katharina Mittenzwei: Ja #00:38:51-8#

Kathleen Röber: Und da gibt es definitiv genug Karten noch an der Abendkasse. Also kommen. #00:38:57-9#

Katharina Mittenzwei: Für den Samstagabend. #00:38:59-9#

Kathleen Röber: Stimmt. Also wenn wir in der Ruine sind und das Wetter ist toll, dann können wir da... #00:39:04-7#

Grazyna Wanat: Vollmachen #00:39:05-9#

Kathleen Röber: ...vollmachen das Ding. Genau #00:39:08-2#

Katharina Mittenzwei: Und man muss ja wirklich sagen, das ist eine einmalige Gelegenheit, so eine wahnsinnige Besonderheit, dass sie auch zugesagt haben, dass sie extra nach Nürnberg kommen. Und was für einen Moment, dass Nürnberg dann so eine konzentrierte Kraft an Literatur und Kunst dann noch mit diesem ukrainischen Schwerpunkt versammelt. Ein Wahnsinnsmoment. #00:39:28-7#

Grazyna Wanat: Ja ich freue mich so rießig darauf, ja. #00:39:29-3#

Katharina Mittenzwei: Sowohl für die Lesungen als auch für die Meisterklassen kann man sich teilweise noch anmelden. Teilweise sind die Meisterklassen auch schon ausgebucht. Das sieht man bei uns auf der Website unter texttage.nürnberg.de. Melden Sie sich gerne an! Für die Lesungen gibt es aber auch Tickets an der Tages oder Abendkasse vor Ort zu kaufen. In der Katharinenruine ist genug Platz. Ich denke, voraussichtlich wird da niemand leer ausgehen. Ja, und wir freuen uns auf alle, die kommen wollen, auf alle, die sich auf dem Textualienmarkt aktiv beteiligen wollen... #00:40:07-5#

Katharina Mittenzwei: Umsonst und draußen. #00:40:08-5#

Katharina Mittenzwei: .... oder nicht, es wird keine auf Bühne gezerrt. #00:40:10-4#

Kathleen Röber: Und uns Sachen da lassen auch. Das wäre auch toll, wenn Sie Sachen machen und uns da lassen. #00:40:12-5#

Katharina Mittenzwei: Texte da lassen, Texte mitnehmen, Texte verändern und natürlich auch sehr lebendige Lesungen mit einem bunten Publikum. Ja, ich freue mich. Es wird großartig. Dann bedanke ich mich bei euch beiden. Schön, dass wir uns noch mal so genau darüber unterhalten konnten. Und wir sehen uns vom 07. bis zum 09. Juli. Bis dann. #00:40:34-5#

Kathleen Röber: Ja. Tschüss. #00:40:35-3#

Grazyna Wanat: Danke, Ciao. #00:40:36-4#

Kathleen Röber: Ciao. #00:40:36-4#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Die Festivalleitung plaudert und freut sich - auf das intensive Arbeiten mit Autorinnen und Autoren, das Vernetzen und das Einfach-nur-zuhören.

Zwischen Erinnerung und Autofiktion, zwischen Politischem Schreiben und dem Schreiben um seiner selbst willen, von Wort bis Grafik: die 4. Runde texttage.nuernberg werden in diesem Jahr so vielfältig, berührend und überraschend wie wir es uns in unseren kühnsten Träumen nur vorstellen können. In diesem Podcast geht es also hauptsächlich um Vorfreude, die wir unbedingt – spätestens jetzt – mit allen Literaturbegeisterten teilen wollen. Grazyna Wanat und Kathleen Röber, die zu zweit die Festivalleitung übernehmen, sind sich einig, dass an die Höhepunkte der letzten Jahre nahtlos angeschlossen werden kann. Denn wie könnte ein Literaturfestival gebührender eröffnet werden, als mit der großartigen Autorin Doris Dörrie! Seien es also die Schreibworkshops mit den großen Autorinnen und Autoren (gespannt, wer kommt?! Reinhören, wir verraten fast alles), die Lesungen in der atmosphärischen Katharinenruine oder das wilde Treiben auf dem textualienmarkt – für jedes Bedürfnis ist gesorgt. Rund um die Katharinenruine könnt ihr euch vernetzen, Texte teilen und Neues entdecken. Mitmachen ausdrücklich erlaubt.

Wanat und Röber sprechen aber auch von einem ganz besonderen Highlight, welches im wahrsten Sinne des Wortes die Ruine zu einem bunten, lauten Kunstprojekt werden lässt.  Der Charkiwer Künstler und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Serhiy Zhadan und Yuriy Gurzhy, unterstützt von der Autorin und Musikerin Irena Karpa, bringen am Samstagabend ihr neues Album "Fokstroty" auf die Bühne.
 

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Aufgenommen am: 26. Mai 2023
Veröffentlicht am: 15. Juni 2023
Moderation: Katharina Mittenzwei
Im Gespräch: Grazyna Wanat und Kathleen Röber

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