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Elna Tietboehl und Katrin Schwanke, was passiert, wenn ein Parkplatz zum Acker wird?

Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-9#

Katharina Mittenzwei: Hallo und ganz herzlich willkommen zu einer neuen Folge der KontaktAufnahme. Mein Name ist Katharina Mittenzwei, wir schreiben den 17. Januar 2025 und sind allesamt ein bisschen angespannt. Die Bundestagswahl steht in wenigen Wochen auf dem Plan und wir blicken ja tatsächlich voller Spannung auch in Nürnberg auf das, was da so kommen mag. Die Programme der Parteien tröpfeln so langsam ein, war jetzt auch wenig Zeit und eine Sache ist mir dabei ganz stark aufgefallen. Über ein so ganz Grundlegendes und überlebenswichtiges, alle Menschen einendes Thema wird gar nicht gesprochen, scheint fast aus den Köpfen verschwunden zu sein. Und zwar das Thema Ernährung. Dieses Spektrum ist so umfassend und darauf darf eigentlich nicht verzichtet werden. Deswegen habe ich mir zwei Nürnberger Expertinnen eingeladen. Ganz herzlich willkommen, Elna Tietboehl und Katrin Schwanke! Schön, dass ihr da seid. #00:01:12-8#

Katrin Schwanke: Hallo! #00:01:13-5#

Elna Tietboehl: Hallo! #00:01:14-0#

Katharina Mittenzwei: Ihr beiden, ihr seid Mitinitiatorin eines ganz großartigen Nürnberger Projekts, über das wir jetzt sehr ausgiebig sprechen, und zwar der Weltacker. Bevor wir richtig in die Thematik reingehen, würde ich euch allerdings bitten, euch vorzustellen. Katrin, magst du beginnen? #00:01:28-8#

Katrin Schwanke: Ja, ganz herzlichen Dank für die Einladung. Ich bin Katrin Schwanke und ich bin in Projekt Weltacker für den Bereich Bildung und Wissenstransfer zuständig. Ich finde, das ist ein ganz spannendes Projekt, über das wir heute ein bisschen sprechen, das wir vorstellen werden. Und vom Hintergrund, vielleicht ist es interessant, ich bin eigentlich Sprach- und Literaturwissenschaftlerin, also das habe ich unter anderem studiert. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir, wenn wir uns mit Themen beschäftigen, immer schauen, dass wir so den Blick über den Tellerrand nicht vergessen. Das heißt, dass wir eben auch so verschiedene Themen zusammenbringen und inter- und transdisziplinäre Ansätze fahren. Das heißt also, dass man natürlich bei so einem Thema wie Ernährung sich auch mal damit beschäftigen sollte, wie spricht man eigentlich auch über Ernährung, welchen Stellenwert hat vielleicht auch Ernährung in der Kultur, wie ist so unser Blick eben auf diese Themen? Und zusätzlich bin ich auch noch an der Technischen Hochschule in Projekte involviert, die sich mit dem Thema des nachhaltigen Wirtschaftens beschäftigen. Also prinzipiell geht es da um nachhaltige Ernährungs und Ressourcenwirtschaft. Also auch da gibt es Verbindungen und Bezüge zum Thema Ernährung. Und Elna habe ich kennengelernt vor, ich würde mal sagen ungefähr vier Jahren. Und zwar über ein Projekt, was ich damals geleitet habe, gefördert vom Umweltbundesamt, "SDGs go local", und da hatten wir den Bereich nachhaltige Gastronomie. Da haben wir Elna dann als Expertin mit an Bord geholt und irgendwie hat sich dann auch herauskristallisiert, also zu der Zeit hat sich der Weltacker schon so ein bisschen abgezeichnet, also da gab es schon so die ersten Ansätze, den Weltacker nach Nürnberg zu holen und in der Stadt zu implementieren. Und da hat sich relativ früh dann gezeigt, dass Elna da eine tolle Kandidatin wäre, mit der wir gerne weiterhin intensiv zusammenarbeiten würden. #00:03:11-1#

Elna Tietboehl: Also ich bin die Elna, von der gerade geredet wurde. Ich bin die Projektleitung vom Weltacker Nürnberg und wie Katrin schon meinte, bin ich über das "SDGs go local"-Projekt zum Weltacker gekommen, da ich während meines Studiums zur Kulturwissenschaft, Kulturpädagogik, Pädagogik zeitgleich in der Gastronomie gearbeitet habe als Servicechefin und dort praktisch mit Katrin und dem Team das leider nicht mehr existierende Restaurant Paradies nachhaltig gemacht haben und ich mich auch aufgrund dessen dann, auch mit der Corona Krise war ich ein bisschen verloren, würde ich sagen, weil ich eigentlich immer in die Museumspädagogik wollte und habe mir dann überlegt Was kann ich dann, was interessiert mich noch? Und dann habe ich mir gedacht Nachhaltigkeit ist ein großes Thema, was mich noch bewegt, und habe dann während der Corona Zeit eine Weiterbildung zur Bildungsreferentin für nachhaltige Entwicklung noch gemacht und habe dann das Angebot bekommen, von der Innovation und Zukunftsstiftung, die ja hinter dem Weltacker auch steht und Katrin ob ich nicht mir vorstellen könnte, die Projektleitung vom Weltacker zu übernehmen. Genau, das war wie, also ich bin mit Ernährung auch in der Hinsicht verbunden, dass ich über zehn Jahre in der Gastronomie gearbeitet habe und in mehreren Restaurants und auch in jedem Restaurant versucht habe, dass alles Mögliche getan wird, um dieses Restaurant nachhaltiger zu machen. Sei es Plastikvermeidung, sei es Energieressourcenschonend arbeiten oder Lebensmittel, also regional und saisonal. #00:04:59-6#

Katharina Mittenzwei: Jetzt kommt ihr ja beide unter anderem aus dem Bereich der Ernährung oder habt ihr euch stark damit auseinandergesetzt. Teilt ihr denn meine Beobachtung, dass man sich gesellschaftlich viel zu wenig mit dem Thema befasst? #00:05:10-5#

Elna Tietboehl: Ja, also ich teile da auf jeden Fall auch die Beobachtung. Also es wird, ich, ich bin der Meinung, Ernährung zählt halt auch zur Nachhaltigkeit, zu dem Nachhaltigkeitsaspekt hinzu. Und es wird viel über Nachhaltigkeit gesprochen, hauptsächlich über den Klimawandel, was ja auch richtig ist. Aber der Aspekt Ernährung fällt halt oft hinten runter und wir reden immer das wir ungesund leben und wie aber auch die Ernährung und das wird halt auch vergessen, die Ernährung, das Klima beeinflusst. Das ist ja ein ganz ganz großes Thema, was wir auch auf dem Weltacker ansprechen. #00:05:44-9#

Katharina Mittenzwei: Dann erzählt doch mal der Weltacker was. Was macht den Weltacker aus? #00:05:49-9#

Elna Tietboehl: Also der Weltacker Nürnberg ist ein interkulturelle, ein interkultureller Lern- und Begegnungsort. Und hauptsächlich möchten wir mit dem, mit unserem Bildungsprojekt Ernährungssicherheit und Verteilungsgerechtigkeit ansprechen. Das sind so die zwei großen Hauptthemen, thematisieren aber auch die SDGs, also die 17 Nachhaltigkeitsziele. Und das alles machen wir auf einer 2000 Quadratmeter Fläche. Die 2000 Quadratmeter sind nicht irgendeine Zahl, die kommt zustande, wenn man die weltweite Ackerfläche durch die Erdbewohner*innen Zahl teilt und dann kommen 2000 heraus, und die stehen jedem Menschen sozusagen im Jahr eigentlich zur Verfügung, sich selber zu versorgen und zu ernähren. Also zu versorgen heißt auch nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Energiepflanzen etc.. Das heißt, wir haben diese 2000 Quadratmeter Fläche und bilden da exemplarisch die globale Ackerlandschaft ab. Das heißt, die 54 bis 60 meist angebauten Kulturpflanzen der Welt werden Prozentual runtergerechnet auf die 2000 Quadratmeter und dementsprechend anteilsmäßig angebaut. Als Beispiel Weizen ist die Pflanze, die am meisten Platz einnimmt auf der Erde. Und die nimmt schon, ja, ich verrate mal die Zahl nicht, weil wenn ihr gerne mal zum Weltacker kommen möchte, dann könnt ihr das erfahren, die nimmt auf jeden Fall sehr viel Platz ein. #00:07:33-7#

Katrin Schwanke: Also ganz wichtig ist eben auch, dass wir auf dem Weltacker aufzeigen, dass alles so miteinander zusammenhängt. Also Nachhaltigkeit hat verschiedene Facetten und ich weiß, der Begriff Nachhaltigkeit ist total überstrapaziert. Ich selber kann ihn eigentlich auch kaum noch hören, aber wir haben da gerade noch keinen anderen Begriff, deshalb benutzen wir ihn gerade für den Moment einfach noch weiterhin. Aber es ist wichtig, dass man, wenn man über Nachhaltigkeit spricht, bedenkt, dass es natürlich einmal das Ökologische gibt, dann das Ökonomische, dann natürlich aber auch noch das Soziale und Kulturelle. Und genau diese Zusammenhänge zeigen wir auf. Und es ist ja wirklich interessant, Elna, du hast ja auch gerade schon gesagt, also natürlich kann eben auch Ernährung das Klima beeinflussen, hat da Auswirkungen und man kann Zusammenhänge gut an Beispielen aufzeigen. Also nehmen wir vielleicht mal das Thema Schokolade, also Schokolade, wie viele Liter Wasser verbraucht eine Tafel Schokolade? Katharin, hast du eine Schätzung? Also die Herstellung, die Herstellung. Würdest du es schätzen? #00:08:29-4#

Katharina Mittenzwei: Von 100 Gramm Schokolade? #00:08:30-9#

Katrin Schwanke: Ja, ja. So eine ganz normale kleine Tafel Schokolade. Wie viel Liter Wasser verbraucht man für die Herstellung? #00:08:35-7#

Katharina Mittenzwei: Vermutlich viel. So eine Kakaobohne braucht ein bisschen was. #00:08:39-1#

Katrin Schwanke: Es ist tatsächlich so, für die Herstellung einer Tafel Schokolade benötigt man 1700 Liter Wasser. Kann man sich gar nicht so einfach vorstellen. Ich versuche das immer dann so mit Wasserflaschen aufzuzeigen. Es gibt ja diese großen Plastik Wasserflaschen, ein Liter Stellt euch da dann eben mal vor 1700 Wasserflaschen aufgereiht. So. Und das Ding ist halt, dass ja, die, de Kakaobohnen wird eben angebaut und wächst halt in Ghana im Regenwald. Und im Prinzip ist es halt so, dass sie so, was sehr intensiv ist, ist jetzt vielleicht früher nicht so ein Problem gewesen, inzwischen ist es aber auch so, dass durch den Klimawandel, die Klimakrise, die Klimakatastrophe, natürlich auch die Wasserressourcen da sehr knapp sind. Das heißt, die Ernte war dann eben auch entsprechend schlecht, Schokolade ist extrem teuer geworden, das hat man auf dem Markt gemerkt, da sieht man wieder den Zusammenhang. Also das eine beeinflusst das andere. Und das Thema ist, dass letztlich die Anbaumethoden so ausschlaggebend sind. Es gibt nämlich auch die Möglichkeit, über bestimmte Anbaumethoden das Ganze zu regulieren. Also das Ding ist, dass halt die Kakaobohnen, also Kakaobäume werden eben angebaut, häufig in Monokulturen, was totaler Schwachsinn ist. Kakaobohnen wachsen, oder Kakaopflanzen wachsen viel besser, wenn sie irgendwie von Bäumen geschützt werden, da in dem Schatten gedeihen. Das verhindert natürlich auch Bodenerosion etc., der Boden kann besser Wasser speichern und da gibt es einfach ganz andere Möglichkeiten, beispielsweise mit Agroforst zu arbeiten. Ja, also das ist wirklich so, dass wenn wir dann sozusagen dieses System nutzen, was im Prinzip so den Kreislauf des Waldes imitiert, das heißt irgendwie Bäume, Sträucher, Pflanzen sind entsprechend angeordnet, dass sie sich gegenseitig schützen. Dann haben wir natürlich eine Auswirkung auf den Boden, Bodenfruchtbarkeit steigt, die Wasserspeicherung steigt, die Pflanze wird resistenter, das heißt sie ist viel besser vor Schädlingen geschützt, die Ernte wird besser. Und wir haben dann eben gleichzeitig natürlich auch eine Sicherheit für die Bäuerinnen und Bauern und eben auch die Sicherheit, dass sich bestimmte Produkte, ich meine, gut, es ist Schokolade, kann man sagen, Luxusgut, ja, aber dass sich eben bestimmte Produkte auch alle Menschen leisten können und eben keine Knappheit entsteht und da sehen wir eben diese ganzen Zusammenhänge. Und in Deutschland werden, ich glaube pro Person zehn Kilogramm Schokolade im Schnitt weggenascht. Das muss man sich dann eben auch mal überlegen. Also da sind eben diese ganzen Zusammenhänge so erkennbar, das Ökologische mit dem Ökonomischen, mit dem Sozialen, mit dem Kulturellen zusammen. Und wir können tatsächlich über Ernährung, über die Art und Weise, wie wir anbauen, können wir das Klima schützen. Win win für alle Seiten. Und da ist wiederum die Frage wie definieren wir eigentlich Profit? Ist zum Beispiel das Geschäft mit Kakaobohnen, ist das einfach auf den schnellen Profit ausgelegt oder kann man es eben auch nutzen, um tatsächlich Klimaschutz zu betreiben? Und zu dem Wort Klimaschutz möchte ich später noch mal was sagen. Aber ich glaube, Elna, du hast auch gerade ganz viele Gedanken, die durch den Kopf gehen. #00:11:48-0#

Elna Tietboehl: Ich habe auch ganz viele Gedanken. Also ich, klar stimme ich Katrin in jedem Punkt und dem Aspekt zu. Wäre auch schade, wenn das nicht so wäre, weil wir arbeiten ja sehr gut miteinander und... #00:12:00-2#

Katharina Mittenzwei: Reibung erzeugt immer Energie, gar nicht verkehrt, wenn man sich ab und zu streitet, streiten ist prima. #00:12:05-3#

Elna Tietboehl: Was mir nur noch eingefallen ist. Die Katrin hat ja jetzt die verschiedenen Kategorien, sage ich jetzt mal gesagt, wie Ernährung ablaufen kann, ökonomisch, ökologisch etc.. Was uns auf dem Acker, wenn wir zum Beispiel Weltackerführung, also wir haben verschiedene Bildungsformate, da gehen wir später, denke ich mal auch noch mal darauf ein, was uns immer wichtig ist und ich speziell auch immer sehr gerne betone, wenn wir eine Führung geben, dass wir trotzdem nicht mit erhobenen Zeigefinger dastehen möchten. Und das ist, es gibt verschiedene Lösungen, aber es gibt nicht die eine Lösung. Also es gibt Ansätze, die man, die wir vorschlagen und, aber wir wollen nicht sagen, es ist nur die eine, die richtige. Und um auf das Thema Ernährung noch mal zu kommen, es ist genau so, wie wir uns ernähren. Also ernähren wir uns Omnivore, ernähren wir uns vegan, vegetarisch, pescetarisch. Wir sind ein kleines Team, aber gefühlt jeder hat ein bisschen andere Ernährungsweise. Und das Wichtige ist bei uns, was wir immer sagen, das Bewusstsein und das darüber nachdenken, wie ich was und wann konsumiere und nicht in diesem. Ich kann ja alles immer zu jeder Zeit essen und konsumieren. Wenn man jetzt mal auf diese Ebene geht, dass wir die finanziellen Mittel überhaupt dafür haben, dass man halt. Ich zum Beispiel ernähre mich vegan, aber ich würde nie im Leben sagen, es müssen jetzt alle vegan werden. Da kann man jetzt, es gibt verschiedene vegane Bubbles, die die und die Meinung dazu haben. Aber wenn wir auf das Thema Ernährung gehen, es geht um den bewussten Umgang und nicht zu sagen ich esse jetzt jeden Tag ein Kilogramm Rindfleisch. #00:13:59-4#

Katharina Mittenzwei: Jetzt habt ihr beide immer wieder wir gesagt, das ist ja klar, ihr macht das nicht zu zweit. Da steckt ganz viel Expertise, fachliche Expertise dahinter, praktisches Know-how, eine Struktur. Wer seid ihr? Wer steht noch neben euch? #00:14:15-5#

Elna Tietboehl: Also die, sage ich jetzt mal die, es gibt eine Stiftung, die Innovation und Zukunft Stiftung, die das alles zusammen damals in Kooperation mit Katrin vorangetrieben hat und diesen Weltacker mit nach Nürnberg holen wollte. Und hinter dieser Stiftung steckt das Ehepaar Schmitz. Die haben auch letztes Jahr, es ist ja jetzt schon 2025, den Stifter Preis in Nürnberg bekommen für ihr Engagement und die unterstützen nachhaltig innovative Projekte. Aber der Weltacker ist so ihr erstes eigenes wirkliches Projekt, wo sie bei Stunde Null an mit dabei sind. #00:14:54-8#

Katrin Schwanke: Herzensprojekt richtig. #00:14:56-4#

Elna Tietboehl: Genau das ist wirklich ein Herzensprojekt von denen. Und die sind auch immer noch mit an Bord und helfen, wo sie können und sind nicht nur in Anführungszeichen "die Geldgeber*innen". Genau. Aber wir haben natürlich auch das Glück, dass wir von Stunde null an die DATEV mit an unserer Seite hatten, die uns bezuschusst hat und gefördert hat und auch immer noch mit dabei ist. Und wir machen auch zum Beispiel den, haben wir jetzt jedes Jahr den Winterkiosk zusammen gemacht mit einem Stand und auch mit einer befreundeten Initiative, den Beach Cleanern. Also wir sind auch verwoben mit anderen nachhaltigen Initiativen und die HypoVereinsbank fördert uns auch. Also das sind so die, die hinter uns stehen. Und dann hast du ja bereits erwähnt, dass wir ein kleines Team sind. Wir sind, aktuell sage ich jetzt mal zu zweit, aber bald wieder zu dritt, weil uns, weil wir gerade auf der Suche sind oder in dem Prozess der Suche nach einer Gärtnerperson. Aber sind natürlich auch auf Hilfe angewiesen, weil zu dritt kann man dieses Projekt, was jetzt sich vielleicht schon ein bisschen herauskristallisiert hat, dieses Projekt nicht alleine stemmen oder möchten wir auch nicht. Also im Sinne von wir wollen so viel wie möglich in die Welt hinaustragen und nach Nürnberg hinaustragen und sind halt dankbar um jede Hilfe, die wir, in welcher Form auch immer bekommen können für die kommende Saison. #00:16:34-4#

Katrin Schwanke: Ja, so eine enge Zusammenarbeit von Personen, die alle ihre unterschiedlichen Kompetenzen und Hintergründe einbringen, ist natürlich auch absolut gewinnbringend, weil wir wollen ja verschiedene Perspektiven aufzeigen und eben, wie Elna es ja auch eben schon gesagt hat, also keine ideologische Sicht auf Ernährung oder so propagieren eben genau das Gegenteil. Einfach so Möglichkeiten, Möglichkeitsräume aufzeigen, was gibt es überhaupt alles und da ist es eben uns ganz wichtig, dass wir immer auch so Lösungsansätze aufzeigen, aber eben, wie du schon gesagt hast, Elna, nicht sagen, das ist jetzt richtig oder falsch und beispielsweise auch verweisen auf die Balance, die eben wichtig ist. Also es gibt ja so eine Studie, so eine Art Studie, die Planetary Health Diet, die ja so ein bisschen schaut, was oder welche Form der Ernährung ist eigentlich für alle gut, also für Menschen, Tiere, für den Boden, für die, für die Natur. Und da beispielsweise ist eben auch Fleischkonsum mit drin, aber eben in einem geringen Maße. Und darum geht es. Also soll nicht irgendwie das eine oder das andere verteufelt werden oder als besonders toll propagiert werden, sondern es geht irgendwo immer um so ein Bewusstsein, um einen Blick, einen frischen Blick, einen Blick über den Tellerrand. Was bedeutet das halt eben, wie beeinflusst mein Verhalten, mein Konsumverhalten, das muss sich ja nicht nur auf Ernährung beziehen, bei uns geht es ja um Ernährungs- und Verteilungsgerechtigkeit. Wie beeinflusst mein Verhalten auch die Lebensbedingungen von Menschen in anderen Teilen der Welt, wie auch immer. Oder halt eben auch, ja, so wie wirkt sich das Ganze auf die auf die Natur aus? Und dieses Zusammenstecken von vielen Köpfen bringt uns da natürlich auch weiter. Also wie gesagt, wir sind gerade auf der Suche nach einer Gärtner*in und das ist natürlich auch ganz wichtig, ja so, dass man mit der Person auch ganz eng zusammenarbeiten kann, also was den Bereich Bildung angeht, auch so die neuesten Entwicklungen, wie entwickelt sich der Acker. Elna wird gleich noch ein bisschen was über das Thema Entsiegelung sagen, denn ganz wichtig, wir haben ja den Ort, der jetzt zum Weltacker geworden ist, den haben wir entsiegelt. Das ist natürlich auch ganz spannend zu erkunden, wie steigert sich jetzt die Bodenfruchtbarkeit, wie verändert sich vielleicht auch, ich sag jetzt mal in Anführungszeichen der Ertrag von Saison zu Saison, dass wir wie so eine Art auch Dokumentation da machen, die natürlich für Bildungsformate wieder interessant ist. Also wir sind jetzt ja in dem Sinne, wir machen ja keine wissenschaftlichen Erhebungen oder so, auch wenn wir mit dem Institut für Geografie an der FAU zusammenarbeiten und da natürlich auch den Boden beobachten und gucken, also wie hat sich da vielleicht auch die Bodenfruchtbarkeit verbessert, aber so dieses tatsächlich sich austauschen, eng zusammenarbeiten und eben immer wieder mit einem frischen und neuen Blick auf die Fragen schauen. Dass wir uns auch weiterentwickeln, also auch wir voneinander lernen, das ist uns eben ganz, ganz wichtig. Und ich würde sagen, das ist auch so die Stärke in unserer Zusammenarbeit und das, was uns dann eben auch als starkes Team so auszeichnet. #00:19:33-1#

Elna Tietboehl: Ja, also weil Katrin auch die Planetary Health Diet noch erwähnt hat, kam mir jetzt gerade, weil Katharina du ja gefragt hast, wer auch hinter uns steht. Die Planetary Health Diet wird zum Beispiel von dem Weltacker in Osnabrück dargestellt und hier setze ich jetzt mal eine kurze Schlaufe, weil wir sind nicht der einzige, der erste Weltacker. Wir sind mittlerweile über 20 weltweit und es entstehen gerade noch weitere 5 bis 10, glaube ich. Und der erste ist also ich nenne ihn mal liebevoll den Mutteracker, ist in Berlin 2013, 2014 in dem Dreh entstanden und seit, also hatten letztes Jahr ihr zehnjähriges sozusagen. Daraus ist ein großes Netzwerk entstanden und die stehen natürlich auch in Anführungszeichen exemplarisch hinter uns, weil wir haben regelmäßige Meetings, die wir alle zusammen machen, haben einmal im Jahr ein Partneräckertreffen, welches 2023 auch in Nürnberg war. Das war ganz interessant, weil wir hatten noch nicht mal richtig einen Acker. Also wir hatten den Acker zwar schon von der Stadt gepachtet, aber wir waren noch nicht in unserer ersten Saison und haben schon Partneräckertreffen ausgerichtet. Es war sehr interessant, aber erfolgreich, aber interessant. #00:20:56-3#

Katharina Mittenzwei: Sicherlich eine gute Hilfe für den Start, oder? #00:20:59-0#

Elna Tietboehl: Ja, es war ja, aber für mich natürlich auch, weil ich ja, wie es vielleicht schon herauszuhören war, noch nicht in dieser Projektebene als Projektleitung noch nicht so, sage ich jetzt mal so lange tätig war, war das für mich schon sehr herausfordernd, so ein Event, wo dann 50, 60 Leute aus ganz Europa kommen. War eine Herausforderung, aber ich finde, wir haben sie sehr gut gewuppt. Absolut. Genau. Und das machen wir jetzt jedes Jahr und... #00:21:28-9#

Katrin Schwanke: Zum Glück nicht jedes Jahr in Nürnberg. #00:21:30-4#

Elna Tietboehl: Genau. Dieses Jahr sind wir in Innsbruck, letztes Jahr waren wir in Salern und dieses Jahr ist es auch ganz besonders, dass das erste Mal auch Weltäcker aus, also bestätigt ist auf jeden Fall Brasilien und Äthiopien und wenn ich richtig das mitbekommen habe, beim letzten Netzwerktreffen ist sogar Indien und China auch dabei. Und dann werden halt teilweise dann Sachen auf Englisch gemacht und wir werden dann halt so voneinander lernen können und dieses Netzwerk steht in dem Sinne ja auch hinter uns, weil wir gemerkt haben, wir können sehr viel miteinander arbeiten und voneinander lernen und wollen nicht immer, also der Nürnberger Weltacker wollte auch nicht bei Punkt 0 anfangen, weil das brauchen wir nicht. Es gibt schon ein Konzept, nach dem wir uns richten können. #00:22:22-4#

Katharina Mittenzwei: Lasst uns mal ganz praktisch und in Gedanken körperlich auf den Weltacker gehen. Ihr habt das Thema Entsiegelung angesprochen, als ich das erste Mal auf dem Weltacker war, ich glaube, es war sogar das Eröffnungsfest im Sommer 23, fuhr den Nordring entlang und dachte mir "Hier soll jetzt so ein Weltacker, so ein landwirtschaftliches Projekt sein". Und es ist ja tatsächlich so, dass der Weltacker umgeben ist von Asphaltwüsten, Parkplätzen, Straßen. #00:22:48-9#

Elna Tietboehl: Es ist von der, also die "Von-der-Tann-Straße", die direkt auf der einen Seite ist, ist die stark befahrenste Straße mit der höchsten Luftverschmutzung Nürnbergs tatsächlich und auf der anderen Seite ist der Park. #00:23:01-5#

Katrin Schwanke: Und was uns aber ganz wichtig war, wir wollten tatsächlich diesen Weltacker unbedingt in die Stadt holen. Und das hat natürlich verschiedene Gründe. Also erstmal zeigt es uns auf, wie überhaupt die Dinge wachsen, die Pflanzen wachsen, die uns versorgen, also die wir für unsere Nahrung brauchen, aber eben auch für unsere Kleidung. Also eigentlich, wie all das wächst, was uns, was uns versorgt, da haben wir oft den Bezug verloren. Und das Interessante ist, das gilt nicht nur so für uns, die wir vielleicht in der Stadt leben, oder für Schulklassen aus der Stadt, sondern auch Schulklassen aus ländlichen Gegenden, die wir häufig für Bildungsformate auf dem Acker haben, die haben oft gar keinen Bezug. Die sind dann ganz süß und denken manchmal die Möhrchen wachsen wirklich in der Plastikverpackung im Supermarkt. Das heißt, da ist der Bezug verloren gegangen und den wollen wir einfach wieder zurückholen. Also dass man einfach so wieder mehr Berührungspunkte hat, zu dem, was uns tatsächlich am Leben hält. Und das ist natürlich halt Ernährung, also Nahrung, dann eben auch Wasser und eigentlich auch saubere Luft zum Atmen. Thema saubere Luft können wir da gleich noch mal weiter ausholen. Und natürlich ist es auch ganz super, wenn ein Acker in der Stadt liegt und Leute mal, also wir sind ja an den, wir sind ja im Westen, also der Acker grenzt an den Westpark, da kommen einfach auch Leute vorbei, Spaziergänger, Spaziergängerinnen, ganz zufällig und schauen dann mal, was ist da eigentlich? Wir haben ja auch viele Schilder, wo man sich auch informieren kann. Also der Welttag, der ist ja auch 24/7 offen. Also man kann sich auch ohne von uns geleitete Führungen, Bildungsformate da anhand der Schilder ein bisschen informieren, was da was da passiert. Und gleichzeitig zeigt das natürlich auch auf, wie Stadtgestaltung in Gegenwart und Zukunft im urbanen, im urbanen Raum aussehen kann und vielleicht auch aussehen sollte. Die Frage ist ja immer Für wen ist die Stadt eigentlich da, wer ist die Stadt? Das sind natürlich wie also die Menschen, die dort leben. Und da braucht es Begegnungsorte, da braucht es grüne und bunte Oasen, wo man einfach mal zusammenkommen kann. Und natürlich, wir sind an dieser krass befahrenen Straße. Aber es ist natürlich auch so dadurch, dass jetzt eben, Elna wird, gleich das ganze Thema Entsiegelung dann noch mal aufmachen, dadurch, dass jetzt eben da, wo vorher ein Parkplatz war, jetzt ein Acker, so ein bisschen verwunschen, ein bisschen wie ein verwunschener Garten wirkt es auch manchmal, entstanden ist, mit vielen Pflanzen, wir auch die Bäume erhalten haben, die Platanen, die dort standen, wirkt sich das natürlich auch auf das Mikroklima aus. Es ist doch klar, wenn wir da im Sommer Formate haben, über den Acker gehen, dann ist es einfach kühler durch die Bäume, durch das Grün, als wenn man da auf einem Parkplatz in der Asphaltwüste steht, auf Beton. #00:25:37-3#

Elna Tietboehl: Oder schon allein im Westpark ein paar Meter weiter. #00:25:40-2#

Katrin Schwanke: Ja, ja, ja. #00:25:41-4#

Elna Tietboehl: Also was wir schon feststellen konnten, ist nämlich, dass auch wenn der Weltacker jetzt erst in die, jetzt muss ich kurz rechnen, dritte Saison, in die dritte Saison geht, haben wir jetzt schon festgestellt, dass die Biodiversität, dass sie gestiegen ist, auf dem Weltacker, dass wir viel mehr Käfer, Raupen, Schmetterlinge, Bienen bei uns haben. Also ich würde jetzt mal unwissenschaftlich behaupten als der ganze Westpark zusammen. Und genau das konnten wir erreichen mit dem Thema Entsiegelung. Da schlage ich jetzt mal kurz den Bogen, denn wie Katrin ja schon erwähnt hat, arbeiten wir ja auch mit der Uni zusammen. Und wie sind wir überhaupt auf den Standort gekommen? Es wurde uns ja oft, sage ich mal, kritisch vorgeworfen, dass wir auch hätten ins Knoblauchsland gehen können. Warum wagen wir es, uns einen Parkplatz wegzumachen? Es war so, dass eine Studierendengruppe aus dem Architekturstudiengang mit... #00:26:39-2#

Katrin Schwanke: ... der TH Nürnberg, ich glaube, das ist noch mal wichtig. Also, dass wir da jetzt auch klar ziehen. Wir haben auch eine Kooperation mit der FAU, aber das war jetzt wirklich die Kooperation, oder eine von verschiedenen Kooperationen, die wir mit der mit der Ohm, der Technischen Hochschule Nürnberg haben. #00:26:53-0#

Elna Tietboehl: Genau. Und da haben Studierende halt Standortanalysen gemacht in Nürnberg. Welcher Platz würde dann am ehesten für unser Projekt passen? Und das glaube ich, waren elf, korrigiere mich, falls ich, um die elf Standorte, die erstmal zur Auswahl standen und dann wurde eingegrenzt noch mal auf ein paar wenige und das wurde dann an die Stadt herangetragen und angefragt, können wir eine von den Objekten, Objektflächen nutzen? Und dann ist, hat die Stadt gesagt der Westpark, der, also der Parkplatz am Westpark. Natürlich gingen da vorher noch ein paar andere städtische Mühlen, ehe man überhaupt das Projekt umsetzen konnte, mussten ja noch ein paar bürokratische Dinge abgearbeitet werden, sage ich jetzt mal. Aber als wir dann diesen Platz bekommen haben, standen wir halt vor einer Asphaltwüste, wie gerade eben schon schön gesagt wurde. Und ich fand dieses, für mich ja auch ganz, ganz neu, dieses Prozedere, wie man denn überhaupt eine Fläche entsiegelt ganz interessant. Und deswegen würde ich da mal ganz kurz einen Abriss drüber geben. Also wir standen halt vor dem Parkplatz, mussten den dann logischerweise erst mal räumen lassen. Das war schon mal eine erste Herausforderung, weil viele Autos da standen, die nicht abgeholt wurden. Das heißt, wir haben auch mit dem Polizeipräsidium um die Ecke sehr eng zusammengearbeitet. Und dann haben wir über ein Tiefbauunternehmen den Herrn Gumbrecht, den möchte ich hier namentlich erwähnen, weil das ein super toller Typ ist. Der war wirklich sehr sehr nett und sehr kompetent. Auf jeden Fall hat er haben wir Schürfgrubenbohrungen gemacht und an drei Stellen vom Acker und das heißt Schürfgrbenbohrungen so ungefähr 1,40m, 1,50m tiefe Gruben, also kleine Löcher würde ich jetzt mal sagen, um zu gucken, wie überhaupt der Boden unter dem Asphalt aussieht. Weil logischerweise muss man den Asphalt ja erstmal entfernen, um ein Ackerland darauf herrichten zu können. Und die Prognosen waren ein bisschen erschreckend. Bevor wir die Grubenbohrungen gemacht haben, hieß es, dass wir Minimum 1,50 Meter Boden abtragen müssen und wir haben schon geschluckt und dachte uns so "Ui, das ist ganz schön viel". Glücklicherweise hat sich dann herausgestellt, dass es nur 60 Zentimeter waren. Der Asphalt wurde dann abgetragen und dann noch mal 60 Zentimeter Boden. Das war aber auch ein langer Prozess, also was heißt langer Prozess, ich fand einen Monat für so eine, die Gesamtfläche ist seit 2600 Quadratmeter ungefähr, muss ja komplett abgetragen werden. Dann musste der Asphalt komplett erstmal abtransportiert werden, wo wir leider auch in die Schadstoffgruppe eins geraten sind. Also wir haben gehofft, dass wir keine Schadstoffe drin haben, weil dann hätte man den recyceln können. Leider sind wir jetzt in die T1 Gruppe gefallen, das heißt wir mussten dann auch noch mal gut Geld draufzahlen, damit der abtransportiert wird zu einer speziellen Mülldeponie. Und genau dann haben wir wurde uns vom Tiefbauunternehmen wurden uns auch vier Böden dann noch mal sozusagen zur Auswahl gestellt, den wir dann wieder auftragen mussten. Und da haben wir eine Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg gehabt, mit dem Gerd Schlieper vom Futterhof. #00:30:18-4#

Katrin Schwanke: Auch sehr nett. #00:30:19-2#

Elna Tietboehl: Der war auch sehr, auch ein super, super netter Mensch, wirklich. Er war auch bei den Schürfbohrungen dabei und hat sich den Boden angeguckt, also war auch dort wirklich jedes Mal zur Stelle und hat gesagt "Ruft einfach an, wenn ihr Fragen habt". Und er hat dann mit uns praktisch die Bodenproben entnommen und dann wurden die im Tiergarten untersucht und dann wurde, hat er das mit uns ausgelotet, welcher Boden für uns am günstigsten ist. Dann haben wir einen ausgewählt und dann wurde der Oberboden wieder aufgetragen. Und das war ein sehr spannender Prozess in dem Sinne, weil wir reden ja auch immer davon, wie sich Städte aufheizen. Und Thema, Versiegelung und Entsiegelung ist uns auf dem Weltacker, weil wir es halt selber umgesetzt haben, wir sind auch der erste und einzige Weltacker bis jetzt, der das gemacht hat, von den 20, über 20 weltweit. Also da haben wir halt auch Glück gehabt, dass die Stiftung das dann gesagt hat, wir finanzieren diese Entsiegelung, und die war im sechsstelligen Bereich, also es war nicht, nicht wenig Geld, was sie da reingesteckt haben. Und genau das beeinflusst, wie Katrin ja auch meinte, schon das Stadtklima. Also das, man redet, ich finde auch immer gut, wenn man über diese Schwammstädte etc. redet, aber dieses, dieses erste Ding ist halt diese extreme Versiegelung der Städte. Und das Beispiel ist halt, wenn man es jetzt mal bayernweit sieht. Also ich weiß, wir sind hier in Franken, ich bin aus Brandenburg, ich darf Bayern sagen. Spaß. Aber in Bayern, sage ich jetzt mal, ist Nürnberg die dicht versiegelste Stadt mit 57 % der städtischen Fläche ist versiegelt und danach kommt München mit 41 %. Also klar haben wir Grünflächen in Nürnberg, aber ich muss halt auch sagen, wenn, wenn ich an diesen Grünflächen bin, die sind halt sehr, auch sehr überlaufen, weil Leute sich nach Natur sehnen. Sie sehnen sich nach einem Rückzugsort, nach einer grünen Oase, wie Katrin das schon erwähnt hat und deswegen war uns das auch, ist das auch ein Grund, warum wir den Weltacker in die Stadt holen wollten. #00:32:42-4#

Katrin Schwanke: Ja, und Elna, ich würde auch sagen, also Nürnberg ist schon sehr ungrün. #00:32:45-7#

Elna Tietboehl: Ja. #00:32:46-0#

Katrin Schwanke: Nürnberg ist sehr grün. Also deshalb ich bin wirklich froh, dass wir da diesen diesen Raum so schaffen konnten. Und tatsächlich haben wir damit auch einen kleinen Schritt geleistet in Richtung mehr, also Umsetzung von SDG elf, nachhaltige Städte und Kommunen. Ganz kurz vielleicht noch mal zu den SDGs, die man natürlich auch am Weltacker wunderbar abbilden und begreifbar machen kann. Also SDGs ist die Abkürzung für Sustainable Development Goals, für die nachhaltigen Entwicklungsziele. Und die sind 2015 verabschiedet worden von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen und sollen bis 2030 eigentlich umgesetzt sein. So, und zu diesen Zielen gehören eben Gesundheit und Wohlergehen, qualitativ hochwertige Bildung, sauberes Wasser und Sanitäranlagen, nachhaltiger Konsum und Produktion. #00:33:35-2#

Elna Tietboehl: Kein Hunger. #00:33:35-9#

Katrin Schwanke: Kein Hunger, ganz wichtig, was den Weltacker natürlich auch, also absolut, also es ist eigentlich so, das Kernthema und weniger Ungleichheiten und, also unter anderem, Und tatsächlich ist es, ja, so, es ist natürlich ein nettes Programm, eine nette Agenda, aber diese Ziele sind eben nicht verpflichtend. Das heißt, es gibt irgendwie gar keine wirklichen Rahmenbedingungen, das ist einfach, was man kann, oder, bzw. es gibt keine Kriterien, die einfach festlegen, die Ziele sind so und so zu erfüllen und dann gibt es irgendwelche Konsequenzen oder so, sondern es ist einfach eine nette Agenda, eine nette, nette Orientierungsrahmen. Und ja, es ist ja schon vielleicht auch so, dass wir alle einzeln was beitragen können als Individuen oder halt auch irgendwie in unseren unterschiedlichen Rollen, um diese Ziele zu erfüllen. Aber natürlich wäre da einfach auch eine politische Initiative wichtig. Also natürlich auf nationaler, aber auch auf internationaler, auf globaler Ebene wäre das wichtig, denn klar können wir... #00:34:33-8#

Elna Tietboehl: Auch auf städtischer Ebene. #00:34:34-0#

Katrin Schwanke: Absolut. Also wir können natürlich diese, also die Umsetzung von so wichtigen Zielen nicht auf auf diese kleineren Ebenen immer auslagern, auslagern, also nicht immer auf die individuelle Ebene gehen, sondern es muss da einfach auch was, also eine politische, also da bräuchte es wirklich eine politische Agenda. Und ich glaube, wir haben mit dem Weltacker aufgezeigt, wie einfach ein Schritt aussehen kann. Also dass wir beispielsweise auf städtischer Ebene jetzt vielleicht mal schauen sollten, wie wir mehr grün, mehr bunt in die Stadt bringen und wegkommen von dieser Versiegelung. Also ganz wichtig versiegelt werden darf sowieso gar nicht mehr. Das ist eben ganz, ganz wichtig. Also das heißt, dieses ganze Thema mit Ausgleichsflächen, das ist einfach Quatsch, das ist überhaupt nicht mehr gegenwarts- oder zukunftskonform. Also wir müssen jetzt wirklich in Richtung gehen, dass wir da auch resilient werden, also dass wir Städte eben auch gegen diese Starkwetterereignisse, die natürlich in Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, wappnen. Und da braucht es Orte, wo ganz einfach Boden da ist, also wo Boden auch Wasser aufnehmen kann. #00:35:38-2#

Elna Tietboehl: Genau, weil da hat Katrin gerade einen wichtigen Punkt gesagt. Dass Versiegelung nicht mehr stattfinden kann und dass die gegen diese extremen Wetterereignisse und da habe ich ein sehr, sehr gutes Beispiel gerade für den Weltacker, weil 2023 war ja, und der Weltacker liegt ja in St. Leonhard/Sündersbühl in der Ecke und da war ja 2023 so ein extremer Regenfall, wo die U Bahn-Station Sündersbühl komplett unter Wasser stand und der Weltacker liegt im Westpark, ist der tiefste Punkt tatsächlich, das heißt, von den kleinen Hügeln, die da sind, läuft das Wasser eigentlich komplett in den, zu uns in den Acker. So, und dadurch, dass jetzt da natürlich eine Grünfläche ist, stand kein Wasser da. Also das Wasser konnte absickern und es stand nicht. Also das hat jetzt, logischerweise nicht auf dem Asphalt, wo es viel, viel länger braucht, überhaupt in diesen Boden reinzugehen oder dann, was ja auch bei Versiegelung ganz oft ist, dass es über, dann praktisch über diese Wassersysteme in den Gullys reinläuft und dadurch ja erst diese Überschwemmungen entstehen. Und das ist natürlich auch was ganz viele außer Acht dann lassen, wenn man es auf ökonomische wieder geht. Wenn so eine extrem Regenfälle sind und das dann praktisch in das Abwassersystem kommt, dann kostet das auch viel viel mehr Geld für die Stadt, dieses Wasser wieder zu reinigen und zu trennen etc. pp. Also das ist es ist auch ein Kostenfaktor, was ganz oft vergessen wird. Ich habe ja schon erwähnt, dass die Kritik bei uns das ist zum Beispiel ein, ich würde sagen, die meines Erachtens die einzig große Hürde, die wir am Anfang hatten, war wirklich, also zumindest seit ich in dem Projekt mit drin bin, die Kritik, dass wir den Parkplatz weggenommen haben, das war ein öffentlicher Parkplatz, also ein städtischer Parkplatz. Und es wurden ja Beobachtungen gemacht. Dieser Parkplatz war sehr, sehr marode schon, und da standen hauptsächlich wirklich LKWs oder Wohnmobile und die, wir haben sehr guten Draht mit den Häusern, die direkt am Weltacker sind, also mit den Familien, da sind wir auch super befreundet jetzt mittlerweile und die haben gesagt, die wollten halt nachts von der, also die Bushaltestelle geht einmal und, also ist genau am Weltacker und dann muss man einmal praktisch um den Parkplatz am Fußgängerweg lang war nie beleuchtet, nichts und es wurden sehr oft von den Leuten gesagt, dass da ja keine Beleuchtung war und dass da irgendwelche komischen Geschäfte öfter mal stattgefunden haben. Und trotzdem war das ganz, ganz groß, ihr habt uns die Parkplätze weggenommen. Da haben wir gesagt "Ja, aber wir geben euch ja auch was im Gegenzug wieder zurück". Und das schönste Kompliment haben wir letztes Jahr von einem von den anliegenden Bewohnern gesagt. Er meinte so, also er war sowieso Stunde null war er Fan davon, dass der Parkplatz wegkommt. Aber er hat dann gesagt, also mit so einem zwinkernden Auge so: "Also eigentlich ist das in vielerlei Hinsicht gut, ich habe einen viel schöneren Ausblick jetzt aus meinem Küchenfenster, aber ihr habt ja auch meinen, falls ich irgendwann mal mein Haus verkaufen sollte, den Preis von meinem Haus gesteigert, weil ja jetzt ein schöner Garten vor unserer Tür ist.". Das fand ich sehr putzig, wie er das gesagt hat. #00:38:58-4#

Katrin Schwanke: Zwei Gedanken dazu. Also klar gab es diese Kritik wegen des Parkplatzes, aber die kam eigentlich nur von einigen wenigen. Und das ist nämlich auch immer so ein Ding, das wird dann oft so aufgebauscht und ich würde sagen, wir haben im Verhältnis viel, viel mehr positives Feedback. Und es ist aber so, es gibt ja so ein bisschen so diese Macht des Schlechten. Also wenn irgendwie was den Leuten nicht gefällt, dann wird darüber sich eher echauffiert und mit, ja so, mit diesem Positiven hält man sich dann oft zurück. Und tatsächlich ist es auch so, dass wir uns Kritik mehr zu Herzen nehmen, als dass wir uns jetzt abends immer noch darüber auslassen, wie viel Positives wir eigentlich wieder gehört haben. Und das wollen wir jetzt auch mal ein bisschen ändern, weil im Grunde genommen, uns ist viel, also natürlich, es gibt sicherlich Kritik, die ist auch berechtigt. Und es gibt auch Dinge, die sind uns noch nicht gut gelungen oder noch nicht gut genug, die müssen wir noch besser machen. Aber ich glaube, wir haben wirklich viel, viel geschafft auch und wir kriegen so viel positives Feedback. Und das ist irgendwie auch total wichtig, dass wir uns das auch mal so vergegenwärtigen. Wir hatten ja eben schon so das Thema auch Ernährung, dass wir keine Ideologie da vertreten, sondern dass wir einfach aufzeigen, wie halt der Anbau weltweit in der, also in der Verteilung aussieht und dann eben über verschiedene Ansätze sprechen, über verschiedene Ansätze der Ernährung usw. und wir wollen einfach aufzeigen, dass es um eine Balance geht. Und genau das gleiche Thema ist natürlich auch, also wir wollen jetzt nicht sagen Weltacker gegen Parkplatz oder so, also Parkplätze sind völlig okay, auch Autos sind okay. Also natürlich ist der Individualverkehr sicherlich was, was man auch gegenwarts- und zukunftsorientiert stark hinterfragen sollte, aber in einer gewissen Balance ist das sicherlich okay. Wenn wir aber, wir haben eben schon gesagt, oder ich habe gesagt, Nürnberg ist ja ungrün, wenn wir in Nürnberg durch die Straßen gehen, sieht man furchtbar viele Autos und furchtbar viele Parkplätze und eben wenig Grün also, und da geht es uns einfach nur um die Balance. Ja, also Autos wunderbar, aber vielleicht nicht zu viele. Und das ganz im Verhältnis Autos hier und dann eben aber auch Flächen für Grün, für bunt, für Menschen, die zusammen können auf der anderen Seite, Also das es kein Gegeneinander sein soll, aber es geht immer um die Balance. Es gilt irgendwie so für alles was, was uns, was uns angeht. Das ist auch so was, wo wir auch bei der Sprache mal stark darauf achten. Also es geht nicht darum zu argumentieren, was ist jetzt der richtige Weg, was ist das Beste, sondern verschiedene Ansätze aufzuzeigen und auch wirklich miteinander in den Diskurs zu kommen. Dass man nicht nur sich Autofahrer gegen Radfahrer*innen oder irgendwie, was weiß ich Veganer*innen gegen Vegetarier, sondern dass man wirklich miteinander ins Gespräch kommt und dass wir so dieses Gegeneinander auslösen und wieder mehr in so eine Debattenkultur auch kommen in der Diskussionskultur, die, würde ich sagen, ja, durch, also ich würde sagen seit seit Corona, seit der Pandemie, die schon stark aus dem Ruder gelaufen ist, weil das auch gerade so in den sozialen Medien da häufig mit harten Geschützen aufgefahren wird, es gegeneinander geht und eigentlich gar keine richtigen Debatten, Diskussion und keine wertschätzende Auseinandersetzung mehr miteinander stattfindet. Und das ist eben auch was, was wir versuchen, zumindest in dem Rahmen, wie wir das beeinflussen können, wieder zurückzuholen. #00:42:14-5#

Katharina Mittenzwei: Ich finde tatsächlich diesen Aspekt total spannend, den du gerade erwähnt hast, der psychologischen, psychischen Gesundheit von denjenigen, die aktiv sind, die andere Leute überzeugen wollen und Kritiken ausgesetzt sind. Ganz toll, dass ihr euch versucht, mehr mit dem positiven Feedback zu beschäftigen, als nur mit den kritischen Worten und vielleicht hetzerischen Worten. Die Klimapsychologin Lea Dohm, die mit ihrem Buch "Klimagefühle" ja bekannt geworden ist und auch durch ihr Engagement bei "Psychologists for Future" und jetzt bei der "KLUG-Initiative", wir laden Lea Dohm im Namen des Bildungszentrums und des Forums 1.5. Am 22. Mai ein über ihr dann neu erschienenes Buch zu sprechen. Die Veranstaltung wird unter dem Titel "Stark im Wandel" stattfinden und beschäftigt sich eben auch genau mit diesen Fragen. Wie kommen wir aufgrund einer mangelnden Debatte, aufgrund von falschen Auseinandersetzungen oder falschen Foki auf ein gesundes Miteinander. Aber lasst uns jetzt einmal noch über Lernformate und an sich den Lernort Weltacker sprechen. Elna, du hast gerade erwähnt, die Fläche des Weltackers ist 2600 Quadratmeter. Aber der Weltacker an sich ist ja nur 2000 Quadratmeter. Das bedeutet, da ist noch ein bisschen was anderes. Könnten das womöglich Orte sein, an denen man Bildungsformate stattfinden lassen kann? #00:43:35-7#

Elna Tietboehl: Genau. Also wir haben die Wege, sind natürlich erstmal, also wir haben keine rein rechteckige Fläche. Die Architekten, die das auch mit uns zusammen geplant haben, wollten das auch als diesen kleinen verwunschenen Ort. Wir wollten das nicht so starr haben. Das heißt, die Wege sind mit rein gerechnet. Und dazu haben wir natürlich auch ein, jetzt seit diesem Jahr, nein, letztes Jahr, ich bin noch in 2024, seit letztem Jahr haben wir jetzt auch zwei Gebäude dort stehen. Das eine ist unser Ort, um unsere, sag ich jetzt mal, Samen, Saatgut und unsere ganzen Materialien und Handgeräte unterzustellen. Und der andere, das andere Gebäude ist unser Seminarraum, nennen wir ihn. Genau und dort können, das heißt, wir haben die Möglichkeit auch bei Schlechtwetter dort Formate, Bildungsformate, zu denen Katrin gleich noch mehr sagen wird, stattfinden zu lassen. Haben Strom der aber allerdings ist, wenn er alles ist, ist er alle weil wir sind autark. Also wir haben Photovoltaikanlage oben auf unseren Gebäuden und, genau, da ist vielleicht schon der erste Lernaspekt für mich auf jeden Fall auch dabei gewesen: Wie viel Energie verbraucht eigentlich was für ein Gerät? Wir sind jetzt auch dabei, ein bisschen auszuloten, ob wir das auch generell zur Verfügung stellen können, wenn wir nicht anwesend sind. Sind da auch generell in einer Kooperation mit dem Bildungszentrum, gerade im Bereich Sprache haben wir jetzt schon was in die Wege geleitet, weil wie Katrin ja auch schon meinte, wir lernen von und miteinander. #00:45:18-0#

Katrin Schwanke: Ja, dann kann ich ja vielleicht direkt anschließend ein bisschen was zu den Bildungsformaten sagen. Also wir sind ein Ort, der ist für alle offen und man kann da irgendwie ja schon im Grundschulalter bei uns an Formaten teilnehmen. Wir haben da auch viel Zulauf von Schulklassen, also von der Grundschule bis dann eben über die weiterführenden Schulen. Wir haben auch, wir arbeiten auch mit Studierenden, aber eben auch mit Unternehmen, also mit den unterschiedlichsten Gruppen. Und ja, wir haben so ein Standardrepertoire an Formaten jetzt entwickelt, also beispielsweise, die sich um die SDGs drehen, die man natürlich am Weltacker wunderbar begreifbar machen kann. Also wir haben ja so diese, ich würde sagen jetzt so Kernziele, keinen Hunger und weniger Ungleichheiten also, die den Weltacker einfach ausmachen, aber dann natürlich auch hochwertige Bildung, Gesundheit und Wohlergehen, das ganze Wasserthema, all das kann man wunderbar eben am Weltacker aufzeigen. Also Beispiel jetzt, wenn wir uns mit mit Wasser beschäftigen. Ziel sechs der nachhaltigen Entwicklungsziele, sauberes Wasser und Sanitäranlagen, dann ist es ganz spannend, darüber zu sprechen, dass wir beispielsweise Trockenreis anbauen. Den kann man dann eben zeigen und dann eben vergleichen, okay wie sieht eigentlich Reisanbau konventionell aus, oder so, wie man es vielleicht aus Dokumentationen kennt? Da sind die Reisfelder ja eben entsprechend geflutet. Warum das so gemacht wird, warum es aber auch anders geht, all das könnt ihr beispielsweise bei uns erfahren, wenn wir den Weltacker begehen. Und es ist eben auch wichtig, dass unsere Formate immer verschiedene Perspektiven zusammenbringen, also beispielsweise natürlich Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, aber was ist eigentlich Wasser überhaupt? Ist es ein Menschenrecht oder ein Konsumgut? Also man muss da natürlich auch bedenken, dass in Anführungszeichen, in großen Anführungszeichen schon im Jahr 2010 die Vereinten Nationen Wasser, das Recht auf Wasser als Menschenrecht deklariert haben. Und es sieht aber immer noch so aus, dass 2,2 Milliarden Menschen keinen vernünftigen Zugang zu Wasser haben. Und dann muss man eben auch schauen, wie gehen wir teilweise mit Wasser um. Wasser befindet sich eigentlich in einem Kreislauf. Eigentlich verlieren wir kein Wasser. Eigentlich hätte man keine Wasserknappheit. Wir haben sie aber doch, weil wir einfach Übernutzung betreiben und Wasser verschmutzen. Und bis das dann wieder gereinigt ist, aufwendig, das ist auch mit Kosten verbunden, mit Zeit. Das ist halt einfach alles eine Prozedur. Und all solche Aspekte schauen wir uns da an, bringen wir zusammen. Also wir haben eben Formate zu den nachhaltigen Entwicklungszielen, dann zum Thema Wasser im Fokus. Aber auch ich meine, wir bauen ja Pflanzen an, die uns ernähren, aber auch versorgen im weiteren Sinne. Das heißt auch Faserpflanzen, die wir für die Herstellung unserer Kleidung benötigen. Und da haben wir dann eben auch Formate, die sich mit Fragen beschäftigen, Fancy Faserpflanzen oder eben Fair Fashion. So oder halt eben Fast Fashion. Und dass wir das sozusagen alles in Bezug zueinander setzen und dann natürlich vom Anbau der Pflanzen auch darauf zu sprechen kommen. Okay, wie sieht es eigentlich mit den Text mit den Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie aus? Also, dass wir da auch wieder Dinge zusammenbringen. Dann haben wir eben auch Fortbildungsprogramme für Lehrkräfte, um aufzuzeigen, wie man eben den Weltacker vielleicht auch nutzen kann für den eigenen Unterricht. Also man kann auch zu uns kommen, ohne dass man uns direkt bucht, sondern man kann eben auch Unterrichtsformate auf dem Weltacker abhalten. Dazu braucht es natürlich aber auch eine Art Fortbildung, Einführung von unserer Seite. Also gerade so so Multiplikatorenformate sind mir sehr wichtig, weil es ist natürlich so, wenn ich 20 Lehrkräfte da habe, denen ich das Konzept des Weltackers näherbringen kann, sagen kann, wie kann man in dem, also mit diesen Themen arbeiten in unterschiedlichsten Fächern, das heißt im Fremdsprachenunterricht, in Ethik, in Sozialkunde, also in... #00:49:11-8#

Elna Tietboehl: Mathe. #00:49:12-1#

Elna Tietboehl: ...in Mathe, wunderbar. Natürlich Mathe wunderbar, ja, Geographie. Also es ist alles irgendwo da mit dabei. Dann habe ich natürlich einen super Impact, weil diese 20 Lehrkräfte gehen dann wieder in ihre Klassen, haben da die großen Gruppen von Schüler*innen und sie haben nicht nur eine Klasse, die sie sozusagen da an diese Themen heranführen können, sondern mehrere Klassen und natürlich auch noch den direkten Kontakt zu anderen Lehrkräften im Lehrerzimmer, Lehrkräftezimmer. Und das heißt also, das sind eigentlich so die Formate, die ich besonders mag. Also wenn ich so das Gefühl habe, also da kommt unser, kommt das Thema, vielleicht auch so diese positive Botschaft, es ist ja eigentlich genug für alle da, wenn wir nur vernünftig mit den Ressourcen umgehen und vernünftig wirtschaften, da kommt es so in die Breite. Und was mir auch immer wichtig ist, dass wir dieses ganze Thema Nachhaltigkeit so ein bisschen ausklammern, also dass wir sozusagen alles immer an Inhalte ankoppeln, die ohnehin im Unterricht stattfinden. Dann wird es nämlich gar nicht so offensichtlich, dass man das Ganze, also dieses Thema, also Nachhaltigkeit ist ja einfach normal, also das ist ja wirklich das, wir können ja gar nicht nicht nachhaltig sein, wenn wir weiterhin gut leben wollen. Also Nachhaltigkeit ist normal und wenn man das gar nicht so großartig thematisiert, viele sind genervt davon, sondern das einfach so ganz normal über Inhalte angedockt wird, die ohnehin im Lehrplan stehen, die interessant sind, die wichtig sind für uns, dann wird es anders aufgenommen, als wenn, was weiß ich, man da jetzt reingeht und sagt "Oh, wir machen jetzt aber BNE, Bildung für nachhaltige Entwicklung", da ist dann gleich schon so ein bisschen okay. Gut, dann kommen wir jetzt wieder noch mit unserem Methodenköfferchen. Das braucht's eben alles nicht. Und das eben auch so zu vermitteln und zu zeigen, wie einfach das auch sein kann, das sozusagen anzudocken an den Unterricht, der ohnehin in der einen oder anderen Form stattfinden muss, weil bestimmte Inhalte muss man ohnehin machen, das ist ja über den Lehrplan alles geregelt und da haben diese Themen, die wir sozusagen mit Nachhaltigkeit in Verbindung bringen, sowieso ihren Platz. Und dann finde ich auch noch ganz, ganz wichtig zu sagen, natürlich ist es auch toll, mit Grundschüler*innen zu arbeiten und es wird ja auch immer gesagt, na ja, die Kleinen sind ja ganz wichtig, dass sie schon früh auch an diese Themen herangeführt werden, finde ich auch. Aber tatsächlich finde ich es auch sehr, sehr, sehr, sehr wichtig, gerade mit älteren Schülern und Schülerinnen zu arbeiten, mit Lehrkräften, auch mit Unternehmen, denn tatsächlich haben wir ein Problem mit der Zeit. Also Transformation muss jetzt einfach stattfinden. Das ist ganz wichtig, weil die planetaren Grenzen sind einfach da, die sind nicht verhandelbar und das ist Physik. Und wenn wir natürlich warten, bis die Kinder, die wir jetzt schön an diese Themen heranführen, die da auch total offen sind, für die das auch so normal dann irgendwie alles erscheint und die hat auch so so klare Fragen stellen, wo man dann irgendwie auch oft verblüfft es und denkt Ihr wisst es schon und warum machen wir als Erwachsene alles oft so komisch? Wenn wir halt so lange warten, bis die natürlich dann in Positionen sind, wo sie verstärkt Einflussnahme betreiben können über ihre professionellen Rollen oder über die Möglichkeiten zu wählen, das ist dann ganz schön viel Zeit noch, die ins Land geht und die haben wir so an der Stelle nicht mehr. Also müssen wir brauchen jetzt einfach eine Transformation. Und in dem Zusammenhang möchte ich nämlich noch mal auf was verweisen, was mir ganz wichtig, also eben auch so der Umgang mit Sprache. Also wie reden wir über, ja eben den Umgang mit Ressourcen, über Grenzen, über dieses ganze Thema Klimaschutz. Und genau diesen Begriff Klimaschutz möchte ich da jetzt einfach mal auseinanderziehen, weil letztlich ist es einfach eine komplett falsche Botschaft, die da vermittelt wird. Wir müssen das Klima nämlich nicht schützen. Dem Klima ist es also, um es mal ganz klar zu sagen, scheißegal. Ja, das Klima ist irgendwie da. Wir brauchen aber gewisse klimatische Verhältnisse, um überhaupt existieren zu können. Das heißt, wir schützen uns, indem wir uns in der Art und Weise verhalten, dass der Planet gut besteht, dass er uns weiterhin versorgen kann und wir eben genau diese planetaren Grenzen nicht überreizen. Und deshalb, also in dem Zusammenhang auch noch mal, die Art und Weise, wie wir über Dinge sprechen, ist eben auch was, was am Weltacker ein wichtiges Thema ist. Also auch solche Aspekte behandeln wir unter anderem in Bildungsformaten. Also wie redet man überhaupt über diese Themen? Und deshalb ist es auch eben sehr, sehr wichtig, mit älteren Schülern, Schülerinnen, mit Studierenden und mit Menschen in Unternehmen zu arbeiten, die eben jetzt an den Stellschrauben sitzen und da wirklich was bewirken können. #00:53:43-0#

Elna Tietboehl: Das wollte ich nämlich gerade auch sagen das, also wir hatten letztes Jahr auch etliche Unternehmen bei uns, die dann einen halben Tag bis Tag bei uns auf dem Acker waren und wir mit denen ein kurzes knackiges Bildungsprogramm, sag ich mal, gemacht haben, Aber dann haben diese Person uns auch auf dem Acker geholfen. Sie haben halt selber Hand angelegt und das fand ich sehr, sehr schön. Und wir hatten sogar ein Unternehmen da, die jetzt dieses Jahr, letztes Jahr, letztes Jahr das zweite Mal schon da waren. Sie waren 2023 da und fand so schön, dass sie 2024, auch noch mal gekommen sind mit doppelt so viel Leuten, was auch eine Herausforderung war. Wir hatten dann 40 Leute auf dem Acker, die wir beschäftigen durften. Das war auch interessant, aber das finde ich auch sehr, sehr wichtig. Und wir hatten auch ein Unternehmen, da, die sich jetzt praktisch ihr Unternehmen nachhaltig machen und ihr Jahresabschlussbericht bei uns auf dem Weltacker gemacht haben und wir einen Bogen geschlagen haben, was halt überhaupt ein Marketing, eine Marketingagentur mit uns, mit dem Weltacker zu tun und was verbindet uns eigentlich. Und das fand ich auch sehr interessant und sehr schön, dass halt auch die Unternehmen diese nachhaltige Richtung gehen. #00:54:52-2#

Katrin Schwanke: Und da Elna finde ich, haben wir auch eine gewisse Wirkmacht, denn letztlich sind wir, und das muss man schon noch mal ganz klar sagen wir sind ein symbolisches Projekt. Wir sind kein landwirtschaftlicher Betrieb, das heißt, wir müssen von dem Ertrag nicht leben und wir sind auch kein, ja, also kein Urban Gardening Projekt oder irgendwie, wo man einfach mitmachen kann, weil natürlich der Anbau nach bestimmten Kriterien abläuft. Und gleichzeitig stehen wir auch nicht irgendwie in so einer Tradition von dem Erlebnisbauernhof oder so, sondern wir, ja, also wir, wir sind ein symbolisches Projekt. Wir zeigen auf, wie, ja, die Verteilung der weltweiten Ackerfläche aussieht, wie viel eigentlich jedem zustünde an Ackerfläche, also jeder einzelnen Person. Wenn es weniger Ungerechtigkeiten gäbe, wie Pflanzen, wie Pflanzen wachsen, welche Pflanzen weltweit am häufigsten angebaut werden. Also all das zeigen wir auf und wir zeigen Zusammenhänge auf. Aber wir haben tatsächlich durch eben die Zusammenarbeit mit Unternehmen, die dann natürlich sich auch in eine andere Richtung entwickeln, eine gewisse Wirkmacht, weil wir da in Strukturen eingreifen, oder, und das finde ich ganz wichtig. Also genauso, wenn Lehrkräfte diese Themen in den Unterricht, also in den klassischen Unterricht einbinden und wir nicht nur ein Ausflugsziel sind, sondern tatsächlich unsere Botschaft auch in den Unterricht Einzug findet über diese Ankopplung an Inhalte, die ohnehin stattfinden müssen, dann haben wir eine Möglichkeit, auch strukturell zu wirken. Und das ist eigentlich was, was mir so wichtig ist, dieses Eingreifen in Strukturen. Denn Strukturen müssen sich grundlegend ändern, wenn wir aus diesen alten Mustern des nicht nachhaltigen Wirtschaftens, des nicht nachhaltigen Lebens rauskommen wollen. Wenn wir beispielsweise auch aus dieser Problematik des Überkonsums rauskommen wollen, die wir ja im globalen Norden haben. Also da braucht es einfach Veränderung von Strukturen, systemische Veränderungen und die bewirken wir natürlich, oder können wir mit so ein bisschen begleiten, wenn wir eben mit Unternehmen zusammenarbeiten und eben auch, ja, vielleicht in Kooperation mit Lehrkräften, in Strukturen des Unterrichts, des alltäglichen Unterrichts wirken können. Und strukturelle, systemische Veränderungen sind eben auch ganz wichtig, weil wir einen professionellen Rahmen brauchen, um eben auch Veränderungen, Transformationen bewirken zu können. Also beispielsweise wird ja auch gerne was übers Ehrenamt ausgelagert. Ehrenamt ist schön, ist auch wichtig und sicherlich auch gut für das eigene Gefühl, dass man irgendwo hier was beitragen kann, aber wir brauchen tatsächlich professionelle Strukturen, um tatsächlich Veränderungen auch in die Breite tragen zu können. Und das ist eben wichtig, dass sozusagen in allen Strukturen, in allen professionellen Rahmenbedingungen dieses Thema Nachhaltigkeit in allen Facetten, das heißt ökologisch, ökonomisch, sozial und kulturell immer mitgedacht wird und umgesetzt wird. #00:57:54-2#

Katharina Mittenzwei: Das war ein ganz bedeutungsvolles Schlusswort. Ich wünsche uns allen, dass diese strukturellen Änderungen von statten gehen können, dass es mehr politische Initiative gibt. Politische Initiative, die gefüttert wird von Expertise aus den Nichtregierungsorganisationen, von engagierten Menschen, die sich wie ihr mit dem Thema Ernährung, Welternährung, regionaler biologischer Anbau beschäftigen und das auch in die viel greifenden gesellschaftlichen Strukturen Einzug erhält, wie beispielsweise die Kunsthalle Nürnberg gerade die grandiose Ausstellung Delikatessen zeigt und sich indirekt auch mit dem Thema Ernährung, Lebensmittel, Vergänglichkeit, Ernährung beschäftigt. Die Ausstellung ist noch bis zum 2. März zu sehen. Wir haben ja auch einen BZ Kurs dazu, der wird in den Shownotes verlinkt. Grundsätzlich bedanke ich mich jetzt einmal bei euch für euer Engagement, für euer Wissen, das nie endet, weil ihr euch gegenseitig so stark immer wieder weiterbildet, durch die Kooperationen euch richtig stärkt, Bleibt stabil, macht weiter. An die Hörenden draußen, packt eure Picknickdecke ein, gut, es ist noch ein bisschen zu kalt, packt euer isoliertes Sitzpolster ein, geht auf den Weltacker, guckt euch an, was da passiert ist, was da perspektivisch passieren wird. Das sind genau die Zukunftsräume, die wir in der Stadt brauchen. Danke euch, ihr zwei. #00:59:13-7#

Elna Tietboehl: Vielen Dank. #00:59:14-2#

Katrin Schwanke: Vielen Dank. Und wir freuen uns auf alle, die da kommen. #00:59:16-3#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Der Weltacker als symbolisches Projekt einer zukunftssichernden Ernährung proklamiert: wir haben ein Problem mit der Zeit!

Elna Tietboehl und Katrin Schwanke, die beiden Mit-Initiatorinnen des Weltackers Nürnberg, sind zu Gast im Bildungszentrum und sprechen über die Entstehung und Bedeutung dieses symbolischen Projekts in St. Leonhard. Der Weltacker ist weit mehr als nur ein Acker – er ist ein Lernort, der den Zusammenhang zwischen globaler Ernährungssicherheit, nachhaltiger Landwirtschaft und sozialer Gerechtigkeit erlebbar macht. Im Gespräch teilen die beiden ihre Erfahrungen, wie sie den Acker trotz Hürden und bürokratischer Herausforderungen realisieren konnten. Denn für die 2.600qm große Fläche wurde sogar ein Parkplatz entsiegelt. Sie erzählen, wie der Weltacker als Ort der Bildung und des Dialogs die Stadtgesellschaft aufklärt und zu einem aktiven Umdenken in Bezug auf Konsum, Ernährung und Landwirtschaft anregen soll. Welche Rolle spielt der Weltacker in einer zukunftsfähigen Stadt? Schwanke betont „Politische Initiative ist hier wichtig. Wir können diese Themen nicht auf kleineren Ebenen diskutieren“. Ein inspirierendes Gespräch über nachhaltige Veränderung, die Kraft der Bildung und die drängenden Forderungen nach struktureller Änderung.

Foto: Elna Tietboehl

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Aufgenommen am: 17.01.2025
Veröffentlicht am: 23.01.2025
Moderation: Katharina Mittenzwei
Im Gespräch: Elna Tietboehl und Katrin Schwanke

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