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Christina Rauch, macht das Internet unsere Muße kaputt?

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Ansage: KontaktAufnahme. Der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-9#

Hannah Diemer: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von KontaktAufnahme. Mein Name ist Hannah Diemer und ich spreche heute mit Christina Rauch, Buchhändlerin und Inhaberin der Rauchschen Buchhandlung. Hallo. Grüß dich, Christina. #00:00:36-6#

Christina Rauch: Ja, hallo. Ich grüße dich, Hannah. #00:00:40-7#

Hannah Diemer: Wie schaut es denn aus mit dem Buchhandel in Pandemiezeiten? #00:00:43-6#

Christina Rauch: Der Buchhandel in Pandemiezeiten ist ein kleines Wunder. Einerseits ist es natürlich so, dass wir übelst betroffen sind von allem, wovon auch alle anderen betroffen sind. Also natürlich haben wir Umsatzrückgänge, Wir haben Frequenzprobleme. Wir haben alles, was alle anderen auch haben. Aber was wir natürlich anders als viele andere haben, ist Wir haben sehr, sehr loyale Kunden und Kundinnen, die auch schon im ersten Lockdown unglaublich den Kontakt gesucht haben, die jetzt auch in diesem zweiten Lockdown auch in diesem Weihnachtsgeschäft tatsächlich an uns denken. Und nicht nur das, sondern eben auch ihre Weihnachtsgeschenke hier bei uns bestellen und diesen geschmeidigen Übergang ins online Leben haben Sie auch mit vollzogen. Wobei ich denke, dass gerade der unabhängige Buchhandel da ganz flexibel war und wir das auch sehr, sehr gut hinbekommen haben. Trotzdem noch diese persönliche Ebene auch in die Onlinewelt und in das online Leben reinzubringen. Ob das jetzt irgendwelche Instagram Accounts sind, die wir führen oder Webseiten oder Facebook Kommunikationen. Und ich habe. Auf meiner Seite habe ich zwei so Storys gepostet. Dazu sage ich hier, das ist jetzt Tags und mein Ohr glüht und danke, es war auch so, also dieses Headset, was ich hier gerade trage, das habe ich mir am Tag vor dem ersten Lockdown noch schnell geholt, weil mir eingefallen ist, sonst muss ich die ganze Zeit das Telefon in der Hand halten und das ist dann mir praktisch am Kopf festgewachsen. Ja, so war das und so ist es, wie es weitergeht. Weil das wird jetzt wahrscheinlich deine nächste Frage sein. Das weiß im Grunde genommen niemand. Also die Lage ist derartig volatil. Ich wüsste jetzt keine Prognose für die nächsten vier Wochen zu machen. Also da denke ich mir, das müssen wir alle abwarten, wohin sich das entwickelt und wie sich die auch die Pandemie natürlich weiterentwickelt. Aber was jetzt mal den wirtschaftlichen Teil unseres Lebens angeht, da stehen uns meiner Ansicht nach wirklich harte Zeiten bevor. #00:02:53-3#

Hannah Diemer: Das heißt, ihr wart vor dem ersten Lockdown noch gar nicht online? Habe ich das richtig verstanden? #00:02:57-8#

Christina Rauch: Nein, das hast du ganz falsch verstanden. Werden wir vorher nicht online gewesen, hätte das nicht geklappt. Und ich glaube, es gibt inzwischen in Deutschland fast keine Buchhandlungen mehr, die nicht in irgendeiner Weise online präsent ist. Was allein schon dadurch kommt, dass tatsächlich auch der Zwischenbuchhandel da schon seit Jahrzehnten, muss man sagen, sehr rührig ist. Und es haben fast alle Buchhandlungen mindestens diesen Onlineshop von ihrem Großhändler und da stehen mehr oder weniger informative Sachen drin. Aber der Großteil aller Buchhändler und Buchhändler innen betreibt denke ich, sehr schöne Webseiten mit viel Information, viel Persönlichkeit, auch viel Witz. Und hätten wir das erst aufbauen müssen, dann glaube ich, wäre es böse ausgegangen. Ich weiß auch, dass es andere Branchen im Einzelhandel gibt, die genau dieses Problem haben und die jetzt natürlich in einem in einer unglaublichen Aufholjagd sind und sich da echt auspowern müssen. Das ist jetzt tatsächlich was, wo ich schon denke, das hat der Buchhandel gut gemacht. Also das ist ja, wir sind ja in einem Strukturwandel seit den 80er Jahren, und ich kenne den Buchhandel überhaupt nicht anders, als dass er sich wandelt. Also von daher ist es schon so, dass diese Routine, mit der wir da alle jetzt in ins Internet quasi gewechselt haben, die kommt daher, dass wir alle schon ganz gut dabei waren. Ich natürlich auch. Ich habe da ja schon eine längere Geschichte mit Tante Internet. #00:04:26-0#

Hannah Diemer: Welche Bücher werden denn aktuell so gekauft? #00:04:29-9#

Christina Rauch: Hm. Das ist natürlich immer so eine Frage, die fürchtet jede Buchhändlerin. Ähm, ich glaube, heuer ist es tatsächlich so, dass man weniger als in den anderen Jahren klare Trends erkennt. Also natürlich kannst du auf die Spiegel Bestsellerliste gucken, da wirst du irgendwelche Bücher finden. Ich kann dir gerade nicht mal sagen, welche drauf sind. Es ist dieses Jahr ein wenig zweigeteilt. Einerseits glaube ich, entdecken viele Leserinnen und Leser alte Interessen neu oder Themen, die sie schon immer mal bearbeiten wollten. Romane, die sie schon immer lesen wollten. Das ist das eine, kramen ihre Alten ihre Alten zerknüllten Zeitungsausschnitte vor und fangen an, die zu bestellen. Das ist ganz auffällig, dass viel, viel Zeug, von dem ich dachte Oh Gott, das ist ja, das ist ja jetzt schon ewig her. Wobei, wenn ich sage, irgendwas ist ewig her, das da meine ich dann so was wie zwei Jahre. Das ist das eine. Also die Kunden und Kundinnen sind selber sehr gezielt. Und andererseits ist es so, dass ich jetzt als Buchhändlerin nach einigem Nachdenken befunden habe Ich glaube, die Leute wollen nicht von ihrer Buchhandlung das hören, was sie überall hören. Sie wollen nicht unbedingt beworben, sehen, was Sie schon in der Zeitung gelesen haben, was sie im Deutschlandfunk gehört haben oder was eben auf besagten Bestsellerlisten steht. Und habe mir daher gegönnt, dass ich einfach auch dieses Jahr etwas willkürlicher bin, also mich weniger darum kümmere, was ist wohl von Interesse? Sondern mir einfach denken, was interessiert mich? Und habe einfach die Sachen mir rausgepickt. Die, von denen ich denke, dass sie aus irgendeinem Grund wichtig sind, dass man die lesen sollte, dass sie mit Gewinn zu lesen sind, dass sie unterhaltsam sind. Was auch immer für eine Anforderung an das Buch haben kann und für die mache ich mich stark. Und das hat dann eben auch zur Folge, dass die Leute das kaufen. In meinem Fall sind es jetzt so wunderbare Titel wie von von der den Mond Delfin, Delfin, Delfin oder Das Antisemitismus Buch, über das wir schon gesprochen haben. Was mein Herz völlig entzündet hat, war Iris Wolff Die Unschärfe der Welt. Sie war ja auch auf allen einschlägigen Listen. Aber sie hat, glaube ich, den Preis jetzt nicht bekommen. Das macht aber nichts, weil es ist eines der schönsten Bücher tatsächlich gewesen, was ich in den letzten zwei Jahren gelesen habe. Es gab auch tolle Krimis und solche Sachen. Und wie gesagt, ich glaube, das ist so eine Mischung aus ich Leserin entdecke also ich Kunde, Leserin, entdecke meine Interessen. Und ich biete halt jetzt etwas an, von dem ich denke, dass es interessant ist, auch gerne mal irgendwas Älteres. Ich habe heute Morgen einen Facebook Post über mich gemacht, weil ich einen Newsletter abonniert habe. Voll mit dabei und dann dachte ich mir, die kennt doch auch wieder keiner mehr. Und dann habe ich mir gedacht, das machen wir jetzt, Da muss einfach mal was, was rauskommen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, das ist schon das ganze Jahr so einer meiner erfolgreichsten Posts war tatsächlich die Gedichte von Emily Dickinson. Der war als Poster erfolgreich und es war auch kommerziell erfolgreich. Ich habe davon tatsächlich mehrere Bücher verkauft. Eine amerikanische Dichterin. Gedichte. Und dann auch noch welche verkauft. Was willst du mehr? #00:08:10-5#

Hannah Diemer: Und was hältst du so von Bestsellerlisten? #00:08:13-7#

Christina Rauch: Das ist eine schwierige Geschichte. Ich habe mal einen Vortrag darüber gehalten. Tatsächlich? Weil mich ein Lesekreis eingeladen hat, dass ich das mal ein bisschen erläutern, wie das zustande kommt. Das ist eine schwierige Geschichte, aus zwei Gründen. Zum einen bilden diese Bestsellerlisten nicht ab, was wirklich sozusagen im Endkundengeschäft läuft, sondern das sind Listen, die bilden ab, was von Verlag zwischen Buchhandel und Buchhandel läuft. Das ist mehr oder weniger bei allen so. Das heißt also, man weiß also, man kann davon ausgehen, dass wenn ein Buch wochenlang auf den Bestsellerlisten in den vorderen Rängen ist, dass da auch die entsprechenden Mengen natürlich an die Leser gekommen sind. Aber letzten Endes wüsste ich jetzt als Leserin nicht, warum ich, außer dass ich einen sturen Onkel habe, dem ich aus irgendwelchen Gründen was schenken muss, warum ich diesen Listen starke Beachtung schenken sollte. Ich denke, sie bilden schon auch irgendwie ab. Was sind die Themen, die die Menschheit gerade bewegen? Aber ich würde sagen, die Bedeutung auch für die fürs, fürs, fürs Lese und Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden hat abgenommen, erkennbar, abgenommen. Das zweite, was ich persönlich und da bin ich nicht allein, was ich persönlich tatsächlich an diesen Listen kritisch sehe, das ist, dass es eben alles Bestsellerlisten sind. Das heißt also, es wird ein unglaublich starker Fokus auf die Verkäuflichkeit gelenkt. Oder ein Buch wird einfach dadurch vermeintlich positiv bewertet, weil es viel verkauft wird. Und das ist nicht immer falsch. Es ist aber eben auch oft nicht richtig. Und zum Thema Relevanz eines Buches hat es gar nichts zu sagen. Also auf den Bestsellerlisten tummeln sich wirklich relevante Bücher, die auch über lange Zeit von Bedeutung geblieben sind, direkt neben irgendwelchen Eintagsfliegen und. Nicht falsch verstehen, ich habe da nichts dagegen, weil ich verkaufe Bücher und ich bin auch der Meinung, Bücher müssen verkauft werden, aber ich denke, es sind. Ja, es ist eigentlich ein Instrument, das irreführend bis zur Überflüssigkeit ist. Also ja. #00:10:35-9#

Hannah Diemer: Ich habe auch total das Gefühl, dass solche Listen selbst bestätigend sind. Das heißt, wenn irgendwas auf dieser Liste draufsteht, dass die Leute das dann kaufen, weil es da draufsteht? #00:10:45-8#

Christina Rauch: Klar. Klar, das ist natürlich so und früher war das auch tatsächlich. Sagen wir es so Da hatte das schon eine gewisse wirtschaftliche Relevanz. Es hat viel damit zu tun, wie der. Es hat viel mit dem Bedeutungswandel des Buches zu tun und mit der Veränderung der Medienlandschaft. Also da könnten wir jetzt abschweifen in diese ganzen Studien zum Thema Lesen Leseverhalten. Was man aber, denke ich, sagen kann, ist das natürlich in einer gewissen Weise das Buch an Bedeutung verloren hat in bestimmten Bereichen. Also wenn es noch in den 80er und 90er Jahren war, es hatte wie Weihnachten, Ostern, runde Geburtstage, besonders von besagtem Onkel, den man kaum kennt und den man wahrscheinlich auch nicht leiden kann. Oder der sture Papa, der halt einfach dem man nichts schenken kann. Und dann hat man, ist man halt los, getrampt in die Buchhandlung, ist da in die Sachbuchabteilung und hat dann da halt die einschlägigen Klopper gekauft über die deutsche Geschichte, über die Geschichte des Automobils. Solche Sachen. Es war auch bis in die 90er so, dass natürlich, auch wenn man sich mal fix über was informieren wollte, gab es eben auch die entsprechenden Reihen. Manche davon gibt es heute noch. Bei Gewissen ist so eine Reihe. Und wenn man halt sich aus irgendwelchen Gründen für. Keine Ahnung. Die Geschichte des Byzantinismus interessiert hat oder hat interessieren müssen. Dann ist man halt losgezogen und hat sich für 10 € ein Taschenbuch gekauft und hat es überflogen oder durchgelesen oder durchgearbeitet und hatte dann halt seine Informationen auf dem Wege. Und diese, diese, diese zwei Segmente, da hat das Buch einfach ganz massiv an Bedeutung verloren. Die, die, die Beschenkten, die Sturen, die haben schon alles, die wollen vielleicht auch gar nicht mehr lesen oder es gibt auch nichts weiter mehr zu sagen. Ich meine, so weit geht das Interesse bei vielen nicht, dass sie das achte Buch über Karl den irgendwie fehlten, haben wollen, um bei den Informations Quickies da muss man einfach sagen, da hat das Internet einfach unglaublich viel Verwüstung für den für die Welt der Bücher angerichtet. Also das ist schon so, wenn heute jemand was schnell wissen will über Byzantinismus. Was tust du? Du nimmst dein Smartphone wahrscheinlich sogar. Du machst nicht einmal mehr den Computer an und und tippst da irgendwie mehr oder weniger richtig geschrieben. Buddhismus rein und oh Wunder, der erste Eintrag der kommt, ist Wikipedia. Da klickst du drauf, den überfliegt du und schon denkst du du hast was gelernt und das ist. Also da hat sich schon viel verändert. #00:13:28-8#

Hannah Diemer: Gibt es denn jetzt eigentlich überhaupt noch diese Enzyklopädien. #00:13:31-9#

Christina Rauch: Die gedruckten? Also das ist da ist nicht mal mehr ein Liebhabermarkt zu machen, weil du hast halt an Lexika und Übersichtswerke hast du trotzdem die Anforderung, dass sie dich informieren. Und das kannst du jetzt in diesen, in diesen Erneuerungszyklen, in denen man früher zum Beispiel die Brockhaus Enzyklopädie neu gemacht hat. Das kannst du gar nicht schaffen, das geht gar nicht. Das finde ich schade. Und ich bin auch gespannt, weil ich denke, es muss sich 111 Mittelding muss ich finden. Weil es gibt schon ganz oft diese Situation, wo man sich denkt ach, jetzt schon wieder da ewig im Internet rum und dieses gelöschte und wer viel sich Informationen sucht, weiß ja auch wie, dass man da auch durchaus kritisch sein muss und dass es eben nicht der Weisheit letzter Schluss ist, was ich da finde. Und da wäre es schon gut, wenn. Wenn sich für. Ja aus dieser aus diesem Buch Segment ein Format mal wieder bilden würde. #00:14:33-2#

Hannah Diemer: Das heißt du würdest Büchern mehr vertrauen aus dem Internet? #00:14:36-7#

Christina Rauch: Ich vertraue grundsätzlich Büchern mehr als dem Internet. Wobei ich habe jetzt nicht das Problem, dass ich mich durch das Internet geblendet und verwirrt fühle, weil ich ja immer diesen Backup habe in meinem Kopf. Also ich habe jetzt. Kann mir jetzt schlecht vorstellen, wie es ist, wenn man nicht durch diese dann auch harte Schule und Mühsal Schule des Bücherlesens hindurchgegangen ist. Ich habe immer nur so so ein bisschen eine Ahnung, weil ich ja auch oft Praktikantinnen und Praktikanten habe. Das ist schon da hat sich glaube ich, schon viel geändert. Aber da wäre wahrscheinlich mal entweder ein Doppelinterview mit irgendwelchen engagierten Lehrkräften und Bücher Menschen eine interessante Sache, aber ich habe schon das Gefühl, dass sich die ganz Jungen schwertun. Also einfach, wenn ich dann Ich haue das dann immer so raus, Schau doch mal nach, wer das und das ist. Und das dauert dann immer ewig, bis was kommt. Und ich glaube, dass da liegt schon viel Arbeit auch noch, vor allem die insbesondere mit Ausbildung und Erziehung beschäftigt sind. Da ist jetzt das Stichwort Medienkompetenz. Aber ich glaube, es wäre schon schlau, wenn wenn wenn man da. Ja, wenn man den. Wenn man den Kids so ein bisschen das nahebringen könnte, dass in Büchern auch Wissen steht und nicht nur Geschichten. Also das ist so, das ist jetzt dann so dieses Thema Leseförderung, das ist ja ganz stark fokussiert auf den fiktionalen Bereich, also auf den kinderliterarischen Bereich und wenig auf die auf die Literatur, die halt Wissen vermittelt. Weil du das ja auch mit den Kleinen hast du das ja auch. Ich meine, die sind erst einmal ganz zufrieden mit der Sendung, mit der Maus. Und bis da dann der Augenblick kommt, wo du halt eben. Also für mich ist so die Zeitscheibe so ein bisschen die 90er, wo es dann halt einfach normal war. Sobald du. Sobald du sieben oder acht Was hast du diese Was ist was? Bücher gekriegt. Sobald du auch nur einmal als über irgendein Thema öfter gesprochen hast und damit hast du halt automatisch gelernt, dass du das lesen muss. Und es dauert halt. Und es ist auch schwierig. Und da stehen Wörter drin, die du nicht kennst und so und hast dich da dran gearbeitet. Und ich denke, so seit den Neunzigern ist da schon so ein Wandel, der vielleicht, der vielleicht nicht nur Vorteile hat, wenn ich das jetzt mal ganz vorsichtig sagen kann. #00:17:12-9#

Hannah Diemer: Jetzt hast du schon erwähnt, dass auf den Bestsellerlisten viele Titel fehlen und auf deiner eigenen Webseite oder etwas zu deiner eigenen Listen? Was sagst du? Muss man ihn unbedingt gelesen haben? #00:17:25-0#

Christina Rauch: Gut, das beantworte ich jetzt mal unter dem Vorbehalt, dass ich der Meinung bin, man muss gar nichts unbedingt gelesen haben. Aber es ist natürlich ein großer. Es ist eine große Lücke, wenn man bestimmte Dinge nicht gelesen hat. Willst du das jetzt wissen? Allgemein Jetzt in der Saison oder willst du? Willst du wissen, von welchen Büchern ich glaube, dass man die überhaupt gelesen haben sollte? #00:17:48-3#

Hannah Diemer: Wir können gerne, da wir die Folge relativ kurz vor Weihnachten haben, die aktuellen Master machen. #00:17:56-2#

Christina Rauch: Also wie gesagt, ich persönlich bin der Meinung, dieser Antisemitismusband, der gehört einfach auf jeden, auf jeden Gabentisch, einfach weil er so, ja so gut geschrieben ist und weil es auch so wichtig ist. Ähm, ich hab jetzt ja, aber jetzt ist natürlich Adventskalender Zeit und ich wollte keinen Adventskalender machen. Es heißt auch nicht so, aber ich haue halt jetzt jeden Tag auch ein Buch raus, von dem ich, wo ich einfach auch denke, das habe ich ja ganz übel. Also da habe ich gar nicht genug drüber geredet in dem Jahr. Eines davon ist How to be Gay von dem zu Dawson. Das ist ein Aufklärungsbuch für junge Leute, das ziemlich witzig geschrieben ist, aber halt sich diesem ganzen Spektrum Geschlechtsidentität LGBTQ Community widmet und einfach aus seiner Sicht als wie er es sagt, privilegierter, schwuler, weißer Lehrer. Er versucht in Interviews, die er mit seinen Schülern oder anderen Schülern geführt hat, einfach mal so die Lebenswahrnehmung von den jungen Leuten aufzuzeigen und ihnen halt in diesem Empowerment sind. Einfach Mut zu machen. Und dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Und dass sie einfach weitersuchen. Und irgendwann werden sie auch was finden. Ich habe den Post dekoriert mit zwei Aufnahmen von Tom Robinsons Song If You Need to be Gay. Das gehört einfach dazu. Das ist auch so ein bisschen der Tenor, den der Dawson da Sender hat, was mir auch noch am Herzen liegt, und das habe ich tatsächlich sträflich vernachlässigt. Das ist von Tim Krohn. Die heilige Henne der Hinterhöfe, Das war einst so ein so großartiges Buch. Ich habe das ich war. Ich war danach völlig verblüfft und es gehört zu den ganz wenigen Büchern, wo ich am Ende. Also zuklappen tue ich Bücher heutzutage ja nicht mehr. Ich lese ja elektronisch, aber wo ich dann einfach erst einmal zehn Minuten ganz still dasitzt und mir denke Wow! Und das schaffen nicht alle Bücher oder schaffen nicht viele Bücher. Bei dem Buch ist es tatsächlich so, weil es so unglaublich witzig und und und und Berliner Schnauze mäßig geschrieben ist. Es spielt in den dreißiger Jahren quasi bis zur Reichskristallnacht. Es geht eben um besagte Henni. Die wird begleitet von ihrer Kindheit in den Berliner Hinterhöfen bis in ihre Erwachsenenjahre. Und ich will da jetzt auf gar keinen Fall spoilern, weil dann ist dann dann glaube ich, alle, die ich jetzt erwärmen kann für dieses Buch genau dieses Schluss Erlebnisses. Aber es ist einfach unglaublich eingefügt in die Zeit, was der Tim Krohn da macht, das ist eine. Es ist so wie eine Kollaboration zwischen Erich Kästner und Irmgard Keun. Und der Schluss ist einfach so atemberaubend, dass ich den. Also das weiß er auch, weil das Buch so gut unterhält und der Schluss dann einfach eine Tiefe reinbringt, wo ich wirklich beeindruckt bin. Und dann habe ich gelesen in der, in meinem Leseexemplar, in der Bemerkung hinten drin, Er hat zehn Jahre daran gearbeitet und das merkt man, ist ein ganz schmales Bändchen. Und das finde ich es. Erstens passt es auch gut zum Antisemitismus und zweitens ist es einfach was für alle, die die Literatur so der dreißiger Jahre lieben, die ein Faible haben für Erich Kästner, für Irmgard Keun, für Joseph Roth, für für all die großen Autorinnen und Autoren, für Vicki Baum und Co. Und da. Das ist einfach. Das war. Das war ein richtig schönes Buch und schade, dass ich es nicht genug gelobt habe unterm Jahr. Das hole ich jetzt hier einfach nach. Was ich ja, was ich auch mag, wo ich auch finde, das kann man ruhig lesen. Das ist tatsächlich ein ziemlich dicker Klopper. Das ist von dem Alexander dem Land heißt Grenzen, Geschichte und Gegenwart. Da werden jetzt viele die Nase rümpfen. Der Jemand ist so ein ein altes Schlachtross der alten Geschichte. Er ist natürlich von seiner Geisteshaltung her konservativ. Das muss muss ja nichts Schlechtes sein, aber er ist einfach. Das ist so ein so ein typisches Buch, wenn so alte, gebildete Männer einfach noch mal richtig in ihren Fundus reingreifen. Und er schildert also er geht tatsächlich jetzt der Geschichte der Grenze an sich nach. Er macht und damit hat er mich halt gewonnen. Er macht es eben auch so! Er erläutert auch so die verschiedenen Ausdrücke für Grenzen in ihrer sprachgeschichtlichen Dimension. Und ich denke, es kann tatsächlich jede und jeder lesen, weil Grenzen eben so ein Thema ist, was inzwischen hinter dem ganzen wie hat es mal, wie hat es mal jemand zu mir gesagt, dem ganzen Gedöns im Internet, das verschwindet so und es ist halt einfach tatsächlich so Natürlich gibt es politische Themenbereiche, wo ich sagen muss, Grenze ist gleich negativ, weil Ausgrenzung, weil Herrschaftsausübung und all solche Sachen. Nichtsdestotrotz ist es eben auch so, dass es andere Bereiche gibt, wo das Problem genau darin liegt, dass man eine Grenze nicht erkennt, dass Grenzen nicht respektiert werden. Und ich finde, das ist, das wird mir auch zunehmend ein stärkeres Anliegen. Ich möchte, dass Menschen tatsächlich Bücher lesen, die ihnen erst mal was ausbreiten, die ihnen einfach erst mal was geben und ich und und. Ich appelliere da auch wirklich an jede und jeden, nicht sofort die eigene Weltanschauung daneben zu legen. Und wenn das Buch ein Sätzchen sagt was mir nicht gefällt sofort Bock drauf. Das geht nicht. Dafür sind Bücher nicht da. Und das ist eigentlich auch nichts, was Leser machen, sondern das ist Mist. Man soll ein Buch lesen und dann? Und dann kann man währenddessen mitdenken und dann hinterher drüber nachdenken. Und dann kann man immer noch ein Urteil fällen. Und das ist eben das, warum ich mir gedacht habe Nein, auch der Demand kommt auf meine. Auf meine Pseudo Adventsliste. Die Sophie Scholl Biographie vom vom Zoske. Die habe ich jetzt natürlich auch raus aus gegebenem Anlass. Ist übrigens interessant, wie sich das wiederspiegelt. Das war jetzt tatsächlich der Post, der am weitesten verbreitet worden ist, weil ich glaube, das ist einfach für viele dann auch so ein Ding. Ja. Oh, diese dumme Kuh. Stellt die sich da hin? Das ist doch unglaublich. Und dann kommt halt genau rechtzeitig jemand und sagt Guck mal, kannste, kannst du auch lesen. Das ist eine schöne Biographie, die halt einfach die bringt jetzt in dem Sinne also die macht jetzt keine andere. Sophie Scholl Aber der Oscar hat über die Weiße Rose und den Bruder promoviert und das ist einfach so sein Thema und das merkt man auch. Und der ist eben also die ist empathisch, einfühlsam geschrieben, aber trotzdem mit viel Details, auch mit neuen Details, neuen Quellen. Also wer sich da wirklich interessiert oder auch jüngere Leute. Also ab 14 glaube ich, kann man die lesen, sofern der Geist offen ist. Genau. Und wenn ich jetzt schon dabei bin, dass ich das hier alles sagen darf, dann darf ich auch noch ein Wort über Brombeerfuchs verlieren von der Katharina. Da muss ich immer schauen, wie man den wie, wie die, wie die genau heißt Tortasi heißt. Das ist eine eigentlich Literatur und Kulturwissenschaftlerin, die ist in Berlin. Wenn ich jetzt sage, Ihr aktuelles Buchprojekt, das habe ich von Ihrer Webseite, heißt Clearing the Future, dann kann man schon ahnen, wo es hingeht. Das ist gerade ein Buch für Regenbogenfamilien oder für eben Menschen mit jungen Leuten um sich herum, die suchen. Es ist ein Kinderbuch schon ab elf und es ist nicht explizit jetzt hier irgendwie queer, sondern der Witz daran ist tatsächlich Es ist so eine ganz, ganz klassisch und wahnsinnig gut erzählte Anderswelt Geschichte. Das spielt in Wales, da hat die Tochter sie auch studiert. Und es geht eben darum Es gibt. Es gibt Erwachsenenpersonal und es gibt zwei Kinder. Und diese beiden Kinder haben, wie es sich gehört, ihr Päckchen zu tragen und müssen das jetzt dann auch irgendwie aufarbeiten in dieser Abenteuergeschichte. Aber auch die Erwachsenen haben eine Geschichte mit sich herumzutragen und erst ganz, ganz hinten am Schluss kommen dann so kommen, dann so die Auflösung, was sozusagen The Heart und es war einfach auch das war ganz großartig und das finde ich wirklich bemerkenswert, weil sie in der Hauptsache tatsächlich Literaturwissenschaftlerin ist. Aber erzählen kann die richtig gut. Das ist auch das ist so dieses typische Buch, da empfehle ich immer Weißt du, das kaufst du jetzt und schenkst es der Katze. Die liest es dann an Weihnachten sowieso nicht. Und dann hast du aber auf jeden Fall zwei schöne Weihnachtsfeiertage, weil du liest es dann einfach schneller selbst. Also das ist wirklich für alle die so fantasievolle Geschichten mögen, ganz, ganz gut und tatsächlich anders als sonst in dem Bereich. Es spielt zwar eben in Wales, aber es ist eine tatsächlich deutschsprachige Autorin. Ist auch mal gut. Und manchmal ist es ja auch wichtig, dass der Text original deutsch ist. #00:27:39-4#

Hannah Diemer: Ja, das hört sich wirklich super beeindruckend an, deine Liste und dein quasi Adventskalender. Ich würde sagen, jeder muss jetzt auf jeden Fall drauf schauen und hat wahrscheinlich sowieso jetzt schon mit notiert. Sonst alles im Groben Hast. Und jetzt hast du ja schon erklärt, warum Bestsellerlisten nicht immer so ausschlaggebend sind. Was hältst du denn stattdessen von Buchpreisen? #00:28:02-3#

Christina Rauch: Buchpreise finde ich an und für sich gut. Und zwar deswegen, weil zum einen denke ich, hat es immer ja auch was tatsächlich mit Anerkennung zu tun. Also wenn wenn jetzt irgendwie ein Verein, eine Stiftung, ein Land, eine Stadt, eine Gemeinde sagt Mensch, wir loben einen Preis aus. Das heißt tatsächlich. Damit machen die ein Statement und sagen Uns ist wichtig, dass bei uns Autorinnen und Autoren leben, dass die auch da sein können, dass die und und wir honorieren, dass die, die tragen was. Also ich finde tatsächlich Buchpreise prinzipiell ausgezeichnet. Das ist immer wieder gemotzt und Gemecker gibt, das ist natürlich klar. Und es ist auch klar, dass natürlich so eine Jury. Aber es gibt keine neutrale Jurys. Das gibt es nicht, das kann es auch gar nicht geben. Und natürlich ist es so Wahrscheinlich spielst du jetzt so ein bisschen auch auf den auf den Deutschen Buchpreis. Das hat jetzt in der Form, wie der Deutsche Buchpreis eben ist, der ist ja angelehnt an den Booker Prize und an diese ganzen oder Prix Goncourt oder so, das hat halt in Deutschland noch nicht so lange Tradition und von daher kann man natürlich immer sagen Oh, das ist doch langweilig und das ist doch nur Kommerz. Und das ist es natürlich auch. Aber es ist eben auch und da muss ich schon sagen, ich finde die Art, wie der jedes Jahr ausgerollt wird mit den Leseproben und mit dem Album, das bringt schon einfach auch erstmal wieder Leserinnen und Leser und Bücher zusammen und entdeckt auch Autoren. Also zum Beispiel war die Iris Wolf, die ich ja schon erwähnt habe, die war auf der Liste zum zum Deutschen Buchpreis. Ich hatte tatsächlich zwei, diesmal rausgepickt die, die auf diese auf dieser Longlist auch waren. Das ist nicht immer so, dass ich da überhaupt irgendjemanden zur Kenntnis genommen habe. Und klar ist es so Wenn jetzt nicht meine Favoritin den Preis kriegt, dann bin ich immer enttäuscht. Und dann denke ich mir. Ist schon klar. Aber auf der anderen Seite der wird nächstes Jahr wieder verliehen. Und ich finde, das ist tatsächlich das bessere Engagement für Bücher und Literatur als eben Listen sind. Und dadurch, dass es halt auch so es ist halt auch so was Rituelles und es geht ja dann auch wieder vorbei und du kannst ganz viel machen. Gut, heuer ned Heuer waren halt keine Lesungen und heuer war halt ganz. Aber heuer war ganz vieles nicht und trotzdem ist es aber so, dadurch kommt halt einfach die Literatur ins Gespräch und die ist ja viel zu wenig im Gespräch. Da finde ich es auch gut, diesen diesen Sachbuchpreis, der könnte ruhig noch ein bisschen stärker in die Öffentlichkeit gedrückt werden. Und auch die lokalen Preise finde ich wichtig. Also das ist egal, ob das jetzt mal irgendwo, dass das mal jemand irgendwo ein Stadtschreiber werden kann oder mal eine goldene Blume kriegt oder egal, Hauptsache Hauptsache die, Da gibt es mal die Gelegenheit, jemanden ins Rampenlicht zu rücken. #00:31:21-0#

Hannah Diemer: Jetzt haben wir schon von den Bestsellerlisten und den Buchpreisen geredet. Was hältst du denn von den ganzen Buchmessen? #00:31:28-2#

Christina Rauch: Na ja, sagen wir mal so als buchhändlerischer Sicht sind die halt nicht mehr so wichtig. Also die eine Buchmesse ist ja historisch betrachtet eigentlich eine Fachmesse. Also halt die Gelegenheit, wo alle Buchhändler da in der Kutsche hin sind und dann haben sie halt alles eingekauft, also tatsächlich auch gekauft, was sie gedacht haben und dass sie das Jahr über brauchen werden. Das ist ja schon lange nicht mehr so! Ich war jetzt schon ganz lange nicht mehr auf einer Messe, also weder in Frankfurt noch in Leipzig, weil es tatsächlich so ist. Ich habe da in dem Sinne beruflich nichts zu tun. Und die finden halt immer auch zu einer Zeit statt, da habe ich halt auch andere Sachen zu tun und von daher bin ich da eher selten. Jetzt mal so vom Herzen her, denke ich, verstehe ich gut, dass die Menschen die Leipziger Messe lieber mögen, weil da halt viel stärker auch aufs Publikum fokussiert wird, weil da viel mehr Eventcharakter ist. Aber die Frankfurter Messe ist natürlich. Ist natürlich das alte Schlachtross und man darf die Messe nicht kleinreden und auch nicht denken, dass die überflüssig wäre. Weil es ist halt das Geschäft, was da gemacht wird, das Lizenzgeschäft, auch die Präsenz selbst, Präsentationen von Verlagen. Ich meine, klar, die müssen da klotzen. Und wenn, dann halt. Da werden dann halt auch neue Sachen verhandelt. Und auch da muss man sagen, auch die Messen sind halt Events, in denen die die Buchwelt und die Literatur eben auch eine Medienresonanz bekommen. Also da gibt es dann halt die blauen Sofas und dann gibt es halt und dann gibt es halt Interviews und dann gibt es halt Lesungen und es wird der Friedenspreis verliehen. Und all solche Sachen, das sind, das sind schon Dinge, denkst du dir halt einfach mal weg. Von daher denke ich. Ja, Messen sind wichtig und natürlich ist es so und gibt ja auch alle möglichen Literaturtage, lit.Cologne, Münchner Literaturtage, irgendwelche, irgendwelche anderen Messen, die linke Buchmesse hier in Nürnberg, solche Sachen. Das ist alles wichtig, weil da sich natürlich auch die Menschen aus der Branche auch treffen und vernetzen können. Also das sind alles Dinge, die braucht man. #00:33:43-0#

Hannah Diemer: Jetzt haben wir schon gehört, dass du dich mit Büchern, Literatur, Buchpreisen, Buchmessen wahnsinnig gut auskennst. Und deshalb würde ich ganz gerne zurückblicken auf deine Ausbildung und auf deinen beruflichen Werdegang. Angefangen hat das Ganze mit einer Ausbildung zur Buchhändlerin. Was lernt man denn in der Ausbildung zur Buchhändlerin? #00:34:01-9#

Christina Rauch: Ich habe in meiner Ausbildung zur Buchhändlerin am Ende gelernt gehabt, dass ich zu wenig weiß. Das hat dann dazu geführt, dass ich das Abitur nachgemacht habe. Das ist jetzt aber ein Vorgriff. Was du lernst, wenn du da offen reingehst, das ist, wie unglaublich vielfältig der Mensch mit seinem Gehirn ist. Also einfach dieses Ganze, dieses ganze Spektrum an Büchern, die geschrieben werden, also von vom vom Wissensbuch bis hin zum Unterhaltungsroman, das ist einfach unglaublich und es ist einfach eine ganze Welt. Und es war tatsächlich so ich habe ja erst als Aushilfe gearbeitet und das war ich habe immer am Samstag mein Geld bekommen, Dann habe ich es gehabt, dann habe ich es ganz kurz in der Hand gehabt und dann habe ich es zurückgeschoben und habe meine Bücherstapel mitgenommen, weil ich hätte, wenn es nach mir gegangen wäre, Ich hätte einfach jedes Buch lesen können. Mir war es auch egal. Also das möchte ich jetzt auch mal ausdrücklich sagen. Mir als Leserin war das immer egal. Ich habe alles gelesen und das fehlt mir auch. Ich habe so das Gefühl, das den den den Menschen durch dieses ganze Marketing und durch diese ganze dieses ganze Du musst so effizient sein und darfst keine Zeit verschwenden einfach das auch sich sich so viele haben nehmen lassen zu sagen ich ich habe doch keine Ahnung was in dem Buch steht, deswegen lese ich es ja und ich weiß nicht ob ein Buch ein Gewinn für mich ist. Ich habe Bücher gelesen, die da. Da war es dann, was weiß ich. 25 Jahre später hat es halt irgendeinen Nutzen gehabt, weil ich irgendeinen beeindruckt habe oder weil mir das rechtzeitig eingefallen ist, dass ich das schon mal gelesen habe. Also das ist das, was ich was, was, was für mich auch der, der der Grund war, warum ich diese Leere so toll fand, dieses einfach alles zur Verfügung zu haben. Und du kannst da einfach reingreifen und du kannst alles lesen und das aber trotzdem du so eine. Im Laufe der Zeit bekommst du halt so ganze Themenfelder, die zusammengehören. Du bekommst historische Zusammenhänge. Du lernst auch über Dinge, über die du nichts weißt. Also. Und du hast immer nicht vergessen, du bist. Als Buchhändler bist du ja so dazwischen. Also du bist ja. Du bist ja einerseits ein normaler Mensch, weil du bloß einen kaufmännischen Beruf hast und andererseits bist du ja aber auch sozusagen der Lieferant für dieses Kultur und Wissenschafts. Gut, das heißt, du hast auch mit diesen Menschen zu tun, die diese hohe Bildung haben, also die studiert haben, die Professorinnen sind, die Experten, Expertinnen in irgendwelchen Themen sind, und die marschieren dann rein. Und so war das auch wirklich und ballen dich dann einfach mit ihrer Expertensprache zu. Ich hatte auch so einen, der lebt heute nicht mehr. Deswegen darf ich sagen und das ist ein geläufiger Name, der hieß Professor Martin. Und Gott sei Dank habe ich halt diese Bücher gehabt. Und dann habe ich tatsächlich, bei dem habe ich das gelernt, dass du dich da auch rüsten musst und und das du halt einfach immer noch was lernst. Und er hat, der hat Faksimiles gesammelt, also nach gedruckte Ausgaben von alten Büchern und die müssen bestimmte Anforderungen erfüllen und da musste ich und es war und ich habe dann einfach jede Bestellung von dem genommen und habe mir gedacht okay, was ist jetzt das? Und habe das nachgeguckt und da dadurch lernst du nicht durch deine eigene kleine Welt, wo du sagst, das interessiert mich. Du lernst über Sachen, die dich nicht interessieren, weil du plötzlich einen Grund hast, dass es besser ist. Du weißt, was das ist. Und Bücher sind. Bücher sind Bahngleise oder was auch immer. Und das lernt man jetzt. #00:37:47-9#

Hannah Diemer: Hast du schon gesagt, dass du danach noch mal dein Abitur nachgeholt hast, um an die Uni zu gehen und zu studieren. Und als deine Hauptfächer hast du aufgezählt germanistische Linguistik, englische Literatur, Philosophie und Women's Studies. Wenn ich mir jetzt die germanistische Linguistik so anschaue, dann ist es ja beschrieben als Themenbereich der Dialekte und der frühen Sprachen. Zum Beispiel Ist das jetzt spannender als aktuelle Erscheinungen wie das Denglisch oder den Jugendwörtern? Oder warum ist das Ganze so interessant? #00:38:22-3#

Christina Rauch: Ich habe Linguistik genommen, weil ich tatsächlich auch einen strukturellen Zugang zu Sprache habe und ein großer Freak der Grammatik bin. Das ist übrigens ein Buch, da finde ich auch, das kann ruhig jeder lesen. Von Peter Eisenberg. Die Grammatik des Deutschen gibt es inzwischen in zwei Bänden. Aber liest natürlich keiner. Und das fand ich einfach. Das fand ich einfach aufregend. Ich habe, als ich studiert habe, meine Seminararbeit über Intertextualität geschrieben. Also du hast in der Linguistik hast du auch so ein ganzes Spektrum. Du kannst beim Wort ansetzen, Du kannst aber auch bei bei Texttheorien landen. Und ich habe so. Ich habe das als zweites Fach gehabt und das hat sich dann natürlich von meinem was. Was ich damals gemacht habe, hat das natürlich eher zu dem, was ich in der Literaturwissenschaft gemacht habe, gepasst. #00:39:16-6#

Hannah Diemer: Jetzt hast du ja gerade beschrieben, dass die Linguistik die Struktur der Sprache ist. Ist Sprache dann auch ein Zugang zu Strukturen und schafft Sprache dann auch Zugänge? Also ich ziele jetzt natürlich ab auf Gender Studies und Inklusion stexte. #00:39:35-9#

Christina Rauch: Sagen wir mal so Ich bin mir jetzt. Ich bin mir sicher, dass das so ist, dass natürlich die Art und Weise, wie du, ähm, also in welcher Sprache du Du sprichst, dir sozusagen bestimmte Aspekte des Lebens auch auf der strukturellen, auf der grammatischen Ebene ausdrückt. Das formt natürlich auch, wie du schaust. Du musst nur mal Versuche einfach mal jemandem zu erklären, was der Akkusativ im Unterschied zum Dativ ist. Da wirst du merken, was ich meine. Das ist natürlich so, was nicht richtig ist. Es gibt keine. Es gibt keine Ursache Wirkung, Verkettung. Also es ist nicht so, wenn du ein sprachliches Phänomen hast, dass du ein gesellschaftliches Phänomen Y daraus erklären kannst. Das ist sicherlich nicht der Fall. Was aber schon ist, das ist natürlich, weil Sprache ja immer auch Handeln ist. Also die Art, wie ich spreche, gehört zu meinem Gesamtverhalten, das ich ja auch da immer wieder Verhaltensänderungen einführen kann. Und natürlich spielst du jetzt an auf die, auf die Gendergeschichte und das ist ja ein rotes Tuch für ganz viele. Und dann werden immer ganz kuriose Argumente hervorgezogen, also zum Beispiel die Schönheit der Sprache. Und da denke ich mir, das ist das seltsamste Argument in dem Zusammenhang, das mir einfallen würde, weil ich denke, dass das mit Sprache nichts zu zu tun hat und ein entsprechen in rein einem generischen Maskulinum ist nicht schöner oder hässlicher als ein Sprechen in Gendersternchen, das ich natürlich in meinem Redefluss da jeden jedes. Jedes Mal, wenn ich den Mund aufmache, finde ich irgendeine praktische Lösung. Und was ich zum Beispiel gerne mache, wenn ich schreibe und ich schreibe zum Beispiel für was, wo ich denke, da ist aus irgendwelchen Gründen will ich jetzt nicht das Sternchen haben oder das Lagerlager ursprünglich daran dieses große Binden, das habe ich tatsächlich einfach nicht gemocht und habe es selten seltenst möglich verwendet. Aber natürlich habe ich es auch verwendet, weil es ist ja auch egal, welches Mittel du nimmst, du kannst auch einen Purzelbaum beim Reden schlagen, aber es gibt ja auch noch andere. Also ich meine, die Sprache ist ja, es ist ja nicht so, dass es nur einen Weg gibt und natürlich kann ich das immer verknüpfen kann, sagen Leserinnen und Leser. Ich kann aber auch das finde ich halt witzig, wenn ich einen Text schreibe. Ich kann auch einfach wechseln. Ich habe Texte geschrieben, da habe ich einfach dann durchgezählt. Ich habe dann paritätisch habe ich halt das Femininum verwendet und das Maskulinum. Und es ging sich immer genau aus. Da habe ich schon dafür gesorgt und dadurch war es halt. Da kannst du auch verwirrt sein. Wie? Jetzt redet sie von ihr und dann redet sie von ihm und dann von ihm. Aber das ist ja der Sinn der Sache. Man soll ja einfach auch. Und man will ja auch bei seiner Leserin, bei seinem Leser einfach ein bisschen Verwirrung stiften, damit das Hirn in Gang kommt. Und natürlich ist es so, das ist auch wahr. Das haben ja Studien auch schon gezeigt, oder Experimente. Wenn du halt immer nur von Anführern sprichst, dann haben alle einfach einen Mann im Kopf und niemand denkt bei dem Begriff der Krankenschwester an einen Mann. So ist es. Und ich denke, natürlich ist es als als Teil sozusagen des Bemühens um Emanzipation, Gleichberechtigung und Fairness ist das Sprechen in angemessener Art und Weise ein essentieller Teil. Es ist aber nicht so, dass wenn ich richtig spreche, ich schon alles gemacht habe, was geht. Und es ist nicht so, dass jemand, der nicht richtig spricht, verkehrt ist. Also ich kann jetzt mit jemandem, die der Meinung ist, ich hasse das. Ich hasse diese Genderei und ich schreibe nur im generischen Maskulinum, außer ich schreibe über eine Frau und die drückt aber Haltungen aus, die emanzipatorisch sind. Der kann ich doch nicht absprechen, dass das emanzipatorisch ist. Das geht nicht. Also von daher denke ich mir, ich verstehe ganz häufig die Aufregung nicht, weil ich mir denke sprich halt einfach weiter. Und wenn jetzt jemand halt nicht so spricht, dann sprichst du so! Aber natürlich gibt es halt immer wieder Zoff. #00:44:04-3#

Hannah Diemer: Zählt das dann eigentlich zu einer feministischen Linguistik? Weil du hattest ja auf der Webseite auch beschrieben, dass da einer deiner akademischen Schwerpunkte auch die feministische Linguistik war. Was kann ich mir den darunter vorstellen? #00:44:17-5#

Christina Rauch: Damals war Feministische Linguistik Tummelplatz und Luise Pusch. Ähm, das war halt einfach. Das war einfach spannend. Das war einfach interessant. Da hat sich, wie will ich sagen, das hat sich da entwickelt und es war total aufregend. Also einfach, dass da Linguistin, die Pusch ist ja und auch die Ploetz sind, ja, sind ja Professorin in der Linguistik und die haben sich einfach mit dieser Thematik beschäftigt, haben dann in der Grammatik, in der Wortwahl, in der Morphologie haben die dann eben all diese Befunde ausformuliert und es war aufregend, Es war einfach spannend, es war witzig und davon habe ich ganz viel profitiert. Und in dem Sinne würde ich auch immer noch sagen lässt diese Bücher von den beiden. Ich weiß nicht, ob es sie noch gibt, aber ich glaube von der von der Luise Pusch. Das Deutsche als Männersprache, das gibt es, glaube ich, noch. Das soll man lesen. Und dann soll man einfach sagen Hey, jetzt habe ich, jetzt habe ich ein neues, ein neues Köfferchen mit Spielzeug und jetzt spreche ich einfach mal so und anders. Ich habe ganz lang, also ich verwende es bis heute selten das Pronomen man. Das habe ich tatsächlich dann auch nicht mehr verwendet, weil man kann auch anders allgemein sprechen. Manchmal mache ich es also so alle paar Jahre. Das ist jetzt, wie wenn man zugibt, dass man das man alle paar Jahre mal einen Schluck Wein trinkt. Aber es ist tatsächlich so es ist, wenn man, wenn man immer nur ein sprachliches Mittel nutzt, wird das eigene Zeug auch langweilig. Und das war halt aufregend. ich denke, das gehört auch nach wie vor dazu. Ähnlich wie diese ganzen anderen linguistischen Betrachtungen über Was sagt dir das über die Weltanschauung aus oder oder solche Sachen? Das sind alles nach wie vor aktuelle Konzepte und ich finde, wenn Linguistik studiert, soll sich mit denen auch beschäftigen. Aber ich glaube jetzt einfach mal so für, für, durch für den Durchschnitts gebildeten Menschen, der jetzt kein Spezialgebiet, keine speziellen Aktien in der Linguistik hat. Das kann man zur Kenntnis nehmen und kann einfach versuchen, dass man das eine oder andere beherzigt, was auch zum eigenen Stil passt. Und es wäre ganz toll, wenn es feministische Linguistik als Fach echt gäbe. Aber da bin ich jetzt auch zu lang aus der Uni draußen. Man hat ja dann diese Gender Studies entwickelt und da ging ja dann viel feministische Forschung einfach drin auf. Ob sie da auch unterging? Das müsstest du jetzt jemanden fragen, die da noch an der Uni ist. #00:46:58-4#

Hannah Diemer: Das ganze hat dich ja letztendlich dann auch zur Queer Theory geführt. #00:47:02-4#

Christina Rauch: Genau, genau. Also das ging ja weiter. Also das sind, das sind alles solche, das sind alles solche Themengebiete und Disziplinen, die stehen auf den Schultern von. Das ist ich denke mal darf immer nicht vergessen. Man steht immer auf den Schultern von Riesen und Riesen. Und das ist das ist wichtig und auch diese ganzen diese ganzen Empowerment Geschichten oder dieses emanzipatorische, was ja in vielen dieser Theorien auch ausgedrückt wird und und auch in den in der Praxis ausgelebt wird, Das basiert ja genau auf solchen Überlegungen und ich denke, das ist ja auch immer richtig. Das ist nicht für alle ihr ganzes Leben lang richtig. Aber es hat ja auch viel damit zu tun. Du entdeckst ja auch die Welt. Ich meine, ich war damals auch ich war damals Mitte 20 da hast, dann liest du das, dann bist du voll hin und weg. Und das ist ja sozusagen der Anfang. Und heute ist halt. Heute ist halt 30 Jahre später und dann sitze ich halt da, denken Mensch, Gott sei Dank habe ich das ganze Zeug gelesen und ich verstehe, Wie gesagt, das ist jetzt habe ich jetzt mehr oder weniger schon öfter gesagt. Aber ich finde diese Aufregung darum, dass man jetzt was liest, was einem nicht passt, die finde ich einfach unangemessen. #00:48:17-4#

Hannah Diemer: Da hatte ich dann dein theoretisches Interesse an der feministischen Linguistik und an den Roman Studies auch dazu gebracht, dich ehrenamtlich zu beschäftigen, weil du hattest dich ja auch im Frauenzentrum Nürnberg angestellt. #00:48:28-1#

Christina Rauch: Ja, das war alles, kam alles. Daher natürlich die Ringvorlesung Alles und auch das. Ich meine, heutzutage ist es eben so, ich habe, ich denke okay, es muss halt jetzt leider reichen, dass ich die AIDS Bärchen da habe oder dass ich eine Fahne raushängen oder dass ich mich, dass ich irgendwie keine Ahnung die Wasser Abholstation für den Deich Matsch bin oder ein Video macht. Aber das kommt alles daher, Ja. #00:48:52-9#

Hannah Diemer: Wie stehst du so zur Inklusionsfrage? Also wenn man sich jetzt zum Beispiel die deutschen Kinderbücher ansieht, gibt es dann da auch so typische Themen wie jetzt im deutschen Marketing, dass man sagt Blau steht für Jungs, Rosa steht für Mädchen? Gibt es in der Kinderbuchliteratur auch. #00:49:08-6#

Christina Rauch: Das ist schwierig. Also in den kommerziellen Reihen ganz sicher. Und natürlich hast du seit ein paar Jahren ja dieses explizite Mädchen und Jungs Marketing bisschen umgedeutet. Halt das Die Prinzessin ist halt immer die, die nur dasitzt und wartet, bis der Ritter kommt, sondern die modernen Prinzessinnen in den Heften, die sind alle, die spielen alle Fußball mit ihrer, mit ihrer goldenen Kugel und die wollen Bogenschießen lernen und so und es ist auch toll. Das geht auch seinerseits wiederum zurück auf zum Beispiel die die Prinzessin. Pfiffig, was ein feministisches Märchenbuch ist, dass es auch immer noch gibt von der Kohle. Das ist also in sich. Ist es in Ordnung? Nee. Aber natürlich drückt es eine, drückt es eine Dichotomie aus, die man ja eigentlich aufbrechen will. Es gibt aber auch ganz viel Kinderliteratur, die nicht auf dieses Blau Rosa Schema sich beschränkt. Also auch nicht in der, in der Optik, im Marketing. Und da muss ich jetzt ganz ehrlich sagen, was ich viel ärger finde, das ist diese extremst Fokussierung auf das sage ich jetzt absichtlich so wie ich sage, sogenannte Fantasy, gerade im Jugendbuch Bereich für ältere Jugendliche, wo ich mir einfach denke, ich sage mal ihr könnt die doch nicht zu ballern mit noch einem Abklatsch vom Abklatsch von irgendeiner erfolgreichen Urban Fantasy Saga. Das geht nicht, aber das wird gemacht und es ist halt Es ist schon so, ich bin echt eine Freundin davon, dass man auch was weiß ich kulturelle Inhalte Halte, sozusagen aufbereitet in einer Literatur, in der Jackson zum Beispiel, diese mit den griechischen Göttern. Das ist ein wunderbares Beispiel. Es ist cool, das hat den den den Mädels und Jungs hat es einfach die diese diesen Olymp in der Art und Weise näher gebracht. Das hätte die normalen nicht interessiert. Aber muss es jetzt noch ein Abklatsch und noch ein Abklatsch und noch ein Abklatsch geben? Das regt mich auf. Und warum gibt es gar nichts anderes? Es gibt so wenige Autoren und Autorinnen, die jetzt sozusagen auch in einem in einem kommerziell relevanten Ausmaß präsent sind. Also der Oliver Schick ist zum Beispiel einer, aber der schreibt, der, der schreibt großartige Bücher, die mag ich alle und der macht das würde ich jetzt nicht unter Fantasy subsumieren, sondern der macht phantasievolle Geschichten. Und er hat auch, der schreibt auch realistische Geschichten. Und ich bin immer am Suchen, dass ich da auch was finde, was ich denen anbieten kann, die keine Fantasy lesen wollen. Also das finde ich tatsächlich viel bedenklicher als die Frage Ist dieses Buch jetzt rosa oder blau? Ja, nee. Und ansonsten wie gesagt, klar, Inklusion da. Das ist das ist ein Thema. Also du meinst jetzt wahrscheinlich auch so was wie behinderte und nichtbehinderte Kinder in einer Klasse? Klar, da glaube ich, das kann man gar nicht oft genug machen. Aber weißt du, es ist halt einfach immer schöner, wenn das Autoren machen, die das auch erzählerisch wuppen. Also zum Beispiel der Steinhöfel mit seinem Oskar Rico und die Tiefer Schatten mit dieser Serie der Bubbles halt. Das ist halt schön, ne? Und da wollen Kinder wollen da keine erhobenen Zeigefinger haben, sondern das müssen gute Geschichten sein mit guten Charakteren und die müssen, da muss das muss dann, das muss einfach passen und lieber verkaufe ich halt einfach bis ans Ende meiner Tage nur Oskar, Rico und den Tieferschatten als nur so langweiligen, hinge geschmiedeten Scheiß. Oder zum Beispiel vom. Wie heißt er? Hollis Williams, glaube ich. Kicker im Kleid. Das ist ein ganz tolles Buch. Da geht es um einen Jungen, der gerne Kleider trägt und dabei auch gerne Fußball spielt. Und das ist mir aufgefallen. Das Buch tatsächlich jetzt weniger wegen des Titels und des Themas, sondern weil es von meinem Lieblings, einem meiner Lieblings Illustratoren illustriert ist. Und solche Sachen, oder? Ähm, zum Thema Inklusion, das gibt es leider nicht mehr. Da gab es das Jahr drei Bände. Ich die Benedict Gesellschaft. Das ist sozusagen auch ein fantastischer Kinderroman, mehr oder weniger. Also kein Fantasy, sondern fantastisch. Und das siehst du dann, das liest du dann und dann stellst du fest, das sind lauter Verhaltensauffälligkeiten drin, solche Sachen. Also es muss einfach so ja, dass da halt was entsteht, eine Beziehung zwischen mir oder dem Kind und irgendwelchen dieser Figuren sowas. #00:53:45-1#

Hannah Diemer: Ja. #00:53:45-9#

Christina Rauch: Und da finde ich es schade, dass viele Bücher nicht lang genug oder halt einfach. Das hat aber eine wirtschaftliche Problematik, dass halt einfach die Klischees einfach nicht mehr so gepflegt werden. #00:53:58-1#

Hannah Diemer: Ich hätte noch so viele Fragen an dich und deshalb würde ich das Ende unseres Gesprächs einfach in ein paar Entweder oder Fragen gliedern. Und ich würde dich bitten, dass du wirklich ganz kurz dich zwischen den beiden Alternativen entscheidest, gar nicht viel erklärst, sondern einfach aus dem Bauch heraus antwortest. Roman oder Krimi, Roman Reader oder Buch. #00:54:21-4#

Christina Rauch: Dieser Tage, Reader. #00:54:22-6#

Hannah Diemer: Alt, Deutsch oder Denglisch halt. #00:54:26-5#

Christina Rauch: Deutsch natürlich. #00:54:28-2#

Hannah Diemer: Gedichte oder Poetry Slam? #00:54:32-8#

Christina Rauch: Hm. #00:54:33-8#

Hannah Diemer: Beides. #00:54:35-3#

Christina Rauch: Kurzgeschichte oder Schmöker. #00:54:38-0#

Hannah Diemer: Kurzgeschichte? #00:54:38-8#

Christina Rauch: Und schreiben. oder lesen. #00:54:41-9#

Hannah Diemer: Lesen. #00:54:42-4#

Christina Rauch: Das musste sie auch sagen als Buchhändlerin. #00:54:46-9#

Hannah Diemer: Nein, das ist tatsächlich. Muss ich gar nicht. Es ist tatsächlich so Wenn mich jemand fragt Was kann ich? Was ist seine geheime Superkraft? Dann sage ich immer Lesen, weil das ist das, was ich wirklich gut kann. #00:54:55-7#

Christina Rauch: Christina Rauch Vielen lieben Dank für dieses Gespräch. Ich hätte noch Nachmittage lang mit dir weitersprechen können. Ich bedanke mich ganz herzlich. Ich habe super viel gelernt. Ich wünsche dir jetzt noch einen schönen Restnachmittag und schön, dass du dabei warst. #00:55:11-0#

Hannah Diemer: Ja, wunderbar, Vielen Dank. Es hat Spaß gemacht, auch wenn ich geredet habe wie ein Wasserfall. #00:55:15-2#

Christina Rauch: Ich wünsche dir einen wunderschönen Nachmittag und allen Hörerinnen und Hörern Danke fürs Zuhören Und bis zum nächsten Mal. Tschüss. #00:55:23-2#

Hannah Diemer: Danke. #00:55:24-5#

Christina Rauch: Tschüss. #00:55:25-0#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

"Wir müssen nicht ständig optimierend und erfolgsorientiert Handeln!” meint Christina Rauch, Buchhändlerin aus Leidenschaft und beschreibt, wie wir unsere Inspiration und unser Wissen neu entdecken können

Christina Rauch ist Buchhändlerin und Inhaberin der C.RAUCH’schen Buchhandlung in Nürnberg. Sie berichtet vom Buchhandel in Pandemiezeiten und warum Bestsellerlisten kein Garant für gute und wichtige Bücher sind. Wir sprechen stattdessen über die Neuentdeckung des Buches und über den ständig präsenten Erfolgsdruck, der schon bei unseren kleinsten Kindern beginnt.

Sie erklärt, warum es so wichtig ist, dass wir uns auch mit Unbekanntem beschäftigen und wir so eine eigene Meinung und weites Denken ermöglichen. Christina Rauch schafft es dabei im Handumdrehen, uns für feministische Linguistik und Philosophie zu begeistern. Die flammende Leserin, die übrigens 80-90 Bücher pro Jahr liest, engagiert sich nebenbei auch noch feministisch und antirassistisch.

Und natürlich sprechen wir über Bücher, Bücher und noch mehr Bücher. Die Folge ist gespickt mit aktuellen und ewigen Lieblingen von Christina Rauch, die Liste reicht über Sachbücher, Romane, Kurzgeschichten und Gedichten hin zu inklusiven Kinderbüchern.

Wenn Sie die ganzen Buchtipps der Folge nicht mitschreiben möchten, schreiben Sie uns einfach eine Mail. Wir schicken Ihnen die Namen der Autoren und Titel zu!

Weitere Informationen:

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Aufgenommen am: Montag, 7.12. 2020
Veröffentlicht am: Donnerstag, 10. Dezember 2020
Moderation: Hannah Diemer
Im Gespräch: Christina Rauch

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Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch. 

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Foto: Christina Rauch