Zum Hauptinhalt springen

Birgit Mair, sind alle Verschwörungstheoretiker rechtsradikal?

Speaker 1: Kontaktaufnahme: der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg. #00:00:10-8#

Speaker 1: Guten Tag! Mein Name ist Grazyna Wanat, und zu Gast ist heute bei uns Frau Birgit Mair, Diplom Sozialwissenschaftlerin, Buchautorin und Expertin für Rechtsextremismus. Guten Tag, Frau Meir. #00:00:33-1#

Speaker 2: Hallo, guten Tag, Frau Wanat. #00:00:35-1#

Speaker 1: Sie beschäftigen sich seit 20 Jahren oder über 20 Jahren schon systematisch mit verschiedenen extrem rechten Erscheinungsformen. Das ist ein sehr spezielles Forschungsfeld, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie als Kind schon auf die Frage, "Was willst du später werden?", geantwortet haben: "Ich möchte Nazis beobachten." Wie kommt es zu dieser Spezialisierung? Warum machen sie das, was sie machen? #00:01:00-7#

Speaker 2: Nun, das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich habe schon als Kind mir bestimmte Fragen gestellt. Ich wollte als Kind auch immer etwas machen, was mit Menschen zu tun hat, und das Thema Nationalsozialismus war tatsächlich für mich schon als Kind ein Thema. Natürlich wusste ich damals nicht, dass ich das mache, was ich heute mache. Aber ich erinnere mich beispielsweise, dass ich im Alter von 15 Jahren, damals hatte ich eine Handelsschule besucht, in Innsbruck, also in Österreich, und ich habe damals ein Referat über Adolf Hitler gehalten. Und das war etwas sehr Außergewöhnliches, weil einfach niemand sich für diese Themen interessiert hatte. Und ich kann mich auch sehr gut erinnern, ich war vielleicht etwa zwölf Jahre alt, als ich zu Hause einen Film gesehen habe, wo es um die Befreiung der KZs ging. Dieser Film hat mich also sehr getroffen, weil mir unmittelbar klar war, dass das kein Science Fiction ist, dass es etwas ist, was mit mir und auch mit meiner Familie zu tun hat. Jetzt, natürlich viel, viel später, Jahrzehnte später, weiß ich etwas mehr darüber, was ich damals geahnt habe. Ich bin in Österreich aufgewachsen als Kind eines österreichischen Vaters und einer deutschen Mutter. Und es ist bei mir tatsächlich so, ähm, dass ich in einem Dorf aufgewachsen bin, also ein sehr kleines Dorf, indem eine Widerstandsaktionen gegen die Nationalsozialisten stattgefunden hat. Ich weiß nicht, ob sie den Film kennen "The real Inglorious Bastards" . Das war also ein Kinofilm, der gelaufen ist, und das Dorf, das da beschrieben wird, ist genau das Dorf, aus dem ich komme. Da gab es nämlich einen, ein Wehrmachts-Deserteur, der zu den Amerikanern übergelaufen war und der dann gemeinsam mit zwei jüdischen Agenten in dem Dorf, aus dem ich komme, versteckt wurde. Und einige Menschen, die in diesem Widerstandsnetzwerk aktiv waren, sind auch weitere Verwandte von mir. Und das interessante ist, dass ich diese Geschichte Jahrzehnte lang nicht wusste. Und erst durch diesen Film und dann durch ein Buch von Herrn Dr. Pirker, also ein Historiker, der ein Buch über diese Operation Greenup geschrieben hatte. So hab ich überhaupt über dieses Widerstandsgeflecht aus meinem Heimatdorf überhaupt erfahren. Ich das finde ich total verrückt, dass darüber nicht gesprochen wurde, und es wurde auch nicht gesprochen, natürlich, über die Nazis innerhalb meiner Familie. Also ich habe ja gesagt, meine Mutter ist gestorben, und ich habe wirklich bei vielen Verwandten nochmal gefragt, hat denn meine Oma, also meine deutsche Oma, euch mal was erzählt? Weil was ich natürlich schon wusste, ist, dass meine deutschen Großeltern mit einer Frau, die also bei der SS war, und ein Mann, der bei der SS war. Das waren unsere Nachbarn, wo ich gelebt habe, in Österreich, in dem Dorf. Die waren mit dem befreundet, und mein Vater hat auch immer versucht, dort also Dinge rauszukriegen, und meine Mutter hat also alles vernichtet, was mein Vater hervorgegraben hat. Und als jetzt tatsächlich meine Mutter gestorben ist, habe ich noch mal mich umgehört, und eine Verwandte von mir hat mir dann gesagt, Birgit, jetzt setz dich hin, also, meine Oma habe ihr erzählt, dass also bei unserer deutschen Verwandtschaft sogar Himmler zu Besuch gewesen sei. #00:05:06-6#

Speaker 1: Oh Nein! #00:05:07-1#

Speaker 2: Das hätte ich nicht gedacht. Also ich habe natürlich da, ich habe in der Foto Kiste alles Mögliche an Nazimemorabilien natürlich gefunden und so, aber, dass es so weit geht, das hätte ich mir nicht gedacht. Und ich komme eben auch aus einer Familie, wo das einfach komplett totgeschwiegen worden ist, und ich denke, das ist auch ein Grund, warum ich das mache, was ich mache, weil wenn man einfach nichts erzählt und auf Biegen und brechen sich nur als Opfer darstellt und alles andere ausblendet, dann kommt eben auch sowas bei raus. Es ist so. #00:05:38-3#

Speaker 1: Und nach dem Studium hat ihre berufliche Arbeit oder noch während des Studiums, glaube ich, bei der Stadt Nürnberg begonnen, und zuerst mit Presse im Presseamt. Stimmt das? #00:05:51-3#

Speaker 2: Ja, also, ich hatte eigentlich wahnsinniges Glück, muss ich sagen. Ich hatte damals einen Freund in Nürnberg, mit dem ich schon einige Jahre auch zusammen war. Das heißt, Nürnberg kenne ich eigentlich schon seit meinem 16. Lebensjahr. Ähm, natürlich habe ich damals noch nicht hier gelebt, aber ich habe eben oft meinen Freund besucht und dann hier die Stadt eben in den 80er-Jahren auch erlebt, kann mich erinnern an Monsters Of Rock Konzerte. Also, er war so ein Heavy Metal Fan, und in dem Alter passt man sich aber noch ein bisschen an, Musik mäßig. Und ich kann mich auch erinnern an so Diskos, wie das Quattroset und so. Diskos, die es heute gar nicht mehr gibt. Und ja, und dann wollte ich natürlich unbedingt, ich bin ja am Land aufgewachsen, in einer etwa 2000 Einwohnergemeinde, und sie können sich nicht vorstellen, wie schrecklich es ist für ein Mädchen, das nicht so angepasst ist, und das weiß ich noch nie, auf so einem Dorf zu leben. Also, das geht gar nicht um die Dorfbewohner jetzt, es geht einfach um die Möglichkeiten, die man eben nicht hat. Man hat auf dem Dorf die Möglichkeit damals gehabt, entweder in den Kirchenchor zu gehen oder beim Schützenverein, ich sag mal so den männlichen Schützen, damals Schnaps auszuschenken, also einen Marketenderinnen Posten zu bekleiden im Dirndl. Beides hat mich wirklich überhaupt nicht interessiert, und deswegen war für mich die Großstadt, also Nürnberg, schon immer was ganz tolles, und ich habe damals etwas ganz Verrücktes gemacht. Ich bin einfach ins Rathaus gegangen und hab gesagt, ja, also, ich habe einen Handelsschulabschluss, und ich hatte auch schon zwei Jahre Berufserfahrung. Ich hatte nämlich in einem Glasgeschäft, den Innsburg, gearbeitet, in einem Kristallglas Geschäft und dort die amerikanischen Kunden bedient, weil ich Englisch konnte und mein Chef eben nicht, und war da auch so eine Art Geschäftsführerin. Also, ich hatte schon ein bisschen was vorzuweisen, und dann bin ich einfach ins Rathaus in Nürnberg marschiert und habe gesagt, ja, das kann ich. Und die Dame hat gesagt, ja, dann setzen sie sich mal hin und machen sie mal eine zehn Minuten Abschrift, damals natürlich noch an einer richtigen Schreibmaschine. Es gab keine Computer. Ja, das habe ich dann gemacht, das konnte ich ja auch, habe ich ja drei Jahre gelernt. Das hat wohl gepasst. Mit waren wohl nicht so viele Fehler drin, und sie sagte, zwei Wochen später kam der Anruf, und sie sagte, ja, sie können also da im Presseamt anfangen, für ein halbes Jahr befristet erstmal. Da wäre ein Archiv zu sortieren. Ja, und dann habe ich also ein halbes Jahr lang dort ein Archiv sortiert. Dadurch für mich war das super, weil ich immer schon so ein neugieriger Mensch war, und ich habe so ungefähr alles in der Hand gehabt, was mit Nürnberg zu tun hat, weil es also ein gefühlter 20 Quadratmeter oder vielleicht 15 Quadratmeter Raum war, mit ganz vielen Büchern, Publikationen, Faltblättern, und ich habe also einfach so einen Rundumschlag schon mal gekriegt, was hier in Nürnberg so relevant ist, und das sollte ich eben sortieren, und ich kann mich noch sehr gut erinnern. Eine Schublade habe ich dann mal so aufgemacht, und da kam tatsächlich dann Dokumente raus mit NSDAP-Stempel und mit also wirklich Hakenkreuz Stempel, und ich dachte mir, das gibt's doch gar nicht. Und bin dann also auch gleich zum Chef und hab gesagt, was ich da gefunden habe. Ich denke, die haben das dann ins Stadtarchiv getan, Es hat mich schon echt ganz schön umgehauen, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe, dann sowas dazu finden. #00:09:46-7#

Speaker 1: Geschichte zum Anfassen, tatsächlich. Und anschließend, und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, würden sie stellvertretende Gesamtvertrauensperson der ausländischen Beschäftigten bei der Stadt Nürnberg. Das klingt heute etwas exotisch. #00:10:07-0#

Speaker 2: Also, dieses Amt gibt es heute nicht mehr, weil das dann, nachdem ich das einige Jahre betrieben hatte, abgeschafft worden ist, weil es dann eben auch für die Ausländer das passive Wahlrecht zum Personalrat gab. Aber es gab es, und ich sag mal so, dieses ständige Abtippen von Pressemitteilungen, das hat mich nach zwei, drei Jahren schon so gelangweilt. Ich bin da ganz offen, und vor allem, man musste ja damals, wenn man sich einmal vertieft hatte oder zweimal, alles noch mal neu tippen, und es war einfach fürchterlich. Ich war so froh, dass irgendwann die Computer auch da waren. Aber in der Zwischenzeit nun, ich hatte einen österreichischen Pass, damit galt ich als Ausländerin, Österreich gehörte damals auch noch nicht zur EU, und damit konnte ich normal für dieses Amt kandidieren, und ich habe das damals zusammen gemacht mit einem aus der Türkei kommenden Kollegen. Der war dann eben die Gesamtvertrauensperson, und ich war die stellvertretende Gesamtvertrauensperson. Wir wurden dann auch freigestellt von unseren Jobs, das heißt, wir konnten tatsächlich uns in unserer Arbeitszeit und auch bezahlt um die Belange von, damals hat man tatsächlich noch, den Begriff Migranten gab es überhaupt nicht, um Ausländerbelange und Ausländerinnen und ausländische Arbeitskräfte, die eben bei der Stadt Nürnberg gearbeitet haben, kümmern. Und damals waren etwa ja von denen ich, ich leg jetzt da nicht so, aber was ich mich erinnern kann, von 15000 Beschäftigten waren es etwa 1000 Ausländer, soweit ich mich erinnere. Ich glaube, ein Drittel EU-Bürger und zwei Drittel nicht oder umgekehrt, das weiß ich jetzt nicht genau. Aber ich weiß, es waren so, die EU-Bürger, waren also Spanier, Italiener, die beispielsweise im Klinikum gearbeitet haben, auch viele Pflege oder auch im Reinigungsbereich. Dann war damals auch das Stadtreinigung und Fuhramt, also quasi die Müllabfuhr. Da waren noch aus meiner Sicht viel mehr Migranten als heute, und das waren so die Bereiche, wo eben die Schwerpunkte waren. Aber es waren überall in allen sogenannten Referaten auch Menschen, und da gab es auch in den einzelnen Referaten auch dann die Vertrauenspersonen, mit denen wir uns dann auch regelmäßig getroffen haben. #00:12:26-9#

Speaker 1: Was gab's da für Beschwerden oder Probleme? #00:12:30-5#

Speaker 2: Ja, ich meine Diskriminierungserfahrungen natürlich. Ich kann mich erinnern an einen Mann aus Afghanistan. Der hatte sich stadtintern mal beworben in einer Dienststelle und hat diese Position nicht bekommen, wobei das sehr unüblich war, und ein externer hat dann eben diesen Job bekommen. Der Externe war ein deutscher Hellhäutiger. Wir sind dann der Sache nachgegangen, also tatsächlich bis zur Einigungsstelle, das heißt, da wurde dann also verhandelt. Was ist hier los? Und ich kann mich noch gut erinnern, wie als Argument das dafür, dass man also den Afganen nicht genommen hatte, gesagt wurde, die Post müsse ja irgendwie, was weiß ich, nach einem System einsortiert werden, und man würde ja in Afghanistan von rechts nach links schreiben, was ja auch stimmt. Also, da wird von rechts nach links geschrieben, und deswegen könne er das gar nicht. Das war natürlich mal quatsch und eine eine Schutzbehauptung. Es ist dann so ausgegangen, dass der junge Afghane, der hatte dann auch überhaupt keine Lust mehr, da zu arbeiten, weil er schon gemerkt hat, dass er da nicht willkommen war in dieser Dienststelle. Ich will jetzt auch gar keinen Namen nennen, weil ich weiß auch, dass diese Dienststelle sich mittlerweile ganz anders entwickelt hat. Aber damals war es schon ganz schön heftig, was ich auch selber mitgekriegt habe an diskriminierenden Äußerungen. #00:13:59-5#

Speaker 1: Aber sie konnten was erreichen, sie konnten was verändern mit dieser Stelle. #00:14:04-8#

Speaker 2: Nun, ich denke, man hat ein bisschen aufgemischt, ja. Also, damals war es ja noch so, dieses "Bei uns doch nicht", und "Bei uns gibt es sowas nicht." Oder "Rassismus? Diskriminierung? Nein.". Es wurde einfach so, wir haben ja ein bisschen so.... Ob man jetzt viel erreicht hat, weiß ich nicht, aber wir haben zumindest ein bisschen aufgemischt, würde ich sagen, und eben es thematisiert: "Das ist Rassismus". und dass es teilweise auch extrem rechte Einstellungen, auch in der Mitte der Gesellschaft und eben auch in so einer Behörde natürlich gibt, weil dort auch Menschen arbeiten mit diesen Einstellungen. Und die lassen sie dann auch natürlich bei den Arbeitskolleginnen, die vielleicht nicht deutscher Herkunft sind, raus, und das hat man natürlich auch gemerkt. Ich denke, was wir vielleicht erreichen konnten, war, dass die Betroffenen sich vielleicht unterstützt oder gestärkt fühlten. #00:14:58-7#

Speaker 1: Und das ist schon wahnsinnig viel, das verändert schon was. Ja, und sie sind dann tatsächlich aus Österreich nach Nürnberg gekommen und geblieben. Wegen Liebe oder wie? #00:15:11-0#

Speaker 2: Nein, zunächst tatsächlich, wegen Liebe, muss man sagen, wobei ich mich dann doch, ich glaube, nach zwei, drei Jahren getrennt habe. Ich will jetzt da gar nicht in die Tiefe gehen. Ähm, es hat einfach nicht gepasst, und ich habe jemand anders kennengelernt, mit dem es besser gepasst hat. #00:15:29-3#

Speaker 1: Und der andere Musik gehört hat? Haha #00:15:29-6#

Speaker 2: Ja auf jeden Fall andere Musik gehört hat, und es hat sich dann einfach so entwickelt, dass ich hier geblieben bin. Aber ich war natürlich schon auch so ein Mensch, der ja auch immer wieder und regelmäßig in die Heimatgemeinde natürlich gefahren ist, also sicher teilweise zwei, dreimal im Jahr, und das ging eigentlich bis letztes Jahr, bis meine Mutter gestorben ist, dass ich also immer natürlich einen Fuß auch in Österreich hatte, wo man geguckt hat. Und ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass das jetzt nicht mehr so ist, weil es ist auch anstrengend, immer dieses woanders noch zu sein, denn man lebt ja eigentlich hier, und das ist der Lebensmittelpunkt hier. Und das andere ist natürlich, ist man verbunden, weil man Verwandte hat oder nahe Verwandte, aber wenn die dann irgendwann auch nicht mehr leben, dann ist es nicht mehr so.... Ja kann man andere Dinge dann auch mal an packen und gucken und was anderes machen. #00:16:30-1#

Speaker 1: Aber wenn sie mal gefragt werden, sind sie eine Deutsche oder eine Österreicherin? #00:16:35-5#

Speaker 2: Nun, ich antworte immer ganz klar. Also ich hab, seit, ich weiß jetzt gar nicht, seit wann, aber irgendwann in den 90er-Jahren, glaube ich, oder habe ich einen deutschen Pass dann beantragt und auch bekommen, und seitdem sage ich natürlich, dass ich Deutsche bin, weil ich einfach einen deutschen Pass habe und auch keinen Doppelpass. Und bei mir selber ist es ja noch etwas komplizierter, denn ich bin ja in Österreich aufgewachsen mit deutschem Migrationshintergrund. Das hat man natürlich damals auch nicht gesagt. Aber meine Großeltern mütterlicherseits kommen aus dem Ruhrpott. Ich kann auch Ruhrpott sprechen und so, weil ich als Kind tatsächlich auch oft im Ruhrgebiet war bei Oma und Opa, und hat mir auch total gut gefallen. Die Mentalität und so, das war alles so offen. Ne, das hat mir gut gefallen, und ich habe natürlich auch tirolerisch gelernt, weil mein Vater eben ein waschechter Tiroler ist. Und meine Eltern haben sich irgendwie kennengelernt, weil die Eltern meiner Mutter dort Urlaub gemacht haben, und dann haben sie sich verliebt, und so lief das dann, und ich war halt in Österreich immer schon ja auch das Kind der Deutschen. Also, das habe ich schon auch gemerkt, wenngleich auch meine österreichische Familie in diesem Dorf sehr etabliert ist und seit wahrscheinlich Jahrhunderten da lebt oder so. Ja, aber trotzdem, man merkt es, und hier zum Beispiel in Nürnberg. Ich kann mich gut erinnern, als ich meinen Mann kennengelernt habe, mit dem ich jetzt also schon seit 16 Jahren verheiratet bin. Dazwischen waren natürlich noch ein paar Beziehungen, und so, ist klar, und ich habe ihm damals verboten zu sagen, seinen Bekannten und Freunden, dass ich aus Österreich komme, weil es mich tatsächlich so genervt hat, dass man immer in diese Schublade gesteckt wird, so, ach, du kommst ja aus Österreich, du musst dich ja auskennen, du musst ja Expertin sein für österreichische Politik oder für dies und das ja, oder man wird einfach so gesehen. Und mir war es immer wichtig, dass die Menschen mich als Ich kennenlernen und nicht als die, die aus Österreich, eben weil, es macht wirklich einen Unterschied, und erst wenn ich erst, wenn sie mich eine Weile kennen, und ich sag mal so, man versteht sich gut, dann macht es auch keinen Unterschied mehr, dann ist es auch egal, aber man ist aus dieser Schublade raus. #00:19:11-2#

Speaker 1: Mhm ja, das stimmt. Ich finde es sehr interessant, dieses Thema der Identitäten überhaupt und als was man sich fühlt oder bezeichnet. Ich hatte jetzt so eine Erfahrung. Ich war jetzt länger in Spanien, und immer wenn ich gefragt wurde, woher kommst du, hab ich geantwortet aus Deutschland, und das ist natürlich wahr. Ich lebe seit 30 Jahren in Deutschland, und trotzdem hatte ich immer das Gefühl, irgendwie, ich lüge ein bisschen, weil ich eben auch aus Polen stamme. Und das heißt, das ist im Hinterkopf immer präsent, dass diese Identität eine, ich will nicht sagen gebrochene, aber eine komplizierte, eine etwas andere, ist. Und diese einfache Antwort aus Deutschland, die hat zwar gestimmt, aber irgendetwas hat gefehlt, hat, immer gefehlt für mich. Naja, was ich jetzt fragen wollte, sie haben danach, ich weiß nicht, ob das gleich anschließend war, aber sie haben einige Zeit auf jeden Fall bei einem Projekt in der Zeppelin Tribüne gearbeitet. Ich würde da gerne was mehr dazu sagen. Es gibt möglicherweise Menschen, die zuhören und nicht wirklich wissen, wovon wir jetzt reden, also Zeppelin Tribüne, dass ist eben das dominierende Element auf dem Aufmarschgelände der Nationalsozialisten, und es ist vielen Menschen auch bekannt, auch wenn sie noch nie in Nürnberg gewesen waren. Unter anderem von Filmen von Leni Riefenstahl. Das ist eben überdimensionale Treppenbühne, von der der Führer während der Reichsparteitage seine Propagandareden brüllte. Und nach dem Krieg wurde viel diskutiert. Was macht man überhaupt mit solchen Bauten? Ob man diese architektonischen Überbleibsel behalten sollte, als Mahnmal vielleicht, oder vernichten sollte, und in Nürnberg hat man sich für das Behalten entschieden. Aber die Frage lebte vom neuen wieder auf, als Ende 2007 festgestellt wurde, dass das Gelände marode ist und wirklich in einem ganz schlechten baulichen Zustand. Also stellte es eine Gefahr für Besucherinnen da, und dann hat man überlegt, was machen wir jetzt? Wollen wir das sanieren oder nicht? Und das ist eine natürlich eine andere Frage, weil das wahnsinnig viel Geld kosten müsste. Jetzt steht fest, es wird saniert, nicht wahr? #00:21:37-4#

Speaker 2: Ich gehe davon aus, dass das beschlossen ist. #00:21:40-8#

Speaker 1: Ja. #00:21:41-6#

Speaker 2: Ähm, ich selber kann nur aus meiner Perspektive sagen, als wir, ich hab zehn Jahre in dieser Zeppelin Tribüne gearbeitet, und zwar die gesamten 90er-Jahre in meinem Sommer. Und ich kann mich gut erinnern an den Streicher-Raum. Also, das war ein Raum, wo es unter anderem um den Ober-Antisemiten Julius Streicher ging. Da hat es dann angefangen rein zu regnen, weil.... #00:22:09-3#

Speaker 1: Das ist dieser Goldene Saal, oder? #00:22:10-5#

Speaker 2: Der goldene Saal ist quasi, ist der größte Raum in dieser Zeppelin Tribüne. Aber es gibt noch kleine Zimmerchen, und in diesen Zimmerchen war eben auch, waren Teile dieser Ausstellung "Faszination und Gewalt - Nürnberg und der Nationalsozialismus", die ich damals betreut habe. Und es hat angefangen rein zu regnen in diesem Streicher-Raum, und ich kann mich gut erinnern. Wir also, ich war da ja nicht alleine, sondern auch andere. Die meisten waren Studierende, die da eben gearbeitet haben in den Sommermonaten. Wir haben uns total gefreut und gesagt: Ach, ist das super! Jetzt das tausendjährige Reich, das geht jetzt hier den Bach runter im wahrsten Sinne des Wortes, und es bröselt, und es bröckelt, und es ist doch super! Und ich persönlich bin der Meinung, auch wenn es jetzt anders entschieden wurde. Aber ich persönlich bin der Meinung, eigentlich hätte man das schön kontrolliert verfallen lassen können und auch die Ruine von außen dann eben angucken, weil es auch von der Symbolik her einfach ein gutes Bild ist, wenn dieses einst für 1000 Jahre angelegte Reich eben auch zerfällt. Gut, wenn es jetzt anders entschieden wurde, ich bin ein demokratisch denkender Mensch, dann ist es so. Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, gerade jetzt nach der Corona Krise, dass man Dinge auch vielleicht noch mal neu bewerten kann, wenn das Geld knapp ist. Also, ich wäre die erste, die dafür wäre, das Kontrolliert wir verfallen zu lassen. Also bin ich nach wie vor noch der Meinung, gut, aber es ist, wie es ist. #00:23:50-9#

Speaker 1: Ja, es sind auf jeden Fall keine kleinen Beträge. Das wird, die Sanierung wird 85 Millionen euro kosten. Ja. #00:23:58-6#

Speaker 2: Oh, das ist doch eine ganze Menge! #00:23:59-7#

Speaker 1: Ja, dann ein Teil, einen Teil übernimmt der Bund und etwa 21 Millionen die Stadt Nürnberg und weitere Gelder. Freistaat Bayern hat auch zugesagt. Naja, aber es gibt natürlich auch Gründe, warum man das so behalten sollte. Es geht, beim Sanieren geht es natürlich nicht um Aufhübschen, sondern um es als Denkmal zugänglich zu machen. Na ja, und bei bei ihrer Arbeit. Sie forschen einerseits, aber andererseits, Sie treffen sich viel, viel mit Menschen, nicht wahr? Und diese Begegnungen, diese Gespräche zum Beispiel mit Zeitzeugen. Ich glaube, das ist auch eine wahnsinnig spannende Sache, die auch nicht mehr lange andauern wird, muss man schon so sagen. #00:24:45-6#

Speaker 2: Ja also, es ist tatsächlich die Begegnung mit Holocaustüberlebenden ist für mich eine wahnsinnige Bereicherung in meinem Leben. Ich habe in den letzten 15 Jahren etwa 300 Zeitzeugengespräche durchgeführt mit zehn verschiedenen Menschen, einige sind auch schon gestorben. Ich hab 1998 angefangen, meine Tochter war gerade vier Monate alt damals, und eigentlich war es viel zu früh für eine Diplomarbeit. Aber ich weiß noch, wo der Professor mich anrief, und er wusste ja, dass ich mich für das Thema interessiere, weil ich ja auf der auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände öfter mal Führungen gemacht habe, auch für andere Professoren aus dem Ausland. Und dann rief er mich an und sagte, eine Frau hätte bei ihm angerufen. Es geht um einen Holocaustüberlebenden, einen jüdischen. Sie möchte, dass seine Biografie erforscht wird, und ich habe sofort ja gesagt, sofort! Ich habe dann tatsächlich eineinhalb Jahre lang Herrn Josef Jacubovic interviewt, bei sich zu Hause in seiner Wohnung in der Nordstadt, und wir haben uns wirklich dieser Sache angenähert. Und ich war bis zum Ende, also bis zu seinem Tod, dann 2013, mit Herrn Jakowitsch und mit seiner Lebensgefährtin und mit seinem, mit dem Sohn der Lebensgefährtin, wirklich verbandelt. Also wir haben sehr viele Dinge auch zusammen gemacht. Wir haben also reisen dann nach Polen gemacht, nach Auschwitz, für ein Filmprojekt, und so weiter. Und das war natürlich eine Geschichte. Mich hatte es so wahnsinnig interessiert. Wie war es möglich, Millionen von Menschen fabrikmäßig zu ermorden? Wie war es möglich, dass diese Menschen da... Für mich war immer die Frage, wie war das organisiert? Und da hat natürlich dieses diese Diplomarbeit, die ich dann verfasst habe, über das Leben von Herrn Jakobovic, über die Tauschgeschäfte, dann auch in den Kzs und Zwangsarbeitslagern, über die unterschiedlichen, auch Behandlungen. Also, es war ja so ein Freiraum dort, also, er wurde teilweise gut behandelt, also, es wurden Freiräume genutzt, es wurde ihm geholfen und teilweise ganz bestialisch, und dafür wurde also auch niemand bestraft damals. Und das, dieses ganze Geflecht, so ein bisschen raus zu arbeiten, das war für mich eine sehr, sehr große Bereicherung und auch diese Perspektive von Betroffenen dann einfach auch mitzukriegen. Ja, wie ist es denn, wenn man also als Vollwaisenkind 1945, am achten Mai hier aufschlägt, und die Eltern sind weg, die Großeltern sind weg, die Geschwister sind alle ermordet worden? Was sind das für Leben? Wie organisiert man sein Leben neu? Und viele waren tatsächlich bis zum Schluss schwer traumatisiert. Herr Jacobovic war schwer traumatisiert, bis zum Schluss. Er ist nie zur Ruhe gekommen. Jetzt mit den etwas jüngeren Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, da merkt man schon, wenn sie also Kinder waren, haben sie Dinge nicht so bewusst mitgekriegt. Aber auch natürlich die Begegnung auch mit den Menschen, mit denen ich jetzt bis heute noch zusammenarbeite, Eva Franz, Fritz Pilz, Sigrid Heilig, Menschen, die ich teilweise jahrelang schon kenne. Mit Eva Franz habe ich über 100 Veranstaltungen gemacht. Da sind auch Freundschaften, haben sich da entwickelt. Es ist einfach so. Ja, das ist eine tolle Sache, also weil es einfach man sich auch als Mensch kennenlernt. Man ist viel zusammen unterwegs, und wenn man nicht eine Sympathie füreinander hätte, könnte man die Arbeit natürlich miteinander gar nicht machen. Also das ist vollkommen klar. #00:28:43-4#

Speaker 1: Und was für Veranstaltungen? Also Gespräche mit Jugendlichen wahrscheinlich? #00:28:47-5#

Speaker 2: Ja, also, das meiste sind natürlich Zeitzeugengespräche in Schulen. Wo also zwei bis 300 Jugendliche oft teilnehmen, wir dann auf der Bühne sitzen und dann natürlich auch Bilder präsentieren, eine powerpoint Präsentation immer dabei haben, und so. Ja, das ist natürlich sehr, sehr wichtig für die Generation jetzt, die die letzten Jahre noch die Möglichkeit haben diese Menschen auch tatsächlich selber zu sehen. Ich habe jetzt, ich habe ja eine Publikation jetzt auch noch mal rausgegeben, die letzten Zeugen, meine Arbeit mit Holocaustüberlebenden, weil ich mir auch dachte, wenn mal irgendwas mit mir ist. Es ist so schade, wenn diese Erfahrungen nicht auch in einem Buch drin sind, und jetzt kann ich noch mit den Zeitzeuginnen, beispielsweise mit Eva Franz oder mit Sigrid Heilig oder Herrn Pilz sprechen. Was möchtest du drin haben, was soll lieber raus? Später geht das natürlich nicht mehr. Und ich bin froh, dass ich es gemacht habe, weil einfach auch viel Erfahrung dann da drin steckt und auch für mich nochmal wichtig ist, auch die Dinge nochmal ein bisschen zu reflektieren. Und bei mir ist zum Beispiel aufgefallen, was vorher so vor 10-15 Jahren nie war, dass beispielsweise Zeitzeuginnen jetzt umarmt werden. Dass die Kinder und Jugendlichen, sie weinen und einmal, ich weiß noch, wir mussten mal eine Veranstaltung, wirklich, also, wir mussten, also ein Teil der Schüler musste raus, weil die haben sich überhaupt nicht mehr eingekriegt. Das war aber jetzt eher die Ausnahme. Die gehen so mit bei diesen Geschichten. Und das ist eine Betroffenheit und eine Empathie, die ich da erlebe. Die habe ich vor 15 Jahren mit Herrn Jakobovic noch nicht so erlebt, also was auch ein bisschen für den Generationenwechsel dann auch spricht. #00:30:40-0#

Speaker 1: Und dann kommt Corona. #00:30:41-9#

Speaker 2: Ja, das war natürlich für uns alle hart. Es ist eine Mischung. Ich sag mal so, mit einer Zeitzeugen, mit der ich sehr, sehr viel gemacht habe. Sie hat dann auch gesagt, eigentlich ist es ganz gut, dass wir jetzt mal eine Pause haben. Ich empfinde es auch so. Weil, wenn, ich mache das ja seit 15 Jahren, ich sag mal, wenn du dreimal oder zweimal in der Woche dann tatsächlich nach Auschwitz gehst, also so, natürlich nicht echt, aber in diesen Geschichten. Natürlich kann man das alles so professionell, und natürlich geht das nicht mehr so nah an mich ran wie damals, als ich die Diplomarbeit geschrieben habe über den Herrn Jakobovic, wo ich Rotz und Wasser geheult habe, als ich diese Geschichten erfahren habe, wo Kinder ermordet worden sind und so weiter. Natürlich ist es viel professioneller, aber also manchen Zeitzeugen tut es auch gut. Diese Pause, jetzt. Muss man ganz ehrlich sagen, zumindest jetzt mal ein paar Monate. Wir, ich bin schon am machen jetzt. Ein anderes Format, das man vielleicht dann das über Videokonferenzen machen kann, dass ich dann, das probieren wir jetzt am zwei Juli das erste Mal aus bei einer Veranstaltung in Kooperation mit der Akademie, dass ich dann den Zeitzeugen telefonisch zuschalte. Weil, das ist natürlich komplett ungefährlich, und wir probieren da jetzt einfach mal ein bisschen aus. Meine Meinung ist, ich kann es nicht verantworten, im Moment diese Menschen zu sehen. Physisch sage ich ihnen auch, also wir sind im Telefonkontakt natürlich. Gerade in der Anfangsphase habe ich auch alle regelmäßig angerufen, um zu gucken, ob es hinten gut geht, und jetzt hat sich das ja alles ein bisschen, sag ich mal, auch normalisiert. Aber es war mir ganz wichtig, da im Kontakt zu bleiben und ob sie Unterstützung brauchen und so weiter. Deswegen mache ich auch immer nicht nicht mit so vielen gleichzeitig, weil man muss sich auch ein bisschen um die Menschen kümmern. Ich kann es nicht verantworten, im Moment sie zu sehen, weil ich möchte nicht diejenige sein, die sie angesteckt hat. #00:32:51-3#

Speaker 1: Mhm, ja, Corona, Corona hat auch auf eine andere Weise ihre Arbeit jetzt beeinflusst, nämlich sie würden auch viel von verschiedenen Medien gefragt im Zusammenhang Corona, Rechtsradikale und Verschwörungstheorien. Was gibt's da für eine Verbindung? Also dass jetzt Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben, wundert keinen, aber was haben da die Rechtsradikalen damit zu tun? #00:33:19-9#

Speaker 2: Nun, mir war einfach aufgefallen, dass, als diese Anti-Corona-Demonstrationen oder Kundgebungen in Nürnberg starteten, schon Ende April, als ich diese Szenerie beobachtet habe, dass da eben von Anfang an stadtbekannte Rechtsradikale, teilweise auch Neonazis, mit vor Ort waren. Und ich dachte mir, was ist denn da los? Und damit war es natürlich leider mein Thema, das zu beobachten. Ich hätte mich auch wirklich gefreut, mal um ein bisschen mehr Ruhe, aber es ist einfach so. Es war so, es wurde dann auch öffentlich thematisiert. Es war sehr viel Antisemitismus auf der Straße. Ich muss ehrlich sagen, ich war total geschockt, als ich Judensterne gesehen habe, ein totaler Tabubruch, als ich T-Shirts mit Q-Anon-Verschwörung, also eine antisemitische Verschwörung, auch in Nürnberg gesehen und fotografiert habe. Ich war total geschockt, und ich war vor allem auch geschockt, dass Leute, 1500 Leute sich dicht drängen an der Lorenzkirche. Und ich selber war wirklich immer so hin und her. Wie schaffe ich es selber, da auch noch einen Abstand herzukriegen, um mich selbst zu schützen? Weil das war eben nicht normal. #00:34:40-4#

Speaker 1: Mit den Juden sternen wollten sie symbolisieren, das wir wie die Juden im dritten Reich verfolgt werden? #00:34:49-0#

Speaker 2: So kann man das interpretieren. Also es wurde ja auch schon kolportiert, man würde jetzt im Faschismus leben, nur weil es eben es Kontaktbeschränkungen gab und natürlich auch war es ein, zwei Wochen also wirklich auch schon ganz schön hart, also wie die Kontaktbeschränkungen auch gefordert wurden. Aber ich denke, es war sinnvoll, es so zu machen, und nur so haben wir es geschafft, dass nicht so viele Menschen einfach jetzt gleichzeitig angesteckt werden, und ich denke, es war wirklich sinnvoll, es so zu machen. Man kann natürlich über alles mögliche kritteln und kradeln und hier kritisieren und da kritisieren, und auf einmal gibt es also ganz viele Menschen, die meinen, sie wären Experten, nur weil sie ein paar 100 Internet posts lesen, und das halte ich natürlich schon für sehr anmaßend. Ja. #00:35:46-0#

Speaker 1: Ja, ja und auch gefährlich ja, aber wir haben zu diesem Thema gemeinsam auch zwei Seminare am Bildungszentrum gehabt, das gemeinsam heißt, ich habe moderiert, sie waren unsere Expertin, und wir haben Online uns getroffen mit dem Publikum. Ich fand das sehr interessant, und wir hatten auch einige interessante Gespräche. Wir hatten auch keine Rechtsradikale im Publikum, sondern Menschen, die sich eben informieren wollten, oder aber auch Menschen, die tatsächlich in die auf die Demonstrationen gingen. Weil man muss schon sagen, natürlich sind diese Demonstrationen und diese Protestbewegungen vielleicht von Rechtsradikalen dominiert, kann ich nicht behaupten, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall nicht, nicht nur rechtsradikal. #00:36:35-0#

Speaker 2: Nein, auf jeden Fall nicht. Ich habe jetzt auch festgestellt, seitdem das thematisiert wurde, habe ich weniger von den Stadtbekannten jetzt da gesehen als jetzt beispielsweise bis Mitte Mai. Ich denke, wie ich es beobachte, geht es im Moment in eine schwer esoterische Richtung. Ja. Und man muss halt einfach mal gucken, wie sich das weiterentwickelt. Man muss es einfach beobachten, und vielleicht ist es auch irgendwann gar nicht mehr mein Thema, weil Esoterik ist per se nicht mein Thema jetzt. Man muss einfach gucken, aber man muss natürlich die Augen offen halten, und jeder soll auch die Chance kriegen, ja Dinge zu erkennen und zu verändern. Das ist natürlich mir auch sehr wichtig, Menschen nicht in eine Ecke zu drängen, irgendwie. Aber ich sage mal so, an sich jetzt auch diese Kundgebungen zu veranstalten und sich zu umarmen, demonstrativ, teilweise und so. Das ist schon auch ein Statement, das ich im Moment nicht persönlich nicht unterschreiben möchte, weil man bringt einfach Menschen damit in Gefahr. Und manchmal muss die Freiheit von Menschen eingeschränkt werden, um eben das Leben von anderen zu sichern. Es ist so! Und da sind wir gerade. #00:37:56-2#

Speaker 1: Das stimmt ja. Sie haben mindestens zwei Ausstellungen betreut, bzw. eine betreut und eine selbst konzipiert. Betreut haben sie die Ausstellung "Rechtsradikalismus in Bayern", also schon wieder Rechtsradikalismus und auch sehr lokal. Ähm, was bedeutet das eigentlich, eine Ausstellung zu betreuen? #00:38:18-7#

Speaker 2: Nun, in dem letztgenannten Fall handelt es sich um eine Wanderausstellung des Bayernforums der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ich glaube, dass ich seit zehn Jahren diese Ausstellung betreue, das heißt, ich kümmere mich darum, dass diese Ausstellung im Großraum Nürnberg gut ankommt und auch wieder weiter verschickt wird. Ähm, es wird kontrolliert, ob alles in Ordnung ist, und ich mache in der Regel dann auch einen Vortrag im Zusammenhang mit der Ausstellungspräsentation hier im Großraum Nürnberg, also Mittelfranken. Und das ist die eine Ausstellung, Ähm, und die andere Ausstellung, das ist "Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen". Die habe ich tatsächlich selber konzipiert, wie übrigens zwei andere Wanderausstellungen auch noch, und zwar die Ausstellungen über die Holocaustüberlebenden Franz Rosenbach und Joseph Jacobovic. Auch die sind nur gerade so ein bisschen, die Lagern bei uns im Keller, weil, ähm ich der Meinung bin, solange es eben noch Holocaustüberlebende gibt, die tatsächlich noch leben, hat das Vorrang, diese Menschen zu erleben, und die Ausstellungen können wir dann immer noch zeigen. Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen, natürlich als Nürnbergerin hier ein großes Thema. Wir haben also drei Mordopfer hier zu beklagen in Nürnberg und dann noch einen Überlebenden eines Bombenanschlags. Das wurde dann auch erst später im NSU-Prozess bekannt, dass es hier diesen Fall auch noch gibt. Und damit ist es natürlich ein Thema, das mich von Anfang an getroffen hat, und ich habe nicht damit gerechnet, dass diese Ausstellung so ein großer Erfolg wird. Ich habe mir damals gedacht, naja, wenn es zwölf mal gezeigt wird, bin ich ganz zufrieden, und jetzt ist über 200 Mal gezeigt worden, und es wird sicher nach der Corona Krise auch noch weitergehen. #00:40:13-5#

Speaker 1: Als Sie diese Ausstellung bei uns im Bildungszentrum präsentiert haben. So haben wir uns kennengelernt, und so habe ich sie auch erlebt bei Führungen durch die Ausstellung, aber auch in einem Gespräch mit dem Zeugen, der das Attentat in Nürnberg überlebt hat. Das war sehr rührend, auch spannend, und man kann es immer noch nicht fassen, dass diese ganze Geschichte so schrecklich verlaufen ist. Vielleicht muss man doch kurz zusammenfassen: zwischen 2000 und 2006 wurden in mehreren deutschen Großstädten, unter anderem auch in Nürnberg, neun rassistisch motivierte Morde an Kleinunternehmen mit Migrationshintergrund verübt. Und in Nürnberg hatten wir auch mit einem Bombenattentat und drei Morden zu tun. Heute wissen wir, dass diese Taten und auch der Polizistenmord von Heilbronn von der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) verübt wurden. Damals aber, und das ist besonders schrecklich an dieser schon schrecklichen Geschichte, damals, die behördlichen Ermittlungen fokussierten sich jahrelang auf die Opfer selbst und auf deren Angehörigen. Diese wurden stigmatisiert, viktimisiert, und das Leben der Familien der Opfer wurde zusätzlich zerstört, und in Richtung einer rechtsextremen Motivation wurde kaum ermittelt. Ja, und auch die Medien spielten dabei ihre negative Rolle, auch leider die lokale Presse in Nürnberg, indem sie die Taten als Dönermorde bezeichnet hatten und durchweg klischeehaft und rassistisch berichtet haben. #00:42:04-1#

Speaker 2: Ja, es geht ja noch weiter. Ich denke, das sind ja die Geschichten, die schon lange bekannt sind. Aber einige Familien beispielsweise leiden jetzt noch dann darunter, dass in einem schriftlichen Urteil, dieses Urteil dieses fünfjährigen Gerichtsverfahrens in München, dass sie, die ja auch die Zeugenaussagen gemacht haben, überhaupt nicht erwähnt werden und das der Richter bei der Urteilsverkündung vor zwei Jahren sie auch überhaupt nicht erwähnt hat. Im Gegenteil den Vater eines Mordopfers auch noch angedroht hat, er würde des Saales verwiesen werden, wenn er weiter so rumschreien würde, und er war einfach total aufgelöst, und die Neonazis konnten einfach klatschen und wurden nicht ermahnt. Ja, und das sind natürlich die Dinge, wo kein Rechtsfrieden hergestellt wurde. Es ist einfach so, und die Angehörigen sind teilweise sehr, sehr unzufrieden und auch Mehmet O., mit dem ich übrigens bis heute auch freundschaftlich verbunden bin. Er ist ja jemand, der aus seiner Heimatstadt und Geburtsstadt Nürnberg weggezogen ist wegen dieser Anschuldigungen und weil er es hier nicht mehr ausgehalten hat, das mit den Fingern auf ihn gezeigt wird, und jetzt lebt er ganz woanders. Und ja, ich versuche einfach immer, ein bisschen ihm auch noch zu zeigen. Es gibt ja noch andere hier in Nürnberg, und da waren die Veranstaltungen natürlich ganz toll, weil ich glaube, wir hatten dann vier Veranstaltungen in Nürnberg und Fürth, insgesamt mit mehreren 100 Menschen, die also auch sehr aufmerksam und betroffen waren, und das hat er natürlich auch mitgekriegt. Das is die Message, die rüberkommt, und die ist sehr wichtig. #00:43:54-0#

Speaker 1: Ja, das ist die Arbeit, die sie machen, aber ich glaube, auch andere Stellen müssten noch viel mehr Arbeit machen in dieser Richtung. Ich wollte schon die Frage stellen, gut, dass, das Prozess ist zu Ende, und jetzt ist alles aufgeklärt und verarbeitet, und die Gerechtigkeit hat gewonnen und die Täter und ihre Helfer erfasst und bestraft und die angehörigen Familien entschädigt, nicht wahr? #00:44:18-2#

Speaker 2: Nein, nein, eben nicht. Ja, klar. Also ein teilen natürlich schon, aber nicht so, wie sie sich das gewünscht hätten. Es kann sein, dass das ganze noch ewig läuft, bis man dann wirklich weiß, welche Strafmaße gelten. Nur einer, also ein Angeklagter, hat also seine Strafe angenommen. Das war auch der einzige, der Reue gezeigt hat und dem einige Familien auch die Reue abgenommen haben. Das war nur ein, also es ist nur ein Urteil bisher rechtskräftig, das andere kann sich noch, ich bin keine Juristin, aber vielleicht noch Jahre ziehen. #00:44:54-5#

Speaker 1: Mhm und wie ist ihr Gefühl? Sie haben viele Akte gelesen oder viel informiert. Wie ist ihr Gefühl, es ist alles tatsächlich aufgedeckt? #00:45:05-0#

Speaker 2: Nein, natürlich nicht. Nun also, dass beispielsweise in Hessen Akten zunächst für 120 Jahre unter Verschluss gehalten werden sollten, dann erst dann aufgrund dessen, dass eben Walter Lybke, ein CDU-Politiker, erschossen worden ist von einem Rechtsradikalen. Mutmaßlich muss man natürlich immer sagen, erst das hat dazu geführt, dass diese Frist dann auf 40 Jahre runter gesenkt worden ist, aber auch 40 Jahre. Also, ich meine, Sorry, ich bin jetzt 53, ich kann dann irgendwie meiner Tochter ins Testament schreiben. Ja, in 40 Jahren kannst du mal gucken, ja. Natürlich, die Menschen, die sich jetzt intensiv damit beschäftigt haben, die werden einfach da nicht mehr leben. Das ist klar. #00:45:56-0#

Speaker 1: Das ist eigentlich wahnsinnig traurig. Ja, und überhaupt sind das alles keine leichten Themen, mit denen sie sich beschäftigen, und einerseits haben sie mit rechtsradikalen oder jetzt mit Verschwörungstheoretikern zu tun, und auf der anderen Seite begegnen sie Holocaustüberlebenden und oder eben so Opfer. Das ist natürlich toll, aber ich kann es mir vorstellen, auch sehr belastend emotional. Wie kann man damit leben, ein normales Leben führen, wenn man ständig mit sowas konfrontiert wird? #00:46:28-5#

Speaker 2: Das ist eine gute Frage. Ich denke, wichtig ist ein wirklich ganz tolles soziales Umfeld. Ich habe also, ich sag mal, eine, meine beste Freundin seit über 20 Jahren, und das ist wahnsinnig wichtig, jetzt auch die Beziehung zu meinem Mann seit 17 Jahren, absolut stabil, absolut super, und die tragen auch alles mit. Jeder Morddrohung, alles. Meine Tochter, ich habe sie lange nicht erwähnt, weil sie eben ein Kind war und ich der Meinung war, bei meinem Job erwähn ich das mal lieber nicht. Aber sie wird jetzt bald 22, und wir haben wirklich ein super Verhältnis und haben einen ganz tollen Kontakt, und wir haben einfach, noch viele andere, natürlich auch. Aber ich sag mal so, wenn man so ein enges soziales Umfeld hat, das einfach alles mitträgt und einen unterstützt, und ohne das könnte man es nicht machen. Es ist vollkommen klar, und das ist natürlich etwas sehr, sehr wichtiges. Ansonsten ja, die Frage war wahrscheinlich ja, wie hält man das aus? Ich frag mich manchmal auch. Also manchmal erzähle ich die Geschichte, dass ich in Tirol, wo ich aufgewachsen bin. Da bin ich schon als Kind, musste ich diese Rodel rennen mitmachen. Und ich bin dann also in die österreichischen, also ich bin dann in so eine Kader-Mannschaft geraten und bin fünfte österreichische Staatsmeisterin im Naturbahnrodeln. Man muss sich das vorstellen, dass sind so ganz flache Rodeln, auf denen man liegt, und es geht dann ganz schnell, und da muss man, ich hatte vor jedem dieser Rennen eine wahnsinnige Angst, und ich habe einfach dann irgendwann in fünf, vier, drei, zwei, eins los, und dann musst du da runterfahren, und es sind so viele Unfälle auch passiert, also jetzt mit mir auch teilweise, aber andere waren noch viel schwerer getroffen. Ich glaube, ich hab da einfach gelernt, Angst zu überwinden. Das klingt blöd, aber es ist so. Ich bin als Kind da schon in diesem ja, ich musste einfach diese ganzen Ängste durch, und ich habe jetzt keine Angst vor diesen Dingen. Also ich kann sehr gut schlafen, und ich habe auch meine Methoden, wie ich mich dann entspannen kann. Also ich geh sehr gern Wandern, bin natürlich ein sehr großer Naturfan und ich liebe es, die fränkische Schweiz zu erkunden. Und ich glaube, wenn ich 80 bin oder noch älter, habe ich noch nicht alles gesehen, selbst bei uns hier. Es gibt so viel oder auch so viele Touren, die man gerne ein zweites Mal oder ein drittes Mal macht, weil es einfach total schön ist. Und auch Fahrradfahren, natürlich Fahrradtouren. Ich bin beispielsweise mal mit dem Fahrrad nach Wien gefahren, also das finde ich auch ganz toll, ja, und einfach so ein bisschen entschleunigen, sag ich mal, also für mich sehr wichtig, Natur. Ich gucke auch gerne Krimis, Tatort und so, ich löse auch gerne die Krimis. Das sind so meine Entspannungsgeschichten. #00:49:44-2#

Speaker 1: Aha, und da wir bei Bildungszentrum sind und bei uns ist Lernen groß geschrieben, da würde ich auch gerne fragen, was würden sie gerne noch lernen, wenn sie nur dazu kämen? #00:50:00-3#

Speaker 2: Ja, ich habe mich tatsächlich in der Corona Krise ertappt, mal wieder das Accordion auszupacken, aber dann war wieder alles Mögliche los, und ich kam nicht dazu, und die Nachbarn wollte ich dann auch nicht mit dem Geübe nerven, und das wäre natürlich schon etwas, wo ich vielleicht noch mal ansetzen würde: Akkordeon spielen. Ich würde auch gerne noch ein paar Sprachen vertiefen. Also ich habe ja vor 30 Jahren, übrigens in der Volkshochschule, so hieß es damals ja nicht Bildungszentrum. #00:50:34-4#

Speaker 1: Wir sind die Volkshochschule. Genau wir heißen nur ein bisschen anders. Sonst in Deutschland heißt es überall Volkshochschule. #00:50:39-9#

Speaker 2: Ich habe es quasi in der Volkshochschule in Nürnberg, Bildungszentrum Nürnberg, vor 30 Jahren einen Persisch Kurs belegt, und seitdem kann ich auch tatsächlich ein bisschen Alltags-Persisch. Es hängt auch damit zusammen, dass ich in meinem Leben sehr viele Iraner, also, die halt geflohen waren, damals in den 80er-Jahren, kennengelernt habe und mit einigen tatsächlich seit über 30 Jahren auch freundschaftlich verbunden bin. Und ich hab dann eben damals Persisch gelernt, auch die Schrift und so. Das würde ich gerne natürlich vertiefen, aber mir fehlt einfach die Zeit. Ich war auch in Russland vor, glaub ich, drei Jahren, habe einen Vortrag gehalten an der Universität Woronesch, und ich fand das auch sehr spannend mit diesen kyrilischen Buchstaben, die habe ich mir sofort angeeignet. Also ich glaube, ich wäre schon ein großer Sprachenfan, aber mir fehlt einfach die Zeit, und man muss da wirklich auch zwanghaft dann dranbleiben, sonst wird das nix,ja. Aber gut, wir werden sehen, man muss ja nicht alles machen. #00:51:42-9#

Speaker 1: Ja, nee, aber wenn sie mal Zeit haben, all das kann man bei uns lernen, von Akkorden bis Russisch. #00:51:50-8#

Speaker 2: Ich ich sage mal, wenn ich mal in Rente bin, ja! #00:51:54-3#

Speaker 1: Ja, warum nicht? Und jetzt kurz vom Abschluss des Gesprächs können sie noch mal gerne etwas meckern, wenn ich frage, was sie in der letzten Zeit besonders geärgert oder genervt hat? Meckerecke. #00:52:12-0#

Speaker 2: Ja, das kann ich ihnen genau sagen. Ich habe meinem Mann zum sechzigsten Geburtstag eine Reise geschenkt und gebucht über ein Reisebüro, und diese Reise wäre nach Italien gegangen, und zwar genau jetzt so ungefähr, und ich konnte diese Reise, wir können diese Reise natürlich nicht machen, weil es vom Auswärtigen Amt eine Reisewarnung für Italien gibt. Man darf durfte da gar nicht hin zu dem Zeitpunkt. Und das Reisebüro beziehungsweise diese, dieses Unternehmen möchte allen Ernstes, dass ich 1380 € bezahle, die gesamte Summe, für eine Reise, die ich nicht mal antreten konnte, und sie lassen sich nicht mal darauf ein, dass ich sage, wie wäre es mit einem Gutschein, dass man sagt, nächstes Jahr halt in dem Wert eine andere Reise? Nein, nichts! Und das finde ich schon, ehrlich gesagt, ganz schön gemein. Darüber habe ich mich geärgert. #00:53:11-9#

Speaker 1: Auf jeden Fall! Frau Mair, vielen Dank für das super interessante Gespräch, und sie, liebe Zuhörerinnen, möchte ich schon jetzt zur nächsten Folge einladen. Wir werden neue Folgen des Podcast einmal in der Woche veröffentlichen, immer donnerstags, und weitere Informationen über diese und weitere Folgen finden sie unter www. Nürnberg.de/Podcast bis nächste Woche, auf wiederhören. Danke nochmal. #00:53:49-1#

Speaker 2: Ja, sehr gerne, tschüss, tschüss! #00:53:52-4#

Speaker 1: Sind sie noch da? Dann haben wir für sie noch was Süßes zum Nachtisch. Glücksmomente. #00:54:22-8#

Speaker 2: Ich bin gestern nach Hause gekommen aus dem Büro, und meine Kinder sind auf mich zugelaufen, als wenn ich zwei Wochen auf Dienstreise gewesen wäre und nicht da gewesen wäre, und haben sich wie Bolle gefreut, mich zu sehen, und das war unglaublich schön, mein Glücksmoment! #00:54:43-1#

Dieses Projekt/Diese Maßnahme/Initiative leistet einen wichtigen Beitrag, Nürnberg schrittweise inklusiver zu gestalten. Es/Sie ist Teil des Nürnberger Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Den Ersten Aktionsplan hat der Nürnberger Stadtrat im Dezember 2021 einstimmig beschlossen. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in Nürnberg zu verwirklichen, wurden und werden umfangreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter www.inklusion.nuernberg.de.

Als unermüdliche Beobachterin rechtsradikaler Erscheinungsformen hat sich Birgit Mair einen Namen gemacht. Sie recherchiert über Nazis früher und heute; spricht mit Holocaustüberlebenden und dokumentiert ihre Erzählungen; arbeitet mit Parteistiftungen und Schulen zusammen; analysiert das NSU-Verbrechen und die Geschichte seiner misslungenen Aufklärung.

Die Aufklärungsarbeit brachte ihr auch schon mal Morddrohungen ein. Aber sie macht weiter – denn ihre Familie gibt ihr dafür viel Stärke und den so notwendigen Halt. Seit 2004 führte Birgit Mair im Auftrag des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. mehr als eintausend Bildungsveranstaltungen gegen Neonazismus und Rassismus sowie dreihundert Zeitzeugengespräche mit Holocaust-Überlebenden durch. Die Einnahmen des Vereins werden hauptsächlich durch Vortragsveranstaltungen in Schulen und öffentlichen Einrichtungen erzielt. Die Corona-Virus-Pandemie führte dazu, dass nahezu alle Vortragsveranstaltungen von Mitte März bis Juli 2020 abgesagt wurden. Damit ist die Arbeit des Vereins akut gefährdet. Sie können die Bildungsarbeit gegen Rechts mit einer Spende unterstützen. Der Verein ist gemeinnützig anerkannt und kann Spendenquittungen ausstellen. Weitere Informationen

Aufgenommen am: Freitag, 5. Juni 2020
Veröffentlicht am: Donnerstag, 18 Juni 2020
Moderation: Grazyna Wanat
Im Gespräch: Birgit Mair

Alle weiteren Folgen von KontaktAufnahme – der Podcast des Bildungszentrums Nürnberg finden Sie hier. Jede Woche, immer donnerstags, veröffentlichen wir ein neues Gespräch. 

Wen sollen wir noch befragen - haben Sie Ideen und Anregungen? Oder möchten Sie Ihre eigenen „Glücksmomente“ (immer am Ende des Interviews zu hören) an uns schicken? Schreiben Sie uns an