Nicolaus-Copernicus-Symposium 2025
Grenzen des Wissens – Menschliche Neugier und Wege zu verlässlicher Erkenntnis

Gemeinsame Veranstaltung vom Nicolaus-Copernicus-Planetarium der Stadt Nürnberg, dem FAU Kompetenzzentrum für interdisziplinäre Wissenschaftsreflexion (ZIWIS) der FAU Erlangen-Nürnberg und dem Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes
In der Astrophysik wird oft von Dunkler Materie und Schwarzen Löchern gesprochen, in den Neurowissenschaften über Bewusstsein und den freien Willen. Und laut Biologie teilt der Mensch einen Großteil seiner Gene mit der Fruchtfliege. Aber wissen wir eigentlich, wie verlässlich die Erkenntnisse sind, die uns die Wissenschaft jetzt zum heutigen Tag anbietet? Im diesjährigen Nicolaus-Copernicus-Symposium machen wir uns auf die Suche nach den Grenzen unseres Wissens und worin diese begründet sind. Was verstehen wir unter „Wissen“? Mit welchen Methoden können wir Erkenntnisse erlangen? Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Welche Einsichten setzen sich durch und warum? Wie zuverlässig sind die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen? Und am Ende steht die große Frage: Was können wir wissen?
Fragen über Fragen, die wir gemeinsam mit Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen beleuchten wollen, mit dem Ziel die Grenzen des Wissens auszuloten und darüber miteinander ins Gespräch zu kommen. Freuen Sie sich auf zweieinhalb Tage voller spannender Einblicke und anregender Diskussionen!
Freitag, 4. April 2025, 19 bis 21 Uhr
Auftaktveranstaltung mit Prof. Dr. Metin Tolan (Buchungsnr. 00991)
Samstag, 5. April 2025, 9.30 bis 18 Uhr
Vorträge, Diskussionsrunden und Pubquiz
Vortragssession 1, 9.30 bis 12.45 Uhr (Kursnr. 00992)
Vortragssession 2, 14.45 bis 18 Uhr (Kursnr. 00993)
Samstag-Abend-Special „Pubquiz“ 18.15 – 19.45 Uhr (ist bei Buchung des gesamten Symposiums oder einer der Vortragsessions inbegriffen, keine extra Buchung notwendig)
Sonntag, 6. April 2024 09.30 bis 12.45 Uhr
Vorträge, Diskussionen und Abschlusspodium (Kursnr. 00994)
Das dreitägige Symposium kann auch als Gesamtveranstaltung unter der Kurs-Nr. 00990 gebucht werden. Alternativ können die Programmteile unter den angegebenen Kursnummern auch einzeln gebucht werden.
Gesamtveranstaltung jetzt buchen
FAU-Mitarbeitende und FAU-Studierende können unter Vorlage Ihrer Immatrikulationsbescheinigung bzw. ihres Mitarbeitendenausweises kostenlos an der Veranstaltung teilnehmen. Melden Sie sich trotzdem bitte vorher online für die Veranstaltung an und geben Sie das Stichwort „FAU“ im Bemerkungsfeld des Anmeldeformulars an. Aus Verwaltungsgründen müssen Sie zwar ebenfalls Ihre IBAN hinterlegen, allerdings wird Ihnen kein Betrag abgebucht.
Ablauf des Nicolaus-Copernicus-Symposiums
Freitag, 4. April 2025
Auftaktveranstaltung mit Prof. Dr. Metin Tolan
Die STAR TREK Physik - Warum die Enterprise nur 158 Kilo wiegt und andere galaktische Erkenntnisse

Wie genau nehmen es die Star Trek Macher eigentlich mit der Physik? Erstaunlich genau! Das ist der Inhalt dieses Vortrages. Ob Spock in Windeseile ausrechnet, dass genau 1771551 Tribbles in den Laderaum der Enterprise passen, ob sich die Enterprise wirklich in der Nähe des Sterns Sigma Draconis des Spektraltypus Gamma 9 befinden kann, oder warum man nur mit dem Warp-Antrieb die gigantischen Entfernungen des Universums überbrücken kann – all diese Fakten, die bei Star Trek immer wieder vorkommen, werden erklärt und gezeigt, dass bei Star Trek nichts dem Zufall überlassen bleibt, sondern alle genannten Daten immer auf handfester Physik beruhen.
Erfahren Sie mehr zu Prof. Dr. Metin Tolan
Prof. Dr. Metin Tolan ist Physiker und Wissenschaftskabarettist. 2001 bis 2021 war er Professor für Experimentelle Physik an der Technischen Universität TU Dortmund, 2021 bis 2024 Präsident der Universität Göttingen. Neben der wissenschaftlichen Arbeit hält er populärwissenschaftliche Vorträge über die humoristisch-physikalische Betrachtung von Fußball, Film und Fernsehen. 2018 erschien sein Buch „Manchmal gewinnt der Bessere – die Physik des Fußballs“, 2016 (als TB 2017) „Die STAR TREK Physik“ und 2008 (als TB: 2020) „Geschüttelt, nicht gerührt: James Bond im Visier der Physik“ (alle bei Piper).
Samstag, 5. April 2025
Session 1
Empfang 9 bis 9.30 Uhr
Vorträge und Diskussion 9.30 bis 12.45 Uhr

9.30 bis 10.15 Uhr
Was können wir wissen?
Eine Auseinandersetzung mit der skeptischen Herausforderung.
Prof. Dr. Gerhard Ernst, Philosoph an der FAU Erlangen-Nürnberg
Die Frage, was wir überhaupt wissen können, ist eine der zentralen Fragen der Philosophie. Sie gewinnt ihre besondere Dringlichkeit durch die Tatsache, dass zwei (sehr einfache) Argumente zu zeigen scheinen, dass wir (so gut wie) nichts wissen können! Das wäre allerdings nicht nur überraschend, sondern höchst beunruhigend, nicht zuletzt mit Bezug auf unser Vertrauen in die Wissenschaft. In diesem Vortrag werde ich die skeptische Herausforderung vorstellen und Wege aufzeigen, wie man mit ihr umgehen kann.
Erfahren Sie mehr zu Prof. Dr. Gerhard Ernst
Prof. Dr. Gerhard Ernst, geb. 1971, studierte Physik und Philosophie an der LMU in München. Nach einer Professur in Stuttgart ist er seit 2012 Inhaber des Lehrstuhls I für Philosophie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Ernst wurde mit dem Wolfgang-Stegmüller-Preis der Gesellschaft für analytische Philosophie ausgezeichnet und ist Autor zahlreicher Fachpublikationen, v.a. zur Erkenntnistheorie und zu den Grundlagen der Ethik, u.a. „Das Problem des Wissens“ (2002) und „Einführung in die Erkenntnistheorie“ (2007, 2009, 2011). Seine Forschung widmet sich Themen der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, der Metaethik, der philosophischen Methodologie sowie der Geschichte der Philosophie.

10.15 bis 11 Uhr
An den Grenzen des Alltagswissens
Wie Wissenschaft unser Lernen aus Erfahrung verbessert
Prof. Dr. Andreas Bartels, Philosoph an der Universität Bonn
Auf die Frage, wodurch unser Wissenschaftsvertrauen gerechtfertigt wird, hat die Philosophie zwei verschiedene Antworten hervorgebracht: eine rationalistische und eine empiristische. Rationalisten wie Immanuel Kant waren der Meinung, dass jede (erfolgreiche) empirische Wissenschaft ein Fundament im reinen Denken besitzt. Empiristen wie Francis Bacon glaubten dagegen an eine besondere wissenschaftliche (induktive) Methode des Schließens aus der Erfahrung. Heute setzen wir stattdessen auf eine Vielfalt von Hypothesen und Methoden, auf Lernoffenheit und ständiges Infragestellen von Ergebnissen.
Unabhängig vom grundsätzlichen Wissenschaftsvertrauen stellt sich aber häufig die Frage nach der Akzeptanz für einzelne wissenschaftliche Studien und deren Ergebnisse. Anhand einer virologischen Studie über die Infektiosität von Kindern aus der Zeit der Corona-Epidemie werde ich zeigen, dass der epistemische „Mehrwert“ (erfolgreicher) wissenschaftlicher Arbeit darin besteht, unser Lernen aus Erfahrung zu verbessern, indem kausale Einflüsse auf die Daten aufgedeckt werden, die unser alltägliches Schließen verfälschen.
Erfahren Sie mehr zu Prof. Dr. Andreas Bartels
Prof. Dr. Andreas Bartels studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Gießen; 1979 Diplom in Mathematik; Promotion zum Dr. phil. 1984 in Gießen mit einer Arbeit über Kausalitätsverletzungen in allgemeinrelativistischen Raumzeiten. Habilitation in Philosophie 1992 in Gießen mit der Arbeit Bedeutung und Begriffsgeschichte. Die Erzeugung wissenschaftlichen Verstehens. 1990/91 Visiting Fellow am Center for Philosophy of Science, University of Pittsburgh. 1993-97 Vertretungs-Professor an den Universitäten Heidelberg, FU Berlin, Gießen, Jena, LMU München und Erfurt. 1997-2000 Professur für Wissenschaftstheorie und Philosophie der Technik an der Universität Paderborn. 2000-2019 Professur für Natur- und Wissenschaftsphilosophie an der Universität Bonn, 2014-2018 Dekan der Philosophischen Fakultät. 2005-2008 Koordinator VW-Forschungsgruppen Wissen und Können – Kognitive Fähigkeiten biologischer und künstlicher Systeme sowie (2008-2010) Natürliche Voraussetzungen kognitiver und sozialer Fähigkeiten. 2016-2019 Principal Investigator in der DFG-Forschungsgruppe Induktive Metaphysik.
Buchveröffentlichungen u.a. Grundprobleme der modernen Naturphilosophie, UTB 1996, Strukturale Repräsentation, mentis 2005; Wissenschaftstheorie. Ein Studienbuch, mentis 2009 (hrsg. mit Manfred Stöckler); Naturgesetze in einer kausalen Welt, mentis 2015; Wissenschaft, de Gruyter 2021; Weshalb auf die Wissenschaft hören?, Springer 2022 (hrsg. mit Dennis Lehmkuhl), Grundprobleme der modernen Naturphilosophie, Springer 2023 (Neubearbeitung).

11.30 bis 12.15 Uhr
Zur gesellschaftlichen Prägung des Wissens
Die Grenzen des Wissens aus Sicht der Soziologie
Prof. Dr. Sebastian Büttner, Soziologe an der FAU Erlangen-Nürnberg
Die Grenzen des Wissens werden bei weitem nicht nur durch naturwissenschaftliche Erkenntnisprozesse bestimmt. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass sie schon immer ganz wesentlich von sozialen Strukturen, Machtverhältnissen und vorherrschenden kulturellen Normen mitgeprägt wurden. Dieser Vortrag beleuchtet, wie soziale Verhältnisse und gesellschaftliche Strukturen unser Verständnis von Wissen aber auch von Nicht-Wissen beeinflussen. Dabei wird auch verdeutlicht, wie stark die Wissenschaften heute unser Alltagsleben prägen. Dies erhöht jedoch nicht unbedingt das Vertrauen in die Wissenschaft. Stattdessen verschärfen sich Spannungen zwischen dem Wunsch nach Klarheit und dem Bewusstsein für die Unsicherheiten und Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Erfahren Sie mehr zu Prof. Dr. Sebastian Büttner
Prof. Dr. Sebastian Büttner ist außerplanmäßiger Professor am Institut für Soziologie an der FAU und wissenschaftlicher Projektleiter der Transferunit Wissenschaftskommunikation an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Er studierte Soziologie in Bamberg, promovierte in Bremen und absolvierte neben seiner Lehrtätigkeit an der FAU in den vergangenen Jahren eine Reihe von Lehr- und Forschungsaufenthalten im In- und Ausland. Er ist Autor zahlreicher Publikationen, u.a. Herausgeber des Bandes: Umstrittene Expertise: Zur Wissensproblematik der Politik (2021). Zu seinen Forschungsinteressen zählen soziologische Theorien, Wissens- und Wissenschaftssoziologie, Politische Soziologie sowie die makrosoziologische Gesellschaftsanalyse.
12.15 bis 12.45 Uhr
Diskussionsrunde
Samstag, 5. April 2025
Session 2
Vorträge und Diskussion 14.45 bis 18 Uhr

14.45 bis 15.30 Uhr
Spiele an der Grenze der Mathematik
Von Gödel bis zu großen Unendlichkeiten
Prof. Dr. Sandra Müller, Mathematikerin an der TU Wien
Die Mathematik ist bekannt als eine exakte Wissenschaft: Jede Aussage scheint entweder wahr oder falsch zu sein in dem Sinne, dass man sie beweisen oder widerlegen kann. Kurt Gödel konnte bereits in den 1930er Jahren zeigen, dass dies gar nicht stimmt. Es gibt in der Mathematik Aussagen, die weder bewiesen noch widerlegt werden können. Gödel hat dafür eine sehr abstrakte Aussage herangezogen, aber heutzutage sind viele Beispiele aus alltäglicheren Gebieten der Mathematik bekannt, die weder bewiesen noch widerlegt werden können. Besonders viele solcher Aussagen gibt es in der Forschung an sogenannten großen Unendlichkeiten. Ein Beispiel, welches wir im Vortrag genauer anschauen werden, sind Gewinnstrategien in unendlichen Spielen.
Erfahren Sie mehr zu Prof. Dr. Sandra Müller
Sandra Müller hat bereits während ihrer Schulzeit für Mathematik gebrannt und schon ab der 10. Klasse Vorlesungen in Mathematik und Informatik an der Universität Münster besucht. Im Jahr 2016 hat sie dort promoviert und war seit 2017 Universitätsassistentin an der Universität Wien. Im Jahr 2020 hat sie ein L’Oréal Österreich Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und ein Elise Richter Stipendium des Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) erhalten, mit welchem sie 2021 an die TU Wien gewechselt ist. Im Jahr 2022 folgte dann der renommierte START Preis des FWF, der Preis der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft und die Aufnahme in die Junge Akademie der ÖAW. Seit 2023 ist Sandra Müller Assoziierte Professorin für Mengenlehre an der TU Wien.

15.30 bis 16.15 Uhr
Fang mich, wenn du kannst!
Lassen sich Quantenteilchen (be)greifen?
Dr. Simon Moser, Festkörperphysiker an der LMU Würzburg
Elektronen sind kleine, unsichtbare Quantenteilchen, die durch ein Kabel fließen und z.B. ein Handy zum Laufen bringen. Oftmals benehmen sie sich aber auch wie Wellen, die an mehreren Orten zugleich von Hindernissen gebeugt, gebrochen und wieder neu zusammengesetzt werden können. Mit solchen Bildern versucht der Mensch, die verrückte Natur der Quantenwelt zu begreifen. Doch wenn es nach dem Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg geht, sollte man die Frage – „Ist ein Elektron Welle oder Teilchen?“ – erst gar nicht stellen. Denn in der Quantenphysik zählt am Ende nur eines: die Beobachtung im Experiment. Alles andere ist „nur“ ein Werkzeug um uns das Unbegreifbare begreifbar zu machen.
Aber muss man immer so genau sein? Oder ist es vielleicht doch erlaubt, sich ein Bild von Quanten zu machen? Dieser Vortrag schlägt eine Brücke zwischen unserer Vorstellungskraft und der rätselhaften Schönheit der Quantenwelt.
Erfahren Sie mehr zu Dr. Simon Moser
Dr. Simon Moser, geb. 1983, studierte bis 2010 Physik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Stony Brook University in New York. Nach seiner Promotion 2014 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne und einem Postdoc-Aufenthalt am Lawrence Berkeley National Laboratory forscht er seit 2019 im Exzellenzcluster ct.qmat - Complexity and Topology in Quantum Matter der Universitäten Würzburg und Dresden an den Eigenschaften von Elektronen im Festkörper.

16.45 bis 17.30 Uhr
Dunkle Materie vs. Modifizierte Gravitation
Stoßen wir an die Grenzen der Astronomie?
Dr. Marcel Pawlowski, Astrophysiker an der Universität Potsdam
Die Astronomie ist als beobachtende Wissenschaft besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Gleichzeitig stellt sie fundamentale Fragen, wie nach der grundsätzlichen Beschaffenheit des Kosmos. So kommt es oft zum Wettstreit widersprüchlicher Theorien. Ein Beispiel: Dunkle Materie. Während die klassische Gravitation ihre Existenz aus der Dynamik von Galaxien schlussfolgern muss, schlägt die Modifizierten Newtonschen Dynamik (MOND) vor, dass sich Gravitation bei niedrigen Beschleunigungen anders verhält und macht erstaunlich erfolgreiche Vorhersagen. Kann die Astronomie solch widersprüchliche Interpretationen auflösen?
Erfahren Sie mehr zu Dr. Marcel Pawlowski
Dr. Marcel S. Pawlowski ist Astrophysiker am Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam und leitet dort eine im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs geförderte Forschungsgruppe zum Thema „Kosmische Choreographien“. Nach dem Studium der Physik und Promotion in Astrophysik an der Universität Bonn war er fünf Jahre in den USA, unter anderem als NASA Hubble Fellow an der University of California, Irvine. In seiner Forschung befasst er sich mit Dunkler Materie und der Verteilung und Bewegung von Zwerggalaxien um größere Muttergalaxien. Er testet insbesondere, ob Beobachtungen des Universums mit Erwartungen aus kosmologischen Simulationen übereinstimmen. Sein aktuelles populärwissenschaftliches Buch “Von tanzenden Galaxien, Dunkler Materie und anderen kosmischen Rätseln” ist im FinanzBuch Verlag erschienen.
17.30 bis 18 Uhr
Diskussionsrunde
18.15 bis 19.45 Uhr
Samstag-Abend-Special „Pubquiz“
Eine zusätzliche Anmeldung zu diesem Programmpunkt ist für Teilnehmer des gesamten Symposiums bzw. einer Vortragssession nicht nötig. Diese Buchungen beinhalten das Samstag-Abend-Special. Es findet vor Ort im Nicolaus-Copernicus-Planetarium statt.
Sonntag, 6. April 2025
Session 3
Empfang 9 bis 9.30 Uhr
Vorträge und Diskussion 9.30 bis 12.45 Uhr

9.30 bis 10.15 Uhr
Grenzüberschreitungen mit KI?
Wie sich Künstliche Intelligenz auf den Wissenserwerb auswirkt
Prof. Dr. Claus Beisbart, Physiker und Philosoph an der Universität Bern
Ob es um Himmelskörper, Proteine oder Gemälde geht: In vielen Wissenschaften wird der Wissenserwerb heute mit Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt. Das weckt einerseits die Hoffnung, dass wir mit KI den Horizont des Wissbaren erweitern können. Andererseits sind KI-Anwendungen wie neuronale Netze für uns kaum zu durchschauen. Der Vortrag diskutiert daher genauer, inwiefern wir mit KI unser Wissen erweitern können. Ein besonderer Fokus liegt auf den Fragen, warum neuronale Netze für uns so schwierig zu verstehen sind, was wir vielleicht noch über sie lernen können und was das für die Zukunft der Wissenschaften bedeutet.
Erfahren Sie mehr zu Prof. Dr. Claus Beisbart
Prof. Dr. Dr. Claus Beisbart ist ein Grenzgänger zwischen den Naturwissenschaften und der Philosophie. Er promovierte zunächst in München in Physik zur Frage, wie die Galaxien im (fast?) grenzenlosen Universum verteilt sind. Seit seiner zweiten Promotion in Philosophie ebenfalls in München interessiert er sich als Wissenschaftstheoretiker für die Grenzen der Wissenschaften. Dabei arbeitet er vor allem zu computerbasierten Methoden wie Computersimulationen und Machine Learning, zu Erkenntnisgrenzen in der Kosmologie sowie zum Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit. Er forscht seit 2012 an der Universität Bern.

10.15 bis 11 Uhr
Verschwörungstheorien
Alternatives Wissen oder vernünftige Theorien?
Judith Faessler, Expertin für Extremismus und Terrorismus am bay. Landesamt für Verfassungsschutz
Warum wir klug genug sein sollten, um zu wissen, dass wir dumm genug sein können, Verschwörungskonstrukte zu glauben:
Wir alle vertreten Verschwörungstheorien. Mehr oder weniger seriöse. Tatsächlich werden in der öffentlichen Diskussion überwiegend die absurden Verschwörungskonstrukte thematisiert – auf ihre Anhänger schaut man mit herablassender Häme oder Unverständnis herab. Tatsächlich sollte man Verschwörungstheorien zunächst ernst nehmen – und zwar genauso, wie man jede andere Theorie und Hypothese wissenschaftstheoretisch prüft und beurteilt. Bevor Watergate oder Wirecard sich als zutreffend herausstellten, mussten sich die Enthüllungsjournalisten als Verschwörungstheoretiker diffamieren lassen. Das muss nicht sein, gerade wenn man von der eigentlichen, neutralen Bedeutung des Begriffs Verschwörungstheorie ausgeht. Wie aber kann ich seriöse von unseriösen Verschwörungstheorien unterscheiden? Welche Verschwörungstheorien sind gefährlich? Warum handeln Menschen aufgrund dieser Verschwörungstheorien?
Erfahren Sie mehr zu Judith Faessler
Judith Faessler hat in München Orientalistik und Philosophie studiert. Seit über zwanzig Jahren forscht und arbeitet sie beim bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz zu den Themen Extremismus und Terrorismus. Selbstverständlich umfasst die Arbeit damit zahlreiche weitere Themen, wie Antisemitismus, Rassismus usw., aber auch Säkularismus. Im Juli 2023 erschien Band 2 der Reihe »Dossier Verschwörungstheorie« (den sie gemeinsam mit Andreas Edmüller schrieb) unter dem Titel »Verschwörungstheorien als Waffe – Wie man die Tricks der Verschwörungsgauner durchschaut und abwehrt«, im Rediroma-Verlag. Seit Mai 2024 ist sie Vorstandsmitglied in der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften GWUP e.V.

11.30 bis 12.15 Uhr
Berichten in Zeiten der Unsicherheit
Der öffentliche Umgang mit Grenzen des Wissens
Dr. Christina Berndt, Leitende Redakteurin im Ressort Wissen der Süddeutschen Zeitung
In Zeiten der Unsicherheit kann man sich in der Wissenschaft darauf zurückziehen, dass es gerade kein Wissen zu vermitteln gibt. Man kann in Ruhe weiterforschen und mit dem Publizieren warten, bis man etwas zu kommunizieren hat. Medien aber müssen auch dann berichten, wenn die Wissenslücken groß sind. Denn das öffentliche Bedürfnis nach Information ist in unsicheren Zeiten besonders hoch. Der Vortrag beleuchtet anhand positiver wie negativer Beispiele, wie Journalistinnen und Journalisten diesen Spagat zu meistern versuchen und was gelungene Berichterstattung von misslungener unterscheidet.
Erfahren Sie mehr zu Dr. Christina Berndt
Dr. Christina Berndt ist Leitende Redakteurin im Ressort Wissen der Süddeutschen Zeitung. Sie arbeitet als Autorin, Journalistin und Rednerin zu Themen aus Psychologie, Medizin und Lebenswissenschaften. Für ihre Doktorarbeit erhielt sie den Promotionspreis der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Auch ihre journalistischen Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie den Wächterpreis der Tagespresse für die Enthüllungen der Transplantationsskandale, den Ehrenpreis der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie für nachhaltig gute Berichterstattung zur psychischen Gesundheit und wurde mehrmals unter die „Wissenschaftsjournalisten des Jahres“ gewählt, zuletzt 2021 auf Platz 1.
12.15 bis 12.45 Uhr
Abschlussdiskussionsrunde