Mensch und Natur sind sowohl Opponenten wie Geschwister. Schon in der voraufklärerischen Selbstermächtigung des Menschen in der Renaissance nimmt der zivilisatorische Fortschritt ein beeindruckendes Tempo auf. In der berühmten Rede Pico della Mirandolas und der naturwissenschaftlichen Zuversicht eines Francis Bacon scheint ein großer Optimismus auf und die Überzeugung, dass die Beherrschung von Natur und Welt von Gott dem Menschen aufgetragen. In der Romantik wird dem Menschen zum ersten Mal etwas bange vor der eigenen Rationalität und Zweckhaftigkeit. Entsprechend stehen Gefühl und Korrespondenz mit der Natur hoch im Kurs. Nach überwältigenden Fortschritten in Technik und Medizin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dann aber dem Schock des ersten Weltkrieges stehen die Zeichen wieder mehr auf ganzheitlicher Harmonie und naturgemäßer Lebensweise als Antithese zum städtischen Asphaltdschungel. Diese berechtigte Kritik an Merkantilisierung, Verflachung und Verfall wird allerdings von den völkischen Bewegungen und dem Nationalsozialismus rassistisch und antikommunistisch missbraucht und der Teufel mit Belzebub ausgetrieben.
Erst ein halbes Jahrhundert später wird den hochindustrialisierten Ländern ihr eigener wirtschaftlicher Erfolg erneut zur Bedrohung. Die politische Erkenntnis einer drohenden ökologischen Katastrophe hat eine Fülle scharfsinnige Analysen zu Folge, der eine geringe Anzahl nicht immer ernsthafter Bemühungen zur Abwendung derselben gegenübersteht.
Das globale Szenario lässt niemanden kalt und die eigentlich notwendige Umkehr, die tiefgreifende Änderung unserer Lebensweise wird vom Norden und Süden, westlichen Ländern und den übrigen unterschiedlich gesehen. Auch die individuellen Bereitschaften. Konsequenzen zu ziehen, sind breit gestreut. Das Pascalsche Verdikt, dass die Übel in der Welt vom Unvermögen der Menschen herrührten, ruhig in ihren Kammern zu bleiben, stößt im Zeitalter des Tourismus auf wenig Verständnis. Abenteuer, Grenzerfahrung, Heroismus, das Unmögliche anzustreben, um wenigstens das Mögliche zu erreichen sind tief in der „Natur“ der Menschen verankert. In einer gut versicherten Welt, die Erdbeben, Wasserfluten oder Schneestürme nur gelegentlich sendet, kann der Extremsport Abhilfe bieten und den Kick des Überleben-Könnens verschaffen. Aber waren Magellan oder die Polarforscher nicht ähnlich gestrickt und wollten die zeitbezogen deutlich größeren Gefahren des Alltags noch einmal toppen?
- 10.09.2024: Lauren Groff, Die weite Wildnis
- 24.09.2024: Christoph Ransmayr, Die Schrecken des Eises und der Finsternis
- 08.10.2024: Albert Camus, Die Pest
- 22.10.2024: Esther Kinsky, Rombo
- 05.11.2024: Vladimir Sorokin, Der Schneesturm
- 19.11.2024: Marlen Haushofer, Die Wand
- 03.12.2024: Nastassja Martin, An das Wilde glauben
- 17.12.2024: Richard Powers, Erstaunen
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Datum | Uhrzeit | Raum | Kursleitung |
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20240910
Dienstag, 10.09.2024 |
von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Orangerie 4.24 (Bildungszentrum) | Stefan von Fragstein |
20240924
Dienstag, 24.09.2024 |
von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Orangerie 4.24 (Bildungszentrum) | Stefan von Fragstein |
20241008
Dienstag, 08.10.2024 |
von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Orangerie 4.24 (Bildungszentrum) | Stefan von Fragstein |
20241022
Dienstag, 22.10.2024 |
von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Orangerie 4.24 (Bildungszentrum) | Stefan von Fragstein |
20241105
Dienstag, 05.11.2024 |
von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Orangerie 4.24 (Bildungszentrum) | Stefan von Fragstein |
20241119
Dienstag, 19.11.2024 |
von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Orangerie 4.24 (Bildungszentrum) | Stefan von Fragstein |
20241203
Dienstag, 03.12.2024 |
von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Orangerie 4.24 (Bildungszentrum) | Stefan von Fragstein |
20241217
Dienstag, 17.12.2024 |
von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr |
Orangerie 4.24 (Bildungszentrum) | Stefan von Fragstein |